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    Die amerikanische Verschuldungsmaschine - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 22.01.01 14:02:27 von
    neuester Beitrag 10.01.09 21:07:14 von
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      schrieb am 22.01.01 14:02:27
      Beitrag Nr. 1 ()
      Den Text habe ich beim Surfen entdeckt.
      Ist ein bisschen lang zum Lesen, aber hochinteressant...
      Was haltet Ihr davon?


      Die amerikanische Verschuldungsmaschine

      Die meisten Schulden wurden gemacht, um den Hightech-Boom in den USA zu finanzieren

      Betrachtet man das amerikanische Wirtschaftswunder etwas näher, so sieht man immer weniger ein Wunder und ist zunehmend verwundert über das Ausmaß der Verschuldung, das sich dieses Land leistet. Fast hat es den Anschein, also ob die vor allem auf Technologie basierende Net Economy sich auf einem Drogentrip befände. Zumindest kamen einem die Bewertungen zahlreicher Technologiefirmen im Frühjahr 2000 wie eine Halluzination vor, an der Timothy Leary seine helle Freude gehabt hätte. Das als Aktienkapitalismus gefeierte System hat bei näherem Hinsehen jedoch gravierende Mängel. Der Hauptmangel ist der immense Schuldendienst, den die Amerikaner leisten müssen.

      Am 18. August 2000 betrug der  öffentliche Schuldenstand 5.670.329.490.959,40 US-$ oder, anders ausgedrückt, etwa 5,7 Billionen US-$. Bei einer Bevölkerungszahl von etwa 276.200.220 Amerikanern entspricht dies einer Verschuldung von etwa 20.450 US-$ pro Bürger. Die Schulden nehmen pro Tag um weitere 45 Millionen US-$ zu und haben mittlerweile etwa 350 % des Sozialproduktes der USA erreicht. Am 17.1. 2001 betrug der Schuldenstand bereits 5,718,517,343,351.92 Dollar.

      Man kann es drehen, wie man will: Nach den klassischen Buchhaltungsprinzipien wäre Amerika pleite, wenn wir nicht wissen würden, dass ein Staat nicht pleite gehen kann, da er ja jederzeit die Notenpresse ankurbeln oder im Falle aller Fälle eine Währungsreform durchführen kann. Betrachtet man die Verschuldung pro Fiskaljahr seit 1989, so sieht man, dass sich in den zurückliegenden 10 Jahren die Verschuldung von 2,86 auf 5,66 Billionen US-$ zwar verdoppelt hat, was jedoch nichts im Vergleich zur Verschuldungsexplosion während der Reagan- und Bush-Ära ist, als sich die Schulden in etwa vervierfachten.

      Die Kehrseite des amerikanischen Wirtschaftswunders

      Für Ludwig Erhard war es unvorstellbar, dass ein Volk mehr an Werten verzehren kann, als es geschaffen hat. Da der gemessene Produktivitätsanstieg in den USA zwischen 1970 und 1995 deutlich niedriger ist, als während der gesamten Phase der Nachkriegszeit bis zum Ende der 60er Jahre, muss man sich die Frage stellen, warum in den USA von einem anhaltenden Produktivitätswunder gesprochen wird.

      Der US-Ökonomom Robert Gordon von der Northwestern University entlarvte diese Thesen als statistische Manipulationen, da sich außerhalb der Computerindustrie keine Beschleunigung des Produktivitätswachstums feststellen ließ. Die Euphorie speist sich im Wesentlichen aus dem Mythos der New Economy, bei der mittlerweile ein riesiger spekulativer Bubble geplatzt ist, der im Kursverlauf Ähnlichkeiten zum Platzen der japanischen Blase Ende der 80er Jahre aufweist.

      Die Auftürmung eines gigantischen Schuldenberges bei Unternehmen und privaten Haushalten, die Aushöhlung des Sozialhaushaltes, Reallohnverluste sowie die Vernachlässigung der Erneuerung von Infrastrukturen haben den Lebensstandard der Amerikaner trotz angeblichen Wirtschaftswunders mittlerweile deutlich sinken lassen. So stieg die Verschuldung der privaten Haushalte in den 90er Jahren von etwa 3,3 auf mehr als 6 Billionen US-Dollar. Die Unternehmen weiteten ihre Schulden von ebenfalls 6 Billionen US-$ auf etwa 13 Milliarden US-$ aus. Und auch die Schulden des Staates belaufen sich mittlerweile, wie bereits erwähnt, auf etwa 6 Billionen US-$. Zusammen also etwa 25 Billionen US-$ oder zum Mitschreiben: 25.000.000.000.000 US-$.

      Zu dieser bereits beeindruckenden Zahl kommen noch einmal etwa 60 Billionen US-$ an kurzfristigen Verbindlichkeiten von US-Banken hinzu, die vorwiegend aus Finanzderivaten resultieren. Das elektronische Wirtschaftswunder offenbart sich deshalb zunehmend als Verschuldungswunder, dessen besondere Leistung darin besteht, dass die Schulden etwa drei Mal so schnell wachsen wie das Bruttosozialprodukt. Da die privaten Haushalte in den USA mehr ausgeben, als sie einnehmen, und die amerikanische Wirtschaft mehr Güter und Dienstleistungen einnimmt, als sie selbst produziert, war die starke Ausweitung des Handelsbilanzdefizits die logische Folge.

      Gefangenendilemma

      Das Problem mit Schulden ist, dass diese die Entwicklung blockieren, da ein immer größerer Betrag für den Schuldendienst aufgebracht werden muss. Während in den letzten 4 Jahrzehnten keine führende Industrienation eine Verschuldung des öffentlichen Sektors von mehr als 135 % des Bruttosozialproduktes hatte, kommen die USA heute diesem Wert mit 132 % gefährlich nahe. Auch Amerikas Verschuldungsproblem der privaten Haushalte ist wegen der mittlerweile negativen Sparquote der Amerikaner (sie geben mehr aus, als sie einnehmen) ein zunehmendes Problem. Zwar werden momentan in den USA Haushaltsüberschüsse erwirtschaftet, jedoch reichen diese aufgrund der hohen Tilgungslasten für die Schulden nicht aus, das Gesamtdefizit zu senken.

      Die meisten Schulden wurden gemacht, um den Hightech-Boom in den USA zu finanzieren, d.h. der Produktivitätsboom ist vor allem kreditfinanziert und erinnert fatal an den berühmten Schweinezyklus, den Peter Senge in seinem Buch "Learning Organizations" beschrieben hat. Wer zu schnell wächst, muss dieses hohe Wachstum mit Jahren der Stagnation bezahlen. Eine ähnliche Erfahrung musste in den 90er Jahren Japan machen. Während es dort die Immobilienseifenblase war, die platzte, könnte in den USA eine Technologieseifenblase platzen und zwar dann, wenn viele der kreditfinanzierten Hightech-Firmen nicht in die schwarzen Zahlen kommen.

      Gemäß einem Bericht des Economist erhöhten "Non-financial-Unternehmen" in den USA ihre Schulden um 900 Milliarden US-$. Die steigenden Aktienpreise und die Bezahlung von Mitarbeitern mit Aktienoptionen haben in den USA den Eindruck erweckt, dass die Haushalte reicher geworden seien, was den Konsum noch mehr angekurbelt hat. Die Zahlen sind jedoch ernüchternd. So ist die Verschuldung der Haushalte von 85 % des persönlichen Einkommens auf 103 % im letzten Jahr angestiegen. Hierin dürfte auch einer der Hauptgründe für den starken Kursverfall der Nasdaq-Börse im Jahr 2000 liegen.

      Papiergewinne versus reale Verluste

      Das eigentliche Problem beim Schuldenmachen auf steigende Vermögenswerte ist, dass die Schulden bleiben, die Buchgewinne jedoch bei sinkenden Aktienkursen dahinschmelzen. Da alles, was sehr stark in den Kursen steigt, sich auch wieder nach unten bewegen kann - der sogenannte Wellenaspekt von Angebot und Nachfrage -, gilt es, exponentiellen Bewegungen in der Verschuldung Einhalt zu gebieten. Da Schulden nur durch Einnahmen zurückgeführt werden können und Gewinne erst dann tatsächlich eingetreten sind, wenn die Papiere verkauft sind, muss spekulativen Auswüchsen frühzeitig begegnet werden, wenn der Staatshaushalt und die Haushalte der Privatpersonen nicht aus dem Ruder laufen sollen.

      Wer in Zeiten einer boomenden Ökonomie keine Rücklagen bildet, braucht sich nicht zu wundern, wenn die Rechnung im Falle einer wirtschaftlichen Abschwächung höher als erwartet ausfällt. Die Venture-Capital-Szene in Amerika wäre zwar ohne den Rückgang der Sparquoten sicherlich nicht so reichlich mit Kapital versorgt worden. Es muss jedoch die Frage gestellt werden, ob dies angesichts der mittlerweile ausufernden Verschuldung nicht vielleicht besser gewesen wäre, da eine Konkurswelle bei Start-Up-Firmen die Liquiditätslage einer Vielzahl von Investoren auch in den USA dramatisch verschlechtern würde.

      Kein Aufschwung dauert ewig

      In Amerika hat die langanhaltende Phase wirtschaftlichen Aufschwungs und geringer Zinsen zu einer ausufernden Ausleihmentalität von Kapital geführt. Doch kein Boom dauert ewig. Phasen des wirtschaftlichen Aufschwunges werden stets von wirtschaftlichen Abschwüngen abgelöst, die oftmals völlig unerwartet einsetzen.

      Konnte man in Zeiten hoher Inflation darauf hoffen, dass das geliehene Geld weniger wert sein wird und so in Zukunft leichter zurückbezahlt werden kann, so gilt dies nicht in Zeiten sehr geringer Inflation. Wer sich aktuell überschuldet, muss den Ausleihwert Pfennig für Pfennig mit Zins und Zinseszins zurückbezahlen. Die Frage, ob es langfristig ein sogenanntes Soft-Landing der US-Wirtschaft gibt, wird mit ziemlicher Sicherheit mit Nein zu beantworten sein. Dies heißt nicht, dass sich mittelfristig der Aufwärtstrend nach einer Wachstumsdelle nicht noch einige Jahre fortsetzen kann. Ohne Veränderung der Verschuldungssituation besteht dann jedoch die Gewissheit, dass ein Niedergang der US-Ökonomie die gesamte Weltwirtschaft in eine tiefgreifende Krise führen wird.

      Es war kein Geringerer als Thomas Jefferson, der folgende Worte sagte: "I place economy among the first and most important virtues, and public debt as the greatest of dangers. To perserve our independence, we must not let our rulers load us with perpetual debt."

      Verhinderung der Kettenreaktion

      Einer der bedenklichsten Indikatoren der amerikanischen Volkswirtschaft ist die rückläufige persönliche Sparquote. Betrug diese Anfang der 80er Jahre noch 10 bis 12 %, so fiel diese bis Anfang 2001 auf unter Null zurück.

      Dies ist in zweierlei Hinsicht alarmierend. Einerseits wird durch das ausufernde Kaufverhalten der Amerikaner das Rückschlagspotential für die Finanzmärkte immer größer, andererseits dürften im Falle einer Rezession eine Vielzahl von Haushalten vor dem Konkurs stehen. Die Kombination von rapidem Wachstum der Schulden und steigenden Zinsen in den letzten Monaten hat die Schuldenbelastung der Haushalte auf eine Ebene angehoben, die seit Ende der 80er Jahre nicht mehr gesehen wurde. Erkennbar wird die ausufernde Verschuldung auch am amerikanischen Aktienhandelsvolumen im Vergleich zum Bruttosozialprodukt. So wird mittlerweile für jeden erwirtschafteten Dollar etwas das Dreifache in Aktien investiert. Da man jedoch nur das ausgeben kann, was man einnimmt, stellt sich natürlich die Frage nach der Rückzahlung der Schulden.

      Amerikas Wirtschaft wandelt auf einem gefährlichen Grat. Ein Absturz bedeutet die Gefahr einer Kettenreaktion, die die wirtschaftliche Krise noch weiter verstärken könnte.

      Artur P. Schmidt   19.01.2001
      aus: Telepolis, heise-Verlag
      http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/4718/1.html
      Avatar
      schrieb am 22.01.01 14:23:10
      Beitrag Nr. 2 ()
      Die Anleger sind alle taub und blind vor Gier. Man erntet wüste Beschimpfungen, Beleidigungen und Drohungen.
      Mir macht dieser Bericht eine höllische Angst.

      Euer Seuchenvogel
      Avatar
      schrieb am 22.01.01 16:34:46
      Beitrag Nr. 3 ()
      @Seuchenvogel

      ja, die Beschimpfungen gegen dich habe ich teilweise gelesen...
      und ich finde es gefährlich, wenn andere Ansichten/Warnungen nicht erlaubt sind bzw. so in Bausch und Bogen verurteilt werden...
      aber ich denke, es spricht ein großer Teil Angst da raus - viele sitzen dick in Verlusten und wollen nicht wahrhaben, dass die goldenen Zeiten vorbei sind.

      Zum Artikel: "Die amerikanische Schuldenmaschine"

      bei Telepolis gibt es zahlreiche Beiträge zu diesem Text, unter anderem werden dort auch heftig die Zahlen diskutiert...
      Mich wundert, dass dies hier im w:o-Board nicht ähnlich ist...
      Sollte hier weniger ökonomischer Sachverstand vorhanden sein?
      Avatar
      schrieb am 22.01.01 16:47:36
      Beitrag Nr. 4 ()
      @gieristnichtgut,

      ich glaube das wird schon bei oberflaechlichem Lesen der meisten threads offensichtlich ;)

      hase
      Avatar
      schrieb am 22.01.01 16:51:49
      Beitrag Nr. 5 ()
      @gieristnichtgut

      WO Board und ökonomischer Sachverstand :laugh: :laugh: :laugh:
      Mann, Du bringst aber die echten Klopfer!

      good trades from
      zockerwilli

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      Avatar
      schrieb am 22.01.01 16:55:14
      Beitrag Nr. 6 ()
      hahahahahaaahaha. euch brennen wohl die puts langsam löcher ins depot. hosse geht weiter. hahahahahaha.
      thieme sieht uns am anfang einer neuen aufwärtsbewegung.
      hahahahahaahhah.

      stellt euch vor es ist rezession und keiner geht hin.
      hahahahahahahahahaha. bin voll in calls.
      Avatar
      schrieb am 22.01.01 17:11:18
      Beitrag Nr. 7 ()
      hahahaha ich lach am lautesten, habe meine puts (fast alle) vor 10 tagen verkauft und die taschen voller cash
      Avatar
      schrieb am 22.01.01 18:36:04
      Beitrag Nr. 8 ()
      also die Reaktionen auf das Posten dieses Artikels hier überraschen
      mich doch...

      zwei Leute, die rundum erstaunt sind, soetwa wie "ökonomischen Sachverstand" im w:o-Board überhaupt zu vermuten. Und dann noch das leidige Basher-Pusher-Put-Call-Geschrei. Als ob jeder, der an einer Diskussion zu einem Thema interessiert ist, gleich bis zum Hals in Puts/Calls steckt (by the way: ich hab` keine).

      Aber zugegeben: ich bin sehr skeptisch, was die wirtschaftliche Entwicklung im Ami-Land betrifft. Und ich bin kein Volkswirt. Also dachte ich, durch das Posten dieses Artikels die Meinungen anderer, vielleicht besser Informierter, zu hören - dieser Artikel stammt ja nicht aus irgendeiner obskuren Quelle, sondern ist von einem angesehenen Online-Magazin veröffentlich worden.

      Und dort gibt es eine Diskussion darüber - auch über die im Artikel genannten Zahlen, von denen ich mir nicht sicher bin, ob sie so korrekt sind. Aber will hier jeder nur noch zocken? Kein Interesse mehr, wie es
      langfristig weitergehen soll?
      Avatar
      schrieb am 27.01.01 20:38:52
      Beitrag Nr. 9 ()
      Auch auf die Gefahr hin, den einen oder anderen hier furchtbar zu
      verstören - durch die Länge des Textes, die vielen Fremdwörter oder gar
      die systemkritischen Aussagen - ich poste trotzdem solche Sachen. Aus purem Trotz.

      Nachdenken hat noch niemandem geschadet.


      Das letzte Gefecht des Neoliberalismus

      Plädoyer gegen eine One World One Order - Weltgesellschaft!

      Nachdem in den 60er Jahren die Wirtschaftspolitik von den Theorien eines John Maynard Keynes geleitet war, d.h. durch Staatsinterventionen, um die kapitalistischen Krisenmechanismen zu dämpfen und so ein harmonisches Wirtschaftswachstum zu gewährleisten, kam es Mitte der 70er Jahre zu einer extremen Gegenbewegung, die blind dem Markt vertraute: zum Neoliberalismus.

      Beide Extreme haben sich heute als falsch erwiesen. Milton Friedman lieferte mit seinen Theorien die Rechtfertigung für soziale Ungerechtigkeit, die heute immer eklatanter zu Tage tritt. Der amerikanische Präsident Ronald Reagan bemühte sich ebenso wie die britische Premierministerin Margaret Thatcher und die Notenbanken, die Ideen Friedmans in praktische Politik umzusetzen. Geschaffen haben sie damit jedoch ein Wirtschaftssystem, dass die größte Vermögensdisparität aller Zeiten hervorgebracht hat.

      Die damit verbundene massive Zunahme sozialer Ungleichheiten, die Verschlechterung der Umweltbedingungen sowie das Zerstören der Artenvielfalt sind Begleiterscheinungen eines Kapitalismus, der sich mit seiner letzten Raketenstufe für Noam Chomsky nunmehr einer leninistischen Elitenherrschaft zuwendet. Geld ist heutzutage ebenso wie die Sprache zu einem symbolischen Code avanciert. Das gesellschaftliche Teilsystem Ökonomie hat hierbei mit dem abstrakten Geld eine Spezialsemantik ausgebildet. Gewinne werden vor allem von denjenigen erzielt, die am Anfang über das meiste Geld verfügen, was zweifelsfrei die Notenbanken, die Banken sowie sonstige Kapitalsammelstellen sind. Selbst Peter Drucker, ein Vertreter des freien Marktes, sieht jedoch in einem System, dass das Geld zur absoluten Größe erhoben hat, ein tiefgreifendes Problem, insbesondere deshalb, da die heutigen Kapitalströme nicht von der Erwartung wachsender Einkünfte geleitet werden, sondern von der Erwartung unmittelbarer Spekulationsgewinne. In einer derartigen Spielcasino-Ökonomie wird globale Finanzkrise, das einzige Ereignis des 21. Jahrhunderts sein, welches mit nahezu 100 %iger Sicherheit vorhergesagt werden kann.

      Freudenhaus des Konsums

      Mit Milton Friedmanns Steuerungssystem des Gewinnstrebens, hat die neoliberale Rakete mittlerweile eine Umlaufbahn erreicht, die die Überwachung der Menschheit mittels Konzernen mühelos zulässt. In der neoliberalen Gesellschaft gibt es längst schon keine Bürger mehr, sondern nur noch Prosumenten, die vor allem in den USA dem Konsumrausch verfallen sind. Die jeweils nächst höhere Raketenstufe wird dann jeweils als neues Wirtschaftswunder mit nicht aufhörender Prosperität gefeiert.

      Wenn jedoch mit jedem neuen Wunder die Einkommen weiter fallen und immer mehr Menschen mehrere Jobs benötigen, so ist dies kein Wunder, sondern man muss sich lediglich wundern, wie lange dies noch gut geht. Die Aushöhlung der Gesundheits- und Bildungssysteme ist hierbei keine nebensächliche Begleiterscheinung, sondern der systematische Versuch, die Menschen in immer größere Abhängigkeiten zu treiben. Unterstützt von den Medien, die wie David Hume bereits vor 250 Jahren feststellte, eine auf Meinungen basierende Herrschaft begründen, regieren längst nicht mehr die Bürger die neoliberalen Ländern, sondern finanzstarke Medienkonzerne und ihre Netzwerke.

      Die Job-Illusion - weniger Lohn bei mehr Arbeit

      Der Mythos der amerikanischen "Job-Maschine" ist weit verbreitet. Verschwiegen wird jedoch, dass ein Großteil der angeblich 20 Millionen neuer Arbeitsplätze im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts vor allem demographisch bedingt ist, da Amerika eine höhere Geburtenrate und eine höherer Zuwanderung als Europa hat. Bedenklich an der Job-Situation in den USA ist, dass wegen des seit drei Jahrzehnten sich vollziehenden Rückgangs der Reallöhne mittlerweile nur noch jeder zweite Arbeitsplatz ein Gehalt abwirft, welches für die Aufrechterhaltung eines Familienhaushaltes ausreicht. Die Folge sind Doppel- oder Dreifachbeschäftigungen mit oftmals erheblichen sozialen Konsequenzen für alleinerziehende Mütter, Väter und ihre Kinder.

      Für Ludwig Erhards Mahnung, dass der Tatbestand einer sozialen Marktwirtschaft nur dann erfüllt werden kann, wenn "echte Reallohnsteigerungen" möglich werden, ist im Neoliberalismus kein Platz. Das angebliche Jobwunder ist ein Wunder an Vermögensdisparität, welche durch den Boom an den Aktienmärkten und den nachfolgenden Crash noch weiter erhöht wurde. Ein weiterer Faktor bei der Umverteilung sind Steuererleichterungen seit den 70er Jahren, die vor allem Gruppen mit höheren Einkommen zugute kamen, sowie die Budgetkürzungen im Gesundheitswesen, die für immer mehr Mensch zu einem kaum mehr kalkulierbaren Risiko im Krankheitsfall werden. Mittlerweile haben weniger als zwei Drittel der Beschäftigten in den USA eine Krankenversicherung und weniger als die Hälfte der Arbeitnehmer zahlt in eine Altersrente ein. Die Folge dieser Aushöhlung zu einer 20:80-Gesellschaft, bei der 20 % alles besitzen und 80 % so gut wie nichts.

      Was ist ein Arbeitsplatz?

      In den USA hat sich gezeigt, dass die Arbeitslosigkeit zu fallen beginnt, wenn das Wirtschaftswachstum die 2,5 %-Marke überschreitet, und zu steigen beginnt, sobald es unter diese Marke fällt. Doch was die absoluten Zahlen angeht, gilt in Amerika die Regel, dass man keiner Statistik glauben soll, die man nicht selbst gefälscht hat. Dies trifft auch für die amerikanischen Arbeitslosenzahlen zu.

      In Amerika wird einfach anders gezählt als im Rest der Welt, weil sich mit positiven Beschäftigungszahlen besser ein Aufschwung herbeiführen lässt. In den USA gilt bereits jeder x-beliebige Dienstleistungsjob, auch wenn er nur im Tüten Aufhalten im Supermarkt besteht, als zählwürdig. Dementsprechend ähnelt für Lester Thurow die amerikanische Arbeitslosigkeit einem Eisberg, da eine Vielzahl von Arbeitsuchenden gar nicht registriert werden: 6 Millionen Arbeitslose, die sich nicht um eine Arbeit bemühen, 4,5 Millionen Teilzeitarbeitslose, 8 Millionen Menschen, die nur vorübergehend arbeiten, sowie 2 Millionen, die lediglich auf Abruf der Arbeitgeber arbeiten. Summa summarum also 20,5 Millionen Menschen, was eigentlich eine Arbeitslosigkeit über 10 % bedeutet. Da das Rationalisierungspotential durch die Mikroelektronik- und die Biotechnologie erst am Anfang steht, ist abzusehen, dass in der nächsten Krise die tatsächliche Arbeitslosigkeit in den USA sogar über 20 % steigen könnte.

      Rekordniveau an Vermögensdisparität

      Der Rückgang der Kaufkraft durch geringere Reallöhne, hat im Immobiliensektor dazu geführt, dass ein Arbeitnehmer heute etwa doppelt so viele Wochenlöhne für den Kauf eines Hauses aufbringen muss als noch in den 60er Jahren. Der Grund hierfür liegt darin, das die Vermögensdisparität ein Rekordniveau angenommen hat, welches seit 1929 nicht mehr erreicht wurde. Mittlerweile besitzen 10 % der amerikanischen Bevölkerung etwa 2/3 aller Vermögenswerte und 1 % der US-Bürger kontrolliert sogar 1/3 des Gesamtvermögens.

      Damit dies nicht auffällt, werden in den USA gerne Statistiken manipuliert, indem man beispielsweise kurzerhand die Armutsgrenze künstlich senkt, so dass die Armutsquote entsprechend zurückgeht. Man kann davon ausgehen, dass, wenn man europäische Maßstäbe anlegt, mindestens 1/5 der US-Bevölkerung, d.h. etwa 60 Millionen Amerikaner unterhalb der Armutsschwelle leben. Berücksichtigt man, dass die meisten Armen keinen Job haben und die Sozialleistungen immer weiter zurückgeführt werden, so bleibt von einem Wunder nicht mehr viel übrig, welches man bewundern könnte.

      Die Gefahr eines Spielkasino-Kapitalismus ist nicht mehr von der Hand zu weisen. Die Spekulationsblase, aus der die Superreichen ihr Einkommen ziehen und die die Vermögensdisparität ins Uferlose ansteigen lässt, kann vermutlich nur noch wenige Jahre aufrecht erhalten werden. Mit Sparpolitik ist im Falle eines Zusammenbruchs der Finanzmärkte die Wirtschaft deshalb nicht zu retten. Im Falle einer Katastrophe hilft nur noch der radikale Schnitt und eine Einführung neuer Spielregeln wie beim New Deal in den 30er Jahren.

      Leben auf Kosten anderer

      Der Anteil der Auslandsverschuldung der USA hat in den letzten Jahren ebenso wie das Handelsbilanzdefizit bisher nicht gekannte Höhen erreicht. Handelsbilanzdefizite sind für Paul Krugman ein Zeichen dafür, dass Amerika auf Kosten anderer Nationen Chancen nutzt. Doch diese Chancen sind spekulativer Natur, da sie auf der Wette beruhen, dass die sogenannte New Eonomy am Anfang eines langanhaltenden Aufschwunges steht.

      Die Gesamtverschuldung jedes darauf wettenden US-Bürgers, ob Schüler, Angestellter oder Rentner beträgt mittlerweile über 100.000 US-$. Durch diese Verschuldung der Anleger über Kredite sind die Verluste im Falle von Kursrückgängen wesentlich größer, als es diese wären, wenn nur mit Cash in Technologieaktien investiert würde. Da Privatanleger auch nicht über das Absicherungsrepertoire wie z.B. Indexoptionen verfügen, findet eine Verlagerung des Wohlstandes statt, so dass immer weniger Amerikaner über immer mehr Kapital verfügen. Die ausufernden Gehälter von Managern sind eine Facette dieses nationalen Umschichtungsprozesses des Wohlstandes, der im Falle einer schweren Rezession zu erheblichen Verwerfungen in der amerikanischen Gesellschaft führen wird (  Die amerikanische Verschuldungsmaschine).

      Das letzte Gefecht des Neoliberalismus

      Die informationstechnische Revolution hat die Weltwirtschaft in die Ursuppe eines digitalen Neodarwinismus geworfen, aus dem immer weniger Teilnehmer als Gewinner herausgehen werden, wenn die Ertragsmaximierung über dem Geschenkprinzip dominiert. Der Rationalisierungswahn führt in letzter Konsequenz zum völligen Ersetzen menschlicher Arbeitskraft durch die Maschine, wobei Arbeitslosigkeit zu einem Lotterielos für Arbeit mutiert. Die Soziale Marktwirtschaft ist heute bereits zu einem Zufallsspiel degeneriert, indem nicht mehr die soziale Absicherung dominiert, sondern der Stärkere den Schwächeren bzw. der Reiche den Armen.

      Deregulierung, Privatisierung und Marktliberalisierung sind mittlerweile zu einem Glaubensbekenntnis geworden, welchem immer mehr Regierungen folgen. Nachdem die sogenannte Dritte Welt durch die bisherigen Krisenerscheinungen der freien Marktwirtschaft und ihren Globalisierungswahn bereits ruiniert wurde, sind jetzt die Industriestaaten selbst zum Opfer des neodarwinistischen Erfolgsmodells geworden. Während sich Unternehmensführer immer höhere Gehälter und Abfindungen sichern, wird die Masse der Angestellten zunehmend mit Billig- und Teilzeitjobs und sinkenden Realeinkommen abgefertigt.

      Bekommt Marx doch noch Recht

      Seit Friedman gilt bei Top-Managern die Doktrin: "Wirtschaft wird in der Wirtschaft gemacht", ohne auf Solidarität, Gleichheit und Gerechtigkeit allzu viel Rücksicht zu nehmen. Die Folge der Chicagoer Wirtschaftspolitik ist jedoch eine immer schneller zunehmende Verschuldung der Industriestaaten und ein Innovationstempo, dass für Reflexion und ein Zu-Ende-Denken der Wirkungen des Handelns immer weniger Zeit bleibt.

      Bereits Marx wusste, dass der Einsatz immer größerer Kapitalmengen pro Arbeitsplatz, wie dies im Neoliberalismus geschieht, zwangsläufig die Profitrate mindert. Um dies zu kompensieren, musste der Staat, der eigentlich gemäß der Theorie nicht in die Marktwirtschaft eingreifen sollte, trotzdem aktiv werden. Nun er tat dies durch eine Zunahme der Staatsausgaben, d.h. die Profite der Unternehmen wurden zunehmend aus der Vernichtung des "Wohlstandes für alle" bezahlt. Die Strafe für dieses Vorgehen ist jedoch der Zinseszins, der den Prozess der Wohlstandsreduktion nahezu unumkehrbar macht.

      Wenn der allgemeine Wohlstand jedoch durch die exponentielle Verschuldung immer weniger wird, dann kann auch durch Kostenreduktion keine Verbesserung mehr herbeigeführt werden. Und die andere mögliche Strategie, das Wachstums durch ein Hyperwachstums abzulösen, führt durch das Prinzip des negativen Feedbacks früher oder später zu einer noch größeren Krise, wie das Beispiel in Japan aufgezeigt hat. Die These von Karl Marx, dass der Kapitalismus durch ein immer größer werdendes Heer an Arbeitslosen und einer steigenden Kapitalkonzentration zu Grunde gehen würde, wird deshalb zunehmend aktueller. Der Neoliberalismus hat die Kluft zwischen Arm und Reich in einer geradezu unerträglichen Weise ins Extreme gesteigert. Die "Verschlingung aller Völker in das Netz des Weltmarkts und damit der internationale Charakter des kapitalistischen Regimes", wie dies Marx beschrieb, sind längst keine Gespenst mehr, sondern Teil der Strategie zur Sicherung der amerikanischen Machtsphäre.

      Die Pax Americana

      Zbigniew Brzezinski, der ehemalige Leiter der National Security Office unter Jimmy Carter, brachte die Denkhaltung der Amerikaner in Richtung auf ein OneWorldOneOrder-System in seinem Buch "Between Two Ages" auf den Punkt, indem er den Übergang von der industriellen zur "technotronischen Gesellschaft" beschrieb (  Politik des Großraums).

      Mit dem Begriff der "Technotronik", einer Kombination der Begriffe Technologie und Elektronik, machte Brzezinski schon frühzeitig darauf aufmerksam, dass ein technotronisches Medium, das wir heute "Internet" nennen, eine globale Neuordnung der internationalen Beziehungen sowie neuartige Kooperationsformen zwischen den Staaten notwendig machen wird. Als einer der ersten beschrieb der gebürtige Pole die manipulierende Macht des Mediums Fernsehen und die Bedeutung neuer Medien als trojanische Pferde für das Aufweichen bestehender Grenzziehungen. Brzezinski bezog hierbei auch eine Gegenposition zu McLuhan`s "Global Village"-Metapher, da er nicht nur eine McDonaldisierung, sondern auch einen neuen Tribalismus beschrieb.

      Für den Strategen Brzezinski steht Amerika als Hauptinitiator der Globalisierung und der kommunikativen Vernetzung im Mittelpunkt des Bestrebens zum Aufbau einer neuen Weltordnung. Doch dieser postmoderne Kolonialismus hin zum "American Way of Life" durch die letzte übrig gebliebene Weltmacht,führt die Menschheit in immer beängstigendere ökologische, wirtschaftliche, technologische und politische Krisen.

      Alpha-, Beta- und Gamma-Staaten

      Für Amerika gibt es nur noch drei Kategorien von Staaten: den dominierenden Alpha-Staat USA, die wirtschaftliche versklavten Beta-Staaten in Form der restlichen führenden Industrieländer und die Gamma-Staaten, die das weltweite Ghetto der restlichen Staaten bilden. Letztere sind entweder wie die afrikanischen Staaten durch Krankheiten dahingerafft oder wie viele südamerikanische Ländern in der Schuldenfalle gefangen. Die Pax Americana läßt grüßen!


      Artur P. Schmidt   26.01.2001
      veröffentlicht bei: Telepolis
      Der Text wurde dem demnächst erscheinenden Buch von Artur P. Schmidt entnommen: "Wohlstand_fuer_alle.com - Chancen und Risiken des elektronischen Wirtschaftswunders", DVA, München 2001.
      Avatar
      schrieb am 27.01.01 20:57:35
      Beitrag Nr. 10 ()
      Da Börse zu 80 % Psychologie ist, finde ich gewisse
      Artikel zwar interessant und lesenswert,
      aber für mich ist nur der Kursverlauf entscheidend.

      Im Augenblick steigt mein Depot an, und das allein zählt.
      Avatar
      schrieb am 27.01.01 21:14:11
      Beitrag Nr. 11 ()
      @ atze2

      hmmm... und nach dir die Sintflut?
      Avatar
      schrieb am 27.01.01 21:16:38
      Beitrag Nr. 12 ()
      Gääähhhnnn!
      Avatar
      schrieb am 27.01.01 21:29:29
      Beitrag Nr. 13 ()
      @ Atze2
      Kurzfristig richtig. Langfristig zählen für die Börse aber die Fundamentaldaten. Und da kann ich GIERISTNICHTGUT und SEUCHENVOGEL nur recht geben.

      Aber es gibt noch weitere wichtige Punkte,warum die USA die besten Jahre hinter sich haben. Der Erfolg der amerikanischen Wirtschaft beruht zu einem großen Teil auf im Weltvergleich sehr niedrigen Energiepreisen. Der Ölpreis wird aber in etwa 5 Jahren rapide steigen. DEr Höhepunkt der maximalen Förderung ist bereits überschritten. Und das wird den "american way of Life" gnadenlos erschüttern.

      Hinzu kommt die im Vergleich zu Japan und Europa dünne Besiedlung die ein Wirtschaftswachstum fördert. Jeder neue Supermarkt, jedes neue Baugebiet ist in unserem schon stark versiegelten Land artet in einem Kampf mit den Behörden und Anwohnern aus. In den USA wird einfach fröhlich gebaut und die Anwohner freuen sich über die neue Einkaufsmöglichkeiten. Das gleiche gilt für Fastfoodbuden u.s.w.. Aber auch in den USA nimmt die Verdichtung schnell zu und verteuert und erschwert künftiges Wachstum.

      Meiner Meinung nach ist die deutsche und auch japanische Volkswirtschaft wesentlich besser aufgestellt. Wir haben keine Rohstoffe, kein Platz, kein Bevölkerungswachstum. Mit diesen Vorgaben würden die Amis alt aussehen. Das Problem ist , das die uns leider mit in die Tiefe ziehen.
      Avatar
      schrieb am 27.01.01 21:39:43
      Beitrag Nr. 14 ()
      @gieristnichtgut

      Ich habe gerade den Text von A. P. Schmidt gelesen. Es ist eine erschreckende Analyse, in der vieles auf den ersten Eindruck hin sehr überzeugend wirkt. Aber jeder, der wirklich etwas von Argumentation versteht, vom Aufbau eines komplexen Gedankengebäudes, weiß, wie genau man als Leser jede einzelne These und ihre Begründung überprüfen und nachdenken muß, da u. U. schon ein falsches Glied in einer Gedankenkette dem Ganzen eine falsche Richtung zu geben vermag. Damit will ich nicht sagen, daß dieser Text derartige Fehler enthält; es braucht nur Zeit, ihn wirklich gründlich zu durchdenken.
      Zwei, drei Stellen sind mir allerdings schon aufgefallen, über die ich spontan "gestolpert" bin, etwa die hier: "Der Rationalisierungswahn ...., wobei Arbeitslosigkeit zu einem Lotterielos für Arbeit mutiert." (!!!)

      Danke, daß Du diesen Text hier gepostet hast.

      MfG
      Avatar
      schrieb am 27.01.01 21:44:08
      Beitrag Nr. 15 ()
      Kleine Ergänzung @gieristnichtgut

      Amüsant, wie einige in diesem Thread - was halt immer wieder zu beobachten ist - mit solchen Texten rettungslos überfordert sind, wie z.B. anscheinend unser Freund mit dem sinnigen Namen "tiermehlgourmet".

      :)
      Avatar
      schrieb am 27.01.01 22:12:52
      Beitrag Nr. 16 ()
      Etwa 20,450 $ pro Bürger sind doch ein Fliegenschiss. Wenn man das durchschnittliche Vermögen (Immobilien, Cash, Wertpapiere, Sachgegenstände) eines US-Haushaltes dagegen rechnen würde, sind diese 20.450 $ Dollar wirklich lächerlich und haben deshalb auch keinen negativen Einfluß auf den weiteren Verlauf der US-Konjunktur. Damit entbährt o. s. Text jeglicher Brisanz und ist nicht aussagekräftig.

      Wenn man von einem durchschnittlichem Vermögen von 200.000 $ pro Haushalt ausgeht, wären das gerade mal 10 % Verschuldung. Angenommen du hast auf deinem Konto für 110.000 E Aktien liegen, davon sind 100.000 E mit eigem Cash gedeckt, die restl. 10% gepumpt. Where`s the problem?
      Avatar
      schrieb am 27.01.01 22:35:16
      Beitrag Nr. 17 ()
      @ stahlbaer und Motherslittlehelper

      toll, dass es hier im Forum noch jemanden gibt, der nachdenkt -
      hätte ich nicht gedacht...

      Es muss ja nicht so sein, dass jeder der gleichen Meinung ist wie
      ein Arthur P. Schmidt - ich selber stimme auch nicht allem zu -
      aber zumindest muss doch einmal darüber geredet werden. Augen zu
      und durch hilft ja doch nicht - auch wenn das eigene Depot
      im Aufwind ist.

      Tatsächlich stehe ich aber dem Weg der USA (und der weltweiten Dominanz dieses Weges) kritisch gegenüber.

      Zum Beispiel, was die Rolle des Staats betrifft. Ich denke, die totale Abkehr von staatlichen Eingriffen wirkt sich langfristig äußerst ungut aus.
      In diesem Zusammenhang könnte man die Energiekrise in Kalifornien nennen, die für mich sowieso symptomatisch einiges an wirtschaftlichen Fehlentwicklungen der letzten zehn Jahre aufzeigt. Aber letztendlich ist es doch Tatsache, dass selbst die USA als Mutterland des Neoliberalismus nicht ohne staatliche Eingriffe leben kann: Was ist denn beispielsweise die Zinspolitik der FED anderes als ein staatlicher Eingriff? Oder Bushs "Son of Star Wars"-Programm - ist das nicht Konjunkturpolitik? (allerdings: Rüstung ist eine komische - und gefährliche - Konjunkturpolitik...)

      @tiermehlgourmet

      wow, was für ein Name...

      Nee, aber im Ernst: klar, gegen 200 000 $ durchschnittlichem Vermögen pro Haushalt ist die genannte Zahl wirklich ein Fliegenschiss. Der Knackpunkt ist aber meiner Meinung nach der Aktienanteil an diesem
      Vermögen. Dieser Anteil ist bei den Amis extrem hoch - und von daher
      ist das Vermögen bei einem Dow Jones in der Nähe des Allzeithochs
      natürlich wesentlich größer als in einer Rezession... was auch Auswirkungen auf das Konsumverhalten hat.

      Übrgens: "Kundenservice auf amerikanische Art" ist wirklich ein witziger Thread...
      Avatar
      schrieb am 27.01.01 22:58:54
      Beitrag Nr. 18 ()
      Ich halte die Schlüsse, die aus den Zahlen im obigen Text für sehr angreifbar. Nur ein Beispiel:

      "So stieg die Verschuldung der privaten Haushalte in den 90er Jahren von etwa 3,3 auf mehr als 6 Billionen US-Dollar. Die Unternehmen weiteten ihre Schulden von ebenfalls 6 Billionen US-$ auf etwa 13 Milliarden US-$ aus."

      Absolut gesehen sind das ja große Summen, aber man muß diese Veränderung der Verschuldung im Verhältnis zum Wirtschaftswachstum sehen, und zwar zum nominalen. Die USA wuchsen in den 90er Jahren im Schnitt um 3,5% real und hatten eine Inflation von 2,5% p. a. Dies macht 6% nominales Wirtschaftswachstum. D. h. über 10 Jahre hinweg ist die Wirtschaft um 1,06^10=1,8 gewachsen. Nach obigen Zahlen ist auch der Schuldenstand der Privatleute um 80% gewachsen von 3,3 Bio. $ auf 6 Bio. $. Die Schulden der Unternehmen sind etwas überproportional gewachsen, was jedoch möglicherweise darauf zurückzuführen ist, dass die Unternehmen real schneller als 3,5% p. a. gewachsen sind, da in diese Zahl ja z. B. auch der Staatssektor oder die Landwirtschaft einfließen, die sehr langsam wachsen. Man Fazit lautet daher: Die USA sind heute nicht stärker verschuldet als vor 10 Jahren. Was will der Artikel also beweisen?
      Avatar
      schrieb am 27.01.01 22:59:11
      Beitrag Nr. 19 ()
      Hallo Leute,

      eigentlich sind das hier sehr schöne Thesen und niemand von uns kann sich nur annähernd vorstellen, wann dies wirklich zutreffen sollte! Eigentlich habe ich in letzter Zeit auch einige bedenken wie es an der Börse und unsere Wirtschaft weiter gehen wird. Was mich im Moment sehr beschäftigt ist folgendes! Was passiert nächstes Jahr, wenn der Euro eingeführt wird und einige Ölproduzenten aus dem arabischen Raum ihr Erdöl z.B. sich nur noch in Euro bezahlen lassen. Welche Auswirkungen hätte dies auf die amerikanische Wirtschaft und ihre negative Handelbilanz. Was passiert wenn die Amerikaner ihre Rohstoffe nicht mehr mit der Notenpresse bezahlen können? Wenn ich darüber nachdenke, dann wird das nächste Wirtschaftsjahr für Europäer und Amerikaner ein sehr schwieriges Jahr. Wie wir alle wissen reagieren die Amerikaner wenn es zu Wirtschaftsschwierigkeiten kommt, gern mit Handelsrestriktionen.

      @Seuchenvogel,

      schön das du das Thema mit der Stromknappheit in Kalifornien aufgegriffen hast. Wie man in deinen Thread sieht, verstehen wirklich nur einige das ganze Ausmaß der Katastrophe für diesen Wirtschaftsraum!

      Gruß Albatossa
      Avatar
      schrieb am 27.01.01 23:05:05
      Beitrag Nr. 20 ()
      @gieristnichtgut

      Ich stehe dem Weg und auch dem Selbstverständnis Amerikas und insbesondere der amerikanischen Administration ebenfalls kritisch gegenüber. Es wäre sicher interessant, in diesem Thread noch mehr Facetten amerikanischen Handelns zu diskutieren; es würde aber in diesem Board wohl etwas zu weit führen.
      Was Aktien und Wirtschaft insgesamt angeht, so glaube ich, daß der Tanz auf dem Vulkan noch eine Weile weitergehen kann. Die Reichweite der macht- und wirtschaftspolitischen Optionen der "einzig verbliebenen Supermacht" sind kaum zu übersehen, sicher aber von großem Umfang. Eventuell werden wir uns noch wundern, wie wenig Skrupel "Gods own country" haben wird, wenn es gilt, den eigenen Wohlstand - notfalls auch noch weitergehend auf Kosten anderer Staaaten als bisher - zu verteidigen.

      MfG
      Avatar
      schrieb am 27.01.01 23:15:58
      Beitrag Nr. 21 ()
      @ Tiermehlgourmet
      Du scheinst zu übersehen, daß das Vermögen extrem ungleich verteilt ist. Du solltest den Artikel noch mal gründlich lesen. Bei fallenden Börsenkursen und Immobilienpreisen (so was solls tatsächlich geben, auch wenn DU es noch nicht miterlebt hast) bleiben die Schulden bestehen. Die Vermögenswerte verlieren aber an Wert. Denk noch mal darüber nach. Die Amis sind auf Kapitalimport angewiesen, sonst können Sie Ihren Schuppen zusperren. Und wehe das Vertrauen der Anleger in die USA lässt nach. Dann ziehen die Anleger ganz schnell das Geld ab und die Aktienkurse rauschen in den Keller. Alles schon mal dagewesen. Mit ein Außlöser für den Crash 1929.
      Avatar
      schrieb am 27.01.01 23:33:49
      Beitrag Nr. 22 ()
      @ Motherslittlehelper
      die Amis leben heute schon auf Kosten der anderen Staaten. Der kritischste Punkt ist der exorbitante Energieverbrauch.
      Im Sommer werden die Häuser auf 18° runtergekühlt und im Winter wird wie verrückt geheizt. Isolierverglasung ? Dachisolierung? Wärmeschutzverordnung? Alles Fehlanzeige. Die Sonnenstaaten haben ein irres Potential für Sonnenenergie, aber solange die Energiepreise so niedrig sind hat keiner Interesse. Die verheizen den wichtigsten Rohststoff des 20. und 21. Jahrhunderts aus kurzfristiger Profitgier. Das kann nicht gutgehen und wird nicht gutgehen. Von wegen "High Tech". Amiland ist in weiten Teilen Dinowirtschaftsland.
      Avatar
      schrieb am 28.01.01 00:03:57
      Beitrag Nr. 23 ()
      @Stahlbaer

      So hatte ich´s auch gemeint: "....noch weitergehend ... als bisher".

      Aber der amerikanische Egoismus kann, so fürchte ich, in einer Krise noch ganz andere Dimensionen annehmen. Als Beispiel nehme ich eine Äußerung des ehemaligen amerikanischen Verteidigungsministers, die, glaube ich, kurz vor Weihnachten in den Nachrichten verbreitet wurde: Er warnte die europäischen Verteidigungsminister vor "Cliquenbildung" zuungunsten amerikanischer Interessen. Worum es vorher genau gegangen war, weiß ich nicht mehr, wahrscheinlich war mal wieder die Rede von einer Stärkung des europäischen Pfeilers der Nato gewesen. Was für eine Überheblichkeit (oder besser: Anmaßung) in der Wortwahl!
      Ich will das mal nicht zu weit denken, aber auch in der Wirtschaft heißt es zumindest: America first (und dann lange nichts, vor allem kein "fair play".

      Gruß
      Avatar
      schrieb am 28.01.01 00:13:22
      Beitrag Nr. 24 ()
      @Stahlbar: Man muß sich die USA wie eine Firma vorstellen, die Anfang der 90er vor dem Bankrott stand. In den Neunzigern hat die USA Inc. dann konsolidiert, saniert und investiert um die wettbewersfähigste Firma der Welt zu werden. Dabei sind natürlich Anfangsverluste angefallen. Jetzt ist der Breakeven geschafft und die Rendite ist dermaßen hoch, daß die USA Inc. nicht nur zügig ihre angehäuften Schulden abbezahlen kann, sondern darüberhinaus den Leistungsträgern ungeahnte Bonusse (Steuererleichterungen) in Billionenhöhe zahlen kann.

      Die USA hat in den 90ern nichts anderes als einen Turnaround hingelegt, wobei die Ernte (nach Bush: 1,6 Billionen $ Steuersenkungen in den nächsten Jahren) erst in den kommenden Jahren eingefahren wird. Ich glaube deshalb nicht, das man sich um die US-Wirtschaft sorgen machen müßte. Das Geld fließt immer dorthin, wo die Rendite am höchsten ist, wo Innovationskraft und Flexiblität nicht nur Schlagwörter sind und wo Bürokratie so gering wie möglich gehalten wird. Dafür steht immernoch Amerika und weder die EU, noch Japan oder China werden in den nächsten Jahrzehnten dermaßen marktorientiert handeln wie die USA.



      Apropos(hoffe ich habs richtig geschrieben) Leben auf Kosten anderer Staaten. Jeder Bürger eines westlichen Industrielandes(nicht nur USA) lebt auf Kosten mehrerer Bürger eines südlichen Entwicklungslandes. Was glaubst du, wie teuer ein PC wäre, der ausschließlich (inkl. aller Komponenten) in Deutschland gefertigt wäre? Wahrscheinlich so teuer wie ein neuer Kleinwagen. Kapitalismus ist im Grunde nichts anderes als Ausbeutung Vieler zum Wohle weniger. Das ist kein USA-spezifisches Problem. Die USA beherrschen dieses System aber am besten, deshalb sind sie aber nicht unmoralischer als die EU oder Japan, sondern nur cleverer.
      Avatar
      schrieb am 28.01.01 01:28:02
      Beitrag Nr. 25 ()
      ***



      Oskar L. und Olaf H. jetzt als Lohnschreiber auch im WO-Board???




      ***
      Avatar
      schrieb am 28.01.01 03:04:27
      Beitrag Nr. 26 ()
      Das schwachsinnigste was ich je zum Thema Börse gehört habe, ist langfristig denken.

      Langfristig sind wir alle tot, sagte dereinst Friedhelm Busch, und ich glaube dies war sein einziger überzeugender Ausspruch.

      Wer heute meint im Leben würde sich alles so fortschreiben wie in der Vergangenheit, der ist an der Börse gut aufgehoben. Der darf nämlich die Gewinne der kurzfristig orientierten Anleger bezahlen und darauf hoffen, daß seine Einstände irgendwann mal wieder bezahlt werden.

      Das die Weltbörsen allein in den letzten 5 Jahren, die Gewinne der nächsten 10 Jahre escomtiert haben, dürfte auch dem wirtschaftlichem Laien einleuchten.

      Für mich sind deshalb kurzfristig orientierte Anleger, ich zähle mich selbst dazu, keine verantwortungslosen Egoisten, sondern weitsichtige Denker.


      HaraldSM

      Ps: @gieristnichtgut. Ich finde solche Beiträge sehr interessant. Man sollte jedoch nicht in Panik dadurch geraten, denn ob sich alles negativ entwickelt, weiß man genauso wenig, wie ob sich alles positiv entwickelt. Und daher sind kurzfristig orientierte Anleger zur Zeit sicherlich besser beraten.

      Beste Wünsche und vielen Dank für Deine Mühe

      HaraldSM
      Avatar
      schrieb am 28.01.01 12:07:48
      Beitrag Nr. 27 ()
      Jetzt entwickelt sich hier doch eine ernsthafte Debatte - prima...

      Mein Problem mit den USA ist auch, das ich den Zahlen nicht mehr traue, die die Amis so unter die Leute bringen. Mit Statistiken lässt sich nämlich viel machen.

      Dazu den schon etwas älteren Artikel, den ich von einem Freund bekam. Soweit ich es überprüfen konnte, stimmen die Angaben (der "hedonische Ansatz" wird in den USA wirklich praktiziert - sagte mir zumindest ein Volkswirt - und den Kommentar von Grant und den Leserbrief von Richebächer gab es ebenfalls ...). Der Autor ist aber nach meinen Recherchen mit Vorsicht zu genießen... - trotzdem poste ich das Teil, weil ich darin einen wichtigen Aspekt sehe, der für mich vieles erklärt...


      "Wohlstand durch Buchführung"

      Der 5. September wurde zum "Schwarzen Mittwoch" für den Euro. Am Tag zuvor hatte die europäische Einheitswährung bereits ein neues Allzeittief gegenüber dem US-Dollar erreicht. Doch jetzt brachen plötzlich alle Dämme, und innerhalb weniger Stunden wurde nicht nur die Marke von 88 Cents, sondern gleich auch die von 87 Cents zum ersten Mal in der Geschichte des Euro nach unten durchbrochen. Devisenhändler sprachen von "Panikverkäufen" und einem "echten Erdbeben".

      Was war geschehen? Der neuerliche Euro-Absturz folgte unmittelbar auf die Veröffentlichung der neuen Wirtschaftszahlen des US-Arbeitsministeriums, die noch einmal eine Schockwelle der Euphorie hinsichtlich der "Neuen Wirtschaft" auslöste: Die vorläufigen Zahlen über die US-Arbeitsproduktivität für das zweite Quartal 2000 wurden drastisch nach oben korrigiert. Statt 5,1% sollte der Produktivitätszuwachs nun sogar 5,7% betragen, mithin der höchste Wert seit 17 Jahren und dreimal so hoch wie im ersten Quartal 2000. Damit wurden von Regierungsseite die geradezu frenetischen Äußerungen des Notenbankchefs Alan Greenspan auf dem alljährlichen Bankierstreffen von Jackson Hole unterstützt, wonach die USA auf dem entscheidenden Feld der Produktivität Europa inzwischen hoffnungslos abgehängt habe. Die unmißverständliche Botschaft von US-Regierung und Federal Reserve an die Finanzmärkte lautete: Kauft amerikanische Aktien und Anleihen! Verkauft eure verbliebenen Anlagen im Euro-Raum!

      Um den lebensnotwendigen Bedarf der US-Wirtschaft an ausländischen Geldzuflüssen zumindest im Endspurt zur Präsidentschaftswahl zu decken -- rund 1,5 Mrd. Dollar an Anlagegeldern aus Europa und Asien pro Tag müssen es schon sein --, ist den amerikanischen Finanzarchitekten inzwischen so ziemlich jedes Mittel recht.

      Diese Form des Wirtschaftskannibalismus gegen die übrigen G-7-Partner hat jetzt sogar die gewöhnlicherweise recht zurückhaltende Bundesbank aufgeschreckt. In ihrem Monatsbericht August spricht die Bundesbank plötzlich offen aus, was jeder nüchtern gebliebene Beobachter im Grunde schon längst weiß: Die amerikanischen Wirtschaftszahlen sind auf krasseste Weise frisiert. Die statistischen Manipulationen sind so haarsträubend, so auf das erwünschte Ergebnis zugeschnitten, daß man jeden Buchhalter eines Unternehmens, der in ähnlicher Weise verführe, ins Gefängnis stecken würde (oder, noch schlimmer, ihm den Nobelpreis für Ökonomie verpassen müßte).

      In der gesetzteren Ausdrucksweise der Bundesbank werden die gegenüber Europa weit besseren Produktivitätszahlen der USA folgendermaßen erklärt: "Zum Teil läßt sich diese in den amtlichen Statistiken aufscheinende Diskrepanz zwischen den USA und der Mehrzahl der anderen Industrieländer aber auf methodische Unterschiede, insbesondere bei der Erfassung der Produktion von EDV- und Kommunikationsgeräten und der Nutzung dieser Güter, zurückführen." Das "Produktivitätswunder" ergebe sich nicht zuletzt daraus, daß in den USA zur statistischen Berechnung der Preisinflation seit einigen Jahren "ein sogenannter hedonischer Ansatz" verwendet wird, während man sich in Deutschland nach wie vor auf "traditionelle Methoden" stütze.

      Im Kern geht es bei der "hedonischen" Methode darum, eine "qualitätsbereinigte" Preisinflation zu messen. Beispielsweise bleiben die Verkaufspreise für Computer seit vielen Jahren weitgehend konstant, während sich ihre Qualitätseigenschaften wie Prozessorgeschwindigkeiten und Speichervolumen laufend verbessern. Inwieweit sich dadurch die Produktivität des Benutzers erhöht, ist freilich eine ganz andere Frage. Bei der "hedonischen" Methode werden diese Qualitätssteigerungen jedenfalls automatisch als Preisverfall interpretiert. Man behauptet beispielsweise, die Computerpreise seien gegenüber dem Vorjahr um 30% gefallen, obwohl in Wirklichkeit die Preise für Computer genau so hoch sind wie im Jahr zuvor. Es ist zwar nicht völlig abwegig, solche Qualitätsbereinigungen der Preise vorzunehmen. Aber diese Methode eröffnet der Willkür Tür und Tor, und die statistischen Ämter können auf diese Weise praktisch jeden Wert der Preisinflation aus dem Hut zaubern, der ihnen von politischer Seite vorgegeben wird.

      "Hedonische" Willkür

      So zeigt sich, wie die Bundesbank bemerkt, daß nach der US-Statistik die Preise für Computer und Peripheriegeräte von 1991 bis 1999 um 80% gefallen sind, während die Preise der gleichen Waren nach deutscher Statistik lediglich um 20% gefallen sind. Das hat wiederum einen erheblichen Einfluß auf die allgemeine Anstiegsrate des Verbraucherpreisindexes.

      Aber damit nicht genug. Die US-Statistiker gehen noch einen Schritt weiter und schließen messerscharf: Wenn die Preise für Computer nach "hedonischer" Qualitätsbereinigung um 30% niedriger sind als im Vorjahr, obwohl die tatsächlichen Preise gleich blieben, dann kann man sich bei der Messung des Produktionsausstoßes in der Computerindustrie auch nicht an den tatsächlichen Verkaufspreisen orientieren, sondern muß auf das Ganze noch einmal 30% draufschlagen. Dadurch wird wiederum das berechnete Wirtschaftswachstum in die Höhe getrieben -- und wenn man den Produktionsausstoß durch die Arbeitsstunden teilt, auch die Produktivität.

      In gleicher Weise wird dann weiterhin auch mit den Investitionen der Unternehmen in Computertechnologie verfahren. Die Bundesbank hat sich den Spaß gemacht und selbst einmal "hedonisch" gerechnet. Plötzlich waren die EDV-Investitionen des Jahres 1998 in Deutschland "mit schätzungsweise 64 Mrd. DM mehr als doppelt so hoch wie die realen Investitionen nach der amtlichen Statistik; im Jahre 1999 betrug der Abstand sogar reichlich 170%."

      Nach dem bekannten Effekt in Andersens Märchen Des Kaisers neue Kleider verursachten auch die Feststellungen der Bundesbank ein allgemeines "Aha-Erlebnis". Am 4. September verfaßte James Grant, Herausgeber eines Finanz-Nachrichtenbriefes in den USA, einen Kommentar in der Londoner Financial Times mit dem Titel "Amerikanischer Hedonismus läßt Deutschland kalt", in dem der Monatsbericht August der Bundesbank zitiert und die USA sarkastisch als "Weltmeister dieser Form des Hedonismus" abgeurteilt wurden. Alan Greenspan liege völlig falsch mit seiner Verherrlichung amerikanischer Produktivitätszuwächse. Das eigentliche Geheimnis der "Neuen Wirtschaft" in den USA liege ganz woanders, nämlich in "Wohlstand durch Buchführung".

      Einen Tag später veröffentlichte wiederum die Financial Times einen Leserbrief des ehemaligen Chefökonomen der Dresdner Bank Kurt Richebächer, der neben der "hedonischen" Methode auch einen weiteren Zahlentrick der US-Statistiker hervorhebt. Während man in aller Welt die Software-Einkäufe der Unternehmen als Vorleistungen verbucht, machen die Statistiker in den USA daraus Investitionen in die Erweiterung des Kapitalstocks. Anders als Vorleistungen werden Investitionen als Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt gezählt, was dann wiederum Wirtschaftswachstum und Produktivität anschwellen läßt.

      Richebächer verdeutlicht die dramatischen Auswirkungen dieser beiden statistischen Tricks anhand der Entwicklung in den USA in den 18 Monaten seit Anfang 1999. Während die Computerinvestitionen in diesem Zeitraum real 114 Mrd. Dollar betrugen, machte die "hedonische" Methode daraus 299 Mrd. Dollar. Hinzu kamen dann noch, ebenfalls "hedonisch" aufgeblähte, 226 Mrd. Dollar an Software-Ausgaben. Auf beide statistischen Tricks zusammen (es gibt noch andere) entfällt demnach bereits ein Drittel des gesamten behaupteten Wirtschaftswachstums in den USA.

      Auf diese Weise, so Richebächer, erzeuge die US-Wirtschaft von Jahr zu Jahr mehr "fiktives Wirtschaftswachstum und entsprechend auch mehr und mehr fiktives Produktivitätswachstum". Einen viel besseren Maßstab für wirtschaftlichen Aufschwung liefere statt dieser zweifelhaften Methoden die Entwicklung der frei verfügbaren Einkommen. Da ist in den USA von "Boom" allerdings nichts zu sehen: im Juni betrug das Wachstum hier 0,0%, und im Juli waren es 0,1%.

      Die plötzlich stark angestiegene Aufmerksamkeit für diese Angelegenheit beweist, daß man sich in einigen Hauptstädten unter dem Druck der Ereignisse genötigt sieht, die Messer zu wetzen.

      Lothar Komp
      Avatar
      schrieb am 28.01.01 12:58:04
      Beitrag Nr. 28 ()
      Hallo gieristnichtgut,

      der Bericht "Wohlstand durch Buchführung" trifft den Nagel auf dem Kopf! Ich habe seit 25 Jahre Erfahrungen mit der amerikanischen Seite. Die Anwendung der kreativen buchhaltung ist mir seit über 15 Jahren bekannt! Leider kann ich auf diese Art der Buchführung nicht genau eingehen, sonst muß ich unter einen neuen Nickname schreiben. Und wer hat schon Lust seine Positionen zu gefährden, wenn man davon profitiert. Also bin ich loyal zu der amerikanischen Regierungsstelle und nicke wohlwollen zu diesem Bericht!;)
      Wer einwenig nachdenkt, dem fällt auch ohne diesem Bericht auf, wie die USA von einem angeblichen Wachstum im 2. Quartal mit 5,7% urplötzlich bis zum Jahresende so brutal auf null oder sogar negativ Wachstum abstürzen konnten. Zieht man noch einen vergleich zu Unternehmen an der NASDAQ und NM. Dann müßte doch jeder von allein daraufkommen, das die Buchhaltung kreative gestaltet wurden. Hier erinnere ich an EM.TV und noch viele andere Unternehmen. Solche brutale Abstürze kommen nicht von jetzt auf nachher! So wie hedonische Ansatz den Wachstum überpropotional schön schreibt, kehrt sich die Rechnung um wenn es mal nicht so gut läuft. Das heißt doch nur das die Verluste ebenfalls überproportional dargestellt werden. Es würde mich wirklich nicht wundern, wenn die amerikanische Regierung unter Bush uns auf einmal erklärt, sie habe die Bilanzierungsmethoden umgestellt. Das Fikaljahr endet je schließlich am 30. September 2000 und für das FY 2001 kann man ja schließlich einiges ändern, warum auch nicht. Ich bin wirklich auf die neusten Wirtschaftszahlen im ersten FY 2001 unter der Regierung Bush gespannt und wie diese berechnet wurden.

      Gruß Albatossa
      Avatar
      schrieb am 28.01.01 13:55:05
      Beitrag Nr. 29 ()
      @Albatossa

      freut mich, wenn ein Insider wie du diese Fakten bestätigen kann...

      Der Punkt, an dem ich ins Grübeln kam, war genau der, den du auch erwähnst: wie konnten die USA so schnell so gnadenlos mit ihrem Wirtschaftswachstum absacken? Was mir noch nicht klar war, ist, dass die Bilanztricks im Falle einer Wirtschaftsabschwächung nach hinten losgehen, wie du schreibst. Ist ja auch logisch - dann wäre die Bush-Regierung vielleicht wirklich bald gezwungen, auf andere Bilanzierungstechniken umzustellen. Wir werden sehen...

      Letztendlich finde ich es aber fatal, wenn die volkswirtschaftlichen Rahmendaten als eine Art Propagandainstrument benutzt werden, um möglichst viel Anleger-Geld ins Land zu holen. Ich denke immer noch, dass seriöse Buchhaltung sich langfristig auszahlt, auch auf Staatsebene.

      Dein Vergleich EM.TV - USA ist natürlich schon etwas gewagt, aber ist wirklich nicht ohne. Haffa for President?...

      Viel Erfolg bei deinen Geschäften,

      gieristnichtgut
      Avatar
      schrieb am 28.01.01 13:59:50
      Beitrag Nr. 30 ()
      Hallo Leute,
      Hat sich schon mal jemand Gedanken gemacht,was passiert
      wenn Greenspan die Zinsen nicht oder nur um 25Punkte sengt?
      Wie sieht es dann mit der Psychologie aus !
      Bisher wurden durch die Reihe weg alle Werte als außer-
      gewöhnlich überberwertet angeprangert!
      Das,was mich bullish stimmt,ist die allgemeine Depression!!
      Noch ist es ein Tanz auf dem Vulkan...Greenspan steht noch
      an!Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.
      Gruß kk
      Avatar
      schrieb am 28.01.01 14:23:10
      Beitrag Nr. 31 ()
      @kasseklingt

      sicher, es kommt immer anders als man denkt...

      letztendlich kann jeder nur die Fakten, die ihm zur Verfügung stehen (oder die er wahrnehmen will), auswerten und sich danach entscheiden.

      Aber Depression hin oder her - was sich für mich jetzt schon seit längerem klar ist, ist Folgendes: Die vergangenen Jahre - und vor allem das vergangene Jahr - waren Ausnahmen, in vielerlei, aber vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht. Sie waren geprägt von einem - um einen Buchtitel zu zitieren - "irrationalem Überschwang". Wir setzen gerade zur Landung auf dem harten Boden der Tatsachen an - und können nur hoffen, dass wir danach ohne größere Brüche aus dem Flieger aussteigen können, um einmal im Bild zu bleiben...

      Nochmal: ich sage nichts gegen "bullish", aber ich bin sehr skeptisch, ob wir jemals überhaupt noch in die Nähe der Höchststände von 2000 gelangen, zumindest was die Neuen Märkte betrifft. Die geplatzte Blase lässt sich nicht wieder aufpumpen. Und mittlerweile bin ich auch sehr skeptisch, ob dies überhaupt gut wäre - ich denke jetzt, dass die langfristigen Schäden einer solchen Blase in keinem Verhältnis zu ihren kurzfristigen Vorteilen stehen.

      Was Greenspan und die Zinsen betrifft - wir können nur hoffen, dass dieser Steuerknüppel dem Piloten nicht aus der Hand rutscht (wobei insgesamt zu fragen wäre, warum sich ein Notenbank-Chef ins Börsen-Cockpit setzen muss...).

      Dir wünsche ich natürlich trotzdem, dass deine Kasse klingt,

      gieristnichtgut
      Avatar
      schrieb am 28.01.01 17:58:31
      Beitrag Nr. 32 ()
      Wenn Greenspan wirklich reinen Wein über die Wirtschaftslage in des USA einschenken würde, gebe es eine Panik am Aktienmarkt und somit die nächste Weltwirtschaftskrise gegen die 1929 ein Sommerspaziergang war. Die verlogenen Staaten von Amerika sind trotz Haushaltsüberschuß (den gab es historisch übrigens schön öfter, ohne das sich etwas an den Wirtschaftszyklen geändert hat)immer noch, aufgrund des Handelsbilanzdefizites, auf Kapitalimport angewiesen. Wenn der Geldstrom stoppt, kracht das ganze Kartenhaus in sich zusammen. Daher halte ich Manipulationen der Statistiken für zumindest nachvollziehbar.

      Ich kaufe nur noch zu unrecht abgestürtzte Titel, die können wenigstens nicht mehr so tief fallen.
      Avatar
      schrieb am 02.02.01 22:58:39
      Beitrag Nr. 33 ()
      Demnächst werden Zwangsliquidierungen in der nächsten Zeit die Kurse an der Wallstreet beeinflussen.
      Heute wurde der Anfang gemacht !

      Euer Seuchenvogel
      Avatar
      schrieb am 04.02.01 09:49:41
      Beitrag Nr. 34 ()
      Es ist mal wieder Zeit, diesen Thread hochzuholen. Ich habe noch was gefunden zum Thema "Schwindel in den US-Statistiken". Diesen Ansatz weitergedacht, stecken die USA schon längst in einer Rezession...

      Inflationsmessung - der Teufel steckt im Detail

      Die statistischen Ämter in den USA und in der Europäischen Union verwenden für die zeitliche Darstellung der Verbraucherpreisindizes unterschiedliche Berechnungsmethoden. Die Folgen der unterschiedlichen Handhabung können erheblich sein.

      Der Preisindex für die Lebenshaltungskosten wird zur Beurteilung der Preisentwicklung bei Gütern des täglichen Bedarfs benutzt. Traditionell werden Preisveränderungen durch den Vergleich von ein und demselben Produkt zu unterschiedlichen Zeitpunkten gemessen. Doch für technische Produkte ist die Messung der zeitlichen Preisentwicklung aufgrund der teilweise rapiden Qualitätsveränderungen besonders problematisch. Im High-Tech Bereich sind zum Beispiel Vergleiche dieser Art nicht zweckmäßig, da ältere Produkte (wie beispielsweise ein 286er PC) nicht mehr im Handel erhältlich sind. Daher ist das zuständige Statistikamt in den USA dazu übergegangen, die Qualitätssteigerungen von Produkten im Verbraucherwarenkorb zu berücksichtigen. Ein PC, der im Basisjahr 1991 in den Warenkorb eingegangen ist, ist technisch kaum noch mit einem heutigen PC zu vergleichen. Infolge des technischen Fortschritts wird ein heute gekaufter PC statt mit dem tatsächlich bezahlten Ladenpreis nur mit einer wesentlich geringeren Meßzahl in den Warenkorb einbezogen. Diese Meßzahl ist um die Qualitätssteigerung des Produktes bereinigt. Die Folge ist ein geringerer Ausweis der Inflationsrate als es sonst der Fall gewesen wäre.

      Gerade im High-Tech-Bereich des auf private Haushalte zugeschnittenen Warenkorbes macht sich die unterschiedliche Berechnungsmethode gegenüber der europäischen Vorgehensweise stark bemerkbar. In dem traditionellen Verfahren der EU-Länder und des Europäischen Statistikamtes nehmen Qualitätsanpassungen in der Inflationsberechnung bei weitem nicht den Stellenwert ein wie in den USA. Daher wird die Teuerungsrate in Europa systematisch überschätzt.

      Die davon ausgehenden Konsequenzen umfassen die korrekte Erfassung des realen Sozialproduktwachstums, des Produktivitätswachstums sowie die Datengrundlage für Tarifverhandlungen. Das reale Bruttosozialprodukt bzw. Bruttoinlandsprodukt (der Unterschied zwischen den beiden Größen ist in Deutschland marginal) läßt sich aus dem entsprechenden nominalen Wert und der Inflationsrate ableiten. Eine systematisch verzerrte Inflationsdifferenz zwischen zwei Ländern führt demnach zu einer inkorrekten Darstellung der wirtschaftlichen Situation. Die Produktivität wird an dem Verhältnis von produzierten Gütern und Dienstleistungen zu der dafür benötigten Arbeitsleistung gemessen. Die produzierten Güter und Dienstleistungen werden mit Hilfe der Inflationsrate bzw. des Deflators in eine reale Größe berechnet. Falls nun der Deflator verzerrt ist, kann auch die Produktivitätskennzahl nicht korrekt wiedergegeben werden. Darüber hinaus dient die Inflationsrate als wesentliche Basis für Lohnverhandlungen. Der Kaufkraftverlust infolge der allgemeinen Preissteigerungen wird traditionell durch einen Inflationsausgleich bei Tarifabschlüssen ausgeglichen. Eine überschätzte Teuerungsrate wird also folgerichtig zu einem höheren Lohnwachstum führen.

      Eine Studie für Großbritannien hat gezeigt, daß bei Verwendung der amerikanischen Methode die britische Industrieproduktion um 6% höher ausfallen würde als es veröffentlicht wurde. Ebenfalls wäre das Bruttoinlandsprodukt in der Periode zwischen 1994 und 1998 um 0,4% höher ausgefallen.

      Das entscheidende Ergebnis der beiden Methoden liegt demnach in der tendenziellen Unterschätzung des Produktivitätswachstums und des generellen Wirtschaftswachstums in der EU im Vergleich zu den USA. Wenn also die EU den gleichen Ansatz zur Messung der Inflation anwenden würde wie die USA, dann wäre die derzeitige Wachstumsdifferenz zwischen den beiden Regionen sicherlich nicht so hoch wie die offiziellen Statistiken es auf den ersten Blick ausweisen.

      http://www.adig.de/news/fokusthemen/fokusthemen.htm
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      schrieb am 05.02.01 18:43:48
      Beitrag Nr. 35 ()
      Hier noch die Einleitung zu einem längeren Text eines US-Professors, der ziemlich punktgenau die Rezession vorhergesagt hat. Er untersucht die reale Lage der Arbeitnehmer in den USA, nimmt allerdings gegen Ende des Textes sehr viel auf die Asien-Krise Bezug.

      Aber auch das ist aber immer noch interessant zu lesen, vor allem, weil ich glaube, dass die Asien-Krise a.) noch weiter schwelt (siehe Japan) und b.) durch die Krise eklatante Mängel und Risiken in der aktuellen Weltwirtschaftsordnung aufgezeigt wurden.

      Die US-amerikanische Wirtschaft am Ende des Jahrhunderts:
      Am Beginn einer neuen Ära der Prosperität?



      In seiner Rede »Zur Lage der Nation« vom 27.01.2000 sprach US-Präsident Bill Clinton davon, daß sich alle Amerikaner glücklich schätzen könnten, in dieser Zeit der Geschichte zu leben. Niemals zuvor habe es für die Nation so großen Wohlstand und sozialen Fortschritt bei derart wenigen inneren Krisen und Bedrohungen von außen gegeben. Die Amerikaner begännen das neue Jahrhundert mit der niedrigsten Arbeitslosenquote und dem stärksten Wirtschaftswachstum seit 30 Jahren. Alles scheint auf ein neues »goldenes Zeitalter« der amerikanischen Wirtschaft hinzudeuten.

      Im folgenden Text sucht der amerikanische Wirtschaftsprofessor Fred Moseley nach Erklärungen für diesen »Boom« und betrachtet vor allem seine auffälligen Widersprüchlichkeiten, wie z.B. niedrige Inflationsraten bei extrem geringer Arbeitslosigkeit. Das Papier erschien im Sommer 1998 in Capital & Class Nr. 67, ist also nicht mehr ganz aktuell. In seiner Einschätzung erwartet er entgegen allen überschwenglichen Hoffnungen eine Rezession der US-Wirtschaft 1999 oder 2000. In einer aktuelleren Einschätzung meint er, diese Rezession könnte durchaus auch etwas - aber nicht viel - später einsetzen. Obwohl er (wie damals sicher viele - wir selbst eingeschlossen) die Dramatik der asiatischen Krise überschätzt zu haben scheint, macht Moseley wichtige Ausführungen zur Stabilität des amerikanischen »Booms«. Moseleys Einschätzungen zur Abhängigkeit der amerikanischen Wirtschaft von weiteren Kapitalimporten werden inzwischen auch von anderen Autoren unterstützt.

      Wenn Moseley Recht behält, könnte die Eingangs erwähnte Rede Clintons historisch neben der Rede des US-Präsidenten Hoover stehen, der 1928 - ein Jahr vor dem Zusammenbruch des US-Aktienmarktes und damit dem offenen Ausbruch der großen Weltwirtschaftskrise von 1929 ff. - noch verkündete: »Wir haben gezeigt, daß unser System empfindlich genug reagiert, um jeder neuen und schwierigen Entwicklung in unserem wirtschaftlichen und geschäftlichen Leben zu begegnen ... Wir sind heute dem Ideal der Verbannung von Armut und Furcht aus dem Leben von Männern und Frauen näher gekommen als jemals zuvor in irgendeinem Land.«

      In diesem Text wird die These diskutiert, daß die US-Ökonomie sich nicht am Beginn einer neuen Blütezeit befindet - hauptsächlich, weil die Profitrate 30-40 Prozent unterhalb der Werte der Nachkriegszeit liegt, obwohl die Reallöhne seit Anfang der 70er Jahre um 20 Prozent gesunken sind. Unter diesen Bedingungen ist es unwahrscheinlich, daß die Reallöhne in den nächsten Jahren steigen werden. Außerdem wird gezeigt, daß ein wichtiger Grund für das beschleunigte Wachstum der US-Ökonomie seit 1995 ein starker und schnell wachsender Netto-Zustrom an ausländischem Kapital ist (wodurch auch die Verschärfung der asiatischen Krise weiter beschleunigt wurde). Daraus wird geschlußfolgert, daß 1999 die Chancen einer Rezession in den USA hoch sind, und daß solch eine Rezession die Weltwirtschaft wahrscheinlich in eine tiefe Depression treiben würde.

      Moseleys Text kann unter http://www.wildcat-www.de/zirkular/55/z55mosel.htm nachgelesen werden kann
      Avatar
      schrieb am 05.02.01 22:08:38
      Beitrag Nr. 36 ()
      @ Giertutnichtgut

      Am 04.12.1928 sprach President Coolidge zum lezten mal zum Kongress:

      "No Congress of the United States ever assembled, on surveying the state of the Union, has met with a more pleasing Prospect than that which appears at the present time. In the domestic field there is tranquility and contentment...
      and the highest record of years of prosperity. In the foreing field there is peace, the goodwill which comes from mutual understanding.

      regard the present with satisfaction an anticipate the future with optimism."

      Erinnert doch sehr an die Worte Clintons.

      Für alle Ungläubigen empfehle ich folgende Lektüre:


      1. Manias, Panics, an Crashes/A History of Financial Crises
      Charles P. Kindleberger

      2. The Great Crash 1929 / The classic study of that disaster
      Kohn Kenneth Galbraith

      3. Irrationaler Überschwang / Warum eine lange Baisse
      an der Börse unvermeidlich ist
      Robert J. Shiller

      4. Eine Einführung in die Volkswirtschaftslehre und hier
      insbesondere den Abschnitt über Makroökonomie.
      Avatar
      schrieb am 07.02.01 21:16:10
      Beitrag Nr. 37 ()
      @Stahlbaer

      ja, ein bisschen volkswirtschaftliches Basiswissen hat noch niemandem geschadet, selbst einem Aktionär des Neuen Marktes nicht, oder???

      Übrigens habe ich mal wieder etwas gefunden: einen Text, den Paolo Giussani im Frühjahr vergangenen Jahres geschrieben hat. Ich poste hier die letzten zwei Abschnitte - in ihnen beschreibt er, was bereits in Texten anderer Autoren hier im Thread deutlich wurde: dass die Amis ihre Wirtschaftsdaten krass manipulieren. Außerdem geht er darauf ein, warum es seiner Meinung nach zu einem Crash kommen muss. Hier der Text:

      Der Boom in den USA

      Die fanatischen Bewunderer von Informatik und Videogames haben nicht völlig unrecht. Die heutige Realität wird tatsächlich immer virtueller. Ein gutes Beispiel dafür ist der zur Zeit angeblich ablaufende Boom der amerikanischen Wirtschaft. Er gab Anlaß zum lächerlichen Etikett New Economy, das der pathetische Scharlatan Greenspan erfunden hat, um eine Ökonomie zu beschreiben, die ohne Inflation wachsen kann. Dies sei möglich aufgrund der fantastischen Produktivitätszuwächse durch die neuen Technologien. Gleichzeitig mache es das explosive Wachstum der Finanzströme möglich, Manna vom Himmel an all diejenigen zu verteilen, die so mutig sind, ein geringes Risiko einzugehen.

      Wenn wir die Daten der amerikanischen Wirtschaft im letzten Jahrzehnt nach Sektoren zerlegen, so gehen mehr als 60 Prozent des Wachstums des Bruttoinlandsprodukts auf die Computerproduktion zurück, während in dieser Branche gerade mal zwei Prozent der lohnabhängig Beschäftigten der USA arbeiten. Wir haben es offensichtlich mit einem Wunder zu tun, vor dem alle Wunder der Heiligen Schriften verblassen! Aber das Wunder hat nicht in der Wirklichkeit stattgefunden, sondern in ihrem virtuellen Gegenstück, den vom Bureau of Economics Analysis ausgearbeiteten Statistiken, dem Büro des Handelsministeriums der US-Regierung. Dieses (bis dahin) unschuldige BEA wurde angewiesen, eine neue Methode zur Berechnung der Inflation anzuwenden, um die virtuellen oder propagandistisch erwünschten Ergebnisse zu erhalten. Herauskam die chained method, eine Anwendung des hedonic price index, der wiederum eine ideologische Konstruktion der neoklassischen Wirtschafts»theorie« ist, die sich bekanntermaßen auf die Berechnung des subjektiven Nutzens der Güter stützt. Im Computersektor berechnete die neue Methode nicht mehr die Menge physischer Produkte pro Arbeitsstunde (1, 2 ... n Computer), sondern von Einheiten an computing power, die mit der Einführung neuer Prozessortypen maßlos ansteigt, auch wenn sich in Wirklichkeit wenig oder nichts ändert. Das Ergebnis war, daß im Zeitraum 1995-99 die Hardwarebranche eine durchschnittliche jährliche Produktivitätssteigerung von 42 Prozent auswies, was fast eine Versechsfachung der Produktivität in fünf Jahren bedeutet! Durch diesen Kniff verwandelte sich die Inflation in der Hardwarebranche in ihr genaues Gegenteil, nämlich eine Dis-Inflation (Sinken des Preises im Vergleich zu dem als »real« angenommenen Preis) von 1:14 im Jahr 1999. Um diese Disinflation rauszurechnen - die natürlich die BEA selbst erfunden hatte - multiplizierte man den Gegenwert der Computerproduktion in US-Dollar mit 14. Dadurch sprang nicht nur das jährliche Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von bescheidenen 1,7 Prozent (was unterhalb des gleichzeitigen Wachstums in Deutschland liegt!) auf 4 Prozent (also in Bereiche des Nachkriegsbooms!), sondern der tendenzielle Verfall der Produktivität, der natürlich aus dem chronischen Verfall der Investitionen in fixes Kapital herrührt, kehrte sich plötzlich um: Der Produktivitätszuwachs gewann somit im Zeitraum 1995-99 zirka 85 Prozent von dem zurück, was er von 1970 bis 1995 im Vergleich zum goldenen Zeitalter 1950-72 verloren hatte.

      Wenn wir statt der chained method die traditionelle fixed price-Methode anwenden, um aus dem Geldwert der produzierten Computer und aus dem Gesamtprodukt die Inflation herauszurechnen, hat sich der Fall des Produktivitätszuwachses sogar noch weiter beschleunigt. Natürlich sind die anderen Branchen, die keine Computer produzieren, selbst dann (noch) nicht in der Lage, größere Zuwächse in der Produktion oder in der Produktivität auszuweisen, wenn wir auf sie ebenfalls die neue Methode anwenden. Dieser Umstand macht deutlich, daß der Produktivitätszuwachs der Hardwarebranche nicht nur ein lediglich scheinbarer ist, sondern auch ein Phänomen um seiner selbst willen: außerhalb der Hardwarebranche gibt es keinerlei größeres Wachstum, auch die verbreitete Anwendung der Computer in der Produktion hat zu keiner Verbesserung der Produktivität in bezug auf den seit fast 25 Jahren rückläufigen Trend geführt. Daß die chained method ein Betrug ist, zeigt sich auch daran, daß trotz der Schönrechnerei des BEA sowohl der Gesamtproduktion der Hardwarebranche wie ihrer Produktivität, die Profite der Branche und ihrer großen Firmen in den letzten Jahren keineswegs gestiegen sind, wie man aus Branchenberechnungen und aus den Bilanzen von Microsoft. IBM, Intel usw. sehen kann. Natürlich müßten sich deutlich überdurchschnittliche Produktivitätszuwächse direkt auf die Brutto- und die Nettoprofite auswirken - aber diesesmal vollzieht sich das umgekehrte Wunder, und wir finden keine Spur eines solchen Ereignisses. Somit scheint es völlig sinnlos zu sein, solche Produktivitätszuwächse zu erzielen!

      Außer der Tatsache, daß er zu einem Gutteil auf virtuellen Berechnungen beruht, läßt sich der Boom der amerikanischen Ökonomie mit folgenden grundlegenden Merkmalen charakterisieren, die alle zu bizarr sind, um Bestandteile einer tatsächlichen ökonomischen Expansion zu sein. Zudem sind sie den Charakteristiken des letzten tatsächlichen Wirtschaftsbooms in der langen Nachkriegsexpansion von 1947 bis 1973, die von den Historikern das goldene Zeitalter des modernen Kapitalismus genannt wird, völlig entgegengesetzt:

      1. Die Akkumulationsrate stagniert oder geht sogar tendenziell zurück, während der Konsum von hauptsächlich importierten Luxusgütern geradezu explodiert.
      2. Die private Sparquote fällt in bezug auf das verfügbare Einkommen steil ab, in den letzten beiden Jahren ist sie sogar negativ geworden (-2 Prozent im Jahr 1999).
      3. Die Verschuldung wächst im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt stark an; allein in den letzten zehn Jahren um 60 Prozent.
      4. Die Reallöhne stagnieren - seit Mitte der siebziger Jahre - und die ungleiche Einkommensverteilung in der Gesellschaft hat stark zugenommen.
      5. Die USA sind vom weltweit größten Kreditgeber zum weltweit größten Schuldner geworden.
      6. Nach einem starken Anwachsen sowohl der Profitrate wie der Profitmasse hat letztere erst stagniert und ist dann in den letzten drei Jahren leicht gefallen - ein Schlag ins Gesicht für die angeblichen außergewöhnlichen Produktivitätszuwächse.
      7. Mit Ausnahme der großen Depression in den dreißiger Jahren haben wir es mit einem historischen Rekord an Bankrotten und Firmenzusammenbrüche, sowie an nicht zurückgezahlten Bankkrediten zu tun.


      Wenn wir die statistischen Manipulationen korrigieren, haben wir das Gesamtpanorama eines Wirtschaftssystems, das tendenziell in den parasitären Verfall übergeht und wo der Finanzsektor als System der sozialen Ausplünderung funktioniert, das anstößige Luxuskonsumgüter für die neue Gentry beschafft. Das Produktionssystem wird einzig und allein dazu ausgebeutet, solche Konsumgüter und die Ausrüstung des Finanzwesens zu produzieren, während alle anderen Sektoren sich mehr oder weniger langsam auflösen.

      Letzte Neuigkeiten

      Nach dem Rekordwachstum der Börsenindizes seit 1995 zeichnet sich seit der zweiten Jahreshälfte 1998 eine Veränderung ab. Die breiteren Indizes wie der traditionelle Standard & Poor`s 500 und der Wilshire 5000 (92 Prozent des Marktes) haben ihr Wachstum deutlich verlangsamt, das gleichzeitig volatiler geworden ist. Ein wachsendes Geldvolumen hat sich auf den Nasdaq verlagert. Dieser stellt das spekulativere Segment des Marktes dar, er vereinigt alle Internetfirmen und all jene, die lediglich versprechen, in Zukunft irgendetwas technologisch Augenfälliges herzustellen (wie z.B. der gesamte Biotech-Bereich). Diese Firmen haben wenig Startkapital und mikroskopisch kleine tatsächliche Einkünfte, was so weit geht, daß das P/E-Verhältnis der an der Nasdaq notierten Firmen zu Beginn des Jahres auf den science fiction-mäßigen Wert von 115 gestiegen ist (dreimal so hoch wie der selbst schon sehr hohe P/E-Wert der S&P-Werte). Alle anderen Indikatoren des Wall Street-Markts haben eine negative Wendung genommen: das Verhältnis zwischen der Anzahl der Aktien, die an einem Tag steigen, zu denen, die am selben Tag sinken, ist zurückgegangen; die Anzahl der Aktien, die das durchschnittliche Wachstum der Märkte zu eigenen Preissteigerungen ausnutzen können, ist gesunken; somit hat sich ebenfalls das Verhältnis zwischen neuen historischen Höchstständen und historischen Tiefstständen verschlechtert. Zur selben Zeit bedeutete die Verlagerung von Fonds auf Nasdaq-Titel eine starke Ausweitung der Kreditierung [die Leute verschulden sich, um Aktien zu kaufen; d. Übers.], was zu einem wesentlich höheren, sich progressiv akkumulierenden, allgemeinen Risiko führt. In letzter Zeit hat die spekulative Kreditausweitung selbst begonnen, ihre Form zu ändern, da sie nunmehr gezwungen zu sein scheint, mit kürzeren Rückzahlungsfristen und mit steigenden Zinssätzen zu arbeiten, da nunmehr die lange Zeit gegebene Möglichkeit erschöpft zu sein scheint, sinkende Zinssätze auszunutzen.

      Theoretisch können wir die Möglichkeit, daß es demnächst zu einem Crash kommt, daran erkennen, daß sich eine Differenz zwischen dem Wachstum des spekulativen Kredits und den Gewinnen an der Börse entwickelt. Denn diese Differenz zeigt an, daß zukünftig die Einkommen aus dem Verkauf der Titel nicht ausreichen werden, um die aufgenommenen Kredite zu begleichen. Da sie aber eine Funktion des neu auf den Markt kommenden Nettogeldvolumens sind, hängen die Gewinne an der Börse ihrerseits von der Ausweitung des Kredits ab. Somit kommen wir zur offenkundigen Schlußfolgerung, daß die Ausweitung des Kredits im Moment t von der Ausweitung des Kredits im Moment t-1 abhängt. Aber die Ausweitung des Kredits selbst hängt davon ab, wieviel Nichtkredit-Geld ins Banksystem kommt, und das ist weitgehend ein Ergebnis nicht des Finanz-, sondern des Produktionssektors. Die allgemeine theoretische Schlußfolgerung, die wir auf die gegenwärtige Dynamik anwenden können, ist, daß das ungestörte Wachstum des Börsenumsatzes in letzter Instanz von der Masse der tatsächlichen Profite abhängt, die im Nicht-Finanzsektor realisiert werden, und die natürlich nicht exponentiell wachsen können, so wie es die gegenwärtige Dynamik an den Finanzmärkten erforderlich machen würde - in Wirklichkeit fallen sie in den USA zur Zeit sogar leicht. Wirklich zum Lachen sind die Besserwisser, die das immense aufgehäufte Risiko, das einer Wasserstoffbombe mit Zeitzünder gleicht, kleinreden wollen und emsig erklären, daß der Umfang der Verschuldung irrelevant sei, weil er vom Nominalwert der Aktien im Besitz der Schuldner gedeckt sei. Sobald die institutionellen oder die privaten Spekulanten vor der Notwendigkeit stehen, den Wert ihrer Aktien in klingende Münze zu verwandeln, weil sie ihre Kredite zurückzahlen müssen, würden die Abflußkanäle von der Börse verstopfen. Dies würde zu einer plötzlichen und heftigen Verringerung des Nominalwerts der Aktien führen, während das Volumen der zurückzuzahlenden Kredite natürlich unverändert bleibt, eine tödliche Differenz, die einen beträchtlichen Teil des intern bei den Banken angehäuften Kreditgeldes verschlucken würde, genauso wie es 1930 nach dem Crash im Jahr zuvor geschah.

      Paolo Giussani, Mailand, April 2000

      Der wesentlich längere Originaltext mit dem Titel "Spekulatives Wachstum" mit interessanten Ansichten zum Thema Produktion und Spekulation kann unter http://www.wildcat-www.de/zirkular/56/z56paolo.htm nachgelesen werden.
      Avatar
      schrieb am 07.02.01 22:20:31
      Beitrag Nr. 38 ()
      Ihr seit durchaus nicht allein mit diesen Annahmen.

      schaut euch mal Threads von Kosto8, webtiger und Paule2
      an.

      Irgendeiner stellte das unter einem unbekannten Wert zusammen,
      ich forsch noch mal nach!
      Avatar
      schrieb am 14.02.01 01:21:35
      Beitrag Nr. 39 ()
      bin nur zuleser - vermisse euch
      gruß trinchen
      Avatar
      schrieb am 17.02.01 14:24:07
      Beitrag Nr. 40 ()
      kam, wat kommen mußte - bissle krieg zur ablenkung
      zum kotzen
      Avatar
      schrieb am 19.02.01 01:40:14
      Beitrag Nr. 41 ()
      @trinchen

      ja, du hast Recht - dieses Irak-Bombardement ist wirklich das Letzte. Da hat George W. die alten Recken seines Vaters wieder aktiviert - und denen fällt nichts Besserers ein, als da weiterzumachen, wo sie damals beim Golfkrieg I aufgehört haben.

      Besonders fatal finde ich das außerdem in der derzeitigen Situation - Israel und die Palästinenser stehen sowieso in einer Art unerklärtem Krieg, dazu noch ein irrer Premier wie Scharon, und Saddam traue ich ebenfalls alles zu... Keine guten Optionen - aber in dieser Situation mutwillig zu bombardieren, wie es die Amis gemacht haben, zeugt schon von Verantwortungslosigkeit. Die psychologische Verfassung eines Volkes ist meist schwer zu deuten - aber die Frage nach dem Zusammenhang mit der derzeitigen wirtschaftlichen Situation in den USA und der eklatanten Fehlspekulation dort dürfte einiges über den Hintergrund der Bombenabwürfe erklären.
      Avatar
      schrieb am 19.02.01 03:02:28
      Beitrag Nr. 42 ()
      weil`s gut hier rein passt:

      http://www.geldcrash.de
      http://www.wallstreet-online.de/ws/community/board/thread.ph…

      sowie folgender Artikel, den ich aus einem Thread v. @Canada, gepostet am 27.08.00 !!! kopiert habe:

      Moskauer Gedanken zum kommenden Crash

      In der russischen Wochenzeitschrift Expert und in einem ähnlich gehaltenen Internet-Memorandum wird
      angekündigt, daß es spätestens nach den US-Präsidentschaftswahlen zu einem Finanzkollaps kommt, der das
      Ende des WTO-Freihandelssystems und die Wiedereinführung einer protektionistischen Politik bedeuten
      werde.


      Eine Finanzpyramide aus psychologischen Faktoren


      Auszüge aus zwei Stellungnahmen russischer Experten.

      In der Einleitung zu dem Memorandum "Über die kommende Krise" schreiben die Autoren Oleg Grigorjew und
      Michail Chasin:

      Bei der Ausarbeitung eines Wirtschaftsprogramms für Rußland... muß man sorgfältig erwägen, in welchem internationalen
      Rahmen das Programm verwirklicht wird. Gegenwärtig ignorieren alle existierenden Programme diesen Rahmen. Bei ihrer
      Ausarbeitung wurde nur von der gegenwärtigen Lage oder von Prognosen auf der Basis modischer Propaganda über
      "Globalisierung", "Privatisierung" etc. ausgegangen.

      1997-98 warf die Realität die auf dieser Grundlage erstellten Pläne über den Haufen. Die Krise in Südostasien erfolgte für die
      Architekten der russischen Wirtschaftsstrategie völlig überraschend... Im Endeffekt kam sie auch für die meisten westlichen
      Analysten unerwartet. Der Fehler bestand darin, daß man die Implikationen der Krise für Rußland nicht berücksichtigte und
      keine Korrekturen in der Wirtschaftsstrategie vornahm. Das Resultat war, daß Rußland im August 1998 verheerend getroffen
      wurde...

      Gegenwärtig sieht die Lage der Weltwirtschaft für Rußlands Entwicklung relativ günstig aus. Aber das heißt keineswegs, daß
      wir Entwicklungen, die sich nicht aus der Gegenwart hochrechnen lassen, einfach übersehen dürfen - unangenehme
      eingeschlossen - , oder daß wir Vorbereitungen für notwendige Maßnahmen im Falle solcher Eventualitäten unterlassen dürfen.

      Eine Finanzpyramide aus psychologischen Faktoren

      Und in dem Artikel "Droht der USA eine Apokalypse?", der am 24. Juli in der Zeitung Expert Weekly erschien, heißt
      es:

      Die jüngste, mit der Entwicklung von Informationstechnologien verbundene technologische Revolution leistete bisher keinen
      bedeutsamen Beitrag für die traditionellen Wirtschaftssektoren. Wir sprechen nicht von Managementtechniken, sondern von
      Informationstechniken. Während die Informationstechnologien sich immer rascher entwickeln, ohne sich auf die traditionelle
      Wirtschaft auszuwirken, wächst die Kluft zwischen "neuer" und traditioneller Wirtschaft immer weiter... Gleichzeitig hat es die
      "neue Wirtschaft" nicht geschafft, die traditionelle Wirtschaft beim Verbrauch zu ersetzen. Die Hauptnachfrage der realen
      Bevölkerung gibt sich noch mit der traditionellen Wirtschaft zufrieden... Deshalb mußte die "neue Wirtschaft" neue
      Anwendungen suchen...

      Dies hatte zwei bemerkenswerte Auswirkungen: Erstens wurde die neue Wirtschaft selbst zum wichtigsten Käufer der
      Dienstleistungen der neuen Wirtschaft, was zur Inflation einer riesigen Blase führte, deren Größe das Ausmaß der dünnen
      Nabelschnur, die sie mit der alten oder realen Wirtschaft verband, bei weitem übertraf. Zweitens sind die wichtigsten Waren,
      welche die neue Wirtschaft anbietet, neue Verkaufsmechanismen für die Produkte der alten Wirtschaft. Die Zahlen zeigen, daß
      die großen Investitionen in die neue Wirtschaft für neue Vermarktungstechniken auf der Grundlage des Internets ausgegeben
      werden. Aber der gegenwärtige Wert der Waren... läßt sich durch Dienste von Zwischenhändlern nicht wesentlich verändern,
      wie fortschrittlich diese auch sein mögen. Aus diesem Grund werden fast alle Unternehmen der neuen Wirtschaft auf der
      Grundlage ihrer vermuteten zukünftigen Gewinne bewertet... Da dieses vermutete Einkommen eine exponentielle Funktion ihres
      Wachstums ist, können die Investoren Superprofite verbuchen. Eben dieses Modell wurde zur Grundlage für das Wachstum der
      neuen Wirtschaft, weshalb sie dutzendmal höhere Einkommen bieten konnte als traditionelle Sektoren...

      Aber ein solcher Zustand unterhöhlt die neue Wirtschaft selbst, weil er zu sehr einer Finanzpyramide ähnelt, deren Stabilität
      großenteils auf rein psychologischen Faktoren beruht...

      Die US-Wirtschaft wäre schon längst in eine tiefe Krise gestürzt, wenn der Dollar und die "Globalisierung" nicht eine weltweit so
      beherrschende Rolle gespielt hätten.

      Der Zusammenbruch des sozialistischen Weltsystems und die Expansion der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten
      verlängerten die Wachstumsphase der US-Wirtschaft um mehrere Jahre... Aber diese Reserve erschöpfte sich ziemlich bald,
      und Anfang der 90er Jahre waren die Voraussetzungen für eine Krise da. Aber das rechtzeitige Wachsen der neuen Wirtschaft,
      das die überflüssigen Geldressourcen anzog, machte es möglich, das Phänomen der 20er Jahre - schnelles, praktisch
      inflationsfreies Wachstum - zu wiederholen und die Überhitzung um mindestens zehn weitere Jahre hinauszuzögern. Aber jetzt ist
      diese Zeit ebenfalls abgelaufen.

      Aus dem raschen Wachstum der neuen Wirtschaft in der Mitte der 90er Jahre erwuchs ein beträchtlicher Anstieg der
      Verschuldung der Industrie... Aus diesem Grund wurde der Handlungsrahmen der Industrie immer weiter eingeschränkt, wobei
      das Eigenkapital eine beträchtlich schwächere Rolle spielte, während zusätzliche (Finanzierungs-) Kosten entstanden. Es wurde
      immer schwieriger, junge Spezialisten zu gewinnen, weil diese mehr an den finanziell attraktiveren Bereichen der neuen
      Wirtschaft interessiert waren... Da das Hauptkriterium für die Arbeit der amerikanischen Manager seit langem der Aktienwert
      ihres Unternehmens ist, wurde dieses Problem eine gewisse Zeitlang "in den Büchern versteckt".

      Gleichzeitig sank die Rentabilität der Industrie weltweit, was dazu führte, daß die Mindestproduktion, bei dem man Profite
      erwirtschaften konnte, beträchtlich anstieg. Das Verhältnis von Eigenkapital zu geliehenem Kapital sank ständig. Um die
      Ressourcen wirtschaftlicher zu nutzen, begannen Unternehmen mit ähnlichem Geschäftsbereich zu fusionieren, und auf praktisch
      allen Märkten entstanden monopolartige Konzerne...

      Der permanente, stetige Rückgang der Profitrate der alten Realwirtschaft - vor allem der Industrie - erweist sich als Auslöser
      der kommenden Weltwirtschaftskrise.

      Die südostasiatischen Finanzmärkte, die 1997 in die Krise gerieten, dienten vorher als Sicherheitsventil für die US-Wirtschaft.
      Mit ihrem Zusammenbruch verblieben als einzige Möglichkeit, die Krise hinauszuschieben, nicht-wirtschaftliche Mechanismen
      wie die Aggression in Jugoslawien...

      Aus dem gigantischen Wachstum der "Blase" [in den USA] folgte unausweichlich ein beschleunigter Konsumanstieg. Die
      anhaltende Periode scheinbaren Wachstums und scheinbaren Erfolgs der neuen Wirtschaft führte bei der amerikanischen
      Bevölkerung zu einem Absinken der Sparrate, da ihre Ausgaben ebenso stiegen wie ihre Schulden.

      Mit dem Anstieg der Kreditzinsen rief dieser Prozeß unausweichlich Inflation hervor. Die ersten Anzeichen dafür wurden schon
      1998 sichtbar, als die USA zum ersten Mal seit Jahrzehnten einen Haushaltsüberschuß erzielten. Aber dieser Prozeß spiegelte
      sich dank der gründlichen und kompetenten Bemühungen der [amerikanischen Notenbank] Federal Reserve lange Zeit nicht in
      den Warenpreisen.

      Aber 1999 konnte die Federal Reserve die Inflation nicht mehr eindämmen. Der kritische Punkt wurde im März-April 2000
      erreicht. Dann hatte die Inflation in den USA, aufs Jahr gerechnet, das Ausmaß der durchschnittlichen Rentabilität der
      Industrieproduktion erreicht... Die Versuche der Federal Reserve, die Inflation durch Zinserhöhungen zu bekämpfen,
      verschlechterten die Finanzlage der Industrie nur noch weiter.

      Der qualitative Niedergang der Industrie war der direkte Beweis dafür, daß das Wachstum des Dow-Jones-Index jeder
      objektiven Grundlage entbehrte. Nun ist dieser Index, der über viele Jahre permanent gestiegen war, seit Anfang 2000 auf dem
      Niveau von 10-11000 steckengeblieben. Die Rentabilität von Aktieninvestitionen ist drastisch gesunken, während sich
      gleichzeitig die spekulativen Aktivitäten der professionellen Marktteilnehmer vermehrten, was den Umfang und die Häufigkeit
      von Schwankungen erhöhte... Die Schwankungen des Dow Jones sind ein wichtiges Zeichen für einen kommenden Kollaps.

      Die kommenden "psychologischen Turbulenzen" im Zusammenhang mit dem US-Präsidentschaftswahlkampf werden die
      Unsicherheit des Systems noch deutlich vergrößern.

      Die Wahlen in den USA bestimmen, welches der beiden möglichen Szenarien sich durchsetzt. Zu dem ersten Szenario kommt
      es, wenn die amerikanische Finanzoligarchie die Kontrolle über die beiden großen Parteien behält. In diesem Fall wird vor den
      Wahlen nichts geschehen, aber unmittelbar danach wird die Wahrheit über die tatsächliche Lage notwendigerweise Anfang
      November in den Massenmedien erscheinen, wenn die Bilanzen der letzten beiden Quartale des Geschäftsjahres offengelegt
      werden; und dies wird wahrscheinlich einen Ausverkauf an Aktien von Industrieunternehmen auslösen.

      Man muß betonen, daß die Oligarchen sich auf die Krise vorbereiten. Im Herbst 1999 wurde in den USA ein Gesetz [das
      Glass-Steagall-Gesetz], welches untersagte, zwei der drei Geschäftsformen (Bank-, Broker-, Versicherungsgeschäft) zu
      kombinieren, wieder aufgehoben. Das Gesetz war nach der Krise von 1929 verabschiedet worden, um die Interessen der
      kleinen Anleger zu schützen und übermäßige Spekulation mit geliehenem Geld zu verhindern. Mit der Rücknahme des Gesetzes
      soll es Besitzern und Spitzenmanagern von Finanzhäusern möglich sein, ihr persönliches Vermögen zu retten, nachdem die Krise
      ausgebrochen ist - ähnlich wie es im Herbst 1998 in Rußland geschah.

      Zum zweiten Szenario käme es, wenn die Führung der Republikanischen Partei der USA relativ unabhängig von der
      Finanzoligarchie handelt und eine Beschleunigung der Krise provoziert - erstens, um den Sieg ihres Kandidaten sicherzustellen,
      und zweitens, um die Regierung Clinton zu zwingen, die Verantwortung für die ersten und unpopulärsten [aber unumgänglichen]
      Maßnahmen übernehmen zu müssen. Für dieses Szenario sprechen die jüngsten Äußerungen des
      Federal-Reserve-Vorsitzenden Alan Greenspan über einen Beginn der Krise Ende August.

      Der rasche Einbruch des Aktienmarktes wird dazu führen, daß schätzungsweise zehn Billionen Dollar an Werten ausgelöscht
      werden - die NASDAQ-Krise im April "kostete" etwa zwei Billionen Dollar. Das wird den Inflationsprozeß stark beschleunigen
      und eine fluchtartige Abwanderung ausländischer Dollar-Investitionen aus den USA nach sich ziehen.

      Die Krise wird zu einem massiven Bankrott derjenigen Finanzinstitute führen, deren Besitz hauptsächlich in Wertpapieren von
      Investmentfonds, Versicherungen, Risikofonds und Rentenfonds besteht... Die Liquidität, die die Investoren aus den am
      stärksten betroffenen Teilen der Wirtschaft noch abziehen können, wird man in langfristige Werte aller Art investieren. Dies wird
      zu einem enormen Preisanstieg bei Gold, anderen Edelmetallen, Immobilien und anderen dauerhaften Werten führen.

      In den meisten Banken bilden die Wertpapiere keinen bedeutenden Anteil des [Bank-] Besitzes, aber es sind gerade die
      Wertpapiere, die für die Verwaltung der Liquidität verwendet werden. Daneben wird eine enorme Summe von Krediten durch
      Wertpapierpakete im Besitz der Kreditnehmer abgesichert. Der Bankrott von Finanzinstituten einer Art und schwere Probleme
      bei denen einer weiteren Art werden die amerikanische und die Weltwirtschaft beträchtlich schwächen.

      Selbst sehr vorläufige Berechnungen gehen von einem Rückgang des weltweiten Verbrauchs um das eineinhalb- bis dreifache
      aus.

      Die Vorstandsgremien der Weltkonzerne werden auf die sich rasch wandelnde Konjunkturlage nicht schnell reagieren können.
      Folglich werden sie Entlassungen vornehmen, was ernsthaften Protest nationaler Autoritäten verursachen wird... Das Resultat
      wird die Zerstörung des WTO-Systems und die Wiedereinrichtung traditioneller Schutzmechanismen für nationale Märkte sein.

      Dieser Prozeß wird noch dadurch angeheizt werden, daß der US-Dollar seine Funktion als internationale Währung verlieren
      wird, während der Euro nicht genug Zeit haben wird, dessen Stellung einzunehmen.

      Zur Stützung nationaler Industrien, die unter diesem Zusammenbruch der Investitionen unter Bedingungen des Zusammenbruchs
      vieler Finanzinstitute leiden, werden viele Länder staatliche Kreditprogramme für die Industrie in Gang setzen. Diese
      Bemühungen werden für Inflation sorgen, jedoch die Konkurrenzfähigkeit einheimischer Industrien auf den Weltmärkten
      erhöhen.

      Wir glauben, daß die Entwicklung der Weltwirtschaft in den ersten Jahren nach der Krise durch die Zusammenarbeit von
      Schutzmechanismen für nationale Märkte definiert sein wird.

      Die Krise wird in der globalen wirtschaftlichen Arena bedeutende Veränderungen einführen. Die Schwächung der
      US-Wirtschaft, der schwerwiegende soziale Unordnung folgen kann, wird die Länder treffen, die einen beträchtlichen Teil ihres
      Einkommens aus Verkäufen in den USA beziehen - in erster Linie Japan, China und Südostasien. Eine ernste Stagnation wird es
      auch in [West-] Europa geben - aber mit der Hilfe einer Ausweitung des Euro wird Europa sich ein mächtiges
      Investitionspotential sichern, das sich zum Teil nach Lateinamerika wenden wird.

      Nach der Zerstörung des WTO-Systems und der Wiedereinführung protektionistischer Mechanismen wird die Lage der
      Weltwirtschaft stark an das Bild der frühen 30er Jahre erinnern. Eine kleine Anzahl sehr großer Monopolkonzerne, ein System
      einer Vielzahl von Währungen, hohe Arbeitslosigkeit, der Anstieg sozialer Spannungen, Inflation und Stagnation - das sind die
      Kennzeichen der weltweiten wirtschaftlichen Realität im frühen 21. Jahrhundert.

      In Rußland wird die einzige bedeutsame Folge der Krise im Verlust der privaten Sparguthaben bestehen - nicht zum ersten Mal
      in der jüngsten Zeit.

      Wahrscheinlich werden große Summen, die durch den Kollaps frei wurden, auch in Rußlands Rohstoffvorkommen investiert,
      und zwar in Form langfristiger 30-50jähriger Entwicklungskonzessionen.

      Abschließend betonen die Autoren, daß für diese Perspektive - wenn die russische Führung sie mit ausreichend
      Berücksichtigung des Zeitfaktors nutzt - ein wirtschaftlich starker westlicher Partner notwendig sei, und erwähnen in diesem Zusammenhang besonders Deutschland.

      MfG, AlexI
      Avatar
      schrieb am 19.02.01 22:11:25
      Beitrag Nr. 43 ()
      Den Artikel hatte ich damals schon gelesen. Ich glaube, wir haben es derzeit lediglich der cleveren Taktik Greenspans zu verdanken, das der Crash noch nicht eingetreten ist. Beten wir dafür, dass er es schafft den Markt für die nächsten Jahre zu stabilisieren. Anfang des letzten Jarhunderts gab es bei bei einer extremen Überbewertung des Aktienmarktes eine 10 jährige Seitwärtsbewegung. Das wäre das einzige Szenario was uns noch retten kann.

      In einem Punkt hat der Artikel leider nicht Recht. Die Immobilienpreise werden bei einem Crash am Aktienmarkt leider auch fallen. Bleibt wohl nur noch Gold und Cash.

      Ich bin eigentlich kein Schisser, aber bei der jetzigen Konstellation in des USA kann einem der Arsch ganz schön auf Grundeis gehen.

      Als Lebensversicherung habe ich ordentlich Puts gekauft.
      Avatar
      schrieb am 20.02.01 01:26:35
      Beitrag Nr. 44 ()
      Meiner Meinung nach ist das einzige worauf es ankommt ob die Amis es auf Dauer schaffen, inländische wie vor allem ausländische Investoren davon zu überzeugen, dass

      1. Die Lage nicht so düster ist (wie in Wirklichkeit)
      2. Sich Investitionen in die USA immernoch mehr lohnen als in andere Länder und Regionen
      ...deswegen stellt man Europa auch ständig Stolpersteine in den Weg (frisierte Statistiken zu Ungunsten der Europäer etc.)

      Allerdings rechne ich BESTENFALLS mit einem Aufschub einer ERNSTEN Rezession...der im Endeffekt eine noch Schlimmere nach sich ziehen wird.


      MfG, AlexI
      Avatar
      schrieb am 01.03.01 23:49:43
      Beitrag Nr. 45 ()
      @Alexl

      du hast Recht, jetzt wird die Psychologie entscheiden. Wobei mir nicht ganz klar ist, wie es beim DOW einen "richtigen" Crash geben soll – wird nicht automatisch der Handel ausgesetzt, wenn der Index über drei Prozent in den Miesen liegt? ( was ja alles in allem ein etwas komisches Spiel ist, das abgepfiffen wird, sobald die Heimmannschaft höher in Rückstand gerät – von der Mär, dass die Börse immer eins zu eins die wirtschaftlichen Realitäten widerspiegelt, ganz zu schweigen...). Die Frage ist auch, ob wir uns nach 15 Jahren Boom und nach so langer US-Dominanz etwas anderes vorstellen können - niemand kann sich ausmalen, wie es aussieht, wenn es mit der USA insgesamt etwa so abwärts gehen könnte wie etwa mit Chrysler...

      Gut, dass du in deinem Posting weiter unten noch über die russische Sicht auf die Weltwirtschaft berichtest. Dort (und nicht nur dort) haben Wirtschaftsabschwünge nämlich die wirklich extrem harten existentiellen Folgen, während es bei uns im "satten" Westen für viele um die Frage "mehr oder weniger Luxus" geht (wobei ich nicht abstreiten will, dass Geld zu verlieren weh tut). Aber der ganz große Skandal ist ja, was Rußland betrifft, Anfang der 90er passiert, als unter Anleitung einer Horde von "Chicago Boys" die russische Wirtschaft von heute auf morgen auf den Kapitalismus umgestellt wurde. Die haben unter anderem dazu geraten, den Wechselkurs des Rubel freizugeben! Wahnsinn - die DM war beispielsweise noch lange nach ihrer Einführung gegen Spekulationen geschützt. Natürlich war die Freigabe dann aber ein gefundenes Fressen für die weltweiten Devisenspekulanten. Insgesamt haben sich viele westlichen Firmen mehr als nur eine goldene Nase daran verdient, dass die russische Industrie in der Folge gnadenlos in die Knie gegangen ist. Das sind Sachen passiert, die strotzen vor Schande! Durchgesetzt haben sich am Ende die Verbrecher - für die meisten Russen bedeutet "freie Marktwirtschaft" wohl mittlerweile nichts anderes als "Herrschaft der Verbrecher". Und diese Krise schwelt untergründig weiter - es würde uns nichts schaden, mal ein bisschen über den Tellerrand hinauszuschauen. Der "Spiegel" hat, wie so oft, immer wieder sehr kritische Berichte über die Lage in Rußland gebracht - siehe http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,77334,00.html

      @Stahlbaer

      ja, die Hoffnung auf Greenspan haben (oder hatten) viele. Wobei dies, wie ich finde, schon die verkehrte Welt an den Finanzmärkten zeigt. Es ist pervers, dass ein Notenbankchef die Herrschaft über die Börse haben soll - er müsste eigentlich für was anderes zuständig sein. Die Frage ist mittlerweile auch, wie sehr Greenspans Zinsschritte überhaupt helfen (mal abgesehen von der Psychologie). Und er kann nicht beliebig und kurz mal die Zinsen senken, auch wenn sich das jetzt viele wünschen. Denn es wurde hier im Thread bereits erwähnt: Damit stoppt er eventuell den Zustrom ausländischen Kapitals in die USA, Kapital, das die Amis unbedingt brauchen. Greenspan hat die Wahl zwischen Pest und Cholera - so wie`s aussieht, nimmt er von beidem was...
      Avatar
      schrieb am 02.03.01 07:05:11
      Beitrag Nr. 46 ()
      Hier noch einige bislang unerwähnte USA Gesichtspunkte:

      1. Es gibt ca. 600 Milliarden Bargeld Dollars in aller Welt, die für den eigentlichen Zahlungsverkehr nicht benötigt werden. Ein großer Teil befindet sich weltweit in den Tresoren der Mafia. Wenn der EURO kommt, könnten die durch Umtausch von fünf 100-Dollarscheinen gegen einen 500 Euro-Schein die "Papierbestände" in den Tresoren um 80% senken. Von einer Risikoverteilung einmal abgesehen. Das würde mit Sicherheit Auswirkungen auf den Aussenwert des US Dollars haben. Vieleicht liegt hier auch der Grund dafür, wie gelassen die europäischen Politiker und Banker gegenüber dem schwachen EURO stehen.

      2. Zur US - Statistk: ca. 5% aller männlichen US Bürger im arbeitsfähigen Alter sitzen im Knast, im Verhältnis also mindestens 6 x soviele als bei uns. Alleine um diese Zahl bereinigt erscheint die US-Arbeitslosenrate in einem ganz anderem Licht.

      3. Wenn die USA die Mineralölsteuer auf europäisches Niveau anheben würde, wäre die Staatsverschuldung in relativ kurzer Zeit drastisch reduziert. Aber wo wollen dann die Superreichen ihr Geld sicher und zinsbringend anlegen, wenn es keine Staatsanleihen mehr gäbe? Im Prinzip ist es doch so, dass der Steuerzahler die Zinserträge der Big Player finanziert.

      4. Wenn man die Wirtschaftskraft verschiedener Länder mit reinen volkswirtschaftlichen Zahlen vergleicht, entstehen oftmals gewaltige Verzerrungen, weil es Dinge gibt, die sich nicht in Dollar und Pfennig darstellen lassen: Was ist uns Deutschen z.B. die Tatsache wert, dass es dank des Sozialsystems keine Slums gibt oder die mehrtausendfach geringere Chance, durch eine Kugel getötet zu werden??? Oder ein anderes krasses Beispiel: In den USA verdient einBusfahrer inkl. Sozialkosten etc. sagen wir mal 3.000 US$ im Monat. Ein Busfahrer in z.B. Manila kommt auf nur ca. 150 $ umgerechnet, also ist das entsprechende Bruttosozialprodukt 20 x niedriger. ABER, wenn es ganz hoch kommt, ist der persönliche Lebensstandard des US Busfahrers höchsten doppelt so hoch, bei dem muß die Frau auch mitarbeiten, um die Familie über die Runden zu bringen.
      Avatar
      schrieb am 02.03.01 09:14:10
      Beitrag Nr. 47 ()
      Gute Artikel, Danke weiter so,
      hab nur den Eindruck die meisten Anleger
      hier am Indianer Markt können/wollen garnicht lesen,
      oder lügen sich gern in die eigene Tasche.


      hier das ganze von der Bewertungsseite:

      27.02.2001
      Im März 2000 stand der Nemax 50 bei knapp 9.600 Punkten, das KGV lag durchschnittlich bei 85.

      Der Nasdaq 100 stand bei über 4.800, das KGV lag durchschnittlich bei 165.



      Knapp ein Jahr später:

      Der Nemax 50 hat inzwischen 80 % verloren - das KGV liegt bei 280 !!!

      Der Nasdaq 100 hat 55 % verloren - das KGV liegt bei 810 !!!



      Die Gewinne sind um ein Vielfaches stärker eingebrochen als die Kurse! Ganz zu schweigen von den Gewinnaussichten: Es war immer nur heiße Luft!




      mfg a.head
      Avatar
      schrieb am 02.03.01 22:50:08
      Beitrag Nr. 48 ()
      Hier noch Auszüge aus einem Artikel, in dem ziemlich detailliert beschrieben wird, in welcher Zwickmühle Greenspan und die USA zur Zeit stecken. Und warum sich Greenspan so immens schwer damit tut, die Zinsen zu senken. Der Text ist mal wieder riesig, aber es lohnt sich zu lesen. Außerdem habe ich ihn schon mal präventiv gekürzt.

      US Wirtschaft auf dem Weg in die Rezession

      Von Nick Beams
      9. Januar 2001
      aus dem Englischen (30. Dezember 2000)

      Vor noch nicht einmal drei Monaten schätzte der Internationale Währungsfonds den Zustand der amerikanischen und der Weltwirtschaft folgendermaßen ein: "In allen wichtigen Weltregionen wird das Wachstum weiter zunehmen, denn sie wird von der dauerhaften Stärke der US-Wirtschaft, dem robusten Aufschwung in Europa, der verstärkte Konsolidierung in Asien und der Gegenbewegung auf die Verlangsamung des Wachstums der aufstrebenden Märkte im letzten Jahr mitgezogen."

      Diese optimistische Einschätzung wurde von fast allen Finanzzeitungen geteilt, nur wenige Stimmen warnten, dass an einem gewissen Punkt das unhaltbare Anwachsen des amerikanischen Zahlungsbilanzdefizits, der beispiellose Rückgang der Sparrate und das Anwachsen von Firmen- und Privatschulden weitreichende wirtschaftliche Folgen haben würden. Seitdem hat sich die wirtschaftliche Szene stark verändert. Der Absturz der Börsen in den USA - der Technologieindex Nasdaq ist jetzt fünfzig Prozent niedriger als auf seinem Höhepunkt im März letzten Jahres - und das stark verringerte Wachstum der US-Wirtschaft - die Wachstumsrate ist von fünf Prozent im Jahr auf ungefähr zwei Prozent zurückgegangen - haben zu Warnungen vor einer möglichen Rezession in den USA und weltweit geführt.
      Ein Artikel im San Jose Mercury warnte zum Beispiel vor kurzem, dass der Zusammenbruch des Nasdaq mit dem Wall Street Crash von 1929 vergleichbar sei. Dem Finanzanalysten Doug Noland zufolge, der in dem Artikel zitiert wurde, ist der Fall der Aktienkurse nur das erste Stadium sich ausbreitender Verwerfungen. Er behauptet, dass der Hightech-Boom weitgehend das Ergebnis niedriger Zinssätze gewesen sei, und dass gemessen an den "Exzessen" dieser Zeit die goldenen Zwanziger vergleichsweise mickrig ausgesehen hätten. "Wir haben unglaubliche Summen Geldes geliehen, wir haben es genutzt, wir haben es vergeudet, und jetzt sitzen wir ganz schön in der Tinte."
      .....
      Typisch für die jetzt erscheinenden Artikel ist ein Kommentar von Robert J. Samuelson vom 26. Dezember in der Washington Post mit dem Titel "Goodbye New Economy". Darin heißt es: "Die Theorie der New Economy besagte, dass die Computer und das Internet die Aussicht auf höhere Löhne und Profite derart gesteigert hätten, dass die Menschen grenzenlos Geld ausgeben könnten. Nach dieser Logik war die New Economy unangreifbar. Hohe Investitionen erhöhten die Effizienz und ermöglichten es den Firmen, Löhne und Profite zu erhöhen, ohne die Preise anzuheben. Durch steigende Inflation würde somit keine Rezession drohen. Hohe Aktienkurse von heute seien gerechtfertigt durch erwartete höhere Profite von morgen. Die Leute könnten heute mehr leihen, weil die höheren Einkünfte der Zukunft die Rückzahlung leichter machten." ...Jetzt droht die bisherige Wunderwaffe, welche steigende Ausgaben in Investitionen, höhere Profite und höhere Aktienkurse verwandelte, die wiederum höhere Ausgaben nach sich zogen, sich in ihr Gegenteil zu verkehren: Geringere Verbraucherausgaben führen zu niedrigeren Profiten, fallenden Investitionen und Aktienkursen, was zu Entlassungen und sinkendem Vertrauen führt.

      Es gibt zwar in Samuelsons Worten "schon Anzeichen für diesen Teufelskreis", aber die Gründe dafür werden nicht oder kaum analysiert. Samuelson beendet seinen Artikel zum Beispiel folgendermaßen: "Die Unsicherheiten und Risiken häufen sich an. Sie treiben mit der versprochenen Ruhe und Sicherheit der New Economy ihr Gespött. Man kann nicht sagen, dass sie gestorben ist, weil sie nie existiert hat. Sie war eine Stimmungslage, und sie ist fast ohne Vorwarnung umgeschlagen." Das bevorstehende Ende der längsten Periode eines ständigen Wirtschaftswachstums in der amerikanischen Geschichte einer Veränderung in der "Stimmungslage" zuzuschreiben, ist ungefähr so wissenschaftlich, wie die Behauptungen vor gerade einmal ein paar Monaten, dass die amerikanische Wirtschaft den Konjunkturzyklus und die Gefahr einer Rezession für immer überwunden habe. Und die Expansion der vergangenen Jahre der Psychologie zuzuschreiben, bedeutet über die tiefgehenden strukturellen Veränderungen hinwegzugehen, die in der amerikanischen Wirtschaft in dieser Periode stattgefunden haben - Veränderungen, die bedeuten, dass selbst eine milde Rezession zerstörerische Auswirkungen haben kann. Es steht zwar außer Frage, dass die Produktivitätszuwächse aufgrund der modernen Technologien eine bedeutende Auswirkung auf die amerikanische Wachstumsrate hatten, aber die Ausdehnung des Kredits und das Anwachsen der Verschuldung spielten eine noch viel entscheidendere Rolle.

      Das Anwachsen der Verschuldung

      Ein Kolumnist der Financial Times, Martin Wolf, wies in einem am 5. Dezember veröffentlichten Artikel auf folgendes hin: "Von 1992 bis 2000 verwandelte sich im privaten Sektor der USA der finanzielle Überschuss von fünf Prozent des BIP [Bruttoinlandsprodukts], das sind zwei Prozent über dem Durchschnitt der Jahre 1983-93, zu einem historisch beispiellosen Defizit von über fünf Prozent. Diese Veränderung um zehn Prozent des BIP in der finanziellen Bilanz des privaten US-Sektors war wiederum der wichtigste Antrieb für die Nachfrage in der US-Wirtschaft und in bedeutendem Ausmaß auch in der ganzen Welt." Dieselben Prozesse spiegeln sich im Anwachsen des amerikanischen Zahlungsbilanzdefizits wider, das von 1,6 Prozent des BIP im Jahre 1996 auf geschätzte 4,3 Prozent in diesem Jahr angestiegen ist. Die wachsende Zahlungslücke ist durch einen Zufluss ausländischen Kapitals finanziert worden, der die amerikanischen Auslandsschulden auf ungefähr zwei Billionen Dollar hochgetrieben hat. Diese Abhängigkeit der USA von ausländischem Kapitalzufluss zur Finanzierung ihrer Schulden bedeutet, dass die übliche Medizin zur Verhinderung einer Rezession - eine kräftige Senkung der Zinsen durch den Federal Reserve Board [US Notenbank] - zur Verschärfung der wirtschaftlichen Probleme führen könnte, anstatt sie zu lindern.
      ...
      Anstatt in Eigenlob zu baden, weil sie eine langanhaltende Expansion erreicht hätte, fuhr der FMC (Financial Market Center, ein amerikanischen Think Tank) fort, hätte die Fed lieber auf die "potentiellen Fallen hinweisen sollen, die ein überbewerteter Dollar und massive Auslandskredite zur Förderung des einheimischen Wachstums in sich bergen". Eine geringe Senken der Zinsen zur Stützung der schuldenfinanzierten Konsumausgaben sei keine Lösung des Problems, sondern schiebe lediglich den Tag der Wahrheit hinaus. "Stärkere Zinskürzungen könnten es Haushalten und Unternehmen ermöglichen, ihre Schulden zu wesentlich besseren Bedingungen zu refinanzieren, und würden dadurch eine überlegene Alternative zum Reinigungsritual mittels Bankrotten und Liquidationen eröffnen. Aber eine starke Senkung der Zinsen könnte angesichts eines riesigen Handelsdefizits und eines überbewerteten Dollar auch sehr leicht den massiven Zufluss von Auslandskrediten bedrohen, auf denen der Boom der neunziger Jahre beruhte. Letztlich könnte sie die Stimmung der Investoren gegen den Dollar wenden.

      Amerika hat solche Veränderungen schon früher erlebt - aber noch nie gekoppelt mit solch massiven Auslandsschulden und dem Potential, im internationalen Finanzsystem derartige Zerstörungen anzurichten. In der Theorie sollte ein schwächerer Dollar zu niedrigeren Zinsen und einer Wiederbelebung des amerikanischen Exports führen. Unter den gegebenen Umständen ist aber eine Kombination aus abgewertetem Dollar und hohen Zinsen wahrscheinlicher." Eine Rezession oder selbst schon eine Verlangsamung der US Wirtschaft wird große globale Auswirkungen haben angesichts dessen, dass in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre die Expansion in den USA wichtigster Antrieb für das weltweite Wachstum war.
      ...
      Angesichts der Behauptung, dass ein paar prompte Reaktionen der Notenbank wieder zu Wachstum führen werden, ist von besonderem Interesse, dass die Stagnation der japanischen Wirtschaft seit Anfang der neunziger Jahre trotz einer Null-Prozent Zinspolitik und den größten Ausgabensteigerungen der Regierung in der Geschichte angedauert hat. Jetzt, da die Versprechungen der Neuen Wirtschaft in den USA ihren Glanz verlieren, lohnt es sich daran zu erinnern, dass noch vor zehn Jahren Japan als das neue ökonomische Paradigma gepriesen wurde.

      Das Original steht unter: http://www.wsws.org/de/2001/jan2001/wirt-d09_prn.html
      Avatar
      schrieb am 07.03.01 23:48:14
      Beitrag Nr. 49 ()
      In einem Kommentar in der Financial Times wird über einen Streit in der US-Regierung berichtet, in dem es darum geht, ob zukünftig bei Finanzkrisen eingegriffen werden soll. Eine äußerst brisante Debatte - denn ich denke, unsere (Börsen-) Welt würde ganz anders aussehen, wenn es keinen Eingriff in Mexico, in Asien, in Rußland oder beim LTCM (und wer weiß wo noch) gegeben hätte.

      Das Ganze ist ein schwieriger Komplex... Denn wird durch Eingriffe und Hilfsmaßnahmen nur ein desolates System gestützt? Profitieren davon nur die Spekulanten? Und was ist mit humanitären Überlegungen, die ja im Vordergrund stehen sollten? Gibt es nicht eine extreme Rückschlagsgefahr für das Weltfinanzsystem? Und wie sieht`s aus mit dem Glauben an den freien Markt, der ja angeblich alles vorbildlich regelt?

      Fragen über Fragen – aber ich garantiere hier eins: Sollte sich in den USA die Meinung durchsetzen, dass die " "Wirf-sie-den-Hunden-zum-Fraß-vor"-Methode" (siehe unten) die beste ist, dann werden wir uns noch wirklich warm anziehen müssen - und es wird das Ende von dem sein, was wir als "Globalisierung" kennen (was meiner Meinung nach sowieso eine Umschreibung für "Die Welt als Markt der USA" ist...)

      Hier der Kommentar:


      Finanzkrise führt zum Streit der US-Regierung

      Von Stephan-Götz Richter, Washington

      Innerhalb der neuen Bush-Regierung ist auf höchster Ebene ein Streit darüber entbrannt, wie sich die USA während der nächsten internationalen Finanzkrise verhalten sollten.

      Auf der einen Seite stehen die Aktivisten, die auch in Zukunft finanzielle Rettungsaktionen im Stil des Internationalen Währungsfonds (IWF) unternehmen würden. Die Vertreter einer passiveren Haltung hingegen wollen Regierungen und Investoren, die durch eigenes Verschulden in die Bredouille geraten sind, künftig in ihrem eigenen Saft schmoren lassen.
      Als bedenklicher Ausdruck eines wahrhaft imperialen Gebahrens dachte die Bush-Administration daran, diesen Widerspruch in der eigenen Seele zunächst genüsslich auszukosten - bevor man die Welt davon in Kenntnis setzen wollte, in welcher Richtung man sich entschieden habe. Und dann implodierte die Türkei, einer der wichtigsten Bündnispartner der USA. Die "nächste" Krise ist also bereits entbrannt, und die Finanzmärkte lassen sich wohl kaum in der Warteschleife halten, bis der interne Machtkampf in Washington beigelegt ist. Was die Sache nur noch schlimmer macht: Beide Seiten haben bereits ihren Anführer.

      Die Spitze bildet Lawrence Lindsey

      Er war Bush engster Wirtschaftsberater während des Präsidentschaftswahlkampfes und sitzt nun auf einem mächtigen Posten im Weißen Haus. Als Direktor des National Economic Council ist er dort zuständig für die Koordinierung der nationalen und internationalen Wirtschaftspolitik. Lindsey ist ein Radikaler. Vor einigen Jahren wurde er während einer Anhörung im US-Kongress gefragt, ob er Interventionen wie die von den Amerikanern initiierte "Bailout-Aktion" zur Rettung Mexikos aus der Finanzkrise der Jahre 1994-95 für angemessen halte. Darauf erwiderte Lindsey: "Nur allzu oft stärkt der IWF bloß die bestehenden Machteliten. Durch ihn gewinnen sie Zeit." Das ist eine erstaunlich radikale Aussage, besonders wenn man bedenkt, dass Lindsey früher als einer der Gouverneure der US-Notenbank diente. Anscheinend würde Lindsey in Zeiten einer wirtschaftlichen Krise lieber Köpfe rollen sehen (und dadurch die Mittelschicht des Krisenlandes erst recht im Regen stehen lassen) als zunächst einmal die Wirtschaft zu stabilisieren - und anschließend den politischen Wechsel in Angriff zu nehmen.

      Mehr Transparenz und größerer Rechenschaftspflicht

      Es dürfte Herrn Lindsey allerdings nicht ins Konzept passen, dass die vom IWF geleitete und von ihm so heftig kritisierte Bailout-Aktion im Falle Mexikos keineswegs in einem Desaster endete, weder auf wirtschaftlicher noch auf politischer Ebene. Da kann sich der Rest der Weltgemeinschaft durchaus glücklich schätzen. Denn wenn es um Fakten geht, dann spricht die Mexiko-Krise eindeutig für eine aktive Rolle der USA in einer solchen Krise. Die Probleme Mexikos haben im nachhinein eine hübsche politische Rendite gezeigt in Form von mehr Demokratie, mehr Transparenz und größerer Rechenschaftspflicht der Regierung. Im übrigen hätten sich auch die Finanzkrisen in Korea und Brasilien ohne ein Eingreifen des IWF noch um einiges verschärft. Aus Sicht von Larry Lindsey wäre es wohl ratsam, sich die Worte eines anderen Radikalen zu nehmen: "Eine Revolution ist keine Dinnerparty," so die berühmte Entgegnung Mao Zedongs auf die Kritik am Aufkeimen von Gewalt und Anarchie nach der kommunistischen Übernahme in China. Wie bei jeder Revolution ist auch bei Finanzkrisen mit erheblichen Nachwehen zu rechnen, wenn der krisengeschüttelte Staat von der Welt im Stich gelassen wird. Zum Glück bildet sich auch in Washington bereits Widerstand gegen Lindseys Ansichten. Dabei werden die Aktivisten allerdings nur auf halbherzige Unterstützung durch das Finanzministerium bauen können. Der neue, international recht unerfahrene US-Finanzminister Paul O’Neill hat sich in seinen ersten Verlautbarungen vor der Türkei-Krise ins Lager Larry Lindsey’s geschlagen. Seit Krisenausbruch versucht er freilich, so elegant wie möglich ein Rückwärtsmanöver zu vollziehen. Eher unwillig unterstützt er nun den bisherigen, aktivistischen Kurs des IWF sowie seiner Amtsvorgänger Summers und Rubin.

      Die "Wirf-sie-den-Hunden-zum-Fraß-vor"-Methode

      Mit größerer Überzeugung wirft sich der neue Außenminister Colin Powell in die Schlacht. Er hat bereits angekündigt, dass er bei der internationalen Wirtschaftspolitik der Bush-Regierung ein gewichtiges Wörtchen mitreden will. Und die US-Diplomaten dürften sich, obwohl dieses Gebiet für sie noch Neuland ist, erst recht nicht von einem radikalen Krisenbewältigungsrezept à la Lindsey überzeugen lassen. Minister Powell wird sicherlich auf die außenpolitischen Implikationen von Lindseys "Wirf-sie-den-Hunden-zum-Fraß-vor"-Methode hinweisen und vor dem Schaden warnen, der entstehen könnte, wenn alte Freunde der USA in finanziellen Schwierigkeiten stecken. Erwähnt seien hier nur die Türkei, Indonesien und Argentinien. Man sollte im übrigen nicht vergessen, dass auch Präsident George W. Bush in diesen Dingen nicht ohne persönliche Erfahrung ist. Denn just zur Zeit der massiven Finanzkrise Mexikos war er Gouverneur von Texas. Und die Texaner haben vom IWF-Rettungspaket für ihre südlichen Nachbarn durchaus wirtschaftlich profitiert. Somit dürfte Bush die dogmatisch entschiedenen Gegner von Rettungsaktionen nach mexikanischem Vorbild mit einiger Skepsis betrachten. Im Rückblick sollte sicherlich niemand der mexikanischen Staatspartei PRI allzu viele Tränen nachweinen. Unter ihrer Herrschaft wurden zweifellos politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungsprozesse im Keim erstickt. Allerdings zeigt die Geschichte des letzten Jahrhunderts eindrucksvoll, dass überstürzte Veränderungsbestrebungen in jedem beliebigen Bereich der Gesellschaft - von der politischen Führung eines Landes bis hin zur wirtschaftlichen Basis - mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer Tragödie führen. Diese Lektion wird ziemlich bald auch in den Kopf von Larry Lindsey einziehen.


      URL des Artikels: http://www.ftd.de/pw/am/FTDZZSWCYJC.html
       
      Avatar
      schrieb am 08.03.01 00:04:49
      !
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      Avatar
      schrieb am 08.03.01 00:09:13
      Beitrag Nr. 51 ()
      ma010121
      Du Puups-äh pushmachine, schlau ausgedacht. Ich mein natürlich ihr Pupsmaschines.
      :laugh:
      Avatar
      schrieb am 08.03.01 00:21:46
      Beitrag Nr. 52 ()
      Wow - war hier gerade die Boardpolizei unterwegs? Ich wollte dem User ma010121, der hier versucht hat, eine Werbung reinzustellen, gerade erzählen, dass das Lesen des "Aktionärs", von "Focus Money" und vom "Maininvestor" ganz schlimm enden kann - irgendwann bekommt man runde Knopfaugen, es wächst einem ein Fell und man verspürt den irren Drang, sich über eine Klippe zu stürzen - und man fühlt sich noch glücklich dabei...
      Avatar
      schrieb am 11.03.01 17:42:55
      Beitrag Nr. 53 ()
      Hier noch was aus der Abteilung "Blick über den Tellerrand". Das war für mich auch die Wirtschaftsmeldung der vergangenen Woche:

      Japans Finanzen "nahe am Kollaps"

      Der japanische Finanzminister hat vor einer Finanzkrise des Landes gewarnt. Der Yen ging daraufhin auf Talfahrt.

      Tokio - "Japans Haushalt steht kurz vor dem Zusammenbruch", sagte Finanzminister Kiichi Miyazawa am Donnerstag vor dem Parlament. Japan ist mit rund 11,5 Billionen Mark verschuldet. Das sind 130 Prozent des Bruttoinlandsproduktes - die höchste Verschuldung eines Industriestaates. Miyazawa forderte harte Entscheidungen, um das Defizit zu senken. Dies betreffe sowohl den Schuldenabbau, als auch die Steuerpolitik und die Sozialversicherung. Details nannte er nicht. Ein von der Regierung eingesetzter Rat beschäftigt sich laut Miyazawa derzeit mit einer grundlegenden Reform der Finanzpolitik. Beobachter werteten die Aussagen des Ministers als Vorstoß gegen weitere Nachtragshaushalte und eine damit verbundende Ausweitung des Defizits. Das Defizit ist vor allem deshalb angeschwollen, weil die Regierung Milliarden ausgegeben hat, um die schlimmste Rezession der Nachkriegsgeschichte zu bekämpfen. Seit 1992 wurden zehn Investitionsprogramme aufgelegt, um die Wirtschaft anzukurbeln. Nach den Bemerkungen des Ministers sank der Kurs des Yen auf eine neues 20-Monats-Tief gegenüber dem Dollar. Beobachter sagten, Miyazawa sei so deutlich geworden, weil er nichts zu verlieren habe. Wahrscheinlich werde er gleich nach dem Rücktritt von Premierminister Yoshiro Mori selbst zurücktreten. Der unpopuläre Mori wird voraussichtlich in den kommenden Wochen aus dem Amt ausscheiden.

       http://www.spiegel.de/wirtschaft/konjunktur/0,1518,121390,0…
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      schrieb am 13.03.01 21:16:54
      Beitrag Nr. 54 ()
      So langsam geht`s an`s Eingemachte:

      USA
       
      Ärmer werden durch Aktien

      Eine neue Statistik zeigt, wie abhängig ein Aktionärsland von der Börse ist. Die amerikanischen Privathaushalte sind zum ersten Mal seit 55 Jahren tatsächlich ärmer geworden.

      Wall Street: Motor der US-Wirtschaft?

      Washington - Das Nettovermögen der US-Privathaushalte ist letztes Jahr um zwei Prozent gesunken. Das berichtet das "Wall Street Journal" am Dienstag unter Berufung auf einen Bericht der US-Notenbank Federal Reserve. Es handele sich um den ersten Rückgang im Vermögen seit Beginn der Statistik 1945, schreibt das Blatt. Ende 1999 besaßen die US-Bürger noch 42,3 Billionen Dollar, Ende letzten Jahres nur noch 41,4 Billionen. Zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg sind sie damit nicht reicher, sondern ärmer geworden. Schuld ist ausschließlich die Börsenentwicklung. Während des Booms hatten viele Amerikaner ihre Ersparnisse in Aktien umgeschichtet. Durch den anhaltenden Kurssturz seit April 2000 wurde ein Teil des Vermögens schlicht vernichtet: Der Gesamtwert der Aktien in Privathaushalten fiel von 8,75 Billionen auf 6,6 Billionen Dollar. Weil Aktien inzwischen einen größeren Anteil am Privatvermögen ausmachen als je zuvor, konnte dieser Wertverlust die gesamte Vermögensentwicklung ins Negative drücken. Die Zahlen lassen auch den Schluss zu, dass die US-Wirtschaft sich ohne eine Trendwende an der Börse zunächst nicht wieder erholen wird. Die Verbraucher würden jetzt weniger ausgeben, um das vernichtete Vermögen wieder aufzubauen, sagte Paddy Jilek, Volkswirtin der Credit Suisse First Boston, der Zeitung. Längerfristig betrachtet ist das Vermögen der Amerikaner allerdings weiterhin hoch: So sind sie immer noch 12 Prozent reicher als Ende 1998.

      SPIEGEL ONLINE - 13. März 2001, 12:35
      URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/konjunktur/0,1518,122338,00…

      Ärmer werden durch Aktien? Ich glaube, diese Erfahrung haben einige hier am Neuen Markt mit den Amis gemeinsam. Aber so langsam geht es in den USA wirklich um die Wurst - wenn der Dow noch anfängt, "richtig" Grippe zu kriegen (und nicht bloß leicht hüstelt wie zurzeit), welche Vermögenswerte gehen dann den Bach runter? Den relativ großen Verlust beim Dow gestern fand ich übrigens seltsam - ich dachte wirklich, bei über drei Prozent Miesen wird der Handel ausgesetzt. Oder gilt das nur, wenn es zu schnell runtergeht? Weiß da jemand Näheres?
      Grüße,
      gieristnichtgut.
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      schrieb am 13.03.01 22:39:56
      Beitrag Nr. 55 ()
      Guter thread und interessante Annahmen.
      Hier noch eine Annahme:
      Die vielen "Gewinnwarnungen" und die drastischen Rücknahmen der (Wachstums-)Prognosen zeigen doch deutlich, daß vieles nur auf Schein aufgebaut ist. BLENDER haben den Aktienmarkt entdeckt - sie überbieten sich doch nur noch im "coolen" Auftreten, sichern sich horrende Gagen, expandieren "auf Teufel komm raus" und verstehen das Handwerk der "Bilanzkosmetik". (Jeder Kleinunternehmer, der sich SOOOO arg in seinen Prognosen verschätzt, ist nicht nur ruiniert, sondern auch das Gespött seiner Branchenkollegen.) Ob einige ANALYSTEN dieses neue "Gesellschaftspiel" zum eigenen Vorteil nutzen, sei dahingestellt. Viele von denen geben jedoch am laufenden Band locker und überzeugt Empfehlungen ab, egal wie hoch die Aktie steht. Im Nachhinein sieht auch der Kleinanleger selbst, daß er einer "FEHLEINSCHÄTZUNG" aufgesessen ist. Falls dann ein Analyst zur Rede gestellt wird, so ist es immer das Umfeld, der unerwartete Auftragsrückgang, der Wirtschaftsabschwung dort, die starke Währung da, usw. , auf keinen Fall aber seine eigene Fehleinschätzung, sprich: Unfähigkeit, gewesen. Also auch hier viele BLENDER unterwegs.
      Die Masse der Arbeitnehmer und der Kleinaktionäre hat aber die ganze Rechnung zu zahlen. Zuerst werden sie mit neuen Jobs verwöhnt, in den Aktienmarkt "reingetrieben" (womöglich die eigenen Firmenaktien) und dann - quasi mit vorgehaltener Pistole - wieder aus der Firma geschmissen. Der Kleinanleger, der an die Börse meist nur so nebenbei aktiv ist, ist auch der Gefoppte, weil er den Aussagen der "Fachleute" (Firmenmanagern + Analysten) geglaubt hat.
      Somit ist die BLENDER-Theorie geboren.

      Gruß - mirus
      Avatar
      schrieb am 16.03.01 00:25:56
      Beitrag Nr. 56 ()
      Hier noch Auszüge aus einem Artikel, der in der "Business Week" vom 11. September vergangenen Jahres erschien. Demnach scheint ein gewisses Unbehagen selbst in den USA weit verbreit zu sein.

      Im Artikel werden die Ergebnisse einer Umfrage bei der US-Bevölkerungveröffentlicht. Demnach finden

      – 72% der Befragten, dass die Wirtschaft zu viel Macht über einzelne Lebensbereiche ausübt.
      – 74% stimmen Al Gores Bemerkung zu, die Amerikaner müßten aufstehen und „Nein sagen" zum „Großkapital, zu Ölmultis, Umweltsündern, Pharmakonzernen. .."
      – Nur 47% denken, was gut für die Wirtschaft ist, ist auch gut für die meisten Amerikaner.
      – Immerhin 66% glauben, daß dem Großkapital hohe Gewinne wichtiger sind als sichere und zuverlässige Qualitätsprodukte für die Verbraucher zu entwickeln.

      Der Bericht fährt fort:

      – „Die neubelebte New Economy hat auch viele Familien zurückgelassen, die sich überarbeitet und gestresst fühlen. Der Knackpunkt im Streik bei Verizon Communications letzten Monat war, daß sich die Beschäftigten über angeordnete Überstunden beklagten. Schließlich mußte das Management einer Überstundenbegrenzung zustimmen."
      – „Die Durchschnittslöhne und Sozialausgaben sind seit Ende der letzten Rezession 1992 real nur um 7,6% angestiegen, während die Produktivität um 17,9% zugenommen hat." (O-Ton Business Week).
      – 73% der Befragten finden, die Bosse seien zu gut bezahlt.
      – Ablehnung gibt es laut Umfrage gegenüber einer Kommerzialisierung der Schulen, Gennahrung, Globalisierung, Ausbeuterfirmen, Niedriglohn-Jobs usw.

      Weitere Ergebnisse:

      – 56% finden, sie sind zu niedrig entlohnt.
      – Nur 4% denken, die Konzerne sollten nur auf den Profit achten. Der Rest findet, sie sollten etwas von ihren Profiten zum Nutzen der Arbeiter und der Gesellschaft abgeben.

      (Quelle:http://www.businessweek.com)

      Manchmal denke ich, der gesunde Menschenverstand ist ebenfalls eine global auftretende Erscheinung
      Avatar
      schrieb am 16.03.01 02:13:03
      Beitrag Nr. 57 ()
      Es gibt tatsächlich gute Threads im NM-Board!

      mfg
      Goldbug Schließer
      Avatar
      schrieb am 16.03.01 03:01:20
      Beitrag Nr. 58 ()
      Hi Gier...,

      Deine Beiträge sind recht interessant zu lesen, nur glaube ich, daß mittlerweile genau das gleiche los geht wie in der Euphoriephase, nun überbietet man sich in negativ denken.

      Die derzeitige Börsensituation ist für mich doch eher beruhigend, denn so hätte es halt nicht weitergehen dürfen. Wer würde den noch einen anderen Job machen als mit Aktien zu jonglieren?

      Man kommt jetzt wieder auf den Teppich zurück und dabei belasse ich es auch.

      Ich sehe allerdings die US-Techfirmen anders , dort wurde und wird im Gegensatz zu manchen NM-Firmen Geld verdient. Nur wurden die Bewertungen astronomisch in den Himmel gehoben und das rächt sich nun.

      Im übrigen würde die Welt nicht untergehen, wenn der Dow auf 6000 Punkte korrigiert. Von da aus gibt es dann auch wieder Potential nach oben und dies im Einklang mit dem wirtschaftlichen Wachstum. Die Panik die zurzeit im Zusammenhang mit dem Fall des Dow unter die 10000 verbreitet wird, ist unverantwortlich und dumm.

      Hat es ein Leben nach dem Jahr 1929 gegeben? Wie man an uns sieht ja. Auch Japan hat die letzten Jahre gelebt, obwohl der Nikkei vor 10 Jahren um 50% verlor. Deshalb, es gibt genügend zu tun in der Welt und das wird am besten mit Optimismus erledigt.

      Deine Frage zur DOW-Handelsbegrenzung zeigt mir, das Du dich noch nicht so lange mit der Börse befaßt. Was keine Wertung sein soll, schon gar keine negative. Ich will damit nur darauf hinweisen, daß es selbst in der jüngeren Vergangenheit viel erheblichere DOW-Einbrüche gegeben hat als die lächerlichen 3% von Vorgestern.
      Z.B. am 27.10.1997, damals gab es einen Tageseinbruch von fast 10%, der sich aber schon wenige Tage später wieder egalisierte. Die damalige Situation ist aber fundamental nicht zu vergleichen.

      Zu den Handelsbeschränkungen; sie sind nach dem Crash von 1987 eingeführt worden und basieren auf Punktebasis. Am 27.10.1997 wurde sie erstmals eingesetzt. Nach 300 Punkten Handelsaussetzung für 30 Minuten, ab 500 Punkte Handelsabbruch der ganzen Sitzung. Aber, damals wurde gerade die Handelsaussetzung nach 300 Punkten kritisiert, denn sie hätte die Panik forciert. Daraufhin wurden in 1998 die Parameter für die Handelsunterbrechung/aussetzung geringfügig modifiziert.

      Beste Wünsche und ein wenig weniger Pessimismus

      HaraldSM
      Avatar
      schrieb am 16.03.01 04:05:44
      Beitrag Nr. 59 ()
      @ gieristnichtgut

      Am 17.1. 2001 betrug der Schuldenstand bereits 5,718,517,343,351.92 Dollar.

      Na und? Das Gesamtvermoegen (nennt man auch net worth) betraegt ueber 40 Billionen Dollar (40 trillion auf Englisch) und das ist net worth, also Vermoegen minus Schulden. Quelle: Federal Reserve Board, Flow of Funds Statistic.

      Die Staatsverschuldung nimmt in den USA dramatisch ab, und zwar in einem solchen Tempo, dass die Fed beunruhigt ist, wie denn demnaechst wohl Geschaeftsbanken ihre Sicherheiten bei der Federal Reserve hinterlegen sollen, wenn keine treasuries mehr im Umlauf sind.

      Was man in den USA beobachtet ist eher eine dramatische Entschuldung .

      Mit Verlaub, aber Sie haben keine Ahnung von Wirtschaft. Bei Aktienspekulationen braucht man sicherlich kein grosses Hirn, das zeigen ja die Affen, die die Fondsmanager schlagen, aber fuer wirtschaftliche Zusammenhaenge sollte man schon etwas mehr Hirn mitbringen als die hirnlosen Krisen-Propheten.
      Avatar
      schrieb am 17.03.01 01:34:37
      Beitrag Nr. 60 ()
      @helmut_kohl

      aber, aber, man muss doch nicht gleich an die Decke gehen...

      Du wolltest in deinem Beitrag sicher auf den ersten Text in diesem Thread eingehen, den Arthur P. Schmidt unter dem Titel "Die amerikanische Schuldenmaschine" bei Telepolis veröffentlicht hat. Tatsächlich gibt Schmidt dort den öffentlichen Schuldenstand der USA am 17.1. 2001 mit 5,718,517,343,351.92 Dollar an, dem du das amerikanische Gesamtvermögen gegenüberstellst, das du mit über 40 Billionen Dollar bezifferst.
      Soweit, so gut. Was ich aber an Schmidts Text für genauso bedenklich halte, ist die Verschuldung der Privathaushalte, der Unternehmen und der Banken in den USA. Schmidt nennt ja folgende Zahlen:

      – die Verschuldung der privaten Haushalte stieg in den 90er Jahren von etwa 3,3 auf mehr als 6 Billionen US-Dollar
      – die Unternehmen weiteten ihre Schulden von ebenfalls 6 Billionen US-$ auf etwa 13 Milliarden US-$ aus
      – die Schulden des Staates belaufen sich mittlerweile auf etwa 6 Billionen US-$ (s.o.)
      – dazu kommen noch einmal etwa 60 Billionen US-$ an kurzfristigen Verbindlichkeiten von US-Banken hinzu, die vorwiegend aus Finanzderivaten resultieren.

      Außerdem spricht er davon, dass:

      – die Verschuldung der Privathaushalte von 85 % des persönlichen Einkommens auf 103 % im letzten Jahr angestiegen ist
      – die persönliche Sparquote rückläufig ist. Betrug diese Anfang der 80er Jahre noch 10 bis 12 %, so fiel diese bis Anfang 2001 auf unter Null zurück

      MIt Verlaub, Helmut, aber angesichts dieser Zahlen ist es mir dann doch schleierhaft, wie du von einer "dramatischen Entschuldung" reden kannst.

      Übrigens: Rechnest du wirklich mit einer baldigen Zinserhöhung?

      @HaraldSM

      Hi Harald,

      ja, du hast sicher Recht, das ist keiner von den optimistischen Threads. Aber, ehrlich gesagt, ich denke, sowas muss es auch geben. Hurra-Brüller gibt`s genug, und wohin das führt, zeigen nicht zuletzt die Zustände am Neuen Markt, nicht? Sicher ist Optimismus wichtig, um die Dinge anzugehen - aber es gehört auch ein Schuss Pessimismus dazu, um ein realistisches Bild zu bekommen. Das hier ist vielleicht so ein Versuch, mal die andere Seite zu zeigen. Denn es stimmt ja: "Wenn wir das Schlimmste erwarten, sind wir für alles gerüstet" oder so ähnlich, frei nach George Washington (oder hab` ich das hier schon mal zitiert? Oder jemand anderes? Egal)

      Letztendlich ist es auch so, dass mir vieles an der "New Economy" nach US-Vorbild wirklich seit längerem gehörig auf den Senkel geht und ich vieles daran für schlichtweg verlogen halte. Und mir fehlen wirklich Leute, die ein paar kritische Worte dazu sagen. Dazu noch ein Zitat aus dem Buch "Net-Slaves", das sehr schön den Spalt zwischen schönem Schein und trauriger Wirklichkeit zeigt:

      »Wenn die Leute, die im Internet arbeiten, nicht ein bißchen halblang machen und statt dessen auf den Mythos vom 22 jährigen Programmiergenie setzen, der 36 Stunden am Stück arbeitet und dabei von Pizza und Mineralwasser lebt, werden wir in ein paar Jahren eine Menge kranker Leute da draußen haben, die zu allem Übel noch nicht mal krankenversichert sind!«

      Zu der Handelsaussetzung: Klar wusste ich schon, dass es noch weiter "runter" gehen kann. Mir waren nur die Modalitäten nicht klar, wann der Handel eingestellt wird. Du bist der Erste, der mir dazu detailliert Auskunft geben kann - prima, vielen Dank! Ich denke, für sowas - gegenseitige Information und Diskussion - ist so ein Board hervorragend geeignet.

      In diesem Sinne,
      Grüße,
      gieristnichtgut
      Avatar
      schrieb am 17.03.01 03:12:13
      Beitrag Nr. 61 ()
      kompliment an die macher hier...;)
      gefaellt mir...
      gruss mischa
      Avatar
      schrieb am 17.03.01 16:53:48
      Beitrag Nr. 62 ()
      @ gieristnichtgut

      Anhand der Daten die mir vorliegen, beobachtet man folgende Entwicklungen:

      In den letzten 10 Jahren:
      Ist das persoenliche Verfuegbare Einkommen um 62.4% gestiegen.
      Ist die Verschuldung um 101.7% gestiegen.
      Ist das Brutto-Vermoegen um 101.4% gestiegen.
      Ist das Netto-Vermoegen um 101.4% gestiegen
      Ist das Netto Vermoegen relativ zum Einkommen von 471.4% auf 584.6% gestiegen. Das ist moeglich, weil zwar einerseits die Verschuldung relativ zum Einkommen von 85.9% auf 106.7% gestiegen ist, aber andererseits das Brutto-Vermoegen von 557.3% auf satte 691.3% gestiegen ist (relativ zum Einkommen).

      Ausserdem ist 2/3 der Verschuldung ‘home mortgages’, also keine Kreditkarten-Schulden, sondern Hypotheken, die durch Immobilienbesitz gedeckt sind. (Ca. 5 Billionen $ Hypotheken auf 12.3 Billionen $ Immobilienbesitz).

      Netto sitzen die Amerikaner also auf fast 6mal so viel Vermoegen wie sie im Jahr an Einkommen erzielen.

      Ich gebe zu, dass sicherlich die balance sheets eines grossen Anteils von Amerikanern ziemlich duster aussehen. Aber was ist das worst case scenario: Sie gehen in Chapter 11 bankruptcy. Das eliminiert deren Schulden und eliminiert gleichzeitig das Guthaben anderer. Das nennt man auch Bilanzverkuerzung. Insbesondere wuerde sich dadurch aber das Netto Vermoegen der Amerikaner nicht aendern!

      Von einer dramatischen Entschuldung habe ich im Zusammenhang mit den Staatsschulden gesprochen.

      Übrigens: Rechnest du wirklich mit einer baldigen Zinserhöhung? ;)

      Da braucht man gar kein ;) zum machen: Ja ich rechne mit Zinserhoehungen ab Anfang 2002, vorausgesetzt, die US Oekonomie erholt sich von ein oder zwei schwachen Quartalen. Ich rechne insbesondere mit ‘nur’ 50 Basispunkten Reduktion am 20. Maerz, und vielleicht nocheinmal 25 Punkten danach, falls wirklich die Indikatoren wieder ins negative drehen sollten. Bei einer zuegigen Erholung (und mit Erholung meine ich GDP-Wachstumsraten, nicht den Nasdaq) gibt es wahrscheinlich dieses Jahr schon Zinserhoehungen.
      Avatar
      schrieb am 17.03.01 20:12:49
      Beitrag Nr. 63 ()
      Nachtrag zu Arthur P. Schmidt

      Wie unserioes der liebe Herr Schmidt ist, sieht man schon daran wie er mit Daten umgeht:

      Am 18. August 2000 betrug der öffentliche Schuldenstand 5.670.329.490.959,40 US-$

      Bei einer Bevölkerungszahl von etwa 276.200.220 Amerikanern

      Am 17.1. 2001 betrug der Schuldenstand bereits 5,718,517,343,351.92 Dollar.


      Das nennt man auch `Illusion durch falsche Praezision`. Dies ist ein beliebtes Mittel von ignoranten Amateuren um ihren Daten mehr Ausdruckskraft zu verleihen. Wer kann schon die Versculdung auf den Cent genau angeben? Von Zahlen sind hoechstens die ersten drei Stellen exakt.
      Besonders peinlich ist die Ausdrucksweise etwa (!!!!) 276.200.220 Amerikanern

      Ausserdem ist das folgende ja wohl ein Rechenfehler:

      entspricht dies einer Verschuldung von etwa 20.450 US-$ pro Bürger. Die Schulden nehmen pro Tag um weitere 45 Millionen US-$ zu und haben mittlerweile etwa 350 % des Sozialproduktes der USA erreicht.

      Das bedeutet das pro Kopf GDP betrug US$20450 / 3.5 = US$5842. ????? Da kann wohl etwas nicht stimmen!
      Avatar
      schrieb am 19.03.01 00:09:22
      Beitrag Nr. 64 ()
      @helmut_kohl

      na, wir können ja doch ganz sachlich miteinander reden, prima!

      zu deinen Zahlen, nun, hmmm: Liegt der Grund für den immensen Anstieg des US-Vermögens nicht im irren Börsenwachstum der letzten Jahre begründet? Dann kann`s aber genauso schnell abwärts gehen wie aufwärts, oder?
      Dazu ein Artikel in der "Berliner Zeitung" , der die Risiken sehr gut auf den Punkt bringt:


      Börsenschwäche setzt Haushalten in den USA zu

      Wegen der hohen Kursverluste geht der Konsum zurück - zugleich wachsen die privaten Schulden

      BERLIN, 12. Dezember. – Die Schwäche der US-Aktienmärkte beginnt, die Ökonomen zu beunruhigen. Noch bis vor einigen Monaten hatte der amerikanische Zentralbankchef Alan Greenspan die Märkte regelmäßig vor ihrem "irrationalen Überschwang" gewarnt. Die Börsengewinne verleiteten die Amerikaner, sich "reich zu rechnen", zu viel zu konsumieren, sich zu hoch zu verschulden und zu wenig zu sparen. Inzwischen hat Greenspan den Ton geändert: Nun warnt er vor Gefahren der Aktienkursverluste für die ohnehin angeschlagene US-Konjunktur. Dies wiederum wirkt negativ auf die Märkte zurück. "Die Anfälligkeit der privaten Haushalte gegenüber Aktienmarktschwankungen hat merklich zugenommen", meldet nun auch die Deutsche Bank mit Blick auf die USA, "zumal seit 1995 zunehmend Kredite für den Aktienkauf aufgenommen werden." Die Analysten vom Bankhaus Delbrück ergänzen: "Der durch die Börsenhausse verursachte Vermögenseffekt erscheint zunehmend weniger gesichert."

      Kein Grund zur Entwarnung

      Zunächst sieht die finanzielle Situation der privaten Haushalte komfortabel aus: Von Anfang 1991 bis Ende 1999 wuchs ihr Vermögen um gut zehn Prozent pro Jahr. Die Verschuldung dagegen legte nur um etwa 7,5 Prozent jährlich zu. Doch gebe es keinen Grund zur Entwarnung, meint die Deutsche Bank, der Wert der Vermögen sei nicht gesichert. Denn der Zuwachs der Vermögen sei maßgeblich auf volatile Aktienkursgewinnne (1991 bis 1999: 18 Prozent pro Jahr) zurückzuführen. Die Netto-Neuanlagen der Privaten am Aktienmarkt betrugen von 1991 bis 1999 rund 1,94 Billionen Dollar (4,31 Billionen Mark). Rund drei Viertel des Aktienvermögenszuwachses oder knapp 5,5 Billionen Dollar entfielen auf Kurssteigerungen. Mittlerweile machen Aktien 37 Prozent des Gesamtvermögens der Amerikaner aus. Angesichts der flauen Börsenlage seien die Haushalte verwundbar, heißt es. In der ersten Jahreshälfte verloren sie durch die Verluste an den Aktienmärkten fast 300 Milliarden Dollar. Allein mit Aktien von Börsenneulingen fuhren sie seit Jahresanfang ein Minus von 56 Milliarden Dollar ein.

      Die hohen Vermögenszuwächse in den neunziger Jahren haben die Amerikaner dazu verleitet, weniger zu sparen und sich hoch zu verschulden: So ging die Sparquote von etwa 8,5 Prozent 1991 auf zuletzt minus 0,2 Prozent zurück. Die Verschuldung der privaten Haushalte erhöhte sich bis Mitte 2000 um rund 3,2 Billionen auf 7,1 Billionen Dollar. Lag die Verschuldung vor einem Jahr noch bei rund 85 Prozent des verfügbaren Einkommens, so reicht mittlerweile ein Jahreseinkommen nicht mehr aus, die Verschuldung vollständig zu tilgen. Im Durchschnitt müssen heute fast 14 Prozent des Einkommens für die Kreditbedienung ausgegeben werden - so viel wie zuletzt Ende der 80er-Jahre und damit kurz vor der letzten Rezession, warnt die Deutsche Bank. Besonders hart trifft es Familien mit niedrigem Einkommen: Bei einem Drittel der Haushalte mit einem Jahreseinkommen von weniger als 10 000 Dollar gehen 40 Prozent des Einkommens für Zinsen und Tilgung drauf.

      Zudem haben die Amerikaner im Vertrauen auf weiter steigende Kurse vermehrt Aktien auf Kredit gekauft. 1999 wurden 18 Prozent der Aktienkäufe privater Haushalte von 387 Milliarden Dollar mit Wertpapierkrediten finanziert. Seit 1991 hat sich laut Deutscher Bank der Anteil der Wertpapierkredite an der Gesamtverschuldung von 1,4 Prozent auf 3,7 Prozent oder knapp 270 Milliarden Dollar erhöht. 1999 erreichten die neu aufgenommenen Wertpapierkredite mit 70 Milliarden Dollar schon gut elf Prozent der von privaten Haushalten neu eingegangenen Kreditverpflichtungen. Ein Aktiencrash würde katastrophal wirken. Denn ein Kursrutsch zöge die Deckung dieser Kredite in Mitleidenschaft; zum anderen würde der Wert der damit gekauften Aktiva und damit direkt das Vermögen der Privaten betroffen. Die Vermögensverluste werden den Konsum belasten, der lange den US-Wirtschaftsboom nährte. Der Internationale Währungsfonds schätzt den durch eine Erhöhung des Aktienvermögens um einen Dollar ausgelösten zusätzlichen Konsum auf drei bis sieben Cents. "Angesichts zurückgehender Neueinstellungen, Entlassungen und Überstundenabbau scheinen Konsumeinschränkungen unvermeidlich", so das Bankhaus Delbrück. Der Einzelhandel beklage bereits den rückläufigen Wachstumstrend.

      Hoffen auf sinkende Zinsen

      Angesichts dieser Zahlen scheint eine deutliche Abkühlung der US-Konjunktur unausweichlich. Am 19. Dezember wird der Offenmarktausschuss der US-Notenbank zusammenkommen, um über die Leitzinsen zu beraten. Experten hoffen darauf, dass Zinssenkungen angekündigt werden. Dies würde die Kreditkosten senken und für Entlastung an der Verschuldungsfront sorgen. "Das Gewinnwachstum allein wird die Aktienkurse nicht retten", meint Bijal Shah von der Société Générale. Dazu sei dieses Wachstum zu gering. "Nur niedrigere Leitzinsen können dafür sorgen, dass der Bullenmarkt wieder auflebt."

      Aktien auf Kredit // Rund 37 Prozent ihres Privatvermögens haben die US-Amerikaner in Aktien investiert. Durch Kursverluste büßten sie im ersten Halbjahr 2000 fast 300 Milliarden Dollar ein.

      Viele Anleger kauften Wertpapiere auf Kredit. Allein 1999 verschuldeten sie sich dafür mit rund 70 Milliarden Dollar. Die gesamten privaten Schulden in den USA liegen bei 7,1 Billionen Dollar.

      Quelle: http://www.berlinonline.de/wissen/berliner_zeitung/archiv/20…


      Deshalb rechne ich eher mit einem "L" als mit einem "V" , was den Konjunkturverlauf in den USA betrifft. Aber dein Wort in Gottes Ohr, Helmut .

      Was den Text von Arthur P. Schmidt betrifft: Also die Zahlen nach dem Komma halte ich eher für einen Spleen. Die von dir bemängelte Stelle mit den 350 % des Sozialprodukts stach mir allerdings auch ins Auge.

      Grüße,
      gieristnichtgut
      Avatar
      schrieb am 19.03.01 00:33:13
      !
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      Avatar
      schrieb am 19.03.01 19:46:50
      Beitrag Nr. 66 ()
      @ gieristnichtgut

      Hallo!

      Aber klar koennen wir sachlich miteinander reden. Manchmal trage ich etwas dick auf, bitte nicht persoenlich nehmen.

      Was mir auffaellt ist, dass Du eine Menge Artikel von Journalisten ins Board reinkopierst. Ich muss ganz ehrlich sagen, ich bilde mir lieber meine eigene Meinung, weil ich - mit Verlaub - mehr Ahnung von Wirtschaft habe, als der durchschnittliche Journalist.

      Journalisten und Wall Street-Akteure argumentieren folgendermassen:

      1: Aktien sind im Keller also sind die Vermoegen der privaten Haushalte im Keller.
      2: Weniger Vermoegen bedeutet weniger Konsumausgaben.
      3: Weniger Konsumausgaben bedeutet weniger Wachstum, im schlimmsten Fall Rezession.

      Klingt logisch, nicht wahr? Leider sind alle drei statements falsch.

      Zu 1: Aktien sind zwar in den Keller gegangen, aber das Gesamtvermoegen ist relativ undramatisch von 2000Q1 bis 2000Q4 um 4% gesunken. Im Vergleich zum 60% Rueckgang des Nasdaq ist das ziemlich bescheiden.

      Zu 2: Es spielen so viele Faktoren eine Rolle beim privaten Konsum, dass die Beschraenkung auf wealth effects ziemlich in die Irre fuehrt. Viel wichtiger sind Lohnsteigerungen und die sehen sehr optimistisch aus in den USA.

      Zu 3: Da wird Ursache mit Wirkung verwechselt. Hohes BSP Wachstum hat hohe Konsumausgaben zur Folge und nicht umgekehrt. Oder mal anders ausgedrueckt: Wenn es regnet, wird die Strasse nass. Bedeutet es deshalb, dass wenn wir einen Eimer Wasser auf der Strasse auskippen, wir den Himmel dazu ueberreden koennen zu regnen? Ueberhaupt bedeutet weniger Konsum heute doch wohl mehr Wachstum in Zukunft, weil mehr gespart wird, oder sehe ich das falsch? Also, Konsum-Ausgaben sind ein denkbar schlechter Indikator, wenn man eine Rezession vorher sagen will. Um es mal mit den Worten der Business Week auszudruecken: Consumer expenditure correctly predicted nine out of the last three recessions. Soll heissen: Es werden so viele falsche Alarme gegeben, dass dieser Indikator wertlos ist.

      Warum wird dann trotzdem soviel darueber geschrieben? Journalisten wollen reissereische Artikel schreiben und Wall Street hat halt dieses Wunschdenken, dass die NYSE ueber Wohl oder Uebel der US Oekonomie entscheidet und deshalb die Fed die Kurse stuetzen soll. In Wirklichkeit ist es doch wohl umgekehrt: Aktienkurse reagieren auf Impulse der Oekonomie.

      Zum Thema Margin-Debt: Ich gebe zu, das ist Besorgnis erregend. Allerdings sieht es jetzt so aus, als wuerde margin debt jetzt abgebaut. Siehe dazu den Artikel im dismal.com:
      http://www.dismal.com/todays_econ/te_031201_2.asp

      Fazit: Der kopflose Optimismus von vor einem Jahr hatte schlimme Folgen, also wollen wir jetzt nicht dem kopflosen Pessimismus verfallen. Es gibt sicherlich noch keinen Grund zum Feiern, aber so schlimm wie es immer aussieht, ist es bestimmt nicht. Japanische Verhaeltnisse wird es in den USA nicht geben.
      Avatar
      schrieb am 22.03.01 22:26:13
      Beitrag Nr. 67 ()
      @helmut_kohl

      hmm, ich nicht deiner Meinung

      – zunächst mal das Wichtigste: ich befürchte wirklich, die Amerikaner haben es geschafft, in den vergangenen Jahren die (Wirtschafts-) Welt auf den Kopf zu stellen. Oder um in deinem (nicht schlecht gewählten) Bild zu bleiben: Sie haben Wasser auf die Straße gegossen und laut darüber gejubelt, dass der Himmel nun seine Schleusen öffnet. Das lieferte ihnen den Grund für eine exzessive (und sagenhaft teure) Party. Konkret: Die Börse trieb in den vergangenen Jahren in den USA die Wirtschaft, nicht umgekehrt, wie es "eigentlich" sein sollte. Die riesigen Kursgewinne der vergangenen Jahre veranlassten die US-Bürger, deren Vermögen zum größten Teil aus Aktien besteht, zu einem Konsumrausch, der sich sehen lassen kann. Dieser Konsum führte zu steigenden Unternehmensgewinnen, die Börsenkurse schwollen dadurch weiter an, die Konsumenten fühlten sich wieder reicher usw. Oder um es mit dem "Spiegel" vom 30. Dezember 2000 zu sagen: „Solange geradezu explosionsartig steigende Börsenkurse die Wirtschaft mit Traumraten wachsen ließ und den Amerikanern ein Gefühl ewig währenden Wohlstands gaben, schienen alle Wirtschaftsgesetze außer Kraft gesetzt. Der Aufschwung nährte den Aufschwung.“

      – nun kann man ja, je nach Geschmack, exzessive Parties ja auch ganz gut finden. Ich befürchte nur in diesem Fall, dass der Kater ebenfalls extrem werden wird. So wie die "Aufschwung-Spirale" kann, wenn es nícht verdammt gut läuft, eine "Abschwung-Spirale" einsetzen, die das amerikanische (Wirtschafts-) Perpetuum Mobile ziemlich rasch sehr alt aussehen lassen wird. Einen dieser "Abwärtshebel" sehe ich unter anderem in den Wertpapierkrediten. Klar gehen diese zurück, wenn die Kurse einbrechen. Ich befürchte nur, das Kind liegt schon längst im Brunnen.

      – Probleme, die den Konsum einschränken werden, wird es auch in den von dir genannten "home mortgages" geben, die viele Amerikaner wohl nicht umsonst als vermeintlich sichere Form der Verschuldung gewählt haben. Bush verschärft jetzt auf Druck der Banken das Konkursrecht – zukünftig können auch Eigenheime zur Befriedigung von Gläubigern herangezogen werden. Kapitel 7 (die beliebteste Konkursform, nicht Kapitel 11) schrieb bisher grundsätzlich den Verkauf der Vermögenswerte vor, nahm Eigenheime aber davon aus. (Süddeutsche Zeitung vom 17. März 2001).

      - nochmal: es ist keine Frage, dass der Absturz der Börse den Konsum (und damit auch die Einkommen und die Beschäftigungszahlen) in den USA abknicken lässt: 71 Prozent der Amerikaner rechnen inzwischen mit einer Rezession. 55 Prozent haben bereits große Ausgaben wie ein neues Auto oder eine Urlaubsreise verschoben oder sogar gestrichen, 69 Prozent wollen dies in den nächsten Monaten tun (Quelle: "Newsweek"http://www.msnbc.com/news/NW-front_Front.asp) . Zwei Drittel der wirtschaftlichen Entwicklung ist in den USA vom Verbraucherverhalten abhängig. Ökonomen sprechen vom "umgekehrten Wohlstandseffekt". Es ist nur die Frage, wie stark dieses Abknicken sein wird. Dann: klar bedeutet es mehr Konsum, wenn mehr gespart wird - irgendwann . Doch um an die nächste Party zu denken, muss ich zunächst mal die Kopfschmerzen der letzen überstehen und die Schulden dafür bezahlen - um mal im Bild zu bleiben.

      – ich gebe dir Recht, der Absturz des Nasdaq vollzieht sich zurzeit noch relativ "geordnet" Vielleicht ein Indiz dafür, wieviel Übertreibung da drin war. Der Vermögensverlust im Jahr 2000 kann aber auch anders dargestellt werden: "Alles zusammengerechnet, haben die amerikanischen Anleger an den Aktienmärkten im Jahr 2000 die irrwitzige Summe von 2,4 Billionen Dollar verloren, das komplette deutsche Bruttoinlandsprodukt" (Quelle: "Spiegel"). Dazu ist auch zu sagen, dass wir die richtig "große" Korrektur ja noch gar nicht gesehen haben. Jetzt, wo auch der Dow kränkelt beginnt, geht`s wirklich ans Eingemachte.

      - meiner Meinung nach tun wir wirklich gut daran, uns das Beispiel Japan vor Augen zu halten. Aus verschiedenen Gründen: erstens können dort die Wirkungen einer geplatzten Bubble in aller Deutlichkeit betrachtet werden. Mit dem Unterschied, dass die Japaner fleißige Sparer waren (und sind), während die US-Amerikaner sich tief verschuldeten. Oder das Beispiel Banken: ich bin überzeugt, dass auch in den USA wie in Japan in diesem Sektor einige "Zeitbomben" ticken. Die Gefahren, die in einer globalisierten Weltwirtschaft von Staaten wie Japan oder jetzt Argentinien ausgehen, gar nicht zu erwähnen. Und noch aus einem weiteren Grund finde ich, dass wir Japan nicht aus unserer Wahrnehmung ausklammern sollten: wegen der Psychologie. Ich kann mich noch sehr gut erinnern, wie die japanische Wirtschaft als das Maß aller Dinge eingeschätzt wurde und als unschlagbar galt. Das ist noch nicht sehr lange her - was ist daraus geworden?

      – letztendlich ist es ja etwas unvernünftig, sich über etwas die Köpfe heiß zu reden, was in den kommenden Wochen und Monaten sowieso klarer wird. Mir schwant nichts Gutes, und einige meiner Befürchtungen habe ich niedergeschrieben. Schön, wenn`s anders kommt. Aber ich werde trotzdem weiter kritische Artikel zum Thema hier posten - weil es mir einiges sonst zu wenig erwähnt wird.


      Uff- das ist ja jetzt wirklich der passende Text zum aktuellen Börsenverlauf. Schade, dass w:o nichts für das Verfassen von Texten zahlt - würde ich sonst öfters machen (und nicht nur schmierige Journalistentexte posten....)


      Grüße,
      gieristnichtgut
      Avatar
      schrieb am 24.03.01 00:52:15
      Beitrag Nr. 68 ()
      Ich kann`s einfach nicht lassen, pessimistische Texte der Journaille zu posten.
      Hier was aus der Schweizer "Weltwoche" (Ausgabe Nr. 12/01, 22.03.2001)


      Adieu, schöne neue Ökonomie

      Die Propheten der New Economy versprachen sorgenfreies Wachstum. Nun zeigt sich: Sie liegen völlig daneben

      Von Alain Zucker

      Ein letzter kleiner Tipp: Entlassen Sie Ihren Anlageberater, schmeissen Sie den Börsenteil Ihrer Zeitung in den Abfall und vergessen Sie sämtliche Studien der vereinigten Finanzanalystengemeinde. Rutscht die amerikanische Wirtschaft nämlich in eine Rezession, wie das derzeit nicht nur Pessimisten für möglich halten, werden sich die meisten Prognosen und Analysen zur so genannten New Economy als falsch erweisen. Diese hat, wir erinnern uns, den mehrjährigen Börsenboom ausgelöst.
      Nichts Geringeres als eine neue Wirtschaftsmechanik prophezeiten die Auguren, weil die USA fast eine Dekade lang hohe Wachstumsraten aufwiesen, ohne dass Inflation das erarbeitete Geld wieder entwertete und die Zentralbank zu einer restriktiveren Geldpolitik gezwungen war. Die IT-Revolution, die manche als ebenso bahnbrechend beurteilten wie die Erfindung der Elektrizität, steigere die Produktivität derart, dass die Wirtschaft der Zukunft wachsen könne, ohne zu überhitzen. Das Ende des Konjunkturzyklus schien greifbar.
      «Die spinnen», muss man heute mit Obelix sagen. Ein Börsencrash in Raten, die tiefste industrielle Kapazitätsauslastung in Amerika seit dem Ende der letzten Rezession, Massenentlassungen im gefeierten Hightech-Sektor: Trotz fehlendem Inflationsdruck ist eine gewöhnliche Überhitzung entstanden – das hatten die professionellen Werweisser nicht vorgesehen. Im hypnotischen Bann der Zahl, welche eine stabile Preisentwicklung anzeigte, achteten sie nicht darauf, dass gerade solche Konjunktureinbrüche vor dem Zweiten Weltkrieg die Regel waren und Ende der achtziger Jahre auch die japanische Wirtschaft in die Krise stürzten.
      Sagen heute zumindest Leute, die etwas davon verstehen könnten. Larry Summers etwa, ehemaliger amerikanischer Finanzminister und designierter Rektor von Harvard, verkündet gemäss Economist seit seinem Rücktritt auch in der Öffentlichkeit, dass die gegenwärtige Wachstumsschwäche zwar einzigartig sei für die Nachkriegszeit, aber nicht für die Jahrzehnte zuvor. Nach 1945 waren Rezessionen in der Regel die Folge von Zinserhöhungen der Zentralbanken, welche die Inflation bekämpften.

      Bis die Rendite ausbleibt

      Einen «Prozess der schöpferischen Zerstörung» nannte der berühmte österreichische Ökonom Joseph Schumpeter in den dreissiger Jahren den Konjunkturzyklus. Er beschrieb, wie Unternehmen neue, vielversprechende, billigere Produkte erfinden, wie Profitaussichten Investoren anlocken, Aktienkurse steigen und konsumiert wird, bis die Wirtschaft richtig brummt. Doch die schönen Perspektiven locken auch andere Anbieter an, die Konkurrenz wächst, die Preise fallen, Gewinne und Kurse ebenfalls, Kapital wird knapp, es kommt zu Entlassungen und Konkursen. Zack, ist die Rezession da. Bis zum nächsten Aufschwung.
      So ähnlich war es diesmal auch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Die immer schneller und leistungsfähiger werdenden Mikroprozessoren ermöglichten eine Unmenge von Innovationen, im IT-Bereich explodierten die Investitionen, die steigenden Aktienkurse kurbelten den Konsum der Privathaushalte an. Für das Ausbleiben der Inflation sorgten unterschiedlichste Faktoren - deregulierte Märkte, tiefe Rohstoffpreise, billige Importe wegen des starken Dollars und möglicherweise die immer wieder gefeierte Erhöhung der Produktivität, obwohl ihre Nachhaltigkeit bis heute umstritten ist.
      Die Probleme ergaben sich anderweitig: In der Euphorie verschuldeten sich die privaten Haushalte über beide Ohren, die Geldgeber lockerten ihre Kreditstandards und investierten mit grösserem Risiko, die Firmen prognostizierten höhere Gewinne, die Aktienkurse explodierten, noch mehr Geld floss.Bis irgendwo die erwartete Rendite nicht eintraf. Gewinnwarnungen liessen die Aktienkurse zusammenbrechen, und plötzlich wurde es wieder wichtig, ob auch die gehypten Internetfirmen wirklich einen Erlös erwirtschafteten oder nur Umsatz bolzten, um erst in der ungewissen Netzökonomie der Zukunft dank Grösse und Technologiemacht Gewinne zu erwirtschaften.
      Seither werden weiterhin Investitionen zurückgefahren, Leute verlieren ihre Stelle, die Firmen der Old Economy kaufen die am Wegrand liegenden Perlen der New Economy auf. Kurz - die Elefanten teilen sich die Beute.
      Die möglichen Konsequenzen eines solchen Boom-and-Bust-Zyklus? Eine längere und hartnäckigere Rezession, als wir sie in den vergangenen fünfzig Jahren erlebt haben, wie Starökonom Stephen Roach von Morgan Stanley meint, der die Vorkriegseinbrüche untersucht hat und schon seit einigen Jahren einsam vor der Überhitzung warnt. Ob es so weit kommt, hängt hauptsächlich vom Urvertrauen des Joe Sixpack ab, dem amerikanischen Kumpel unseres Otto Normalverbraucher. Die Hälfte aller amerikanischen Haushalte besitzt heute Aktien. Passen sie ihren Konsum dem gesunkenen Wert ihres Vermögens an, verliert die amerikanische Volkswirtschaft in nächster Zeit zwischen 123 und 245 Milliarden Dollar - auch für die riesige amerikanische Ökonomie ein anständiges Sümmchen.
      In einem solchen Fall dürften auch Zinssenkungen, wie sie die amerikanische Notenbank am Dienstag beschloss, wenig ausrichten. Die Privathaushalte, die bis zum vergangenen Jahr Schulden in der Höhe von 105 Prozent des verfügbaren persönlichen Einkommens anhäuften, werden lieber einen Batzen ansparen und die Firmen ihre Überkapazitäten abbauen als zu tieferen Zinsen einen weiteren Kredit aufnehmen oder noch mehr investieren.
      Bleibt die Frage, wieso unser aller Alan Greenspan die Welt, die wie das Kaninchen vor der Schlange gebannt auf die amerikanische Wirtschaft starrt, in eine solch verzwickte Lage gebracht hat. Weshalb ist der Zentralbanker, der dank heissen Morgenbädern keine Fehler macht, nicht schon vor Jahren auf die Bremse gestanden, um der, wenn auch inflationsarmen Überhitzung vorzubeugen? Der Grund heisst LTCM. Die gigantischen Verluste des amerikanischen Investmentfonds Long-Term Capital Management im Herbst 1998, die auch UBS-Chef Mathis Cabiallavetta den Kopf kosteten, brachten nach den Krisen in Asien und Russland einige grosse Finanzplayer an den Abgrund der Pleite. Nur Wochen später senkte das Fed den Zinssatz mehrmals, um die Finanzmärkte zu beruhigen.
      Die Zeche könnten bald andere zahlen - Kleinanleger, Konsumenten. Arbeitnehmer.
      Avatar
      schrieb am 24.03.01 01:20:26
      Beitrag Nr. 69 ()
      @ Gieristnichtgut

      nur weiter so. Die Artikel sind großartig. Manchmal frage ich mich ob, die Anderen wirklich so blind sein können den drohenden Zusammenbruch noch nicht mal zu ahnen zu wollen.

      Habe mich oft gefragt warum Greespan nicht vorher massiv gebremst hat. Blöd ist der Kerl ja wirklich nicht. Nach dem Artikel wird es mir endlich klar. Es galt eine Krise nach der Anderen zu bewältigen. Die letzte war ja wohl das drohende Computerchaos zur Jahrtausendwende. Gab es nicht zwischendrin auch eine Mexicokrise?
      Avatar
      schrieb am 24.03.01 01:29:26
      Beitrag Nr. 70 ()
      @Stahlbaer

      vielen Dank! Positives Feedback ist einfach was Schönes...
      Avatar
      schrieb am 24.03.01 06:47:27
      Beitrag Nr. 71 ()
      Wirklich toller Thread!
      Plastischer kann man nicht mehr verifizieren, daß es die Volkswirtschaftslehre bis heute nicht geschafft hat, den Status einer exakten Wissenschaft zu erhalten.
      Wie vor dem Unternehmens-und Kreditgau im Jahr 2000 wegen der Datumsumstellung gewarnt wurde, jetzt als raffinierte
      Werbekampagne der Computerindustrie enttarnt, wird jetzt wieder (wie lange schon?) wegen der amerikanischen Schuldenfalle der Supergau an die Wand gemalt.
      Bis jetzt haben die Amerikaner immer noch ihre Weltwährung Dollar.
      Mögen sich die Theoretiker über die bestehenden und in der Praxis leidlich funktionierenden Weisheiten streiten, wenn
      man sich auf solide Firmenwerte (Nestle, GE z.B.) konzentriert, in eine Immobilie in guter Lage anspart und etwas Cash, vielleicht sogar in bar zu Hause, bereit hält, sollte man trotz aller Untergangsszenarien auf der sicheren Seite liegen.

      Ein in der volkswirtschaftlichen Theorie nicht so versierter Aktionär wie hier im Board.
      Avatar
      schrieb am 24.03.01 11:14:57
      Beitrag Nr. 72 ()
      Hmm, schön habt ihr das gemacht!
      ;)


      Die USA haben lange Zeit von den Kapitalzuflüssen aus dem Ausland gelebt. Diese sollten auf Grund der Zinssenkungen nun geringer werden.
      Theorethisch. Denn nach meiner Meinung müßte dann der Dollar doch anfangen schwächer zu werden.
      Überhaupt halte ich den Außenwert des Dollars für das wichtigste Kriterium, ob die hier gezeigten Szenarien wirklich eintreffen.
      Denn ein abrupter Absacker oder aber auch ein längeres Sichtum würde bedeuten,
      daß sowohl Gläubiger als auch Aktionäre ihr Geld aus den USA abziehen.

      Nicht so sehr den Yen sollte man beachten, eher den Euro. Der Yen steht durch die Japan-Probleme gesondert da.
      Apropos Japan.
      Die Japaner sparen seit 10 Jahren eisern, sie besitzen eine ganze Menge Kohle, und trotzdem konsumieren sie wenig.
      Aber irgendwann müssen sie doch auch wieder.

      Im Gegensatz dazu denke ich,
      müßten die Amerikaner nach jahrelangen exzessiven Wachstum,
      auch in langlebigen Investitionsgütern sehr viel besitzen,
      und auf Jahre hinaus keinen Bedarf für Ersatz- oder Erweiterungsinvestitionen haben.

      Als Buch empfehle ich F.I.A.S.C.O von Frank Partnoy,
      dieser Ex-Mitarbeiter eines großen Investmenthauses zeigt die betrügerischen Umgänge mit Derivaten,
      die auch volkswirtschaftliche Schäden anrichten können.
      Z.B. haben japanische Banken Gewinne verbucht,
      die nie existierten, sondern eine ausgeklügelte Abzocke
      an nächste Generationen sind, da die gleichgroßen Verluste
      erst in 30 Jahren anfallen.
      Avatar
      schrieb am 24.03.01 14:09:21
      Beitrag Nr. 73 ()
      Tja, @Sittin Bull Inv., vielleicht tut es wirklich mal gut, sich beim Thema Derivate den Fall LTCM nochmal in Erinnerung zu rufen. Damals, im Herbst 1998, zeichnete sich nämlich ein Super-GAU der Weltfinanzen ab. Einer der hochgeheimen Hedge-Funds hatte sich in seiner Arroganz verrechnet. Und da passierte etwas, das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Die amerikanische Notenbank, die Hüterin der Währung der mächtigsten und größten Industrienation der Welt, organisierte und leitete die Rettungsaktion für einen hochspekulativen Funds, dessen Manager sich schlicht und einfach verzockt hatten! (Vielleicht sollten die Kleinanleger, die sich hier am Neuen Markt verzockt haben, mal an Herrn Duisenberg schreiben - zwecks dringender Rettungsaktion...). Nicht zuletzt hat die Rettung von LTCM auch die gigantische Blase der folgenden Jahre, auch am Neuen Markt, möglich gemacht. Das beschreibt die "Weltwoche" (siehe Text von gestern) wohl schon richtig.

      Hier noch ein Text über die LTCM-Rettung:

      Derivatkatastrophe erschüttert Weltfinanzsystem

      Am Abend des 23. September 1998 versammeln sich Topmanager von 16 führenden Banken aus aller Welt im Hauptquartier der Federal Reserve von New York zu einem eiligst einberufenen Krisentreffen. Wie das Wall Street Journal später berichtet, fürchten die anwesenden Bankiers den Einsturz des "gesamten nationalen Finanzsystems" sowie eine neue Welle weltweiter Finanzschocks. Was war geschehen? Long-Term Capital Management (LTCM), das 90 Milliarden Dollar schwere Flaggschiff unter den hochspekulativen "Hedge Funds", hat durch Derivatspekulationen sozusagen einen Eisberg gerammt und droht weltweit führende Großbanken mit in die Tiefe zu reißen. Unmittelbar betroffen sind: Goldman Sachs, Merril Lynch, J.P. Morgan, Morgan Stanley Dean Witter, Chase Manhattan, Travelers Group, Deutsche Bank, Societe General, Credit Agricole, Credit Suisse First Boston und UBS Securities.

      Nach sechsstündigem Versuch, das Ausmaß des LTCM-Unglücks zu sondieren, einigt man sich auf ein vorläufiges Sofortprogramm: Alle beteiligten Banken werden jeweils mindestens 250 Millionen Dollar zuschießen, um damit rund 90% des Eigenkapitals von LTCM aufzukaufen, insgesamt also etwa 4 Milliarden Dollar. Darüber hinaus haben sie eine Art Konkursverwaltung zusammengestellt, die ab sofort die Geschäfte von LTCM übernimmt und auf möglichst unspektakuläre Weise den LTCM-Kadaver, nicht zu verwechseln mit der japanischen Zeitbombe Long-Term Credit Bank (LTCB), aus dem weltweiten Gestrüpp von Finanzderivaten herausschneiden soll.

      Derivatdesaster der "Erfolgreichsten"

      Bei LTCM handelt es sich tatsächlich um die Nummer 1 unter den weltweit operierenden Investmentfonds. Geführt wurde der in Greenwich, im US-Bundesstaat Connecticut, registrierte Fond von John Meriwether, der aufgrund seiner vorherigen Position bei Salomon Brothers vom Wall Street Journal als einer der "erfolgreichsten" Finanzjongleure bezeichnet wurde. Wie kein anderer Fonds auf der Welt hat das LTCM-Managment aber noch mehr "Spitzenkräfte" aufzubieten. Neben dem früheren stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der Federal Reserve David Mullins sitzen gleich zwei Nobelpreisträger, und zwar die führenden theoretischen Wegbereiter der Derivatspekulation, die Professoren Robert Merton und Myron Scholes, als Partner im Vorstand des Fonds und sollten für Sachkompetenz und Erfolg im spekulativen Anlagegeschäft garantieren. Noch vor einem Jahr, bei der Verleihung des Ökonomie-Nobelpreises, hatte die gesamte internationale Finanzpresse (Frankfurter Allgemeine Zeitung, Wirtschaftswoche und Handelsblatt eingeschlossen) die Genialität der Professoren Merton und Scholes sowie ihres Modells für die Bewertung von Optionskontrakten in höchsten Tönen gelobt. Das ging jetzt alles gründlich schief. Die psychologische Schockwirkung dieses Absturzes der beiden Derivat-Gründungsväter Merton und Scholes kann wohl kaum überschätzt werden.

      Nach Angaben der Federal Reserve sind in den vergangenen Wochen 80% des Einlagenkapitals von LTCM ausgelöscht worden. Schon im August hatte LTCM den Verlust von 2,5 Milliarden Dollar, und damit 52% seines Kapitals, bekanntgegeben. Offiziell besaß LTCM am 2. September nach Abschreibung der August-Verluste noch 2,3 Milliarden Dollar. Eine ziemlich vernachlässigbare Größe vom Standpunkt der oben genannten Großbanken, möchte man meinen. Doch, weit gefehlt. Dank der "Hebelwirkung" moderner Finanzinstrumente war es LTCM gelungen, mit diesem bescheidenen Rückgrat an Kundengeldern ein Gesamtvolumen an ausstehenden Finanzwetten von mindestens 90 Milliarden Dollar einzugehen. Dabei wettete LTCM im großen Stile auf eine Wertsteigerung von Regierungsanleihen aus "aufstrebenden Märkten" im Vergleich zu solchen aus Westeuropa und den USA. Doch dann verhängte Rußland im August ein Schuldenmoratorium, wobei unter anderem die ebenso hochverzinslichen wie hochriskanten russischen GKO-"Ramschanleihen" praktisch über Nacht wertlos wurden. Innerhalb weniger Tage kollabierte daraufhin ebenso der Marktwert von Regierungsanleihen fast aller Länder in Asien, Lateinamerika und Osteuropa. Da halfen LTCM nun auch die kompliziertesten Formeln von Merton, Scholes und Nachfolgern nicht mehr weiter.

      Vorsicht ansteckend!

      Wie die Financial Times am 24. September berichtete, war die New Yorker Federal Reserve zum sofortigen Eingreifen gezwungen, weil es "Anzeichen" dafür gab, daß ein Kollaps von LTCM eine "globale finanzielle Ansteckung" und nicht zuletzt eine dramatische "Erschütterung" der Wall Street hervorgerufen hätte. Es ist kein Geheimnis, daß zahlreiche andere "Hedge Funds" ebenso wie LTCM mit mindestens einem Bein im Bankrott stehen. Verzweifelt versuchen diese seit einigen Wochen neue Liquidität herbeizuschaffen, um ihr kurzfristiges Überleben zu sichern. Doch die Großbanken, die in der Vergangenheit diese nicht von den Zentralbanken beaufsichtigten Fonds nur allzu gern für eigene spekulative Abenteuer aufpäppelten, schrauben seit August ihre Kreditlinien drastisch zurück. Am 23. September kam es zu schweren Störungen des New Yorker "Repo-Marktes" (Handel mit US-Regierungsanleihen gegen kurzfristige Rückkaufvereinbarung), weil zu viele "Hedge Funds" plötzlich in den Markt drängten, um sich Liquidität zu verschaffen, die ihnen von privaten Banken und Kunden nicht mehr bereitgestellt wird. Wie aus Bankenkreisen verlautet, herrschen in den Vorständen zahlreicher Großbanken in aller Welt derzeit panikartige Zustände. Man hat sich dermaßen mit spekulativen Aktivitäten die Finger verbrannt, daß ehemals verbündete "Hedge Funds" nun wie eine heiße Kartoffel fallen gelassen werden. Auf den Derivatmärkten wird von Engpässen gesprochen, weil es plötzlich für viele riskante Kontrakte keine "Gegenparteien" mehr gibt, die bereit sind, dagegen zu wetten. Dieser schockartige Liquiditätsabzug macht natürlich das Kartenhaus von gut 150 Billionen Dollar an weltweiten Derivatverpflichtungen keineswegs stabiler.

      Am 21. September wartete Barron`s, das führende Wochenblatt an der Wall Street, mit einem ungewöhnlichen Leitartikel auf, der den Titel trug "Warum Sorgen sich machen? Eine Milliarde hier, eine Billion hier..." Hier wurden im Detail die Untersuchungen von Andrew Smithers, dem Chef einer Londoner Beratungsfirma für Investmentfonds, vorgetragen. Dieser schätzt das gesamte Eigenkapital aller weltweiten Banken auf rund 1,5 Billionen Dollar, zumindest vor der Eskalation der globalen Finanzkrise: "Sofern die gegenwärtigen Schätzungen richtig sind und die Banken etwa 200 Milliarden Dollar in der Kombination der jüngsten Ereignisse in Asien und Rußland verloren haben - [die Ratingagentur] Fitch geht im Falle Rußlands allein von 100 Milliarden Dollar aus - dann erfuhr das globale Bankensystem eine Kontraktion an Eigenkapital von ungefähr 14%." Schlimmer sei, daß es sich bei diesen 200 Milliarden Dollar ja "nur um den Anfang" handele. Denn jetzt drohe die globale Finanzblase zu "platzen" und zwar aufgrund der "immensen Hebelwirkung im Finanzsystem durch Derivate."

      Man brauche sich nur "einen der kleineren Bestandteile" des Derivatmarktes anzuschauen: den Handel mit Aktienoptionen. Die Untersuchung von Smithers zeige nur zu deutlich, daß die Händler solcher Optionen durch die Bank die "systemische Natur des Marktrisikos" außer Acht lassen. Als Folge dieser "katastrophalen Kurzsichtigkeit" drohten den führenden Händlern mit Aktienoptionen in den USA, als da wären Merril Lynch, Morgan Stanley, J.P. Morgan, Bankers Trust und Goldman Sachs, Verluste in Höhe von 400 Milliarden Dollar, während sie zusammengenommen nur über lediglich 33 Milliarden Dollar an Eigenkapital verfügen. Dieser "gähnende Abgrund" zwischen Derivatverpflichtungen und Eigenkapital sei vermutlich eine Erklärung dafür, daß die Aktienkurse dieser Finanzinstitute in den vergangenen Wochen um 50% bis 60% eingebrochen seien. Nun ist aber, so gibt Andrew Smithers weiter zu bemerken, das Gesamtvolumen an Aktienoptionen geradezu "zwergenhaft" im Vergleich zu dem Volumen an "Swaps, Forwards, Futures, Optionen, Caps, Collars und ähnlichen Derivatexotika, das von einer relativ kleinen Zahl der weltweit größten Banken und Wertpapierhäuser gehalten wird." So belegen die neuesten offizielle Zahlen, daß sich das Nominalvolumen an Finanzderivaten von US-Banken am Ende des ersten Halbjahrs 1998 auf 28,2 Billionen Dollar belief, was ein eine sehr konservative Schätzung darstellt. Davon entfallen 95% auf die acht größten Banken des Landes. Das rechnerische Kreditrisiko (nur ein Bruchteil des Nominalvolumens) dieser außerbilanzlichen Verpflichtungen betrage im Durchschnitt der acht Banken 243% des Eigenkapitals.

      System-Crash unvermeidbar

      Nun habe es in den letzten Wochen im Weltfinanzsystem eine "unheimliche Kombination von Ereignissen" gegeben, die zu einem stark erhöhten Risiko an den Derivatmärkten geführt hätten und einen "unschätzbaren Schaden für die Weltwirtschaft" heraufbeschwören könnten. In den letzten Jahre habe ein vorhersehbarer Ausleseprozeß dazu geführt, daß immer weniger Großbanken den Derivatmarkt beherrschen, also "eine Kontraktion der Zahl an Leuten, die das Spiel der Derivate spielen." Währenddessen sei das Gesamtvolumen an Finanzwetten gewaltig angestiegen und zwar "vier- bis fünfmal schneller als die Primärmärkte", die selbst wiederum "vier- bis fünfmal schneller wuchsen als das Bruttosozialprodukt." Mit anderen Worten: "Es hat eine gewaltige Konzentration des Risikos in der Finanzwelt stattgefunden." Daher "steigen mit jedem Tag die Chancen eines Zusammenbruchs" einer Großbank, was eine schockartige Kettenreaktion im gesamten Weltfinanzsystem auslösen könnte.

      Schon am 24. September nachmittags, setzte international eine "schockartige Kettenreaktion" ein, die in kürzester Frist die Aktienkurse aller irgendwie in Zusammenhang mit LTCM oder anderen "Hedge Funds" genannten Großbanken abstürzen ließ. In der Schweiz waren UBS-Aktien im morgentlichen Handel zunächst um 7% angestiegen, um dann im Verlaufe des Nachmittags innerhalb weniger Stunden um 17% einzubrechen. Der Kollaps der UBS-Aktien beschleunigte sich am Freitag weiter, so daß in den ersten Stunden des Handels noch einmal 18% verlorengingen. Credit Suisse kam nur deswegen ein wenig besser weg, weil hier die Kurse schon in den vergangenen Wochen massiv gefallen waren. Die Deutsche Bank, deren Londoner Abteilung Deutsche Morgan Grenfell mit LTCM Geschäfte machte, mußte innerhalb von 24 Stunden einen Verfall ihrer Aktienkurse von knapp 20% hinnehmen. Ähnlich erging es Banktiteln in Frankreich und in den USA. In Japan sackte der Nikkei-Index am Freitag erneut um fast 500 Punkte in die Tiefe nachdem Berichte über hohe Verluste aller 19 führenden Banken zum Ende des Fiskalhalbjahres am 30. September bekannt wurden. L. Komp
      Avatar
      schrieb am 24.03.01 20:58:50
      Beitrag Nr. 74 ()
      @ Schürger

      Mit den Immobilien ist das so eine Sache. Die Immobilienpreise sind in Tokio seit Beginn der Krise bis heute um 80 % (in Worten achtzig) gefallen. In einer längeren Krise werden auch die Immobilienpreise ordentlich sinken. Allerdings muß sie schon länger als 2-3 Jahre anhalten damit zumindest in der BRD die Werte einbrechen.
      Avatar
      schrieb am 24.03.01 21:11:50
      Beitrag Nr. 75 ()
      @ stahlbär


      nicht vergessen, das in Japan auch die Immobilienpreise
      vor dem Crash auf total überzogene Werte gestiegen waren.

      Das ist bei uns nur bedingt der Fall.


      Generell ist zu sagen, daß Grundstücke mit Häusern
      immer ein knappes Gut zur Anzahl der Bevölkerung war/ist.

      Deshalb ergibt sich hier eine größere Sicherheit für angenommene
      Krisenszenarien.

      Vergleichbar mit Sachwerten, die immer nachgefragt werden.
      Aus den gleichen Gründen ergeben sich in zusammengebrochenen
      und Krisenmärkten immer stabile oder steigende Preise
      für Alkoholika und Zigaretten sowie Lebensnotwendige Medikamente.
      Avatar
      schrieb am 24.03.01 21:35:26
      Beitrag Nr. 76 ()
      .

      Ist die Lage außergewöhnlich oder nicht? Die Frage ist gleich der nach der
      Konzentration der Risiken. Offenbar setzt sich langsam die Meinung durch,
      daß die Risiken, wenn auch bisher nicht realisiert, tatsächlich außergewöhnlich
      sind:

      http://biz.yahoo.com/rb/010324/business_world_recession_dc.h…

      [..]

      The world`s top economies have not simultaneously fallen into recession since 1974,
      after the 1973 oil shock battered industrialized nations.
      [Es gab keinen Zeitpunkt, zu dem die führenden Ökonomien _gleichzeitig_ in eine
      Rezession geschlittert sind, außer zur Zeit des Ölpreisschocks 1973]

      [..]

      We are only in the second inning here. It is a long game. If the U.S. economy stays
      sloppy for the rest of this year or if there is a `false dawn` recovery, you don`t
      think there is going to be a hit on other countries?`` Kubarych said.
      [Wir sind erst am zweiten Loch. Dieses Spiel wird länger dauern. Wenn die US-Ökonomie
      für den Rest des Jahres schwach bleibt oder es nur zu einer Pseudoerholung reicht,
      wird die Auswirkung auf Dritte erheblich sein]

      .
      Avatar
      schrieb am 25.03.01 00:05:42
      Beitrag Nr. 77 ()
      @ Sittin bull inv

      In einer normales Rezession werden die Immobilienpreise sicher nur geringfügig abwärts tendieren. Bei einer länger währenden WWK sieht die Situation allerdings etwas anders aus. Die meisten Käufer verschulden sich zum Kauf einer Wohnung oder eines Hauses. Gewerbeimmobilien werden in noch höherem Maße beliehen. Wer macht in sichtbar unsicheren Zeiten noch Schulden? Wer nicht unbedingt muß wird seine Kaufpläne nach hinten verschieben. Zwar sinkt damit auch wieder das Angebot (die meisten Käufer verkaufen auch etwas), trotzdem werden auch bei uns in der BRD die Preise auf ein stark ermäßigtes Niveau zurückgehen. In München zahlt mann in guten Wohnlagen im Stadtgebiet DM 1.500,-- bis DM 2.000,-- pro m² Baugrund. Ist doch nicht normal, oder?
      Avatar
      schrieb am 25.03.01 00:27:08
      Beitrag Nr. 78 ()
      @ Stahlbär


      Nein, das ist nicht normal, aber wohl auch nicht representativ.

      Wenn es wirklich zur Weltwirtschaftskrise kommt,
      mach ich mir um Immobilien keine Sorgen,
      wohl aber um den Gegenwert des Geldes.

      Muß man dann wieder eiligst mit Schubkarren voller wertloser
      Millionen-Scheine möglichst jemanden finden,
      der einem dafür Sachwerte gibt?


      Überdies ist das liebe Geld auch der Hauptgrund meiner Überlegung
      für ein drohendes Krisenszenario.

      Lange stiegen die Geldmengen stärker als der tatsächliche
      Gegenwert der Sozialprodukte.
      Diese Schere wird sich wieder schließen.
      So viel Geld, wie letztes Jahr durch absurde Börsenbewertungen
      weltweit existierte, gibt es gar nicht.
      Das merkt man erst, wenn man versucht, es wieder
      zu Sichtgeld oder Bargeld auf dem eigenen Konto zu machen.
      Nun gut, die Bewertungen sind stark rückläufig gewesen,
      aber war das schon ausreichend?

      Ich würde gern mal in das Herz eines Bundesbank-Statistikers schauen,
      der sich mit Geldmengenbilanzen beschäftigt!


      Sittin...
      Avatar
      schrieb am 25.03.01 01:00:51
      Beitrag Nr. 79 ()
      Also Mädels und Jungs,dann wird es langsam Zeit,daß Ihr Euch das Gold mal anschaut. Hat doch die letzten 20000 Jahre leidlich funktioniert. Oder????
      J2
      Avatar
      schrieb am 25.03.01 01:41:02
      Beitrag Nr. 80 ()
      Was für ein phantastischer thread.

      Dafür spendiere ich meinen Dow-Rutsch-Chart. Da sieht man den Grund, warum er abschifft. Die Schere zwischen Dow und Nasdaq ist geschlossen und der Dow übernimmt die Fallgeschwindigkeit der Nasdaq. Erstes größeres Kursziel sind 7.050 Punkte.


      gruss paule2
      Avatar
      schrieb am 25.03.01 01:46:51
      Beitrag Nr. 81 ()
      @sittin bull rv

      du könntest Recht haben. Zum Thema Geldmenge gab Alan Greenspan übrigens im Februar vergangenen Jahres eine – äußerst groteske – Antwort bei seiner Anhörung im Finanzausschuss des US-Senats. Interessant ist meines Erachtens sowohl die Frage des US-Senators Ron Paul als auch Greenspans (Nicht-)Antwort (Übersetzung ohne Gewähr):

      Senator Ron Paul: Wir haben uns heute viel auf Preise konzentriert, und Sie haben einiges zu den Lohnkosten gesagt. Aber das ist keine Inflation im Sinne einer gesunden modernen Geldökonomie. Die Sorge eines vernünftigen Geldökonomen gilt vor allem der Geldmenge. Wenn man die Geldmenge ausweitet, hat man Inflation.
      Meiner Ansicht nach sollten wir uns deshalb stärker mit der Geldpolitik und dem, was wir mit dem Geld anfangen, befassen. Die Geldmenge ist massiv gewachsen. In den letzten drei Monaten des vergangenen Jahres stieg der Kredit der Federal Reserve auf historische Rekordhöhen - in diesen letzten drei Monaten wuchs er um 74%. Auch die Geldmenge M-3 nahm um 17% zu. Inzwischen wurde der Kredit ja wieder abgebaut, aber ich sehe nichts Entsprechendes bei M-3.
      Ich weiß, daß die Wall Street das begrüßt, und auch die Wirtschaft freut sich, wenn die Blase größer wird. Aber meine Sorge ist: Was geschieht, wenn sie platzt?
      Meine konkrete Frage lautet: Wird die Geldmenge M-3 abnehmen? Streben Sie eine Verringerung von M-3 an?

      Greenspan:Ich möchte Sie daran erinnern, daß die monetären Aggregate, wie wir sie messen, zunehmend komplexer werden und immer schwieriger in eine Serie von Prognosen zu integrieren sind. Das Problem, das wir haben, ist nicht, daß Geld unwichtig ist, sondern wie wir es definieren. Laut Definition sind alle Preise das "Verhältnis eines Austauschs einer Ware in Geld". Und wir versuchen herauszufinden, was das ist. Unser Problem ist, wir haben früher einmal M-1 als Stellvertreter [-Maßstab] für Geld benutzt, und es erwies sich als ein sehr schwieriger Indikator für irgendwelche finanziellen Zustände. Dann nahmen wir M-2 und hatten das ähnliche Problem. Wir haben M-3 per se niemals so benutzt, weil dies zum großen Teil die Ausweitung der Bankenindustrie widerspiegelt. Und wenn Banken effektiv expandieren, sagt das an und für sich nicht schrecklich viel darüber aus, was das wirkliche Geld ist.

      Unser Problem ist also nicht, daß wir nicht an gesundes Geld glauben. Das tun wir. Wir sind fest davon überzeugt, daß, wenn man eine minderwertige Währung hat, auch die Wirtschaft minderwertig wird. Die Schwierigkeit ist, zu definieren, welcher Teil unserer Liquiditätsstruktur wirklich Geld ist. Wir haben seit Jahren Probleme damit, Stellvertreter für Geld aufzuspüren. Und dabei legen wir den Maßstab an, ob es ein guter Vorausindikator für die Richtung der Finanzen und der Wirtschaft ist.

      Bedauerlicherweise war keiner von denen, die wir entwickeln konnten, dazu in der Lage - auch MZM nicht. Das heißt nicht, daß wir denken, Geld sei unerheblich. Es bedeutet, daß unsere Maßstäbe für Geld unzureichend waren. Als Folge davon haben wir, wie ich vorhin dargelegt habe, die Verwendung monetärer Aggregate für geldpolitische Zwecke herabgestuft, bis wir in der Lage sind, einen stabileren Stellvertreter für das zu finden, was unserer Ansicht nach das der Wirtschaft zugrundeliegende Geld ist.

      Ron Paul: Es ist also schwer, etwas zu managen, was man nicht definieren kann?

      Greenspan: Es ist unmöglich, etwas zu managen, was man nicht definieren kann.
      Avatar
      schrieb am 25.03.01 03:19:07
      Beitrag Nr. 82 ()
      Also folgendes Problem:

      Wie viel ist das gesamte Geld der Welt wirklich wert?


      Die Krise bei LTCM zeigte doch eines deutlich:
      keiner wußte, wie viel dort mit Hebelgeschäften bewegt wurde.

      Laut Partnoy ist dies auch bei anderen USA-Instutitionen schon vorgekommen,
      daß aus Hebelgeschäften unerklärliche Gewinne und auch Verluste entstanden sind.

      Irgendwie ist denen seit der Abschaffung des Gold-Standards
      wirklich eine Kenngröße für den Wert des gesamten Geldes
      einer Nation und auch weltweit verloren gegangen.

      Seit dem ist wirklich nur noch Psychologie für den Wert
      einer / aller Währungen das Bewertungskriterium.
      Kennt jemand Bücher zum Thema Geldwert, Sachwerte ?

      Es gab mal eine Grafik vor ca. einem Jahr in der BO,
      in der das gesamte Geldvolumen dem Sozialprodukt
      gegenübergestellt wurde.
      Sah aus wie der NEMAX bis März 2000 ( für Geldwert )verglichen mit
      einer Geraden, die nur leicht nach oben geneigt war ( Sachwerte )

      Wäre froh, falls einer von euch eine ähnliche Grafik findet und hier posten könnte.

      Folge wird sein, daß sich die Bilanz wieder ausgleicht.
      Größte Wahrscheinlichkeit:
      Hmm, aber ob Gold wieder der Standard wird?

      Gut für die Staaten, die noch Gold in ausreichender Menge haben.

      Zum Thema Gold als Anlageform bin ich nicht der Meinung,
      das dieses in WWK-Szenario für Privatleute lohnt...

      Man bekommt es schlichtweg nicht getauscht.
      Und Geld ist dann nix mehr wert.

      Wirkliche Gewinner sind diejenigen,
      die z.B. Salz oder Tabak horten.

      Just my imagination...

      Trotzdem lebe ich dieses Szenario nicht!
      ( noch nicht ! ) ;)

      Sittin...
      Avatar
      schrieb am 25.03.01 03:27:02
      Beitrag Nr. 83 ()
      @paule2

      willkommen an Bord (hoffentlich nicht der "Titanic" ). Deine tollen "Salami-Crash"-Threads sind ja mittlerweile auch schon Legende hier im Board. Lese ich immer wieder gern. Danke für den Chart!

      @alle

      was ich noch vergessen habe: das Original der Greenspan-Anhörung ist unter http://commdocs.house.gov/committees/bank/hba62930.000/hba62… zu finden. Ich hoffe, die Übersetzung passt einigermaßen...
      Avatar
      schrieb am 25.03.01 09:04:54
      Beitrag Nr. 84 ()
      @ Sittin bull inv

      Wenn Du abbezahlte Immobilien besitzt, gibt es tatsächlich kein Problem. Aber wehe mann hat Schulden drauf. In einer WWK wird es zu einer Welle von Zwangsverwertungen kommen.

      Grundsätzlich gebe ich Dir recht, daß Geld das größere Problem darstellt. Deswegen habe ich mir auch Gold ins Schließfach gelegt, sozusagen als Lebensversicherung. Fühlt sich übgrigens klasse an.

      Es gibt ein sehr interessantes Buch über Geld:

      Geld ohne Zinsen und Inflation von Margrit Kennedy.

      Ich weiß leider nicht wie mann Grafiken reinstellt, sonst würde ich am Montag ein paar Inhalte aus dem Buch hier reinstellen.

      Übrigens: Von 1950 bis 1989 sind in der BRD angestiegen:

      Das Sozialprodukt um das 22 fache

      Das Geldvermögen um das 75 fache

      Die Bankkredite auf das 88 fache.

      Ich möchte die Zahlen von heute gar nicht wissen.
      Avatar
      schrieb am 25.03.01 13:45:47
      Beitrag Nr. 85 ()
      Ganz so schlimm sehe ich das Problem der Zwangsverwertungen nicht.

      Wenn ein Immo-besitzer seine Schuldzinsen nicht mehr zahlen kann,
      droht zwar die Zwangsversteigerung, nur,
      da es kaum Abnehmer geben wird,
      und Geldvermögen nix mehr wert sein wird,
      werden die Banken ihre übertragenen Immos nicht mehr los.

      Das sämtliche Immos allerdings in Bankenhänden landen,
      wird keiner so richtig wollen.
      Für die Banken ist es ja unrentabel, Immos im Bestand zu haben,
      die keinen meßbaren Gegenwert haben.
      Ihre Wünsche liegen doch eher in regelmäßigen Berechenbaren Zinszahlungen,
      die sie nachWWK wieder von den Schuldnern abverlangen können.

      Interessant : hier lohnt der Blick nach Japan die letzten 10 Jahre:

      Trotz Immo-Krise kam es nicht zu massenhaften Zwangsversteigerungen...


      Seid euch mit Gold nicht zu sicher...
      Ich bin da skeptisch!
      Avatar
      schrieb am 25.03.01 14:01:16
      Beitrag Nr. 86 ()
      @sittin bull inv

      @sittin bull inv

      Der Wert der Finanzderivatengeschäfte (Futures, Optionen, etc.) soll für das Jahr 1999 USD 81.500 Milliarden betragen haben. Kann die Zahl leider nicht 100%ig verifizieren. Falls sie zutrifft, ist ein Kommentar nicht nötig.

      --

      Zum Sachwerte- ./. Geldwerte-Vergleich: Eine Vergleichbarkeit kann doch nur bei Produkten existieren, die schon vor langer Zeit existiert haben. Industrielle Ausrüstungen lassen sich so bereits nur noch äußerst schwer vergleichen, diverse Dienstleistungen noch weniger. Auch die qm-Zahl von Wohnungen sind nicht wirklich vergleichbar, weil heute a) ein anderer Standard existiert als noch vor 40 Jahren, b) die gesamte zugehörige Infrastruktur sich ebenfalls verändert hat (Verkehrsanbindungen, wirtschaftliche Bedeutung des Umfeldes etc).
      Man kann eine Hütte in Afghanistan nicht mit einer Villa in Boston vergleichen. Wie soll ein Computer rückwirkend anno 1950 bewertet werden? Wie eine Schreibmaschine? Welche Abschreibungszeit? Wird in Vergleichen vorhandene Inflation beachtet, wenn ja, wie wird sie eingerechnet?
      Gold hat in einer Wirtschaft, die völlig andere Prioritäten als dieses Metall kennt, wenig Bedeutung. In feudal-agrarischen Systemen ohne Produktivitätszuwachs kann der Goldpreis stabil sein. Sinnvoller wäre der Vorschlag Erdöl als Vergleichsfaktor zu verwenden. Da es sich um einen Rohstoff mit einer hohen Wertschwankungsrate handelt, hat dies aber faktisch auch keinen Sinn. So, wie das für jeden Rohstoff gilt. Zumindest kann ich den Ansatz einer einheitlichen, fairen Bemessung auf dieser Basis nicht nachvollziehen.


      landing_zone
      Avatar
      schrieb am 25.03.01 14:15:31
      Beitrag Nr. 87 ()
      Wichtig bei der Überlegung ist doch:


      Welche Produkte braucht man unbedingt zum überleben?
      Nur diese Güter besitzen in WWK noch einen Wert,
      allerdings keinen Geld- sondern eher einen Tauschwert.

      Was willst du mit einem PC denn anfangen, wenn du Hunger leidest?


      Mit deiner Überlegung zum Gold stimme ich dir zu...



      aber Gold hat seine Bedeutung größtenteils verloren.

      Und dem Aspekt, das es von jeher als Schmuck diente,
      würde ich in Zukunft keinen so großen Stellenwert mehr geben.
      Avatar
      schrieb am 25.03.01 14:21:58
      Beitrag Nr. 88 ()
      Es wird langsam Zeit, daß Helmut_Kohl wieder etwas Sonne in
      das Dunkel bringt.
      Avatar
      schrieb am 25.03.01 17:27:25
      Beitrag Nr. 89 ()
      @Stahlbaer
      tatsächlich habe ich auch Gold gebunkert - und es fühlt sich gut an...

      An der Debatte, was im Falle einer Weltwirtschaftskrise noch welchen Wert hat, möchte ich mich dagegen lieber nicht beteiligen. Wenn eine Weltwirtschaftskrise ausbricht (und einige der Risiken, die dazu führen könnten, sind ja hier im Thread genannt), dann wird das ein neues Kapitel sein, mit ganz anderen Spielregeln. Große Wirtschaftskrisen führen ja immer zu gesellschaftlichen, sozialen und politischen Verwerfungen - und ich traue mich nicht, die vorherzusagen. Die Geschichte wiederholt sich meiner Meinung nach auch nicht.

      P.S. Wegen den Grafiken einfügen - gib bei w:o einfach das Stichwort "Grafik" ein, da gibt`s genügend Threads, wo`s drinsteht...


      @sittin bull rv

      du suchst etwas in der Richtung, oder?


      Auf die Schnelle habe ich leider nur einen Chart bis 1989 gefunden. Deine Vermutung, dass die Geldmengen-Ausweitung in den 90ern dem Nasdaq-Chart entspricht, liegt aber wirklich nicht daneben. Unter http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/creutz/geldsyndrom/k…, von wo ich den Chart her habe, heißt es beispielsweise im Text: Wie bekannt, läuft die Geldmenge M3 seit 1991 völlig aus dem Ruder und hat 1992 wie auch 1994 die Zielgröße um das Doppelte überstiegen.

      Um nochmal auf die Greenspan-Anhörung zu kommen, die ich wirklich faszinierend finde. Er spricht im Text von „money“, meint aber die Geldmenge, mit dieser Erklärung klingen manche Sätze nicht mehr so surreal („Das heißt nicht, daß wir denken, Geld sei unerheblich“)

      Tatsächlich haben die Zentralbanken aber große Schwierigkeiten, die Geldmenge exakt zu steuern, meines Wissens auch, weil die schwer berechenbare Umlaufgeschwindigkeit eine große Rolle spielt. Die Experten streiten sich über die richtige Bewertung, da hat Greenspan schon recht.

      Der alte Fuchs hat sich aber bei der Anhörung auch clever aus der Affäre gezogen. Denn natürlich steigt M3, und Greenspan hat auch gar nicht vor, das zu ändern:

      Hier was aus dem Spiegel Nr.9/2001, Seite 117:

      Greenspan gibt Gas

      Tagt die US-Notenbank Federal Reserve, interessiert Banken und Börsianer nur eine Frage: Was geschieht mit den Zinssätzen? Wenig beachtet geblieben ist hingegen die Entwicklung der Geldmenge. Seit 1995 hat sie sich kräftig ausgeweitet, ein Großteil dieser Liquidität ist in die Aktienmärkte geflossen, es war der Treibstoff, der den Börsenboom bis zum Frühjahr 2000 beschleunigt hat. Danach hat Fed-Chef Alan Greenspan das Geldmengenwachstum etwas gebremst, nun aber gibt er wieder kräftig Gas, um die schwächelnde Wirtschaft zu stimulieren: Die Geldmenge M3 (Bargeld, Spar- und Giroeinlagen) wuchs von Oktober 2000 bis Januar 2001 aufs Jahr gerechnet um zwölf Prozent. In den guten Jahren ist Greenspan mit dieser Politik glänzend gefahren. Die Inflation wurde nicht angeheizt, die Produktivitätszuwächse konnten die Preissteigerung auffangen. Jetzt aber, da die Wirtschaft kaum noch wächst und die Gewinne sinken, könnte die zusätzliche Liquidität die Inflation schüren. „Die Fed kennt die Gefahr, aber sie nimmt sie in Kauf“, sagt Dresdner-Bank-Chefvolkswirt Klaus Friedrich. „Ihr ist es wichtiger, auf diese Weise eine Rezession zu vermeiden.“



      Dazu passt ein Artikel in der FAZ vom 14. Juli 1999:

      Spekulative Blasen analysiert

      FRANKFURT, 13. Juli. Spekulative Blasen an den Finanzmärkten platzen irgendwann. Nur der Zeitpunkt eines solchen Ereignisses ist offen. In den meisten Fällen kann sich eine Blase so lange aufblähen, dass eine Gewöhnung an den Zustand eintritt und nur noch wenige mit einem Platzen rechnen. HSBC Securities, London, hat sich in einer Studie mit dem Phänomen befasst und anhand von vier Ereignissen in den achtziger und neunziger Jahren an den Börsen in Japan, Mexiko, Großbritannien und Spanien versucht, einige typische Kriterien für das Entstehen einer Blase aufzuzeigen.

      Nach den Erkenntnissen der Investmentbank sind dies

      - ein starkes Wachstum der Geldmenge,
      - ein rapide zunehmender Anteil des Werts von Finanzanlagen am Bruttoinlandsprodukt
      - eine Erhöhung des Leistungsbilanzdefizits und
      - eine starke Zunahme der Verschuldung der privaten Haushalte.

      Auf den amerikanischen Aktienmarkt abzielend, erklärt HSBC, die dort entstandene Blase werde wahrscheinlich unter dem Druck steigender Zinsen platzen. Der Prozess könne in den nächsten Monaten beginnen, den Aktienmarkt um etwa 30 Prozent sinken und im Jahr 2001 (!!!!) eine Rezession entstehen lassen. Wenn solche Blasen platzen, sei eine "weiche Landung" der Wirtschaft so gut wie auszuschließen.


      Schau an, die Investmentbanker...

      @landing_zone

      die Asozialität des Derivate-Handels ist wirklich ein Thema - das sind echte Eisberge, die da im Welt-Finanzmeer herumschwimmen...
      Avatar
      schrieb am 25.03.01 18:43:42
      Beitrag Nr. 90 ()
      @sittin bull inv

      naja, im Prinzip könnte man dann auch gleich Fernsehen, Radio, KFZ, Aufzüge, usw. wegdenken. Am Ende würden wir nach dem Schema dann wieder in Höhlen sitzen oder auf Ästen, wie anno dunnemals.

      Nein, wir sollten auch keinen negativen Illusionismus betreiben: Die Krise, wenn sie denn wirklich stattfinden sollte, wird auf verdammt hohem Niveau stattfinden. Sie wird zwar die Ahnungslosen erschrecken und vielleicht langfristig kulturelle Vorstellungen verändern, aber möglicherweise nicht in dem Maße, als man vermuten würde. Den ganzen materiellen Krempel wird man weiterhin brauchen, bzw. nicht wirklich auf ihn verzichten können.
      Tauschhandelsphasen wie 1945-48 würde es, wenn überhaupt, nur sehr kurz geben. Möglicherweise aber eine gewisse Zeit eine Art Zwangsbewirtschaftung und Einschränkungen persönlicher Freiheiten.

      Nicht vergessen: Wir reden hier nach wie vor vom (immerhin möglichen) Extremfall. Er hat, wenn wir historisch denken, eine gewisse Eintrittswahrscheinlichkeit, aber eine mindestens ebenso hohe Unwahrscheinlichkeit.

      landing_zone
      Avatar
      schrieb am 25.03.01 21:53:00
      Beitrag Nr. 91 ()
      Nein, soweit wird es nicht kommen...

      wir werden wohl nie wieder in Höhlen hausen.


      Es wird eher so sein wie in den letzten Geldentwertungen
      letztes Jahrhundert.


      Nächster Schritt nach Absturz der Börsenbewertungen
      wird der Absturz sämtlicher Anleihen werden.

      Oder?
      Avatar
      schrieb am 25.03.01 22:40:28
      Beitrag Nr. 92 ()
      In einer WWK wird der Goldpreis steigen. Schon alleine weil die Leute in Panik geraten und dem Geld nicht mehr trauen. Sollte es im Anschluß zu einer Deflation wie in Japan kommen, sehe ich auch keinen Grund warum es steigen sollte.

      Wenn das Geld wirklich nichts mehr wert sein sollte, wird Gold als Tauschwährung wieder in Mode kommen. Es ist teilbar, fälschungssicher, gut transportierbar, unverderblich und sehr kompakt. Stell Dir mal vor das Dach ist undicht und es regnet auf Deine Zigaretten.

      @ Sittin bull inv

      warum sitzten den die Japsebanken auf so hohem Wertberichtigungsbedarf. Weil sie letztendlich nicht vollstreckt haben. Selbst wenn die Banken dir Kredite weiterlaufen lassen, werden die Preise sinken. Menschen die keine Arbeit haben, können keine Immobilien kaufen, bzw. werden bei der Miete sparen. Bis jetzt gaben die Immopreise in jeder Rezession mit einer gewissen Zeitverzögerung nach.
      Ich will damit auch nur sagen: Wenn Immobilien, dann nur ohne Schulden, zumindest bei den jetzigen Aussichten für die Weltwirtschaft.
      Avatar
      schrieb am 25.03.01 22:44:12
      Beitrag Nr. 93 ()
      Nochwas: Der große Crash wird wohl doch auf den Herbst verschoben. 1929 gab es Mitte März eine heftigen Einbruch an der Börse. Die Zeitungen titelten: Bullenmarkt endgültig vorbei. Ab dem 26. März zogen die Kurse wieder an. Und Geschichte wiederholt sich doch.

      Die USA sind doch nur eine Neuauflage des römischen Reiches.
      Avatar
      schrieb am 26.03.01 10:48:51
      Beitrag Nr. 94 ()
      @sittin bull inv

      ich bin nicht sicher, was die Frage der Geldwertstabilität, damit auch den Wert von Anleihen betrifft. Was ich mir gut vorstellen könnte, ist, daß zumindest die EZB auch in einer Ultrakrise, (einem Finanzmarktcrash, im Gegensatz zu einer "normalen" Konjunkturschwäche) um alles bemüht sein wird, den Geldwert stabil zu halten. Die EZB ist, anders als die US-Notenbank in ihren Entscheidungen vorrangig der Geldwertstabilität verpflichtet. Natürlich ist auch der FED die Entwicklung von M3 ein wichtiger Faktor, aber Ansatz ist ein anderer, nämlich die Konjunktursteuerung.

      Die Orientierung der EZB ist maßgeblich auf deutschen Einfluß zurückzuführen. Er beruht auf der Erfahrung des in der Folge der 1. WWK enstandenen Hyperinflation und der dadurch ausgelösten Eigentumsvernichtung des deutschen Mittelstandes. Diese Situation trug maßgeblich zum Untergang der Weimarer Republik bei. Wie gegenwärtig das nationale Trauma und somit sämtliche Schlußfolgerungen daraus, 56 Jahre nach dem Ende des Regimes und 72 Jahre nach dem Beginn der 1. WWK noch gültig sind, erleben wir indirekt gerade in der Trittin/Meyer-Affäre.

      Die Schlußfolgerung ist klar: Eine Krise würde einem großen Teil der Bevölkerung zumindest kurzfristig die Chancen auf gesicherten Wohlstand reduzieren. Eine Krise mit massiver Geldentwertung würde zusätzlich noch das bereits Erreichte entwerten und somit eine existentielle Bedrohung erzeugen. Das ist wesentlich bedeutender und käme einer Zerstörung des Vertrauens in das politische System für lange Zeit gleich (nicht ganz zu Unrecht). Damit ist klar, daß dieser Zustand unter allen Umständen vermieden werden muß und ich vermute, daß diese Auffassung weithin vorherrscht.

      Ob dieses Vorhaben, das angesichts des oben gesagten sicherlich eine hohe Priorität genießt, gelingen kann, dessen kann man sich natürlich nicht völlig sicher sein. Die Gegenkräfte: Stockung der Infrastruktur, Flucht in einfache Sachwerte und Verteuerung essentieller Güter sind erstmal ziemlich stark. Genau deswegen wäre für den Fall der Fälle durchaus die zeitweilige zwangsweise Suspendierzung von Teilen der Marktwirtschaft denkbar (Bankenregime, Preiskontrollen, etc.).


      landing_zone
      Avatar
      schrieb am 26.03.01 11:33:25
      Beitrag Nr. 95 ()
      @Stahlbaer, du darfst den Dow nicht isoliert betrachten. Analog zum damaligen Crash sind wir schon im Jahre 1930.
      Die ersten 2 Hype´s betraf nur die Nasdaq.


      PS: Wer kennt die Umsätze in Japan? Dort wird wohl in den nächsten 8 Wochen die nächste Schere geschlossen.


      gruss paule2
      Avatar
      schrieb am 26.03.01 13:09:12
      Beitrag Nr. 96 ()
      @ Paule 2

      Den Vergleich den ich jetzt anstellen werde, ist ein wenig gewagt, trotzdem einige Gedanken wert.

      Vor dem großen Crash 1929 gab es eine gigantische Bodenspekulationswelle in Florida. Die Grundstückswerte stiegen ins unermessliche. Es wurden nicht mehr die Grundstücke selber gehandelt, sondern nur die Anrechte den Grund und Boden zu einem bestimmten Preis zu kaufen. Für wertloses Sumpfland wurde Baulandpreise bezahlt. Diese Spekulation brach 1927 oder 1928 zusammen, ohne sichtbare Bremsspuren in der Realwirtschaft oder den Börsenkursen zu hinterlassen. Verwunderlich, weil ziemliche Summen verbrannt wurden. Die Nasdaq war und ist immer noch die Spielwiese für Zocker und Spekulanten. Die Situation Bodenspekulation und Nasdaq weißt von der Natur des Booms und dem zeitlichen Ablauf Parallelen auf.
      Avatar
      schrieb am 26.03.01 13:39:22
      Beitrag Nr. 97 ()
      @Stahlbaer, jetzt lassen wir mal die Phantasie schweifen, gehen nach Deutschland und denken an UMTS.
      Eichel war der größte Zauberer seit Merlin und hat für NICHTS 100.000.000.000 kassiert. Schade ist nur, daß er mit diesen Milliarden hinterher Sommers Pleiteladen sanieren muss.
      :D:D:D
      Avatar
      schrieb am 26.03.01 18:46:58
      Beitrag Nr. 98 ()
      Hallo Krisenpropheten!

      Wie oben schon gesagt: Kopfloser Optimismus ist nicht foerderlich, aber kopfloser Pessimismus ist auch nicht der Hit.

      Herr Creutz wartet mit veralteten Daten auf. Die Charts gehen nur bis 1990 oder gar nur bis 1987. Sieht fast so aus als wuerde der gute Mann schon seit 1990 vor dem grossen Crash warnen. Nur mal so als Vergleich: Haette man damals schon auf den Crash-Propheten Creutz gehoert, dann waeren einem 226% Gewinn im S&P 500 entgangen. Oder noch schlimmer: Man haette damals in Gold investiert, dann haette man bis heute 36% Verlust mit dem toten Metall gemacht. D.h. selbst wenn der S&P 500 noch bis 226 Punkte runter geht, stuende man noch nicht schlechter da als mit Gold.

      Derivate koennen ziemlich riskant sein, das zeigt das Beispiel Baring, wo ein Haendler den ganzen Laden in die Pleite gestuerzt hat. Trotzdem wird hier auch wieder uebertrieben. Das ist ganz einfach schlechter Journalismus. Teilweise fahrlaessig, teilweise vorsaetzlich werden da Leser getaeuscht, um die Sensationsstory zu veroeffentlichen. Gewissermassen Wirtschaftsjournalismus auf Bild-Zeitungs-Niveau.

      Hier mal ein paar Tatsachen:

      1: Volumenmaessig am groessten ist der Handel mit Zins-Derivaten. Diese dienen nicht der Spekulation, sondern der Absicherung des Zinsrisikos, das Banken zu tragen haben.

      2: Das Nominalvolumen der Derivate taeuscht dem Leser eine viel zu grosse Summe vor. Angenommen ich kaufe eine Call-Option auf Yahoo, Basis 100, Laufzeit April 2001. Yahoo steht bei etwa 15 Dollar, also ist die Option relativ wertlos. Der Preis duerfte also der niedrigst moegliche sein: 1/16. Wie gross ist mein maximaler Verlust bei einem Kontrakt (=100 Aktien)? 100*1/16 = 6.25 Dollar. Wie gross ist der Nominalwert der Option? 100*100 = 10000 Dollar. Also ein hoher Nominalwert bedeutet nicht unbedingt ein hohes Verlust-Risiko. In diesem Beispiel ist der groesst-moegliche Verlust weniger als 1 Promille des Nominal-Wertes.

      3: Aktienoptionen werden nicht ausschliesslich fuer Spekulationen verwendet. Um den Verlauf eines Index nachzubilden (das machen Banken, die Indexzertifikate anbieten) wird nicht direkt in die Einzelwerte investiert, sondern die Einlagen werden in Anleihen investiert und man kauft Call-Optionen und verkauft Put-Optionen auf den Index. Damit kann der Index exakt nachgebildet werden. Insbesondere ist auch hier wieder das Verlust-Risiko viel kleiner als der Nominalwert der Optionen. Angenommen der Index steht bei 5700 Punkten. Dann ist der Maximale Verlust 5700 Euro pro Zertifikat. Der Nominal-Wert der Optionen ist aber 2*5750=11500 Euro, wenn man davon ausgeht, dass die Optionen auf Basis 5750 abgeschlossen wurden. Ausserdem ist das Verlustrisiko ja kein Risiko fuer das Eigenkapital der Bank, sondern fuer die Einlagen der Investoren. Schaut mal nach in den Prospekten fuer Indexzertifikate: Da steht bestimmt nicht, dass die Emissionsbank fuer Verluste mit ihrem Eigenkapital haftet. Anders ausgedrueckt: Wenn der Index in den Keller geht, dann wird das EK nicht angegriffen, sondern die Verbindlichkeiten (=Wert der Einlagen) verringern sich.
      Avatar
      schrieb am 26.03.01 21:40:38
      Beitrag Nr. 99 ()
      @ Paule 2

      Ron Sommer ist komplett unfähig. Bei Sony knallten doch die Korken, als er von dannen zog. Weitsicht? Keine Spur. Ein Unternehmen wie Voice Stream zu einer Zeit zu kaufen in der absehbar ist, daß es die selbe Firma bald für ein Drittel gibt, ist schon genial.

      Nochmal zurück zur Spekulation. Die Spekulation sucht sich zu gegebener Zeit ein Objekt der Begierde aus. Seien es Tulpen, Gold, Grundstücke oder Aktien. Eine Begründung zum spekulieren und steigenden Kursen findet sich schon.

      1618-1623 mettalic coins
      1636-1640 Tulpen

      Selected companies: South Sea Company, Compagnie d´Occident, Sword Blade Bank, Banque Generale, Banque Royal 1720, British East India Company 1772, Dutch East India Caompany 1772 und 1783

      Importwaren: Zucker und Kaffee 1799, 1857 in Hamburg, Baumwolle in England und Frankreich 1836, 1861, Weizen in 1847

      Kanäle: 1793, 1820 in England, 1823 in Frankreich

      Eisenbahnaktien: 1836, 1847 in England 1857 in Frankreich, 1857,1873 in den USA

      Farmland: von den siebzigern 83,3 % Steigerung in neun Jahren, gefolgt durch einen 39 prozentigen Rückgang

      Baugrundstücke: 1825 Frankreich, 1830-1842, 1843-1862, 153-1877, 1878-1898 und 1898 bis 1933 in Chigago, 1872-1873 in Berlin und Wien, 1925 in Florida, 70ziger und frühe 80 ziger
      in Südwesten der Staaten und Südkalifornien.

      Die Ursache war in fast allen Fällen die Ausweitung der Geldmenge. Das Geld war nun da. Wo sollte es hin? In irgendeinen Scheiß eben mit dem mann spekulieren kann.

      Diese Welt ist nicht von Leuten bewohnt die mann überzeugen muß an etwas zu glauben, sondern von Leuten die eine Entschuldigung suchen um an etwas zu glauben. Ich sage nur: Nasdaq!!!!!!!!!
      Avatar
      schrieb am 26.03.01 22:04:19
      Beitrag Nr. 100 ()
      Genau, es läuft immer wieder auf die Geldmenge hinaus...
      :D


      landingzone, du schriebst:

      Die Schlußfolgerung ist klar: Eine Krise würde einem großen Teil der Bevölkerung zumindest kurzfristig die Chancen auf gesicherten Wohlstand
      reduzieren. Eine Krise mit massiver Geldentwertung würde zusätzlich noch das bereits Erreichte entwerten und somit eine existentielle Bedrohung
      erzeugen. Das ist wesentlich bedeutender und käme einer Zerstörung des Vertrauens in das politische System für lange Zeit gleich (nicht ganz zu
      Unrecht). Damit ist klar, daß dieser Zustand unter allen Umständen vermieden werden muß und ich vermute, daß diese Auffassung weithin
      vorherrscht.


      Glaubst du wirklich, das Politiker so weit denken?

      Wie kann es dann sein, das Jahr für Jahr die Haushalte ausgeweitet werden,
      meistens auf Schulden gebaut?

      Diese weltweite Zahl der Staatsanleihen ist schon stark.
      Da gibt ein Staat eine Anleihe raus, auf die er Zinsen zahlt.
      Hier findet eine wirkliche Geldschöpfung statt,
      leider ohne Gegenwert.
      Denn es ist nur das Versprechen, Zinsen zu zahlen,
      das diese Anleihen absetzbar macht.

      Und das das regelmäßig in die Hose geht,
      hat schon mehr als 1 Staat bewiesen.


      Und nun das bedenklichste:
      Die USA wandern seit Jahren auf einem kleinen Drahtseil,
      indem sie künstlich viel Geld schufen und die Konjunktur
      ohne Zyklen am Laufen zu halten.

      Deswegen muss der jetzige Absturz heftiger werden.
      Vielleicht schaffen sie es noch einmal,
      nur aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
      Avatar
      schrieb am 27.03.01 01:36:13
      Beitrag Nr. 101 ()
      @helmut_kohl

      schön, dich als Vertreter des festgefügten Weltbilds mal wieder hier an unserem virtuellen Lagerfeuer begrüßen zu dürfen...

      nun, zu den von dir angesprochenen Themen:

      - Gold:

      Um Himmels Willen, ich möchte hier keine Empfehlungen für Gold abgeben. Natürlich ist Gold (momentan) nicht der Hit. Trotzdem "fühlt" es sich toll an, Gold auf der Seite zu haben. Bevor jetzt die Zahlenfetischisten hier über diese Aussage die Nase rümpfen, möchte ich mit Ludwig Ehrhard kontern. Der sagte: "Wirtschaft ist zu 50 Prozent Psychologie". Und rein psychologisch fühlt es sich echt nicht schlecht an....

      Und natürlich habe ich auch wieder mal was Schönes zum Thema Gold (und Greenspan, wo wir schon einmal dabei sind) aus den unerschöpflichen Niederungen des Journalismus hervorgekramt:


      Manipuliert der US-Notenbankchef den Goldpreis?

      (meldet SPIEGEL Online am 6. Januar 2001 und fährt fort:)

      Was haben US-Notenbankchef Alan Greenspan, die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), führende globale Geldhäuser wie Deutsche Bank und J. P. Morgan sowie der scheidende US-Finanzminister Larry Summers gemeinsam?

      Diese Herren und diese Banken sind für einen der größten Skandale der Wirtschaftsgeschichte verantwortlich" - das behauptet zumindest der US-Anwalt und Goldanalyst Reginald Howe. Der Berater des Gold Anti-Trust Action Committee (Gata), einer Organisation, die sich dem Kampf gegen die vermeintliche Goldmarktmanipulation verschrieben hat, reichte deshalb im Dezember Klage beim United States District Court/District of Massachusetts in Boston ein. Howe beruft sich auf den Sherman Act der USA. Das Gesetz verbietet ausdrücklich das "Fixing" von Preisen im grenzüberschreitenden Handel. "In betrügerischer Weise hat das Kartell den Preis für das Edelmetall über Jahre auf ein künstlich niedriges Niveau gepresst", behauptet der Kläger. Das Okay für die Machenschaften sei aus dem Weißen Haus gekommen.

      Als Instrument der "Konspiration" macht Howe die BIZ in Basel aus. Dort pflegen die Chefs der wichtigsten Notenbanken enge Bande im Stile eines Herrenclubs. Howe ist einer der wenigen freien Aktionäre der BIZ - die überwiegende Mehrheit halten die Zentralbanken - und als Unruhestifter schon bekannt. Offiziell verweigert das Basler Institut - ebenso wie die Deutsche Bank - jeden substanziellen Kommentar, die US-Notenbank ließ eine Anfrage zu der Klage unbeantwortet. Die Vorwürfe sind happig: "Minengesellschaften, ihre Arbeiter und Eigentümer werden durch den niedrigen Goldpreis in den Ruin getrieben", sagt Howe. "In den Entwicklungsländern bleiben die Schwachen auf der Strecke." Und, so paradox es zunächst klingt: Die Wall-Street-Banken strichen durch den angeblich manipulierten Preis Milliarden ein. Tatsächlich hat das Edelmetall viel von seinem Glanz verloren. Bis zum Ersten Weltkrieg waren die Währungen der mächtigsten Staaten an das Gold gebunden, nach dem Zweiten Weltkrieg bis Anfang der siebziger Jahre beruhte das internationale Währungssystem auf der Leitwährung US-Dollar, die in Gold konvertierbar war.

      Zwar herrschen im Handel noch immer der Mythos des glitzernden Metalls und ebenso viel Emotion. Nach seinem Höhenflug Ende der siebziger Jahre aber ist der Preis abgesackt. Seit Monaten gar klebt der Kurs im Bereich zwischen 260 und 300 Dollar je Unze. Das trifft vor allem Produzenten wie Südafrika. Zum ersten Mal in ihrer Geschichte exportierte die Kap-Republik im vergangenen Jahr mehr Platin und Palladium als Gold. Vor 20 Jahren noch führte der schimmernde Stoff unangefochten die Ausfuhrliste an. Damals erzielten die Händler zeitweise über 800 Dollar pro Unze. Heute, so rechnet der Gata-Vorsitzende Bill Murphy, müsste der Goldpreis bei freiem Markt "über 600 Dollar pro Unze" liegen. Müsste. Denn die Finanzelite vertraut laut Kläger Howe und der Gata einer einfachen Gleichung: Nur ein tiefer Goldpreis ist ein guter Goldpreis.

      Ein anziehender Kurs gilt gemeinhin als letzte Warnung vor einer Geldentwertung in den USA. Und ein Höhenflug signalisiert einen schwächelnden US-Dollar an den internationalen Finanzmärkten. Beides ist eine Horrorvision für Greenspan. Drängt der Kurs zu sehr nach oben, so behaupten die Kritiker, wird Gold in New York und London, den wichtigsten Handelsplätzen, auf den Markt geworfen. "Die Zentralbanken sind bereit, Gold in großen Mengen zu verleihen, falls der Preis steigt", bestätigte Greenspan im Juli 1998 vor dem Bankenkomitee des US-Repräsentantenhauses. Für Howe ein klarer Fall: "Das Statement kommt der Erklärung gleich, dass der Goldpreis kontrolliert wird." Mit der Ausleihe von Gold machten die großen Geldhäuser glänzende Gewinne. Allein die Deutsche Bank wies Ende 1999 Geschäfte mit einem geschätzten Gegenwert von 5000 Tonnen Gold aus - 1500 Tonnen mehr als die offiziellen Reserven Deutschlands. Morgan, Chase und die Citibank meldeten Ende Juni 2000 Zahlen, die einem Goldberg von 8461 Tonnen entsprächen.

      Die Geschäfte folgen einem simplen Schema: Institute borgen Gold von den Zentralbanken zu einem äußerst niedrigen Zins. Der Vorteil für die staatlichen Stellen: Aus den weitgehend nutzlosen Goldbergen wird zumindest ein kleiner Gewinn gezogen. Die Banken verkaufen die geliehenen Barren. Mit den Erlösen erwerben sie Wertpapiere, deren Renditen den Leihzins weit übertreffen. Ein ebenso lukratives wie riskantes Geschäft - und alles auf Pump. Bricht der Preis zu sehr nach oben aus, müssten Deutsche Bank, Goldman, Chase und Co. bluten: Dann würde der Leihzins mit in die Höhe schießen. Und, schlimmer noch, die Rückkäufe am Markt wären nahezu unbezahlbar. Denn die Zentralbanken verlangen irgendwann das von ihnen geborgte Gold wieder. Schon jetzt ist der "Gold carry trade" aus dem Ruder gelaufen. Experten schätzen, dass die Geschäftsbanken den Zentralbanken bis zu 7000 Tonnen schulden. "Zu viel, um jemals zurückbezahlt zu werden", warnen die Experten von Salomon Smith Barney, einer Bank der Citigroup.

      Deshalb, folgert Howe, "haben Goldman, Chase und die Deutsche Bank in den vergangenen zwei Jahren regelmäßig jede sich abzeichnende Goldrallye an der New Yorker Warenbörse Comex durch Massenverkäufe abgewürgt". Doch Howes Theorie ist umstritten. "Auch einige meiner Kunden glauben an eine Konspiration", sagt Analyst Martin Murenbeeld, Herausgeber des "Gold-Monitor-Newsletter". "Nach den mir vorliegenden Daten bin ich allerdings nicht von der Theorie überzeugt." Gold Fields Mineral Services, ein Londoner Beratungsunternehmen, wirft Howe statistische Fehlinterpretationen vor. Die Verschwörungstheorie sei abwegig. Die Experten werten den abgesackten Goldpreis vielmehr als Folge des starken Dollars und niedriger Inflationsraten. Zudem nutzten viele Zentralbanken jeden noch so kleinen Kursanstieg, um das tote Kapital loszuwerden. Immerhin lagern in den Tresoren der staatlichen Institute und internationalen Organisationen rund 33 000 Tonnen Gold. Wann es zum Schlagabtausch kommt, muss jetzt der zuständige Richter in Boston entscheiden. Howe hofft, dann "die Machenschaften des Goldkartells vor Publikum aufzudecken". Greenspan und die Vertreter der Hochfinanz müssten dann unter Eid aussagen.

      Den Original-Text gibt`s unter http://www.spiegel.de/wirtschaft/maerkte/0,1518,111068,00.ht…


      Herr Creutz:

      es stimmt, brandaktuell sind die Daten auf dieser Internet-Seite nicht mehr. Trotzdem - mit dem Wort "hätte" habe ich so meine Probleme. Dazu ist mir einer der Kernsätze, der mit dafür verantwortlich ist, dass all die vielen Kleinanleger ihr Geld am Neuen Markt verbrannten, noch zu sehr in Erinnerung: "Hätten Sie 1997 für 5000 DM EM.TV gekauft, dann wären Sie heute Millionär", hieß es doch. Tja - hätten all vielen Anleger gewusst, wo der Anfang und das Ende des Schneeballsystems ist, dann hätten wir heute eine Menge Millionäre mehr. Soviel zum Wort "hätte".

      Derivate

      nun, die Rechnung ist wohl korrekt. Deshalb möchte ich einschränken:

      - im Derivathandel stecken Risiken, die keiner genau beziffern kann

      Meine Einwände gegen den Derivate-Handel ruhen letztendlich auch auf einer eher "moralischen" Basis (oder sagen wir - "wertkonservativ") und orientieren sich am Fall LTCM:

      – Mit den Derivaten können doch Räder gedreht werden, deren Auswirkungen, wenn`s schief geht, das ganze System in den Abgrund reißen und damit jeden betreffen können. Ohne dass es da irgendwelche Kontrollen gibt - schon gar nicht demokratischer Art.

      - Wo bleibt die Heilslehre vom "Markt, der alles regelt"? Gilt das nicht mehr bei einer entsprechenden Größe – siehe LTCM? Der Philosoph Carl Amery hat die Regierungen im Zeitalter der Globalisierung als das "Putzpersonal der Global Players" bezeichnet. Ich denke, gerade die Ereignisse im Fall LTCM geben ihm Recht.

      – Die Risiken seit dem "Beinahe-Crash" mit LTCM sind meines Erachtens nicht geringer geworden, man hat sie nur verdrängt.

      - Der LTCM-Schock sitzt den "Reinigungskräften" jedenfalls immer noch tief in den Knochen: So schreibt die Süddeutsche Zeitung vom 24. März. 2001:“Hans Eichel plant, die Kontrolle über Finanzdienstleister künftig in einer Multibehörde für Banken, Wertpapiere und Versicherungen zusammenzufassen...“ Dabei unterstützt ihn die Europäische Zentralbank: “Die EZB hebt vor allem auf so genannte Systemrisiken ab, bei denen in einer Art Dominoeffekt ein Flächenbrand im Finanzsektor entsteht. Nicht ohne Grund würden Finanzholdings durch eine neue US-Verordnung direkt der Zuständigkeit der US-Notenbank unterstellt, die seit der Krise um den LTCM-Fonds an schnellen Eingriffen interessiert ist.“ .

      Demnach müssen wir also weiter darauf setzen, dass Greenspan gut badet und sich seine Reaktionsfähigkeit erhält? Um`s mal zugespitzt zu sagen....


      @ Stahlbaer, sittin bull inv

      zum Thema Geldmenge und Spekulation in der Geschichte habe ich auch noch was in meiner Wühlkiste. Journalismus der eher, nun ja, klassischen Art. Aber ich befürchte, das wird ein jetzt ein bisschen zu lang hier zum Lesen. Ein andermal....

      Grüße,
      gieristnichtgut
      Avatar
      schrieb am 27.03.01 04:33:32
      Beitrag Nr. 102 ()
      @ gieristnichtgut

      Zum Thema LTCM: Das Buch zum Thema “When Genius Failed : The Rise and Fall of Long-Term Capital” steht auf meiner amazon.com Wunschliste, und ich werde es demnaechst kaufen. Auf der amazon.com page hat jemand eine ganz interessante review geschrieben (Reviewer: reader1001 ). Ich darf mal zitieren:

      LCTM got really high leverage by avoiding something called the "haircut," which is an extra margin of collateral banks usually demand, but forgave LCTM. Why would banks they do such a thing? Because they were blinded by the glitter of the cast, and in some cases the banks themselves were investors in LCTM.

      D.h. Banken haben LCTM viel zu viel Spielraum gelassen. Jetzt haben Banken hoffentlich ihre Lektion gelernt und sollten etwas vorsichtiger sein. Haetten Banken von Anfang an die richtigen Margin-Anforderungen gestellt, dann waere LTCM wahrscheinlich einfach nur pleite gegangen, aber es haette keinen Beinahe-Meltdown des US-Finanzsystems gegeben, sondern ein paar Millionaere haetten ihre Einlage verloren.

      Their basic strategy was something called convergence arbitrage. In essence this strategy says buy two bonds that you think will track one another. Go long on the cheap one and short on the other; you make money if the spread narrows. In theory you are protected from changing prices as long as the two vary in the same way.

      Anfangs war die LTCM Strategie also eine Methode, mit der ohne Risiko grosse Arbitrage-Gewinne gemacht werden konnten.

      By 1997 convergence arbitrage opportunities in bonds began to dry up, everyone was doing it. So LCTM applied their strategy to stocks. Find two stocks that will track on another and go long and short with borrowed money. This is not easy. Stocks are less amenable to mathematical analysis than bonds, and after all these were the bond guys from Solomon, they were out of their depth.

      Nachdem LTCM mit der o.g. Strategie wahnsinnig viel Erfolg hatte, gab es also immer mehr Nachahmer und die Arbitrage Moeglichkeiten wurden immer duenner. Dann ist LTCM fatalerweise auf Aktien-Derivate umgestiegen. Das ist viel riskanter und dazu auch noch ausserhalb der Expertise der LTCM-Mitarbeiter. Auf Englisch sagt man auch “that’s asking for trouble”. Es hat ja dann auch nicht lange gedauert, bis LTCM in Schwierigkeiten geriet.

      Fazit: Die LTCM Krise bedeutet nicht, dass Derivate Teufelszeug sind. Im Gegenteil, Derivate dienen in Regel zur Absicherung von Positionen. Die Lektion, die wir gelernt haben ist die, dass Banken streng ueberwacht werden muessen und an LTCM und andere die gleichen strengen Margin-Anforderungen stellen muessen wie an alle anderen.

      Zum Thema Gold:

      US-Anwalt und Goldanalyst Reginald Howe

      Das sagt eigentlich schon alles: Der Begriff “US-Anwalt” hat meine Sympathien bereits im ersten Absatz auf null sinken lassen und die Tatsache, dass er Gold-Analyst ist, sagt mir, dass er wohl hauptseachlich aus eigenem Interesse und fuer sein eigenes Portemonnai agiert. Der Spiegel schreibt ja auch:
      Zudem nutzten viele Zentralbanken jeden noch so kleinen Kursanstieg, um das tote Kapital loszuwerden. Immerhin lagern in den Tresoren der staatlichen Institute und internationalen Organisationen rund 33 000 Tonnen Gold
      Und das sagt eigentlich wieder alles: Soll man den Zentralbanken einen Vorwurf machen, wenn sie das Metall auf den Markt werfen? Im Gengenteil, ich wuerde fast sagen die Zentralbanken halten den Goldpreis sogar noch auf relativ hohem Niveau, denn wuerden die 33000 Tonnen mit einem Mal auf den Markt geworfen, dann wuerde der Goldpreis wahrscheinlich bis auf 50 Dollar absinken.
      Avatar
      schrieb am 27.03.01 11:32:47
      Beitrag Nr. 103 ()
      Hallo Jungs und Mädchen, ich suche verzweifelt die Umsätze in Japan. 1. kurzfristig, 2. auf Sicht von 3 Jahren.

      gruss paule2
      Avatar
      schrieb am 27.03.01 17:07:51
      Beitrag Nr. 104 ()
      ROUNDUP: High-Tech-Industrie sprengt bisherige Statistik-Methoden - Greenspan
      WASHINGTON (dpa-AFX) - Die High-Tech-Industrie sprengt die bisherigen Statistik-Methoden und macht damit Voraussagen zur Wirtschaftslage ungenau. Das sagte US-Notenbank-Chef Alan Greenspan am Dienstag in Washington vor Wirtschaftsexperten. Der Notenbankchef äußerte sich in seiner Rede vor der National Association of Business Economics nicht zur Geldpolitik. Börsenmakler hatten von Greenspan eine Analyse der jüngsten Kurseinbrüche und eine Interpretation der amerikanischen Wirtschaftsdaten erhofft.

      "Die neueren Technologie und die Struktur ihrer Erzeugnisse (...) haben eine Reihe von Definitionsproblemen ans Tageslicht gebracht", sagte er. Dies sei in der Welt der Stahl-, Textil- und Getreideproduktion nicht der Fall gewesen. "Vor allem während der vergangenen ein oder zwei Jahrzehnte spiegelt ein ständig wachsender Anteil des Bruttoinlandsprodukts eher den Wert von Ideen wider statt von erforderlichem Material oder Arbeitsaufwand", sagte Greenspan.

      Vor allem die Definitionen von Preis und Wert einer Dienstleistung passten oft nicht mehr zu den Realitäten. Dies werde vor allem im Gesundheitswesen deutlich. Effizientere Operationstechniken machten zum Teil ambulante und damit preiswerte Behandlungen möglich. Dies senkt in der Statistik den Umsatz und den Preis, erhöht jedoch den Wert für den Patienten. Für die Datenerhebung stelle dies eine große Herausforderung dar, sagte Greenspan./DP/aa



      info@dpa-AFX.de

      :laugh::laugh::laugh:

      Jetzt wissen wir wenigstens warum es statistisch betrachtet wieder aufwärts gehen wird.

      gruss paule2
      Avatar
      schrieb am 27.03.01 23:34:52
      Beitrag Nr. 105 ()
      @paule2

      ja, das ist wirklich lustig mit der Statistik. Ich befürchte nur, den US-Statistikern stehen in Zukunft noch viel größere Herausforderungen bevor...

      Denn zu der "kurzfristigen Stimulanz", zu der du was in deinem Salami-Crash-Thread gepostet hast, habe ich vor kurzem auch was in der Schweizer "NZZ" gefunden. Das hat mich dann doch nachdenklich gemacht:

      Neue Steuersenkungen in den USA erwogen

      Zusätzlicher Nachfrageimpuls?

      brü. Washington, 23. März – In der politischen Diskussion in Washington verdichtet sich die Wahrscheinlichkeit, dass die Amerikaner noch in diesem Jahr Steuererleichterungen in einer Grössenordnung von 60 Mrd. $ erhalten sollen. Diese Summe ergänzt das von Präsident George Bush bereits geplante Steuerpaket, das gegenwärtig vom Kongress behandelt wird. Darin sind Steuersenkungen von rund 1,6 Bio. $ im Verlauf von zehn Jahren vorgesehen. Es soll aber erst im kommenden Jahr in Kraft treten.

      Hintergründe der Diskussion, die von republikanischen Senatoren ausgeht, aber offensichtlich auch Unterstützung bei oppositionellen Demokraten findet, sind die nachlassende Konjunktur und der Kurszerfall am Aktienmarkt, die zu einer merkbaren Verschlechterung des Konsumentenvertrauens geführt haben. Die anvisierten 60Mrd. $ sollen als Stimulanz wirken und der Wirtschaft einen Nachfrageimpuls verleihen. Das Weisse Haus hat zu erkennen gegeben, dass es einen solchen zusätzlichen Steuernachlass begrüsst.

      Weitgehend unklar ist allerdings, auf welchen Wegen die Mittel den Steuerzahlern zufliessen könnten. Von den Politikern und im Finanzministerium werden gegenwärtig verschiedene Methoden erwogen. Als ein besonders einfaches und schnelles Verfahren gilt die Versendung von Schecks an die Begünstigten. Darüber hat Finanzminister Paul O`Neill bereits mit Senatoren beider Parteien gesprochen. Als eine andere Möglichkeit wird erwogen, die Arbeitnehmer für einen Zeitraum von drei Monaten vom Abzug der Sozialabgaben freizustellen, die in den USA ebenfalls den Finanzbehörden zufliessen. «Wegen der Wirtschaftslage suchen wir nach einer Mechanik, mit der das Ziel so schnell wie möglich erreicht werden kann», erklärt Senator Pete Domenici, der Vorsitzende des Budgetausschusses des Senates. In der Diskussion befindet sich auch eine Neukalkulation der Steuertabellen. Aber das wird als zu zeitraubend angesehen.

      Trotz dem fortgeschrittenen Stand der Gespräche und einer anscheinend weitgehenden politischen Übereinstimmung sind die Pläne mit einem erheblichen Risiko behaftet. Dafür gibt es sowohl politische wie technische Gründe. Während die Republikaner die Sorge haben, die Demokraten könnten die Diskussion dazu benutzen, das Steuerpaket des Präsidenten auf die lange Bank zu schieben, befürchten die Demokraten, dass die von ihnen geforderten sozialen Gesichtspunkte nicht genug berücksichtigt werden. Und im Finanzministerium wird deutlich gemacht, dass die Logistik schnelle Aktionen erschwert. «Das alles klingt gut, ist aber nicht leicht», sagt ein Sprecher des Weissen Hauses. «Wir verschwenden viel Geld, wenn der Stimulanz-Plan nicht wirkt.»

      http://NZZ.ch/2001/03/24/wi/page-article7AHH1.html


      Schecks? An die Begünstigten? Also ich habe ja vermutet, dass in den USA einiges schiefhängt - aber dass da schon dermaßen Feuer unter dem Dach ausgebrochen ist, verwundert mich dann doch...

      Also wirklich, Schecks an die Bevölkerung - das erinnert doch wirklich sehr an Japan, wo die Regierung Einkaufsgutscheine an die Bevölkerung ausgab, um die Nachfrage anzukurbeln. Das Ergebnis war - null. Und was wird dann mit solchen Schecks gemacht, wenn sie denn kommen sollten? Werden sie dann bereitwillig in "Loch Nasdaq" (der Ausdruck stammt doch von dir, Paule, oder? ) geworfen? Oder werden damit dann wieder fließig deutsche Autos gekauft, was die BMW-Bilanz toll aussehen lässt? Also ich weiß nicht - das alles klingt schon ziemlich panisch...

      @helmut_kohl

      nun, der Fall LTCM wäre wohl einen eigenen Thread wert... Aber dass die Banken ihre Lektion gelernt haben und etwas vorsichtiger agieren, wage ich zu bezweifeln - wenn`s um viel Geld geht, frisst bei denen die Gier den Verstand, immer... Dazu gab`s doch gerade hier am deutschen Neuen Markt genügend Beispiele in den vergangenen Jahren – im Grunde hat da doch eine ganze Branche ihre Seriosität abgelegt.

      Ob die Kontrolle effektiver geworden ist, bezweifle ich ebenfalls – in Europa sowieso. Übrigens hat selbst die italienische Notenbank (!!!!!!) 250 Millionen Dollar an Devisenreserven in den LTCM gesteckt.. Also mit solchen Partnern kann das wirklich noch lustig werden mit der europäischen Einheitswährung....

      Überhaupt stört mich das undemokratische und geheimnisumwitterte an solchen Sachen. Ob da jetzt mehr kontrolliert wird, debattiert kein Parlament, es gibt kaum was darüber zu lesen, keiner fragt richtig nach - aber die Risiken bei einem Crash, der durch so Sachen wie LTCM ausgelöst werden kann, tragen alle...

      Und generell bleibe ich bei meiner Behauptung - hätten die USA es Ernst gemeint mit ihrer neoliberalen Propaganda, dann hätte die Fed im Falle LTCM nicht eingreifen dürfen. Dann wäre auch wahrscheinlich die Bubble der folgenden Jahre nicht entstanden - und meine Meinung ist weiterhin, dass es besser gewesen wäre, diese Bubble hätte es nicht gegeben.

      Zum Thema Gold - hmm, im Grunde bin ich auch kein Anhänger dubioser Verschwörungstheorien. Dass die USA allerdings ein Interesse an einem schwachen Goldpreis haben, leuchtet mir schon ein. Der Spiegel schreibt ja: "Ein anziehender (Gold-) Kurs gilt gemeinhin als letzte Warnung vor einer Geldentwertung in den USA. Und ein Höhenflug signalisiert einen schwächelnden US-Dollar an den internationalen Finanzmärkten."" target="_blank" rel="nofollow ugc noopener">http://NZZ.ch/2001/03/24/wi/page-article7AHH1.html


      Schecks? An die Begünstigten? Also ich habe ja vermutet, dass in den USA einiges schiefhängt - aber dass da schon dermaßen Feuer unter dem Dach ausgebrochen ist, verwundert mich dann doch...

      Also wirklich, Schecks an die Bevölkerung - das erinnert doch wirklich sehr an Japan, wo die Regierung Einkaufsgutscheine an die Bevölkerung ausgab, um die Nachfrage anzukurbeln. Das Ergebnis war - null. Und was wird dann mit solchen Schecks gemacht, wenn sie denn kommen sollten? Werden sie dann bereitwillig in "Loch Nasdaq" (der Ausdruck stammt doch von dir, Paule, oder? ) geworfen? Oder werden damit dann wieder fließig deutsche Autos gekauft, was die BMW-Bilanz toll aussehen lässt? Also ich weiß nicht - das alles klingt schon ziemlich panisch...

      @helmut_kohl

      nun, der Fall LTCM wäre wohl einen eigenen Thread wert... Aber dass die Banken ihre Lektion gelernt haben und etwas vorsichtiger agieren, wage ich zu bezweifeln - wenn`s um viel Geld geht, frisst bei denen die Gier den Verstand, immer... Dazu gab`s doch gerade hier am deutschen Neuen Markt genügend Beispiele in den vergangenen Jahren – im Grunde hat da doch eine ganze Branche ihre Seriosität abgelegt.

      Ob die Kontrolle effektiver geworden ist, bezweifle ich ebenfalls – in Europa sowieso. Übrigens hat selbst die italienische Notenbank (!!!!!!) 250 Millionen Dollar an Devisenreserven in den LTCM gesteckt.. Also mit solchen Partnern kann das wirklich noch lustig werden mit der europäischen Einheitswährung....

      Überhaupt stört mich das undemokratische und geheimnisumwitterte an solchen Sachen. Ob da jetzt mehr kontrolliert wird, debattiert kein Parlament, es gibt kaum was darüber zu lesen, keiner fragt richtig nach - aber die Risiken bei einem Crash, der durch so Sachen wie LTCM ausgelöst werden kann, tragen alle...

      Und generell bleibe ich bei meiner Behauptung - hätten die USA es Ernst gemeint mit ihrer neoliberalen Propaganda, dann hätte die Fed im Falle LTCM nicht eingreifen dürfen. Dann wäre auch wahrscheinlich die Bubble der folgenden Jahre nicht entstanden - und meine Meinung ist weiterhin, dass es besser gewesen wäre, diese Bubble hätte es nicht gegeben.

      Zum Thema Gold - hmm, im Grunde bin ich auch kein Anhänger dubioser Verschwörungstheorien. Dass die USA allerdings ein Interesse an einem schwachen Goldpreis haben, leuchtet mir schon ein. Der Spiegel schreibt ja: "Ein anziehender (Gold-) Kurs gilt gemeinhin als letzte Warnung vor einer Geldentwertung in den USA. Und ein Höhenflug signalisiert einen schwächelnden US-Dollar an den internationalen Finanzmärkten."[/b]
      Avatar
      schrieb am 27.03.01 23:42:27
      Beitrag Nr. 106 ()
      Ich bin nun auch wirklich kein Anhänger von Verschwörungstheorien, aber daß das Verbrauchervertrauen wieder gestiegen sein soll?

      Mein unmaßgebliches Verbrauchervertrauen ist nach den zahlreichen Ankündigungen von Massenentlassungen spürbar gesunken. Sind die Amis so blöd, oder ist die Statistik zurechtgebogen? Ich traue den Brüdern alles zu um ihre Volkswirtschaft zu retten.
      Avatar
      schrieb am 27.03.01 23:47:28
      Beitrag Nr. 107 ()
      paule2 hat´s doch geschrieben:

      HighTech-Industrie sprengt bisherige Statistik-Methoden;);)
      Und das sagt ein Herr Grünspan, der Herr der Zahlen (klingt wie eine Entschuldigung für das,
      was noch auf uns zu kommt)

      mfg
      Schließer
      Avatar
      schrieb am 28.03.01 03:15:35
      Beitrag Nr. 108 ()
      @ gieristnichtgut

      Zun Thema Gold: Der Spiegel schreibt ja: "Ein anziehender (Gold-) Kurs gilt gemeinhin als letzte Warnung vor einer Geldentwertung in den USA. Und ein Höhenflug signalisiert einen schwächelnden US-Dollar an den internationalen Finanzmärkten

      Der gute alte Spiegel in Ehren, aber da verwechselt er wohl wieder Ursache und Wirkung. Es stimmt schon, dass ein schwacher Dollar den Goldkurs nach oben treibt, aber das bedeutet nicht, dass durch einen Goldpreis der kuenstlich niedrig gehalten wird (das wird er natuerlich nicht, wie ich oben argumentiert habe, aber einfach mal angenommen) der Dollar gestaerkt wird.
      Die 33000 Tonnen in den Tresoren aller Zentral- und Geschaeftsbanken sind 1.1 Millionen Unzen und haben einen Wert von etwa 290 Mrd. Dollar. Das sind weniger als 3% des US-BSP. Weniger als der Budget-Ueberschuss letztes Jahr. Weniger als der Wert der PKW, die in den USA in nur einem Jahr umgesetzt werden. Weniger als das US-Handelsdefizit im Jahr 2000. Weniger als der US-Kapital-Bilanz-Ueberschuss im Jahr 2000. Mit einem Wort: Pippifax, verglichen mit Makrooekonomischen Groessen. Deshalb ist es schwer vorstellbar, wie der Preis eines einzigen Gutes, den Wechselkurs der weltgroessten Oekonomie nennenswert beeinflussen kann.

      Also wirklich, Schecks an die Bevölkerung - das erinnert doch wirklich sehr an Japan, wo die Regierung Einkaufsgutscheine an die Bevölkerung ausgab, um die Nachfrage anzukurbeln. Das Ergebnis war – null.

      Zustimmung! Schecks an die Bevoelkerung helfen kein bisschen bei der Ankurbelung der Wirtschaft, das weiss jeder Oekonom. Viel besser waere es, die Steuern und Sozialausgaben zu senken, weil dadurch Anreize zum Arbeiten geschaffen werden.
      Der Vergleich zu Japan hinkt uebrigens gewaltig. In Japan war der Grund fuer die Schecks einzig und allein die Ankurbelung. Dadurch und durch viele andere Staatsausgaben hat Japan sich jetzt hoffnungslos verschuldet. In % des BSP ist Japan hoeher verschuldet als Italien. Japan hat ein Budgetdefizit von 10% des BSP (!!!). Die USA wollen Schecks verschicken, weil die treasury gar nicht mehr weiss wohin mit dem ganzen Geld. Die USA haben einen Budget-Ueberschuss von 3% des BSP.
      Avatar
      schrieb am 28.03.01 03:53:55
      Beitrag Nr. 109 ()
      @helmut kohl, zugegeben ich bin Goldanhänger, aber mit Deinen Zahlen über den Wert der eingelagerten Goldreserven (vor 3Jahren waren es noch 44000tons)ist doch klar, was passiert wenn Gold bei Anlegern in "Mode"kommt. Aus welchen Gründen auch immer. Es wird eine Preisexplosion geben. Was da so latent im Busch ist zeigt doch die Tatsachen, daß die DM-Goldgedenkmünzen der BUBA vor Erscheinen ausverkauft sind. Ohne grosses Theater, was kann es schaden, wenn sich jemand in sein Portfeuille etwas Gold tut?
      J2
      Avatar
      schrieb am 28.03.01 08:44:21
      Beitrag Nr. 110 ()
      @sittin bull inv

      Politiker? Hast schon recht, in der Politik wurde der Shareholder Value erfunden. Dummerweise wurde er jetzt auch noch in der Wirtschaft eingeführt.
      Avatar
      schrieb am 28.03.01 09:04:45
      Beitrag Nr. 111 ()
      Man sollte das mit den paar Münzen sicher nicht überbewerten. Ein bisschen strategische Absicherung & Horten & Sammeln ist Menschennatur. Nur habe ich zu meiner Überraschung notiert, daß eben jemand, den ich für einen notorischen Optimisten halte, überraschend genau über den Goldpreis informiert war. Also ein klein wenig mehr als sonst dürfte es in Mode gekommen sein, allerdings wäre das Gegenteil auch verwunderlich.
      Avatar
      schrieb am 28.03.01 10:14:28
      Beitrag Nr. 112 ()
      @stahlbar, das mit dem Konsumentenvertrauen könnte stimmen, da der Dow-Rutsch im März noch nicht enthalten ist.

      Was in der nächsten Zeit für mich die wichtigste Größe sein wird, ist die prozentuale Abweichung zwischen Nasdaq und Dow. Ich habe das Gefühl, daß man versucht nach der Beerdigung der New-Economy die Wachstumsrate der Nasdaq in den letzten 25 Jahren zu erhalten. Vermutlich wird die Fed versuchen, diesen Trendkanal mit Klauen und Zähnen zu verteidigen.
      Zumindest für mich, ist eine separate Betrachtung von Nasdaq und Dow uninteressant geworden.

      gruss paule2
      Avatar
      schrieb am 28.03.01 17:26:10
      Beitrag Nr. 113 ()
      @ Helmut KOhl:

      Du schriebst:
      Die USA wollen Schecks verschicken, weil die treasury gar nicht mehr weiss wohin mit dem ganzen Geld. Die
      USA haben einen Budget-Ueberschuss von 3% des BSP.


      <<<< das kann doch gar nicht stimmen!


      Nur weil die USA jetzt mal 2 Jahre Haushaltsüberschüsse haben, bedeutet ja wohl nicht,
      das sie so viel Geld haben, das sie Schecks verschicken können.

      Was ist denn mit den immer noch enormen Staatsschulden,
      die Billie, Georgie und Ronald angehäuft haben?

      Deine Sichtweise ist genau die der Politiker,
      die schon von "sparen" reden, wenn sie
      im neuen Jahr weniger Schulden zusätzlich als im letzten Jahr machen.


      Dat lüpt nich...


      Sittin...
      Avatar
      schrieb am 29.03.01 00:33:04
      Beitrag Nr. 114 ()
      @ sitting bull

      Nur weil die USA jetzt mal 2 Jahre Haushaltsüberschüsse haben, bedeutet ja wohl nicht, das sie so viel Geld haben, das sie Schecks verschicken können.
      Was ist denn mit den immer noch enormen Staatsschulden, die Billie, Georgie und Ronald angehäuft haben?


      Die US Staatsschulden sind nicht enorm, sondern etwa 56% des US-GDP. Prozentual weniger als in Deutschland. Die Staatsschulden sind seit 1996 um nur 14% gewachsen, also weniger als die Inflation im gleichen Zeitraum. D.h. seit 1996 ist die Verschuldung real gesunken. Mit den prognostizierten Ueberschuessen wird sie noch weiter sinken.

      Der Schuldendienst betraegt nach http://www.fms.treas.gov/citizensreport/budget00.pdf lediglich 12% des US-Haushaltes. Wenn man dann noch bedenkt, dass ja die Zinseinnahmen der Federal Reserve Banks wieder dem Finanzminister ausgezahlt werden, dann ist die Belastung noch geringer. 10% aller Staatsanleihen liegen naemlich bei der Fed als Reserve im Keller. D.h. der Finanzminister braucht fuer jeden Dollar Schulden nur die Zinsen auf 90 cents zu bezahlen. Aus genau diesem Grund ist auch wenig Eile geboten, wenn es darum geht die Staatsschulden abzubauen.

      Wenn die Schulden zu stark abgebaut werden, bereitet das der Fed uebrigens immense Probleme. Wie gesagt, Treasury Bills werden bei der Fed als Reserve gehalten. Falls es dann irgendwann keine Treasuries mehr gibt, muss man sich nach anderen Wertpapieren umsehen. Leider gibt es keine anderen Wertpapiere, die vergleichbare Sicherheit bieten und zudem einen so grossen und liquiden Markt haben, wie Treasuries. Allein schon aus diesem Grund muss es weiterhin Treasuries geben.

      Ein grosser Teil der Staatsanleihen wird ueberhaupt nicht als handelbares Wertpapier gehalten, sondern als langjaehriger Sparbrief, den der Finanzminister nicht einfach kuendigen kann. Also selbst wenn heute 5.7 Billionen Dollar vom Himmelregnen wuerden, koennte man damit nicht die Schulden abbezahlen. Sparbriefe koennen hoechstens mit einer Praemie zurueckgekauft werden. Die Treasury zahlt schon die geringsten Zinsen im Dollar-Raum, warum sollen dann Sparbriefe auch noch ueber par zurueckgekauft werden?

      Fazit: Bevor Du hier von "immensen Schulden" und "das kann doch gar nicht stimmen" sprichst, erstmal informieren!
      Avatar
      schrieb am 29.03.01 01:56:34
      Beitrag Nr. 115 ()
      Eigentlich wollte ich durch das Posten der Artikel http://www.heise.de/newsticker/data/dal-28.03.01-001/ und http://www.macwelt.de/_news/detail/id8804.shtml meine These untermauern, dass das Wasser in den USA wirklich ziemlich schnell höher steigt. Doch ich denke, aus aktuellem Anlass muss mal was klargestellt werden:


      Das Märchen von der Schuldenfreiheit:  
      Die USA – Kein Vorbild bei der Staatsentschuldung


      Von Werner Rügemer

      Seit 1998 geistert die Behauptung durch die Welt, die USA seien »schuldenfrei«. Weltweit wird die Haushaltspolitik der Clinton- Regierung als vorbildlich gepriesen. Das renommierte »Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung« (DIW, Berlin) bezeichnete im März 1999 die US-Haushaltspolitik als »überaus erfolgreich« (DIW-Wochenbericht 12/99). Die reichen Staaten der »westlichen Wertegemeinschaft« brauchen offensichtlich dringend irgendeinen Hoffnungsschimmer, um »beweisen« zu können, dass sie einerseits ungestraft auf neoliberale Weise weiterwirtschaften dürfen und gleichzeitig - im Unterschied zu bisher - dennoch aus ihrer dauerhaften Überschuldung herauskommen.

      Zutreffend ist in der Tat, dass der Bundeshaushalt der USA nach offizieller Darstellung (*) 1998 zum ersten Mal einen Überschuss aufwies: Die Einnahmen betrugen 1857 Milliarden Dollar, die Ausgaben 1 782 Milliarden Dollar. Der Überschuss belief sich somit auf 75 Milliarden Dollar, der Staat musste also erstmalig nach langer Zeit keine zusätzlichen Kredite aufnehmen.

      Die Tricks mit der Rentenversicherung

      Nun wurde hier allerdings mit ein paar Tricks nachgeholfen, über die von DIW und anderen Lobhudelern geschwiegen wird. Der Überschuss, jedenfalls in dieser Höhe, kommt durch ein Rechenkunststück zustande. Die Regierung rechnet nämlich die hohen Überschüsse der Rentenversicherung in den Haushalt ein. Das ist unsauber, denn der Trustfonds hat mit dem Bundeshaushalt eigentlich gar nichts zu tun. Er kommt nicht durch Steuern oder andere staatliche Einnahmen zustande, sondern durch die Rentenbeiträge. Er gehört deshalb den Beitragszahlern und Rentnern und wird nur »zu guten Händen« von der Bundesregierung verwaltet.

      Durch die Einbeziehung des Rentenhaushalts in den Bundeshaushalt werden die Rentner auch um wesentliche Erträge betrogen, die dadurch entständen, würden die Überschüsse verzinslich angelegt, wie das bei anderen Pensionskassen, etwa der Unternehmen, heute weltweit üblich ist. Durch die Einbeziehung der Rentenbeiträge in den Staatshaushalt erspart sich der US-Staat gleichzeitig die Zinsen für die Kredite, die er sonst aufnehmen müsste. Rechnet man nun aber - ohne diese Dimension der den Rentnern entgangenen und vom Staat einkassierten Zinsen - nur die aktuell fliessenden Beiträge der Rentenversicherung aus dem Staatshaushalt heraus, so schrumpft der Überschuss des Jahres 1998 im Bundeshaushalt von 75 Milliarden auf 15 Milliarden US-Dollar.

      Aber immerhin, von einem Überschuss - wie gross oder klein auch immer - kann man in den reichen westlichen Industriestaaten sonst nur träumen, selbst in Japan und in den »Tigerstaaten«. Auch die EU-Mitgliedsstaaten sind, trotz rigoroser Sparmassnahmen, weiter kräftig im Minus. Sie müssen zu ihren Altschulden jedes Jahr zusätzlich neue Kredite aufnehmen. In Deutschland sind es im laufenden Jahr knapp 60 Milliarden DM - nur bezogen auf den Haushalt des Bundes, also die Haushalte der Bundesländer und der Kommunen noch nicht eingerechnet. Es gibt allerdings eine interessante Ausnahme: Luxemburg. Der Staat dieser Steuer- und Finanzoase erwirtschaftet, wie übrigens auch noch das winzige Fürstentum Liechtenstein, als einziger in Europa gegenwärtig einen Überschuss. So überraschend es klingt: In dieser Richtung ist auch ein Teil der »Lösung« zu suchen, die verschiedene US-Regierungen von Reagan bis Clinton für die Sanierung des Staatshaushalts gefunden haben.

      Richtig ist, dass die Neuverschuldung des US-Bundeshaushalts von 290 Milliarden Dollar (1992) schrittweise auf Null zurückgeführt wurde und 1998 zum ersten Mal den genannten Überschuss von 15 Milliarden aufweist. Das wurde durch verschiedene Massnahmen erreicht:

      – Einsparungen im Militärbereich. Die extrem hohen Ausgaben der Regierung Reagan von zeitweise knapp 300 Milliarden Dollar jährlich wurden auf jetzt 250 Milliarden Dollar gesenkt. Das geschah allerdings zum Teil auf Kosten der anderen NATO- Mitglieder, so im Golfkrieg und bei der Bombardierung Jugoslawiens,

      – Einsparungen in ähnlicher Höhe wurden durch die rigorose Absenkung von Sozialleistungen erzielt. Sozialhilfe wird maximal nur noch fünf Jahre lang gezahlt, und zwar gerechnet auf die gesamte Lebensdauer des Anspruchsberechtigten. Der Anspruch auf Leistungen, auch etwa von Kindergeld, wurde daran gebunden, dass man eine Arbeit nachweisen kann, nach dem Prinzip »work first«. Dabei erfüllt schon eine Arbeit von wenigen Stunden pro Woche diese Voraussetzung und wird in der Statistik als Arbeitsplatz gezählt - eine Erfindung der Regierung Margaret Thatchers in England. Das weist Ähnlichkeiten mit dem Vorschlag des ehemaligen deutschen Kanzleramtsministers Bodo Hombach auf: Der Billiglohnsektor wird aufgewertet und staatlich mitorganisiert. Damit wird der Staatshaushalt saniert und gleichzeitig die Zahl der flexiblen »working poor« (sie haben Arbeit bzw. verschiedene Billigjobs, liegen aber mit dem Einkommen unter der Armutsgrenze) ausgeweitet,

      – Die Privateinkommen, vor allem Löhne und Gehälter, wurden übermäßig zur Finanzierung des Staates herangezogen. Die reale Steuerbelastung der Individuen betrug im Jahre 1997 immerhin 35,2 Prozent. Das klingt nach weniger Steuerbelastung als in Deutschland, ist aber nicht so, weil in den USA die Abgaben für Kranken- und Rentenversicherung nicht mitgerechnet werden, z.T. ja auch gar nicht bezahlt werden. Die Unternehmens- und Gewinnsteuern von 1970 bis 1997 haben sich knapp versechsfacht, von 35 Milliarden auf 204 Milliarden Dollar, die Lohnsteuern aber stiegen im selben Zeitraum um das Fünfzehnfache, von 37 auf 528 Milliarden.

      Des weiteren wurden die staatlichen Einnahmen durch die Erhöhung zahlreicher Gebühren für staatliche Dienstleistungen und durch drastische Sondersteuern (z.B. auf Zigaretten) erhöht. Eine gewisse Steigerung der Einnahmen wurde auch dadurch erreicht, dass die Steuerbehörden personell und technisch aufgestockt wurden, vor allem im Bereich der Unternehmensbesteuerung. Diese Maßnahme bleibt in den Erfolgsbotschaften wie des DIW allerdings meist unerwähnt.

      Die USA als größte Steueroase der Welt

      Eine starke Einnahmesteigerung – jährlich jeweils weit über zehn Prozent – war in den letzten Jahren bei der Kapitalgewinnsteuer zu verzeichnen. Das hat mit den niedrigen Kapitalsteuern in den USA zu tun - was nur scheinbar ein Widerspruch ist. In den 80er Jahren wurden durch die Reagan-Regierung die Kapitalgewinnsteuern beträchtlich abgesenkt, bei Privatpersonen auf 20 Prozent, bei den Unternehmen auf 35 Prozent. Dieser Steuersatz, insbesondere der für Privatpersonen, ist im Vergleich zu den anderen Industriestaaten konkurrenzlos niedrig. Das hatte folgenden Effekt: Die USA entwickelten sich zum international attraktivsten Markt für Vermögensanlagen.

      Seit Anfang der 90er Jahre eröffneten Schweizer, deutsche, französische usw. Banken Tochterunternehmen in den USA und kauften US-Banken auf. Europäische Unternehmen gingen reihenweise an die New Yorker Börse, um vom riesigen Anlagepotential in den USA zu profitieren. Die Bürohochhäuser der amerikanischen Grossstädte, Einkaufszentren, Seniorenresidenzen in Florida und Kalifornien, Hotelketten u.ä. sind heute weitgehend im Besitz ausländischer Anleger, meist über Immobilienfonds, US-Aktienpakete, auch solche europäischer lnvestmentfonds und von begüterten Privatpersonen, sind in der Hand von Briefkastenfirmen, die von grossen Rechtsanwaltskanzleien in Washington, New York und Atlanta im Dutzend gegründet werden. Die Kapitalgewinne in den USA werden niedrig besteuert, aber die Masse macht`s.

      Das ist das Prinzip der Finanz- und Steueroasen überhaupt. Die Steuern dort sind niedrig, aber durch die ungeheure Menge der angelegten Gelder kommen vergleichsweise hohe staatliche Einnahmen zusammen. Davon leben kleine Staaten wie Luxemburg, und davon leben inzwischen teilweise auch die USA. Durch die »Doppelbesteuerungsabkommen« mit den meisten großen Staaten, wie auch mit Deutschland, wird abgesichert, dass etwa deutsche Anleger zu Hause nicht noch einmal ihre US- Gewinne (höher) versteuern müssen.

      Die Überschuldung der Privathaushalte

      Ein Grund für die günstige Entwicklung der US-Wirtschaft und damit des US-Bundeshaushalts ist der nun schon mehrere Jahre anhaltende »wirtschaftliche Boom«, so heisst es jedenfalls offiziell, und so heisst es auch im genannten Wochenbericht des DIW. Wie genau dieser Boom allerdings aussieht, wird meist nicht gesagt. Er gründet sich auf verschiedene Faktoren: der Ausweitung des Rüstungsexports, dem Ausbau von Freihandelszonen und überhaupt dem staatlich massiv geförderten Export, gelegentlich auch »Handelskrieg« genannt. Der Hauptmotor des Booms ist der private Konsum. Daran hat der Staat durch die Erhöhung der Mehrwertsteuern mitkassiert, sie wurden im Zeitraum 1987 bis 1999 um mehr als das Doppelte erhöht, und hatten so Einnahmesteigerungen von 32 auf 72 Milliarden Dollar jährlich zur Folge.

      Diese Entwicklung ist aber labiler und widersprüchlicher, als meist zugegeben wird. Während 1992 die Privathaushalte noch 285 Milliarden Dollar gespart haben, waren es 1997 weniger als die Hälfte, nämlich nur noch 121 Milliarden Dollar. 1997 waren die Privathaushalte mit 1,3 Billionen Dollar verschuldet, 1990 waren es noch 800 Milliarden Dollar gewesen. Gleichzeitig geht die Sparquote zurück, Sparkonten werden aufgelöst. Bemerkenswert ist, dass es oft die hohen Rechnungen von Krankenhäusern und Ärzten sind, die zur Zahlungsunfähigkeit oder zu neuer Kreditaufnahme führen. 40 Millionen Amerikaner sind überhaupt nicht krankenversichert, meist weil die Prämien zu hoch sind. Aber auch viele Versicherte müssen einen grossen Anteil der Behandlungskosten und Medikamente selbst bezahlen.

      Die Zahl der »private bankruptcies« (Privatkonkurse) hat 1998 mit 1,4 Millionen eine Rekordhöhe erreicht - und entspricht dem Doppelten des Vorjahres. Nach einer Statistik des US Census Bureau (Statistisches Bundesamt) hat jeder dritte erwachsene US- Amerikaner seine privaten Finanzen nicht im Griff. 49 Millionen kommen regelmäßig mit ihren Zahlungen für Miete, Darlehen und Autokredite in Verzug. Es sind inzwischen nicht nur die Armen, die über ein Haushaltseinkommen von umgerechnet weniger als 30 000 Mark verfügen. Ihre Rechnungen konnten regelmäßig 12,2 Millionen Amerikaner nicht bezahlen, die ein Haushaltseinkommen bis 60 000 Mark haben, 5,2 Millionen mit einem Haushaltseinkommen von 90 000 Mark sowie drei Millionen, die mehr als 120 000 Mark im Jahr haben. Es ist deshalb unwahrscheinlich, dass die durch Überschuldung der Privathaushalte mitfinanzierte Konjunktur der letzten fünf Jahre weitere 20 Jahre anhält.

      Weihnachtsfest für Unternehmenslobby

      Ob das Haushaltsgebaren der Clinton-Regierung nachahmenswert ist und ob auf diesem Wege die Staatsverschuldung zurückgeführt werden kann, ist aus diesen Gründen zweifelhaft. Dazu kommen andere Faktoren, die der Sonderstellung des ökonomisch mächtigen Weltpolizisten USA geschuldet und in anderen Staaten nicht wiederholbar sind, so die Ausweitung des weltweiten Rüstungsexports, die Abwälzung von Militärkosten auf andere NATO-Mitglieder und die protektionistische Handelspolitik (Zölle auf Importe).

      Es ist auch darauf hinzuweisen, dass die US-Einzelstaaten eigene Haushalte haben. Diese spielen im zentralistischen Staat USA eine wesentlich geringere Rolle als etwa im föderalen Bundesstaat Deutschland. Immerhin aber betragen die Gesamtschulden der 50 US-Staaten zusammen 447 Milliarden Dollar (1996). Insbesondere wichtige Staaten wie New York, Kalifornien, Massachusetts und New Jersey sind hoch verschuldet. Diese Schulden werden zwar öffentlich kaum erwähnt, so auch im genannten DIW-Bericht nicht. Sie spielen aber für die Verschlechterung der örtlichen Versorgung der Bevölkerung mit Schulen, Kindergärten und Sozialeinrichtungen eine wichtige Rolle, ebenso für die Infrastruktur wie Strassen, Brücken und Krankenhäuser. Hier ist ein ähnlicher Effekt zu beobachten wie in Deutschland: Kürzungen von Sozialleistungen im Bundeshaushalt belasten Einzelstaaten und Kommunen, von dieser Belastung wird aber öffentlich kaum geredet.

      Durch die jetzige Entwicklung ist die Alt-Verschuldung der Zentralregierung von 5,66 Billionen Dollar nicht aus der Weit geschafft, und sie würde nach den Haushaltsplänen der Regierung auch weiter anwachsen, im Jahre 2003 soll sie 6,06 Billionen Dollar betragen. Dafür müssen jährlich weiter Zinsen gezahlt werden, 363 Milliarden Dollar waren es im Jahre 1998. Das ist etwa ein Fünftel aller Steuereinnahmen und mehr, als für den Militärhaushalt ausgegeben wird. Um eine einfache Rechnung anzustellen: Wie lange würde es brauchen, um mit einem jährlichen Überschuss von 15 Milliarden Dollar die Gesamtschuld von 5,66 Billionen Dollar (bzw. 6,1 Billionen Dollar unter Einschluss der Schulden der Einzelstaaten) zurückzuzahlen? Ganz abgesehen von den unsozialen Folgen einer so weitergeführten Haushaltspolitik. »USA schuldenfrei« - ein Märchen.

      Zudem verlangt ein Grossteil der Wirtschaftslobby, allen voran die gegenwärtige Oppositionspartei, dass künftige Überschüsse nicht darauf verwandt werden sollen, die Schulden abzuzahlen, sondern um Steuern zu senken. Gegenwärtig findet in Washington ein »Weihnachtsfest der Interessenvertreter« statt. Die Partei der Republikaner will die kommenden Überschüsse als Steuersenkung an ihre Klientel verteilen. Multinationale Konzerne und die einheimische Stahlindustrie, Energieversorger und Produzenten von Öl, Gas, Atomkraft, Eisenbahnunternehmen und die Holzbranche sollen beschenkt werden. Im Vorfeld der Haushaltsdebatte im September schrieb die Washington Post: Ein Verbandslobbyist, der bei dieser Steuerentlastung nichts für seine Klientel heraushole, müsse sich »die Kugel geben«. Die Republikaner widersprechen nicht etwa empört dem Vorwurf, die Steuersenkungen kämen vor allem dem Big Business und den Reichen zugute. Das sei richtig so und gerecht, sagen die Republikaner, denn wer Arbeitsplätze finanziere, müsse belohnt werden, unabhängig davon, wie reich er schon sei.

      (*) Die Angaben zum Staatshaushalt der USA, zur Verschuldung der Privathaushalte usw. wurden vor allem dem Wall Street Journal Almanac 1999 sowie dem New York Times World Almanac and Book of Facts 1999 entnommen.

      04.08.1999 

      @sittin bull inv

      wie du siehst, ist das mit den angeblich geringen US-Schulden eine Sache für sich...


      @helmut_kohl

      ich weiß nicht, ob dir das schon mal jemand gesagt hat – aber es trägt nicht zur Qualität einer Diskussion bei, wenn man seine Gesprächspartner kurzerhand als schlecht informiert bezeichnet und ihnen außerdem das Recht auf ihre Meinungsäußerung abspricht. Da würde ich an deiner Stelle wirklich mal drüber nachdenken.

      Grüße,
      gieristnichtgut
      Avatar
      schrieb am 29.03.01 02:12:43
      Beitrag Nr. 116 ()
      ich oute mich hiermit als mitleser und muss euch einfach mal loben ! :)


      einer der besten threads, die zur zeit bei wo laufen !
      Avatar
      schrieb am 29.03.01 21:17:22
      Beitrag Nr. 117 ()
      @ gieristnichtgut

      aber es trägt nicht zur Qualität einer Diskussion bei, wenn man seine Gesprächspartner kurzerhand als schlecht informiert bezeichnet und ihnen außerdem das Recht auf ihre Meinungsäußerung abspricht

      Also wenn jemand schreibt, dass die USA es sich nicht leisten koennen Steuern zu senken (Zitat "das kann doch gar nicht stimmen!") aber die Daten ganz eindeutig zeigen, dass die USA eben doch erhebliche Ueberschuesse haben und deshalb ueber Steuergeschenke nachdenken, dann ist dieser jemand ganz einfach schlecht informiert. Das ist eine Tatsache. Wie soll ich damit umgehen? Nun ich habe freundlich darauf hingewiesen, dass man sich eben erst informieren sollte, bevor man solche Behauptungen aufstellt. Das widerspricht meiner Ansicht nicht den guten Sitten der Gespraechskultur, solange man niemanden beleidigt. Sollte sich der user sittin bull wirklich beleidigt fuehlen, dann werde ich mich natuerlich in aller Form entschuldigen.

      Nun zu Deinem Zeitungsartikel:

      04.08.1999

      Das sagt eigentlich schon alles. Er ist schon fast zwei Jahre alt.

      Durch die Einbeziehung des Rentenhaushalts in den Bundeshaushalt werden die Rentner auch um wesentliche Erträge betrogen, die dadurch entständen, würden die Überschüsse verzinslich angelegt, wie das bei anderen Pensionskassen, etwa der Unternehmen, heute weltweit üblich ist.

      Die 1.6 Billionen Dollar Steuererleichterungen kommen aus den Ueberschuessen ausserhalb der Social Security Ueberschuesse. D.h. fuer die von Bush geplanten Steuererleichterungen werden die Ueberschuesse aus der Sozialversicherung nicht angetastet. Dem Autor kann man nutuerlich keinen Vorwurf machen, weil 1999 noch niemand wusste wie das Steuerpaket von G.W. Bush aussehen wird.

      Durch die jetzige Entwicklung ist die Alt-Verschuldung der Zentralregierung von 5,66 Billionen Dollar nicht aus der Weit geschafft, und sie würde nach den Haushaltsplänen der Regierung auch weiter anwachsen, im Jahre 2003 soll sie 6,06 Billionen Dollar betragen.

      Die Haushatlsplaene, die 1999 existierten, sind nun schon veraltet. Tatsaechlich sind laut dem Financial Management Service (http://www.fms.treas.gov/annualreport/index.html) die "Public debt securities outstanding" zwischen 1998 und September 2000 von 5.53 Billionen auf 5.67 Billionen Dollar angewachsen, aber wie sollen wir auf ueber 6 Billionen wachsen wo doch dieses Jahr (trotz schwacher Boersenkurse) auch wieder ein Rekordjahr wird, wenn man die ersten fuenf Monate des Fiskaljahres betrachtet.

      Ausserdem ist es truegerisch, nur die "Public debt securities outstanding" zu betrachten. Ein grosser Teil dieser Treasuries befindet sich naemlich direkt oder indirekt im Besitz des Finanzministers. Wenn man von den "Public debt securities outstanding" die sog. "Net Federal securities held as investments by government accounts" abzieht (z.B. Treasury Bills im Besitz der Fed), bleiben nur noch 3.47 Billionen Dollar Verbindlichkeiten uebrig. Die Schulden (und damit auch die Zins-Zahlungen) werden also zu ueber 60% ueberschaetzt, weil man vergisst von den Schulden die Staatsanleihen abzuziehen, die sich bereits im Besitz der Federal Government befinden.

      Insbesondere sind naemlich die so berechneten Netto-Schulden, also die Staatspapiere, die sich auch tatsaechlich im Besitz von Privatleuten und Banken befinden, von September 1998 bis September 2000 um 8.3% gesunken. Wenn man das Ganze mal relativ zum BSP betrachtet, dann sind die Schulden von 42% des BSP auf 34% des BSP gesunken.
      Avatar
      schrieb am 30.03.01 00:36:07
      Beitrag Nr. 118 ()
      Ach Helmut,
      bei mir mußt du dich nicht entschuldigen.
      Solltest lieber das nächste Mal vorm Ausschuß sie Wahrheit
      herausrücken.


      Im Gegenteil, so wie es hier läuft, ist eine richtige
      Diskussion doch am schönsten.

      IMO ist es völlig egal, ob 30, 40, oder 50 % Verschuldung des
      BIP.
      Fakt ist doch, das jede jetzt ausgegebene Mark
      eine Kreditaufnahme auf die Zukunft ist.

      Wer selbst schon mal Schulden hatte, weiß,
      wie schwierig es ist, davon wieder herunterzukommen.

      Und gerade große Nationalstaaten haben gar kein Interesse daran,
      Schulden abzubauen.
      Lebt sich doch so viel bequemer.
      Das allein die Zinszahlungen die Größe einzelner
      Unterhaushalte erreicht, stört dich wohl auch gar nicht.

      Und wie lange es dauert, mit Überschüssen tatsächlich Schulden abzubauen,
      da mach ich mir lieber gar keine Gedanken drüber.
      Enweder sind noch die Kindeskinder damit beschäftigt,
      oder vorher regelt sich das von selbst...


      Sittin...
      Avatar
      schrieb am 30.03.01 13:09:25
      Beitrag Nr. 119 ()
      @helmut kohl

      Eine naive Frage zu den von der FED gekauften Treasuries. Muß der Staat USA nicht auch
      an die FED Zinsen zahlen. Dass die FED die Papiere (während der Zinserhöhungsphase) gekauft
      hat, bedeutet doch nicht, dass sie aus dem Verkehr gezogen worden sind. Immerhin ist
      die FED ja auch keine staatliche Organisation sondern eine von den privaten Investmentbanken
      initiierte Organisation.

      Wenn ich mich irre, bitte ich um Aufklärung.

      mfg
      Schließer
      Avatar
      schrieb am 30.03.01 17:32:08
      Beitrag Nr. 120 ()
      @ schloss

      Eine naive Frage zu den von der FED gekauften Treasuries. Muß der Staat USA nicht auch
      an die FED Zinsen zahlen. Dass die FED die Papiere (während der Zinserhöhungsphase) gekauft
      hat, bedeutet doch nicht, dass sie aus dem Verkehr gezogen worden sind. Immerhin ist
      die FED ja auch keine staatliche Organisation sondern eine von den privaten Investmentbanken
      initiierte Organisation.


      Du bist sehr detailliert informiert. Die Feds sind private Banken. Das wissen die wenigsten. Sie zahlen den Anteilseignern (den Member Banks) jaehrlich eine Art Dividende aus. Diese Dividende ist allerding eher symbolisch. Der allergroesste Teil der Gewinne (etwa 96%) geht direkt zur Treasury (=Finanzminister)
      Avatar
      schrieb am 31.03.01 01:24:27
      Beitrag Nr. 121 ()
      @Louis_Trenker

      hallo Louis, ich melde mich etwas spät, aber vielen Dank für dein Lob.

      Ich denke auch, dass es manchmal doch ganz spannend hier ist... Deine Touren über Gipfel und Schluchten der Weltbörsen sind aber ebenfalls äußerst lesenswert (und nicht zu vergessen der Klassiker: “Ernährung wiederangesiedelter Haselhühner (Bonasa bonasia) im Harz“ )

      @sittin bull inv

      schön, dass du wieder an Bord bist. Tatsächlich geht es mir wie dir – bei all den irren Zahlen – auf `ne Billion hin oder her kommt`s da wirklich nicht mehr an, oder? Und tatsächlich finde ich deine Befürchtung berechtigt, dass wir eine Party feiern, deren Kosten unsere Kinder und Enkel mal zu zahlen haben. Hast du nicht hier in diesem Thread den Fall eines Derivat-Handels geschildert, dessen Gewinne sofort und die Verluste dagegen erst in 30 Jahren anfallen? Finde ich spannend - berichte doch mal mehr...

      @ helmut_kohl

      die Entschuldigung finde ich echt in Ordnung
      So können wir weitermachen...

      Zu deinen Anmerkungen:

      – die US-Steuersenkungen halte ich, ehrlich gesagt, für größenwahnsinnig. Denn die Haushaltsplaner in den USA gehen doch von einer wirtschaftlichen Situation aus, die meines Erachtens einzigartig ist und nur auf ein paar Jahre beschränkt sein kann. Und in diesen paar Jahren gab es eben auch den Haushaltsüberschuss, der unter Bedingungen und mit Tricks entstand, die man der Welt vielleicht nicht als Standard empfehlen sollte.

      Aber zu sagen, das wird auch in den nächsten zehn Jahren so weitergehen und wir verteilen jetzt schon mal die Geschenke – das halte ich für vermessen. Vor allem weil das doch alles auf einer labilen Basis ruht (Börse, Konsumentenvertrauen, weltweites Anlegerverhalten u.a...). Oder um es in einem Bild auszudrücken: Die US-Steuersenkungs-Gurus verhalten sich wie ein Ehepaar, das in den zwei Jahren nach der Hochzeit zwei Kinder bekommt und sich nun ausrechnet, dass es in dreißig Jahren dreißig Kinder sein könnten. Und dann dafür schon mal das Kindergeld beantragt und fleißig auf Pump einkauft...).

      Ob diese Steuersenkung den gewünschten Effekt, nämlich eine Nachfragesteigerung, nach sich zieht, ist ja ebenfalls nicht klar – ganz zu schweigen davon, dass die Reichen davon klar bevorzugt werden. Und statt Steuern zu senken sollten die USA vielleicht wirklich mal zuerst daran denken, den staatlichen Aufgaben ausreichend nachzukommen. Dazu zählt meiner Meinung nach auch eine funktionierende Energieversorgung.

      – ja, leider ist der Text, wie du bemängelst, schon fast zwei Jahre alt. Die Crux an solchen (kritischen) Sachen ist eben, dass niemand vom Schreiben solcher Artikel leben kann (es ist eben keine Analyse für eine Großbank). Deshalb gibt`s auch nicht so viele Leute, die so etwas oft machen - da gehört vielleicht, nun, mmmh, Idealismus dazu (wenn jemand nicht weiß, was das ist – steht im Lexikon unter "I"...)

      – dass der Text von `99 ist und deshalb Bushs Steuerreform lediglich erahnt, finde ich nun auch nicht so schlimm. Generell meine ich sowieso, dass Clinton in seiner Politik eher ein "Republikaner light" als sonstwas war. Deshalb sind meines Erachtens die wirtschaftspolitischen Veränderungen bis zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht so gravierend - bis auf die Steuersenkung, die Gore aber auch angekündigt hat. Denn auf Clintons Wahlkampfmotto "it`s the economy, stupid" – "Es geht um die Wirtschaft, Dummkopf" waren doch die Republikaner immer schon neidisch. Und tatsächlich ist dann doch Clinton den Forderungen der Republikaner immer wieder zuvor- und entgegengekommen. Hat er nicht das lebenslange Recht auf Sozialhilfe abgeschafft? Und um mal abzuschweifen - Schröder ist unser Clinton, so ist zumindest meine Meinung.

      - noch was anderes: Wie ernst die Lage ist, zeigt sich auch gerade beim Besuch des Kanzlers in den USA (siehe: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,125514,00.html). Er werde nichts tun, was der amerikanischen Wirtschaft schade, meinte Bush dabei zur Absicht seiner Regierung, das Klimaschutz-Abkommen nicht zu unterzeichnen. Aber das kann es doch kein Stil sein für eine führende Weltmacht – dringende Umweltabkommen einfach abzulehnen, weil es den eigenen egoistischen Interessen schaden könnte. Wie wird das weitergehen? Weltmächte können sich meiner Meinung nach nur mit sehr viel Druck und Vertuschungen an der Macht halten, wenn sie ausschließlich darauf ausgelegt sind, eigene egoistische Interessen zu befriedigen.


      – dass die Lage in den USA wirklich ernster wird, kann zurzeit fast täglich in deutschen (Online-) Medien nachgelesen werden. Beim folgenden Text habe ich mir dann aber doch länger überlegt, ob ich ihn posten soll. Erstens ist`s mal wieder ein riesig langer Riemen, zweitens werden ihn viele schon kennen – er stammt aus dem aktuellen Pessimisten-Pflichtblatt "Spiegel" (oder sollen wir “Realisten-Pflichtblatt“ sagen? ) Aber irgendwie gehört er hier rein – volle Pulle sogar, wie ich finde.


      New Economy
      Blues im Silicon Valley


      Von Rafaela von Bredow

      Im Silicon Valley, der Wiege der New Economy, herrscht eine düstere Stimmung. Hunderte von Start-ups sind pleite, viele der einst hoch bezahlten Mitarbeiter landen auf der Straße.

      San Francisco – Es war einmal ein lauer Abend auf Treasure Island, der Schatzinsel in der Bucht vor San Francisco. Da schwebte ein mit Heißluft betriebenes Ufo über den Köpfen von rund 2000 jungen Menschen. Eine galaktische Lichterschau spiegelte sich in ihren Augen. Kartenleser raunten ihnen von strahlenden Zukünften, Schweine rannten zu aller Ergötzen um die Wette, und Akrobaten vom Cirque du Soleil federten durch die Lüfte. Masseure, Schuhputzer, ein Busservice zurück in die Stadt - alles war kostenlos. Es war jene Zeit, als alle feierten - das Internet, den Reichtum, sich selbst.

      Es war die Zeit, da konnten junge Frauen, frisch aus dem College, 150 000 Dollar im Jahr verdienen, indem sie Platz für Werbung auf einer Website verkauften. Ein Unternehmer dachte sich einfach nur einen Firmennamen aus und erhielt als Dankeschön für die hübsche Idee einen Porsche Boxster. Andere kassierten eine Prämie von einem Jahresgehalt nur dafür, dass sie einen Arbeitsvertrag unterschrieben. Und alle durften träumen von der Frührente als Millionär in den Sonnenparadiesen der Erde. Das Märchen aus dem Silicon Valley geht gerade zu Ende und überhaupt nicht happy. Die vermutlich schnellste Entschleunigung der Wirtschaftsgeschichte begann vor genau einem Jahr. Im März hatte die US-Technologiebörse Nasdaq kurz die unglaubliche Höhe von 5000 Punkten überschritten - um von da an in unendliche Tiefen zu stürzen. Jüngster Stand: 1929, minus 62 Prozent. Mit der Nasdaq fielen der deutsche Nemax, der Standardwert-Index Dax und auch das US-Barometer Dow Jones, bis vorige Woche regelrecht Panik an den Börsen herrschte. Täglich trieben die Zuckungen der Märkte den Brokern und Investoren das Adrenalin ins Blut. Am Donnerstag- nachmittag spielte die Wall Street endgültig verrückt: Am Ende lag der Dow Jones 20 Prozent unter dem Höchststand des vergangenen Jahres. In dem einen Jahr, in dem die Nasdaq immer aufs Neue nach unten sackte, haben sich 3,5 Billionen Dollar Papiervermögen verflüchtigt. 322 Internet-Firmen sind verschwunden, die Hälfte davon allein in den vergangenen drei Monaten. In nur zwölf Monaten legte sich der Blues übers Techno-Land Silicon Valley. Seit Anfang des Jahres haben dort 50 Firmen mindestens 6000 Leute gefeuert. Nachlassverwalter zerren Rechner, Billardtische und coole Aeron-Bürostühle aus den glasschimmernden und stahlpolierten Lofts der Dot.com-Firmenzentralen in San Francisco. An den Fassaden blähen sich still die Transparente: "Space for lease", Flächen zu vermieten. Parklücken klaffen, vorher kurvten VW-Beetles in knallig frechen Firmenfarben.

      Eine Ewigkeit scheint es her, dass all die jungen Papiermillionäre zur Party nach Treasure Island pilgerten, um dort nach 20jährigen Internet-Girlies mit kompatiblem Aktienpaket im Prada-Täschchen zu haschen. Vorbei die Zeit, als die Gründer sich voller Euphorie über Pläne zum Erwerb eines Firmenjets austauschten. Leasen? Oder gleich kaufen? Das war hier die Frage. Feten gibt es immer noch, in San Francisco wie im nahen Silicon Valley, und die Frauen stehen da wie früher und trinken ihren Cosmopolitan-Cocktail. Aber inzwischen heißen die Feste "Pink Slip Party", benannt nach rosafarbenen Kündigungsschreiben. Und die Handtaschen müssen groß genug sein, um mehrere Kopien des Lebenslaufs knickfrei transportieren zu können. Am Eingang zu solch einer Party bei Charlie`s in der Union Street in San Francisco steht Jon Gerber, seit drei Monaten arbeitslos, und streicht sich übers modische Ziegenbärtchen. "Na und, dann bin ich eben nicht Millionär geworden", sagt er. Er zuckt mit den Schultern. "Es könnte schlimmer sein."

      Die Aktienoptionen, mit denen sein Ex-Arbeitgeber, die Firma NorthPoint, einst das Gehalt versüßt hatte, seien zwischenzeitlich "mehrere Millionen Dollar" wert gewesen. Er trippelt von einem Fuß auf den anderen. Noch mal Achselzucken. "So ist das halt." Risiko! Gerber dreht sich um und taucht ins Party-Gedränge. Yahoo, Amazon, EBay oder AOL von Stephen Case, auch die Sprinter der New Economy sind ins Stolpern geraten. Selbst die Technologie-Konzerne, die lange als immun galten, haben mittlerweile Gewinnwarnungen herausgegeben. Cisco-Chef John Chambers leidet ebenso wie seine Kollegin bei Hewlett-Packard, Carly Fiorina. Zusammen sind Microsoft, Intel, Cisco, Oracle und JDS Uniphase inzwischen über eine Billion Dollar weniger wert als im vorigen März. Das ist rund zehnmal so viel wie das Kapital, das in sämtliche US-Neuemissionen im vorigen Jahr gesteckt wurde. Noch diskutieren die Ökonomen, ob der Niedergang der Technologiewerte den Abwärtstrend der gesamten Wirtschaft ausgelöst hat - oder umgekehrt. Wie auch immer das Drama ausgeht - die Nasdaq hat den Traum vom Wachstum ohne Ende und Reichtum für alle mit in die Tiefe gerissen. Dabei fing alles so schön an: 1995 mit dem legendären Börsengang von Marc Andreessens und Jim Clarks Firma Netscape, deren Aktien am ersten Handelstag vom ohnehin hohen Emissionspreis, 28 Dollar, auf unfassbare 58 Dollar stiegen. Damit pushten die Investoren das umsatzschwache Start-up - von Profiten ganz zu schweigen - auf einen Marktwert von über 2,3 Milliarden Dollar. Der Funke, der aus Netscapes Raketenstart sprang, entzündete einen weltweiten Boom. Leute wie Tim Draper, Partner in einer der einflussreichsten Wagniskapitalfirmen des Silicon Valley, heizten ihn mit Sprüchen an: "Das Internet ist die großartigste Revolution in der Weltgeschichte." Gründer wie Jerry Yang und Jeff Bezos wurden zu weltweiten Idolen. Die Nasdaq und dann der Neue Markt in Deutschland verzauberten die Graue-Anzug-Welt der Börsen in eine Gameshow für jedermann.

      Schließlich wimmelte es dort von abenteuerlustigen Jungunternehmern in Pulli und Jeans; jeder hatte die nächste großartige Idee, wie die Welt etwa mit einem Internet-Shop für Hundefutter zu verändern sei. Das eine große Ziel für alle lautete: "the next big thing". Taxifahrer, Teenager, Hausfrauen und Künstler in Amerika und Europa lernten die Börsenkürzel YHOO und AMZN auswendig, manch einer baute sich eine neue Existenz als Daytrader oder EBay-Auktionator auf. Es entstand ein Kapitalismus zum Liebhaben, einer zum Mitmachen. Der nannte sich: New Economy und funktionierte, zumindest eine Zeit lang, nach ganz neuen Regeln. Gewinne? Schlipse? Sparsamkeit? Das war die Old Economy. Das Silicon Valley und seine sympathische Gründerkultur gaukelten vor, dass es auch anders geht. Die Start-ups zelebrierten die neuen flachen Hierarchien, indem der Bote mittags einen Vice President beim Tischfußball besiegte, während Kollegen einander mit Spaßflinten Schaumstoffkugeln auf die Hintern schossen. Und sie waren erfolgreich - von 1998 bis 2000 haben Investoren in den USA fast 117 Milliarden Dollar in 1155 Start-up-Börsengänge an der Nasdaq gesteckt.

      Das Risikokapital floss in einem immer breiteren Strom in die neuen Unternehmen. Im letzten Herbst waren es fast 7,3 Milliarden Dollar allein fürs Silicon Valley. "Noch vor einem Jahr genügte eine Powerpoint-Präsentation, um 20 Millionen lockerzumachen", erinnert sich François Xavier Nuttall, 36, Gründer des Start-ups Audiosoft. "Heute geht fast gar nichts mehr, die Geldhähne sind eingetrocknet." Nach Monaten vergeblicher Suche nach ebendiesen 20 Millionen Dollar hat Nuttall fast alle Mitarbeiter entlassen müssen und ist jetzt dabei, das Hauptquartier seiner Firma vom Valley ins schweizerische Genf zurückzuverlegen. "Der American Dream ist für mich zu Ende." Viele der ehemaligen Cheerleader der neuen Ökonomie können den Absturz noch immer nicht fassen. Sie bemühen sich, mit süßen Worten den Aufschwung zur Rückkehr zu überreden: "Es ist keine Blase, die geplatzt ist", glaubt Guy Kawasaki, Chef der Wagniskapital-Bank Garage.com. "Es ist nur gerade Ebbe, und so sicher, wie es Ozeane gibt, wird die Flut wiederkommen."

      Kawasakis Meer hat sich indes ziemlich weit zurückgezogen - in den USA kündigen Web-Firmen beinahe täglich massenweise Entlassungen an. Das Branchenblatt "Industry Standard" hat auf seiner Website einen Kündigungszähler eingerichtet, dem zufolge im Schicksalsjahr von März bis März fast 73 000 Mitarbeiter aus US-Internet-Firmen gefeuert wurden. Allein im Januar landeten über 15 400 der so genannten Dotcommies auf der Straße. B2C, einst das hippe Kürzel für den Verkauf von Waren übers Internet an Endkonsumenten, heißt heute "Back to Cleveland", grob zu übersetzen mit: heim zu Mutti und Vati in die verhasste Provinz. Auch B2B ist wieder im Gespräch, aber diesmal als "Back to Business School", zurück zum Management-Studium. Im Noe Valley, einem der begehrteren Wohngebiete in San Francisco, sind plötzlich wieder Häuser zu mieten. Noch vor einem Jahr musste ein Suchender Schlange stehen mit hundert Mitbewerbern. Es ging um karge Zwei-Zimmer-Wohnungen, die 2500 Dollar Miete kosten sollten. Wegen der Web-Kids, die Latinos und Künstler aus Teilen San Franciscos verdrängten, hatte sich bereits ein kleiner Bürgerkrieg zusammengebraut: Das "Yuppie-Ausrottungsprojekt" begann, Aufkleber mit 24-Stunden-Ultimaten an die Windschutzscheiben schicker Autos zu pappen - wer sein Gefährt nicht rechtzeitig wegbewegte, riskierte, eine verkohlte Ruine wiederzufinden. Im Valley war es unter den Neureichen üblich, für den Hauskauf die Aktienoptionen zu beleihen. Pech nur, wenn diese statt ursprünglich 6 Millionen plötzlich nur rund 400 000 Dollar wert sind - das macht keine Bank mehr mit. Also: Notverkauf. So kam es, dass ein schickes Haus mit Pool in Menlo Park, das damals für fünf Millionen Dollar an solch einen Papier-Krösus ging, kürzlich für die Hälfte auf den Markt geworfen wurde. Auch die Vermieter von Büroflächen hatten sich lange an der Dot.com-Ära erfreut, denn die mit Investorengeld ausgestatteten Start-ups waren bereit, ein Vielfaches der bis dahin üblichen Miete in San Francisco zu zahlen.

      Gnadenlos flogen die traditionellen Geschäftsleute aus Lagerhäusern und Büroetagen. "Ich wusste, ich wäre auch dran gewesen, wenn mich nicht mein Mietvertrag noch eine Weile geschützt hätte", sagt eine mittelständische Unternehmerin aus der Textilbranche, die aus Furcht vor ihrem Vermieter anonym bleiben will. Dabei ist der jetzt ganz reizend zu ihr - seit seine kurzfristigen Lieblingsmieter, mehr als hundert Mitarbeiter eines Web-Start-ups, im Schatten der Krise das Fabrikgebäude verlassen mussten. "Danach hat er mich plötzlich mit einer Torte bedacht", erzählt die Firmenchefin, "inklusive Zuckerglasur". Um den Kern der damals so vitalen Firmen breiteten sich, wie ums Epizentrum eines Erdbebens, Ringe von Zweit- und Drittprofiteuren. Auch diese leiden heute. Roman Flodr zum Beispiel, Chef der Firma Video Amusement, profitierte bis vor etwa einem halben Jahr vom Spieltrieb der Internet-Kids, die Flipper und Billardtische in den Büroetagen zur Grundausstattung machten. Bei Flodr können die Start-ups Spaßgeräte leasen.

      "Inzwischen muss ich einmal in der Woche rausfahren und schnell meine schönen Maschinen abholen", erzählt Flodr. "Wenn die Todeskandidaten nämlich einmal Bankrott erklärt haben, ist es zu spät." Sein --- S.98 Lagerhaus platze bereits jetzt aus allen Nähten. Selbst die bisher überlebenden Internet-Firmen sind plötzlich sparsam. Sie geben kaum noch Geld für Marketing aus, für Partys schon gar nicht, auch nicht für Anzeigen. Vier der in San Francisco ansässigen Internet-Zeitschriften mussten inzwischen selber Leute entlassen. PR-Agenturen, aus dem Nichts gesprossen durch das Bestreben vieler Dot.coms, ganz schnell auf der ganzen Welt bekannt zu werden, machen reihenweise dicht. In den USA gibt es keine Meldepflicht, daher lässt sich schwer messen, wie viele der gefeuerten Internet-Arbeiter das Silicon Valley tatsächlich verlassen. Wahrscheinlich ist aber, dass die, die bleiben, ihr Geld fürs Erste beisammenhalten - schlechte Zeiten für den Einzelhandel. Zuerst sparen die Ex-Neureichen an der Luxuskarosse: Der Ferrari-Händler in Los Gatos hat bereits 20 Prozent seines Vorjahresgeschäfts verloren. Beim Porsche-Verkäufer Carlsen Motors in Palo Alto pflegten die besten aller Kunden zu den besten aller Zeiten Neuwagenpreise für gebrauchte Boxster zu zahlen - nur um die Warteliste von sechs Monaten zu vermeiden. Jetzt steht der Nachschub auf dem Hof - und trotzdem verkauft der Händler zehn Prozent weniger als im Vorjahr. Die Spirale verwirbelt sich womöglich doch noch zum Teufelskreis: Die Aussicht auf eine Rezession hält die Old Economy davon ab, in die Produkte von Software-Firmen und Web-Technologien zu investieren. Die verschreckten Privatinvestoren werden ohnehin nicht mehr ohne weiteres ihre Ersparnisse in dubiose Start-ups oder Risikofonds stecken. Das nächste Opfer auf dem Weg nach unten sind daher die Wagnisfinanzierer, sagt Paul Saffo, Valley-Langzeitbeobachter und Zukunftsforscher beim Institute for the Future. "Das echte Blut ist ja noch gar nicht geflossen."

      Vor allem Investoren, die spät, also zu hohen Preisen, bei den Firmen eingestiegen sind, "gucken dich jetzt an wie Rehe im Scheinwerferlicht", sagte Buzz Walters, Co-Chef der Risikokapital-Abteilung von Deutsche Bank Alex Brown vor zwei Wochen bei einer Podiumsdiskussion. Der einsame Börsengang des letzten Hoffnungsträgers gibt Saffos düsteren Prophezeiungen Recht: Das Start-up Loudcloud, immerhin eine Erfindung des Netscape-Gründers Marc Andreessen, hat bei seinem Börsengang vor zwei Wochen so wenig Geld eingespielt, dass allein eine der Wagniskapitalfirmen fast 12,8 Millionen Dollar verloren hat. Auf der Suche nach dem Sündenbock gehen alle Beteiligten aufeinander los. Die Gier der Gründer sei schuld gewesen, die nach der Auffassung von Lise Buyer, einer bekannten Internet-Analystin, alle denken, sie hätten ein gottgegebenes Recht, Millionär zu sein. Die Dotcommies wiederum prangern die Wagnisfinanziers an: Die hätten sie in diesen Wachstumswahn getrieben. Wahlweise sind auch die Analysten verantwortlich, die unschuldige Investoren zum Kauf der Aktien idiotischer Firmen berieten. Vor allem Analysten jener Banken, deren Investmentabteilungen wiederum die Dot.coms an die Börse gebracht haben. So schließt sich der Kreis, und alle schieben das Drama auf die Investmentbanken, auf Goldman Sachs, Credit Suisses First Boston, Merryll Lynch. Wie auch immer die Schuldfrage entscheiden wird, klar ist, dass weder die New Economy noch der Gründergeist gestorben sind. Manche Leute seien verwirrt von dem Unterschied zwischen der Dot.com-Blase und der New Economy, glaubt Katrina Heron, die gerade ihren Rücktritt von der "Wired"-Chefredaktion angekündigt hat. "Die New Economy ist eine gewaltige kulturelle und institutionelle Umwandlung vom industriellen zum Informationszeitalter", erklärt sie. "Das ist ein Erdbeben." Auch Zukunftsforscher Saffo betrachtet das Platzen der Blase mit großer Gelassenheit. "Das Silicon Valley geht alle zehn Jahre durch so einen Zyklus", sagt er. Für ihn sind die vergangenen Jahre eine Art "Fortgeschrittenenkurs in Unternehmertum", der all die jungen Gründer trainiert und motiviert habe. "Diese Leute haben hier innerhalb kürzester Zeit einen ganzen Geschäftszyklus vom Aufstieg bis zum Fall mitgemacht. Für diese Erfahrung brauche man anderswo in der Regel 20 Jahre. Er sagt den Akteuren von heute große Karrieren voraus: "Aus denen wird die beste Unternehmerschicht, die wir seit vielen Generationen gesehen haben."


      Man soll ja wirklich nicht schadenfroh sein, und die Sache ist ernst genug – aber am besten finde ich das Zitat: die Investoren, die spät eingestiegen sind "gucken dich jetzt an wie Rehe im Scheinwerferlicht"...

      Grüße,
      gieristnichtgut
      Avatar
      schrieb am 02.04.01 19:45:50
      Beitrag Nr. 122 ()
      @ gieristnichtgut

      die US-Steuersenkungen halte ich, ehrlich gesagt, für größenwahnsinnig. Denn die Haushaltsplaner in den USA gehen doch von einer wirtschaftlichen Situation aus, die meines Erachtens einzigartig ist und nur auf ein paar Jahre beschränkt sein kann. Und in diesen paar Jahren gab es eben auch den Haushaltsüberschuss, der unter Bedingungen und mit Tricks entstand, die man der Welt vielleicht nicht als Standard empfehlen sollte

      Niemand behauptet, dass fuer die geschaetzten zukuenftigen Ueberschuesse die gleichen Wachstumsraten, wie wir sie in den letzten fuenf Jahren beobachtet haben, zugrunde gelegt wurden. Selbst bei sehr moderatem Wachstum wird es Ueberschuesse geben. Die Budget-Schaetzungen werden vom Congressional Budget Office gemacht. Schau mal bei http://www.cbo.gov/otherdoc.html rein, da findet man die Details der Schaetzungen.

      Einige Zahlen:
      1: Von 1996 bis 2000 sind die Einnahmen um durchschnittlich 8.4% pro Jahr angestiegen. Das ist ungefaehr die gleiche Wachstumsrate wie das nominale BSP.
      2: In Zukunft werden viel kleinere Wachstumsraten fuer Einnahmen zugrunde gelegt: Von 2000 bis 2010 wachsen die Einnahmen nach Schaetzungen des CBO von 2008 auf 3102 Mrd. Dollar. Das ist eine jaehrliche Wachstumsrate von 4.4 %, also ganze 4 Prozentpunkte weniger als waehrend Boom-Phase zwischen 1996 und 2000. Wenn man mal von den 4.4% auch noch die Inflation runterrechnet (ca. 2.5 bis 3%) dann muessen die Einnahmen pro Jahr um 1.4 bis 1.9 Prozent wachsen. Geht man mal davon aus, dass Einnahmen ungefaehr proportional zum BSP sind, dann muss die US-Oekonomie um lediglich 1.4 bis 1.9 Prozent pro Jahr (real) wachsen, damit die Schaetzungen des CBO zutreffen.
      3: Mal nur so zum Vergleich: Seit 1948 ist das US-BSP im Schnitt pro Jahr um 3.5% real gewachsen. Der 10-Jahres-Durchschnitt lag fast staendig ueber 3%. Nur der 10-Jahres-Zeitraum von 1973 bis 1983 hatte durchschnittliches Wachstum von lediglich 1.97% pro Jahr (real) und das mit zwei ziemlich ueblen Rezessionen (1974 und 1980/81).

      Fazit: Die Schaetzungen des CBO sind ausgesprochen konservativ. Niemand behauptet, dass fuer die zukuenftigen Ueberschuesse die gleichen Wachstumsraten notwendig sind, wie zwischen 1996 und 2000.

      Ob diese Steuersenkung den gewünschten Effekt, nämlich eine Nachfragesteigerung, nach sich zieht, ist ja ebenfalls nicht klar - ganz zu schweigen davon, dass die Reichen davon klar bevorzugt werden.

      Nun, die Reichen zahlen auch die meisten Steuern, warum sollen sie dann nicht auch entlastet werden?

      Und statt Steuern zu senken sollten die USA vielleicht wirklich mal zuerst daran denken, den staatlichen Aufgaben ausreichend nachzukommen. Dazu zählt meiner Meinung nach auch eine funktionierende Energieversorgung.

      Das ist ein vollkommen neues Thema, das nur am Rande mit unserer Diskussion zu tun hat. Die Erfahrung in Californien zeigt, dass eher weniger staatliche Einmischung und mehr Deregulierung und freie Marktwirtschaft noetig ist.
      Avatar
      schrieb am 02.04.01 22:25:36
      Beitrag Nr. 123 ()
      Helmut,
      du bist wohl nie um eine Antwort verlegen!

      Das ist gut!
      Kommst du aus der Branche?

      Würde mir sehr einleuchten.


      Kennst du übrigens was vom Club of Rome von Meadows/Meadows?

      Nur interessehalber...
      Avatar
      schrieb am 03.04.01 00:03:05
      Beitrag Nr. 124 ()
      Zahlen die Reichen in den USA die meisten Steuern? Interessant, bei uns bezahlen sie ja praktisch keine.
      :D:D:D
      Avatar
      schrieb am 03.04.01 03:10:22
      Beitrag Nr. 125 ()
      du bist wohl nie um eine Antwort verlegen!

      Das fasse ich als Kompliment auf.

      Kommst du aus der Branche?

      Ich habe VWL studiert. Deshalb kenne ich mich ganz gut mit Daten aus.

      Kennst du übrigens was vom Club of Rome von Meadows/Meadows?

      Und ob. Die Leute werden von Oekonomen ziemlich belaechelt. Der Club der heissen Luft nennt man ihn auch.

      Zahlen die Reichen in den USA die meisten Steuern?

      Die 20% reichsten Amerikaner verdienen 60% des US Einkommens, zahlen aber auch 76% der gesamten Einkommensteuer. Die reichsten 1% der Amerikaner zahlen 33% der gesamten Steuern. Quelle: http://ftp.fedworld.gov/pub/irs-soi/disindin.pdf und http://ftp.fedworld.gov/pub/irs-soi/disindit.pdf
      Avatar
      schrieb am 03.04.01 19:09:31
      Beitrag Nr. 126 ()
      War auch so gemeint!


      Ich bin nicht ganz so weit gekommen,
      habe nur Wirtschaftsabi,
      dafür verdien ich aber auch nicht schlecht...

      ;)


      Trotzdem, ich bleibe dabei,
      die globale Geldmenge entspricht in keinster Weise
      den tatsächlichen Sachwerten.

      Nur der Fakt, das im Moment die Leute bei den meisten Währungen
      noch glauben, sie sei etwas wert sind,
      hält diese Blase am Leben.


      Nochmal:
      Nur, weil alle Welt glaubt, die USA sind eine wirtschaftliche Supermacht,
      steht der Dollar noch so hoch.
      Wehe, das ändert sich mal.
      Dann besteht auch hier gewaltiger Abwertungsdruck.


      Das es in den letzten Jahren extrem anders war,
      hatten wir so ca. 50 Werten an der Nasdaq zu verdanken,
      die zusammen so viel Wert waren wie die halbe andere Welt.


      So etwas gab es schon mal- 1989 in Japan.

      Folgen sind bekannt....
      Avatar
      schrieb am 05.04.01 01:43:46
      Beitrag Nr. 127 ()
      hallo - leider kann ich zurzeit nicht so oft Beitrage für den Thread hier verfassen - es gibt nämlich durchaus noch andere wichtige Dinge im Leben... . Außerdem werde ich leider nicht für das Schreiben von Beiträgen bei w:o bezahlt - von daher dauerts eben immer ein bisschen, bis ich Zeit und Muse dafür habe. Aber Folgendes ist mir wichtig:

      @sittin_bull inv

      wieder muss ich dir zustimmen. Eine starke Währung und ein riesiges Handelsbilanzdefizit, wie es die USA zurzeit vorführen, widerspricht meines Wissens jeglichen Grundregeln. Nochmal eines der ökonomischen Wunder, die die USA so drauf haben... Sollte der Kapitalimport in die USA nachlassen, ist eine Abwertung des Dollars unvermeidlich.

      @helmut_kohl

      nun, hmm, zu den von dir angesprochenen Themen:

      1. Steuersenkung

      wenn wir Herrn Greenspan Glauben schenken können, tendiert das US-Wirtschaftswachstum ja gerade gegen Null (oder sogar schon drunter, wenn wir „Neutron Jack“ Welch hören: http://www.spiegel.de/wirtschaft/konjunktur/0,1518,126487,0…). Selbst von da an ist es also noch ein gutes Stück bis zu den 1,4 Prozent, die du als Richtschnur für einen Haushaltsüberschuss angibst. Warten wir mal noch ein bisschen - ich bin wirklich gespannt, wie das in Zukunft aussieht.

      Dann - wo du den CBO-Bericht erwähnst. Du nennst nur die halbe Wahrheit. Denn:

      Das CBO warnt vor langfristigen Haushaltsrisiken

      Das Congressional Budget Office (CBO), das budgetpolitische Beratungsorgan des Congress, hat in einem im Oktober 2000 veröffentlichten Bericht auf die erheblichen Risiken der langfristigen Haushalts- und Schuldenentwicklung hingewiesen.
      Gegenwärtig bestimmen auf Bundesebene wachsende Haushaltsüberschüsse die politische Situation. Das CBO geht davon aus, dass sich die Einnahmeüberschüsse bis 2010 auf ca. 2,2 Billiarden USD aufsummieren, das Office of Management and Budget, das Haushaltsbüro des Präsidenten, prognostiziert einen Gesamtüberschuss von ca. 1,9 Billiarden USD. Vor diesem Hintergrund konzentrieren sich die aktuellen Auseinandersetzungen zwischen Präsident und Congress wie zwischen den Präsidentschaftskandidaten der beiden auf Steuersenkungen und neue Ausgabenprogramme.

      Die mittelfristigen Haushaltsüberschüsse resultieren vor allem aus den höher als erwartet ausfallenden Steuereinnahmen in Folge der Steuererhöhungen von 1990 und 1993, dem anhaltenden Wirtschaftswachstums und den geringer als erwarteten Ausgabenzuwächse. Sowohl die Einnahmen- wie die Ausgabenseite des Bundeshaushalts lassen jedoch auf längere Sicht Probleme erkennen, die zu einem schnellen Wiederanstieg der Verschuldung führen können.

      Der CBO-Bericht

      - betont insbesondere den aus der demographischen Entwicklung und medizinisch-wissenschaftlichen Innovationen resultierenden Ausgaben- und Kostendruck unter Social Security (Rentenversicherung), Medicare (Alterskrankenversicherung) und Medicaid (Krankenversorgung für einkommensschwache Haushalte).

      Aktuell sind die Ausgaben für die drei größten Bundessozialprogramme auf unter 8 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (GDP) zurückgefallen, bis 2020 wird aber mit einem kontinuierlichen Anstieg auf ca. 12 Prozent GDP, bis 2040 sogar auf ca. 17 Prozent GDP gerechnet. Problematisch ist zudem die den bisherigen Hochrechnungen zugrunde liegende Annahme konstanter Steuersätze. Die steigenden Realeinkommen wie die Inflation führen dazu, dass auch mittlere Einkommen in die 1990 und 1993 auf die oberen Einkommensgruppen zugeschnittenen Steuerprogressionsstufen hineinwachsen. Dies macht kostspielige Korrekturen am Steuersystem in den kommenden Jahren wahrscheinlich.

      Wesentlich beeinflusst wird die weitere Haushaltsentwicklung darüber hinaus von der Verwendung der laufenden Überschüsse. Nach den Berechnungen des CBO könnte selbst die vollständige Verwendung der Einnahmeüberschüsse für den Abbau der Bundesschulden nur bis ca. 2030 eine Rückkehr zu Haushaltsdefiziten verhindern, ein Verzicht auf Schuldentilgung führt demgegenüber bereits ab ca. 2015 zu neuen Defiziten.

      Auch im Hinblick auf diese Fakten möchte ich weiterhin davor warnen, die US-Haushaltspolitik als Vorbild hinzustellen. Im Artikel „Das Märchen von der Schuldenfreiheit“ hier im Thread ist ja schon sehr klar dargestellt worden, wie dieser Überschuss zustande kommt. Clinton, auf den das ja zurückgeht, hat dafür unter anderem das „Ende des Sozialstaats, so wie wir ihn kennen“, ausgerufen. Dazu gehörten unter rigide Kürzungen bei den staatlichen Krankenversicherungen Medicare und Medicaid.

      2. Steuern und Reiche

      Ich habe mal versucht, ein paar Fakten zum Thema „Reichtum in den USA“ zusammenzutragen:

      – Einkommen: Seit zwei Jahrzehnten öffnet sich die Einkommensschere in den USA immer weiter. 1977 verdienten die „unteren“ 80% der amerikanischen Familien 55,8% des Realeinkommens. 1999 waren es nur noch 49,6%. Das heißt, die „oberen“ 20% haben jetzt mehr Einkommen als alle übrigen zusammengenommen. Die reichsten 1% aller Familien (1,2 Mio. Familien mit 2,75 Mio. Personen) verdienten mehr als die ärmsten 38% (43,7 Mio. Familien mit 105,6 Mio. Personen). So einen massiven Einkommensunterschied hat es in der amerikanischen Geschichte noch nie gegeben.

      – Einkommensquellen: Den größten Teil des Einkommens der oberen 20% bilden realisierte Kapitalgewinne. Hinzu kommen zwei weitere Einkommensquellen, die in den letzten 20 Jahren massiv anwuchsen: Dividenden und Zinseinkünfte. Das Wachstum der Kapitalgewinne beruht vor allem auf zwei Arten von Spekulation: dem Anstieg der Aktienwerte und dem inflationären Preisanstieg bei Immobilien. Von 1955 bis 1990 stiegen die realisierten Kapitalgewinne langsam an, blieben jedoch in einem ziemlich moderaten Rahmen, meist (außer 1986) weit unter 200 Mrd. Dollar. Seit 1990 stiegen sie rascher. Zwischen 1995 und 1999 haben sie sich dann in nur vier Jahren von 180 Mrd. auf 530 Mrd. Dollar verdreifacht. Drei Viertel dieses Anstiegs um 370 Mrd. Dollar kam den oberen 20% zugute.

      – Vermögen: Die oberen 20% der Amerikaner verdienen deshalb so viel, weil sie schon Reichtum besitzen, der Zinseinkünfte und anderes liefert. Beim Besitz ist der Gegensatz zwischen Arm und Reich noch größer als beim Einkommen. Die (gemessen am Eigentum) reichsten 10% der amerikanischen Familien besitzen zwischen 70% und 90% der Aktien, Anleihen, Grundbesitz, Treuhandvermögen und Futureskontrakte. Ihnen gehören mehr als 90% aller nichtstaatlichen Unternehmen

      – Vermögensunterschiede: Zählt man alle Vermögenswerte zusammen, so entfallen 6473 Bio. Dollar oder 31,5% auf die unteren 90% und mehr als zwei Drittel (68,5%), nämlich 14046 Bio. Dollar, auf die obersten 10%. Und das eine Prozent der Superreichen, das weniger als drei Millionen Menschen ausmacht, besitzt mit 35,1% Anteil am Reichtum mehr als die unteren 90% der amerikanischen Familien (fast 250 Millionen Menschen) zusammengenommen (die haben 31,5% Anteil). So groß waren die Gegensätze bei den Besitzverhältnissen seit 1929 nicht mehr.

      – Verschuldung: Genau umgekehrt ist die Lage bei der privaten Verschuldung. Die unteren 90% sitzen auf 70,9% der Schulden. Denn viele versuchen, einen einmal erreichten Lebensstandard bei sinkender Kaufkraft durch Schuldenmachen zu erhalten.

      – Armut: Die Unterschiede des Lebensstandards zwischen Arm und Reich gehen aber noch viel weiter. Denn die genannten Zahlen sagen nichts über den Zusammenbruch der Infrastruktur aus: Schließung von Krankenhäusern, Abbau der medizinischen Versorgung, Kollaps im Verkehrswesen, dramatischer quantitativer und qualitativer Verfall des Bildungswesens. Oder das Beispiel Wohnen. 1963 mußte ein durchschnittlicher Arbeitnehmer (außerhalb des Farmsektors) 339 Wochenlöhne aufbringen, um sich ein Haus zu kaufen oder zu bauen. 1998 waren es 761 Wochenlöhne. Die Kaufkraft ist also in diesem Bereich um 48% gesunken.

      – Von der Steuersenkung würden wieder die reichsten 1% der Amerikaner profitieren. Sie würden etwa 627 Mrd. Dollar Steuern sparen, jeder einzelne im Durchschnitt um die 40000 bis 50000 Dollar jährlich. Auf die untersten 20% zusammengenommen entfielen ganze 0,6% der Steuersenkung, nur 10 Mrd. Dollar. Ein Steuerzahler aus diesen unteren 20% würde jährlich die Summe von 43 Dollar sparen. „Bei dieser Steuerreform bekommt jeder Reiche einen 40 000-Dollar-Wagen pro Jahr geschenkt, und beim Normalverdiener reicht es für einen neuen Auspuff", sagte der Führer der Demokraten im Senat, Tom Daschle, dazu.

      (viele Daten stammen zwar noch aus den 90ern, gelten aber im Prinzip immer noch - die aktuellen Vermögensverluste durch den „Salami-Crash“ sind natürlich aber nicht einbezogen)

      Wie man sieht, lässt es Bush jr. also genau an der richtigen Stelle regnen. . Denn der Mann denkt an seine Leute: http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/4844/1.html

      Doch das Ganze geht selbst den Reichen zu weit und führt zu bizarren Effekten: die Superreichen wehren sich und wollen Steuern zahlen. Unglaublich, aber wahr: http://www.morgenweb.de/archiv/2001/02/21/politik/20010221_s….

      Was Bush letztendlich will, ist eine Übergabe von staatlichen Aufgaben an private Institutionen – mit Auswirkungen, die dann doch ziemlich befremden. So wurden private Stiftungen um Geld gebeten, um das desolate Wahl- und Zählsystem in Florida auf Vordermann zu bringen (wenn nichts passiert, ist das George W. vielleicht auch nicht so unrecht )


      3. Zum Thema „Stromkrise in Kalifornien“

      Das wäre wirklich einen Extra-Thread wert (gibt’s übrigens auch schon: Seuchenvogel hat hier im Board als Erster in einem Thread auf die Risiken hingewiesen). Nur soviel: Ich stimme zu, dass, wenn Privatisierung, dann hätten sie es wirklich richtig machen sollen. Aber an der kalifornischen Stromkrise zeigt sich meiner Meinung nach auch exemplarisch der Geist der USA in den 90ern: Die Strompreise wurden künstlich niedrig gehalten und es wurde bedenkenlos konsumiert, obwohl klar war, dass das „dicke Ende“ irgendwann kommen muss. Und kein Gedanke an Energiesparen – insgesamt machen die Amerikaner etwa 5 Prozent der Weltbevölkerung aus, verbrauchen aber 25 Prozent der weltweiten Energiereserven, obwohl mit geringem Aufwand dort viel gespart werden könnte. Dass etwas geändert werden müsste, sehen viele US-Amerikaner mittlerweile genauso: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,126332,00.…

      Und auch das Thema Privatisierung wäre ein Thread für sich. Um da auch einmal ein bisschen am Mythos zu kratzen: Ein aktuelles Beispiel für den Aberwitz dieser Ideologie bietet doch die Telekommunikationsbranche. Wie sieht dort das Ergebnis nach ein paar Jahren Privatisierung und Marktfreigabe aus? Konzerne, die bis zum Kragen in Schulden stecken, und zwar soweit, dass mancher Banker deswegen zurzeit äußerst schlechte Träume hat. Und wenn dort einmal die Bankrottwelle beginnt (die ja schon angefangen hat - ich sage nur „Teldafax“), wie sieht es dann mit den so hochgepriesenen Arbeitsplätzen und der Ersparnis für die Bevölkerung aus? Und mit den angeblich viel komfortableren Leistungen für alle?


      So, dann noch was in eigener Sache:

      Vielleicht ist es hier auch mal generell ein Wort der Klärung angebracht: Ich hoffe, ich werde hier nicht missverstanden - das hier soll kein USA-Hass-Beitrag und auch kein solcher Thread sein. Meine Sympathie gehört den „kleinen Leuten“ in den USA, die es, genauso wie hier, schwer haben. Und sie gehört auch den vielen in den USA, die mit den aktuellen Entwicklungen nicht einverstanden sind.

      Im Grunde, und das klingt jetzt vielleicht überraschend, ist mir die USA auch nicht so wichtig. Was mich aber wirklich stört, und das aus eigenem Erleben, ist die Heilslehre von der Globalisierung und ihre neoliberalen Jünger, für die die USA nun mal das Traumland sind. Der Geist, der sich durch solche Vorbilder breit macht, hat schon längst begonnen, viel von der Solidarität und der Menschlichkeit auch bei uns auszuradieren und lächerlich zu machen. Und gegen so Weltbilder will ich ein bisschen dagegenhalten, gerade hier...


      So, nach dem „Wort der Woche“ noch was ganz anderes. Seit langem überlege ich mir, wie man diesen vor Pessimismus strotzenden Thread etwas fröhlicher gestalten kann. Und da bin ich dann doch auf Folgendes gestoßen (gehört zwar überhaupt nicht hier rein, aber trotzdem): http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,126367,00.html

      Hat doch was, oder?
      Avatar
      schrieb am 05.04.01 02:04:57
      Beitrag Nr. 128 ()
      hallo gieristnichtgut!ich finde deinen beitrag gut !!
      Avatar
      schrieb am 05.04.01 02:27:32
      Beitrag Nr. 129 ()
      hi gieristgarnichtgut,

      gelungener thread, verfolge ich schon eine Weile, Kompliment auch von mir.

      ...weiter so,

      ;) rainrain
      Avatar
      schrieb am 05.04.01 16:42:38
      Beitrag Nr. 130 ()
      @ gieristnichtgut

      Selbst von da an ist es also noch ein gutes Stück bis zu den 1,4 Prozent, die du als Richtschnur für einen Haushaltsüberschuss angibst. Warten wir mal noch ein bisschen - ich bin wirklich gespannt, wie das in Zukunft aussieht.

      Ich habe ja auch nirgends geschrieben, dass die US-Wirtschaft jedes Jahr um 1.4% wachsen muss, sondern es reicht, wenn sie ueber 10 Jahre im Schnitt 1.4% waechst. Wie oben schon erwaehnt: So niedriges Wachstum hat es selbst in den 10 Jahren von 1973-1983 (zwei grosse Rezessionen) nicht gegeben. Und wenn es dieses Jahr noch eine Rezession gibt, dann

      Die steigenden Realeinkommen wie die Inflation führen dazu, dass auch mittlere Einkommen in die 1990 und 1993 auf die oberen Einkommensgruppen zugeschnittenen Steuerprogressionsstufen hineinwachsen. Dies macht kostspielige Korrekturen am Steuersystem in den kommenden Jahren wahrscheinlich

      Ich weiss nicht, wer das geschrieben hat, aber der Autor aus drei Gruenden keine Ahnung:
      1: Wenn Einkommen in die hoeheren Steuerklassen hineinwachsen (z.B. durch Inflation) dann ist das doch gut fuer den Haushalt: Mehr Steuereinnahmen!!!
      2: Korrekturen am Steuersystem gab es schon immer: Die Grenzen der Steuerklassen und die Freibetraege fuer alle moeglichen Dinge werden schon seit Jahren der Inflation angepasst. Ich muss es wissen: Ich zahle meine Steuern naemlich hier in den USA!!!
      3: Kostspielig ist das ueberhaupt nicht: Jedes Jahr bekomme ich ein Heft mit den Instruktionen fuer die Steuererklaerung und im Anhang sind die Steuertabellen und Steuerformeln.

      für den Abbau der Bundesschulden nur bis ca. 2030 eine Rückkehr zu Haushaltsdefiziten verhindern

      Nicht zu fassen! Einerseits sagst Du, wir sollen den Schaetzungen bis 2010 nicht vertrauen, weil da zu viel Unsicherheit im Spiel ist, aber dann kommst Du hier mit Schaetzungen bis 2030 an.

      Den größten Teil des Einkommens der oberen 20% bilden realisierte Kapitalgewinne. Hinzu kommen zwei weitere Einkommensquellen, die in den letzten 20 Jahren massiv anwuchsen: Dividenden und Zinseinkünfte. Das Wachstum der Kapitalgewinne beruht vor allem auf zwei Arten von Spekulation: dem Anstieg der Aktienwerte und dem inflationären Preisanstieg bei Immobilien

      Na, dann freut es Dich ja sicherlich zu hoeren, dass die Gewinne aus Kapitalvermoegen in Zukunft etwas duenner aufallen werden. Es trifft vor allem die Reichen.

      Auf die untersten 20% zusammengenommen entfielen ganze 0,6% der Steuersenkung, nur 10 Mrd. Dollar

      Da hauptsaechlich die Haushalte mit hohem Einkommen fuer die Ueberschuesse verantwortlich sind, sollen sie auch spuerbar entlastet werden, alles andere ist Sozialismus.

      Die unteren 20% zahlen nur 0.24% der gesamten Steuern und bekommen 0.6% der Steuersenkung. Da sie ohnehin so gut wie keine Steuern zahlen, sollten sie auch nicht nicht sonderlich von den Steuersenkungen profitieren. Trotzdem bekommen sie ueberproportional viel Steuern zurueck (0.6 verglichen mit 0.24).

      Oder mal anders ausgedrueckt: Die top 1% zahlen im Jahr ca. 553 Mrd. Dollar Steuern und werden im Jahr um 62.7 Mrd entlastet. Die unteren 20% zahlen im Jahr 4 Mrd. Dollar Steuern und werden um 1 Mrd. entlastet. Prozentual ist das 11.3% fuer die Reichen und 25% fuer die Armen. Das Steuerprogramm von Bush bevorzugt also prozentual gesehen die Haushalte mit niedrigem Einkommen.

      Trotzdem: Ich will hier nicht als Bushonomics-Anhaenger erscheinen. Eines will ich ganz klar sagen: Bushs Plan ist nicht optimal. Aber er ist der beste, den Politiker bis jetzt vorgeschlagen haben. Wenn es Euch interessiert, hier ist mein Vorschlag:

      Zunaechst die Lagebeschreibung:

      1: Von 2001-2010 sieht es so aus, als haetten wir riesige Budget-Ueberschuesse, die dafuer sorgen, dass bis 2008 alle Staatsschulden getilgt sind, wenn keine Aenderungen am Steuersystem vorgenommen werden.
      2: Staatsschulden sind auf historisch niedrigem Niveau: Net-Indebtedness betraegt 3410 Mrd. Dollars, nur rund ein Drittel des US-BSP.
      3: Staatsschulden sollten nicht weiter gesenkt werden, weil Treasury Bills ein wichtiges Finanzmarkt-Instrument sind, und zum Beispiel von Banken als Sicherheit bei den Federal Reserve Banks hinterlegt werden. Eine Alternative zu den Treasuries, was Groesse des Marktes, Liquiditaet, und vor allem Sicherheit angeht, gibt es leider nicht.
      4: Das US-Rentensystem wird irgendwann zwischen 2030 und 2040 in grosse Schwierigkeiten kommen: Dann sind die Reserven aus dem Trust Fund aufgebraucht und die Rentenbeitraege reichen nicht mehr aus um die Renten zu finanzieren.

      Das Problem:
      Wie transferieren wir die Ueberschuesse dieses Jahrzehnts ins Jahr 2040, ohne dabei das Schuldenniveau absinken zu lassen?

      Die Loesung:
      Die Ueberschuesse von heute werden dazu benutzt, die Renten der heutigen retirees zu bezahlen (oder zumindest einen Teil der Renten). Die Rentenbeitraege von heute werden in die IRA (individual retirement accounts) der Beitragspflichtigen investiert. Dadurch verringern sich die Rentenansprueche der heute Beitragspflichtigen, aber die heute Beitragspflichtigen sparen ihre Beitraege ja in ihren IRAs und bekommen dort eine viel bessere Rendite, als in einem Rentensystem nach Umlage-Verfahren.

      Dadurch wird folgendes erreicht:
      1: Nach und Nach kann das ungerechte Umlage-Verfahren zumindest zum Teil in ein Kapitalbildendes Verfahren zu transferieren.
      2: Die Staatsschulden werden nicht abgebaut (was meiner Meinung nach posiitiv ist, siehe oben), aber auch nicht ausgeweitet, weil naemlich in Zukunft weniger Renten ausgezahlt werden muessen.
      3: Fuer die Rentner von heute aendert sich nichts.
      4: Fuer die heute Beitragspflichtigen bleiben die Rentenbeitraege bei konstant 6% des Bruttoeinkommens, allerdings wird ein Teil dieser Beitraege in die IRA, also die persoenlichen Depots, investiert und erwirtschaftet dort ein viel bessere Rendite als das Verlust-Geschaeft Social Security.
      Avatar
      schrieb am 06.04.01 00:43:04
      Beitrag Nr. 131 ()
      @jacops + rainrain

      vielen Dank für die Blumen. Tja, es stimmt wohl: Nichts ist spannender als Wirtschaft, oder?


      @helmut_kohl

      nun, das Wichtigste mal zuerst:

      „alles andere ist Sozialismus“: das ist nicht fair. Nicht jeder, dem die aktuelle Lage nicht behagt, wünscht sich die Welt von Erich & Co. zurück. Und so Vorwürfe nerven auch, denn das ist immer die argumentative „Keule“, die kommt, sobald man vorsichtig andeutet, dass das eine oder andere doch nicht ganz in Ordnung ist.

      Aber tatsächlich denke ich, wir müssen so langsam beginnen, uns Gedanken zu machen, wie’s anders weitergehen könnte. Denn die Verheißungen der Globalisierungs-Propheten zeigen sich doch langsam aber sicher als das, was sie immer schon waren: heiße Luft, die aber fanatisch angepriesen wurde.

      Wir könnten, was die Alternativen betrifft, ja zum Beispiel nach – Amerika schauen .

      Präsident Franklin D. Roosevelt (der für mich sowieso das „bessere“ Amerika repräsentiert – kein Vergleich zum seltsamen Clinton) hat zum Beispiel mit seinem „New Deal“ Maßstäbe für eine demokratische Sozialpolitik gelegt. Eine Politik, die auf Ausgleich und nicht auf Verschärfung der Gegensätze aus war. Unter anderem hat er mal gefordert, dass kein Amerikaner ein Nettoeinkommen von über 25 000 Dollar haben sollte (umgerechnet auf heutige Zeiten wären das etwa 250 000 Dollar).

      – zu deinen Renten-Vorschlägen: klingt vernünftig. Vorausgesetzt natürlich, man stimmt deinen Prämissen (V-Verlauf der US-Konjunktur, Haushaltsüberschüsse etc.) zu - was ich nicht tue, wie mittlerweile klar sein dürfte. Dabei möchte ich es aber auch belassen - denn, wie schon geschrieben, wir werden sowieso im Verlauf des Jahres mehr und detaillierter Bescheid über den US-Konjunkturverlauf wissen. Die Warnungen vor einer herben Rezession verdichten sich jedenfalls, und die Gefahren sehe ich auch trotz (oder gerade) wegen einer solchen panischen Wahnsinns-Rallye wie heute.

      - Thema CBO-Report: meines Wissens hat der von mir gepostete Text lediglich ein CBO-Dokument übersetzt. Der Text stammt von einer Uni-Seite und ist schon o.K. – mir fehlt nur die Zeit, das Original nachzurecherchieren. Vielleicht kannst du selbst mal gucken? Der Bericht muss irgendwann im Oktober 2000 erschienen sein. Und die CBO rechnet halt mal in ihren Dokumenten bis 2030. Außerdem - da poste ich mal was Nicht-Negatives zur USA – schon ist’s wieder nicht Recht...


      Beim Thema „Steuern in den USA will ich jetzt auch nicht ins knifflige Detail gehen – ich zahle meine Steuern nämlich nicht in den USA (aber dafür in D – und ich tu’s auch nicht gern )


      Was mich aber zurzeit eher beschäftigt, ist der große Rahmen, in dem dieser Mega-Boom in den USA stattfand. sittin bull inv hier im Thread hat nämlich wirklich Recht - die USA verdanken viel von ihrem Wohlstand dem Glauben, es mit einer unwiderstehlichen Supermacht zu tun zu haben. Wehe, da kratzt mal einer dran...Dazu fällt mir ein wirklich bemerkenswertes Interview mit dem US-Politikwissenschaftler (und Ex-CIA-Berater) Chalmers Johnson ein, das der „Spiegel“ vor der US-Wahl führte. Das Interview trägt den Titel „Die Rolle eines Ersatz-Rom“. Ich poste nur mal ein paar Antworten - es ist echt heftig:


      "Die Rolle eines Ersatz-Rom"


      SPIEGEL: Herr Professor, werden die USA auch unter ihrem neuen Präsidenten die Welt als Supermacht dominieren?

      Johnson: Das ist und bleibt die erklärte Absicht, ob der Präsident nun Gore oder Bush heißen wird. Die Unterschiede zwischen Demokraten und Republikanern sind hier nicht von tiefer, grundsätzlicher Natur. Und beide wollen das Militärbudget, das schon jetzt größer ist als die Ausgaben für Verteidigung weltweit, noch einmal kräftig aufstocken.

      SPIEGEL: Die "unersetzliche Nation", wie sich die Amerikaner gern nennen, hält ihre allumfassende Präsenz eben für unverzichtbar.

      Johnson: So formuliert das unsere politische Elite. Die Amerikaner sind zutiefst davon überzeugt, dass ihre Rolle in der Welt eine tugendhafte ist und ihre Handlungen praktisch unfehlbar sind - gut für andere wie für sie selbst. Die Amerikaner suchen ihre Macht bis in jeden Winkel der Erde auszudehnen und benutzen dabei ihr Kapital dazu, ein Weltwirtschaftssystem nach ihrem Gusto durchzusetzen, was das auch immer die jeweiligen Länder kosten mag.

      SPIEGEL: Wir sehen niemanden, der Washington diese globale Rolle streitig machen könnte.

      Johnson: Hochmut kommt immer vor dem Fall. Aus der Geschichte wissen wir, dass Weltreiche früher oder später kritische Stadien erreichen. Amerika ist arrogant, überheblich, selbstsicher. Für die meisten Amerikaner war es noch 1988 unvorstellbar, dass die Sowjetunion drei Jahre später verschwinden würde - auseinandergebrochen und am Ende.

      SPIEGEL: Ein merkwürdiger Vergleich - das Sowjetreich war voller innerer Widersprüche, wirtschaftlich ausgepowert und von den Amerikanern im Wettrüsten ausgeblutet.

      Johnson: Was die Sowjetunion zu Fall brachte, war ihre imperiale Überdehnung, nicht der Wettbewerb mit den USA oder die Unfähigkeit zur Reform. Amerikaner denken, sie seien gegen das russische Schicksal immun. Das ist falsch. Amerikaner haben wenig Talent für Veränderung.

      SPIEGEL: Eines der Hauptthemen im US-Präsidentschaftswahlkampf war die Frage, wie der Haushaltsüberschuss verteilt wird. Und da spielen Sie die Kassandra und reden von einem bevorstehenden Zusammenbruch?

      Johnson: Überschuss? Am liebsten würde das amerikanische Militär, das auf dem besten Wege ist, sich in ein autonomes System zu verwandeln, davon jeden Dollar ausgeben. Nach der Wahl am 7. November beginnt ein neuer politischer Zyklus. Es ist durchaus vorstellbar, dass dann der Wirtschaftsboom ins Stottern gerät, es zu einer abrupten Wende und zum ökonomischen Niedergang kommt.

      SPIEGEL: Gleichwohl müssen Öl- und Börsenschock die Amerikaner weniger in Unruhe versetzen als andere.

      Johnson: Das stimmt, und es stimmt nicht. Schauen Sie sich mal im Fernsehen die endlosen Anzeigen für Börsenmakler an, den Nasdaq oder die Internet-Firmen - all das, was Rudolf Hilferding "Finanzkapital" genannt hatte: Nun sagt aber jeder Wirtschaftstheoretiker von Adam Smith bis John Hobson, dass der überwiegende Einfluss von Finanzkapital an Stelle von Fertigungsprozessen ein Indiz ist für eine kapitalistische Wirtschaft in der Krise.

      SPIEGEL: Wie alle prosperierenden Staaten des Westens sind die USA auf dem Weg zu einer Dienstleistungswirtschaft ...

      Johnson: ... was für die normalen US-Familien heutzutage bedeutet, sich mit zwei Jobs mehr schlecht als recht über Wasser zu halten. Was stellen wir selber denn noch her? Ich fahre einen Honda, der angeblich in Ohio produziert wird. Von uns stammt aber nicht viel mehr als der Plastikhalter für den Kaffeebecher; alles, was das Auto zu einem guten Fahrzeug macht, kommt in Wahrheit aus Japan. Oder nehmen Sie so schöne Sachen wie Kassettenrecorder oder CD-Spieler. Da kann mit den Japanern keiner mithalten.

      SPIEGEL: Die USA sind noch immer ein Nettoimporteur von Kapital.

      Johnson: Wir sind angewiesen auf den stetigen Zustrom ausländischer Investitionen und haben selber keine Ersparnisse. Unsere hohen Produktionskosten treiben alle Herstellungsprozesse in die Niedriglohnländer. Beispiel China: Ein Teil der Boeing-Bauteile wird mittlerweile in einer Militärfabrik der Volksbefreiungsarmee in Xian hergestellt. Das macht Sinn für eine Firma, über einen kürzeren Zeitraum. Aber langfristig gesehen ist der strukturelle Einfluss verheerend: Es folgt möglicherweise der Zusammenbruch der Nachfrage. Denn die Leute, die die Produkte herstellen, können sich die Sachen nicht leisten - sei es in Indien, Mexiko oder China. Und bei uns sind die Durchschnittsfamilien zunehmend verschuldet. Wir kaufen Billigprodukte, aber auf Kosten eines immer größeren Handelsdefizits. Unsere Wirtschaft steht auf tönernen Füßen.

      SPIEGEL: Gibt es denn nicht die Möglichkeit, dass sich diese Gesellschaft und ihre Institutionen als flexibel erweisen und erneuern?

      Johnson: Zu den wenigen Elementen, die für unsere Erneuerung sprechen, gehört die Einwanderungspolitik. Die ist einmalig. Wir bekommen noch immer die besten Menschen aus der ganzen Welt. Bei IBM in New York riecht es um die Mittagszeit vor allem nach Curry - die meisten der Spitzenkräfte dort sind aus Bangalore. Die Einwanderungspolitik ist eine unserer großen Stärken. Aber sonst sieht es duster aus. Eigentlich müsste der Dollar im Keller stecken, dürften wir Amerikaner uns gar keine Auslandsreisen mehr leisten.

      ....

      SPIEGEL: Im 19. Jahrhundert nannte man das Imperialismus, heute wohl Globalisierung.

      Johnson: Amerikaner lieben es, Euphemismen zu erfinden. Freie Welt oder Globalisierung. Das klingt schön, latinisiert und gaukelt Unvermeidbarkeit vor. Aber das ist Bullshit. Globalisierung ist eine amerikanische Ideologie. Sie steht für Ausdehnung zu unseren Bedingungen und für Freihandel, solange der uns nützt. Solange wir die Bedingungen in Indonesien, Südkorea oder Brasilien diktieren können. Aber solch eine Politik muss Gegenwehr hervorrufen gegen einen Staat, der weltweit noch immer 65 größere Militärstützpunkte unterhält.

      .......

      Das gesamte Interview kann unter http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,102283,00.html nachgelesen werden


      Überhaupt möchte ich hier zum Schluss mal wieder den „Spiegel“ loben. Das war nämlich das einzige größere Magazin/Zeitung, das immer wieder warnende Artikel brachte und bringt. So auch heute:http://www.spiegel.de/wirtschaft/maerkte/0,1518,126347,00.ht…. Und sie haben Recht behalten, auch was ihre Warnungen vor der Blase am Neuen Markt betrifft. Da haben sie nämlich auch zu einer Zeit gewarnt, als alle anderen noch hysterisch jubelten (und die Konkurrenz von „Focus“ einen Kumpel des unsäglichen Kurt Ochner die Geldmarktseiten machen ließ - klingt jetzt nach Verleumdung, ist aber wahr: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,97936,00.html}
      Avatar
      schrieb am 06.04.01 17:47:23
      Beitrag Nr. 132 ()
      was ist, wenn in einer etwaigen krise ein run in "nur bares ist wares" los geht, und es wird ein albtraum ?

      bargeld wird m.e. sowieso unterschätzt
      ( unter anderem m.e. ein faktor, warum der euro schwächelt, es gibt ihn noch nicht als bargeld, sprich schwarzgeld )


      nicht auszudenken, wenn es bereits eine nicht mehr unterscheidbare "blüte" gibt, und sie massenhaft im umlauf ist



      zwar alt, aber vielleicht ein garnicht so kleiner tropfen auf dem heissen stein :



      http://www-x.nzz.ch/folio/archiv/1997/08/articles/willenbroc…



      Cotter ermittelt

      Blütenträume - keine andere Währung wird so oft gefälscht wie der Dollar.

      Von Harald Willenbrock
      DIE JÄGER. Die Kontaktaufnahme mit William Cotter verläuft enttäuschend. Kein Warten in konspirativen Cafés, keine toten Briefkästen für die Verabredung von Treffen, keine Kennworte oder Codes. Um den Geheimagenten zu treffen, ruft man einfach bei der US-Botschaft in Bonn an und verlangt den Sektionschef des U.S. Secret Service. Immerhin sind ein paar Sicherheitsschleusen zu überwinden, bevor man im ersten Stock der Botschaft einem jovialen, leicht übergewichtigen und durchaus auskunftsfreudigen Agenten gegenüber Platz nimmt, dem locker der Dienstausweis um den Hals baumelt. Offensichtlich ist William J. Cotter jr. sogar sein wirklicher Name. Hinter Cotters massigem Schädel erblickt man gerahmte Dankschreiben (zum Beispiel von der American Society for Industrial Security) neben Interpol-Wimpeln und einem Satz Kinderhandschellen aus Plastik an der Wand. Das Kunstledersofa des Büros besetzen zwei Dutzend zerfledderte Kriminalromane. «So», sagt Cotter dann, «was wollen Sie wissen über die bad guys?»

      Die bad guys, das sind jene Kriminellen und Künstler, die Cotter Arbeit geben und ihn manchmal zur Verzweiflung treiben, die jedes Jahr weltweit Schäden in Milliardenhöhe anrichten und Regierungen auf Trab halten, besonders aber jene der USA, denn ihre Währung ist Weltmeister im Gefälschtwerden. 205 Millionen falsche Dollar haben Cotter «Fälschungen gibt es, seit es Geld gibt», erklärt der Geheimagent lakonisch, «und genauso lange versuchen wir, die bad guys zu kriegen.»

      In Cotters Heimat wurde das Katz-und-Maus-Spiel zu Zeiten des amerikanischen Bürgerkriegs eingeläutet. Weil die amerikanische Regierung damals die Banken zum Druck eigener Noten autorisiert und damit heillose monetäre Verwirrung gestiftet hatte, konnten auch Kriminelle ohne staatliche Lizenz zum Drucken ihre Kopien in Umlauf bringen. Irgendwann vermochten selbst Fachleute die 4000 gefälschten Varietäten kaum mehr von den 7000 echten zu unterscheiden. Als auch nach der Einführung einer nationalen Währung das unkontrollierte Kopieren weiterging, schickte Washington 1865 die Spürhunde des neu gegründeten U.S. Secret Service auf die Jagd. Ihre Hauptaufgaben: Schutz des Dollars und Schutz des Präsidenten.

      Diese Kombination ist kein Zufall. Am gleichen Tag, an dem Finanzminister Hugh McCulloch von Abraham Lincoln die Erlaubnis zur Bildung der Truppe erhielt, erschoss der Schauspieler John Wilkes Booth den Präsidenten. Währung und Staatsoberhaupt waren in Gefahr, zwei der kostbarsten und zugleich verwundbarsten Insignien jeder kapitalistischen Nation. Geld bedeutet Macht, Sicherheit, Stabilität. Falschgeld bedeutet kriminelle Macht, Entwertung der Währung und damit Gefährdung des gesellschaftlichen Konsenses, der da lautet: Strebe und arbeite, und Du wirst belohnt werden.

      Deswegen ist es auch kein Wunder, dass die amerikanischen Gründerväter Fälschern die Wangen brennen, die Ohren abschneiden oder sie gleich hängen liessen; dass der amerikanische Kongress den Secret Service heute im Kampf gegen Kopisten mit einer prallen Kriegskasse von jährlich 532 Millionen Dollar ausstattet; dass Banken genauso gern über Falschgeld sprechen wie die Tabakindustrie über Lungenkrebs, nämlich möglichst überhaupt nicht; und dass jene namhaften US-Politiker, die vor fünf Jahren Iran öffentlich der staatsmässig betriebenen Dollarfälschung beschuldigten, von einer Operation «gleichbedeutend einer kriegerischen Handlung» sprachen.

      Agent Cotters Aufgabe ist es, diesen Krieg unter Kontrolle zu halten. Früher beschützte er die Präsidenten Carter und Reagan (am Tag, als auf Reagan geschossen wurde, hatte er dienstfrei), heute obliegt ihm als Verbindungsmann des Secret Service für Deutschland, Österreich und Polen die Jagd nach Dollarblüten. Eine undankbare Aufgabe. Denn der Dollar ist nicht nur die internationalste der internationalen Währungen, sondern auch relativ leicht zu reproduzieren. Alle sieben Dollarwerte sind 155 mal 65 Millimeter gross, aus der gleichen Baumwolle-Leinen-Mischung gefertigt, mit eingelegten roten und blauen Fasern versehen, auf ihrer Vorderseite schwarz und auf der Rückseite grün bedruckt. Ein Glücksfall für Cotters Gegner. Sie können für alle Notenwerte das gleiche Material verwenden, oder - noch einfacher - gleich aus echten kleinen Dollars falsche grosse basteln. Das geht durch plumpes Ausreissen, Überschreiben oder Überkleben der Wertzahlen. Das geht durch simples Handzeichnen. Das geht aber auch, indem man 1-$-Noten bleicht und mit einer 100-$-Aufschrift überdruckt. Diese Methode ist zwar etwas aufwendiger (man benötigt eine spezielle Lauge), hat aber den Vorteil, dass die unsichtbare Magnetisierung, die mit der Druckfarbe auf jede Note gelangt, erhalten bleibt und das Papier jeder Prüfung standhält. Denn es ist ja echt.

      Meist ist soviel Aufwand jedoch gar nicht erforderlich. Plagiate müssen nicht wirklich gut sein - sie müssen nur gut genug sein, um auf den ersten Blick, vielleicht nur einen Augenblick lang, echt zu wirken. Die Jäger sprechen deshalb von «Eindrucksfälschungen».

      Sobald irgendwo auf der Welt ein solches Exemplar erkannt wird (ein für den Besitzer in jedem Fall unglückliches Ereignis, denn Halter gefälschter Sorten werden grundsätzlich nicht entschädigt), analysieren es zunächst die Falschgelddezernate des Finderlandes. Handelt es sich um eine bislang unbekannte Version, geben die Währungshüter des Secret Service dem «Baby» einen Namen und legen es in ihrem digitalen «Counterfeit Index» ab. Innerhalb weniger Tage erreicht über die Datenströme von Interpol die Kunde Kriminalbeamte aller Länder, und sie wissen: Die Welt der Blütenträume ist wieder um ein Exemplar reicher.

      DIE FÄLSCHER. Wie im legalen Leben tummeln sich auch unter den Blütenzüchtern Stümper und Meister, Künstler und Handwerker, Kleinunternehmer und Grosskonzerne. Führend im Geschäft sind die Industriellen, professionelle Macher, die Falsifikate gleich in Serie fertigen und absetzen. In Ontario, Kanada, stellten Falschgeldfabrikanten vor zwei Jahren in nur wenigen Wochen die Rekordsumme von 115 Millionen falschen Dollars her und bescherten damit dem Secret Service den grössten Fang seiner Geschichte. Fast ausgestorben sind dagegen meisterliche Einzeltäter wie Marion John Williams, ein manischer Fälscher, der den Secret Service fünfzig Jahre lang in Atem hielt und in den Annalen des Dienstes immer noch mit Respekt erwähnt wird. Bis 1972 feilte Williams - obwohl bereits mehrmals zu Gefängnisstrafen verurteilt und auf einem Auge schon fast blind - immer noch an Verbesserungen seiner Reproduktionen. Damals war er bereits 71 Jahre alt.

      Eine neue Klasse der Fälscher entstand ab Mitte der achtziger Jahre, als Farbkopierer und Computerscanner auf den Markt kamen und immer weiter verbessert wurden. «Ein Grossteil der Dollars, die wir heute in den USA beschlagnahmen, ist auf handelsüblichen 3000- Dollar-Farbkopierern hergestellt», seufzt Cotter. «Da steckt gewöhnlich irgendein einsamer Büroangestellter dahinter, der entdeckt hat, dass man auf diese Art nach Feierabend Geld verdienen kann. Solche Einzeltäter treiben uns zum Wahnsinn, weil sie überall kleine Mengen ihrer Dollars verteilen und schwer zu fassen sind.» Der Nachteil dieser Methode: Mit Farbkopierern lassen sich keine grossen Mengen herstellen.

      Massentauglicher, wenn auch viel teurer, sind Intaglio-Druckmaschinen, mit denen in Washington D. C. und Fort Worth, Texas, auch die echten Dollars gedruckt werden. Intaglio-Druck bewirkt, dass Geldnoten sich reliefartig und rauh anfühlen und neue Exemplare einen grünen Fleck zurücklassen, wenn man sie auf weissem Papier reibt. «Viele Leute denken, eine Note sei unecht, wenn sie Farbe verliert», erklärt Cotter, «tatsächlich ist aber das Gegenteil richtig.»

      Traditionell gängigste Falschgeldtechnik ist der Offsetdruck - ein Produktionsprozess, der sich nicht wesentlich vom Herstellungsverfahren für Visitenkarten oder Einladungsschreiben unterscheidet. Häufig sind es daher konventionelle Meister der Schwarzen Kunst, die in der Falschgeldherstellung eine lukrative Nebentätigkeit wittern. Im Kanton Zürich zum Beispiel wollte 1993 ein in Not geratener Druckereibesitzer sein Unternehmen dadurch retten, dass er nach Feierabend Blüten presste. Aus England wurden Numerator, Spezialpapier und ein Geldprüfungsgerät angeschafft, dann über 10 Millionen Dollar gefertigt. Die Noten waren zwar von ganz passabler Qualität, doch beim Versuch, sie unters Volk zu bringen, flog der Schwindel auf.

      Professioneller funktionieren Herstellung und Vertrieb von Offsetblüten in Kolumbien und Italien. Dort ist Falschgelddruck ein traditioneller Geschäftszweig der Mafiosi, mit erprobten Herstellungsmethoden und gesicherten Absatzwegen. «Zwischen uns und dem BKA gibt`s einen Scherz», grinst Cotter: «Die Italiener sind die einzigen, die sich auf den Euro freuen - endlich gibt`s mal was Neues zum Fälschen!»

      Natürlich haben die Finanzminister der Welt ihre Banknoten mit immer ausgefeilteren Merkmalen versehen, die Kopisten zumindest eine Zeitlang die Arbeit erschweren sollen. Wie die Schweizer Nationalbank die neuen Frankennoten liess auch die deutsche Bundesbank ihre D-Mark, Lieblingskind Nr. 2 der Plagiatoren, zu einem echten Sicherheitspapier aufrüsten: Seit August 1997 blinkt auf allen neu ausgegebenen DM-Scheinen ein Hologramm, jeder Wert ist mehrfarbig auf einem andersfarbigen Papier gedruckt und unterscheidet sich in seinen Abmessungen von den anderen. Jede D-Mark-Note trägt zudem einen nur unter UV-Licht sichtbaren Aufdruck sowie geheime Merkmale, die ausschliesslich der Bundesbank bekannt sind. Anhand dieser Geheimzeichen können die Bundesbanker bei den drei Malen pro Jahr, die statistisch gesehen jeder Schein ihre Kontrollen durchläuft, Falsifikate maschinell herauspicken.

      Der Dollar verzichtet auf alle diese Merkmale. «Ich habe Entwürfe für neue Dollars gesehen: in Multicolor, mit UV-Bildern und so weiter», sagt Cotter und wedelt mit einem Exemplar seiner Landeswährung. «Sahen wirklich cool aus. Hätten uns die Arbeit wesentlich erleichtert. Leider haben sie`s nicht genehmigt.» Sie, das sind der amerikanische Kongress und das Bureau of Engraving and Printing, jene Behörde, die Dollars gestaltet und druckt. Jede drastische Veränderung des guten, alten Greenback werde die Öffentlichkeit ablehnen, so befürchteten die Herren der Dollars und genehmigten 1990 lediglich ein paar halbherzige Modifikationen. Neue US-Banknoten trugen fortan einen eingelegten, bedruckten Polyesterfaden sowie um das Präsidentenportrait eine winzige Mikroschrift - so klein, dass kein Kopierer sie sauber nachzuahmen vermochte. Diese angeblich fälschungssichere Dollargeneration wurde jedoch in den folgenden sechs Jahren so oft reproduziert, dass sie bereits 1996 durch ein neues Dollardesign mit grösserem Portrait und einem Wasserzeichen auf seiner rechten Seite abgelöst wurde.

      Natürlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch von dieser Serie gute Reproduktionen kursieren. Natürlich arbeitet das Bureau of Engraving and Printing bereits an der nächsten Dollargeneration. Und natürlich wird es nie einen wirklich fälschungssicheren Dollar geben - schliesslich wurde auch von der angeblich so knackfesten D-Mark bisher noch jedes neu eingeführte Sicherheitsmerkmal erfolgreich nachgeahmt. «Das ist wie im Internet», meint Agent Cotter, «je mehr Sicherheitscodes wir einbauen, um so mehr fühlen sich die bad guys herausgefordert. Wir befinden uns in einem Wettrüsten.»

      DIE OPFER. Es war der Beginn eines weltweiten Triumphzuges, doch die Kassiererin hatte keine Ahnung, was sie da in der Hand hielt. Eines Tages im Jahre 1989 sass die Angestellte einer philippinischen Bankfiliale an ihrem Schalter und zählte einen Stapel 100-Dollar-Noten durch. Einige Scheine kamen der Frau merkwürdig vor, sie legte sie zur Seite, «weil sie sich komisch anfühlten». Das war das erstemal, dass Superdollars auftauchten.

      Diese nahezu perfekten Blüten verdanken ihren Namen ihrer aussergewöhnlichen graphischen Qualität, ihrem hervorragenden Papier, das dem Originalmaterial täuschend ähnlich ist, sowie ihrem hochentwickelten Intaglio-Druck, der jeder Staatsdruckerei Ehre machen würde. Selbst die Magnetisierung ihrer legalen Vorbilder wurde nachgeahmt, weshalb herkömmliche Billigprüfgeräte sie anstandslos als echt durchgehen lassen. Superdollars sind die besten Notenfalsifikate, die jemals eine Fälscherwerkstatt verliessen. Wenn einige geübte Experten sie dennoch mit blossem Auge erkennen, liegt das nur daran, dass ihr Bild teilweise besser ist als das der Originalnote. Ein Strich an der Laterne der Independence Hall zum Beispiel, im Original nicht sauber durchgezogen, ist hier vollendet. Insgesamt acht mikroskopische Details dieser Art unterscheiden einen Superdollar noch von einem Originaldollar - offenbar eine Sicherheitsmassnahme der Meisterfälscher, die vermeiden wollen, irgendwann mit den eigenen Reproduktionen hereingelegt zu werden.

      Die Güte dieser Blüte verrät die Arbeit von Superprofis und die Finanzmacht eines Grosskonzerns - Experten schätzen, dass für eine solche Massarbeit mehrere hundert Millionen Dollar Investitionen erforderlich sind. Eigentlich käme dafür nur eine Staatsdruckerei in Frage, heisst es beim Wiesbadener Bundeskriminalamt, doch welche?
      «Es ist verrückt», schimpft Agent Cotter, «zuerst tauchen Superdollars im Fernen Osten auf, dann im Nahen Osten. Dann wieder im Fernen Osten, und plötzlich in Westeuropa, in Belgien oder Frankreich. Mal werden Araber mit ihnen aufgegriffen, dann wieder ein paar Filipinos.» Jüngstes Opfer ist ein Hamburger Geschäftsmann, der im April dieses Jahres von einer Geschäftsreise aus Somalia zurückkehrte. Seinen gesamten Gewinn, 100 000 Dollar in bar, erkannte die Hamburger Landeszentralbank schnell als Superdollars der bekannten Güte.

      In Ermangelung konkreter Schuldiger wird der Ursprung der legendären Fake-Dollars in die derzeitigen Reiche des Bösen verlegt: Mal gelten die Palästinenser (Westbank), mal die Hizbullah-Milizen (Bekaa-Ebene), dann wieder Kommunisten (Nordkorea oder China), in letzter Zeit aber verstärkt die Mullahs (Iran) als druckverdächtig. 1992 erklärten der US-Kongressabgeordnete Bill McCollum und der Senator Connie Mack unter Berufung auf einen Kongressausschuss, die Superdollars stammten aus Iran. Dort druckten in den USA ausgebildete Chemiker die Blüten auf einer Notenpresse, die Iran noch zu Zeiten des Schah erworben habe. Ziel der Operation seien der Abbau der iranischen Auslandsschulden, die Stärkung des iranischen Einflusses in der Welt, die Destabilisierung der amerikanischen Wirtschaft. Offenbar hätten sich die Iraner vorgenommen, so warnten die Politiker, jedes Jahr Falschgeld im Wert von 12 Milliarden Dollar zu drucken und mit Hilfe von Syrien in Umlauf zu bringen. «Wir würden ganz schön in der Scheisse stecken, wenn die wirklich soviel drucken würden», dementiert Secret-Service-Mann Cotter, «die Iran-These, das sind doch nur politics.» Bis heute wurden schliesslich erst 5 Millionen Superdollar beschlagnahmt - wobei unklar ist, ob das daran liegt, dass erst wenige im Umlauf sind, oder nicht doch eher daran, dass nur ein Bruchteil erkannt wird.

      «Die Banken», klagt Kommissar Jürgen-Peter Schmidt vom Hamburger Falschgelddezernat, «zeigen nur mässige Energie bei der Fahndung nach Blüten. Lieber nehmen sie den Verlust durch entdecktes Falschgeld in Kauf, das ist billiger.» Billiger zum Beispiel, als für je 4000 Mark einen «Dollar Bill Checker» der Firma Japan Cash Machine am Schalter zu installieren - eines der wenigen Geräte, das auch Superdollars zuverlässig erkennt. 16 Sensoren im Innern dieses toastergrossen Geräts prüfen in weniger als einer Sekunde Magnetisierung, Lichtdurchlässigkeit, Papierqualität und Druckfarbe der Banknote.

      Weil «Dollar Bill Checker» aber erst in wenigen Kassenräumen im Einsatz sind und ein Handverlesen der Bestände zu mühsam wäre, kann es durchaus passieren, dass Devisenkunden am Bankschalter Blüten erhalten. Der Potsdamer Student Stephan Köhler zum Beispiel wurde im Sommer 1995 auf Kuba vom Besitzer eines Intershops angehalten, weil seine Dollars angeblich falsch waren. Unmöglich, beteuerte der Deutsche, er habe die Noten bei einer Sparkasse in Potsdam erhalten, insgesamt 52 Hundert-Dollar-Scheine für 8000 Mark. Gemeinsam fuhr man zum Banco Financiero International in Havanna. Dort nahm ein Experte die Scheine unter die Lupe und knallte auf jeden einen Stempel: «Falsificado», gefälscht. Bei den Scheinen handle es sich um Superdollars, so der Banker zu Köhler, sie seien so falsch wie etwa dreissig Prozent der weltweit kursierenden 100-Dollar-Noten. Daheim in Potsdam wandte sich der geprellte Deutsche umgehend an die Kripo. Der Beamte des Falschgelddezernats weigerte sich jedoch, seine Anzeige entgegenzunehmen - die Scheine seien echt, entschied der Kriminalpolizist nach Prüfung mit einem Magnetstift. Auch Fachleute der daraufhin konsultierten Brandenburgischen Landeszentralbank rieten Köhler nur, irgendwie die «Falsificado»-Stempel zu entfernen, ansonsten seien die Noten nicht zu beanstanden. Um ganz sicherzugehen, schickten die Banker Köhlers Kohle noch zur höchsten deutschen Geldinstanz, der Bundesbank. Nach drei Wochen eingehender Prüfung bestätigten deren Experten, was der Direktor der kubanischen Devisenbank mit blossem Auge erkannt hatte: «Die Dollars sind falsch.» Jetzt will Köhler von der Sparkasse sein echtes Geld zurück, das diese in falsche Dollars umgetauscht hatte. Doch die Bank mauert, weil der Student nicht hundertprozentig nachweisen kann, dass die Superdollars von ihr stammen. «Die Banken fordern vom Kunden einen Beweis, dass er die Noten bei ihnen gekauft hat», schimpft Köhler, «aber weigern sich gleichzeitig, Bescheinigungen über Sortenankauf mit Seriennummern zu bestätigen.»

      Soll man also noch am Bankschalter jeden Dollar einer Erstprüfung unterwerfen? Soll man alle eingetauschten Sorten aufgefächert übereinander auf den Kopierer legen (komplette Reproduktionen von Banknoten sind verboten) und so die Seriennummern der eigenen Noten dokumentieren, wie Kriminalhauptkommissar Schmidt es tut? Soll man grundsätzlich beim Dollartausch auf Noten der 1996er Serie bestehen, weil von denen noch keine Superdollars aufgetaucht sind? Oder immer eine gefaltete 1-Dollar-Note neben einen Tauschdollar halten, wie William J. Cotter rät, «und dann nach Unterschieden suchen, nicht nach Ähnlichkeiten»? Auf diese Art, meint der Secret-Service-Mann, «haben es die Fälscher schwer.»

      Vermutlich werden es Fälscher immer ziemlich einfach haben, solange es Menschen gibt wie jenen Pariser Juwelier, bei dem Anfang Januar dieses Jahres zwei Jugoslawen vorstellig wurden. Die Männer behaupteten, sie handelten im Auftrag eines arabischen Prinzen, der eine Kollektion wertvollen Schmucks ankaufen wolle. Der Juwelenhändler besorgte die gewünschten Preziosen, die Männer verschwanden, der Juwelier freute sich über ein glänzendes Geschäft und fünf Millionen Dollar in bar. Erst am Einzahlungsschalter seiner Bank wies man ihn darauf hin, dass sämtliche Scheine auf der Rückseite den Aufdruck «Banknote Walt Disney» trugen.

      Harald Willenbrock ist freier Journalist in Hamburg.
      Avatar
      schrieb am 07.04.01 08:49:01
      Beitrag Nr. 133 ()
      Noch mal ein paar Äußerungen zu den USA.

      Wieso hat Herr Greenspan in den letzten Jahren versucht,
      keine Konjunkturzyklen zuzulassen?

      IMO gleicht das einem Drahtseilakt,
      wobei das Seil schräg nach oben verläuft, d.b. der Absturz muß
      zwangsläufig größer werden.

      Schon in der Schule habe ich gelernt,
      das sich wirtschaftliches Verhalten immer in Zyklen abspielt.

      Ist eigentlich auch völlig einsichtig, da ich mir auch nicht jedes Jahr ein
      neuen Kühlschrank oder Auto kaufen werde und meine Mitmenschen das genauso halten.

      Doch wieso muß die amerikanische Wirtschaft immer ( ! ) Wachsen?
      ( das Wachstum notwendig ist, ist mir klar, bin ja kein Kommunist ;), meine Betonung liegt auf immer! )

      Auch jetzt wieder geht es darum,
      möglichst schnell wieder Wachstum zu erzielen,
      in dem man die Zinsen senkt.
      Was ist so schlimnm daran, daß
      die USA mal wieder in ein Konjunturtief sehen,
      damit einige Ihrer wirtschaftlichen Kenngrößen sich wieder
      zum normalen entwickeln.
      Sparrate, Außenbilanzdefizit, US-Dollar
      müßten alle auf ein normales Niveau zurückkehren.

      Doch wo vor hat Greenspan so viel Angst,
      das er versucht keine Zyklen zuzulassen?

      IMO muß es etwas gewaltiges sein...

      Sittin...:)
      Avatar
      schrieb am 07.04.01 11:54:16
      Beitrag Nr. 134 ()
      Da fiel mir ein:

      Handelsbilanzdefizit
      Staatsschulden
      schwache Witschaft
      höhere Arbeitslosenzahlen
      sinkende Aktienkurse
      sinkende Zinsen
      zunehmende Inflation....

      Kein einziger Grund für einen steigenden Dollar

      ist Zeit für ein Euro/Dollar-Call.

      Und dann schau ich mir welche an-
      und siehe da-
      alle gut bewertet.

      Das bedeutet eine ganze Menge Markteilnehmer sichert sich
      gegen fallenden Dollar ab.

      Dies ist im Gegensatz zum Aktienmarkt allerdings nicht als
      Kontraindikator zu verstehen.

      Zur Erinnerung:
      Als Nemax bei 9000 stand waren die Prämien für Puts exorbitant hoch...
      trotzdem ließ sich durch den gewaötigen Absturz Geld verdienen.

      IMO ist der Dollar das nächste, was dran ist.
      Jedes andere Land hätte schon eine Abwertung gehabt.

      Auch charttechnisch sieht es einigermaßen gut aus für den Euro.
      Wie eine umgekehrte Schulter-Kopf-Schulter Formation.
      Die Bodenbildung schlechthin...


      Montag Euro/Dollar- Call.

      Sittin...
      Avatar
      schrieb am 07.04.01 12:53:23
      Beitrag Nr. 135 ()
      Ich glaube, man muß unterscheiden, wie Konjunkturzyklen verstanden werden. Im allgemeinen werden sie heute mehr oder weniger als Wachstumsdellen, bzw. Wachstumswellen gesehen, also als Phasen größeren oder kleineren Wachstums. Das gilt als selbstverständlich.

      Was nicht als selbstverständlich und falls, dann eher als biblisches Verhängnis gesehen wird, ist die Vorstellung der großen, einschneidenden Zyklen. Die Finanz- und Wirtschaftspolitik glaubt heute eher, mit entsprechend cleveren Steuerungsmethoden diese Zyklen vermeiden zu können. Gelegentlich wird ja auch vom "Ende der Zyklen" gesprochen.

      Das Risiko eines solchen Großzyklus läge unter anderem darin, daß sich herausstellte: Dieses Versprechen ist nicht einhaltbar. Die Folgen einer großen Krise wären deshalb, wie schon einmal erwähnt, ernsthafte politische Konsequenzen: Man erinnert sich an die gebrochenen Versprechungen - auch wenn in Wirklichkeit nichts Neues und nur das Unvermeidbare geschehen wäre. Aus dieser Sicht wäre es sinnvoller, wenn dieses Versprechen nie gegeben worden wäre.

      Zur Zyklentheorie: Marxisten halten sie ("tendenzieller Fall der Profitrate") ohnehin für naturgegeben. Das heißt aber nicht, daß es ihre Domäne oder Idee ist: Von Kontratjew bis Schumpeter, Forrester/MIT und Kahn vom Hudson Institute haben auch marktwirschaftlich orientierte Theoretiker die Theorie der großen Zyklen immer wieder wissenschaftlich neu aufgearbeitet.

      Kahn beispielsweise hat Anfang der 80er ein Buch mit dem bezeichnenden Titel "Der kommende Boom" veröffentlicht, in dem er ein v.a. auf IT-Innovationen gestütztes Wachstum bis ca. zum Jahr 2000 voraussagte und danach eine Abschwächung vermutete. Er hat damit exakt recht behalten. Allerdings hat er die Fortschreibung seiner ansonsten recht klaren Darstellung der Schwierigkeiten am Ende eines großen Zyklus vermieden. Aus damals einsichtigen Gründen, denn er wollte seinerzeit seinen Lesern eher Mut machen.
      Avatar
      schrieb am 07.04.01 12:58:44
      Beitrag Nr. 136 ()
      @sittin bull inv

      Greenspan hat die undankbare Aufgabe, den Zyklus "auszuknipsen". Falls die FED das nicht hinbiegen kann, wird man ihn zum Sündenbock machen. Sieht man sich hier in den Boards etwas um, kann man erkennen, daß dies bereits begonnen hat.
      Avatar
      schrieb am 07.04.01 17:32:46
      Beitrag Nr. 137 ()
      @ landing zone

      " tendenzieller Fall der Profitrate "


      Marx habe ich auch mal gelesen,
      ist natürlich für Amerikaner undenkbar,
      auch gerade in guten Zeiten.

      Normalerweise halte ich davon nicht viel,
      da bis heute kaum etwas gestimmt hat.

      Aber diese Worte erinnern mich irgentwie an das
      Internet.
      Jeder Konsument kann sich fast wie bei einem
      vollkommenden Markt ohne Zeitverzögerung
      mit einem kurzen Klick auf eine andere Web-Seite
      die günstigsten Preise heraussuchen.
      Bedingt durch die Polypolistische Beschaffenheit des Angebotsmarktes
      und des Nachfragermarktes,
      muß jeder Anbieter sofort auf das preisgünstigste Nivau herunter,
      will er keine Kunden verlieren.

      In dem Zusammenhang fällt mir ein,
      das T-Online nun versucht, für Ihren Content Geld zu verlangen.
      Ihre Begründung war ihre Marktführerschaft in Deutschland.
      Ich bin sicher, das es nicht funktionieren wird,
      für etwas Geld zu nehmen, da in der jetzigen Beschaffenheit
      des Netzes dieses auch irgendwo umsonst zu haben ist.

      Gibt es eigentlich Untersuchungen darüber,
      wie das Marktverhalten im Internet sich zu den sonstigen klassischen Theorien
      verändert hat?

      wär spannend...
      Avatar
      schrieb am 08.04.01 17:17:13
      Beitrag Nr. 138 ()
      @Louis_Trenker

      das ist ja spannend wie ein Krimi, die Geldfälscher-Geschichte. Am besten gefällt mir das mit dem halbblinden 71-Jährigen, der immer noch an seinen Blüten feilt...


      @sittin bull inv + landing_zone

      ja, das mit den Konjunkturzyklen sehe ich ähnlich wie ihr. Tatsächlich sind wir mittlerweile längst außerhalb des „Normalen“ - dieser Boom über einen so langen Zeitraum hinweg verblüfft wirklich die Experten. Daraus ergibt sich natürlich die Frage: Sind wir mittlerweile wirklich im „Goldenen Zeitalter“ angelangt, in dem viele herkömmliche Wirtschaftsregeln außer Kraft gesetzt sind – oder ist das Ganze das Ergebnis von Tricks, die irgendwann nicht mehr funktionieren? (Ausweitung der Geldmenge, Überschuldung, Manipulationen der Statistik u.a.). Unter anderem darum geht es ja hier im Thread.

      Zu Karl Marx. Ein heikles Thema – einerseits ist dieser „Religionsstifter“ ja schon reichlich disqualifiziert durch das, was seine Jünger so innerhalb eines Jahrhunderts aus seinen Lehren gemacht haben. Und ich frage mich schon, ob nicht manches, was da geschah, bereits in den Marx’schen Schriften angelegt war (da steckt nämlich viel Hass + Intoleranz drin). Andererseits kommt man – ob zustimmend oder ablehnend – meiner Meinung nach immer noch nicht an Marx vorbei, wenn es darum geht, den „Kapitalismus“ zu analysieren. (Und es hilft ja nichts, drum rum zu reden - das,was wir haben, ist nun mal „Kapitalismus“) . Egal - spannend zu lesen ist auch heute noch manches. Die packendste Beschreibung einer Börseneuphorie hat zum Beispiel meiner Meinung nach Marx über die große Eisenbahnspekulation im Jahr 1845 geschrieben. Das kommt einem als Neuer Markt-Aktionär alles so seltsam vertraut vor... (Ich hab’ wirklich keine Ahnung, ob man jetzt Marx posten „darf“ in einem Börsen-Board – ich mach’ das aber jetzt einfach mal )


      Die große Eisenbahnspekulation

      ................

      ....Die Blütezeit dieser Spekulation fiel in den Sommer und Herbst 1845. Die Preise der Aktien stiegen fortwährend, und die Gewinne der Spekulanten rissen bald alle Klassen der Bevölkerung in den Strudel hinein. Herzöge und Grafen wetteiferten mit Kaufleuten und Fabrikanten um die einträgliche Ehre, in den Direktionen der verschiednen Linien zu sitzen; die Mitglieder des Unterhauses, das Barreau, die Geistlichkeit waren zahlreich in diesen Behörden vertreten. Wer einen Pfennig gespart, wer über einen Funken Kredit zu verfügen hatte, spekulierte in Eisenbahnaktien.Die Zahl der Eisenbahnzeitungen stieg von 3 auf mehr als 20. Einzelne große Tagesblätter verdienten an Eisenbahnannoncen und Prospekten oft £ 14.000 in einer Woche. Die Ingenieure waren nicht in hinreichender Zahl aufzutreiben und wurden enorm bezahlt. Drucker, Lithographen, Buchbinder, Papierhändler etc. etc., die zur Anfertigung von Prospekten. Plänen, Karten etc. etc. in Bewegung gesetzt wurden, Möbelfabrikanten, die die pilurtig aufschießenden Büros der zahllosen neuen Direktionen, provisorischen Komitees usf. möblierten, erhielten splendide Preise bezahlt. Auf der Grundlage der wirklichen Ausdehnung des englischen und kontinentalen Eisenbahnsystems und der damit verknüpften Spekulation erhob sich während dieser Periode allmählich ein Überbau von Schwindel, der an die Zeiten von Law und der Südseegesellschaft erinnert. Hunderte von Linien wurden projektiert ohne die geringste Chance auf Erfolg, wo die Projektoren selbst nie an wirkliche Ausführung dachten, wo es sich überhaupt nur um das Aufzehren der Deposita durch die Direktoren und um die Schwindelprofite auf den Verkauf der Aktien handelte.

      Im Oktober 1845 trat die Reaktion ein, die sich bald zu einem vollständigen panic steigerte. Schon vor dem Februar 1846, wo die Depositengelder an die Regierung gezahlt werden mußten, hatten die unhaltbarsten Projekte Bankerott gemacht. Im April 1846 hatte der Rückschlag schon die kontinentalen Aktienmärkte erreicht. In Paris, Hamburg, Frankfurt, Amsterdam fanden Zwangsverkäufe zu sehr gesunkenen Preisen statt, die die Bankerotte von Bankiers und Mäklern nach sich zogen. Die Eisenbahnkrisis zog sich hin bis in den Herbst 1848, verlängert durch die sukzessiven Bankerotte auch der weniger unsoliden Projekte, wie sie nach und nach von dem allgemeinen Druck erreicht und wie die Einzahlungen eingefordert wurden, und verschärft durch das Eintreten der Krise auch auf den andern Gebieten der Spekulation, des Handels und der Industrie, die die Preise der älteren und solideren Aktien allmählich herabdrückte, bis diese im Oktober 1848 ihr niedrigstes Niveau erreichten....

      .....................................

      Karl Marx/Friedrich Engels, "Neue Rheinische Zeitung. Politisch-ökonomische Revue", Fünftes und Sechstes Heft, Mai bis Oktober 1850, zu finden unter: www.mlwerke.de/me/me07/me07_421.htm.

      Im selben Artikel steht auch eine Marx’sche Definition der Spekulation, die mich mit ihrer unheilvollen Prophezeiungen dann doch immer ein wenig frösteln lässt:

      .....Wie immer, entwickelte die Prosperität sehr rasch die Spekulation. Die Spekulation tritt regelmäßig ein in den Perioden, wo die Überproduktion schon in vollem Gange ist. Sie liefert der Überproduktion ihre momentanen Abzugskanäle, während sie eben dadurch das Hereinbrechen der Krise beschleunigt und ihre Wucht vermehrt. Die Krise selbst bricht zuerst aus auf dem Gebiet der Spekulation und bemächtigt sich erst später der Produktion. Nicht die Überproduktion, sondern die Überspekulation, die selbst nur ein Symptom der Überproduktion ist, erscheint daher der oberflächlichen Betrachtung als Ursache der Krise. Die spätere Zerrüttung der Produktion erscheint nicht als notwendiges Resultat ihrer eignen vorhergegangenen Exuberanz, sondern als bloßer Rückschlag der zusammenbrechenden Spekulation.....



      Nun, genug "geschockt" – soviel zu Marx.

      Was ich in den letzten Tagen noch bemerkenswert fand und hier noch posten wollte, war die Fortsetzung der kalifornischen Stromkrise, siehe: http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,127153,0…. Ich befürchte wirklich, da haben wir den Boden des Fasses noch nicht gesehen... Weiß jemand, bei welchen Banken die so ihre Kredite offen haben?

      Das zweite, was ich interessant (und beängstigend) fand, war der schnelle und herbe Einbruch im US-Arbeitsmarkt http://www.nzz.ch/2001/04/07/wi/page-article7BM0U.html. Also , ich kann mir nicht helfen – so ein Riesen-Abschwung von einem Monat auf den anderen ist schon komisch.

      Das dritte, worüber ich hier mal meinen Ärger loswerden wollte, ist unser Kanzler. Hat der doch nichts Besseres zu tun, als anlässlich einer drohenden Konjunktur-Abschächung die kleinbürgerlichen Reflexe in der Bild-Zeitung zu bedienen. Diese Reflexe lauten nämlich: „Die Wirtschaft schwächt sich ab – wer ist schuld daran? – unsere vielen Faulenzer“ . Dass da viele volkswirtschaftliche Faktoren mit rein spielen (unter anderem die US-Konjunktur als wichtiges Element) ist offenbar den Bild-Lesern nicht vermittelbar. Das Ganze ist ein ziemlich mieses Spiel - und jetzt hat die CSU sogar noch Mühe hat, Schröder zu toppen http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,127325,00.…

      Gleichzeitig ruft Schröder die Anleger auf,

      trotz der Talfahrt der Aktienmärkte die Ruhe zu bewahren. In einem Interview der "Bild"-Zeitung (Samstagausgabe) sprach Schröder von einer "Entwicklung, die dramatischer aussieht, als sie in Wirklichkeit ist". Vor allem das, was am Neuen Markt passiere, "sollte man nicht dramatisieren. Viele der dort gehandelten Aktien waren überbewertet. Jetzt trennt sich die Spreu vom Weizen. Deshalb sollte niemand in Panik verfallen", sagte Schröder zu dem Kurs-Niedergang am einstigen Wachstumssegment der Frankfurter Börse.

      Schröder... Das ist doch echt ein Witzbold, oder? Hätte er lieber rechtzeitig für eine funktionierende Börsenaufsicht und strenge, staatlich überwachte Spielregeln am Neuen Markt gesorgt, anstatt hinterher so zu sülzen...
      Avatar
      schrieb am 08.04.01 20:06:27
      Beitrag Nr. 139 ()
      Hi gieristnichtgut,

      durchaus lesenswerte Gedanken. Vielen Dank. Dennoch bin ich der Meinung, dass die Autoren die Situation bzw. Zukunft etwas zu schwarz sehen.

      An alle volumenmäßig hoch und langfristigen Investierten:

      Ein Put zur Sicherung des Vermögensbestandes hat noch keinem geschadet. Hebel, so ausnutzen, dass bei einem Worst-Konjunktur-Szenario der Gewinn des Puts den Vermögensverlust der offenen Positionen in etwa abdeckt.
      Also sehr niedrige Basis suchen und Put als versicherung und nicht als Spekulation sehen.
      Gruss

      Lassemann
      Avatar
      schrieb am 09.04.01 12:31:10
      Beitrag Nr. 140 ()
      @Lassemann

      Im Worst-Case-Szenario geht der Emittent deines Puts leider pleite,
      und Du bist der lezte in der Reihe der Gläubiger.:D

      mfg
      Schließer
      Avatar
      schrieb am 09.04.01 14:05:27
      Beitrag Nr. 141 ()
      @schloss:

      dieses Risiko ist nunmal ein Restrisiko. Ich bin jedenfalls bereit dieses zu tragen. :)

      Gruss

      Lassemann
      Avatar
      schrieb am 09.04.01 20:12:12
      Beitrag Nr. 142 ()
      Hallo zusammen!

      Bodenbildung bei 3300
      Bodenbildung bei 3000
      Bodenbildung bei 2700
      Bodenbildung bei 2300
      Bodenbildung bei 2000
      Bodenbildung bei 1800
      Bodenbildung bei 1500 ????????????????????????????
      Bodenbildung bei 1350 ??????????????????????????????????????????????????????????????

      Prognosen sind bei diesem Mega-Crash äußerst schwierig! Selbst die Experten stochern im Nebel.

      Die Wahrscheinlichkeit einer schweren Rezession in den USA bekommt langsam Konturen. Ich finde, wir sollten die negativen Auswirkungen für die US-Gesellschaft und darüber hinaus nicht nur durch unsere Aktionärsbrille betrachten.

      In Amerika glauben nur noch notorische Berufsoptimisten nicht an einer Rezession. Das Rezessionsgespenst steckt schon in den Köpfen vieler Amis drin. Vollkommen verständlich, daß In dieser miesen Stimmungslage die Investitionen zurückgefahren werden. Folglich bilden sich schnell Überkapazitäten. Die Produktion muß zwangsläufig reduziert werden und um Kosten zu sparen, werden Arbeitsplätze abgebaut und notwendige Modernisierungen auf den Nimmerleinstag verschoben. Bei den Arbeitsplatzabbau stehen wir erst am Anfang einer fatalen Entwicklung.

      Welcher Anleger (nicht Spieler) traut den Märkten noch?

      Jedenfalls glaubt kaum noch einer, daß der kapitalistische Latrinendampfer wieder schnell an Fahrt gewinnt.

      Ich habe den 87er und alle nachfolgende Crashs mitgemacht. Diese Kurseinbrüche waren zwar heftig, aber man konnte sie bequem aussitzen und wer den Mut hatte, in dieser Schwächephase zu kaufen wurde nach gut einem halben Jahr fürstlich entlohnt. Die jetzige Situation ist das Schlimmste was
      ich bisher an der Börse erlebt habe. Bei dieser Börsenlage kann der Langfristinvestor nur verlieren. Nur der geschickte Momentumsspieler hat eine Chance aus der jetzigen Situation (Put Strategie) Kapital zu schlagen. Von wegen erstklassige Wachstumsaktie ins Depot legen und eine Kursdelle aussitzen. Das war einmal! Das die Aktienkultur dabei Schaden nimmt, ist mehr als verständlich. Ich kenne jede Menge Aktionäre, die von Aktien die Schnauze gestrichen voll haben. Es gibt momentan zu viele wirtschaftliche Unwägbarkeiten. Selbst einige renommierte Großfirmen wagen keine Prognosen abzugeben. Die Unsicherheit der weiteren wirtschaftlichen Entwicklungen sind einfach zu groß. Tatsache ist, seit Dezember letzten Jahres hat sich die wirtschaftliche Entwicklung, vor allem im Hightech-Bereich dramatisch verschlechtert. Es ist nunmehr nur noch eine Frage der Zeit, wann auch der Gesamtmarkt stark einbricht. Noch halten die Dämme, aber keiner kann mit Bestimmtheit sagen wie lange? In den USA gibt es eine Kopplung zwischen Aktienmarkt und Wachstum. 67 Prozent der US-Ökonomie beruhen auf den privaten Konsum. Nun droht diese treibende Kraft für die US-Ökonomie, aufgrund der Baisse zu kippen. Die Formel lautet: Desto tiefer die Kurse fallen, desto weniger Verbrauchervertrauen, desto schwerer und länger wird letztlich die Rezession.

      Konsumverhalten und Verschuldung der Privathaushalte

      Das Konsumverhalten der Amerikaner ist bisher noch nicht dramatisch zurückgegangen und das trotz recht hoher Verschuldung (negative Sparquote) der amerikanischen Haushalte. Konkret: Die private Verschuldung in den USA hat sich seit 1990 verdoppelt. Sie beträgt nun insgesamt 7,5 Billionen Dollar. Das sind mehr als 50.000 Dollar pro Privathaushalt und mehr als 25.000 Dollar pro Kopf der Bevölkerung. Ein großer Teil dieser Summe entfällt auf Hausbesitzer, die Hypotheken aufgenommen haben, um Konsumgüter zu bezahlen, Schulden zu begleichen oder an den Aktienmärkten zu spekulieren. Noch hat der Großteil der amerikanischen Bevölkerung „grenzenloses“ Vertrauen in der eigenen Wirtschaft. Sollte dieser wichtige Stützpfeiler der US-Konjunktur aber wegbrechen , können wir uns warm anziehen.

      Es gibt in den Staaten zwar schon eine gewisse Rezessionsstimmung bei der Bevölkerung, aber noch hält sich das alles relativ in Grenzen. Das mag an den Beschwichtigungsversuchen liegen, die einige renommierte Wirtschaftsexperten in schöner Regelmäßigkeit von sich geben. Sollten aber der Dow und der S&P - die sich bisher recht wacker gehalten haben - auch stark einbrechen, würde sich das Konsumverhalten mit sehr großer Wahrscheinlichkeit dramatisch verschlechtern und eine tiefgreifende (Welt-) Wirtschaftskrise (a la 1929) wäre mit einer gewissen Zeitverzögerung nicht auszuschließen, zumal Japan in einer schweren Krise steckt und es keine echten Wachstumsimpulse aus dem Euroraum geben wird. Sollte es zu diesem Szenario kommen, wäre es mit steigenden Unternehmensgewinnen für lange Zeit vorbei. Ich hoffe, diese saure Gurkenzeit (nur mit Puts käme man auf eine gute Rendite) bleibt uns erspart.

      Gründe für die heftigen Gewinnrückgänge

      Die Gewinnexplosion in den 90er Jahren beruhte auf eine Reihe günstiger Rahmenbedingungen.
      Schwache Gewerkschaften, fallende Zinsen und vor allem der günstige Einfluß der Börsenhausse, haben die Kapitalkosten der US-Unternehmen niedrig gehalten. Abgesehen von den vielen Bilanzierungstricks, spekulierte eine große Anzahl von Unternehmen selber an der Börse und konnte somit ihre Bilanzen auffrischen. Ferner waren bei vielen Hightech-Unternehmen die Löhne relativ gering. Trotzdem waren diese Arbeitsplätze attraktiv, denn mit großzügigen Aktienoptionen konnten die Mitarbeiter an den Firmenerfolg partizipieren. Die Kurssteigerungen waren meist wesentlich höher als die Löhne. Solange alles in einer Richtung läuft, klappte das ja alles wie am Schnürchen. Nun sehen wir, aufgrund der starken Kurseinbrüche den Schlamassel. FAZIT: Viele Faktoren, die zur Gewinnexplosion beitrugen, haben nun ihre Gültigkeit verloren und verkehren sich jetzt ins Gegenteil. Nur so kann ich mir die dramatischen Gewinneinbrüche erklären.

      Unternehmensverschuldung und Stromabschaltungen im wirtschaftlich stärkstem Land der USA

      Ein nicht unerhebliches RISIKO ist der hohe Verschuldungsgrat vieler amerikanischer Unternehmen. Außerdem sitzen viele Banken auf ein Berg (über 100 Mrd. $) von faulen Krediten. Wehe wenn ein Big Player den Löffel abgibt und damit eine Kettenreaktion auslösen sollte. Nach Gerüchten haben Lucent und Motorola angeblich Zahlungsschwierigkeiten. Der größte kalifornische Stromerzeuger ist Pleite. Unglaublich aber wahr, es kommt in Kalifornien, den „Hightech Edorado“ laufend zu Stromabschaltungen.

      Der sogenannte Neoliberalismus ist Kapuitalismus pur!

      Wir dürfen die sozialen Aspekte einer schweren US-Wirtschaftskrise nicht aus den Augen verlieren!

      Ich möchte auch über die gesellschaftlichen Auswirkungen einer möglichen schweren Rezession einige Gedanken machen. Eine gesetzliche Altersversorgung gibt es in den Staaten nicht. Aktienersparnisse dienen in den USA als Rentenersatz.

      Eine Aktienanlage dient gerade bei älteren Amerikanern als Rentenanlage. Eine langjährige schwere Baisse, vor allem beim Dow hätte auch für viele Ruheständler gravierende negative Folgen. Auch hier steckt noch jede Menge gesellschaftlicher Sprengkraft drin. Außerdem ist mehr als ein Viertel der Amerikaner nicht krankenversichert. Bei steigender Arbeitslosigkeit ist davon auszugehen, daß sich der Anteil der Nichtversicherten (schnell) erheblich erhöht. Noch bekommen die hoch qualifizierten und hoch bezahlten Fachkräfte schnell ein neuen Job, aber bei einer tiefen Rezession sieht das schon ganz anders aus. Da kann auch ein Webdesigner schnell zum Latrinenreiniger mutieren. Nach der Statistik haben wir in den USA quasi eine Vollbeschäftigung. („Nur“) 4,3 Prozent Arbeitslose, diese Rate liegt weit unter der von Westeuropa. Ich weiß aber nicht, wie aussagekräftig diese Statistik ist, denn mit Statistiken nehmen es die Amis wirklich nicht so genau. „Ich traue nur eine Statistik, die ich selber gefälscht habe“, so ähnlich soll es Winston Churchill gesagt haben.

      Anders als in meisten Staaten Westeuropas, gibt es in den USA kaum ein soziales Sicherungssystem. Um die Folgen des kapitalistischen Wirtschaftszyklus zu dämpfen, ist die soziale Flankierung des kapitalistischen Systems in Krisenzeiten unerläßlich. Vor allem unter Ronald Reagan, aber auch unter Clinton hat man die Sicherungssysteme abgeschafft, bzw. ausgehöhlt. Millionen Menschen, insbesondere die Masse der gering Entlohnten im Dienstleistungssektor und der vorübergehend Beschäftigten, werden auf der Straße landen - ohne soziales Netz oder persönliche Rücklagen. Ohne kriminell in Erscheinung zu treten, könnten sich diese Menschen kaum über Wasser zu halten. Auch die in den USA häufig vorkommenden Suppenküchen, dürften wohl nicht ausreichen, um alle Hungernden satt zu machen. Der alltägliche Überlebenskampf würde für viele Arme unerträgliche Züge annehmen. Die schon jetzt recht hohe Kriminalitätsrate der amerikanische Gesellschaft, bekäme mit Sicherheit ein starken Aufwind. Bandenkriege, Plünderungen, Raub und Mord sind dann wohl die negativen Begleiterscheinungen einer unsozialen, kalten Gesellschaft, die mehr oder weniger nach dem darwinistischem Prinzip funktioniert.

      In den vergangenen Jahrzehnten haben einige Stromausfälle in der Nacht zur Plünderungsorgien geführt und spätestens seit den Unruhen in L.A. wissen wir, wie schnell alles außer Kontrolle geraten kann. Dies gibt uns ein Vorgeschmack, was demnächst alles noch passieren kann.

      Capoon
      Avatar
      schrieb am 09.04.01 21:32:44
      Beitrag Nr. 143 ()
      Oh, wir wurden verschoben,
      hoffentlich finden uns alle wieder...
      Avatar
      schrieb am 09.04.01 23:55:36
      Beitrag Nr. 144 ()
      @sittin bull inv

      komisch, nicht? – auf ganz fremdem Terrain. Ich hoffe ebenfalls, dass der Thread hier nicht untergeht - wär` schade um das viele Gehirnschmalz, das alle da rein investiert haben.

      @ Capoon

      Hallo!

      Klasse Beitrag übrigens, den du da gepostet hast. Ich kann dir nur voll und ganz zustimmen - du hast viele Risiken und Probleme kurz und knapp auf einen Nenner gebracht. Speziell zum Thema "Arbeitslosen-Statistik" in den USA sinne ich auch schon ein ganzes Weilchen nach...


      @Lassemann + schloss

      auf die Put- Debatte möchte ich wirklich nicht näher eingehen - da gab`s schon genug Gefechte im Board zwischen den Fans und Gegnern, denke ich. Das mit der "Schwarzmalerei" der Texte hier wurde schon oft bemängelt. Tja, aber vielleicht ist eine Warnung zuviel doch besser als eine zu wenig....


      Und weil wir hier im Amerika-Forum sind noch was zu den Problemen mit der Verschuldung per Kreditkarte in den USA:http://www.spiegel.de/wirtschaft/finanzen/0,1518,127464,00.h…. Dazu passt, dass Bush jetzt auf Druck der Kreditkarten-Firmen das Konkursrecht verschärft hat - soll angeblich ein Dankeschön für eine großzügige Wahlkampfhilfe dieser Firmen sein (schreibt jedenfalls die "Süddeutsche Zeitung").

      Im Übrigen möchte ich hier nochmal die Gelegenheit ergreifen, und über den "Kanzler aller Autos" schimpfen. (Als "Kanzler aller Autos" hat sich Schröder übrigens tatsächlich mal bei einem Besuch von Daimler in Stuttgart bezeichnet). Ein Beitrag auf Telepolis fasst es unter dem provokativen Titel Vom Menschenrecht auf Faulheit (mal wieder) besser und genauer zusammen, was ich meine. Der Autor Goedart Palm hat da meiner Meinung nach wirklich Recht, wenn er den Kanzler als "faul" bezeichnet und schreibt:

      Das Problem des Kanzlers und der anderen "Wir-Gesellschafts-Theoretiker" ist ein verkümmerter Arbeitsbegriff, in dem "Schuften" und Erwerbseinkommen, Faulheit und gesellschaftliche Krisen kurzerhand gleichgesetzt werden.

      und

      Es gibt kein Recht auf Faulheit in dieser Gesellschaft. Das sollte dann auch für die Faulheit des Denkens gelten, statt kreative Gesellschafts- und Arbeitsmodelle vorzustellen, Arbeit, Erwerbstätigkeit, Einkommen und die "Wir-sitzen-alle-in-einem-Boot"-Mentalität zu einem frühindustriellen Turbokapitalismus kurzzuschließen.

      Der Text steht unter: http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/7336/1.html

      Dazu fällt mir auch noch ein Schröder-Witz ein (den sicher alle schon kennen):

      Willy Brandts Wahlkampfmotto lautete. "Mehr Demokratie wagen". Schröders Wahlkampfparole heißt: "Mehr Volkswagen".

      Also ich finde den immer noch gut. Aber dieses Thema, ausführlich behandelt, würde wohl den Rahmen dieses Threads sprengen...
      Avatar
      schrieb am 10.04.01 08:30:54
      Beitrag Nr. 145 ()
      Was mir so auffiel:

      Der Reduktionsprozess findet zunächst in der Industrie selbst statt: Internet- und Softwarefirmen leiden schließlich nicht daran, daß die Verbraucher kollektiv in Streik treten. Yahoo hat sich nie über mangelnde Zugriffszahlen beklagt, wohl aber über das Ausbleiben der kommerziellen Werbekunden. Amazon schreibt seit seiner Gründung nichts als Verluste. Wohl aber nicht, weil Konsumenten bestellfaul waren oder sind: Die Verluste stiegen genauso zuverlässig wie die Umsatz- und Wachstumsraten.

      Sondern die Einschränkungen entstehen offenbar primär aus einem Zurückfahren des Investitionsgüterbereichs. Ariba und Intershop wiesen z.B. mehrfach darauf hin, daß Kunden Bestellungen aufgeschoben haben. Angesichts der Innovationshektik, die Wachstumsfirmen benötigen, hat jede Verzögerung letalen Charakter.

      Während bei diversen zurückliegenden Ereignissen entweder der Ölpreis oder eine Rußland-, Asien- oder Lateinamerikakrise als Verantwortliche ausgemacht werden konnten, sind es diesmal zweifellos (!) Ursachen, die in einem negativen Rückkoppelungsprozess des Wirtschaftssystems liegen. Nebenbei gibt es derzeit auch wieder eine Lateinamerikakrise, die allerdings, so unangenehm sich die ökonomische Instabilität in Argentinien auswirken könnte, in der Wahrnehmung des Gesamproblems keine allzu große Rolle zu spielen scheint.

      Die Verbraucher scheinen derzeit eher die letzten zu sein, die ihr Verhalten anpassen, worauf die konstante Hausbaurate und das gestiegene Verbrauchervertrauen aus den letzten US-Erhebungen hinweisen. Möglicherweise erreicht das, was zunächst als Platzen der Spekulationsblase bezeichnet wurde und mittlerweile immerhin schon offiziell zur Wachstumskrise avanciert ist, zuallerletzt über Lohnkürzungen und Entlassungen den Konsumentenbereich. Anscheinend spielt dieser Sektor bisher eine untergeordnete Rolle, was die Schärfe des Einbruchs aus traditioneller Sicht eigentlich noch unverständlicher macht ... (den Rest kann jeder nach seinem Gusto ergänzen)

      Falls die "Durchführung" so aussieht, haben wir den absolut lehrbuchartigen Verlauf einer Wirtschaftskrise. Ihre Schwere wird darüber entscheiden, ob die Marktwirtschaft ihren nun 150jährigen Kinderschuhen entwachsen ist.


      @sittin bull inv
      Ich kenne leider keine Untersuchung zur Analogie von systematischer Gewinnrückführung in der Internetwirtschaft und anderen Theorien/Ereignissen. Aber das Ganze ist offensichtlich, so daß es mich beim Lesen der Zahlen schon vor ein paar Jahren vom Hocker gehauen hat.

      Finanzierungsmodell: Die Preise, die für Internet-Werbung erzielbar sind, decken nicht im entferntesten den Betrieb der Server und anspruchsvoller Softwarekonstrukte. Damit meine ich nicht nur die immer aufwendiger werdenden Site- und Grafikgestaltungstools, sondern auch die inzwischen unverzichtbaren Programmiersysteme. Vor allem nat. die Erstellungsstückkosten / Honorarkosten. Mal abgesehen davon, daß man mit extensiver Werbung Kunden vergrault, gab und gibt es überhaupt kein anderes Finanzierungsinstrument. Das angedachte Micro-Payment wäre (vielleicht) eine Lösung gewesen, wurde aber wegen des notwendigen Aufwands nie realisiert.

      Everything for free ist sehr niedlich, immerhin ist daraus sogar Beachtliches wie Linux entstanden.

      Für kommerziell betriebene Internet-Angebote ist das aber Murks und die erfolgten Verrenkungen, um die Gewinnschwelle zu erreichen, sind angesichts der Tatsache, daß die Konkurrenz ebenfalls sofort die bekannten Add-Ons wie Versteigerungen, Online-Bestellungen usw. hinstellt, umso lächerlicher. Ich verwende auch GMX, aber Geld möchten sie von mir, auch wenn ich täglich 10 MB Traffic über Mailinglisten generieren würde, nicht. Das wundert mich schon. Glücklicherweise kamen sie noch nicht auf die Idee, daß man den Flohmarktbereich nutzen muß.

      Tatsächlich ist B2C-eCommerce (Business-to-Customer), angesichts des immensen Aufwands, der dabei generiert wird, in vielen Fällen lediglich ein Instrument zur Generierung riesiger Defizite geworden. Amazon ist einer der bekanntesten Defizit-Marktführer. Gleichzeitig war das gesamte Umfeld ebenfalls zur Generierung von Defiziten gezwungen, weil man glaubte, "den Anschluß zu verpassen".

      Einige wenige Big Player haben sicherlich Erfolg, mir fallen da spontan ebay, oder in Dtl. z.B. Conrad Electronic ein. Nicht jedes Geschäft eignet sich zur Portierung ins Internet, es sei denn, ich kann mich eines Tages einmal virtuell auf eine Couch setzen oder ein Auto beim Gebrauchtwagenhändler per Ferndiagnose auf den Zustand des Motors oder Unfallschäden überprüfen. Das war und ist also teilweise ein Hype - der Bogen wurde schlichtweg überspannt (klassische Überproduktion: Zeugs, das keiner braucht).

      Anekdotisch: Falls man die Profitratentheorie der Marxisten hier ausprobieren wollte, sie würde hier einerseits wie die Faust aufs Auge passen. Andererseits auch gerade nicht, denn die marxistische Theorie ging von Profitverfall gerade bei echten Produktivitätssteigerungen aus, der in der Internetwirtschaft durch die nicht erfüllten Effizienzgewinne (immer gegen den Aufwand gerechnet) zweifelhaft ist .. :)

      MfG, landing_zone
      Avatar
      schrieb am 10.04.01 10:52:53
      Beitrag Nr. 146 ()
      @landing_zone, bin deiner Meinung.
      Lustig ist doch nur, daß derjenige der diese Meinung vor einem Jahr vertreten hat, als notorischer Schwarzseher bezeichnet wurde. Mal schauen, wie lange es noch geht, bis diese Erkenntnis auch bis zu den "Experten" unserer Regierung vorgedrungen ist. Möglicherweise wissen sie´s ja auch und möchten wie immer den armen kleinen Mann vor solchem Unbill schützen.

      gruss paule2
      Avatar
      schrieb am 10.04.01 11:10:04
      Beitrag Nr. 147 ()
      @capoon, was für ein posting.

      Zu den Puts, die du angesprochen hast. Ich habe fast keine Aktien mehr, sondern setze auf Dow- und Dax-Puts.
      Für mich persönlich ist das eine "sicherere" Strategie, als Aktien zu kaufen. Habe ich bis Ende des dritten Quartals recht, bewahrheitet sie sich und die Strategie wird noch "sicherer".

      Das blöde ist nur, daß sie nur innerhalb meines Systems "sicher" ist.

      Ein Außenstehender würde sie als extrem riskant bezeichen.

      Laut Shiller (Irrationaler Überschwang) waren 1999 fast alle Amerikaner sicher, daß Aktien eine sichere Kapitalanlage seien.

      Also ist nur sicher, daß nichts sicher ist.

      gruss paule2
      Avatar
      schrieb am 11.04.01 12:55:15
      Beitrag Nr. 148 ()
      @paule2
      @paule2

      naja, ich glaube, die Meinung haben schon einige gehabt, speziell und gerade in den betroffenen Branchen. je länger die Euphorie dauerte, desto weniger wurde diese Meinung aber offen vertreten. In dem Zusammenhang fragt man sich natürlich, ob das, was wir jetzt sehen, nicht die Kehrseite der gleichen Medaille sein könnte.

      Eigentlich haben wir bis jetzt nichts anderes als eine Korrektur, alles andere sind Mutmaßungen - was man zugeben kann. Selbst wenn noch der eine oder andere Big Player Konkurs macht, es bleibt dabei. Im Grunde harmlos, nur nicht für zarte Gemüter (Anleger).

      MfG
      Avatar
      schrieb am 11.04.01 13:54:34
      Beitrag Nr. 149 ()
      Hi there,

      die Weltbank hat für Mitte/Ende des Jahres eine Konjunkturerholung für sehr wahrscheinlich. Da die Börsen diese immer vorausnehmen, wäre ich mir mit einer reinen PUT-Strategie nicht so sicher.

      Gruss

      Lassemann
      Avatar
      schrieb am 12.04.01 01:47:28
      Beitrag Nr. 150 ()
      Sorry, dass ich hier mal wieder ganz verquer komme - aber was ich schon lange machen wollte: Mal einen anderen USA-Mythos"von unten" anzugucken. Und zwar den von der Job-Maschine. Da kommt nämlich die andere Seite der schönen neuen Welt wieder einmal in den offiziellen Sachen viel zu wenig vor. Und nicht zuletzt werden unsere Schröders und Stoibers durch so Mythen ganz schön inspiriert...


      Das Märchen von der "Job-Maschine" USA

      Neben den Niederlanden wird von bürgerlichen Politikern und Vertretern der Unternehmerverbände immer wieder das Beispiel USA ins Feld geführt, um zu belegen, daß durch Abbau sozialer Leistungen, niedrige Löhne und flexible Arbeitszeiten neue Arbeitsplätze geschaffen werden könnten. Sie stützen sich dabei im wesentlichen auf die Propaganda, die von der US-Regierung selbst in Umlauf gebracht wird. Die monatliche Verkündung der "neu geschaffenen Jobs" ist seit mehreren Jahren fester Teil der Fernsehnachrichten in den USA. Bewußt wird diese Zahl gegenüber Berichten zu den Arbeitslosenzahlen in den Vordergrund gerückt, um von den eigentlichen Problemen abzulenken. Behauptet wird, daß seit dem Amtsantritt von Präsident Clinton 15 Millionen Arbeitsplätze geschaffen wurden. Die Arbeitslosenquote liegt den offiziellen Angaben zufolge mit 4,2 Prozent so niedrig wie zuletzt vor 3 Jahrzehnten.

      Zunächst ist die Berechnung dieser Arbeitslosenquote mit den in Europa üblichen ebenfalls manipulierten Statistiken nicht zu vergleichen. In den USA existiert überhaupt keine behördliche Meldepflicht. Die Arbeitslosenquote wird durch Umfragen und Hochrechnungen ermittelt. Auf die Frage "Waren Sie im letzten Monat beschäftigt?" wird als Ja-Antwort auch gerechnet, wenn jemand nur stundenweise beschäftigt war. Schätzungen gehen davon aus, daß die Zahl derjenigen, die tatsächlich einen Arbeitsplatz suchen, mindestens dreimal so hoch ist wie die offizielle Arbeitslosenquote vorgibt. Die weitaus meisten der sogenannten "neuen Arbeitsplätze" entstehen im sogenannten "Service-Sektor". Dazu zählen Anlageberater und Börsenbroker genauso wie Gärtner, Verkäufer, oder jemand, der gegen Bezahlung Rasen mäht. Darunter sind zahlreiche Bereiche, die aus Industriekonzernen ausgegliedert wurden. Die dort vernichteten Stellen erscheinen bei der Neugründung formal selbständiger Zulieferfirmen dann als "neue Arbeitspätze".

      Es handelt sich oft um Teilzeitstellen und Gelegenheitsjobs, deren Löhne so niedrig sind, daß man mehrere gleichzeitig annehmen muß, um davon leben zu können. So bringt Rasenmähen nach Feierabend pro Monat rund 250 DM zusätzlich ein. Sieben Prozent der Arbeiter und Angestellten haben bereits mehrere Jobs. Arbeitete ein Elternpaar in einer Arbeiterfamilie 1979 im Schnitt pro Jahr 3236 Stunden, so waren es 1997 pro Jahr 3860 Stunden, wie das gewerkschaftsnahe Economic Policy Institute ermittelte. 40 Millionen US-Bürgern fehlt das Geld sich krankenversichern zu lassen. Obwohl die Nominallöhne auch aufgrund von Arbeiterkämpfen momentan leicht steigen, liegen die Realverdienste der meisten Amerikaner unter dem Stand von vor zehn Jahren.

      Second Harvest, ein Zusammenschluß von 11.000 Suppenküchen, hat ermittelt, daß 40 Prozent ihrer regelmäßigen Besucher nicht obdach- und arbeitslos sind, sondern zu den "working poor" zählen, zu den "arbeitenden Armen". In jedem zehnten Haushalt ist Hunger keine Seltenheit. Im wirtschaftsstärksten Land der Welt gehen vier Millionen Kinder unter 12 Jahren hungernd ins Bett, weitere 9,6 Millionen sind vom Hunger bedroht. Jeder zwanzigste US-Haushalt war irgendwann in den letzten fünf Jahren zahlungsunfähig. Die offizielle Armutsrate erreichte 1997 trotz des "Jobwunders" mit 13,3 Prozent (das sind 35,6 Millionen Menschen) einen Höchststand. Das ärmste Fünftel der Haushalte lebt heute von durchschnittlich 8.800 Dollar im Jahr. 1977 hatten sie noch rund 10.000 Dollar zum Leben. Die offizielle Armutsgrenze liegt bei 16.530 Dollar.

      Auch die Zahl der Sozialhilfeempfänger ging jedoch seit dem Höhepunkt von 1994 von 14,2 Millionen auf 7,6 Millionen im letzten Jahr zurück. Das geschieht auf eine Art und Weise, die zugleich dafür sorgt, daß die Betriebe billigste Arbeitskräfte bekommen. Mit dem sogenannten "Direct Job Placement" bekommen Betriebe direkt vom Sozialamt Arbeitskräfte für Hungerlöhne zwischen 5 und 6 Dollar zugewiesen. Wer dazu nicht bereit ist, bekommt die Sozialhilfe gestrichen. Auf diese Weise fanden 26 Prozent der bisherigen Sozialhilfeempfänger "Arbeit", weitere 8 Prozent verschwanden ganz aus der Statistik. Wer von der wachsenden Ausbeutung profitiert, zeigt sich daran, daß sich die Gehälter der Spitzenmanager zwischen 1989 und 1997 - auf das 116fache des Lohns eines Durchschnittsarbeiters verdoppelt haben. Die reichsten 2,7 Millionen US-Bürger verfügen über das gleiche Netto-Gesamteinkommen wie die ärmsten 100 Millionen - auch das eine Verdoppelung seit 1977. Das ist es offensichtlich, was auch den Vertreter der Unternehmerverbände und der Regierung in Deutschland vorschwebt, wenn sie von "mehr Anreiz zur Eigenvorsorge" sprechen und davon, daß "jeder arbeiten soll, der auch arbeiten kann".

      Quellen: KStA 16.10.99; Spiegel 39/99

      Der Text ist vom Oktober 1999 und kann unter http://www.gsa-essen.de/material/analysen_99-42_jobs-usa.htm nachgelesen werden.

      Außerdem habe ich noch was Nettes zu der offiziellen Armutsgrenze in den USA gefunden:

      Die Armutsgrenze wurde in den USA auf eine seltsame Art gesenkt, und zwar so, daß jetzt weniger Menschen unter diese Grenze fallen. Der Trick liegt in der Fälschung der Inflationsrate. Die Regierung wendet bei der Berechnung der Inflation seit kurzem eine "Anpassungsprozedur" namens "Quality Adjustment Index" (QAF) an. Mit dem QAF sollen bei Hunderten von Produkten Preiserhöhungen ganz oder teilweise gegen angebliche Qualitätsverbesserungen aufgerechnet werden und verschwinden so aus der Inflationsstatistik.

      Weiß da jemand Näheres darüber? Würde mich interessieren...
      Avatar
      schrieb am 12.04.01 03:08:54
      Beitrag Nr. 151 ()
      Hi gieristnichtgut,

      nicht uninteressant der Artikel. Dennoch ist den Aussagen einiges entgegenzuhalten:

      1. Ist die Quelle leider nicht objektiv, sondern weit auf der linken politischen Seite einzuordnen. Wie komme ich darauf?

      GSA-Gesellschaft zur Förderung wissenschaftlicher Studien
      zur Arbeiterbewegung e.V.


      ---Der Name verrät schon so einiges, das Programm (natürlich legitim) noch mehr

      Aus "Über uns":



      Die Welt von heute ist voller Unruhe. Millionen von Menschen wollen sich nicht länger mit ihrer Lage abfinden. Das kommt in Rebellionen, Aufständen, Streiks und Demonstrationen zum Ausdruck. Besonders die Jugend fragt nach der Zukunft der Menschheit. Wo liegen die Ursachen für Arbeitslosigkeit, Umweltzerstörung, Krieg und Elend ?
      Alternativen sind gefragt, jedoch nicht leicht zu finden. Zumal die modernen Massenmedien millionenfach die These von der Interessensgleichheit von Kapital und Arbeit verbreiten, um so den Gedanken an andere gesellschaftliche Modelle gar nicht erst aufkommen zu lassen. Stehen wir dennoch, wie viele meinen, am Beginn einer neuen Diskussion für den Sozialismus ?

      Die Gesellschaft zur Förderung wissenschaftlicher Studien zur Arbeiterbewegung e.V. schwimmt gegen den breiten Strom der Meinungsmache. Sie will durch ihre wissenschaftliche Arbeit beitragen, grundsätzliche Lösungen im Interesse der internationalen Völkergemeinschaft zu finden. Zusammen mit jenen Wissenschaftlern, Gewerkschaftlern und allen Interessierten, die ernsthaft danach suchen.

      Armut und Reichtum
      stehen in immer krasserem Gegensatz. Weltwelt operierende Konzerne lassen täglich über 1.000 Milliarden US-Dollar an den internationalen Devisenmärkten umsetzen. Aber jeder 5. Erdbewohner - 1,3 Milliarden Menschen - lebt in Armut.
      Die Massenarbeitslosigkeit in Deutschland ist höher denn je in diesem Jahrhundert. In einem der reichsten Länder der Welt sind über 1 Million Kinder von Armut betroffen. Das staatliche Sozialwesen ist in die Krise geraten.

      Unter dem Vorwand der Schaffung neuer Arbeitsplätze werden Lohnsenkung, Kürzung der Sozialhilfe und Abbau der Sozialversicherungssysteme gefordert.

      Gleichzeitig gibt es in den Gewerkschaften und in zahlreichen Initiativen eine breite Diskussion, wie Arbeitslosigkeit und wachsende Armut wirksam bekämpft werden können: Arbeitszeitverkürzung mit vollem Lohnausgleich, Schaffung neuer, gesellschaftlich notwendiger Arbeitsplätze bei tariflicher Entlohnung, Erhöhung von Löhnen, Renten, Sozialhilfe und Ausbildungsbeihilfen sowie Einführung von Mindestsätzen. Die GSA e.V. wird dazu Fakten und wissenschaftliche Argumente erarbeiten, die Erfahrungen mit verschiedenen Modellen auswerten und dokumentieren sowie die Ergebnisse bekanntmachen. So will sie dazu beitragen, die drängenden sozialen Probleme zu lösen.

      Grenzenlose Produktion
      ist für multinationale Konzerne längst an der Tagesordnung. Ein "Made in Germany" gibt es nur noch auf den Etiketten. Doch mit dem nationalen Standortargument sollen die Arbeitenden verschiedener Länder gegeneinander ausgespielt werden.
      In der Arbeiterbewegung wachsen Bestrebungen, sich international auszutauschen und zu unterstützen. Aber noch stellt sich die Frage: Können die gemeinsamen Interessen der Arbeiterbewegung Über Ländergrenzen hinweg verwirklicht werden, oder setzt sich die Spaltung durch?

      Die GSA e.V. will die internationale Völkerverständigung fördern. Sie Übersetzt wichtige internationale Schriften und bietet wissenschaftliche Vorträge zu brennenden internationalen und nationalen Themen sowie Sprachkurse an.

      Wirkliche Unabhängigkeit
      ist das Bestreben der Völker aller abhängigen Länder. Doch die Schuldenberge der Entwicklungsländer wachsen in den Himmel, ihre nationale Wirtschaft ist zerrüttet. Weltwelt sind 650 Millionen Menschen auf der Flucht vor Katastrophen, Hunger und gewaltsamer Unterdrückung.
      Als handle es sich dabei um ein geographisches Problem, lenken Theorien wie die vom "Nord-Süd-Konflikt" von den tieferen Ursachen dieser Ausplünderung ab.

      Die GSA e.V. will das Dickicht der internationalen wirtschaftlichen und politischen Verflechtungen und Abhängigkeiten durchleuchten, Volkskämpfe und Widerstandsaktionen aller Länder analysieren und die Erfahrungen nutzbar machen.

      Sie will Bestrebungen für eine weltweite Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung wissenschaftlich fundieren, die allen Völkern eine friedliche und gleichberechtigte Entwicklung ermöglicht.

      Die Bewahrung der Umwelt
      vor einer weltweiten Umweltkatastrophe wird mehr und mehr zur Schlüsselfrage jeglicher menschlichen Entwicklung überhaupt. Dennoch wäre es verfehlt zu glauben, alle Menschen hätten gleichermaßen ein Interesse an dringend notwendigen Umweltschutzmaßnahmen.
      Für die Steigerung ihrer Gewinne machen die internationalen Konzerne und Banken auch vor einer unwiederbringlichen Zerstörung unserer Lebensgrundlagen nicht halt. Diese Entwicklung zu stoppen, ist eine Herausforderung an die Umweltbewegung weltweit.

      Von wissenschaftlicher Seite aus will die GSA e.V. dies begleiten, durch grundlegende Analysen Über die Entwicklung der Umweltkrise und die Ansätze zu ihrer Überwindung.

      Die Entwicklung der Wirtschaft
      ist krisenhaft. Zur weltweiten strukturellen Krise als Folge der Verschlankung und Internationalisierung der Produktion kommen periodisch drastische Produktionsrückgänge. Aufgrund der weltweiten wirtschaftlichen und finanziellen Verflechtungen wirken sie länderübergreifend. Massive Verschlechterungen der wirtschaftlichen und sozialen Lage der Mehrheit der Bevölkerung sind die Folge.
      Ist nun die Einführung von "schlanker Produktion" das Allheilmittel, wie es Studien der Unternehmerverbände nahelegen? Plötzlich sind die Ideen und Kenntnisse der Beschäftigten gefragt, doch nur, um mit noch weniger Menschen noch größere Gütermengen zu produzieren. Den rasant wachsenden Produktionsmöglichkeiten steht eine schrumpfende Massenkaufkraft gegenüber. Kann ein wirtschaftlicher "Aufschwung" unter diesen Voraussetzungen Überhaupt noch stattfinden? Soll dieses Wirtschaftssystem mit der Gewinnmaximierung als Maß aller Dinge das "Ende der Geschichte" sein, wie es nach dem Zusammenbruch der abgewirtschafteten und untauglichen Systeme in Osteuropa verkündet wurde?

      Die GSA e.V. sieht es als ihre Aufgabe, Ursachen, Gesetzmäßigkeiten und Triebkräfte in Wirtschaft und Gesellschaft zu erforschen und notwendige Schlußfolgerungen anzuregen.

      2. Sind Service-Jobs nicht wie sie hier dargestellt werden keine guten Jobs. Typisch deutsche Denke. BRD ist eben Servicewüste.

      3. hinkt ein solcher Vergleich wie die GSA ihn anbringt. Die Kultur,das System ist nicht schlechter oder besser, sondern einfach nur anders, mit vielen Vorteilen und auch vielen Nachteilen.

      Gruesse

      Lassemann
      Avatar
      schrieb am 12.04.01 12:46:03
      Beitrag Nr. 152 ()
      Wo ist der Thread hin:confused:

      Beiträge: 0 gelesen gesamt: 3386 gelesen heute: 67

      :confused:

      mfg
      Schließer
      mal sehen ob dieses Posting auch weg ist
      Avatar
      schrieb am 12.04.01 13:15:16
      Beitrag Nr. 153 ()
      Da ist er wieder
      *freu*
      Schließer
      Avatar
      schrieb am 13.04.01 00:06:45
      Beitrag Nr. 154 ()
      @schloss

      ja, zum Glück, die Schuldenmaschine läuft wieder...


      @Lassemann

      du hast nicht Unrecht mit deinem Einwand...

      Natürlich müssen die sozialen Bedingungen immer vor dem Hintergrund der jeweiligen Kultur gesehen werden. Und so ist vieles, was für die amerikanische Mittelstandsfamilie ganz normal ist, für den deutschen Durschnittsbürger unvorstellbar - und umgekehrt. Das gilt sicher auch für die Akzeptanz von Jobs und die Bedingungen / Bezahlung dieser Jobs.

      Trotzdem - gegen was ich mich wehren möchte ist die große Vorbildfunktion, die gerade den USA in Sachen Wirtschafts- und Sozialpolitik eingeräumt werden. Da ist längst nicht alles Gold, was da so glänzt. Dass sollte jedem klar sein, der von den Verhältnissen in den USA schwärmt. Und es ist ja auch nicht von der Hand zu weisen - auch die deutschen und die europäischen Politiker (ich sage nur Tony Blair) sehen die Lösung vieler ihrer Probleme in den US-Verhältnissen.

      Was die GSA betrifft – ja, klar, die sind „links“. So Sachen werden halt bevorzugt von „links“ ins Netz gestellt. Aber die Zahlen und Fakten sind meines Wissens o.k. – sie beziehen Daten zum Beispiel aus einem Artikel im Spiegel Nr. 39 von 1999. Dieser Artikel mit dem Titel „Die Zumutungen der harten Liebe“ wollte ich eigentlich posten, habe es dann aber gelassen, wegen seiner exorbitanten Länge. Ich mach’s jetzt einfach trotzdem noch, weil er vieles detaillierter und prägnanter schildert. Wem’s zu lang ist - einfach fest am Scrollrad drehen...(obwohl’s sich wirklich lohnt )

      Generell muss ich aber nochmal was zum Thema „links“ sagen. Ich bedaure es wirklich, dass es nach dem herben Scheitern der Linken so wenig unverdächtige Quellen gibt, aus denen eine Kritik an den derzeitigen Bedingungen möglich ist. Denn meiner Meinung nach werden wir igendwann nicht mehr darum herum kommen, uns wieder über Gerechtigkeit und den Schutz für die Schwächeren zu unterhalten. Die Notwendigkeit dafür ist vielleicht nicht so gegeben, so lange hohe Börsenkurse über vieles hinwegtrösten – aber meiner Meinung nach wird der Bedarf an solcher Diskussionen immens ansteigen, wenn das mit dem Trösten nicht mehr so hinhauen sollte.


      Dann nochmal kurz was zur „Gesellschaft zur Förderung wissenschaftlicher Studien zur Arbeiterbewegung“: Also das mit der Selbstdarstellung und vor allem das mit dem Foto habe ich noch gar nicht entdeckt. Das ist ja wirklich lustig...



      Und hier der Spiegel-Text:

      Sozialpolitik in den USA
      Die Zumutung der harten Liebe



      Mit rabiaten Mitteln wurde in den Vereinigten Staaten die Zahl der Sozialhilfeempfänger gesenkt - und ein Heer von "working poor" geschaffen: Menschen, die trotz Ganztagsjob nicht genug zum Leben verdienen. Der Wirtschaftsboom hat die Armen nicht erreicht.


      Manchmal ist es ein Segen, dass viele der Bedürftigen, die im Sozialamt Sedalia (Missouri) Hilfe suchen, kaum lesen können. Sonst würde sie der Mut schon im Warteraum verlassen. An der Wand des Flachbaus wird das amerikanische Ideal vom eigenständigen Individuum gepriesen: "Wir sind ein Produkt unserer Entscheidungen, nicht unserer Umstände", steht da, und: "Ändere deine Gedanken, und du änderst die Welt." Mit freundlicher Aufmunterung haben diese Sinnsprüche kaum noch zu tun. Die Sozialhilfeempfänger im 20 000-Seelen-Städtchen Sedalia haben, wie alle ihre Schicksalsgenossen im Land, längst keine Wahl mehr. Seit Bill Clinton vor drei Jahren das "Ende des Sozialstaats, so wie wir ihn kennen", ausgerufen hat, gilt: Jeder Fürsorgeempfänger, der arbeiten kann, muss auch arbeiten. Bezahlung, Wochenstunden, Arbeitsbedingungen sind dabei zweitrangig.

      "Work first" heißt die Formel, um Sozialhilfeempfänger wieder in den Arbeitsprozess zu integrieren, "erst mal arbeiten". Damit die Lust am neuen Job auch anhält, begrenzte Washington zugleich die Zuwendungen. Jeder Amerikaner hat höchstens fünf Jahre seines Lebens einen Anspruch auf Sozialhilfe. "Gesetz zur persönlichen Verantwortung" nannte Bill Clinton seine Reform. "Tough love", harte Liebe, nennt sie der Volksmund. Sozialhilfeempfänger gelten im Land der Do-it-yourself-Millionäre leicht als Parasiten, Faulpelze, Verlierer. Die Nation ist sich einig: Um die ungeliebten Staatsgäste zurück an die Werkbank zu treiben, darf man nicht zimperlich sein. Wer etwa in Sedalia aufs Amt geht, um Stütze abzuholen, kann sich alsbald inmitten von blutigen Gedärmen wiederfinden.

      "Direct Job Placement", erklärt Joyce Dameron vom Sozialamt das System. Es funktioniert so: Die Hühnerfleischfabrik von Tyson Foods, dem größten Arbeitgeber am Ort, meldet ihre freien Stellen direkt ans Sozialamt, das postwendend seine Klienten schickt. Die können das Angebot, für 5,50 Dollar die Stunde am Fließband Innereien aus Hühnerbäuchen zu reißen, kaum ablehnen: Wer sich weigert, verliert die Beihilfe. Auf diese Art entstand eine für Staat und Unternehmen praktische Symbiose. Der Lebensmittelmulti (Umsatz 1998: 7,4 Milliarden Dollar) kriegt Billigarbeiter frei Haus, das Sozialamt senkt die Fallzahlen. Nötigung? Eine Art Zwangsarbeit? Dameron schüttelt den Kopf: "Wer Arbeit braucht, muss alles nehmen", findet sie. "Wer solche Jobs nicht will, kann auch von uns nichts haben." Sedalias "Direct Job Placement" wurde Vorbild für den Staat Missouri, andere schlossen sich an. Drei Jahre nach Einführung der Clintonschen "Friss oder stirb"-Methode melden nun alle 50 Staaten Vollzug. Die Zahl der Fürsorgeempfänger ist um spektakuläre 40 Prozent gesunken. Zwei Drittel davon fanden Arbeit, 20 Prozent verschwanden spurlos aus der Statistik. Nur noch 7,3 Millionen Amerikaner leben heute auf Staatspump - ein Tiefststand wie zuletzt vor 32 Jahren.

      Die große Nachfrage nach Arbeitern brachte sogar Ex-Drogensüchtige und Ex-Häftlinge wieder in Jobs. Die Arbeitslosenrate schrumpfte auf 4,2 Prozent. Grund zum Feiern, fand der Präsident. Er lud 2000 Unternehmer, die mittels staatlicher Förderung Sozialhilfeempfänger eingestellt haben, zum Navy Pier nach Chicago. Gerührt lauschten die Bosse von Burger King, Rank Xerox oder United Parcel Service der neuesten Version des amerikanischen Traums: Dankbare "Job-Rückkehrer" erzählten ihre Erfolgsgeschichten. Tatsächlich sind die meisten von ihnen froh, den Stempel des Schmarotzers los zu sein. Und sie hoffen, sich irgendwann die Leiter hochzuarbeiten. Doch das Selbstlob am Lake Michigan passt nicht so recht zur harten Realität hinter Clintons Zahlen-Feuerwerk: Obwohl mehr Menschen arbeiten, ist die Armut kaum gesunken. Vielmehr, so fand das unabhängige Washingtoner Urban Institute heraus, hat die staatliche Arbeitsverordnung ein Heer von "working poor" geschaffen - Arbeitnehmern, deren Lohn nicht von der Armut befreit, Menschen, die trotz 40-Stunden-Woche mittellos sind.

      So erleben die USA derzeit zwei Seiten der Globalisierung: hier eine entfesselte Börse mit Gewinnen jenseits der Vernunftgrenze, dort Arbeitsplätze, von denen viele Bürger nicht leben können. Trotz der höchsten Beschäftigungsquote seit 29 Jahren sank die Armut nur geringfügig, berichtet das liberale Center for Budget und Policy Priorities. Das statistische Bundesamt der USA registriert für 1997 eine offizielle Armutsrate von 13,3 Prozent - 1989, nach der langen Rezession, betrug sie nur 12,8 Prozent. Heute lebt das ärmste Fünftel der Haushalte von durchschnittlich 8800 Dollar im Jahr. 1977 blieben ihm noch 10 000 Dollar. Die Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich weiter und schneller als je zuvor. Im wirtschaftsstärksten Land der Erde gehen vier Millionen Kinder unter zwölf Jahren hungrig zu Bett, weitere 9,6 Millionen sind vom Hunger bedroht, meldet das Food Research and Action Center. Der eindrucksvolle Aufschwung nimmt die 35,6 Millionen Armen nicht mit nach oben.

      So wird das Land der unbegrenzten Möglichkeiten nun um "flexible" Lebensformen wie die von Kenneth Lindo bereichert. Der 44-Jährige ist Bote im New Yorker Börsenviertel. Tagsüber läuft er durch die edlen Foyers der Investmentbanken, abends wartet er auf ein Bett im Obdachlosenheim. Manchmal müsse er die halbe Nacht Schlange stehen, erzählte er der "New York Times". Denn die 20 Dollar für ein Zimmer in Harlem sind bei einem Stundenlohn knapp über dem offiziellen Mindestlohn von 5,15 Dollar nicht mehr drin. Der Wirtschaftsaufschwung, der Lindo den Job beschert, treibt gleichzeitig die Mieten in für ihn unerreichbare Höhen. Die US-Bürgermeisterkonferenz berichtet, dass die Nachfrage nach Schlafplätzen 1998 um elf Prozent gestiegen ist - und immer mehr Obdachlose haben Arbeit. Sozialhilfeempfänger, die einen Job gefunden haben, verdienen laut Urban Institute etwa sieben Dollar die Stunde - zu wenig, um eine Familie über die Armutsgrenze zu hieven. Eine vierköpfige Familie mit zwei Kindern kann da nur mit Hilfe begleitender Maßnahmen wie Essensmarken, Kinder- und Krankenversorgung, Sozialwohnungen und Lohnsubventionen die offizielle Armutsgrenze von 16 530 Dollar überspringen. Was aberpassiert, wenn nach fünf Jahren die Zugaben wegfallen?

      Scheinbar unbeirrt preist das Weiße Haus den Erfolg der Reform. Doch dem Präsidenten ist klar, dass er die Zusatzhilfen massiv erhöhen muss, will er sein Werk nicht gefährden. Seine republikanischen Gegenspieler aber wollen die Haushaltsüberschüsse lieber an die Wähler verteilen. Um das öffentliche Bewusstsein zu schärfen, besuchte Clinton, eine Delegation von Unternehmern im Schlepptau, unlängst die ärmsten Regionen seines Landes. Seine Botschaft: Auch hier gibt es Märkte zu erobern. So bereiste er die trostlosen Wohnwagenparks am Fuß des Appalachen-Gebirges in West Virginia, er fuhr nach Kentucky und Ohio, besichtigte die Wellblechhütten im Mississippi-Delta und East St. Louis. In diesen Gegenden herrscht tiefe Armut, die Bewohner haben oft seit Generationen keine Arbeit. Autowracks liegen im Garten, Kinder spielen im Müll. Hier erinnert Amerika eher an Bangladesch als an die modernste Technologienation der Welt.

      Clinton besuchte auch das Pine-Ridge-Indianerreservat in Süd-Dakota - erstmals seit Präsident Franklin Roosevelt 1936 traute sich ein Präsident wieder zu den Allerärmsten. Nirgendwo ist die Arbeitslosigkeit und die Alkoholikerzahl höher. Der Häuptling aus Washington setzte sich vor das trostlose Häuschen von Geraldine Blue Bird und fühlte mit, als die Indianerin unter Tränen ihre Lebensbedingungen schilderte: wie sie mit 27 Personen fünf Schlafzimmer in Haus und Wohnwagen teilt, wie sie im Winter friert, weil sie die 50 Dollar nicht hat für das Propangas. Clinton versprach zu helfen. Mit Subventionen, Steuervergünstigungen, garantierten Niedriglöhnen soll Kapital in strukturschwache Gebiete gelockt werden. Die Bank of America kündigte sogleich die Gründung eines 500-Millionen-Dollar-Fonds für Investitionen in Armutsgebieten an. Falls die Sache schief geht, bürgt die Regierung. "Dies sind eure neuen Märkte", rief der Präsident den mitreisenden Unternehmern zu.

      Für die Arbeitnehmer wird indes das Geldverdienen immer schwerer, wie die neueste Studie des Economic Policy Institute (EPI) zeigt. Dessen Analyse ergab, dass die Profite der Neunziger auch auf Kosten der Löhne gingen. Wären die wie früher mitgewachsen, hätten sie 1997 sieben Prozent höher sein müssen. Obwohl die Löhne momentan leicht steigen, verdienen viele Amerikaner real immer noch weniger als vor zehn Jahren. Die Gehälter der Spitzenmanager dagegen verdoppelten sich laut EPI zwischen 1989 und 1997 - auf das 116fache des Lohns eines Durchschnittsarbeitnehmers. Zwölf Prozent der Amerikaner häufen 88 Prozent des privaten Vermögens an. Heute verfügen 2,7 Millionen US-Bürger - ein Prozent der Bevölkerung - über das gleiche Nettoeinkommen wie die ärmsten 100 Millionen - eine glatte Verdoppelung seit 1977. Das Ungleichgewicht trifft neuerdings auch den Mittelstand hart, berichtet das EPI. Nicht nur, dass dessen Wohlstand nur noch halb so schnell wächst wie der der Reichen. Wollte eine Mittelstandsfamilie 1996 ihren Einkommensstandard von 1989 halten, musste sie 247 Stunden mehr arbeiten. Mittlerweile haben sieben Prozent der Arbeitnehmer mehrere Jobs, und in den Vororten sieht man Mittelstandsväter am Wochenende Nachbars Rasen mähen, um die Haushaltskasse aufzubessern.

      Bleibt die Hoffnung, vom Aktienboom zu profitieren. Doch die Vorstellung, dass jeder Amerikaner in irgendeiner Form Aktien besitze, trügt. Noch 1995 hatten knapp 60 Prozent aller Haushalte keinerlei Wertpapiere. Der anhaltende Taumel an der Wall Street zog zwar immer mehr Menschen an, die meisten jedoch nur mit kleinen Beträgen um die 5000 Dollar. Den untersten Schichten ist der Zugang zur Börse versperrt durch ein Problem, welches "das dreckige kleine Geheimnis der USA" genannt wird: Über ein Fünftel der Erwachsenen zählt zu den "funktionellen Analphabeten". Sie können ihren Namen schreiben und einfache Anweisungen entziffern. Doch jeder komplexere Text - die Gebrauchsanweisung eines Medikaments, das Ausfüllen eines Bewerbungsbogens - überfordert sie. Und schätzungsweise acht Millionen US-Bürger können überhaupt nicht lesen und schreiben.

      Marsha Hurst, Lehrerin vom Work Force Development Board in Sedalia, trainiert Härtefälle - Langzeitarbeitslose, allein stehende Mütter. Die meisten, die zu ihr kommen, sind ohne Schulabschluss, ohne Arbeitserfahrung. Manche haben Drogen- oder Gesundheitsprobleme. "Diese Menschen haben ernsthafte Schwierigkeiten, im Arbeitsleben zu funktionieren", sagt Hurst. Also übt sie mit ihnen: Pünktlichkeit, Verantwortungssinn, die Benutzung von Deodorant. Das Lösen von Konflikten mit Worten statt Fäusten. Und natürlich: lesen, schreiben, rechnen. Eine solch intensive Betreuung bessert die Chancen auf einen dauerhaften Rollenwechsel. Doch nur wenige dürfen an dem Projekt teilnehmen. Beispielsweise Vonda Welsh. Die 25-Jährige ist stolz auf den Dreck unter ihren Fingernägeln: Sie hat nach einem Kurs bei Hurst einen Job bei Elektro Leesons in Sedalia ergattert und baut, für sieben Dollar die Stunde, kleine Motoren zusammen.

      Welsh hat eine typische Fürsorgekarriere hinter sich: High School in Sedalia, ein Job als Zimmermädchen im Motel, mit 17 wurde sie schwanger und bezog seitdem Sozialhilfe. Mit 18 heiratete sie einen Mechaniker ohne feste Anstellung. Die Familie lebte von gelegentlichen Aufträgen, von Stütze und Essensmarken. 1996 kam das zweite Kind. Zwei Jahre später erkrankte der Sohn und wurde taub. Um ihn versorgen zu können, fing Vonda beim Billigmarkt Wal-Mart als Verkäuferin an. Als das Sozialamt die Beihilfen kürzte, gab sie auf. Schließlich wurde sie zu Marsha Hurst geschickt. Sie bekam ihren neuen Job und setzt nun alles daran, ein ganz normales Familienleben zu führen. 1150 Dollar verdient die junge Frau im Monat, doch ohne die 500 Dollar Rente für das behinderte Kind kämen sie nicht über die Runden. Für eine Krankenversicherung reicht es nicht, auch nicht für ein Auto. Das Sozialamt steuert noch Essensmarken für Milchprodukte zu. Vonda Welsh nimmt Tabletten gegen Depressionen. "Jeden verdammten Tag kämpfen wir ums Überleben", sagt sie, "ich arbeite 40 Stunden, und wenn ich ins Bett falle, frage ich mich: Wie, um Himmels willen, machen es die, die es zu etwas bringen?" MICHAELA SCHIEßL

      DER SPIEGEL 39/1999

      URL: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,43643,00.html




      Dann noch was anderes. Obwohl jetzt vielleicht viele der pessimistischen Betrachtungsweise überdrüssig sind – aber die Methode der US-Inflationsmessung ist wirklich, nun, sagen wir – "seltsam".

      Denn der „Quality Adjustment Index“, von dem ich in einem früheren Posting gesprochen habe, ist eine Anwendung der „hedonic method“ (siehe http://stats.bls.gov/cpiaudio.htm). Diese „Wunderwaffe“ der US-Statistiker wurde ja schon in Texten verschiedener Autoren, die hier im Thread gepostet wurden, kritisiert. Tatsächlich irritiert diese Methode viele Fachleute. So geht sogar die Deutsche Bundesbank in ihrem Monatsbericht 8/2000 auf die Auffälligkeiten in der Statistik ein (auch dieser Bericht wurde ja bereits erwähnt):

      ....Zum Teil lässt sich diese in den amtlichen Statistiken aufscheinende Diskrepanz zwischen den USA und der Mehrzahl der anderen Industrieländer aber auf methodische Unterschiede,
      insbesondere bei der Erfassung der Produktion von EDV- und Kommunikationsgeräten und der Nutzung dieser Güter,zurückführen.
      Deshalb dürften auch die „Technologielücke“ sowie das Wachstumsgefälle zwischen den USA und Deutschland weniger groß sein, als es der Vergleich der amtlichen Statistiken an-
      zeigt...


      und bringt einen Einblick in die beiden Bewertungsmaßstäbe. Der Text hat beim sorgfältigen Lesen wirklich Sprengkraft, finde ich. Er trägt den Titel:



      Probleme internationaler Wachstumsvergleiche auf Grund unterschiedlicher Deflationierungsmethoden,
      dargestellt am Beispiel der EDV-Ausrüstungen in Deutschland und den USA


      Ein wesentliches Merkmal der so genannten New Economy in den USA ist der starke gesamtwirtschaftliche Produktivitätsanstieg seit Mitte der neunziger Jahre, der auch zu einem entsprechend höheren spannungsfreien Wirtschaftswachstum beitrug. Dagegen hat die Mehrzahl der anderen Industrieländer in den letzten Jahren kein vergleichbares „Produktivitätswunder“ aufzuweisen. Diese Diskrepanz wird zu einem erheblichen Teil auf das relativ hohe Gewicht der Produktion von Gütern der Informations- und Kommunikationstechnologie und deren stärkere Nutzung in den verschiedenen Sektoren der amerikanischen Wirtschaft zurückgeführt.

      Nach dem Zahlenbild der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen scheint auch Deutschland bei der Produktion und der Anwendung der neuen Technologien, insbesondere der Informationsverarbeitung, gegenüber den Vereinigten Staaten stark im Hintertreffen zu sein. Stellt man exemplarisch auf die Investitionen in EDV-Ausrüstungen (ohne erworbene und selbsterstellte Software) als Indikator für die Nutzung neuer Technologien ab, für die in beiden Ländern amtliche Angaben in annähernd vergleichbarer Abgrenzung vorliegen, so sind im Zeitraum von 1992 bis 1999 die realen Ausgaben für EDV-Geräte und -Anlagen in den USA (gewerbliche Wirtschaft) im Jahresdurchschnitt um rund 40% gestiegen.

      1) Dagegen nahmen sie in Deutschland der amtlichen Statistik zufolge lediglich um 6% zu.

      2) Die Diskrepanz in der Entwicklung der realen EDV-Ausrüstungen zwischen beiden Ländern ist jedoch wegen unterschiedlicher Methoden der Deflationierung bei diesen Gütern überzeichnet.

      3) So wird in den USA im Rahmen der Berechnung von Preisindizes für EDV-Güter (sowie für andere ausgewählte Güter) insbesondere zur Berücksichtigung von Qualitätsänderungen, die für eine zuverlässige Preismessung unabdingbar ist, schon seit längerem ein so genannter hedonischer Ansatz verwendet.

      4) Dagegen stützt man sich in Deutschland bisher auf eher traditionelle Methoden zur Bewertung von Qualitätsänderungen. Diese laufen häufig darauf hinaus, dass der Geldwert der Qualitätsänderung nach Maßgabe von Regeln, die das Statistische Bundesamt aufgestellt hat, fallweise geschätzt wird.

      5)Es spricht vieles dafür, dass die traditionellen Ansätze an ihre Grenzen stoßen, wenn sehr starke Qualitätsänderungen auftreten, die sich nicht oder nur teilweise in entsprechenden Preiserhöhungen beziehungsweise -senkungen niederschlagen. Bei EDV-Gütern, die schon seit längerem in besonderem Maûe durch rasche und umfangreiche Leistungssteigerungen gekennzeichnet sind, führen sie in der Tendenz wahrscheinlich zu einer Unterschätzung der qualitativen Komponente und damit auch zu einer Unterschätzung des echten Preisrückgangs.

      Hinter der auf ökonometrischen Verfahren basierenden hedonischen Preisschätzung, die allerdings auch eigene methodische Probleme aufwirft,steht die Grundidee, dass sich verschiedene Varianten
      eines heterogenen Gutes als unterschiedliche Kombinationen von einzelnen, wohl definierten Produkteigenschaften darstellen lassen. Auf Wettbewerbsmärkten erklären sich Preisunterschiede zu einem bestimmten Zeitpunkt dann durch Abweichungen in den Eigenschaften der verschiedenen „Modelle“ eines Gutes.

      So enthalten hedonische Preisgleichungen für Computer üblicherweise unter anderem Taktfrequenz, Kapazität des Arbeitsspeichers und der Festplatte als „erklärende Variablen“. Um die Effekte der unterschiedlichen Deflationierung bei EDV-Gütern in den USA und Deutschland näherungsweise bestimmen zu können, werden zunächst die impliziten Deflatoren der EDV-Ausrüstungen errechnet. Dabei zeigt sich, dass Computer und Peripheriegeräte nach der US-Statistik von 1991 bis 1999 qualitätsbereinigt um vier Fünftel billiger geworden sind, während die Preise der deutschen Preisstatistik zufolge „nur“ um ein Fünftel gesunken sind.

      In einem zweiten Schritt werden die nominalen EDV-Ausrüstungen in Deutschland mit dem entsprechenden US-Deflator preisbereinigt. Bei dieser Vorgehensweise, die sich theoretisch auf das „Gesetz des einheitlichen Preises“ bei handelbaren Gütern stützt, wird implizit unterstellt, dass die Abweichungen zwischen den Preisentwicklungen in den USA und Deutschland allein auf die erwähnten methodischen Unterschiede zurückzuführen sind. Die mit dem US-Deflator preisbereinigten EDV-Investitionen in Deutschland waren 1998 mit schätzungsweise 64 Mrd DM mehr als doppelt so hoch wie die realen Investitionen nach der amtlichen Statistik; im Jahr 1999 betrug der Abstand sogar reichlich 170%. Für die Jahre seit 1991 ergibt sich auf amerikanischer Preisbasis ein Anstieg der realen EDV-Ausrüstungen in Deutschland um jahresdurchschnittlich 27 1/2 %,
      verglichen mit 6% nach dem traditionellen Ansatz.

      Eine Anpassung der realen EDV-Ausrüstungen in Deutschland in dieser Größenordnung bedeutete rein rechnerisch einen höheren Beitrag der Ausrüstungsinvestitionen zur Expansion des Bruttoinlandsprodukts und damit auch, isoliert betrachtet, ein stärkeres Wirtschaftswachstum. Wie groß der „Wachstumseffekt“ einer hedonischen Preismessung bei EDV-Gütern in Deutschland tatsächlich ist, lässt sich jedoch nur im Rahmen umfangreicher Berechnungen abschätzen, die auch die in anderen Nachfragekomponenten enthaltenen EDV-Güter berücksichtigen müssten.


      Der Bundesbank-Bericht liegt im PDF-Format unter www.bundesbank.de/de/monatsbericht/bericht08/textteil/00/wirtschaftslage.pdf vor


      Insgesamt finde ich das schon stark: Heißt das, selbst die Deutsche Bundesbank stochert bei der Abschätzung der US-Wirtschaftsentwicklung im Nebel, da sich dies nur „im Rahmen umfangreicher Berechnungen abschätzen“ lässt? Und, weiter gedacht: Sehen die EZB-Entscheidungen nur vordergründig so unbeholfen aus? Man darf ja mal Vermutungen anstellen, oder?
      Avatar
      schrieb am 13.04.01 11:04:40
      Beitrag Nr. 155 ()
      Klack,
      auf einmal erklärt sich das Börsenwunder der New Economy,
      die länger anhaltende Schwäche des Euro
      und die robuste amerikanische Konjunktur.

      Und wir in Europa sind die angeschmierten.

      In jedem Fall:
      denn wenn in den USA eine Bereinigung der Märkte stattfindet,
      reißt es uns gleich noch mal mit.


      Ich bleibe dabei:
      Dollar stark überbewertet!

      Frohe Ostern...


      Sittin:D
      Avatar
      schrieb am 14.04.01 11:25:00
      Beitrag Nr. 156 ()
      @sittin bull inv

      ja, so ist es wohl...
      Aber es spielen wohl auch noch eine Menge anderer Faktoren bei diesem "Wunder" mit - politische Gründe etwa, wie der Gewinn des Kalten Krieges...

      Egal, jetzt sind erst mal Feiertage:
      Frohe Ostern!

      gieristnichtgut
      Avatar
      schrieb am 16.04.01 15:23:12
      Beitrag Nr. 157 ()
      @ gieristnichtgut

      Hallo!

      Ich bin zurueck aus dem Urlaub. Ist ja allerhand passiert hier in meiner Abwesenheit. Sie schreiben zum Beispiel:

      Schätzungen gehen davon aus, daß die Zahl derjenigen, die tatsächlich einen Arbeitsplatz suchen, mindestens dreimal so hoch ist wie die offizielle Arbeitslosenquote vorgibt.

      und vorher haben Sie geschrieben:

      Die große Nachfrage nach Arbeitern brachte sogar Ex-Drogensüchtige und Ex-Häftlinge wieder in Jobs.

      Ein glatter Widerspruch. Das kommt davon, wenn man verschiedene Quellen unkommentiert hier reinkopiert. Die GSA will den Eindruck erwecken, dass die tatsaechliche AL-Quote viel hoeher ist. Tatsache ist aber, dass wie Sie ja vorher schon geschrieben haben, viele Unternehmen haenderingend nach Arbeitskraeften suchen. Das Zitat mit den Ex-Haeftlingen ist uebrigens nicht uebertrieben. Ich wohne in einer amerikanischen Grossstadt und schon lange vor BSE habe ich aufgehoert, bei McDonald`s in Downtown zu speisen, naemlich nachdem ich gesehen habe, dass die Arbeiter dort Gang-Taetowierungen haben.

      Zu Chalmers Johnson: Wenn ich solche Zitate lese: Was die Sowjetunion zu Fall brachte, war ihre imperiale Überdehnung, nicht der Wettbewerb mit den USA oder die Unfähigkeit zur Reform dann bin ich ausgesprochen vorsichtig. Der Mann ist Politikwissenschaftler und hat anscheinend nicht einmal von Politik eine Ahnung. Und von Wirtschaft hat er anscheinend nicht die geringste Ahnung. Wirtschaftswissenschaftler lehren schon seit langem, dass Handel kein Nullsummenspiel ist, sondern profitabel fuer alle Beteiligten ist. Warum wehrt sich Herr Johnson dann so gegen japanische Autos?
      Avatar
      schrieb am 17.04.01 16:19:42
      Beitrag Nr. 158 ()
      Gute Nachrichten aus den USA!
      Industrial Production
      Released: 4/17/2001
      Coverage: Mar. 2001
      Actual: 0.4%
      Consensus*: -0.2%

      Industrial production rose 0.4% in March, this was above expectations. Much of the strength was driven by a 0.9% gain in business equipment. Manufacturing activity also rose for the first time since last September. We are still likely to see a further loosening by the Fed in the coming months, but this report suggests that economic growth has passed its nadir.

      Another sign of improvement this month was the first gain in manufacturing production since last September. The gain of 0.3% originated entirely within durable goods.

      Capacity utilization rose slightly to 79.4%, led by gains in mining and utilities activity. The capacity utilization rate is now more than 200 basis points below its 1967-2000 average. The low capacity utilization rate is eliminating supply bottlenecks and thus rapidly reducing inflationary pressure.

      With both year over year and month to month production growth now positive, it appears that the economy may be moving out of its doldrums.


      Quelle: http://www.dismal.com/economy/releases/release_2k.asp?r=usa_…

      Unerwartet ist zum ersten mal seit September 2000 die Industrieproduktion gestiegen. Es geht aufwaerts! Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession geht jetzt wohl wieder gegen Null.
      Avatar
      schrieb am 18.04.01 17:21:14
      Beitrag Nr. 159 ()
      Jawohl.

      Noch mehr grünes Konfetti, zu niedrigeren Zinsen und trotzdem steigt der Greenback gegenüber den anderen Währungen.
      Greenspan, Du hast es voll drauf!! Die Börsen steigen wieder, alle werden reich. Aber diesmal wohl noch schneller und höher als jemals zuvor!!!


      mfg
      Schließer
      Avatar
      schrieb am 18.04.01 20:43:07
      Beitrag Nr. 160 ()
      Stefan Riße hält die Politik der Europäischen Zentralbank für falsch.

      Man könnte statt Wim Duisenberg auch einen PC da hin stellen,
      der auf die einzig wichtigen Variabeln Wachstum und Inflation beachtet.

      :laugh:


      Guter Greenspan, die Welt ist doch so einfach.

      Bischen weniger Wachstum?
      He, kein Problem,
      senken wir eben die Zinsen ohne Ende.


      Ich glaube, Wim ist zur Zeit die am meisten verkannte Person der Welt.


      Und Greenspan ist "Gott" :laugh:


      Und ich dachte,
      eigentlich sind sinkende Zinsen Gift für die eigene Währung,
      da das Kapital sich höher verzinste Anlageformen sucht.

      Na ja, man lernt nie aus...


      Sittin...
      Avatar
      schrieb am 19.04.01 01:45:48
      Beitrag Nr. 161 ()
      @sittin bull inv

      Tja, das sehe ich mal wieder ähnlich wie du...

      Tatsächlich werte ich die mal wieder überraschende Zinssenkung der Fed als kein gutes Zeichen. Die Daten , die Greenspan vorliegen, können nicht gut sein, wenn er wieder mal ein Kaninchen aus dem Hut ziehen muss. Und mittlerweile gelten schon die positiven Bilanzmeldungen (IBM, Apple) als lobenswerte Ausnahme, denen eine Menge grottenschlechter Unternehmens-Zahlen gegenüberstehen (GM, oder, auch ganz heftig: Intel mit einem Gewinneinbruch von über 80 Prozent )

      Und mir ist mulmiger denn je, was die (US-Börsen-) Lage betrifft. Denn dieses unvernünftige Festhalten und Pushen der alten Höchststände um jeden Preis verhindert doch gerade das, was meiner Meinung nach noch eine, wenn auch geringe, Chance hätte sein können: ein „soft landing“. Ein kontrolliertes Abkühlen der US-Konjunktur hätte vielleicht irgendwann zumindest die theoretische Möglichkeit für ein erneutes Durchstarten legen können. Aber so? Die Gefahr eines plötzlichen und abrupten Einbruchs ist meiner Meinung nach größer als bisher geworden. Nun, wir werden sehen...


      @schloss (oder Schließer?)

      stimmt, noch mehr grünes Konfetti. Und wieder ein US-Ökonomie-Wunder, von denen wir in den vergangen zehn Jahren ja so reichhaltig hatten...

      Also ich sehe es global: Es gab eine begrenzte Zeit in der Geschichte, in der sich Unvernunft und Gier ausgezahlt haben. Diese Zeitepoche dauert momentan noch an, liegt aber in den letzten Zügen. Das Problem ist, dass keiner zurückschalten will und kann bzw. dass niemanden klar ist, wie tief das Niveau , auf dem sübrich das Ganze schließlich einpendeln könnte, liegt. Dass der Rückschlag herb werden könnte und die Rechnungen hoch ausfallen werden, zeigt sich meiner Meinung nach an solch erneuten irrationalen Überschwängen, wie den, den es zurzeit wieder an den Börsen gibt - diese Euphorie ist meiner Meinung nach zu einem großen Teil angstgetrieben.

      @helmut_kohl

      Welcome back, Helmut... Schön, dass es noch Menschen gibt, die wissen, was Urlaub ist...
      Wir können übrigens gerne bei dem hier im Board eher üblichen „du“ bleiben...

      Auf die Einwände gegen die Artikel wollte ich übrigens gestern schon antworten - wenn mir nicht der mistige Windows-Rechner, auf dem ich das alles mühsamst getippt habe, plötzlich abgeschmiert wäre...

      Nun denn, erneuter Versuch, dieses Mal etwas kürzer:

      – was die US-Wirtschaftsdaten, speziell die Zahlen über die Industrieproduktion betrifft: Ich traue denen halt nicht mehr. Und dafür gibt es gute Gründe - unter anderem den hier im Thread vor einiger Zeit geposteten Text der Deutschen Bundesbank. Weshalb sollte auch Greenspan, wenn’s denn so toll ist, wieder mal am Zinsrad drehen? Und auch ohne jetzt die ganz kritische Haltung gegenüber den USA auszupacken - aber immer, wenn’s dringend nötig ist, hat sich eine US-Konjunktur-Kennziffer mal wieder„überraschend“ äußerst positiv entwickelt. Man darf dabei ja auch nicht vergessen, dass die USA äußerst abhängig sind vom Vertrauen der internationalen Anleger.

      - zu den Widersprüchen in den Artikeln über die Arbeitslosenrate: Klar, das passt nicht zusammen. Aber vieles andere in den Artikeln ist stimmig. Und ich poste hier nicht blindlings irgendwelche Texte. Dass ich oft auf das zurückgreifen muss, was andere recherchiert und verfasst haben - nun, das in erster Linie eine Zeitfrage . Irgendwann muss ich mir dann noch meine Brötchen verdienen...


      Gestern wollte ich noch was posten, was ich schon bemerkenswert fand. Es passt zwar momentan nicht ganz zur aktuellen Zinssenkungs- und Greenspan-Debatte. Aber trotzdem - so als Hintergrund-Meinung finde ich es nicht schlecht:

      Erinnert sich noch jemand an Norbert Blüm? Ja genau, das alte CDU-Schlachtross... Also der hat dem Stern ein Interview gegeben - da kann ich vieles gleich mal unterschreiben.
      Hätte der bloß mal zu seiner aktiven Minister-Zeit mal so auf die Pauke gehauen. Ich stelle hier mal ein paar Fragen/Antworten rein (auch wenn vielleicht für viele „Blüm“ oder „CDU“ ein rotes Tuch ist - aber ich versuche, von allem das Beste zu nehmen...)

      Stern-Interview:
      Blüm rechnet ab

      ...................

      Verfolgt die CDU von heute andere politische Ziele als das Auslaufmodell Blüm?

      Ich habe noch eine Menge Fragen zu stellen, die meine Partei noch unzureichend beantwortet.

      Zum Beispiel?

      Wie sieht soziale Marktwirtschaft in einer globalen Wirtschaft aus? Wenn ich Ludwig Erhard richtig verstanden habe, gehören zur sozialen Marktwirtschaft nicht nur Wettbewerb und Leistung, sondern auch sozialer Ausgleich und Solidarität. In Russland und Amerika können Sie sehen, wohin Marktwirtschaft ohne Sozialstaat führt. Der Wohlstand der Russenmafia ist an der Riviera zu besichtigen. In den USA kann ein Drittel der Arbeitnehmer nicht von seinem Lohn leben.

      Bereiten Friedrich Merz, Angela Merkel oder Edmund Stoiber russische und amerikanische Verhältnisse in Deutschland vor?

      Ich setze nur Warnlampen. Die Gefahr ist groß, dass wir die Gerechtigkeit vernachlässigen. Früher haben wir gemeinsam gegen die Vergesellschaftung der Wirtschaft gekämpft ...

      "Freiheit statt Sozialismus"...

      ... heute sehe ich auch in der CDU die Gefahr einer Verwirtschaftlichung der Gesellschaft. Das neue Leitbild ist der "Homo oeconomicus", ein Typ, der Tag und Nacht seinen maximalen Nutzen kalkuliert. So ein Rundum-Kalkulator ist doch reif für die Verrücktenanstalt.

      Ist die CDU zu neoliberal?

      Die gesamte Gesellschaft ist betroffen, auch meine Partei. Sie propagiert neuerdings Fairness anstelle von Gerechtigkeit. Doch Fairness ist lediglich eine Umgangsform. Wenn Gerechtigkeit nicht mehr der Stachel im Fleisch der CDU ist, dann ist sie eine Wirtschaftspartei, die sich nur um Innovation und Kreativität kümmert.

      ..................

      Fraktionschef Friedrich Merz hat kürzlich in der Arbeitnehmergruppe unter Berufung auf Ludwig Erhard gefordert, die Politik der CDU mehr auf Flexibilität und Mobilität zu konzentrieren. Sie waren dabei.

      Ich lese keine Protokolle vor. Aber was Ludwig Erhard und ich wollen, lässt sich nicht allein mit diesen Begriffen beschreiben. Eine totale Mobilmachung der Welt, bei der niemand mehr ein Zuhause hat, die Menschen hinter den Arbeitsplätzen herfliegen wie die Schwalben hinter der Sonne, in der wir uns aus Indien die Computerspezialisten holen und aus Polen die Spargelstecher - diese Welt der globalen Heimatlosigkeit ist nicht meine Welt. Flexibilität? Okay. Aber solange wir darunter nur Kürzungen von Löhnen und Sozialleistungen verstehen, sage ich: Nicht mit mir.

      .......................

      Ist das eine Kampfansage?

      Das Kontrastprogramm zur SPD kann nicht im Marketing bestehen, sondern in den Inhalten. Die müssen etwas mit christlichen Überzeugungen, Gerechtigkeit und dem Einsatz für die Schwachen zu tun haben.
      ............................

      Die CDU traut sich genauso wenig wie die SPD, das Wort Umverteilung in den Mund zu nehmen. Sie auch nicht?

      Hören Sie mal. Ich befinde mich in bester Tradition eines Ludwig Erhard. Eine der größten Umverteilungsaktionen war der segensreiche Lastenausgleich. Das ist unter Adenauer und Erhard geschehen. Wieso soll das Wort tabuisiert werden? Umverteilung darf aber nicht mit Gleichmacherei verwechselt werden. Ich will nicht in einer Gulaschkanonen-Gesellschaft leben, wo jeder den gleichen Schlag bekommt.


      Hat doch was, oder?
      Das ganze Interview ist im Archiv von http://www.stern.de zu finden.

      Na ja, dass die CDU sich wirklich verändert hat, zeigt auch folgende Meldung: http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,128819,00.html Wow - wir leben wirklich in turbulenten Zeiten, nicht?
      Avatar
      schrieb am 19.04.01 15:34:47
      Beitrag Nr. 162 ()
      Noch als Nachtrag zur Fed-Zinspolitik-Debatte:

      US-Konjunktur
       "Es gibt schwer wiegende Ungleichgewichte"


      Klaus Friedrich, Chefvolkswirt der Dresdner Bank, hält die Rezessionsgefahr in den USA für längst nicht gebannt. Im Interview mit SPIEGEL ONLINE verteidigt er außerdem den Kurs der Europäischen Zentralbank.

      SPIEGEL: Anfang des Jahres ging in den USA die Rezessionsangst um. Ist es damit nun vorbei?

      Klaus Friedrich: Eben nicht. Die Art und Weise, wie die US-Notenbank die Zinsen senkt, lässt schon vermuten, dass die Sorge um die Konjunktur sehr ernst ist. Ich glaube nicht, dass es dort mit der Rezessionsangst vorbei ist. Es kann sogar sein, dass die Fed noch einmal die Zinsen senkt. Ein weiterer Zinsschritt um 50 Basispunkte ist nicht auszuschließen.

      SPIEGEL: An der Wall Street gab es eine Surprise Party. Meinen Sie, dass das Kursfeuerwerk wieder so schnell verpufft wie nach dem 3. Januar?

      Friedrich: Das ist schon zu befürchten. Es wäre doch auch zu einfach, wenn man nur die Zinsen zu senken braucht, um die Konjunktur anzukurbeln. Es gibt große, schwer wiegende Ungleichgewichte in den USA.

      SPIEGEL : Die US-Notenbank sprach von Risiken, die auf eine Konjunkturschwäche deuten. Welche sind das?

      Friedrich: Das Hauptrisiko ist die große Überschuldung der Haushalte. Eigentlich müssten die Haushalte jetzt einkaufen, vor allem Immobilien und langlebige Konsumgüter wie Autos oder Einrichtungen. Die Haushalte konsumieren zwar, aber nicht in dem Ausmaß, das zu einem entscheidenden Wachstum beitragen kann.

      SPIEGEL: Einige Ökonomen befürchten, dass eine Rezession in den USA nicht mehr aufzuhalten ist, weil die Entlassungswelle schon angerollt ist. Teilen Sie diese Sorge?

      Friedrich: Ja, natürlich. Ich würde nur nicht sagen, dass man das schon als Faktum sehen kann. Die Entlassungswelle ist gerade erst gestartet, und es ist die Frage, welche Auswirkungen sie haben wird.

      SPIEGEL: Glauben Sie, dass die Zinssenkungen helfen?

      Friedrich: Bei Geldpolitik gibt es immer einen Verzögerungseffekt. Bei der Fed rechnet man mit rund sechs bis zwölf Monaten, bis die Zinssenkung tatsächlich auf die Konjunktur wirkt. Die Wall Street ist eine Sache, die reale Wirtschaft eine andere.

      SPIEGEL : Wie beurteilen Sie das historisch niedrige Handelsdefizit in den USA? Ist das ein gutes oder schlechtes Signal?

      Friedrich: Gut daran ist, dass das riesige Ungleichgewicht damit langsam beseitigt wird. Schlecht daran ist, dass damit auch der sinkender Konsum und sinkenden Investitionen abgebildet werden.

      SPIEGEL: Die Europäische Zentralbank hat sich bisher noch nicht für einen Zinsschritt entschieden. Halten Sie das für einen Fehler?

      Friedrich: Nein, das halte ich für richtig. Sie müssen bedenken, dass die Zinsen in Europa schon dort sind, wo die Amerikaner gerade erst hinkommen. Und eine Konjunkturschwäche wie in den USA sehe ich nicht in Europa. Die EZB sollte begrüßen, dass die Fed alles tut, um die US-Wirtschaft anzukurbeln. Mit der Schwäche der US-Konjunktur steigt ja der Druck auf die EZB, die Zinsen zu senken. Man könnte sagen: Die Amerikaner müssen das ihre tun, damit die Europäer nichts tun müssen.

      Klaus Friedrich ist Chefvolkswirt der Dresdner Bank. Zuvor war er Mitglied im Board of Governors der U.S. Federal Reserve und Direktor am Institut of International Finance in Washington. Das Interview führte Carsten Matthäus

      SPIEGEL ONLINE - 19. April 2001, 14:38
      URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/konjunktur/0,1518,129009,00…
      Avatar
      schrieb am 19.04.01 19:44:11
      Beitrag Nr. 163 ()
      Hello again,

      US-Rezession hin und her, aber der Greenspan-Kult oder Anti-Kult ist a bisserl komisch? Die short term interest rates wurden auch in früheren Zeiten zügig gesenkt, wenn die Lage schlecht aussah, zB während der Krise Anfang der 90er: anfänglich 7%, wurde am 19.12.90 auf 6,5%, am 01.02.91 auf 6%, am 30.04.91 auf 5,5%, am 13.09.91 auf 5%, und am 06.11.91 auf 4,5 gesenkt. Im folgenden Jahr 1992 wurden sie dann sogar auf 3% gesenkt, inklusive eines Einprozent-Schritts am 02.07.92.
      Das ist also weiter möglich. Daß die US-Fed das nicht aus reiner Freude tut, ist auch klar. Es bedeutet aber mE (für sich allein gesehen) nichts anderes, als eine angemessene Reaktion (unter US-amerikanischen Voraussetzungen).
      Ungewöhnlich mag das aktuelle Tempo sein oder die Senkung zwischen den regulären Sitzungen, aber das kann man genausogut so interpretieren, daß die rates genauso schnell wieder hochgezogen werden können. Merkwürdigerweise lautet einer der Vorwürfe aber, daß die Senkungen zu spät/zu langsam kommen. Irgendwie seltsam.

      mfg landing_zone
      Avatar
      schrieb am 20.04.01 01:35:09
      Beitrag Nr. 164 ()
      @landing_zone

      schön, mal wieder eines deiner wohlbegründeten Statements hier zu lesen...

      Das mit Greenspan ist tatsächlich komisch. Wobei das eigentliche Problem meiner Meinung nach nicht die Frage ist, ob er jetzt die Leitzinsen zu früh oder zu spät, zu hoch oder zu niedrig verändert hat. Darüber kann man diskutieren. Was ich für eher bedenklich halte ist die Rolle, die er als US-Notenbankchef innehat bzw. die ihm zugeordnet wird. Denn er gilt ja als der "Chefpilot" der Börse und er handelt wohl auch dementsprechend – und er begibt sich damit in eine Rolle, die meiner Meinung nach eindrucksvoll zeigt, wie sehr das Wohl und Wehe der US-Volkswirtschaft am Auf und Ab der Börse hängt. Und diese Abhängigkeit einer Wirtschaft von der Börse sehe ich als nicht gesund an. Denn damit wedelt der Schwanz mit dem Hund, um es mal in ein Bild zu fassen...

      Und ohne jetzt hier ein böses Crash-Szenario zu entwerfen (das ja, ob wir wollen oder nicht, an Börsen immer im Bereich des Möglichen ist) – mit einer solchen Abhängigkeit der Wirtschaft von der Börse kommen auch unter anderem sehr extrem psychologische Faktoren ins Spiel, die immer sehr schwer zu berechnen und zu beeinflußen sind. Es wäre meiner Meinung nach wirklich besser, die amerikanische Fed müsste bei ihren Entscheidungen nicht immer nach der Börse schielen - ich befürchte nur, das kann sie sich schon lange nicht mehr leisten.
      Avatar
      schrieb am 20.04.01 19:17:57
      Beitrag Nr. 165 ()
      Avatar
      schrieb am 20.04.01 19:42:20
      Beitrag Nr. 166 ()
      @sfrt
      Genau diese Frage steht eigentlich seit 1997 (Asienkrise), spätestens jedoch
      seit der Rußlandkrise offen. Greenspan hat sich vorgestern fürs Rechtsabbiegen
      entschieden. Die seit längerem offenstehenden Gegensätze Handelsbilanzdefizit der
      USA und trotzdem starker Dollar könnten so ihre radikale Lösung finden.
      Mit rosaroten Wölckchen am strahlenblauen Börsenhimmel jedoch dürfte es dann für
      eine ganze Weile vorbeisein.


      mfg
      Schließer
      Avatar
      schrieb am 20.04.01 19:57:25
      Beitrag Nr. 167 ()
      passend dazu

      Yahoo :
      12:00PM: The markets are extending losses on the back of some concerns regarding the financial situation in Argentina.
      Goldman Sachs is out suggesting issues could continue to get worse as no U.S. help is expected and Argentine consumer
      confidence is deteriorating. Briefing.com has expressed concerns over Argentina in the past and it looks as if the markets are
      coming back around to take a closer look as well. As evidence of the decline in Argentine consumer confidence, look no further
      than the marked deterioration in bank deposits, which have plunged more than $3.6 bln since the middle of February. In other
      words, despite the fact that every peso is backed by a dollar, there does not seem to be much faith in the sustainability of the
      Argentine currency`s value. What all this means is there is a real fear that continued deterioration could cause a run on banks in
      the country causing the economy to collapse. For more about this situation in Argentina please visit Briefing.com`s Bond Brief.


      mfg
      Schließer
      Avatar
      schrieb am 21.04.01 01:24:49
      Beitrag Nr. 168 ()
      @schloss

      ja, die Lage in Argentinien schwelt ja schon seit Monaten vor sich hin – auch so ein Beispiel für die verdrängten Risiken des Weltfinanzsystems, von denen ja einige hier im Thread genannt sind.
      Bereits im Februar stand was im Spiegel (ja, mal wieder dort - aber was kann ich dafür, wenn die Jungs da so auf Draht sind? ).



      Weltwirtschaft:
      Sprengsatz Argentinien


      Die nächste internationale Finanzkrise, fürchten Währungsexperten, wird in Argentinien ausbrechen. Nur mit frischen Krediten kann das Land seine horrenden Auslandsschulden bedienen.

      Beim Auftanken zapfen die Autofahrer nur ein paar Liter, die notwendigsten Anschaffungen gehen auf Pump. Selbst bei einem T-Shirt räumen Händler Ratenzahlungen ein - zehn Dollar sind für einen Durchschnittsverdiener in Buenos Aires viel Geld. "Die Leute konsumieren nicht mehr, und sie investieren nicht mehr", sagt Daniel Scheidel, Geschäftsführer der deutschargentinischen Industrie- und Handelskammer. Um über die Runden zu kommen, lassen die Verbraucher in Argentinien manche Rechnung liegen: "Mal zahlt man die Miete nicht, mal das Telefon." Wie die privaten Haushalte verhalten sich auch die Unternehmen. Investitionen werden verschoben, und es dauert lange, bis ein Lieferant sein Geld bekommt. "Der einzige Boom, den wir derzeit erleben, ist der an privaten Sicherheitsfirmen", spottet der Marketing-Assistent Frederico Thielemann. Die Kriminalität ist sprunghaft angestiegen. Rund 70 Prozent der Argentinier, so ergaben Umfragen, haben ihre Ausgaben eingeschränkt. Immer mehr Menschen aus der einst verhältnismäßig breiten Mittelschicht driften nach unten ab: Statistiker ermittelten, dass die Zahl der "neuen Armen" inzwischen knapp die Hälfte der Bevölkerung ausmacht.

      Sorgen über diese zunehmende Verarmung machen sich auch die Herren in den dunklen Zweireihern. Finanzexperten in Washington wie in Tokio, Frankfurt oder London fürchten um die Rückzahlung ihrer ausgeliehenen Milliardenbeträge - kein Land hat sich, gemessen an der Exportleistung, so viel Geld geborgt wie Argentinien. Es geht um über 300 Milliarden Mark. Noch zahlt das südamerikanische Land pünktlich seine Zinsen, aber in den nächsten Jahren ist eine Reihe von Staatsanleihen zu tilgen. Argentinien, befürchtet ein Frankfurter Spitzenbanker, sei "ein Sprengsatz", der globale Erschütterungen auf den Finanzmärkten auslösen könnte. Die Wirtschaft stagniert, und das Land steckt so tief in der Schuldenfalle wie nur noch die ärmsten Entwicklungsländer. Mitte vergangenen Monats hat ein internationales Konsortium unter Führung des Internationalen Währungsfonds (IWF) in letzter Minute mit einer Finanzspritze von 39,7 Milliarden Dollar das Land vor dem Staatsbankrott bewahrt. "Die akute Gefahr ist zunächst einmal abgewendet", sagt Harald Eggerstedt, bei der Commerzbank Experte für Schwellenländer. Mit den neuen IWF-Krediten kann Argentinien in diesem Jahr die Zinsen für alte Kredite bezahlen. Doch was kommt danach? Mit 156 Milliarden Dollar steht Argentinien bei ausländischen Gläubigern in der Kreide. Im vergangenen Jahr musste Buenos Aires fast zehn Milliarden Dollar für seinen Schuldendienst aufbringen, in diesem Jahr werden es rund 20 Milliarden sein - 40 Prozent des Staatshaushalts.

      Ein guter Teil des Geldes fließt nach Deutschland, wo insgesamt 26 argentinische Staatsanleihen gehandelt werden. Die Papiere sind bei risikobereiten Anlegern beliebt, denn sie bringen hohe Zinsen: Anleihen in Mark oder Euro mit einer Laufzeit von fünf Jahren und mehr werfen derzeit eine Rendite von rund zehn Prozent ab, mehr als doppelt so viel wie deutsche Staatsanleihen. "Zitterprämie" nennen Banker den Aufschlag. Viel zu lange hat Argentinien immer neue Schulden gemacht, um die alten zu bedienen. Mit jeder neuen Anleihe des hoch verschuldeten Landes steigt für die Gläubiger das Risiko; die Anleger verlangen deshalb eine höhere Zitterprämie, die wiederum die Neuverschuldung in die Höhe treibt - ein Teufelskreis, der allenfalls durch einen kräftigen Wirtschaftsboom zu durchbrechen ist. Doch ein solcher Aufschwung ist nicht in Sicht. Die IWF-Milliarden haben den Argentiniern nur vorübergehend Luft verschafft. Rund 25 Milliarden Dollar hat der IWF für dieses Jahr zugesagt, bis zum Jahr 2003 sollen weitere 15 Milliarden fließen. "Ohne den Beistandskredit", gesteht Wirtschaftsminister José Luis Machinea, "verfällt unser Land in das totale Chaos."

      Wichtigste Ursache der Misere ist der "Blindaje", der Schutzpanzer, wie die Argentinier die enge Verknüpfung ihrer Währung mit dem US-Dollar nennen. Dabei haben sie ein Übel gegen ein anderes eingetauscht. Seit 1991 ist der argentinische Peso fest an den Dollar gekoppelt. Damit sollte die gigantische Inflation gestoppt werden: Zeitweise lag die Inflationsrate bei zehn Prozent - pro Tag. Seit der Bindung an die US-Währung kann das Land nicht mehr wie früher die Notendruckerei anwerfen, sondern darf nur so viele Pesos ausgeben, wie durch die Währungsreserven in Dollar oder in Gold gedeckt sind. Damit wurde zwar die Hyperinflation mit einer Geldentwertung von zuletzt über 5000 Prozent jährlich beseitigt. Doch der Preis dafür war hoch: Argentinien hat seine Geldpolitik in die Hände der US-Notenbank gelegt, und die amerikanische Zinspolitik nimmt keine Rücksicht auf die Belange Lateinamerikas. Washingtons Notenbankpräsident Alan Greenspan schraubte mehrfach die Zinsen hoch, um in dem lang anhaltenden Boom die US-Wirtschaft vor einer drohenden Inflation zu schützen. Das war gut für die USA, aber fatal für Argentinien. Die Kehrseite des stabilen Peso sind Verbraucherkredite mit einem Zinssatz von 20 Prozent. Derart teure Kredite würgen jeden konjunkturellen Aufschwung ab. Buenos Aires hätte die Zinsen senken müssen, doch die Anbindung an den Dollar und damit an die amerikanische Zinspolitik verhinderte billigeres Geld. Heinz Mewes, Chefvolkswirt des Spezialinsti-tuts Dresdner Bank Lateinamerika, sagt: "Das Land ist durch die Koppelung praktisch gelähmt."

      Die Abhängigkeit von der amerikanischen Geldpolitik hatte noch einen weiteren Nachteil. Weit mehr als in die USA exportiert Argentinien nach Japan und vor allem nachEuropa. Der starke Dollar verteuerte die Waren, der Absatz argentinischer Produkte sank. Jede Zinsanhebung in den USA, jeder Anstieg des Dollar gegenüber dem Euro war Gift für Argentiniens Wirtschaft. Kein Wunder, dass mehr und mehr Argentinier - nicht nur die sozialen Absteiger - gegen die verhängnisvolle Bindung an den Dollar protestieren: Lieber eine Inflation, als sich kaum noch Lebensmittel leisten zu können. In Buenos Aires kostet ein Kilo Kartoffeln mittlerweile umgerechnet drei Mark. Präsident Fernando de la Rúa widersetzt sich bislang dem populären Druck, die Anbindung an den Dollar aufzuheben, um mit niedrigeren Zinsen die Wirtschaft anzukurbeln. In Wahrheit hat das Land keine Wahl: Die Loslösung vom Dollar würde den Wert des Peso schlagartig abstürzen lassen, Argentinien wäre ein leichtes Opfer für die internationalen Devisenspekulanten. Die Wirtschaftskrise würde sich verschärfen und in Südamerika - vor allem in Brasilien, dem wichtigsten Handelspartner Argentiniens - Währungsturbulenzen mit unabsehbaren Folgen auslösen.

      Die Rückkehr zu einer eigenständigen nationalen Geldpolitik ist - vorerst zumindest - unwahrscheinlich. "Die Argentinier", meint Lateinamerika-Kenner Mewes, "müssen darauf hoffen, dass sich die externen Faktoren weiter zu ihren Gunsten verbessern." Sinkende Zinsen in den USA und ein stärkerer Euro schüren die Hoffnung, dass das Land in diesem Jahr ein Wirtschaftswachstum von 2,5 Prozent schafft. Mewes sieht "Anzeichen, dass sich die Situation entspannt". Die Argentinier sind nicht mehr so zurückhaltend bei ihren Konsumausgaben wie noch vor einigen Wochen, registrierte "La Nación", die bedeutendste Tageszeitung des Landes: "Der Umsatz in den Supermärkten ist besser als erwartet." Vor allem Immobilienmakler und Autohändler melden eine stärkere Nachfrage. Weil sie mit einer besseren Zahlungsmoral rechnen, locken Ford und Renault nun mit einem Kredit zu fünf Prozent Zinsen; andere Hersteller überlegen noch, ob auch sie mit billigeren Krediten den Autokauf erleichtern sollen. "Mit dem 40-Milliarden-Dollar-Kredit des internationalen Währungsfonds hat sich zumindest die Stimmung im Land wieder gedreht", beobachtete Daniel Scheidel von der Handelskammer in Buenos Aires, ohne dass sich damit die Lage entschärft hätte. "Das ist unser Tango-Effekt" - zwei vor, zwei zurück und ganz viele Schritte seitwärts.

      HERMANN BOTT, MATTHIAS MATUSSEK, WOLFGANG REUTER

      DER SPIEGEL 6/2001
      URL: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,116810,00.html
      Avatar
      schrieb am 21.04.01 09:12:53
      Beitrag Nr. 169 ()
      @gieristnichgut

      ja, Du hast natürlich völlig recht und findest Dich nebenbei gesagt, sogar in einer Reihe mit Kommentatoren der FAZ (!) ;-). Außerdem: Wie es aussieht, wird neuerdings das Timing der Zinssenkungen sogar an sog. charttechnischen Marken oder Unterstützungszonen ausgerichtet.
      Die Zinserhöhungen von 2000 waren nach allg. Verständnis als Dämpfer für die Aktienmärkte gedacht, der aber wahrscheinlich aus autonomen Faktoren ohnehin gekommen wäre. Letztlich kann das hektische Auf und Ab der Aktienmärkte nicht im Sinne der Fed sein, aber sie ist ohne Frage zum Gefangenen ihres eigenen Spiels geworden.
      Sie scheint wohl im übrigen, etwas waghalsig, davon auszugehen, daß mit der Geldpumpe Konjunktur, nebenher Aktienkurse, Inflation und Finanzkrisen in Schwellenländern in den Griff zu bekommen sind. Momentan hat sie dabei noch einigermaßen gute Karten, aber es ist ein äußerst gewagtes Spiel.

      Übrigens hier eine Übersicht der Zinsanpassungen der Fed: http://minneapolisfed.org/economy/bankdir/disc.html

      mfg landing_zone
      Avatar
      schrieb am 21.04.01 15:37:01
      Beitrag Nr. 170 ()
      @landing_zone

      nun, das mit den Ähnlichkeiten zum FAZ-Kommentar würde ich dann aber doch, was mich betrifft, eher auf das Konto "Blinde Hühner & Körner" buchen...

      Nein, im Ernst, ich bin selbst manchmal beim erneuten Lesen nicht immer zufrieden mit dem, was ich hier so poste. Etwa die Aussage, dass das Pushen der alten Dow-Höchststände ein "soft landing" verhindere. Das war natürlich nicht zu Ende gedacht. Denn für eine Fortsetzung des amerikanischen Booms ist es ja unabdingbar notwendig, dass das Vertrauen der US-Konsumenten nicht überdurchschnittlich einbricht (das schrumpfende Handelsbilanzdefizit spricht hier allerdings jetzt schon eine deutliche Sprache). Denn meines Wissens war es ja die Konsumwut der US-Bürger, die den Boom in den vergangenen Jahren maßgeblich getragen hat. Und um dieses Vertrauen der Konsumenten zu erhalten, ist eine starke Börse natürlich extrem wichtig. Das weiß auch Herr Greenspan - und setzt dementsprechende Prioritäten, wie du ja in deinem Posting geschrieben hast.

      Was die Finanzkrisen in den Schwellenländern betrifft: ein ganz heikles Thema, wie ich finde. Denn würde die neoliberale Heilslehre von den USA wirklich ernst genommen und auf die selbstregulierende Kraft freier Märkte vertraut, dann müsste ja beispielsweise auch das IWF-Kreditsystem überprüft werden. Denn diese Kredite sind ja zurzeit in erster Linie dazu da, desolate Wirtschaftssysteme notdürftig über die Runden zu bringen und damit das globale Finanzsystem zu schützen. Es gibt mittlerweile sogar auf Seiten der neuen US-Regierung Überlegungen, dabei eine "Wirf-sie-den-Hunden-zum-Fraß-vor"-Methode" anzuwenden (siehe Posting vom 7. März hier im Thread). Wenn diese Methode schon Fuss gefasst hätte, würden wir – nach Asien-, Rußland-, LTCM- oder jetzt der Argentinienkrise – schon längst in einer anderen (Wirtschafts-) Welt leben. Meiner Meinung nach zeigt allein dieses Situation, dass die neoliberalen Konzepte auf Dauer nicht tragfähig sind - es müsste nur mal zugegeben werden. Dann könnte mal darüber geredet werden, wie dieses System stabiler und auch gerechter gestaltet werden könnte. Es muss doch nicht immer sein, dass es nur dann einen Erkenntnisschub gibt, wenn der Dachstuhl schon lichterloh brennt...

      Was das neoliberale Vertrauen auf die Kraft der freien Märkte betrifft: Nun, selbst in den USA ist es damit ja auch nicht so weit her. Denn was sind die Greenspans Börsenlenkungsversuche anderes als staatliche Hilfs- und Stützungsmaßnahmen? Was sind die riesigen US-Rüstungsvorhaben anderes als große Konjunkturprogramme? Und tatsächlich herrscht ja wohl in den USA momentan die größte Angst davor, dass sich die Märkte selbst zu Ungunsten der USA regulieren könnten - und das soll verhindert werden...

      Grüße & schönes Wochende ,

      gieristnichtgut
      Avatar
      schrieb am 21.04.01 16:14:46
      Beitrag Nr. 171 ()
      @ gieristnichtgut

      Da bin ich wieder.

      Zum Thema Bluem-Interview im Stern:

      Sowohl der Stern und Bluem werfen die USA und Russland in einen Topf. Absoult unfassbar! Da brauche ich gar nicht weiter zu lesen. Wenn ich an Bluem und CDU denke, dann denke ich immer daran, dass die es 16 Jahre lang versaeumt haben die Rente zu reformieren. Der effektive Rentenbeitrag heute ist 28% des Bruttoeinkommens (Rentenbeitraege plus Beitrag des Bundes). Dafuer bekommt der durchschnittliche Rentner dann 50% des letzten Nettolohnes im Jahr 2030. Na vielen Dank, Herr Bluem, dass Sie das deutsche Rentensystem so an die Wand gefahren haben. Nach dem heutigen System hat Deutschland implizite Schulden von 300% des BSP, wenn man die abdiskontierten zukuenftigen Renten addiert. Da sind die 60% Verschuldung, von der immer geredet wird, einfach nur Pippifax. Mit unseren 300+60=360 Prozent des BSP Schulden stellen wir sogar nocht Italien in den Schatten. Und Schuld daran hat Mr. Scheinheiligkeit Norbert Bluem.

      Zum Thema Klaus Friedrich, Chefvolkswirt der Dresdner Bank:

      Ich werde mein Geld nie bei der Dresdner Bank anlegen. Anscheinend hat der Mann naemlich nicht viel Ahnung von Wirtschaft. Beispiele:

      Die Haushalte konsumieren zwar, aber nicht in dem Ausmaß, das zu einem entscheidenden Wachstum beitragen kann.

      Habe ich schon in einem frueheren Beitrag erwaehnt: Weniger Konsum bedeutet nicht unbedingt weniger Wachstum. Weder empirische noch theoretische oekonomische Forschung hat jemals gezeigt, dass mehr Konsum mehr Wachstum bedeutet.

      Die Entlassungswelle ist gerade erst gestartet, und es ist die Frage, welche Auswirkungen sie haben wird

      Entweder ist der Mann neidisch oder er hat keine Ahnung. Die AL-Quote in den USA ist immernoch weniger als die Haelfte in Deutschland.

      SPIEGEL : Wie beurteilen Sie das historisch niedrige Handelsdefizit in den USA? Ist das ein gutes oder schlechtes Signal?

      Friedrich: Gut daran ist, dass das riesige Ungleichgewicht damit langsam beseitigt wird. Schlecht daran ist, dass damit auch der sinkender Konsum und sinkenden Investitionen abgebildet werden.


      Ein Handelsbilanzdefizit ist kein Ungleichgewicht. Sinkender Konsum ist, wie oben schon ausgefuehrt, nicht schlecht. Der Mann hat keine Ahnung. Vielleicht ist er auch nur neidisch. Man muss mal bedenken, dass das Defizit mit Verkaeufen von US-Aktien finanziert wurde. Die Aktien, die den Europaeern angedreht wurden sind jetzt aber nur nur noch viel weniger wert. D.h. die Deutschen haben ihre schoenen Mercedes nach USA geliefert und haben dafuer US-Aktien bekommen, die jetzt nur noch die Haelfte wert sind. SCHOEN DUMM! :D
      Avatar
      schrieb am 21.04.01 18:37:44
      Beitrag Nr. 172 ()
      @helmut kohl,
      die gedankliche verknüpfung von konsum und wachstum ist ein überkommener bedingter reflex, der aus der keynesianischen periode stammt, obwohl keynes das mw gar nicht gelehrt hat. auch die permanente umverteilungspolitik wird u a (neben sozialer gerechtigkeit, kaufkrafttheorie usw) so begründet. dabei ist konsum als vorrangiges ziel wahrscheinlich schädlich, weil die entnahmen aus dem wirtschaftssystem zu gross und für investitionen nicht mehr verfügbar sind. dadurch gerät am ende (wenn die staatlichen kreditaufnahmen nicht mehr opportun, d h schwieriger zu finanzieren sind) auch die sozialpolitik in immer neue engpässe.
      Y
      Avatar
      schrieb am 21.04.01 23:57:07
      Beitrag Nr. 173 ()
      @ YAchse
      die gedankliche verknüpfung von konsum und wachstum ist ein überkommener bedingter reflex

      Genau! Danke fuer die Unterstuetzung. Weiter oben habe ich ja auch schon geschrieben:

      Da wird Ursache mit Wirkung verwechselt. Hohes BSP Wachstum hat hohe Konsumausgaben zur Folge und nicht umgekehrt. Oder mal anders ausgedrueckt: Wenn es regnet, wird die Strasse nass. Bedeutet es deshalb, dass wenn wir einen Eimer Wasser auf der Strasse auskippen, wir den Himmel dazu ueberreden koennen zu regnen? Ueberhaupt bedeutet weniger Konsum heute doch wohl mehr Wachstum in Zukunft, weil mehr gespart wird, oder sehe ich das falsch? Also, Konsum-Ausgaben sind ein denkbar schlechter Indikator, wenn man eine Rezession vorher sagen will. Um es mal mit den Worten der Business Week auszudruecken: Consumer expenditure correctly predicted nine out of the last three recessions. Soll heissen: Es werden so viele falsche Alarme gegeben, dass dieser Indikator wertlos ist.

      Und nochmal zum Thema Dresdner Bank. Der Spiegel hat einen ganz netten Artikel zur Dresdner Bank geschrieben:
      http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,129628,00.html
      Die spinnen, die Dresdner!
      Avatar
      schrieb am 22.04.01 18:31:42
      Beitrag Nr. 174 ()
      Guten Tag!


      Der Euro scheint sich zur Zeit zu halten,
      Strong gainer hat in Internationale Währungen
      einen sehr schönen Chart abgebildet, der die SKS-Situation
      deutlich macht.

      Dort versuche ich eine Greenspan ist kein Gott-Diskussion zu
      führen.

      Habe dort häufiger so etwas vernommen.


      Helmut, deine Debatte ist mir zu hoch.
      Ob bedingter Reflex oder nicht.
      Die Daten in den USA sind erschreckend schlecht,
      und mit Greenspan`s überhasteten Zinssenkungen
      wird nix besser.
      Irgendwo habe ich vernommen:
      Um aus der Zwickmühle herauszukommen,
      müßten die Amerikaner ihr nun zur Verfügung stehendes Einkommen
      zum Schuldenabbau ( sparen ) verwenden.

      Das wäre vernünftig, bezweifel aber,
      das das so passiert.

      Sittin...
      Avatar
      schrieb am 23.04.01 12:30:25
      Beitrag Nr. 175 ()
      Um die Diskussion weiter zu füttern,
      hier die aktuelle Kolumne von R. Leuschel:

      Roland Leuschel


      Viel Vergnügen auf der Achterbahn
      Sie kennen sicherlich die bekannte Börsenphilosophie der Rothschilds "Kaufen wenn die Kanonen donnern, verkaufen wenn die Violinen spielen!" Das habe ich versucht, als ich Ihnen im März zum Wiedereinstieg bei Aktien, besonders bei den stark gebeutelten Technologieakten, riet. Seitdem stieg allein der Nasdaq um mehr als 25% und auch die anderen Märkte hatten beträchtliche Zuwachsraten. Aber Vorsicht, es handelt sich wahrscheinlich nur um eine temporäre Kurserholung, und Dr. Jens Ehrhardt, den ich sehr schätze, hat kürzlich in der Financial Times Deutschland gewarnt: "Wer jetzt einsteigt, muss höllisch aufpassen." Und in der Tat könnte die Zwischenerholung von einer Fortsetzung der Baisse in der zweiten Jahreshälfte abgelöst werden, und zwar ganz einfach, weil wir auf eine Rezession zusteuern. Also sobald der Dax um die 7.000 kreist, der Dow Jones auf 10.500 bis 11.000 zusteuert, der Standard & Poors 500 wieder zwischen 1.250 bis 1.300 pendelt, und der Nasdaq gar auf 2.500 bis 3.000 emporschnellt sollen wieder die Alarmglocken klingeln, und machen Sie es so wie ich es handhabe: Wenn 15 bis 20% Nettogewinn auf meinen Aktienengagements steht, dann nehme ich den Gewinn eben mit. Wenn man Cash besitzt, ist es so angenehm, die Börsenteile der Zeitungen und die Analysen der Broker zu studieren, und Sie werden entdecken, es gibt nicht nur viele "Opportunitäten", sondern auch Zeit, um Ihre Auswahl zu treffen. Im Gegensatz zum Crash vom Oktober 1987 wird es dieses Mal mit großer Wahrscheinlichkeit zu einem starken Wirtschaftsabschwung kommen. Damals war es anders, in Amerika fand der Crash in ein paar Tagen statt, in Europa dauerte es etwas länger (4 bis 6 Monate), aber dem Oktober-Crash folgte keine Rezession. Übrigens eine persönliche Anmerkung: Es wurde allgemein bekannt, dass ich den Crash vom Oktober 1987 sechs Monate vorher vorausgesagt hatte, dabei spielte das Glück mit dem Timing eine erhebliche Rolle: Aber worüber man in der Presse weniger schrieb, war die wichtige Prognose im November und Dezember 1987, dass es zu keinem Wirtschaftsabschwung kommen wird. Im Schweizer Verlag Fortuna veröffentlichte ich damals eine Broschüre "Die vorhersehbaren Überraschungen für 1985", in der dieses Szenario ausführlich beschrieben wurde. Heute ist die Lage völlig anders. Wir haben es mit einem Salami-Crah zu tun, der spätestens im Jahr 1997 begann, und von wenigen Anlegern eigentlich richtig bemerkt wurde. Der mächtigste Mann für die Finanzmärkte auf dieser Welt, den persönlich meistens scharf kritisiere, weil er keinen Mut hat, Ungleichgewichten in der Volkswirtschaft entgegenzutreten, Alan Greenspan, hat dafür gesorgt, dass es zu keinem plötzlichen Aktiensturz auf den Märkten kam. In Kauf nehmen musste er dafür und er tat es bewusst und bereitwillig, irrsinnige, in der Geschichte einmalige Ungleichgewichte in der Volkswirtschaft der USA. So fiel die Sparquote von über 9% im Jahr 1992 sogar unter 0% und wurde in diesem Jahr mit 1,3% negativ. Das Leistungsbilanzdefizit der USA übersprang mittlerweile die 4% der gesamten volkswirtschaftlichen Leistung. Letzten Endes erreichte die Verschuldung der amerikanischen Haushalte nie gekannte Größen (35% des verfügbaren Einkommens), und sollte der amerikanische Verbraucher mit etwas Vernunft anlegen, dass heißt den Abbau der Verschuldung in Angriff nehmen und wieder sparen, dann droht nicht nur der amerikanischen Wirtschaft eine Rezession, sonder dann werden in Tokio die Lichter ausgehen, und auch in Europa dürfte die Illusion einer starken wachstumsorientierten Volkswirtschaft verfliegen. (Lesen Sie bitte die Titelgeschichte im letzten Fortune Magazine "Uh, Oh! There goes consumer convidence".) Wie ernst es um die Wirtschaft steht, beweist die Panik, die bei Alan Greenspan ausgebrochen ist. Und dabei sollte er besser wissen als jeder andere, die schlechtesten Ratgeber sind Euphorie und Panik. Jetzt hat die Fed den Zielzinssatz für Tagesgeld aus Sorge um die wirtschaftliche Entwicklung erneut um 50 Basispunkte zurückgenommen, und das vor der geplanten Sitzung der Federal Reserve. Damit hat die Fed die Leitzinsen seit Jahresbeginn schon 4 mal um insgesamt 200 Basispunkte gesenkt. "Was weiß die Fed, was wir nicht wissen?", fragt ein bekannter Journalist. Ich kann versuchen, darauf Antwort zu geben.

      Ich habe in den Berichten der Federal Reserve "Flow of Funds" die Entwicklungen des "net wealth" der privaten Haushalte in Amerika angeschaut. Seit rund 25 Jahren hat jedes Mal nach einem temporären Verfall (ausgelöst durch fallende Immobilienpreise oder fallende Aktienkurse) in der unmittelbaren Folge eine Rezession gegeben. Das war 1970, 1971, 1980 und 1990 so. Noch nie hat es einen derartig scharfen Rückgang des "net wealth" gegeben wie im ersten Quartal dieses Jahres: Das Nettovermögen der privaten Haushalte fiel gegenüber dem ersten Quartal des Jahres 2000 um 10,75%, also noch schlimmer als nach dem 1974er Ölschock.

      Um es noch einmal klar zu formulieren: Auf Grund dieses scharfen Rückgangs des Nettovermögens konnte Greenspan einfach nichts anderes mehr tun, als die Zinsen rapide zu senken. Weniger Zinsen für Sparen bedeutet im Grunde genommen, noch weniger sparen ... und letzten Endes stärkere Inflation. Und darauf stellen Sie sich bitte ein. Ich habe in meinen vergangenen Beiträgen darauf hingewiesen, dass für die Beseitigung der Ungleichgewichte rund 10 Jahre gebraucht werden, und wir in diesen 10 Jahren unser Vermögen praktisch täglich verwalten müssen. Bevor wieder ein fundamentaler Haussetrend einsetzt, werden mit Sicherheit noch einige Monate vergehen. Vergessen Sie nie, den Speck in der Falle bekommt in der Regel erst die zweite Maus.

      Aus meiner Aktienauswahl in meinem letzten Bericht stieg besonders die Aktie Qiagen. Der Grund dürfte einfach sein, die Analysten von Robeco haben aus dem ganzen biotechnologischen Bereich 4 Aktien ausgewählt, darunter Qiagen. Übrigens, um bei den Rothschilds zu bleiben, James Mayer de Rothschild tröstete einmal einen Freund, der sein Geld bei Aktien verloren hatte: "Ihr Geld ist nicht weg, es hat nur ein anderer." Versuchen Sie der andere zu sein!



      Roland Leuschel

      20.04.2001


      mfg
      Schließer
      Avatar
      schrieb am 23.04.01 13:04:53
      Beitrag Nr. 176 ()
      noch mehr Futter, zur Abwechslung einen Quelle
      aus down under.

      Will Greenspan be
      able to avert recession?
      by Gerry Jackson
      TNA News with Commentary
      Monday 23 April 2001
      Last week’s sudden cut in rates had panic stamped all over it. Nevertheless, many welcomed it the action as a step in the right direction. To me, it’s like trying to overcome alcoholism with more booze. A cheap money policy has been the problem — it’s not the cure. This observation, however, does not tell us what finally panicked Greenspan.

      Although few would seriously dispute that there has been a stock market bubble there are many who see the bubble as having virtually no effect on the rest of the economy. They are right — but for the wrong reason. The error here is the assumption that whatever drove the stock market had little or no influence on the rest of the economy. But what drove the market was credit expansion, and it was this expansion that created masses of malinvestments, the effects of which are gradually working their way through the economy. It is likely that the symptoms of this process are what panicked Greenspan.

      I constantly stress that manufacturing is where one should look for the emergence of recessionary trends. In a recent article I pointed out that thought manufacturing activity had declined by March for the eighth consecutive month, the slight pick up of 0.4 per in that month cent would encourage optimists. Once again, these Pollyannas have fallen into the trap of taking the whole for the sum of its parts. In other words, they didn’t look at the trend let alone behind the aggregate.

      The slight rise in output came from an increase in car production. Subtract cars and manufacturing output was still falling, and at an annualised rate of about 4.5 per cent. This is the worst performance since the 1990-91 recession. No wonder Greenspan broke out in a cold sweat. But it is in keeping with what I, and now others, have been saying. (Incidentally, the March figure should be a warning against relying on aggregates as an economic guide).

      Austrian analysis explains how excessive investments develop and why they will be concentrated in manufacturing. It follows from this line of reasoning that manufacturing is where the first real signs of recession will emerge. One of the first symptoms will be a profits squeeze and then the emergence of excess capacity which will continue to grow. Latest figures show that capacity utilisation in manufacturing continued to fall in March. With excess capacity rising excess inventory must also be under attack accompanied by cost-cutting and unemployment. And this is exactly what has been happening. As expected, investment continued to shrink.

      Eventually this process works its way down to the point where consumption spending is also hit, but not to the same degree. (When this happens some central bankers, believe it or not, have been known to panic). We now know that there was a 0.2 per cent drop retail sales in March. Coming on top February’s subdued figures this must have brought some pressure on Greenspan to act.

      The jobs situation is beginning to look uncomfortable with weekly unemployment claims having climbed to an average of over 380,000 in the four weeks to 7 April. This is 115,000 more than a year ago. Of course, some still say the unemployment figures are still low at 4.3 per cent in March. But as others have pointed out, the statistical trend has been for recession to follow any rise in unemployment of more than 0.3 per cent, at least since 1945. It’s not the trend that matters. What matters are the forces behind it


      Even now many commentators still believe that manufacturing unemployment can be discounted if the slack is taken up by consumption. They just haven’t cottoned on to the fact that industrial layoffs are a harbinger of things to come. This raises the question of whether Greenspan can reverse the process. Many think he can. They argue that if he forces the funds rate below Treasury rates banks will start borrowing to buy two-year government securities at the prevailing 4.25 per cent market yield. This will cause the banks to expand credit while reaping a gain from the interest differential.

      There are two things wrong with this. Firstly, it’s that kind of monetary fiddling that created the present situation. Secondly, why should companies borrow even at 3 per cent or less if their profits are zilch? For this inflationary policy to work it would have to raise selling prices significantly above production costs, which in turn, if it succeeded, would trigger an inflationary surge. This is not something Greenspan would welcome, even though he is letting the money supply rip again.

      However, it’s more than likely that the process has gone too far, even for a temporary reversal. But that such inflationary policies are still being promoted as a cure for recession only makes one realise how little about the boom-and-bust cycle has been learnt by those who are paid to know better.
      Avatar
      schrieb am 23.04.01 22:28:04
      Beitrag Nr. 177 ()
      @ schloss

      Ich habe in den Berichten der Federal Reserve "Flow of Funds" die Entwicklungen des "net wealth" der privaten Haushalte in Amerika angeschaut.
      Seit rund 25 Jahren hat jedes Mal nach einem temporären Verfall (ausgelöst durch fallende Immobilienpreise oder fallende Aktienkurse) in der
      unmittelbaren Folge eine Rezession gegeben. Das war 1970, 1971, 1980 und 1990 so. Noch nie hat es einen derartig scharfen Rückgang des "net
      wealth" gegeben wie im ersten Quartal dieses Jahres: Das Nettovermögen der privaten Haushalte fiel gegenüber dem ersten Quartal des Jahres 2000
      um 10,75%, also noch schlimmer als nach dem 1974er Ölschock.


      Ich will hier nimenadem an`s Bein pinkeln, aber was der liebe Herr Leuschel da so schreibt ist schon ausgemachter Unsinn. Der sogenannte Experte schreibt von "net wealth". Es heisst im Flow of Funds Report der Federal Reserve "net worth", mein lieber Dilletant Leuschel! Und der net worth ist von 2000Q1 bis 2000Q4 nicht um 10.74% sondern um 4.1% gesunken. Quelle: http://www.federalreserve.gov/releases/z1/current/annuals/a1…

      Das Leistungsbilanzdefizit der USA übersprang mittlerweile die 4% der gesamten volkswirtschaftlichen Leistung

      Falsch. Auch hier ist der `Experte Leuschel` auf dem Holzweg. Nach den neuesten Daten ist das Handelsdefizit stark gefallen. Der Wert von Maerz 2001 aufs Jahr hochgerechnet ergibt nur ein Defizit von 3.2%.

      und sollte der amerikanische Verbraucher
      mit etwas Vernunft anlegen, dass heißt den Abbau der Verschuldung in Angriff nehmen und wieder sparen, dann droht nicht nur der amerikanischen
      Wirtschaft eine Rezession, sonder dann werden in Tokio die Lichter ausgehen, und auch in Europa dürfte die Illusion einer starken
      wachstumsorientierten Volkswirtschaft verfliegen


      Wie ich schon ein paar mal geschrieben habe: Konsumentenverhalten hat keinen grossen Einfluss auf BSP-Wachstum. Wenn Hauhalte mehr sparen, dann wird es doch wohl in der Zukunft wieder hoehere Wachstumsraten geben, weil in Produktivkapital investiert wird.

      Fazit: Vorsicht bei sogenannten Experten.
      Avatar
      schrieb am 23.04.01 22:57:51
      Beitrag Nr. 178 ()
      Hohoho!

      Der Schuldenabbau scheint jetzt voll im Gange:



      "NEW YORK, April 23 (Reuters) - Companies defaulted on $37 billion of
      debt between January and March, their fastest rate ever, and are on pace to
      smash last year`s record for defaults by nearly two-thirds, Standard &
      Poor`s said on Monday.


      Forty-eight companies, including 41 U.S. companies with
      $30.5 billion of debt, contributed to the surge. Leading the
      way, S&P said, were California utilities Pacific Gas & Electric
      Co. (NYSE:PCG - news), which defaulted on $8.4 billion, and
      Southern California Edison (NYSE:EIX - news), which
      defaulted on $5.7 billion.

      In dollar terms, corporate defaults are approaching full-year
      records set in 2000, in just one-fourth the time. Last year, 117
      companies worldwide defaulted on $42.3 billion of debt, while
      106 U.S. companies defaulted on $33.4 billion, S&P said.

      Indeed, those records may have already been broken, S&P
      said, after last week`s bankruptcy filing by Winstar Communications Inc. (NasdaqNM:WCIEQ - news).
      S&P estimates the telecommunications services provider has at least $2 billion of debt that will count
      toward the year`s totals.

      S&P expects the global junk bond default rate to reach 8.3 percent by year end, the worst since the 10.9
      percent all-time high set in 1991. The default rate among investment grade-rated companies should be 0.3
      percent this year, S&P said.

      ``The only way to minimize risk is to invest in more highly rated companies,`` said Leo Brand, S&P`s
      director of risk solutions and author of the report, in an interview.

      CREDIT MARKETS TIGHTEN

      Most of the defaulting companies, though not the California utilities, carried ``junk`` grades before they
      defaulted. Junk, or high-yield, bonds carry low ratings because of their risks.

      Many of these companies sold bonds between 1997 and 1999, when credit was much easier to obtain,
      and are defaulting now because they either need more cash to grow and can`t get it, or are unable to
      refinance their existing debt on easier terms.

      ``For the individual investor, it would be dangerous at this point for them to invest in very weak, marginal
      players with the lowest rated debt,`` said Brand. ``For many bonds rated `single-B` or `triple-C,` they may
      want to be very cautious.``

      Based on first-quarter data, S&P projects 192 companies will default this year, dwarfing last year`s record
      by 64 percent.

      S&P doesn`t think the year will end that badly, because the first quarter was exceedingly rough. ``How
      bad things will get will depend on how severe the current (U.S.) economic slowdown turns out to be,``
      Brand wrote in the report.

      Still, the agency expects about 170 corporate defaults this year, 45 percent more than last year.

      Other first-quarter defaults included $4.1 billion each from Indonesia`s Asia Pulp & Paper Co.
      (NYSE:PAP - news) and a unit of business lender Finova Group Inc. (NYSE:FNV - news), $1.5 billion
      from mobile satellite phone company Globalstar LP (NasdaqNM:GSTRF - news), and $1 billion from
      movie theater operator Loews Cineplex Entertainment Corp. (OTC BB:LCPFQ.OB - news).

      S&P`s forecast is actually less pessimistic than that of a leading rival, Moody`s Investors Service. That
      rating agency expects the global junk bond default rate to top 9.5 percent by year end, with the U.S. rate
      soaring to near 11 percent."



      Schuldenausfälle = höherer Zinssatz und Kreditabbau.
      Da kann Sankt-Alan lange senken.

      Der 30-j-Bonds-Zinssatz nähert sich ja mittlerweile
      wieder den 6.0%, der roten Marke für US-Aktieninvestements.
      Also Inflationsängste noch dazu!
      Lasst`s Euch schmecken.
      Wird` ne hübsche Party werden.
      Vielleicht überrascht uns Alan nochmals
      und senkt den Zins für die 30-j? Hoho!


      Coubert
      Avatar
      schrieb am 23.04.01 23:37:31
      Beitrag Nr. 179 ()
      @helmut_kohl

      Lach nur über Leuschel, im Oktober 2002 wird er über die unersättlichen Bullen lachen.


      1974 Bärenmarkt
      1978 Bärenmarkt
      1982 relativer Tiefpunkt, Beginn der Hausse
      1986-->1987 (einzige Ausnahme im Zyklus)
      1990 Golfkrieg-->Kurseinbruch
      1994 Bondcrash, relativer Tiefpunkt, Beginn der Hausse
      1998 Russland- und Asienkrise, Kurseinbruch
      2002 ...noch Fragen???
      Avatar
      schrieb am 24.04.01 00:38:43
      Beitrag Nr. 180 ()
      @helmut kohl
      Wie ich schon ein paar mal geschrieben habe: Konsumentenverhalten hat keinen grossen Einfluss auf BSP-Wachstum. Wenn Hauhalte mehr sparen,
      dann wird es doch wohl in der Zukunft wieder hoehere Wachstumsraten geben, weil in Produktivkapital investiert wird.


      Ja, wo wird denn mehr gespart??? Bei sinkenden Zinsen und fallenden Realeinkommen.

      So fiel die Sparquote von über 9% im Jahr 1992 sogar unter 0% und wurde in diesem Jahr mit 1,3% negativ.
      Oder sind diese Zahlen auch falsch??

      mfg
      Schließer
      Avatar
      schrieb am 24.04.01 03:16:52
      Beitrag Nr. 181 ()
      @ KingKnumskull

      1974 Bärenmarkt
      1978 Bärenmarkt
      1982 relativer Tiefpunkt, Beginn der Hausse
      1986-->1987 (einzige Ausnahme im Zyklus)
      1990 Golfkrieg-->Kurseinbruch
      1994 Bondcrash, relativer Tiefpunkt, Beginn der Hausse
      1998 Russland- und Asienkrise, Kurseinbruch
      2002 ...noch Fragen???


      Absolut laecherlich. Fehlt nur noch, dass er behauptet, die Fussball Weltmeisterschaft sei schuld an den Krisen. :D:D:D:D:D
      Und was war 1999 (Brasilien-Krise), oder 2000 (Nasdaq-Einbruch)? Ahhh, da war ja die Fussball Europameisterschaft. Das erklaert natuerlich alles. :D:D:D

      @schloss

      Ja, wo wird denn mehr gespart??? Bei sinkenden Zinsen und fallenden Realeinkommen.

      Wir wollen uns hier mal nicht duemmer stellen als wir sind. Ich habe geschrieben, dass egal wie es kommt, ob hoehere oder niedrigere Sparraten, BSP-Wachstum sich nicht sonderlich aendert. Ausserdem fallen die Realeinkommen nicht. Bitte bei den Fakten bleiben, sonst gewinnst Du hier noch den Roland-Leuschel-Preis fuer die Phantasie-reichsten Beitraege.

      So fiel die Sparquote von über 9% im Jahr 1992 sogar unter 0% und wurde in diesem Jahr mit 1,3% negativ.
      Oder sind diese Zahlen auch falsch??


      Meines Wissens nicht, sonst haette ich es schon erwaehnt.
      Avatar
      schrieb am 24.04.01 21:03:03
      Beitrag Nr. 182 ()
      @ Helmut


      Also dein Optimismus, schier unglaublich!

      Bist du am Ende Greeni selbst?

      Laut deiner Argumentation müßten die Japaner vor dem gigantischten
      Wachstum der letzten Jahrzehnte stehen,
      da sie:

      über Jahre all ihr Geld gespart haben,
      und das demnächst für Investiotionen frei haben.

      So weit so gut.

      Doch was war in den letzten 10 Jahren?

      Die Wirtschaft in Japan ist doch fast immer geschrumpft.

      Und das über den gesamten Zeitraum.
      Bei ständig fallenden Aktienkursen.
      Einbrechenden Immo`s.
      Beinahe Null-Zinsen.

      Und in den USA?

      Wie werden sich dort die Mißstände,
      die du so konsequent leugnest,
      wieder normalisieren?

      Die geringe Sparquote existiert deines Wissens nicht,
      temporäres höheres Sparen bei geringeren Konsum
      schadet der US-Wirtschaft nicht
      ( bei über 60 % Konsum-lastiger Wirtschaft )
      Schulden werden abgebaut...


      Großartig....


      Sittin...
      Avatar
      schrieb am 25.04.01 02:31:26
      Beitrag Nr. 183 ()
      Re: Sittin

      Wenn Du nicht Deinen penetranten Stil ablegst, dann diskutiere ich nicht weiter mit Dir.

      Laut deiner Argumentation müßten die Japaner vor dem gigantischten Wachstum der letzten Jahrzehnte stehen, da sie:
      über Jahre all ihr Geld gespart haben,
      und das demnächst für Investiotionen frei haben.


      Da hast Du anscheinend meine Argumentation falsch verstanden.

      Japan geht einfach nur den Bach runter: Da sieht man, wie man es nicht machen sollte. Sparquote hin oder her. Wenn das marode Bankensystem da so weiter wirtschaftet wie bisher, der Regierungsfilz nicht beendet wird und weiterhin staatliche Stimulationsprogramme gestartet werden (die absolut null Effekt haben, sondern nur die Schulden nach oben treiben), dann sehe ich gaaaanz schwarz fuer Japan.



      Die geringe Sparquote existiert deines Wissens nicht,

      Ich habe nie eine geringe Sparquote geleugnet.

      temporäres höheres Sparen bei geringeren Konsum schadet der US-Wirtschaft nicht ( bei über 60 % Konsum-lastiger Wirtschaft )

      Tut es auch nicht. Das denken nur Stammtisch-Oekonomen und sonstige Dummkoepfe.

      Schulden werden abgebaut...

      Wenn Du die US-Staatsschulden meinst: Ja, das werden sie. Leider!

      Helmut K.
      Avatar
      schrieb am 25.04.01 02:50:43
      Beitrag Nr. 184 ()
      na das geht ja ziemlich munter zu hier, mit der Debatte, klasse...
      da mach` ich doch dann auch wieder ein bisschen mit..

      @sittin bull inv

      ja, stimmt, wieder einmal muss ich dir Recht geben – das Beispiel Japan zeigt sehr gut, wie es langfristig nach einer geplatzten Blase aussehen kann - und dass die Folgewirkungen, auch im Verbraucherverhalten, langwierig und schwer zu beheben sind...


      und die Japaner haben wenigstens gespart - was man von den Amerikaner nicht sagen kann...

      ("Im Abschwung tritt plötzlich wieder zu Tage, was im Rausch des Höhenflugs fast vergessen war: Die Amerikaner - Bürger wie Unternehmer - sind maßlos verschuldet, sie haben jahrelang über ihre Verhältnisse gelebt. Für einen Amerikaner `reicht heute ein Jahreseinkommen nicht mehr aus, die Verschuldung vollständig zu tilgen`, mahnen die Volkswirte der Deutschen Bank Research in einem Bericht über `finanzielle Verwundbarkeiten` der US-Wirtschaft" heißt es im Spiegel vom 11. Dezember vergangenen Jahres - der Text wurde hier im Thread schon mal gepostet, glaube ich http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,108136,00.html).

      übrigens ein ganz interessanter thread, den du da im Forum "Internationale Währungen" begonnen hast, sittin bull...


      @helmut_kohl

      nun, Ihr Volkswirte teilt Euer Wissen nicht so gern mit der Allgemeinheit, oder?
      Zumindest, was die Definitionen von "Wachstum" und "Konjunktur" betrifft - was ja nicht dasselbe ist...

      also, lass uns mal über die konjunkturelle Entwicklung in den USA und die Dinge reden, die Alan Greenspan zurzeit wirklich beunruhigen (und uns in den "Kolonien" ebenfalls zu denken geben sollten): Greenspans größte Sorge momentan dürfte wohl wirklich der sich abzeichnende generelle Stimmungsumschwung sein - mit einem plötzlichen Ende der waghalsigen Verschuldung und der großen Shopping-Touren, die die US-Verbraucher in den vergangenen Jahren unternahmen. Davor hat Greenspan Bammel. Oder um es in des Meisters eigenen Worten zu sagen:

      "It is difficult for economic policy to deal with the abruptness of a break in confidence. There may not be a seamless transition from high to moderate to low confidence on the part of businesses, investors, and consumers. Looking back at recent cyclical episodes, we see that the change in attitudes has often been sudden. In earlier testimony, I likened this process to water backing up against a dam that is finally breached. The torrent carries with it most remnants of certainty and euphoria that built up in earlier periods. This unpredictable rending of confidence is one reason that recessions are so difficult to forecast. They may not be just changes in degree from a period of economic expansion, but a different process engendered by fear. Our economic models have never been particularly successful in capturing a process driven in large part by nonrational behavior. "

      Greenspan in seiner Erklärung am 28. Februar diesen Jahres http://www.federalreserve.gov/boarddocs/hh/2001/february/tes…


      Na also, ich weiß auch nicht - "wenn der Damm bricht, und dann die Reste der Sicherheit und Euphorie früherer Tage hinweggetragen werden..." – also wenn ich so was hier schreiben würde, käme gleich wieder jemand, der "Schwarzmaler" rufen würde...

      Das Thema "Aktien gegen Mercedesse" wäre übrigens noch eine längere Debatte wert, Helmut...


      und zum Thema Norbert Blüm gäbe es ebenfalls noch einiges zu sagen. Was die Renten betrifft kann ich dir zustimmen (ist wohl `ne Premiere ).

      Übrigens, das mit der Dresdner Bank bei "Spiegel Online" ist wirklich witzig... ("warum sind schwarze Zahlen eigentlich nicht grün" - die müssen wirklich wie vor den Kopf geschlagen sein da)

      @alle

      auch sonst gäbe es noch einiges zu vermelden. Etwa dass Bill Gates nicht mehr der reichste Mann der Welt ist - war es nicht erst gestern, das man dachte, der und sein Giga-Reichtum wäre nie mehr einzuholen? Da sieht man mal, wie rasch Aktien-Reichtum schmelzen kann.


      Und dann natürlich auch, dass die "Faulenzer"-Debatte weitergeht. Friedrich Merz von der CDU fordert jetzt die Abgabe von Essensmarken statt Geld an Arbeitslose: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,130147,00.h…
      ( gröbste Beleidigungen sind hier bei w:o verboten, oder ? - aber gilt das auch für Politiker-Nullen? Weil, wenn nicht, dann könnte ich jetzt... – also ich hab` das mal eine Zeit lang verfolgt, wie sie "Essenskörbe" statt Geld an die Asylbewerber verteilt haben - am Ende waren alle Beteiligten von der Maßnahme so genervt (unter anderem war`s ein irrsinnig logistischer Aufwand), dass selbst die extremen Hardliner wieder für Geld plädiert haben...)

      Und dann sollte noch festgehalten werden, dass in einem Wirtschaftssystem, das sich an der Darwins Beschreibung der natürlichen Auslese orientiert, natürlich auch die Aasgeier nicht fehlen dürfen. Und sie kreisen schon mal über der hervorragend privatisierten Telekom-Branche:http://www.spiegel.de/wirtschaft/finanzen/0,1518,130181,00.h…

      So, jetzt aber genug "Gute-Nacht-Geschichten" aus der neoliberalen Wirtschafts-Wunderwelt...
      Avatar
      schrieb am 25.04.01 15:07:17
      Beitrag Nr. 185 ()
      Noch ein Nachtrag zur aktuellen Debatte hier. Interessant finde ich an diesem Text vor allem die Mahnungen bezüglich der internationalen Finanzarchitektur (sag` ich hier ja auch immer wieder mal - der Komplex ist viel zu instabil und birgt enorme Risiken):

      Unctad warnt vor Sog aus den USA

      Handelsorganisation der UN fordert führende Wirtschaftsmächte zu engerer Zusammenarbeit auf

      Bonn – Die Handels- und Entwicklungskonferenz der Vereinten Nationen (Unctad) geht in ihrem Jahresbericht davon aus, dass alle großen Wirtschaftsblöcke der Welt in diesem Jahr mit einer deutlichen Abschwächung ihres Wachstums rechnen müssen, nachdem die amerikanische Wirtschaft in eine Krise geraten ist. In dem in Bonn vorgestellten Bericht wird deshalb die Notwendigkeit zu einer engeren wirtschaftspolitischen Zusammenarbeit der führenden Wirtschaftsnationen unterstrichen. Die Volkswirte der Unctad fürchten, dass ohne einekraftvolle Reaktion aller großen Wirtschaftsregionen die von der US-Wirtschaft ausgehenden Risiken für eine globale Rezession beträchtlich sind. Nach Einschätzung der Unctad könnte ein rascher Abbau der privaten Verschuldung von Unternehmen und Haushalten in den USA zu einem deutlichen Rückgang des US-Bruttoinlandsprodukts führen. In Verbindung mit den „Überinvestitionen“ im IT-Sektor, die von der übersteigerten Aktienhausse genährt worden seien, dürfe die Dimension der wirtschaftlichen Herausforderung nicht unterschätzt werden. Hinzu kämen die Unwägbarkeiten, die mit der Bewertung des Dollar und den großen außenwirtschaftlichen Ungleichgewichten der USA verbunden seien.

      Das Wohl und Wehe der Weltwirtschaft dürfe nicht ausschließlich von der Politik in einem einzigen Wirtschaftsraum abhängig sein. Zum ersten Mal seit rund zehn Jahren habe Europa jetzt die Chance, die Rolle der Wachstumslokomotive zu übernehmen. Allerdings habe die abgeschwächte Weltkonjunktur inzwischen auch in Europa deutliche Bremsspuren hinterlassen, sodass das bisher angestrebte Wachstum von drei Prozent kaum noch erreichbar erscheine. Vielmehr sei sogar eine weitaus geringere Wachstumsrate denkbar, zumal wenn die Europäische Zentralbank im Gegensatz zur Politik der US- Notenbank nicht dazu bereit sei, „die Grenzen des europäischen Produktionspotenzials zu testen. Unzufrieden zeigt sich die Unctad mit den Fortschritten zur Weiterentwicklung der internationalen Finanzarchitektur. Seit der Asienkrise habe sich die politische Diskussion fast ausschließlich der Frage gewidmet, wie die Schuldnerländer diszipliniert werden könnten. Viel zu wenig werde die Rolle, die bestimmte Institutionen und die Politik in den Gläubigerländern beim Entstehen internationaler Finanzmarktturbulenzen gespielt hätten, beachtet. Das Schwergewicht der Reformbemühungen habe einseitig bei den kapitalimportierenden Ländern gelegen, während die Frage nach Reformen in den Herkunftsländer destabilisierender Kapitalströme weitgehend ausgespart worden sei. Verbesserte Normen und Richtlinien im Finanzbereich böten zwar einen gewissen Schutz für kapitalimportierende Länder, versprächen aber keine wirkliche Lösung solange es keine kohärente Politik zur Eindämmung „angebotsseitig getriebener Fluktuationen der internationalen Kapitalströme“ gebe.

      Zielbänder für den Dollar

      Der Kern des Problems bestehe darin, dass das zusammengebrochene Währungssystem von Bretton Woods bis heute noch durch keinen vergleichbaren institutionellen Rahmen ersetzt worden sei. Die Unctad plädiert für die Einführung „anpassungsfähiger Zielbänder“ für Dollar, Euro und Yen bei gleichzeitiger Verpflichtung , diese sowohl mit Interventionen als auch mit einer verstärkten Koordinierung im Bereich der Wirtschaftspolitik zu verteidigen. Hinzu kommen müsse jedoch eine effektive multilaterale Überwachung der Wirtschaftspolitiken in den wichtigsten Industrieländern. Solange kein globaler Durchbruch zu erwarten sei, sollten die Abwehrmechanismen überdies durch die Schaffung von mehr regionalen Zusammenschlüssen nach dem Vorbild der Europäischen Währungsunion gestärkt werden.

      Quelle: Süddeutsche Zeitung, 25. April 2001 http://www.sueddeutsche.de/aktuell/sz/artikel35214.php
      Avatar
      schrieb am 25.04.01 21:03:17
      Beitrag Nr. 186 ()
      @ Helmut...


      penetranter Stil?

      kann nix davon entdecken,
      im Gegenteil, finde dies hier im Gegensatz zum NM-Board höchst geistreich...
      Auch Stammtische haben ihre Reize...:D


      Nur mal so:

      Du sagtest:<<<<<
      Wie ich schon ein paar mal geschrieben habe: Konsumentenverhalten hat keinen grossen Einfluss auf BSP-Wachstum. Wenn Hauhalte mehr sparen,
      dann wird es doch wohl in der Zukunft wieder hoehere Wachstumsraten geben, weil in Produktivkapital investiert wird.


      Wie kommst du darauf?

      In dem Augenblick, in dem Konsumenten weniger konsumieren,
      fließt weniger Geld in den Kreislauf zurück,
      das Geld wird gespart.
      Noch besagt das gar nichts über das zukünftige Investitionsverhalten.
      Wieder Beispiel Japan.
      Das dort gesparte Geld wird in Niedrigstzins-Postanleihen
      gesteckt, und in keiner Weise investiert.
      Es könnte wie du meinst, ivestiert werden,
      allein, es hat sich die letzten Jahre nicht gelohnt.
      Weder über den Umweg Aktienmarkt, noch direkt.

      Und, das selbe halte ich in den USA auch für möglich...
      Angenommen, die Amerikaner kommen aus welchen Gründen auch immer
      wieder dazu, mehr Geld zu sparen und sich zu entschulden.
      Wo meinst du liegt das durchschnittliche Spar-Niveau?
      Bin der Meinung das aktuell in Deutschland knapp 10 %
      gespart werden, während in Japan zur Zeit fast 30 % Sparquote erreicht werden.

      Wie viele Dollars sind das wohl,
      von leicht negativer Sparquote bis zur 10 % Grenze?
      Werden diese Dollar in unsicherem Marktumfeld
      gleich investiert in langlebige Güter?
      Oder auch nur auf festverzinslichen geparkt?

      Das ist die entscheidene Frage.
      Deien beschriebenen Automatismus:
      nun weniger Konsum-kurzzeitig weniger Wachstum, dann aber wieder mehr,
      weil mehr investiert wird,
      gibt es IMHO nicht...


      Diskussionsfreudig...
      Sittin:D
      Avatar
      schrieb am 25.04.01 22:31:02
      Beitrag Nr. 187 ()
      @ gieristnichtgut

      Das Thema "Aktien gegen Mercedesse" wäre übrigens noch eine längere Debatte wert, Helmut...

      Naja, meine These dazu ist halt, dass sich die USA nicht verschulden um ihr Handelsdefizit zu finanzieren, sondern ein riesiger Haufen Geld als Portfolio-Investition und Direkt-Investment ins Land fliesst. Das wiederum liegt daran, dass im Gegensatz zu zum Beispiel Deutschland und Frankreich hier in den USA die Steuern niedrig sind und es wenig Regulierung gibt. Irgendwo muessen die Amerikaner dann das ganze Geld lassen, also kaufen sie sich dafuer auslaendische Gueter. Das kann man ehrlich gesagt nicht als Ungleichgewicht bezeichnen.
      Diese Art von Finanzierung hat den folgenden Vorteil: Sie hat eine Art Versicherung mit eingebaut. Geht die amerikanische Wirtschaft den Bach runter, dann fallen auch die Aktien und die "Schulden" sinken.

      Zielbänder für den Dollar

      So ein daemlicher Vorschlag kann eigentlich auch nur von den vollgefressenen Politikern bei der UNO kommen. Man fragt sich halt, welche Waehrungen/Volkswirtschaften sind in letzter Zeit abgeschossen worden? Thailand, Russland, Brasilien, Tuerkei. Alle haben vor der Krise ihre Waehrung an den Dollar gekoppelt (mehr oder weniger fest). Alle Laender haben deshalb (wegen der vermeintlichen Wechselkursgarantie) reichlich Dollar-Schulden aufgenommen und sind deshalb baden gegangen: Irgendwann kann die Zentralbank die Waehrung nicht mehr stuetzen und Spekulaten schiessen die Waehrung ab. Turbulenzen kommen eigentlich erst durch feste Wechselkurse (oder Zielbaender) zustande.
      Feste Wechselkurse sind Ursache und nicht Heilung von Waehrungsturbulenzen.

      Verbesserte Normen und Richtlinien im Finanzbereich böten zwar einen gewissen Schutz für kapitalimportierende Länder

      Unglaublich. Jetzt stellen sich die Krisenlaender auch noch als Opfer hin. Die Kapitalzufluesse sind natuerlich immer willkommen, aber wenn dann wegen Misswirtschaft und maroder Bankensysteme das Geld wieder abgezogen wird, dann sucht man die Schuldigen in den westlichen Industrielaendern.
      Die UNO sollte mal den reality check machen (uebrigens nicht nur zum Thema Wirtschaft).
      Avatar
      schrieb am 26.04.01 23:43:09
      Beitrag Nr. 188 ()
      US-Schulden – ein lesenswerter Bericht über die amerikanische Ökonomie




      Menschen glaubten niemals an Vulkane, bis sie von der Lava überspült wurden."
      (George Santayana)


      "Wenn wir weise sein wollen - dann sollten wir auf das Schlimmste vorbereitet sein."
      (George Washington)

      Die Schuldenspirale, die Haushaltsdefizite


      ...von Robert Rubin:

      "Spekulative Exzesse bedrohen die WeltwIrtschaft."

      Der ehemalige US-Finanzminister sprach am 2. Februar 2000 vor der London School of Economics.
      Er ging auf die Finanzkrisen der vergangenen Jahre ein und beklagte, dass mit jeder erfolgreich abgebogenen Krise, mit jedem Beinahe-Kollaps, die Gewissheit zunimmt, alles werde stets gut ausgehen. Das Risiko besteht darin, dass an irgendeinem Punkt die Exzesse einfach zu groß werden und dann die unausweichlichen Konsequenzen folgen.

      Rubin wandte sich gegen das sogenannte neue Paradigma, das so viele herkömmliche Sorgen über konjunkturelle Abschwünge, Risiken und solides Wirtschaften als irrelevant abtut, und fügte hinzu: "Ich bin grundsätzlich anderer Ansicht, weil diese Sichtweise der Wirtschaft aller menschlichen Geschichte im Hinblick auf Märkte und Volkswirtschaften widerspricht, und das sollte schon ein ernüchternder Vorbehalt sein. Seit ich nach New York zurückgekehrt bin, ist mir stark aufgefallen, wie alle Aspekte des Finanzgeschäfts von der Grundannahme durchdrungen sind, dass alles immer gutgehen wird, und dass jegliche Unterbrechung nur vorübergehend und schlimmstenfalls milde sein wird lösbar, höchstwahrscheinlich, durch den Federal Reserve Board, und auf jeden Fall überwindbar, indem man sich erneut auf die langfristigen Veheissungen konzentriert." Er fürchte indessen, dass Exzesse und Ungleichgewichte unser wirtschaftliches Wohlergehen konkret gefährden könnten.

      Die US-Wirtschaft befindet sich nicht in der guten Verfassung, die die Statistiken oder die Entwicklung des Dow Jones Index signalisieren.

      Die Rohstoffpreise befinden sich auf einem 22-Jahrestief und der Großteil der Landwirtschaft und der Rohstoffproduktion befinden sich in einer Depression.

      In der Produktion gingen seit dem Ausbruch der Finanzkrise Mitte 1997 über 400.000 Arbeitsplätze verloren.

      Die Produktion wird in den USA dramatisch abgebaut. 1980 bestand die Geschäftstätigkeit der General Electric zu 85 % aus der Produktion und dem Verkauf und zu 15 % aus Finanzen und Service. Heute hat sich das Verhältnis mit 25 % zu 75 % umgekehrt.

      Die Sparrate ist negativ, während die Verschuldung der Unternehmen und der Privathaushalte ansteigt.

      Zwischen September 1997 und September 1998 stieg die Verschuldung der Unternehmen um 72 %, wobei die Hälfte der Neuverschuldung auf den Aktienrückkauf zu Höchstpreisen zurückzuführen ist. Die Privathaushalte verzeichnen die höchsten Verschuldungsraten der Geschichte, wobei viele der neuen Schulden zum Kauf von überteuerten Aktien und Anleihen gemacht wurden. Da die Leasingraten für den Autokauf in den Statistiken nicht berücksichtigt sind, ist die tatsächliche Verschuldungssituation sogar noch dramatischer.

      Die Unternehmensgewinne sinken. Die letzten Quartalszahlen weisen einen Rückgang der Unternehmensgewinne der S&P 500 Unternehmen von 20 % aus. Die Unternehmenskredite wurden in den ersten beiden Monaten 1999 um 48 Mrd. $ reduziert - der größte Rückgang seit über 20 Jahren. Die Haus- und Autoverkäufe verzeichnen ebenfalls scharfe Rückgänge.

      Es gibt nur eine Stütze der US- und der Weltwirtschaft:
      der US-Aktienmarkt. Wenn diese Stütze wegbricht wird die US-Wirtschaft, das US-Finanzsystem und das Weltfinanzsystem in sich zusammenbrechen.

      Damit dies nicht geschieht, muss die Illusion der immerwährenden Aktienhausse bewahrt werden.

      Überschuldete Verbraucher, Altschulden und die US-Gesamtverschuldung

      "Mehr als ein Drittel aller Verbraucher ist sofort pleite, falls sich nur eine finanziell negative Entwicklung ereignet." (SMR Research). Nach dem siebenwöchigen Stromausfall in Auckland (Neuseeland) im Januar/Februar 1998 war ein Drittel der Unternehmen zahlungsunfähig. Das selbe Phänomen wird auch in den USA sichtbar, falls die Wirtschaft in eine Rezession einmündet oder der Aktienmarkt kollabiert.

      Kein Land der Erde hat seit 25 Jahren Altschulden getilgt. Die Altschulden werden absichtlich verschwiegen und sind gar kein Thema in der öffentlichen Diskussionen. Thema am Rande sind
      bestenfalls die Neuschulden. Aber auch Neuschulden sind ein unangenehmes Thema. Wenn es um die Festlegung der Höhe der Neuverschuldung geht, wird getrickst und manipuliert, dass sich die Balken biegen (z.B. bei der Euroeinführung). Noch schlimmer ist, dass auch die Neuverschuldung in allen Ländern dieser Welt nie getilgt worden ist. Ausnahme ist die USA im Jahre 1999. Das Prinzip aller Regierungen nach Smithsonian weltweit ist, die Neuschulden mit Zinsen zu den Altschulden zu addieren.

      Die Konsumentenkredite erhöhten sich von 1991 bis 1998 um 59 % auf 430 Mrd. $ und überstiegen die Konsumentenausgaben um 115 Mrd. $ oder 36 %. Dieser Überschuss wurde im hochinflationierten US-Aktienmarkt angelegt.

      Eine Erhebung aus dem Jahr 1995 zeigt, dass 40 % aller US-Haushalte weniger als 1.000 $ liquide Mittel besitzen. 1998 wurden 54 % der Hauskäufe mit weniger als 10 % Eigenkapital getätigt.
      Die US-Haushalte verzeichnen eine negative Sparrate, eine massive Verschuldung und der Großteil der Ersparnisse ist in überbewerteten Aktien angelegt. 100 Millionen Haushalte, das entspricht einem Anteil von 50 % (1929:3 %) werden von einer Rezession oder einem Crash im Aktienmarkt voll getroffen. Bei einem Rückschlag am Aktienmarkt wird daher eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt, die eine schwere Rezession auslösen kann. Krieg kann die Folge sein. Studieren Sie die Entwicklung der Jahre 1929 bis 1934 und multiplizieren Sie das Absturzrisiko mit dem Faktor 10.

      USA - Immobilieninfo/Hypothekenverschuldung
      Neben den völlig überzogenen Aktienmärkten macht sich in Amerika eine zweite gigantische

      Spekulationsblase bemerkbar: der Immobilienmarkt.


      Seit der Rezession 1990-1991 haben die Amerikaner die relativ niedrigen Hypothekenzinsen ausgenutzt und so viele Immobilien gekauft wie nie zuvor. Dazu wurden auch vermehrt Kredite aufgenommen; waren 1990 noch 35% der Immobilienwerte Hypothekenschulden, so stieg der Anteil bis 2000 auf 50 %.

      Aber es kommt noch schlimmer. Auf das Haus (bzw. den Eigenbesitzanteil) wurden dann oft noch einmal Konsumentenkredite (sog. "home equity-Kredite`) aufgenommen.

      Derartige Kredite haben die Konsumweile der letzten Jahre gespeist.
      Die Folge ist, daß die durchschnittliche Verschuldung der Haushalte auf 43% des verfügbaren Einkommens anschwoll. In der Rezession 1990 waren es 28%.

      Insgesamt haben die Amerikaner 1.5 Billionen Dollar an Konsumentenschulden und weitere 1,7 Blo. Dollar an Immobilienschulden. Mit steigender Arbeitslosigkeit, schrumpfenden Krediten und einer Welle von Firmenzusammenbrüchen in den nächsten Wochen wird der Anteil der unbedienbaren Schulden in der Schuldenpyramide atemberaubend Ausmaße annehmen.

      Das Entstehen der Immobilienblase in den USA ist eng mit den riesigen Geldbewegungen auf den US-Aktienmärkten verbunden: Rund ein Drittel der jährlich mehr als 500 Mrd. Dollar an "Kapitalerträgen" der US-Aktienmärkte - etwa 200 Mrd. Dollar pro Jahr - fließt augenblicklich in den Immobilienmarkt. Wie an den Börsen wird die Preisinflation im Immobiliensektor vom Aufbau eines gigantischen Schuldenberges begleitet.

      Gleichzeitig bedeutet der sich beschleunigende Niedergang des Wohnungsbaus fast unüberwindliche Probleme für eine immer größere Zahl amerikanischer Familien, die entweder einen ständig steigenden Teil Ihres Einkommens für Wohnkosten aufbringen müssen oder sich einfach keine anständige Wohnungen mehr leisten können.

      Die Preissteigerungen auf dem Immobiliensektor sind vor allem In Kalifornien empörend: In neun kalifornischen Landkreisen stiegen die Durchschnittspreise für schlüsselfertige Eigenheime um 15-40 Prozent! In Santa Clara County - dort (liegt der größte Teil des berühmten Silicon) stieg der Durchschnittspreis eines Eigenheims von 402 000 Dollar im Juni 1999 auf 559 000 Dollar im Juni 2000. Dieser Anstieg um 157 000 Dollar ist mehr als der Durchschnittspreis, den ein amerikanisches Eigenheim noch vor zwei Jahren kostete. Infolge des Anstiegs der Eigenheimpreise in diesen neun Landkreisen stieg auch der Durchschnitt für Kalifornien auf 240 760 Dollar - das sind 9,2% in den letzten zwölf Monaten.
      Der Gesamtwert des amerikanischen Wohnungsmarkts wuchs seit 1993 von 7,6 Bio. Dollar auf fast 11 Bio. Dollar - mehr als das gesamte Aktienkapital von Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Italien zusammen.

      Der Gesamtwert "aller" amerikanischen Immobilien liegt bei 16,8 Bio. Dollar.
      Die gleiche Inflation zeigt sich auch bei Eigentums- und Mietwohnungen. Der Durchschnittspreis von 2 257 erfaßten (Luxus-) Wohnungen in Manhatten und Brooklyn - zwei Stadtteilen von New York - stieg von 601904 Dollar im Juni 1999 auf 854 000 Dollar im Juni 2000 - ein Anstieg um satte 42%. Aber auch die Preise der weniger luxuriösen Wohnungen steigen ähnlich steil an.

      Von Juni 1990 bis ]uni 2000 stieg der Anteil der schlüsselfertigen Eigenheime in den Vereinigten Staaten, die für mehr als 250 000 Dollar verkauft wurden, von 8% auf 20% aller verkauften Eigenheime. Im gleichen Zeitraum stieg der Anteil der schlüsselfertigen Eigenheime, die für mehr als 1 Mio. Dollar verkauft wurden, von I% auf 5%. Der Anteil der schlüsselfertigen Eigenheime, die für weniger gar als 100 000 Dollar verkauft wurden, sank von 54% auf 26%.

      Der Bankensektor hat ein sehr großes Interesse, diese für ihn enorm profitable Immobilienblase am Leben zu erhalten. Vor 20 Jahren verlangten die Banken, daß ein Kunde für eine Hypothek 20% des Kaufpreises für ein Eigenheim auf den Tisch legte. Heute verlangen die Banken beim Hypothekenkauf nur noch ein Eigenkapital von 5% und selbst die einfachsten Prüfungen der Zahlungsfähigkeit wurden aufgegeben.

      Einige Hypothekenbanken wie die Morgen Stanley Investmentbank akzeptieren beim Kauf von Häusern sogar Aktien als Kreditsicherheit. Dadurch wird der Wohnungsmarkt immer direkter an den Aktienmarkt gekoppelt. Morgen Stanley verzichtet ganz auf eine Anzahlung, wenn Aktien im Wert von 33-40% des Kaufpreises verpfändet werden.

      Da die Immobilienpreise jetzt viel schneller steigen als die Einkommen die Haushalte, baut sich in Amerika ein riesiger Berg von Hypothekenschulden auf. 1981 lagen die Hypothekenschulden der Privathaushalte noch unter 1 Bio. Dollar. Bis 1995 waren sie auf 3,5 Bio. Dollar angestiegen. Seither explodierten sie auf geschätzte 5,2 Bio. Dollar-ein Anstieg um 1,7 Bio. Dollar in nur fünf Jahren.
      1963 entsprach der Kaufpreis eines neuen Hauses einschließlich der Finanzierungskosten 373 Wochenlöhnen eines durchschnittlichen Arbeiters. Heute entspricht er 793 Wochenlöhnen. Im Vergleich zur realen Kaufkraft eines Arbeiters hat sich der Preis eines Hauses seit 1963 also mehr als verdoppelt. 1963 bauten 29 von 1000 amerikanischen Haushalten eine eigene Wohnung. Heute werden in den USA nur noch 14 neue Wohnungen pro 1000 Haushalte gebaut; das ist weniger als die Hälfte. Darüber hinaus haben die neuen amerikanischen Wohnungen in den unteren und mittleren Preiskategorien gravierende Qualitätsprobleme - sie sind aus dem schlechtesten und billigsten Material gefertigt. In den 50er Jahren baute man noch ganze Häuser aus Stein; in den 70er Jahren wurden noch 50% der Hauswände gemauert, heute dagegen nur noch 30%; statt dessen werden Holz oder Preßspan verwendet. Das Material zwischen Rahmen und Außenverschalung besteht heute zum größten Teil aus Aluminium und Schaumstoff. Solche "Wände" sind zwar einigermaßen wasserdicht und wärmeisoliert, besitzen jedoch geringe Festigkeit. Dies ist einer der Gründe, warum in den letzten Jahren so viele Häuser bei starken Stürmen oder Fluten zerstört wurden. >UNGLAUBLICH<

      Wenn der inflationierte Immobilienmarkt zusammenbricht, wird dies eine der schlimmsten existentiellen Krisen in der Geschichte der Vereinigten Staaten auslösen. Denn dann würden nicht nur Billionen Dollar fiktiver Werte ausradiert; die Hypotheken würden verfallen und Millionen Familien obdachlos werden.

      Schuldenpyramide und US-Haushaltsdefizit

      Tatsächlich weisen alle Kategorien der Verschuldung in den USA ein enormes Wachstum auf:
      Die Verschuldung der privaten Haushalte (Konsumentenkredite, Kreditkarten, Autokredite usw,) stieg in den 90er Jahren von 3,3 auf mehr als 6 Billionen Dollar.

      Der Unternehmenssektor weitete im gleichen Zeitraum seine Schulden von 6 Bio. Dollar auf knapp 13 Bio. Dollar aus.
      Und auch die öffentliche Verschuldung verdoppelte sich im Laufe des Jahrzehnts von 3 auf 6 Bio. Dollar. Zur Gesamtverschuldung von Privathaushalten, Unternehmen und Staat in Höhe von insgesamt 25 Billionen Dollar - umgerechnet 300% des BIP - kommen noch einmal 60 Billionen Dollar an kurzfristigen Verbindlichkeiten amerikanischer Banken, welche sich aus außerbilanzlichen, zumeist spekulativen Transaktionen ergeben, den sogenannten Finanzderivaten.

      Hier ist seit Beginn der 90er Jahre sogar eine Versechsfachung zu verzeichnen.
      Insgesamt wächst die Verschuldung in den USA gegenwärtig dreimal schneller als das Sozialprodukt.
      Mit anderen Worten: Für jeden Dollar an zusätzlichem Sozialprodukt müssen drei Dollar an neuen Schulden aufgebracht werden.

      Die am schnellsten wachsende Schuldenkategorie bei den Privathaushalten sind Aktienkredite (margin debt). Sie haben heute ein Ausmaß erreicht wie zuletzt zur Zeit des Crashs von 1929. Im Verlaufe des Jahres 1999 schnellte das Volumen der ausstehenden Verschuldung in diesem Bereich von 141 Mrd. Dollar auf 228 Mrd. Dollar hoch, ein Anstieg um 56%. Im Januar 2000 waren es bereits 244 Mrd. Dollar. Dies sind aber nur die Schulden, welche die Anleger direkt bei ihren Aktienhändlern machen. Werden auch solche Aktienkäufe eingerechnet, die über Kreditkarten, durch Beleihung von Rücklagen zur Altersversorge und durch Hypotheken auf Häuser und Grundstücke finanziert werden, so beläuft sich das Volumen ausstehender Aktienkredite in den USA auf bis zu 600 Mrd. Dollar, wobei die Relationen von 1929 noch bei weitem übertroffen werden.

      Während die privaten Haushalte in den USA mehr ausgeben, als sie einnehmen, verbraucht die amerikanische Wirtschaft mehr Güter und Dienstleistungen, als sie selbst produziert.
      Dies hat in den vergangenen Jahren zu einer geradezu explosionsartigen Ausweitung des US-Handelsdefizits geführt: Anfang der 90er Jahre bewegte es sich noch unterhalb von 50 Mrd. Dollar.

      Von 1994 bis 1997 wurden schon jeweils 100 Mrd. Dollar mehr Waren importiert als exportiert. Und in den Folgejahren machte der nicht durch eigene Produktion abgedeckte Konsumrausch eine weitere Vervielfachung des Handelsdefizits auf zunächst 169 Mrd. Dollar (1998) und dann sogar 271 Mrd. Dollar (1999) möglich. Im reinen Güteraustausch, also ohne Dienstleistungen, betrug das Handelsdefizit sogar 330 Mrd. Dollar. Und der Anstieg hält unvermindert an. Im Januar 2000 erreichte das US-Handelsbilanzdefizit mit 28 Mrd. Dollar einen abermaligen Rekordwert. Inzwischen wachsen die Einfuhren fünfmal so schnell wie die Ausfuhren.

      Die US-Überschüsse: Dürfen`s ein paar Billionen mehr sein?

      Am 7. Februar 2000 legte Präsident Clinton den Haushaltsplan 2001 vor, den letzten seiner Präsidentschaft. Vor dem Kongress wiederholte er dabei eine grandiose Vorhersage, die er kurz zuvor schon auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos gemacht hatte:

      Die USA könnten in den kommenden 15 Jahren mit ihren "Haushaltsüberschüssen" die gesamten Staatsschulden von 3,6 Billionen Dollar auf Null abbauen. Das Weiße Haus habe ausgerechnet, dass der "Haushaltsüberschuss"` bis 2015 auf 4,5 Billionen Dollar anwachsen werde. Für das Jahr 2000 erwartet Clinton nach dem Rekordergebnis 1999 von über 124 Mrd. Dollar eine weitere Zunahme des "Haushaltsüberschusses" auf 167 Mrd. Dollar.Eindrucksvolle Zahlen. Mit der Realität haben sie jedoch wenig zu tun.

      1999 kamen mehr als 99% des sogenannten "Überschusses" gar nicht dem laufenden Haushalt zugute, sondern waren Einzahlungen der Arbeitnehmer in den staatlichen Rentenfonds "Social Security Trust Fund". Von den 124 Mrd. Dollar " Überschuss" waren das 123 Mrd. Dollar. Von den projizierten 167 Mrd. "Überschuss" im laufenden Jahr sollen 148 Mrd. Dollar aus dem Fonds kommen.

      Wie das Weiße Haus selbst zugibt, gehen 60 Prozent der projizierten "Überschüsse" bis 2015 (2,8 Bio. Dollar) auf diesen Sozialversicherungsfonds zurück. Dessen "Überschüsse" ergeben sich aus den Einzahlungen der geburtenstarken Jahrgänge 1945-67 ("Babyboomer"), die jetzt ihre höchsten Einkommen erzielen und daher auch die höchsten Sozialabgaben auf zukünftige Rentenleistungen zahlen. Nach 2015 wird dieser "Überschuss" natürlich rasch verschwinden, da dann die entsprechenden Rentenzahlungen fällig werden.

      Und die übrigen 40% der "Überschüsse"? ... sind ebenfalls Luftschlösser.
      Sie sind eine simple statistische Extrapolation der jetzigen Steuerlage, d.h. die Regierung sagt: Das Bruttoinlandsprodukt wächst derzeit um den Rekordwert von 5,8%, wir tun jetzt einfach so, als würde das in den nächsten 15 Jahren genauso bleiben." Das kann natürlich jeder behaupten. Witzbolde erinnern an das Ehepaar, das in den ersten beiden Jahren nach der Hochzeit zwei Kinder bekommt und nun hochrechnet, dass es in 30 Jahren 30 Kinder haben wird, und schon mal anfängt, das Kindergeld zu beantragen.

      Der BIP-Wert von 5,8% für 1999 und die hohen Einnahmen der Regierung beruhen einzig und allein darauf, dass die Notenbank wie nie zuvor Geld druckt und auf die Börsen und Geldmärkte wirft, weil sonst das amerikanische (und damit das globale) Finanzsystem längst zusammengebrochen wäre. >DIESE FAKTEN erklären recht deutlich auch die MITSCHULD der FED<


      Nun können wir alles zusammenaddieren: 60% der "Überschüsse" sind nichtexistent, und weitere 40% der Überschüsse" sind Luft, das macht zusammen... Nun ja, in Amerika ist eben Wahljahr.
      Tatsache ìst, dass die US Handels- und Leistungsbilanzdefizite sich auf einsamen Weltrekordhöhen befinden, dass die US-Zentralbank mit frisch gedruckten Dollars Staatsschulden aufkauft, die damit schon seit Jahren auf (kriminelle) Art manipuliert werden und die Regierung gefälschte Quartalszahlen überbewerteter börsennotierter Firmen duldet.

      Der Link: > http://www.eic-ag.com/investor_frame.htm

      Fazit: Hoffentlich kommt es in der USA nicht zur einer schweren Rezession

      @gieristnichtgut
      Ich kann selber den Wahrheitsgehalt des obigen Statements nicht hundertprozentig überprüfen. Sollten die Zahlenangaben stimmen, so sieht die reale Lage im Amiland doch wesentlich ernster aus, als uns die Propheten des darwinistischen Neoliberalismus erzählen. Was hindert eigentlich die westlichen Industriestaaten noch daran, eine gemeinsame Koordination bei der Krisenbewältigung einzuleiten?

      Es war geradezu töricht, wie sich die EZB heute wieder einmal verhalten hat, denn eine Zinssenkung der EZB vergrößert den Spielraum für die Fed. Ich finde, auch die Europäer sollten über den eigenen Tellerrand schauen und die weltwirtschaftliche Verantwortung wahrnehmen. Oder?

      Capoon
      Avatar
      schrieb am 26.04.01 23:46:08
      Beitrag Nr. 189 ()
      @ sittin

      penetranter Stil?

      Entschuldige die Wortwahl. Ich fand es nur nervig, dass Du mir unterstellt hast, ich haette behauptet, dass es in den USA keine negative Sparquote gibt.

      In dem Augenblick, in dem Konsumenten weniger konsumieren, fließt weniger Geld in den Kreislauf zurück, das Geld wird gespart.

      Falsch. Geld liegt nicht einfach so nutzlos herum. Selbst wenn ich das Geld zur Bank bringe und in Tagesgeld anlege, dann wird die Bank das Geld weiterverleihen. Nach mehreren Stationen wird es dann in Realkapital angelegt und traegt in der Zukunft zur Produktion bei. Nebenbei traegt es auch kurzfristig zum BSP bei, weil ja Investitionsgueter auch produziert werden muessen.

      Deien beschriebenen Automatismus: nun weniger Konsum-kurzzeitig weniger Wachstum, dann aber wieder mehr, weil mehr investiert wird, gibt es IMHO nicht...

      Naja, IMHO duerfte es auch nicht moeglich sein Organe zu verpflanzen. Es ist aber moeglich, und das bedeutet, dass ich wohl anscheinend keine Ahnung von Medizin habe, genauso wie Du wohl keine Ahnung von Wirtschaft hast.

      Wieder Beispiel Japan.

      Das Problem in Japan ist, dass dort die Zinsen so niedrig sind, dass die Leute das Geld nicht einmal zur Bank bringen, sondern unterm Kopfkissen lagern oder im Ausland anlegen. Bei dem maroden Bankensystem ist das auch kein Wunder. Vor Jahren schon stand Japan vor der Entscheidung: Ein Ende mit Schrecken oder ein Schrecken ohne Ende.
      Ein Ende mit Schrecken haette bedeutet, dass die Banken in Schwierigkeiten einfach dicht gemacht werden. Ohne Ruecksicht auf Verluste - ein paar reiche Investoren haetten dann natuerlich eine Menge Geld verloren.
      Japan hat sich fuer den Schrecken ohne Ende entschieden: Banken (und Firmen generell) werden kuenstlich am Leben erhalten. Der Staat verschuldet sich ueber alle Masse und - keine grosse Ueberraschung - die Wirtschaft krankt schon seit Jahren.
      Avatar
      schrieb am 27.04.01 00:08:15
      Beitrag Nr. 190 ()
      So ein daemlicher Vorschlag kann eigentlich auch nur von den vollgefressenen Politikern bei der UNO kommen. Man fragt sich halt, welche Waehrungen/Volkswirtschaften sind in letzter Zeit abgeschossen worden? Thailand, Russland, Brasilien, Tuerkei. Alle haben vor der Krise ihre Waehrung an den Dollar gekoppelt (mehr oder weniger fest). Alle Laender haben deshalb (wegen der vermeintlichen Wechselkursgarantie) reichlich Dollar-Schulden aufgenommen und sind deshalb baden gegangen: Irgendwann kann die Zentralbank die Waehrung nicht mehr stuetzen und Spekulaten schiessen die Waehrung ab. Turbulenzen kommen eigentlich erst durch feste Wechselkurse (oder Zielbaender) zustande.


      unglaublicher mist und schwachsinn,
      hier fehlt jegliche sensibilität,
      als brasilianer kann ich dir sagen, dass sie schuldenaufnahme, niemals mit dem volk abgestimmt wurde,
      auch nicht thailand und der türkei.
      eine unheimliche bereicherung der politischen klasse und
      ihrer begünstigten, gefördert durch westliche banken,
      uralte ausbeutung, verdeckter sklaverei, das geld ging doch
      sofort wieder zurück, die bevölkerung hat davon nichts bekommen, im grunde will sie das auch nicht, sie so gewieft
      allein zurechtzukommen, das sie glänzend ohne das wunderbare
      westliche geld ausgekommen wäre.
      aber ihre unabhängigkeit, das war das eigentlich gefährliche
      nun hat man den staat abhängig gemacht.

      deine ganzen artikel sind ein wahrer hohn,
      dein name aber ist ein synonym gerade für die von mir oben
      genannten gründe.
      auch von helmut waren alle abhängig
      aber ich glaube gerade dieser depotismus gefällt dir
      am meisten
      ein ziemlich verärgerter dosto.
      Avatar
      schrieb am 27.04.01 02:07:00
      Beitrag Nr. 191 ()
      @dosto

      gut, dass du das geschrieben hast - etwas Ähnliches wollte ich auch erwidern.

      Es stimmt, es muss tatsächlich verhindert werden, dass ganze Volkswirtschaften einfach „abgeschossen“ werden können - denn was für ein paar Finanz-Haie ein cooles Spiel mit enormen Gewinnchancen ist, bedeutet für Millionen eine Erschütterung der Existenz mit zum Teil dramatischen persönlichen Auswirkungen. Ich denke, in solchen Fällen zeigt sich mal wieder sehr extrem, wie inhuman die absolut genommene Lehre von den freien Märkten ist.

      Denn dabei wird ja darauf gepocht, dass (wirtschaftliche) „Schwachstellen“ sofort eliminiert werden - aber meiner Meinung nach kommt es dabei auf die Betrachtungsweise an: die eigentlichen sozialen Schwachstellen in diesem System sind diejenigen, die sofort gnadenlos solche Unsicherheiten zu ihrem Vorteil ausnutzen und den Staaten keine Chance zur Selbstheilung lassen.

      Die Frage ist natürlich, wie man dem einen Riegel vorschiebt. Feste Wechselkurse, du schreibst es ja in deinem Posting, haben unter anderem den gravierenden Nachteil, dass damit oft Selbstüberschätzung und Wunschvorstellungen der herrschenden politischen Klasse Hand in Hand gehen. Vielleicht müsste eine multinationale Organisation wie die UN solche Wechselkurs-Zielbänder vorgeben und überwachen, mit festen Zielen, was die Wirtschaftsentwicklung betrifft. Aber dazu gehört eben auch eine Menge Bereitschaft auf den Seiten der teilnehmenden Staaten dazu.

      @helmut_kohl

      Das mit den „vollgefressenen UN-Bürokraten“ ist nicht o.k. - für mich ist die UN noch eine der wenigen Organisationen, die die Schwellen- und Entwicklungsländer nicht nur als bequeme Abzock-Objekte betrachtet, sondern sich wenigstens Gedanken um die Situation der Menschen dort macht. Egal, ob der UN-Tiger jetzt zahnlos ist oder nicht.

      Zum Thema Handelsbilanzdefizit der USA: Die Frage, was an den USA so außergewöhnlich ist, dass ich ausgerechnet dorthin mein Geld transferieren muss, werden sich in den nächsten Monaten/Jahren wohl noch viele institutionelle und private Anleger stellen. Es ist nicht nur, dass „die Steuern niedrig sind und es wenig Regulierung gibt“, wie du schreibst. Meiner Meinung nach ist dieser außergewöhnliche einseitige Kapitalfluß unter anderem auch eine Art „Weltmacht-Vergütung“.

      Aber die „Steueroasen-Politik“ der USA ist letztendlich natürlich fatal. Denn wenn der Marktführer mit Dumping-Preisen arbeitet - was sollen denn dann die Wettbewerber (also die Europäer und Asiaten) machen? Und nicht zuletzt geht dieses Steuer-Dumping Hand in Hand mit einem massiven Sozialabbau - die USA sind wirklich alles andere als ein Vorbild.

      Letztendlich hängt auch das weltweite Anlegerverhalten nur an der Börse, und, wie wir im Verlauf des vergangenen Jahres gesehen haben, nur am Dow. Denn du hast’s ja in einem früheren Posting schon richtig beschrieben, Helmut:

      Man muss mal bedenken, dass das Defizit mit Verkaeufen von US-Aktien finanziert wurde. Die Aktien, die den Europaeern angedreht wurden sind jetzt aber nur nur noch viel weniger wert. D.h. die Deutschen haben ihre schoenen Mercedes nach USA geliefert und haben dafuer US-Aktien bekommen, die jetzt nur noch die Haelfte wert sind. SCHOEN DUMM!

      Da stimme ich dir zu: Die Frage ist halt, wer noch in den USA investieren will, wenn dort keine solchen Traumrenditen wie die, die es in den vergangenen Jahren an den US-Aktienmärkten gab, erzielt werden können. Und ob sich auf der Welt langfristig genügend Dumme finden, die für die USA produzieren und mit viel heißer Luft bezahlt werden...

      Mittlerweile schätzen selbst US-Experten den Dow realistischerweise auf 6000 Punkte (siehe Thread Thread: Richard Russell in Barron`s : "DOW könnte bis auf 6350 Punkte fallen" hier im Forum). Die große Frage ist halt: Wie kommen wir (und da beißt die Maus doch keinen Faden ab: wir Europäer sind da mitgefangen - mitgehangen) relativ unbeschadet auf dieses Niveau zurück? Irgendwann, und ich befürchte schon relativ bald, wird man sich dieser Frage stellen müssen - denn die permanente Flucht nach vorn, wie sie zurzeit praktiziert wird, hilft ja auf Dauer auch nicht. Die Realitäten sehen eben anders aus.


      @capoon

      mal wieder ein klasse Text, den du da gepostet hast - könntest du ruhig öfters machen...

      Bei einigen Zahlen des Textes bin ich mir wie du auch nicht so sicher - gerade im US-Immobilienmarkt bin ich nicht so firm. Das Handelsbilanzdefizit der USA ist ja erstaunlicherweise mittlerweile zurückgegangen - schon ein Zeichen für einen Stimmungsumschwung dort. Viele der Zahlen, die Verschuldung betreffend, sind mir aber aus anderen Quellen vertraut - und das sieht schon derb aus, oder?


      Zum Schluss (eigentlich müsste es am Anfang stehen) möchte ich gerade hier noch auf eine lesenswerte Lektüre aufmerksam machen: der Armuts- und Reichtumsbericht der deutschen Bundesregierung liegt unter der URL-Adresse http://www.bma.bund.de/de/sicherung/armutsbericht/index.htm im PDF-Format. Den runterzuladen und zu lesen ist mal eine 1000-Prozent-Investition, sag’ ich mal - denn solche Horizonterweiterungen sind im Grunde unbezahlbar.
      Avatar
      schrieb am 27.04.01 02:09:51
      Beitrag Nr. 192 ()
      @ capoon

      Und auch die öffentliche Verschuldung verdoppelte sich im Laufe des Jahrzehnts von 3 auf 6 Bio. Dollar.

      Falsch. Die Nettoverschuldung liegt bei etwa 3.4 Billionen Dollar, wenn man die Treasuries beruecksichtigt, die schon von US government institutions zurueck gekauft wurden.

      Und die übrigen 40% der "Überschüsse"? ... sind ebenfalls Luftschlösser.
      Sie sind eine simple statistische Extrapolation der jetzigen Steuerlage, d.h. die Regierung sagt: Das Bruttoinlandsprodukt wächst derzeit um den Rekordwert von 5,8%, wir tun jetzt einfach so, als würde das in den nächsten 15 Jahren genauso bleiben."


      Eine glatte Luege. Einfach mal beim CBO vorbeischauen und die Budget Projections anschauen. Fuer die Jahre 2001-2010 geht man von ausgesprochen moderatem Wachstum aus. Niemand verlangt, dass die US Oekonomie weiter mit 5.8% wachsen muss. Wie von mir weiter oben schon erwaehnt reichen etwa 1.4-1.9% Wachstum im Schnitt pro Jahr, damit die Schaetzungen stimmen. Waechsen wir starker, dann gibt es noch weit groessere Ueberschuesse.

      Also, lieber Capoon: Die website von EIC ist ausgesprochen unglaubwuerdig. Das sind Krisenpropheten, die schon seit Jahren behaupten der Crash ist nahe. Sozusagen die Zeugen Jehovas der Finanzmaerkte. Und solche Leute wie Du sind dumm genug darauf reinzufallen. Ist schon interessant wie hier Verschwoerungstheorien verbreitet werden, wie “Wir duerfen der Fed und der amerikanischen Regierung nicht trauen” und andererseits glaubt Ihr dann solchen Scharlatanen. Unfassbar. Die Dummen sterben nicht aus, sie vermehren sich sogar noch exponentiell.


      @ dosto

      unglaublicher mist und schwachsinn, hier fehlt jegliche sensibilität,

      Tut mir leid, dass ich hier mit Fakten argumentiere. Wenn Du Sensibilitaet und Gefuehle brauchst, dann schau Dir doch die Daily Talks mit Arabella Kiesbauer und Hans Meiser an. Also, kannst Du meinen Ausfuehrungen mehr Substanz entgegensetzen als “unglaublicher mist”? Ich warte.

      als brasilianer kann ich dir sagen, dass sie schuldenaufnahme, niemals mit dem volk abgestimmt wurde, auch nicht thailand und der türkei. eine unheimliche bereicherung der politischen klasse und ihrer begünstigten, gefördert durch westliche banken,

      Genau!!! Und aus dem Grund sollten halt Regierungen (und vollgefressene Politiker) nicht die Wechselkurse bestimmen. Der Markt kann grausam sein, aber das ist immernoch besser als eine korrupte Regierung.

      dein name aber ist ein synonym gerade für die von mir oben genannten gründe.

      Namen sind Schall und Rauch. Uebrigens: Ich waehle SPD!

      ein ziemlich verärgerter dosto.

      Wieso? Wir sind doch einer Meinung!

      Ein zufriedener Helmut K. :)
      Avatar
      schrieb am 27.04.01 03:00:24
      Beitrag Nr. 193 ()
      Noch ein Nachtrag zu Capoon:

      Der werte Herr hat schon zwei “interessante” Foren aufgemacht: Titel:
      Thema: Die UCK-Terror-Ziehkinder von Scharping & Fischer provozieren den Bürgerkrieg!
      Thema: USA - Die imperiale Gefahr!!!


      Zitate von Capoon:

      Was die notorischen Lügner der Nato verschweigen! Am 24 März fingen die Bombardements der Nato an. Die Nato agierte dabei als ein verlängerte Arm der UCK.

      Terrorismus made in USA


      Capoon’s Antwort an for4zim:
      Bis Du eigentlich ein unverbesserlicher Serbenhasser?

      (for4zim hatte vorher relativ sachlich argumentiert: Hier werden aber immer wieder schwere Anschuldigungen gegen die NATO erhoben und dabei so getan, als hätte sich Serbien nichts zu schulden kommen lassen, das dieses provoziert hätte. Die Angriffe der NATO waren aber die überfällige Reaktion auf ständige schwerste Menschenrechtsverletzungen Serbiens und ihre Kriegstreiberei. )

      Also meine Frage an Dich, lieber Capoon: Wirst Du eigentlich von Slobodan M. persoenlich bezahlt, oder woher kommt Dein unglaublicher Hass auf die USA?
      Avatar
      schrieb am 27.04.01 10:05:53
      Beitrag Nr. 194 ()
      @Helmut K.

      was Deinen letzten Beitrag zu Capoon anbetrifft, hab ich den leisen Verdacht, dass Du Deinen eigenen Argumenten nicht so
      richtig traust. Anders macht diese zusammenhanglose
      Einschub wenig Sinn.
      Avatar
      schrieb am 27.04.01 14:29:05
      Beitrag Nr. 195 ()
      @ Ken Meyer

      hab ich den leisen Verdacht, dass Du Deinen eigenen Argumenten nicht so richtig traust. Anders macht diese zusammenhanglose Einschub wenig Sinn.

      Dann taeuscht der Eindruck. Ich traue meinen Argumenten und ich habe das unsachliche Gewaesch, das Capoon hier gepostet hat, doch wohl entkraeftet. Ich hatte mich halt nur gewundert, wie kann jemand so voreingenommen gegenueber den USA sein. Da habe ich dann die anderen Beitraege gefunden und was ich da gelesenhabe, passt natuerlich voll ins Bild.
      Avatar
      schrieb am 27.04.01 18:19:43
      Beitrag Nr. 196 ()
      Sehr zur Entaeuschung diverser Teilnehmer gibt es gute Nachrichten aus den USA:

      GDP grew at a moderate 2.0% in the first quarter, according to the advance BEA release. This performance was well above expectations, and double the growth of the fourth quarter of 2000.

      All major components of GDP matched or beat expectations, apart from inventory accumulations. The downward inventory movement was necessary to redress earlier accumulations. That the economy was still able to post respectable growth, despite a serious inventory correction, emphasizes the fundamental strength in many segments.

      Quelle: dismal.com
      Avatar
      schrieb am 27.04.01 18:25:11
      Beitrag Nr. 197 ()
      @Helmut
      Warum nicht auch die restlichen Zahlen???

      8:30am 04/27/01 Q1 PCE PRICE DEFLATOR 3.3% VS EXPECTED 2.3%

      ups
      und:

      Verbraucherindex der Universität Michigan
      88,4

      Ständig an Statements anderer herumnörgeln ist das eine, sich immer nur Rosinen rauspicken geht aber nicht!

      mfg
      Schließer
      habe übrigens Helmut Kohl gewählt;)
      Avatar
      schrieb am 27.04.01 19:45:27
      Beitrag Nr. 198 ()
      Hallo zusammen!

      IWF-Chef Köhler warnt EUROPA vor zu viel Sorglosigkeit

      Der Generaldirektor des internationalen Währungsfons (IWF), Horst Köhler, hat die Staaten der Europäischen Union davor gewarnt, den Wachstumseinbruch in den USA als rein amerikanisches
      Problem zu betrachten. Köhler sagte in einem Interview der Financial Timees, die drei großen wirtschaftlichen Blöcke der Welt seien mittlerweile so miteinander vernetzt, daß Entwicklungen in einer Region nicht ohne Folgen auf andere blieben. Nach dem Ausfall der USA als Konjunkturlokomotive gebe es niemanden, der ihre Rolle übernehmen könne, so Köhler.
      <<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<
      @Helmut Kohl

      Das derzeitige politische Weltsystem wird von der USA bestimmt. Die imperialen Machtgelüste und der absolute Führungsanspruch können eines Tages für den Weltfrieden gefährlich werden.

      Sieht so die „Neue Weltordnung“ aus?

      Vornehmste Aufgabe von Politik ist es, Krieg zu verhüten. Die Nato hatte für den Krieg gegen Serbien kein UN-Mandat gehabt und somit war der Einsatz rechtswidrig. Ob es nun Serben, Kroaten, Bosniaken oder Albaner sind, ethnische Nationalisten können nie genug "Vaterland" bekommen, die sind überall gleich gefährlich. Offensichtlich ist die von der USA kontrollierte Nato auf manipulierte Greueltaten der UCK reingefallen. Die serbische Soldateska hat zweifellos viele Grausamkeiten auf den Balkan begangen, aber auch die anderen nationalistischen Konflikparteien sind nicht ganz schuldlos an der Tragödie. Die Nato hat Bombenopfer als Kollaterialschäden bezeichnet und verschießt - menschenverachtend - Uranmunition. Die Übergriffe auf die serbische Zivilbevölkerung nach dem Nato-Krieg und die Kämpfe im kosovarisch-mazedonischen Grenzgebiet führen vor Augen, daß auch im Kosovo der Konflikt durch den Krieg nicht gelöst wurde.
      ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
      Für den anscheinend faktenresistenten Helmut Kohl empfehle ich folgende Literatur:

      Jürgen Elsässer: „!Kriegsverbrechen. Die tödlichen Lügen der Bundesregierung und ihre Opfer im Kosovo-Konflikt“. KVV «konkret». Hamburg 2000. 190 Seiten. 22 Franken.

      Werner van Gent: «Der Geruch des Grauens. Die humanitären Kriege in Kurdistan und im Kosovo». Rotpunktverlag. Zürich 2000. 219 Seiten. 34 Franken.
      -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

      Egal wo, jede Form von Herrschaft ist kritisch zu hinterfragen und mit Argusaugen zu betrachten. Jede Art von autoritärer Diktatur und religiösen Wahn lehne ich persönlich ab. Folglich sind solche autoritäre Regime wie z. B. Nord Korea oder auch Iran zu bekämpfen, da sie radikaldemokratischer Prinzipien widersprechen. Es ist kein selbstkreierter Haß, den ich gegenüber der USA hege, es ist vielmehr das Hegemonialstreben der USA, was in meinen Augen unerträglich ist. Der besorgniserregende Konflikt USA/China zeigt uns nur zu deutlich, wie gefährlich das militärische Machtgebaren der amerikanischen Supermacht unter George Bush geworden ist. Außerdem: Die Amis stellen knapp fünf Prozent der Weltbevölkerung und sind verantwortlich für ein Viertel des globalen Ausstoßes von Kohlendioxid. Aber der Wald- und Wiesenkrieger Bush boykottiert das Klimaabkommen von Kyoto.

      Deutschland und die anderen Staaten der EU haben sich leider noch nicht von der USA abgekoppelt. Es wird Zeit, daß wir Europäer eine eigenständige Politik betreiben und gegenüber den Yankees selbstbewußter werden.

      Innerhalb kürzester Zeit haben sich mehr Dinge in der US-Ökonomie verändert, als vorauszusehen war. Die Zuverlässigkeit der amerikanischen Wirtschaftsdaten ist alles andere als seriös und diese Daten scheinen noch obendrein auf krassesterweise frisiert zu sein, oder wie will man den unglaublichen schnellen Absturz der New Economy erklären. In den Staaten befinden wir uns momentan in einer ernsthaften Krise des Neoliberalismus und die Facetten dieser Krise wollen wir hier ein wenig beleuchten, nicht mehr und nicht weniger. Natürlich gibt es unterschiedliche Meinungen zur US-Ökonomie und zur gesellschaftlichen und kulturellen Ereignissen in den USA. Alles was aus den Staaten kommt, ist aber noch lange nicht gut. Warum soll ich den amerikanischen Kulturimperialismus kritiklos hinnehmen?
      >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>
      @gieristnichtgut

      Wirtschaftsboom auf Pump

      Kein wirtschaftlicher Aufschwung dauert ewig, zumal der US-Wirtschaftsboom auf Pump beruhte. Dies macht ja auch eine schnelle Erholung der amerikanischen Volkswirtschaft schwierig.
      Immer deutlicher wird, daß die hohe Verschuldung der Unternehmen und der amerikanischen Haushalte - in den 90er Jahren - finanziert über eine gigantische Verschuldung der USA im Ausland, den tollen amerikanischen Wirtschaftsboom erst ermöglichten. Außerdem wurde das Konsumklima durch die Kurssteigerungen bei Aktien nach oben katapultiert. Die überspannten Erwartungen der sogenannten New Economy führten dann zur der nun geplatzten Spekublase.

      Mitarbeiter in der New Economy wurden – neben den herkömmlichen Entlohnung - mit großzügigen Aktienoptionen geködert. Solange die Aktienkurse steigen, funktioniert diese Art der Entlohnung gut. Allerdings in Krisenzeiten verkehrt sich alles extrem ins Gegenteil. Konkret: Die Aktienoptionen werden immer wertloser und bei Arbeitslosigkeit – fällt man anders als in Deutschland - buchstäblich in einem Loch. Die gekappten sozialen Sicherungssysteme können wohl die Profitrate steigern, aber in einer allgemeinen Wirtschaftskrise wirken sie wie ein Brandbeschleuniger.

      Nach den jüngsten BIP-Zahlen ist eine Rezession in den USA nicht mehr akut. Ich weiß aber nicht, wie zuverlässig die BIP-Zahlen sind. Bisher waren die Wirtschaftszahlen aus den USA äußerst widersprüchlich. Außerdem, bei US-Unternehmen (nicht nur bei Dotcoms) vergeht kaum noch ein Tag, ohne Massenentlassungen. Eine Rezession in den USA bedeutet Arbeitslosigkeit für 15 bis 30 Millionen Menschen. Viele dieser Menschen fallen nun als fleißige Konsumenten aus. Wie will man aber nach diesem wirtschaftlichen Desaster wieder schnell das Verbrauchervertrauen zurückgewinnen? Zwar hat die Fed nun schon viermal die Leitzinsen gesenkt, aber der kapitalistische Latrinendampfer will noch nicht so recht in Fahrt kommen. Anscheinend reicht es nicht mehr aus, die Pferde bloß zur Tränke zu führen.

      Traue keiner amerikanischen Arbeitslosenstatistik

      Zur US - Statistk: ca. 5% aller männlichen US Bürger im arbeitsfähigen Alter sitzen im Knast, im Verhältnis also mindestens 6 x soviele als bei uns. Alleine um diese Zahl bereinigt erscheint die US-Arbeitslosenrate in einem ganz anderem Licht. Offiziell nur 4,3 Prozent Arbeitslose verzerren das Bild der tatsächlichen Arbeitslosigkeit, denn in den USA wird die Arbeitslosigkeit anders gezählt. Eine Vielzahl von Arbeitssuchenden werden gar nicht registriert. Jeder x-beliebige Dienstleistungsjob wird gezählt. „Vertraue nur eine Statistik, die Du selber gefälscht hast", pflegte Winston Churchill zu sagen.

      Das ist eine Krise des Neoliberalismus

      Totale Deregulierung der Märkte sind Kennzeichen des Neoliberalismus

      Sozial- , Lohn- und Steuerdumping können wohl die Aktienkurse emporschnellen lassen, aber irgendwann ist Schluß mit lustig.

      Die amerikanische Gesellschaft wird immer mehr in zwei Welten gespalten hat: in eine kleine, phantastisch reiche Elite und die große Mehrheit der Bevölkerung, die entweder ihren täglichen Überlebenskampf führt oder in offener Armut lebt. Viele der prekär Beschäftigten benötigen zwei bis drei Jobs. Die nun beginnende wirtschaftliche Krise wird eine Zunahme der Armut zur Folge haben. Diese Pauperisierung und gesellschaftliche Kluft wird irgendwann mal zum sozialem Sprengstoff werden. Ein Kapitalismus ohne soziale Flankierung wird früher oder später seine unerbittlichen radikalen Feinde bekommen.

      Stammtisch Schröder und seine Faulenzler
      Schröder und Co. bedenken anscheinend nicht, daß die Staatsknete für Arbeits- und Sozialhilfeempfänger ja auch wieder im Wirtschaftskreislauf fließen.

      Ich habe nichts gegen eine vernünftige Entflechtung von verkrusteten bürokratischen Strukturen, aber bestimmte Rahmenbedingungen der Kapitalakkumulation müssen schon eingehalten werden, sonst wird eines Tages die Akzeptanz für diese Art Kapitalismus – gelinde gesagt - gänzlich fehlen.

      Capoon
      Avatar
      schrieb am 27.04.01 20:07:38
      Beitrag Nr. 199 ()
      vielleicht war ich ein bißchen aufgebracht.

      aber wenn du meinst die yankee-dolarisierung wäre eine
      freiwilligkeit von argentinien oder jetzt ecuador wäre
      deren freiwilligkeit siehst du dich getäuscht, sie wird
      doktriniert.

      in uruguay wird das so geregelt, alle inlandsprodukte werden in pesos bezahlt, alle importierten werden in $
      bezahlt, der peso wird wöchentlich dem $ angepasst, die
      anpassung ist der prozentuelle unterschied der inflationsrate zwischen uruguay und den usa.
      es funktioniert.
      der ist ist peso frei konvertierbar.

      eine einführung des $ ist nicht notwendig, da jedoch
      alles in $ zurückbezahlt wird, brasilien kann keine cruzieros liefern, das wird schlichtweg einfach nicht akzeptiert, deshalb haben die gläubiger beschlossen, nun könnt ihr ja gleich den $ einführen, dann seid ihr bewegungsunfähig und wir haben die kontrolle, bei eigener
      brasilianischer währung besteht ja immer die gefahr der abwertung, die abwertung ist aber notwendig um kunkurenzfähig zu bleiben und das wollen natürlich die reichen industriestaaten auch nicht, konkurenz wäre ja noch schöner, wo wir den markt so gut aufgeteilt haben.
      also argentinien ist $irsiert, de facto pleite, ist ja ein großes land könnte alles haben : erdöl-rohstoffe-land,
      alles noch ziemlich unerschlossen, man braucht es nicht rauben, es gehört einem ja so oder so, wenn die nicht mehr bezahlen können.

      i cry for argentina.
      na ja wenigstens das können alle singen
      frontgirl - madonna.

      salue
      dosto
      Avatar
      schrieb am 27.04.01 21:50:07
      Beitrag Nr. 200 ()
      Ah, Helmut,
      ist dir eigentlich der Unterschied zwischen diskutieren
      und diffamieren bekannt?


      Und dann noch:
      Bei capoon suchst du gleich nach einer Intention,
      warum er gegenüber der USA kritisch eingestellt ist.

      Wie ist es bei dir?
      Warum bist du so uneingeschränkt ( und unbelehrbar )
      von den USA überzeugt?

      Los, sag` es!


      Sittin...
      Avatar
      schrieb am 27.04.01 23:11:22
      Beitrag Nr. 201 ()
      @ capoon

      faktenresistenten Helmut Kohl

      Faktenresistent bist Du selbst: Du hast doch hier falsche Zahlen verbreitet (siehe Dein Posting mit der Referenz zu EIC)

      @ dosto

      aber wenn du meinst die yankee-dolarisierung wäre eine freiwilligkeit von argentinien oder jetzt ecuador wäre deren freiwilligkeit siehst du dich getäuscht, sie wird doktriniert.

      Was willst Du mir damit sagen? Kein Land muss sich verschulden, schon gar nicht in US$. Ob die Schulden in US$ oder Landeswaehrung ausgegeben werden spielt schlicht und ergreifend keine Rolle: Bei Landeswaehrung besteht das Risiko der Abwertung, aber eine Abwertung ist fuer Dollar-Schulden auch riskant: Nach der Abwertung koennen Banken die Dollarschulden nicht zurueckzahlen und gehen pleite. Siehe Beispiel Tuerkei.

      @ sittin

      Wie ist es bei dir? Warum bist du so uneingeschränkt ( und unbelehrbar ) von den USA überzeugt?

      Unbelehrbar bin ich bestimmt nicht. Bisher hat mich nur noch niemand von Euch belehren koennen. Ich brauche schon etwas mehr Substanz als blinde Vorurteile, falsche oder missinterpretierte Daten oder Hassparolen von Capoon, alias Slobodan M.

      Ich bin einfach nur von den USA ueberzeugt. Das liegt daran, dass ich seit laengerem hier lebe und deshalb den direkten Vergleich anstellen kann. Wer von Euch kann das? Sieht fast so aus, als haettet Ihr Euer Wissen ueber die USA aus zweiter Hand und durch die Anti-Amerika-Brille bekommen.
      Ausserdem habe ich Oekonomie studiert. Waehrend andere auf den Nonsens von Roland Leuschel oder dem EIC reinfallen, kann ich mir mein eigenes Bild machen

      @ schloss

      Q1 PCE PRICE DEFLATOR 3.3% VS EXPECTED 2.3%

      Na und?
      Producer prices -0.1% (M/M for March)
      Employment Cost Index +1.1% (Y/Y for Q1)
      Consumer Price Index 0.1% (M/M for March)
      Alles Zahlen von dieser Woche. Die 3.3% bedeuten lediglich, dass jetzt Schluss mit Zinssenkungen sein duerfte.

      Verbraucherindex der Universität Michigan 88,4

      Na und? Ich habe schon mindestens 5 mal geschrieben, dass consumer index und consumer confidence keine besondere Rolle fuer Vorhersagen von zukuenftigem BSP spielen. Das ist empirisch erwiesen.
      Avatar
      schrieb am 28.04.01 20:53:40
      Beitrag Nr. 202 ()
      Bei Onvista habe ich mal die 2001-KGV´s der Dickschiffe über 100 Milliarden Marktkapitalisierung im Dow rausgesucht.

      Microsoft 38
      IBM 24
      Intel 51
      Coca Cola 29
      General Electric 33
      Citigroup 17
      Exxon 20
      Home Depot 43
      Johnson & Johnson 25
      JP Morgan 14
      Merck & Co 23
      Philip Morris 12
      SBC 17
      WalMart 37
      AT&T 76 ( Marktkapitalisierung 96 Milliarden )

      Sobald die Zinssenkungsfantasie aus dem Markt ist, worauf die 3,2% Inflationsrate deuten, könnte durchaus mal wieder ein Rutsch wie 1987 kommen. Der Dow ist doch hoffnungslos überbewertet.

      gruss paule2
      Avatar
      schrieb am 29.04.01 15:29:42
      Beitrag Nr. 203 ()
      @ paule2
      als Ergänzung zur Zinssenkungsfantasie
      mit guter Graphik zur Wirkkraft der Zinssenkung

      bitte um reichliche Kommentare

      http://www.zealllc.com/commentary/cutdos.htm

      bis bald
      nickname: keepitshort
      Avatar
      schrieb am 29.04.01 20:49:00
      Beitrag Nr. 204 ()
      @Helmut: Ich zweifle nicht an Deinem wirtschaftlichen Sachverstand, obwohl ich davon überzeugt bin, daß Du ein Dogmatiker bist.
      Deine Äußerungen zu Capoon gehen eindeutig unter die Gürtellinie: "....Capoon: alias Slobodan M. " Auch das Hereinkopieren von Auszügen aus einem anderen Thread ohne Zusammenhang, gewissermaßen zur Entlarvung, zeugen von einem sehr schlechten Stil. Aber das hat ja auch schon "Sittin bull inv" versucht, Dir klarzumachen. Deine Toleranzgrenze scheint nicht besonders hoch zu sein, ich werde das sicher auch nicht ändern. Dein relativ vorbehaltloses Verteidigen des US-Wirtschaftssystems erstaunt mich schon einigermaßen und ich habe den Eindruck, daß Du Dich hier (in diesem Thread) in eine Rolle gebracht hast, die Dir innerlich vielleicht gar nicht so sehr behagt, die Du aber aus egozentrischen Gründen unbedingt durchhalten willst. Es ist für viele Intellektuelle eine Herausforderung in solch einer Umgebung zu bestehen und sie können oft der Versuchung nicht widerstehen, das um jeden Preis zu tun (Abgleiten in die Stillosigkeit). Ich wünsche Dir für die Zukunft mehr Feingefühl.

      Und jetzt noch eine Frage, über deren Beantwortung ich mich sehr freuen würde:
      Stell Dir vor, Du besäßest 10 Millionen Dollar, Du und Deine Familie wären glücklich, zufrieden und gesund. Du gehst durch die Straßen irgendeiner amerikanischen Stadt (bspw. Detroit), hast viel Zeit und es tritt Dir ein Mensch entgegen, dem es offensichtlich schlecht geht. Ein Obdachloser, schlecht gekleidet aber nicht angetrunken. Dieser Mensch fragt Dich: "Mr., hätten Sie eine halbe Stunde Zeit, ich will ihnen
      meine Geschichte erzählen?"
      Meine Frage: "Würdest Du ihn mit in ein Cafè nehmen, ihm eine Mahlzeit spendieren und Dir seine Geschichte anhören?"

      @All: Super Thread hier. Absolute Spitzenklasse.

      Grüße.
      Avatar
      schrieb am 29.04.01 22:01:55
      Beitrag Nr. 205 ()
      @ keepitshort


      Interessanter Artikel, den du da ausgegraben hast.

      Diese Stelle sagt IMO am meisten aus:
      >>In the “dismal science” of economics, moral hazard simply means that an entity takes
      risks far beyond what is prudent because it believes it will be rescued if the trade
      moves the wrong way. The Greenspan Fed has bailed out innumerable big Wall Street
      players in its short history. The US savings and loan system, the US banks that loaned
      money to Mexico, the US banks that loaned money to Asia, the US banks that loaned
      money to Russia, Long-Term Capital Management, etc. Woodward details all of these
      events in his book. Alan Greenspan has always been there to rescue players that are
      “too big to fail”. The net result of all this blatantly anti-free market behavior is the big
      players have come to the point where they just assume they can make risky bets
      because the Fed will backstop their silly trades.


      Ich kann jederzeit all mein Geld ausgeben,
      Schulden machen, risikoreiche Aktien und Anleihen auf "Pump"
      kaufen, Godfather Greenspan wird es schon richten.
      Dasselbe gilt wohl auch für US-Unternehmen.


      Übrigens:
      Wenn sich eine Erwartungshaltung an längerfristig sinkende Zinsen
      durchsetzt ( wie z.Z. es den Anschein hat )
      wird kein vernünftiger Markteilnehmer ( so laut Theorie )
      Geld aufnehmen, um zu investieren,
      wenn Finanzierungskosten in Zukunft geringer werden.

      Deswegen mußte nun zwangsläufig diese Haltung wieder untergraben werden,
      das geschieht mit den z.Z. sehr widersprüchlichen Wirtschaftsdaten.

      ( BIP 2 % , AL-Q steigend, Hausverkäufe annähernd Rekordniveau, stark fallende U-Gewinne )


      @ Helmut

      Händler hat vieles gut auf den Punkt gebracht.
      Nur eines noch.
      Wenn jemand so sehr ( auch unkritisch )
      von etwas überzeugt ist, empfehle ich die Realität
      auszutesten.
      Da du ja offensichtlich schon in den USA lebst,
      brauch` ich das ja wohl nicht mehr empfehlen.

      Nur eine Bitte:
      Falls du jemals in den USA durch was auch immer
      sozial abstürzt, belaste bitte nicht unsere
      deutschen Sozialsysteme damit.

      Sittin...
      Avatar
      schrieb am 30.04.01 01:22:13
      Beitrag Nr. 206 ()
      @ sittin bull, händler

      gut, dass ihr geantwortet habt. Ich stimme euch voll zu - hoffentlich setzen sich die mäßigenden Stimmen hier im Thread durch - damit das hier nicht zur Schlammschlacht ausartet...

      @helmut_kohl

      leider finde ich erst heute Zeit, dir mal zu antworten. Und auch wenn’s jetzt ein bisschen dick kommt - @Händler hat vollkommen Recht: Es ist allerunterste Schublade, die alten Threads der User hier auszupacken und sie deswegen zu beschimpfen... (dann auch noch mit „Slobodan“ )

      Überhaupt ist deine Art, den Leuten Meinungen an den Kopf zu werfen, extrem gereizt und zielt darauf ab, sie plattzubügeln und einzuschüchtern. Das weckt nicht im mindesten die Lust auf eine konstruktive Debatte, sondern würgt sie im Gegenteil ab. Selbst versöhnliche Töne nimmst du da überhaupt nicht mehr wahr - da mobbst du einfach weiter.

      Zur Art deiner Argumentation - ich bin mir schon seit geraumer Zeit nicht sicher, ob du nicht Gefallen daran findest, absichtlich missverstanden zu werden und misszuverstehen. Ein paar Beispiele aus deinen letzten Postings?

      - du meinst: "... sollten halt Regierungen (und vollgefressene Politiker) nicht die Wechselkurse bestimmen. Der Markt kann grausam sein, aber das ist immernoch besser als eine korrupte Regierung."

      Niemand kam hier in den Sinn, korrupte Regierungen zu verteidigen. Deine Logik ist seltsam und zielt (mal wieder) auf Provokation und Zuspitzung. Denn das ist ein Argument im Sinne von: „Ich mag die Klauenseuche nicht, deshalb bin ich für BSE.“ Es ist mir außerdem ehrlich gesagt unverständlich, wie jemand guten Gewissens in solchen Fällen für den „grausamen Markt“ eintreten kann. Denn damit verteidigst du ja die Großspekulanten - die Kosten für deren Tun zahlt aber meist nicht die herrschende Elite, die bis auf ein paar Bauernopfer ihre Schäfchen meist schon im Trockenen hat. Sondern die zahlt die Bevölkerung - und da meist sowieso schon ärmere (und schwächere) Länder von diesen „Grausamkeiten des Marktes“ betroffen sind, können die Folgen für die Bevölkerung verheerend sein. Und weil wir ja schon beim Thema sind – wann hört beispielsweise die amerikanische FED auf, mit ihren Zinsschritten marktregulierend einzugreifen, um damit eventuelle für die USA vorhandene Grausamkeiten abzufedern?

      - du schreibst: "Ich habe schon mindestens 5 mal geschrieben, dass consumer index und consumer confidence keine besondere Rolle fuer Vorhersagen von zukuenftigem BSP spielen ".

      Einverstanden - aber alle hier meinen doch was ganz anderes: Nämlich dass die Konjunktur in den USA abrutscht, wenn der US-Verbraucher nicht mehr so riesig konsumiert wie in den vergangenen Jahren. Und dass er dies bei sinkenden Aktienindizes nicht mehr so tun wird, ist bei der Wichtigkeit der Aktienanlage in den USA naheliegend. Diese Fakten weißt du wohl selbst am allerbesten - aber weil hier nicht jeder VWL studiert hat, nutzt du die Chance und sorgst für Verwirrung mit dem (tatsächlich vorhandenen) Unterschied zwischen Konjunktur und Wachstum. Das ist nicht o.k. - jemand, der an Erkenntnis interessiert ist, hat keinen Grund, die Sachen zu vernebeln.

      - dass du hier das für dich angenehme BIP-Wachstum der USA postet, die anderen Zahlen aber lieber verschweigst, passt ebenfalls ins Bild. Ich warte im Grunde schon seit geraumer Zeit auf eine Antwort auf mein Posting vom 12. April hier im Thread. Darin ist ein Text der Deutschen Bundesbank genannt, der auf erhebliche Unterschiede in der Wachstumsmessung zwischen den USA und Europa eingeht. Demnach ist nicht von der Hand zu weisen, dass die US-Wirtschaftsdaten womöglich „geschönt“ sind und Spielraum für politische Einflussnahmen bieten. Dasselbe klang schon in Texten anderer Autoren hier im Thread an - ich verweise hier nur stellvertretend auf den am 7. Februar geposteten Text von Paolo Guissani.

      So, und jetzt warte ich mal auf die Güllekübel...

      @alle

      hier noch ein Kommentar aus der „Süddeutschen“ von vergangener Woche, der sehr gut zeigt, wie gerade in den USA die Fronten verlaufen, was die Hilfe bei Finanzkrisen betrifft. (Über die Überlegungen, eine „Werft-Sie-den-Hunden-zum-Fraß-vor“-Methode zu benutzen, habe ich ja schon mal geschrieben). Ich wende mich deshalb so oft dem Thema zu, weil es - todsicher - irgendwann aktuell werden wird: die nächste Finanzkrise, die internationale Auswirkungen hat, kommt garantiert bzw. hat schon begonnen. Was passiert dann, wenn die Feuerwehr nicht mehr ausrückt, weil Feuer zwar „grausam, aber natürlich“ ist? Oder wird die Feuerwehr wie bisher nur so löschen, dass das Haus des reichen Nachbarn nicht in Gefahr gerät? Das ist jetzt alles bildlich gemeint - aber das sind so Fragen, die mich manchmal so beschäftigen...


      Bush braucht den IWF

      Von Marc Hujer

      Die amerikanische Kritik am Internationalen Währungsfonds (IWF) passt genau ins Bild, das man sich seit der Ablehnung des Klima-Protokolls von Kyoto von der neuen US-Regierung macht: Ein George W. Bush, der für einen neuen Isolationismus steht, der internationale Absprachen und Organisationen wie den IWF nur dann unterstützt, wenn sie direkt den Eigeninteressen des Landes dienen. Die Reformdiskussion hat Wirtschaftsprofessor Alan Meltzer mit seinem Bericht für den US-Kongress vor gut einem Jahr in Gang gebracht, indem er der eher diffusen IWF-Kritik mit konkreten Reformvorstellungen eine klare Richtung gab. Insbesondere in Bushs Republikanischer Partei gibt es nicht wenige, die viele von Meltzers Positionen teilen – zumindest in der Theorie. Die Argumente der IWF-Kritiker sind nicht komplett von der Hand zu weisen. Große Hilfspakete des Internationalen Währungsfonds führen dazu, dass Investoren mehr Geld in Ländern investieren, die ihnen als Investitionsstandort in der Regel zu riskant wären, rechneten sie nicht mit Hilfen des IWF. Denn wenn der IWF einmal hilft, ist anzunehmen, dass er immer hilft, und das ermutigt die Investoren. Vertreter der reinen Marktlehre sehen darin eine unzulässige Marktmanipulation, die zu einer nicht optimalen Verteilung von Kapital auf dem Globus führt. Eine derartige Manipulation kann sinnvoll sein, weil so benachteiligte Regionen mit hohem Investitionsrisiko für Privatinvestitionen erschlossen werden können. Aber immer wieder ist der IWF über das Ziel hinausgeschossen.

      Türkei ein Test für die USA

      Bushs Finanzminister Paul O’Neill ist in jedem Fall bemüht, den Eindruck eines Neuanfangs beim IWF zu erwecken. Der Internationale Währungsfonds, sagt O’Neill, soll nicht mehr automatisch Feuerwehr spielen, wenn Länder finanziell in Krisen geraten. Zur Abschreckung verweisen seine Leute auf die letzten sechs Jahre IWF: Seit 1995 pumpte die Organisation mehrere Milliarden Dollar hintereinander nach Mexiko, Russland, Südkorea, Indonesien und Thailand – mit zweifelhaftem Erfolg. Doch kaum steht die Regierung Bush vor der konkreten Wahl, ob sie große Hilfspakete des IWF stoppen oder billigen soll, zaudert sie. Die Türkeikrise war der erste Test der US-Regierung, ob sie es ernst meint mit der Reform des IWF. Aber selbst das regierungsnahe Wall Street Journal muss genervt konstatieren: So leichtfertig wie die Regierung Bush habe noch nicht einmal die Regierung Bill Clinton derartige Hilspakete durchgewinkt. Bushs Personalpolitik sah ganz danach aus, als wolle er wirklich Schluss machen mit üppigen Hilfspaketen. Bushs ökonomischer Chefberater im Weißen Haus, Lawrence Lindsey, gilt als Verfechter einer reinen Marktlehre. Interventionen wie die Milliardenhilfen des Internationalen Währungsfonds hält er grundsätzlich für überflüssig. Der Markt, sagt er, reguliert sich besser selbst. Vor drei Jahren hatte Lindsey noch dem Kongress erklärt: „Solange internationale Organisationen und die Steuerzahler der Vereinigten Staaten unvorsichtige Gläubiger schützen, wird es Finanzkrisen geben.“ Auch der neue Staatsekretär im Finanzministerium, Kenneth Dam, gilt als IWF-Kritiker, und der neue Verbindungsmann zwischen IWF und Finanzministerium, der Stanford- Professor John Taylor, ist dafür bekannt, dass er die Abschaffung des Internationalen Währungsfonds gefordert hat.

      Auch für eigene Ziele gut

      Doch wenn es ernst wird, bekommen auch die USA Angst vor der eigenen Courage. Sie müssen erkennen, dass der IWF auch eine praktische, bequeme Einrichtung ist zur Durchsetzung eigener Ziele. Mit 17 Prozent der Stimmen sind die USA mit Abstand der größte Anteilseigner des IWF, ohne die Stimme der Amerikaner ist der Fonds nicht handlungsfähig. Gleichzeitig können sich die USA aber nach außen immer hinter den anderen 183 Anteilseignern verstecken, wenn es ihnen innenpolitisch opportun erscheint. Was die Türkei betrifft, so sollen die Amerikaner inzwischen den IWF bedrängen, die Hilfen zu gewähren, die man offiziell als US-Regierung nicht zahlen will. Das würde der Regierung erstens eine unangenehme Debatte im Kongress ersparen, zweitens sie vor dem Vorwurf schützen, sie verschwende Steuergeld der Bevölkerung. Und dann haben die Lobbyorganisationen des Landes noch ein Wort mitzureden, vor allem die Wall-Street-Firmen, die von den Hilfen des Internationalen Währungsfonds in der Vergangenheit besonders stark profitiert haben. Vor allem in den Zeiten von Clintons Finanzminster Robert Rubin, der von der Wall Street kam und dort heute wieder arbeitet, ist ihr Nutzen groß gewesen. Über das amerikanische Finanzministerium wird es nun zwar ein wenig schwieriger, weil dort mit O’Neill ein Industrieller sitzt, mit dem die Wall- Street-Lobbyisten nicht ganz so viel anfangen können. Aber die Bedeutung der Wall Street ist seit Robert Rubin kaum geringer geworden, und es wird der neuen Regierung Bush jedenfalls nicht leicht fallen, dies zu ignorieren. Anders als bei dem Stopp des Klima-Protokolls von Kyoto steht die Lobby aus Sicht der Reformer diesmal auf der falschen Seite. Die Regierung Bush wird die IWF-Reform nicht einfach abhaken können.
      Avatar
      schrieb am 30.04.01 02:03:41
      Beitrag Nr. 207 ()
      Nachtrag zu meinem vorigen Posting, gerade noch in der "Financial Times Deutschland" gefunden (... und passt wie die Faust auf`s Auge zum Thema, deshalb muss er jetzt auch noch unbedingt rein...)

      Aus der FTD vom 30.4.2001

      Das Kapital:
      Die Märkte sollten nicht auf den US-Konsum setzen


      Die US-Verbraucher scheint wohl nichts zu erschüttern. Sie treiben das Quartalswachstum der Wirtschaft auf plus zwei Prozent hoch - und das trotz Lagerabbaus und verringerter Investitionen.In einer Wirtschaft mit Überkapazitäten hängt das Schicksal der Konjunktur, damit der Unternehmensgewinne und der Aktienkurse, am Ausgabegebaren der Konsumenten. Dass die Märkte daher zum Wochenschluss weiter angezogen sind, ist verständlich. Die fundamentalen Probleme bleiben aber. In einer alternden Bevölkerung lässt sich die seit Monaten negative Sparquote nicht dauerhaft aufrechterhalten. Amerikaner werden daher früher oder später gezwungen, ihre Entscheidung über Konsum und Sparen neu zu treffen. Es beruhigt auch nicht, dass im flexiblen US-Arbeitsmarkt die ersten Anzeichen steigender Arbeitslosigkeit als weniger bedrohlich zu empfinden sind. Der Bärenmarkt wird ungeachtet der zyklischen Rally die Verbraucher einholen - auch wenn der zweite Pfeiler des privaten Vermögens, Immobilien, nach wie vor steht. Gegenüber der Spitze im März 2000 ist im S&P 500 ein Aktienvermögen von rund 2300 Mrd. $ vernichtet worden - fast ein Viertel des US-Sozialproduktes. Im vergangenen Jahr sind gut 150 Mrd. $ an Wagniskapital-Firmen geflossen - ein Großteil dessen dürfte verbrannt sein. Offensichtlich halten die Amerikaner das für eine kurzfristige Abweichung vom Trend, der keine Anpassung der langfristigen Sparpläne erfordert. Statt zu sparen setzen sie unverändert auf stark steigende Kurse. Die Sparquote ist auch seit März 2000 weiter gesunken. Die Pensions- und Fondsgesellschaften werden ihren Kunden aber klar machen müssen, dass sich die Renditen der vergangenen Jahre von jährlich über 20 Prozent nicht wiederholen lassen. Selbst eine Verzinsung von vielleicht zehn Prozent - wie im langfristigen Durchschnitt - ist angesichts der immer noch ambitionierten Bewertungen längst nicht ausgemacht. Der tief sitzende Optimismus der Amerikaner, ein Glas stets als halb voll statt halb leer zu betrachten, ist bewundernswert. Aber was ist, wenn es nur zu einem Drittel gefüllt ist?

      ..................................

      Der gesamte Text steht unter URL http://www.ftd.de/bm/bo/FTD3WC9E4MC.html
       
      Avatar
      schrieb am 30.04.01 02:38:13
      Beitrag Nr. 208 ()
      @ gieristnichtgut

      Ich darf mal die Bundesbank zitieren:

      So wird in den USA [...] ein so genannter hedonischer Ansatz verwendet. […] Dagegen stützt man sich in Deutschland bisher auf eher traditionelle Methoden zur Bewertung von Qualitätsänderungen. Diese laufen häufig darauf hinaus, dass der Geldwert der Qualitätsänderung nach Maßgabe von Regeln, die das Statistische Bundesamt aufgestellt hat, fallweise geschätzt wird.

      Dann schreibst Du:

      ist nicht von der Hand zu weisen, dass die US-Wirtschaftsdaten womöglich „geschönt“ sind und Spielraum für politische Einflussnahmen bieten

      Jetzt frage ich mal zurueck: Bei welcher Methode gibt es mehr Moeglichkeiten zur Einflussnahme: Bei der einheitlichen oekonometrischen Methode in den USA oder bei der Methode “Fallweise vom StBA schaetzen”?

      Wie auch immer: Quality adjustment ist wichtig und richtig. Das wird jawohl niemand abstreiten wollen. Ein Pentium IV ist nunmal besser als ein 286 von vor 15 Jahren. Solange mir die Bundesbank aber nicht haarklein erklaert um wieviel mehr denn das deutsche BSP gestiegen waere, haette man amerikanische Standards angelegt (und ich meine gesamtes BSP, nicht nur den EDV-Teil), ist es muessig darueber zu diskutieren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Unterschied mehr als Peanuts ausmachen duerfte.

      Slobodan

      Ok, das war ziemlich dumm von mir. Manchmal rutschen einem solche Sachen raus (und das auch noch in zwei Beitraegen hintereinander) und spaeter sieht man dann wie unmoeglich das aussieht. Hat ja auch ueberhaupt nichts mit Wirtschaft zu tun. Solche Angriffe werde ich demnaechst bleiben lassen.

      Niemand kam hier in den Sinn, korrupte Regierungen zu verteidigen

      Das glaube ich Dir gern. Um beim Beispiel Feste vs. Flexible Wechselkurse zu bleiben: Wer soll denn bitteschoen in den Lateinamerikanischen Laendern die Wechselkurse, bzw. Wechselkursbaender bestimmen? Die Weltbank, die UNO oder der IWF? Sowas laesst sich kein souveraener Staat gefallen. Also machen es letztlich die jeweiligen Regierungen und die sind nun einmal korrupt. Das tut mir persoenlich leid, aber daran kann man nichts aendern.

      Denn damit verteidigst du ja die Großspekulanten

      Im Gegenteil. Ich bin gegen die Grossspekulanten. Durch die festen Wechselkurse lohnt es sich ueberhaupt erst fuer Spekulanten gegen eine Waehrung zu spekulieren. Deshalb bin ich fuer flexible Wechselkurse.

      Und weil wir ja schon beim Thema sind – wann hört beispielsweise die amerikanische FED auf, mit ihren Zinsschritten marktregulierend einzugreifen, um damit eventuelle für die USA vorhandene Grausamkeiten abzufedern?

      Um das mal ganz klarzustellen: Meiner Meinung nach war der letzte Zinsschritt am 18. Maerz ueberfluessig. Aber was meinst Du mit Deiner Frage? Was die Fed auch macht, die Leute sind sowieso am Noergeln: Senkt sie die Zinsen, dann schreien die Leute die Fed will Wallstreet einen Gefallen tun. Senkt sie die Zinsen nicht, dann schreien die Leute, die Fed sollte endlich an die Arbeitsplaetze der kleinen Leute denken und die Zinsen senken.

      du schreibst: "Ich habe schon mindestens 5 mal geschrieben, dass consumer index und consumer confidence keine besondere Rolle fuer Vorhersagen von zukuenftigem BSP spielen ".

      Einverstanden - aber alle hier meinen doch was ganz anderes: Nämlich dass die Konjunktur in den USA abrutscht, wenn der US-Verbraucher nicht mehr so riesig konsumiert wie in den vergangenen Jahren.


      Einmal schreibst Du “einverstanden” und im naechsten Satz widersprichst dann genau dem Satz, mit dem Du eben noch einverstanden warst. Erklaer mir das mal.
      Avatar
      schrieb am 30.04.01 20:49:59
      Beitrag Nr. 209 ()
      Der Mann liegt auf meiner Linie:


      Alan, der Große

      Von Raimund Brichta

      Alan Greenspan scheint auf seine alten Tage übermütig zu werden.
      Sind ihm die Erfolge der Vergangenheit zu Kopfe gestiegen? Glaubt er
      tatsächlich, mit seinen Leitzinsen nun auch Herr über die
      amerikanische Konjunktur zu sein, sie steuern zu können wie ein Schiff? Ob die jüngste
      Zinssenkung prinzipiell gerechtfertigt war oder nicht, mag einmal dahingestellt bleiben. Auf
      keinen Fall aber war sie es aus dem verkündeten Grund: "Das Konjunkturtempo droht unannehmbar
      langsam zu bleiben", erklärten Greenspan und Co in ihrer offiziellen Stellungnahme. Deshalb sei der
      Zinsschnitt dringend geboten.

      Mit dieser Argumentation begeben sich die Geldhüter auf ein gefährliches Gebiet. Denn eigentlich sollten sie
      wissen, dass die Zinspolitik als Mittel zur Konjunktursteuerung nichts taugt. Zu lange und zu verworren sind
      die Wege, über die sich ein Leitzinsschritt - wenn überhaupt - auf die reale Wirtschaftslage auswirken kann.
      Man braucht eigentlich nur nach Japan zu schauen, um das zu begreifen. Deshalb sind besonnene
      Notenbanker dazu übergegangen, eine stetige Geldpolitik zu betreiben. Sie konzentrieren sich auf jene
      Größen, die von ihnen wirklich beeinflusst werden können, wie die Geldmenge oder die Inflation. Gerade bei
      letzterer ist die Kontrolle schon schwierig genug. Sollte eine Zentralbank darüber hinaus noch die Konjunktur
      lenken wollen, ist sie schlichtweg überfordert.

      Alan der Große traut sich das aber offenbar zu. Er kümmert sich zum Beispiel um die Investitionen
      amerikanischer Firmen. Sie seien zu schwach, stellt er fest. Deshalb will er sie mit niedrigeren Zinsen
      ankurbeln. Dass die Unternehmen bei den Investitionen aber vor allem deshalb kürzer treten, weil sie in den
      zurückliegenden Boomjahren über die Stränge geschlagen und zu viel ausgegeben haben, spielt in seinen
      Überlegungen keine Rolle. Es handelt sich also um eine völlig normale - wenn auch drastische -
      Gegenbewegung. Sie zeigt, dass die alten ökonomischen Gesetze auch in der New Economy gelten. Mit
      Sicherheit ist es nicht die Höhe der Zinsen, die die Amerikaner momentan davon abhält zu investieren.
      Greenspan meint aber nun, die Pferde werden schon wieder saufen, sobald der Trog mit genügend Wasser
      gefüllt ist.

      "Ist die Fed besorgt, brauchen wir es nicht zu sein"

      Überhaupt scheint es nichts zu geben, worum sich der allmächtige Alan nicht höchstpersönlich
      kümmert. Er ist nun auch besorgt über die "anhaltende Erosion der laufenden und der erwarteten
      Profitabilität". Was kann einer Wirtschaft eigentlich noch zustoßen, wenn sich die Notenbank sogar
      um die Profite der Unternehmen kümmert? Schöne Neue Welt. Da braucht man sich nicht zu
      wundern, dass an der Wall Street inzwischen die Devise gilt: Wenn die Fed besorgt ist, brauchen
      wir es nicht zu sein.

      Dass Mr. Greenspan ein besonderes Auge auf den Aktienmarkt geworfen hat, ist ja ohnehin
      bekannt. Seine Warnung vor dem "irrationalen Überschwang" - ausgesprochen bei einem
      Dow-Jones-Stand von etwas über 6.000 Punkten - nahmen die Börsianer damals nicht wirklich
      ernst. Dafür können sie sich jetzt - bei mehr als 10.000 Dow-Punkten - darüber freuen, dass
      Greenspan seinerseits die Kursverluste der vergangenen Monate sehr ernst nimmt. Die dadurch
      entstandenen Vermögensverluste könnten nämlich die Konsumlust der Amerikaner bremsen,
      fürchtet er und glaubt, somit einen weiteren triftigen Grund gefunden zu haben: Zinsen runter, Kurse
      rauf - verkehrte Neue Welt.

      Damit keine Missverständnisse entstehen: Selbstverständlich müssen Notenbanken bei ihren
      Zinsentscheidungen alle Rahmenbedingungen berücksichtigen, auch die Konjunktur. Etwas anderes
      ist es aber, wenn sie ihre Beschlüsse mit konjunkturellen Argumenten offensiv begründen. Dann
      entsteht nämlich der Eindruck, sie könnten die Wirtschaftsentwicklung berechenbar und dauerhaft in
      die jeweils gewünschte Richtung lenken. Dies ist ein Irrtum. Das Einzige, was eine Zentralbank
      wirklich kann, ist, für stabiles Geld zu sorgen. Und diese Aufgabe ist - wie gesagt - schwierig genug.
      Ein umsichtiger Notenbanker sagt deshalb nicht alles, was er denkt.


      26.04. - 15:56 Uhr
      Avatar
      schrieb am 30.04.01 23:06:58
      Beitrag Nr. 210 ()
      @ sittin bull inv

      hallo! Der Text, den du da gepostet hast, klingt vernünftig. Ist das derselbe Raimund Brichta, der mit flottem Kurzhaarschnitt immer die Nachrichten auf n-tv vorliest? Wow - und der kann schreiben?

      @ helmut_kohl

      Na prima, es geht ja also auch ohne Pöbeleien . Das mit dem "Slobodan" solltest du aber wohl direkt mit capoon klären.

      Zu den Sachthemen: Meine Antwort folgt in den nächsten Tagen...
      Avatar
      schrieb am 30.04.01 23:43:36
      Beitrag Nr. 211 ()
      Was willst Du mir damit sagen? Kein Land muss sich verschulden, schon gar nicht in US$. Ob die Schulden in US$ oder Landeswaehrung ausgegeben werden spielt schlicht und ergreifend keine Rolle: Bei Landeswaehrung besteht das Risiko der Abwertung, aber eine Abwertung ist fuer Dollar-Schulden auch riskant: Nach der Abwertung koennen Banken die Dollarschulden nicht zurueckzahlen


      schon wieder zu tiefgeflogen,

      solltest mal die geschichte der länder studieren, dann wirst du
      feststellen, dass sie alle unter militärdiktaturen, die mehr oder weniger (die diktatoren-militärs) in amerika
      ausgebildet wurden sind.
      da gibts ja entsprechende camps, dies militärs nehmen dann
      gewöhnlich die kredite auf um waffen zu kaufen, natürlich alles freiwillig und mit zustimmung des ach so freien volkes.
      dein kommentar sagt mal wieder alles.
      ich bin der meinung
      zuerst das volk
      dann der staat
      das kapital, das bei dir scheinbar jedliche erkenntnis auslöst kommt bei mir irgendwo dahinter.

      also die länder sollen konkurs anmelden, die schulden gehen
      hops, man kann dann ja mit mit boykott drohen.
      auch hier machen es die amis in einer lächerlichen art und weise ein paar jährchen mit cuba vor.

      zur verschuldungsmaschine:
      solange die yankees dieses internationale spiel treiben können gehen sie nicht pleite, egal wieviel schulden sie anhäufen,
      der wohlstand westeuropas ist auf amerika voll angewiesen.
      die einzigen die dieses trauma durchbrechen werden,
      china und evt. indien sein.

      gruss dosto
      Avatar
      schrieb am 04.05.01 01:26:01
      Beitrag Nr. 212 ()
      also, werfen wir die Schuldenmaschine mal wieder an (ich meine den Thread... )

      @dosto

      ja, deine Einschätzung trifft zu: in vielen Schwellen- und Entwicklungsländern trifft eine Elite die Entscheidungen nach eigenem Gutdünken, ohne Rücksicht auf die Bevölkerung. Die darf’s dann am Ende ausbaden. Und dass sollte einem ja immer bewusst sein (auch bei der Zahlenfeilscherei hier im Thread) – hinter den Zahlen stehen Menschen. Und es kommt ganz am Ende nicht auf die Zahlen an...

      Zum Thema „Feuerwehreinsätze bei Finanzkrisen oder nicht?“, das ich hier ja schon öfters angesprochen habe: Die USA machen jetzt wirklich Druck, Feuerwehreinsätze soll es in Zukunft (kaum) noch geben: siehe URL http://NZZ.ch/2001/05/02/wi/page-article7D7YB.html. Und ich sag’s nochmal: Wenn sich diese Haltung durchsetzt, müssen wir uns auf eine ganz andere (Wirtschafts-) Welt einstellen. Denn Argentinien (siehe Url http://NZZ.ch/2001/05/02/wi/page-article7D8AG.html) und die Türkei, in denen der IWF zurzeit noch heftig am Löschen ist, werden auf Dauer keine Ausnahme bleiben. Irgendwo wird es wieder anfangen zu kokeln - wie gerade jetzt in Indonesien.

      Zu China und Indien: es stimmt, die Vorherrschaft des Westens (sprich der USA + Anhang) ist, so undenkbar dies heute erscheint, aus einer historischen Perspektive betrachtet ganz sicher nur eine vorübergehende Episode (wer hier lacht, sollte vielleicht mal wieder in ein Geschichtsbuch gucken - irgendeine Zeitepoche aufschlagen und über die damals aktuellen Großmächte und ihren Niedergang lesen... ). Und tatsächlich war der Zeitpunkt, an dem ein Imperium am größten, mächtigsten und am unangreifbarsten erschien, oft der Wendepunkt, von dem ab es dann abwärts ging. Ob und wie dann die kommenden Groß- und Weltmächte entstehen (und es ging ja nie lange ohne - auch das zeigt ein Blick in die Geschichte) ist vom heutigen Standpunkt aus schwer zu sagen. Ich denke aber, und darum geht es ja hier auch im Thread, dass die positiven Impulse, die die USA in diesem Jahrhundert der Welt zu bieten hatte (und die sie deshalb wohl zu Recht nach ganz vorne brachten), heute im Verschwinden sind beziehungsweise durch einen krassen und engstirnigen Egoismus abgelöst wurden.


      @ helmut_kohl

      tja, meine Antworten... Also:

      – was das Thema Bundesbank-Bericht und Wachstumseinschätzungen betrifft: Ich kann da mal wieder nur dein altes Argumentationsschema erkennen, das da heißt: „Widerspruch ist Pflicht“.

      Denn es kann dir doch nicht egal sein, wenn die größte Volkswirtschaft der Welt ihre wichtigsten Daten mit Methoden erfasst, die sich von denen der anderen Nationen gravierend unterscheiden. Aber das alles wäre ja weiter nicht so schlimm - wenn damit nicht die Statistik für die Propaganda missbraucht werden würde (was ich jetzt der Deutschen Bundesbank nicht unterstelle - du etwa? .) Ich gehe halt vielmehr davon aus, dass die Bundesbank immer noch an etwas interessiert ist, an was sich die US-Statistikern vielleicht auch mal erinnern sollten: nämlich wie die tatsächliche Lage aussieht. Denn vergleichen kann man nur, wenn alle die selben Erfassungsmethoden verwenden, oder?

      Denn die hedonische Methode wird ja nicht nur bei Computern, sondern auch bei sonstigen Elektronikgeräten angewandt. Außerdem gibt’s da noch andere statistische Tricks. Es gibt Leute, die schätzen, dass die statistischen Tricks mehr als ein Drittel des behaupteten US-Wirtschaftswachstums ausmachen. Oder um mal aus einem Beitrag hier im Thread zu zitieren:

      Eine Studie für Großbritannien hat gezeigt, daß bei Verwendung der amerikanischen Methode die britische Industrieproduktion um 6% höher ausfallen würde als es veröffentlicht wurde. Ebenfalls wäre das Bruttoinlandsprodukt in der Periode zwischen 1994 und 1998 um 0,4% höher ausgefallen.

      Und bei dieser Studie haben sie nur kurz mal die hedonische Methode für die EDV angewandt - wie gesagt, meines Wissens wird da in den US-Statistiken noch weit mehr gebastelt. Also ich weiß nicht, was für dich „Peanuts“ sind, Helmut - für mich klingt das nach ganz dicken Koppern, um mal im Bild zu bleiben...


      - dann zu meiner Aussage, dass die amerikanische Fed eingreife, um eventuelle Grausamkeiten für die USA abzufedern...[/b]
      Was ich meinte, ist nicht schwer zu verdeutlichen: Ich hege eben seit geraumer Zeit den Verdacht, dass es in den USA eine starke Fraktion gibt, die gelegentlichen oder gar häufigen Grausamkeiten des Marktes positiv gegenübersteht – solange die USA von diesen Grausamkeiten profitieren bzw. nicht allzusehr davon betroffen sind. Dass es mit dieser neoliberalen Heilslehre dann doch nicht soweit her ist, wenn’s an das Eingemachte geht, zeigen doch unter anderem Greenspans Börsenlenkungsversuche. Warum lässt er denn nicht die Märkte frei entscheiden? Ist doch das große Dogma, oder?

      - zum Thema Konsumentenvertrauen und Konjunktur:
      Nun, da reicht es jetzt. Wie ich an anderer Stelle schon verlauten ließ - ich bin kein Volkswirt. Ich würde mich als, hmmm, sagen wir - interessierten Laien? - einschätzen... .

      Als solcher kenne ich Definitionen wie diese: Konjunktur ist die Auslastung eines bestehenden Produktionspotenzials. Längerfristiges Wachstum dagegen bezeichnet die Ausweitung des Produktionspotenzials, also die Erhöhung der Leistungsfähigkeit. Demnach schließe ich messerscharf: Konsum ist eine tragende Säule der Konjunktur, aber nur indirekt am Wachstum beteiligt.

      Wir hier im Thread haben aber ja das Glück, dass gelernte Volkswirtschaftler (die auch noch in den USA leben... ) hier mitmischen. Deshalb fordere ich dich nun hier auf, mal deine Definitionen von Wachstum, Konjunktur und Konsum sowie deren Zusammenhänge hier auszubreiten, Helmut. Denn immer nur die „dummen“ w:o-User vertölpeln und sich heimlich ins Fäustchen lachen, dass man selbst Volkswirtschaft studiert hat und die anderen nicht, bringt’s auf Dauer kaum - und macht dich auch nicht beliebter. Wie wär’s damit, mal wieder mit ein bisschen Wissen zu glänzen?...

      Zudem wäre ich mal höchst interessiert an deiner Variante von unserem kleinen Gedankenspiel, das ja da lautet: der Dow Jones sackt auf 6000 Punkte - was passiert dann? Wie lautet deine Version eines solchen Szenarios, Helmut?

      Wenn es ausführliche und unvoreingenommene Antworten geben würde, die zudem in einem ruhigen und sachlichen Ton ausgesprochen werden - dann wäre ich höchst zufrieden (ob wir dabei übereinstimmen ist eine andere Frage - )
      Avatar
      schrieb am 04.05.01 10:24:59
      Beitrag Nr. 213 ()
      @gieristnichtgut

      zum Thema China und Weltmacht kann ich dir nur beipflichten.

      Wer sich zu China`s Historie und Entwicklung informieren
      möchte; erstklassige Lektüre des ehemaligen BRD-Botschafters
      in Peking.

      http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3886806464/qid=9889644…
      Avatar
      schrieb am 04.05.01 17:53:31
      Beitrag Nr. 214 ()
      AL-Q bei 4,5 %,
      Die letzten Daten waren so widersprüchlich,
      schlimmer geht`s ja schon gar nicht mehr.

      BIP von 2 % im 1. Quartal ist endweder falsch,
      und wird demnächst nach unten korrigiert,

      oder es gab in diesem Quartal tatsächlich
      so ein Wachstum?

      folgt dann der nächste Abschwung
      in Q2 und Q3?

      Inflationäre Grüße
      Sittin...:D
      Avatar
      schrieb am 04.05.01 18:07:46
      Beitrag Nr. 215 ()
      wg. hedonistische Mehtode:

      Wie bewertet man eine Software-Version,
      die im Vergleich zur alten 5 mal mehr
      Funktionen aufweist, 10 mal mehr Speicherplatz einnimt
      und nur noch halb so zuverlässig ist und für
      die kein Online-Support mehr geboten wird?

      Oder wie bewertet man Funktionen in Geräten,
      die billig eingebaut werden können (Software),
      aber die gar niemand benützt?

      Ich mein`: wie geschieht diese Bewertung tatsächlich?
      Wer bewertet und wie?


      Coubert
      Avatar
      schrieb am 04.05.01 19:49:01
      Beitrag Nr. 216 ()
      @Coubert

      Du weisst es doch, man nimmt einfach den Börsenkurs
      von Mickrigsoft als Grundlage ...;)

      @sittin bull

      Heute mittag gab`s ne seltsame Meldung der amerik. Regierung, wonach das Q1 BIP sicherlich nach unten korrigiert werden müsse... stellt sich die Frage,
      was veranlasst die, so eine unübliche Meldung herauszugeben.
      Avatar
      schrieb am 05.05.01 02:02:51
      Beitrag Nr. 217 ()
      @Ken_Meyer

      interessanter Buchtipp. So wie`s aussieht muss ich noch mal bei Amazon ein Buch bestellen - und den Laden ein wenig mehr in den Ruin treiben.. (die zahlen ja bei jeder Sendung drauf, soviel ich weiß - oder haben` s sie das mittlerweile im Griff? )

      Zu China stand gestern (Freitag) ein interessanter Kommentar in der "Süddeutschen Zeitung". Bemerkenswert fand ich vor allem den Schluss:

      Hier Rendite, dort Rivalität – die widerstrebenden Emotionen im Verhältnis [der USA] zu China bringen bisweilen bizarre Kombinationen hervor. Als das Pentagon beschloss, alle Soldaten des Heeres bis zum 14. Juni mit schicken, schwarzen Baretten auszustatten, da wurde rasch klar, dass die amerikanische Textilindustrie diesen Auftrag über 2,6 Millionen Mützen nicht allein werde ausführen können. Der Ausweg? China bot sich an, die Barette zu liefern. Doch dieses Geschäft wurde abgesagt – jedenfalls bis auf weiteres.

      Das ist ja irgendwie klar - man muss sich mal ansehen, woher das Handelsbilanzdefizit der USA stammt. Der ganze Kommentar ist unter http://szonnet.diz-muenchen.de/REGIS_A12249798 nachzulesen.

      Aber China ringt natürlich auch mit enormen Problemen. Diese seltsame Mischung von Kapitalismus und Kommunismus, die die da innerhalb kurzer Zeit unter die Leute bringen wollen, birgt meiner Meinung nach ein großes soziales Konfliktpotenzial. Und soziale Konfliktpotenziale haben immer auch den Impuls, in Kriegen zu münden.
      Das China-Problem wird auch in einem Spiegel-Artikel erwähnt, der das Jahrhundert der amerikanischen Vormachtstellung beleuchtet (steht unter: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,57596,00.html Ich hätte es ja wirklich gerne hier gepostet - aber der Text ist hier dann doch wirklich zu lang...

      @Coubert

      ja, die hedonische Methode öffnet der Willkür Tür und Tor - oder so ähnlich heißt es in einem Text hier im Thread. Die Ökonomen wissen da mit der Zeit wirklich nicht mehr ein noch aus. Ich zitiere hier mal aus einem Interview mit Paul Krugman, einem der renommiertesten US-Ökonomen. Er sagte gegenüber Wirtschaftswoche-Online vor einiger Zeit (als die Krise noch ferne war):

      "In den USA sehen wir seit neun Jahren keine konjunkturelle Bewegung mehr. Manche Ökonomen rufen schon das Ende der Konjunkturzyklen aus. Dem würde ich nicht zustimmen. Aber wir haben das Problem, dass wir Wirtschaftsdaten nur noch schwer interpretieren können. Investitionen tauchen beispielsweise nicht mehr als Investitionen in der Statistik auf, weil das Geld für Ausrüstungsgüter nicht ausgegeben wird, sondern dem Aufbau des Marktanteils dient. Bei der typischen Firma der New Economy ist es auch viel schwieriger, Prognosen zum Gewinn zu machen. Wenn die nächste Rezession bevorsteht, wird es uns Ökonomen in der New Economy viel schwerer fallen, sie vorherzusehen.

      und

      Ich rechne damit, dass eine pessimistische Einschätzung der Gewinnaussichten der New-Economy-Unternehmen die nächste Rezession in den USA auslösen wird. Ein solcher Stimmungswandel wird einen regelrechten Dominoeffekt haben. Investoren investieren nicht mehr, die Börse geht nach unten und reißt den privaten Verbrauch mit. Die Stimmung wird eine viel stärkere Rolle spielen, als wir das bisher mit konventionellen Modellen der Ökonomie messen können.

      Das ganze Interview gibt`s unter http://wiwo.de/WirtschaftsWoche/Wiwo_CDA/0,1702,11217_41022,…

      Aber es scheint tatsächlich so zu sein, dass die Stimmung das entscheidende Element ist, das über hopp oder topp entscheidet. Nur - auf Stimmungen ist schwer zu bauen, das ist (nicht nur) Greenspans Problem....


      @sittin bull inv

      noch mal was aus der "Süddeutschen" (vor allem, weil die jetzt auch Greenspans Unfehlbarkeit anzweifeln - also doch kein Gott?). Hier eine Textstelle aus einem Kommentar von heute:

      Die größte Sorge bereitet derzeit der Arbeitsmarkt [in den USA]. Die Zahl der neu registrierten Arbeitslosen kletterte in der vergangenen Woche auf ein Fünf- Jahres-Hoch, und die Arbeitslosenquote stieg im April um zwei Zehntel Prozentpunkte auf 4,5 Prozent. Den Konsum könnte das in den kommenden Wochen weit mehr beeinträchtigen, als dies die fallenden Aktienkurse getan haben. Jede Entlassung schränkt die Betroffenen unmittelbar in ihren Konsumentscheidungen ein. Die Erträge aus den Aktiendepots dagegen sind häufig gar nicht direkt für den Konsum bestimmt, sondern als langfristiges Sparguthaben zum Beispiel für die Versorgung im Alter gedacht. Solange also die Arbeitslosigkeit niedrig war und die Löhne gezahlt wurden, gab es keinen Grund, den gegenwärtigen Konsum einzuschränken. Das dürfte sich ändern, sollte die Arbeitslosigkeit in diesem Tempo weiter steigen. Der Konsumentenindex des Conference Board, der das Vertrauen der Konsumenten in die Zukunft misst, fiel im April auf den tiefsten Stand seit Oktober 1996 – und das vor allem wegen der neuen Furcht vor Arbeitslosigkeit.

      Der ganze Kommentar steht unter der URL: http://www.sueddeutsche.de/aktuell/sz/artikel39363.php. Schnell lesen - kann sein, dass der Link irgendwann nicht mehr funktioniert...

      So, das war`s mal wieder mit meiner "Nachtschicht" - allen schon mal ein schönes Mai-Wochenende

      Grüße,
      gieristnichtgut
      Avatar
      schrieb am 05.05.01 22:50:14
      Beitrag Nr. 218 ()
      Hallo an alle!
      Schöner Thread hier.Weil mich der Themenkomplex auch interessiert möchte ich mal einen aktuellen Artikel zum Thema Statistiken reinstellen.

      http://www.eirna.com/cgi-local/alert.pl#A1

      zur Quelle möchte ich vorab sagen das ich mit La Rouche nichts am Hut habe,aber sein Insiderwissen schätze.

      Statistiken als "Massenverblendungswaffen"...
      Lyndon LaRouche erklärte am 26.4., die Bush-Administration und die Federal Reserve "sind nicht mehr in der Lage, die Wirtschafts- und Finanzkrise weiter hinauszuschieben, deshalb versuchen sie alles in ihrer Macht Stehende, um die Wahrnehmung der Krise hinauszuschieben". Mit allen möglichen Tricks vom Liquiditätspumpen bis zu massiv gefälschten Statistiken versuche man irgendwie durch das 2. Quartal zu kommen.
      US-Finanzminister Paul O`Neill bedient sich inzwischen der gleichen Taktik manipulierter Statistiken, für die schon sein Vorgänger Larry Summers berüchtigt war. Die Financial Times schrieb am 28.4., die Bush-Administration verwende Wirtschaftsstatistiken als "Massenverblendungswaffen".

      So verkündete die US-Regierung am 25.4. überraschend einen Anstieg der Neuaufträge bei langlebigen Gütern im März um 3% gegenüber Februar. Mit diesen "guten Zahlen" signalisierte man der Börse: "Das Schlimmste ist ausgestanden." Bei näherem Hinsehen jedoch erweist sich, daß der Zuwachs allein auf den Anstieg der Aufträge des Pentagon um 62% für "langlebige Güter" wie Panzer, Kriegsschiffe etc. zurückgeht. Nach Abzug der Rüstungsaufträge und der immer sehr schwankenden Zahl der Aufträge für Zivilflugzeuge sind die Aufträge für langlebige Güter in Wirklichkeit um 1,8% gefallen und befinden sich auf dem niedrigsten Stand seit fast zwei Jahren.

      Zwei Tage zuvor, am 27.4., hatte das US-Handelsministerium eine andere Werbekampagne zur "moralischen Aufrüstung" in Gang gesetzt, als es für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im 1. Quartal 2001 einen jährlichen Anstieg um 2,0% vermeldete. Minister O`Neill sagte wörtlich: "Es gibt nur noch gute Nachrichten!"

      Bei genauerem Hinsehen steigt aber auch nach dieser BIP-Statistik - die man im übrigen wahrscheinlich in zwei Wochen nach unten "korrigieren" wird - nur noch der vor allem kreditfinanzierte Verbrauch (+3,1%). Dies widerspricht aber dem sinkenden Verbrauchervertrauen. Der am 24.4. veröffentlichte neueste Verbrauchervertrauens-Index des Conference Board zeigt einen dramatischen Rückgang von 117 im März auf nur noch 109 im April. Die BIP-Zahlen des Handelsministeriums zeigen einen deutlichen Rückgang der Kapitalinvestitionen der Unternehmen. Die Investitionen in Ausrüstung und Software sind im 1. Quartal 2001 um 2,1% gesunken. Die Exporte schrumpften auf Jahresbasis um 6,2 Mrd.$, die Importe sogar um 43 Mrd.$.




      ...und die wahren Wirtschaftszahlen
      Was in der US-Wirtschaft wirklich vor sich geht, zeigen die Quartalsberichte der Unternehmen:

      Lucent Technology verlor 3,69 Mrd.$ wegen drastischen Umsatzrückgangs und des Bankrotts der Fa. Winstar, die ihre von Lucent gewährten Kredite nicht zurückzahlen kann.

      DaimlerChrysler meldete einen Verlust von 3,3 Mrd.$.

      Der weltgrößte Hersteller von Glasfaserkabel-Ausrüstung JDS Uniphase wird wegen drastisch sinkender Auftragszahlen 5000 Beschäftigte, 20% der Belegschaft, entlassen. Er verlor 1,29 Mrd.$, fünfmal mehr als im Vorjahreszeitraum.

      Das Telekom-Unternehmen AT&T kündigte 2000 zusätzliche Stellenstreichungen an, womit sich deren Gesamtzahl auf 7000 oder 10% der Beschäftigten erhöht. Die Profite sanken um 70%.

      Goodyear wird wegen der jüngsten Verluste 600 weitere Stellen streichen. Damit werden in diesem Jahr bisher insgesamt 7800 oder 7% aller Stellen wegfallen.

      Morgan Stanley Dean Witter hatte bereits vor einem Monat einen drastischen Gewinnrückgang gemeldet und gab jetzt zusätzlich zu bereits angekündigten 1500 weitere 2000 Entlassungen bekannt.

      Der weltgrößte Internet- und Medienkonzern AOL-Time Warner fuhr 1,4 Mrd.$ Verlust ein.

      Die Chemie-Riesen Dupont und Dow berichteten einen Rückgang ihrer Gewinne um 37% bzw. 40%.
      Viele Unternehmen versuchen die Wahrheit zu beschönigen, indem sie besonders die EBITDA-Zahlen betonen (EBITDA = Gewinn vor Zinsen, Steuern, Wertberichtigungen und Amortisierungen). Und, ob man`s glaubt oder nicht, wenn man all diese Kosten ignoriert, machen die Unternehmen scheinbar sogar Gewinn. So verkündete AOL-Time Warner einen EBITDA-Gewinn von 2,1 Mrd.$, und Vorstandschef Jerry Levin strahlte: "Wir könnten nicht zufriedener sein." Wen stört es schon, daß der Konzern in Wirklichkeit 1,4 Mrd.$ Verlust machte?

      Die offizielle wöchentliche Zahl der Arbeitslosen in den USA stieg am 21.4. auf 408000 - 20% über dem Durchschnitt des Jahres 2000.

      Ein anderes Zeichen für die Entwicklung in der privaten Wirtschaft ist der Anstieg der Zahlungsunfähigkeit auf Unternehmensanleihen, der aus einem am 23.4. veröffentlichten Bericht von Standard & Poor`s hervorgeht. Im 1. Quartal waren 48 Großunternehmen Unternehmensbonds in Höhe von insgesamt 37 Mrd.$ nicht einlösen. Das ist innerhalb von drei Monaten bald schon so viel wie im gesamten letzten Jahr (42,3 Mrd.$). Von den 48 Unternehmen kamen 41 aus den USA, darunter die beiden kalifornischen Versorgungsbetriebe PG&E und Southern California Edison sowie zahlreiche Telekom-, Nahrungsmittel- und Kaufhauskonzerne.

      Aus dem S&P-Bericht geht auch hervor, daß Großunternehmen aus aller Welt angesichts der üblen Lage an den Aktienmärkten und der Überlastung des Bankensektors mit Krediten jetzt die Bondmärkte mit ihren Unternehmensanleihen überfluten, obwohl sie immer höhere Renditen anbieten müssen. Die Bondemissionen amerikanischer Unternehmen schossen im 1. Quartal auf 150 Mrd.$ in die Höhe, 270% höher als im Vorjahr. US-Banken bleiben auch auf immer mehr faulen Unternehmenskrediten sitzen

      Schönes Wochenende noch Allen!
      Avatar
      schrieb am 06.05.01 14:52:15
      Beitrag Nr. 219 ()
      Hallo,
      Hier mal einige Fakten aus den USA:

      Zuerst muß man berücksichtigen, daß der Verteidigungsetat, der im amerikanischen Haushalt der größte Ausgabeposten ist, nicht nur die laufenden normalen Kosten enthält, sondern auch die Riesensummen, die in die High-Tech-Inustrie wandern. Da steckt man Milliarden hinein, im Gegensatz zu Europa, wo diese Investitionen nicht über den Verteidigungshaushalt, sondern durch seperate Subventionen an die Inustrie finanziert werden.
      Des weiteren existiert in den USA, im Gegensatz zu den europäischen Staaten, keine Mehrwertsteuer!! Eine Mehrwertsteuer von 5 Prozent würde mit einem Schlag das gesamte Haushaltsdefizit neutralisieren.
      Auch die Verschuldung des amerikanischen Staates ist relativ nicht größer als die der Bundesrepublik - nämlich ca. 50 Prozent des Bruttosozialprodukts. Für Deutschland muß man sogar noch die Rentenverpflichtungen hinzurechnen (die es in den USA nicht gibt), die ja eigentlich eine versteckte Verschuldung darstellen, aber nicht als solche bezeichnet werden. Dieses >Rentenloch< wird von den wahren Auskennern auf 8 Billionen Mark geschätzt!! Also 8000 Milliarden Mark Schulden, die nirgendwo bilanziert sind!

      Na, merkt Ihr langsam, warum der Dollar nicht fallen will und die USA uns immer voraus sein werden?
      Wer kennt den Spruch von Alan Greenspan :"Wir haben nicht die Absicht, die Party zu beenden." Bei uns ist dieser Spruch undenkbar!

      Die monetäre Situation: Eine geringe Erhöhung der Geldmenge in Amerika, und schon ist Europa mit Geld überschwemmt; die kleinste Geldknappheit in den USA verursacht bereits eine gefährliche Deflation in der Alten Welt. An dieser für Europa gefährlichen Situation ist leider nichts zu ändern.

      Leider fördert man auch auf diesem Board mit verdrehten Zahlen und ihren absonderlichen Interpretationen den Antiamerikanismus. Jeder meckert über das amerikanische Handelsbilanzdefizit, obwohl es jahrelang die Muttermilch für die gesamte Weltwirtschaft war.

      Zuletzt noch die Mentalität:
      Jedes amerikanische Baby denkt schon in der Wiege an seine zukünftigen Investitionen, während jeder deutsche Säugling bereits an seine zukünftige Rente denkt!

      Ich persönlich besitze keine einzige deutsche o.europäische Aktie und so wird es auch bleiben. Das sagt mir mein Gefühl, mein Herz und mein Verstand.

      Grüßend
      long rider
      Avatar
      schrieb am 07.05.01 01:45:31
      Beitrag Nr. 220 ()
      @ future-investor, long rider

      hallo zusammen! Ich glaube, Ihr postet zum ersten Mal hier im Thread - und habt gleich mal interessante Beiträge hier reingestellt.

      Ich würde gerne noch ein bisschen näher da drauf eingehen - aber unter anderem im Hinblick auf die fortgeschrittene Zeit muss ich das jetzt etwas verschieben.

      Allerdings muss ich dann doch noch kurz einen Text von Dr. Jens Erhardt hier posten - der voll in die Kerbe schlägt. Das mit dem Märchen von des "Kaisers neuen Kleidern" geht mir nämlich auch schon seit geraumer Zeit durch den Kopf (und, long rider, es ist halt mal doch wieder was Amerika-Kritisches - aber dazu später mehr...)


      Potemkinsche Dörfer, Kettenbriefsysteme und das Märchen von des Kaisers neuen Kleidern

      Die Kommunikations-, Medien- und Informationsgesellschaft beschäftigt inzwischen in einigen Ländern schon fast 80% der Arbeitnehmer bei nur noch 20% im wirklichen Produktionsgewerbe, wo reale Güter geschaffen werden. Während es früher relativ einfach war, zu messen, wie groß eine Volkswirtschaft ist, wie stark sie wächst, wie hoch ihre Produktivität ist und wie hoch z.B. die Inflationsrate ist, oder auch, wie hoch der Gewinn pro Aktie einer Aktiengesellschaft ist, so sind solche Zahlen heute oft Gegenstand von Manipulationen. Schon Bismarck sagte, dass "Statistik eine Hure" sei.

      Früher maß man die volkswirtschaftliche Leistung im wesentlichen durch eine Addition der volkswirtschaftlichen Umsätze bei Produktion und Dienstleistungen. Die Amerikaner kamen vor 10 Jahren auf die Idee, dass die Leistungen der "New Economy" (neuen Wirtschaft) anders - höher - zu bewerten wären. Ein Computer würde durch eine Verbesserung der Leistungen (schnellere Prozessoren, höhere Speicher-Kapazität) mehr reales volkswirtschaftliches Wachstum darstellen, als die Preisentwicklung solcher Gegenstände widerspiegeln würde. Steigt der Preis eines New-Ecomomy-Gutes sehen amerikanische Statistiker vereinfacht gesagt eine Steigerung der realen Produktion (mehr Gut für mehr Geld), während die traditionelle Rechnungslegung inflationäre Tendenzen (gleiches Gut für mehr Geld) erkennt. Innerhalb von 10 Jahren hat sich durch den kumulativen Effekt (vergleichbar mit einer Zinseszinsentwicklung) infolge der jährlichen Heraufsetzung der Leistungen für elektronische Produkte hier ein Schein-Wachstum aufgebaut, das die wirtschaftliche Entwicklung im Vergleich zur traditionellen volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung stark nach oben verzerrt.

      Besonders die USA und hier wiederum die NASDAQ-Aktienbörse haben mit überhöht ausgewiesenen Wachstumszahlen erhebliches ausländisches Kapital in dreistelliger Milliarden-Dollar-Höhe angelockt. Inzwischen wird das amerikanische Wirtschaftswachstum wahrscheinlich schon zu rund einem Drittel durch diese Methoden zu hoch ausgewiesen. Neben der hedonischen Preisindex-Erfassung sind es aber auch andere Bilanzierungstricks, die das amerikanische Wirtschaftswachstum zu hoch erscheinen lassen. So werden z.B. Software-Ausgaben, die in Europa zügig abgeschrieben werden, langfristig in den Bilanzen aktiviert, was ebenfalls zu einem im Vergleich zu Europa zu hohen Wirtschaftswachstumsausweis führt. In der sogenannten "Old Economy", also der normalen Wirtschaft ohne Computer und Internet, war die US-Wirtschaft zuletzt um mindestens 2,5% gegenüber Vorjahr rückläufig. Das überall als weltweit höchstes Wachstum propagierte Wirtschaftswachstum fand also ausschließlich in der "New Economy" statt, wo die Zahlen "hedonisch" aufgebläht werden. Wie sich die US-Wirtschaft tatsächlich entwickelt, zeigt das reale disponible Einkommen der Amerikaner. Dieses betrug bereinigt um Sonderfaktoren seit Juni 2000 praktisch Null. Deutlich stiegen dagegen die Lagerbestände, die das Wirtschaftswachstum in Zukunft drücken werden.

      Aber auch die [/b]Gewinnzahlen pro Aktie werden inzwischen besonders in den USA[/b] kräftig nach oben manipuliert. Dies fängt an bei erheblichen Aktienrückkäufen auf Kredit bei vielen Aktiengesellschaften. Solche auf Schulden getätigten Käufe eigener Aktien (die übrigens nach der Weltwirtschaftskrise 1929/32 international verboten wurden, weil sie einer der Hauptgründe für den Börsenkrach 1929/32 waren), führen zwar zu einer Verbesserung der Gewinne pro Aktie (weil es weniger Aktien gibt, durch die der Gewinn geteilt wird), andererseits erhöhen sich aber die Schulden der Unternehmen erheblich. Die amerikanische Unternehmensverschuldung bezogen auf den Buchwert der Anlagen liegt heute auf einem historischen Höchststand. Aber auch die Ausgabe von Aktienoptionen an Mitarbeiter einerseits und die Zahlung von unterdurchschnittlichen Gehältern andererseits, führt zu einer ungebührlichen Übersteigerung amerikanischer Unternehmensgewinne, da die Personalkosten für Mitarbeiter dadurch zu niedrig ausgewiesen werden.

      Der Börsenboom hat weiterhin dazu geführt, dass die amerikanischen Pensionskassen keine Zuführungen mehr zu Lasten des Unternehmensgewinns vornahmen, sondern einfach die Börsenhausse als solches für die Steigerung des Pensionsvermögens "arbeiten" ließen. Sobald die Börsenhausse weniger stürmisch verläuft als in den letzten 5 Jahren, müssen die Unternehmen wieder hohe Zuführungen an die Pensionskassen vornehmen, was die Unternehmensgewinne schmälert. Da genauso gut - längerfristig - Jahre mit rückläufigen Börsen realistisch sind wie Jahre mit Kurssteigerungen, wäre bei ordnungsgemäßer Bilanzierung bzw. Gewinnermittlung eigentlich immer eine Zuführung zu den Pensionskassen notwendig, um langfristig den Ausgleich zwischen Hausse und Baisse am Aktienmarkt zu schaffen. Bei der Manipulation der Unternehmenszahlen gehen einige Unternehmen - besonders bei den jungen Wachstumswerten, die noch keine Gewinne machen - sogar weiter und manipulieren die Umsätze der Unternehmen, indem Beträge von der Muttergesellschaft an ausländische Tochtergesellschaften überwiesen werden und zurück. Auch sogenannte Ring-Umsätze sind bei einer ganzen Reihe von Unternehmen entdeckt worden, die je nach Bedarf Umsätze und Gewinne im Ringtausch zwischen drei oder vier Unternehmen herumreichen. Besonders wenn die Eigentümer von jungen Unternehmen, die gerade an die Börse gekommen sind, ihre Aktien verkaufen wollen und dafür hohe Kurse benötigen, werden manchmal in solchen Ringtausch-Manövern vorübergehend hohe Umsätze und - wenn möglich, was bei jungen Unternehmen nicht immer der Fall ist - auch Gewinne herumgeschoben.

      Manipulationen beginnen also auf volkswirtschaftlicher Basis und hören bei Einzelunternehmen auf. Obwohl viele Volkswirte sich dieser Manipulationen bewusst sind und eigentlich über dem Märchen von des Kaisers neuen Kleidern irgendwann gemäß den tatsächlichen Zahlen handeln müssten, hat man sich doch an entsprechende Trugbilder gewöhnt, und die Zeitungen veröffentlichen kommentarlos die hohen amerikanischen Wachstums- und Produktivitätszahlen, als wenn sie wirklich mit anderen Ländern vergleichbar wären. Solange die USA aber insgesamt mit etwa 1.900 Mrd. $ im Ausland verschuldet sind (diese Summe wächst jährlich um über 400 Mrd. $), ist es notwendig, dass zum Ausgleich der Währungsströme täglich Ausländer für mindestens 1,5 Mrd. $ Aktien und Anleihen kaufen, um die überhöhten Warenimporte der Amerikaner aus dem Ausland wieder auszugleichen. Die USA brauchen also eine statistisch geschönte Wirtschaft, um ausländisches Kapital anzulocken. Würde dieses ausbleiben, wäre es für die US-Wirtschaft, den US-Anleihe- und Aktienmarkt, aber auch für den Dollar ein extremer Negativ-Faktor.

      Was im Großen gilt, gilt für die Unternehmen im Kleinen auf betriebswirtschaftlicher Ebene. Amerikas Favoriten-Wachstumsaktie Cisco z.B. wies im letzten Jahr einen Gewinnanstieg von 29 auf 36 Cents pro Aktie aus. Der amerikanische Wirtschaftsfachmann James Grant bereinigte diesen Gewinnanstieg um sämtliche Sonderfaktoren, wie sie oben genannt wurden, und kam zu dem Ergebnis, dass der Gewinn pro Aktie in diesem Zeitraum überhaupt nicht stieg (Quelle "Economist", 21.10.2000, Seite 98). Solche Zahlen zeigen, wie stark US-Wachstumsaktien - trotz 40% Baisse seit Frühjahr - heute immer noch sind, wenn man die wahren Zahlen berücksichtigt. Auch vor dem Hintergrund künstlich nach oben getriebener Gewinne sind die Aktien heute, bezogen auf das Kurs/Gewinn-Verhältnis, so überteuert wie nie zuvor in der Börsengeschichte. Da Amerikaner inzwischen - auch mit dem höchsten Schuldenberg der Geschichte - so kopflastig in Aktien investiert sind wie nie zuvor, wäre eine Börsenbaisse ein nationales Problem und muss aus dieser Sicht um jeden Preis verhindert werden - auch mit geschönten Statistiken. In der Vergangenheit ist die Wahrheit am Schluss allerdings (auch wie im Märchen von des Kaisers neuen Kleidern oder wie bei jedem Kettenbrief-System) immer ans Licht gekommen.

      Dr. Jens Ehrhardt, 30.11.2000

      Das Original steht unter URL http://nachrichten.boerse.de/anzeige_kolumne.php3?id=20186
      Avatar
      schrieb am 07.05.01 07:25:02
      Beitrag Nr. 221 ()
      @ long rider

      Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen.

      Einziger Widerspruch: Es gibt in den USA eine Mehrwertsteuer (value added tax). Die wird von den Bundesstaaten kassiert und liegt je nach Staat so zwischen 5 und 9%, wenn ich mich nicht irre.

      @ gieristnichtgut

      Ich arbeite gerade an einer ausfuehrlichen Antwort. Die werde ich demnaechst posten.

      Also, bis die Tage,

      Euer Bundeskanzler a.D. Helmut K.
      Avatar
      schrieb am 07.05.01 12:36:48
      Beitrag Nr. 222 ()
      @ long rider


      Mein Interesse an diese Geschichte ist sicherlich nicht
      ein Hass auf die USA, sondern vielmehr das Interesse
      an der wachsenden Gefahr einer Inflation aus dieser Richtung.

      Auch die Aussage, das bei uns die Zahlen noch schlechter sind,
      mögen zwar richtig sein,
      aber nur, weil es anderswo auch schlecht ist,
      brauchen wir nicht mehr darüber diskutieren?


      und eines ist klar.
      Die USA sind mit ihrem Dollar-Bubble schuld,
      wenn weltweit die Inflation anzieht.

      Sittin...
      Avatar
      schrieb am 07.05.01 12:41:23
      Beitrag Nr. 223 ()
      @sittin bull

      Da hast Du mir die Worte aus dem Mund genommen;)

      schließe mich also an

      Schließer
      Avatar
      schrieb am 07.05.01 13:26:12
      Beitrag Nr. 224 ()
      @longrider

      > Auch die Verschuldung des amerikanischen Staates ist relativ nicht größer als die der Bundesrepublik
      Interessant ist das Wachstum der Gesamtverschuldung der Ami-Wirtschaft.
      (öffentliche, unternehemerische, private Schulden). Diese sind in den
      Boomjahren weit schneller gestiegen als das BSP. Damit hatten wir
      schuldenfinaziertes Wachstum. Das hat mit erhöhter "Produktivität" und
      gesteigerter "Effizienz" wenig zu tun. Die sollte sich bemerkbar machen,
      wenn das Verschuldungswachstum auf ein normales Mass zurückgefahren wird.
      Hoffen wir, dass das Geld gut investiert wurde.

      > Für Deutschland ...
      Kein glückliches Beispiel. Der frühere Regierungschef, der ja
      wie ein Oberhaupt einer gestürzten Diktatur aus dem Amt schied (Vernichtung
      von Tonnen von Regierungsakten bezüglich brisanter Affären [Leuna])
      war hinsichtlich solider Finanzierung nicht gerade der Mann, bei dem es was lernen gab.
      Nach mir die SF als Prinzip.

      > Jedes amerikanische Baby denkt schon in der Wiege an seine zukünftigen Investitionen
      Aber wenn es erwachsen ist, gibt es mehr Geld aus als es einnimmt. (Negative Sparquote)

      > Wer kennt den Spruch von Alan Greenspan :"Wir haben nicht die Absicht, die Party zu beenden"
      Die Party wird durch ganz normale, immer wiederkehrende Makrozyklen beendet werden.
      An diesen Schwankungen kann keine Zinsrate und keine Notenpresse viel ändern.

      > Ich persönlich besitze keine einzige deutsche o.europäische Aktie
      Dein Gefühl, Dein Herz und Dein Verstand lässt Dich an hübschen Perlen vorbeigehen.


      @gieristnichtgut

      Ich erachte schon lange Kurs-Umsatz-Verhältnisse als ein
      besserer Bewertungsmasstab als die Gewinne.
      Interessanterweise werden auch diese Zahlen von
      nicht wenigen Firmen kräftig manipuliert. (Verrechungen
      von Mehrjahres-Serviceverträgen in einem Quartal und ähnlicher Unsinnn)

      Der $2.5-Mia-Abschreiber von Cisco auf den Lagerbeständen
      finde ich noch immer am dollsten. An sich müssten das jetzt
      wertlose Dinge sein. Bis jetzt weiss ich von keiner Schätzung,
      auf wieviele Kubikmeter Routers, Switches und weissichwas
      sich das alles belaufen würde. Schiffsladungen von Sondermüll!

      Ich wette, bald werden die einem einzigen Quartal "auf null" abgeschriebenen
      Bestände wieder helfen, zusätzliche "Gewinne" auszuweisen und
      "starkes" Gewinnwachstum dokumentieren.


      Coubert
      Avatar
      schrieb am 07.05.01 15:40:01
      Beitrag Nr. 225 ()
      wg. hedonistischem Index

      aus:

      Thema: Chambers: Wirtschaftskrise in den USA weitet sich aus
      http://www.wallstreet-online.de/ws/community/board/thread.ph…


      " ... und vielfach herrsche mittlerweile das Gefühl vor, dass die neue
      Technik das Leben nicht nur einfacher mache, sondern immer öfter verkompliziere."


      Trotzdem rechnen wir die vermehrte Technik als preisdämpfend.
      Ein trotziges Jawoll!

      "Kann sein, dass es sich in Wahrheit nicht so verhält.
      Aber es sollte sich so verhalten"
      In Abwandlung Judge Roy Bean.


      Coubert
      Avatar
      schrieb am 07.05.01 15:40:04
      Beitrag Nr. 226 ()
      wg. hedonistischem Index

      aus:

      Thema: Chambers: Wirtschaftskrise in den USA weitet sich aus
      http://www.wallstreet-online.de/ws/community/board/thread.ph…


      " ... und vielfach herrsche mittlerweile das Gefühl vor, dass die neue
      Technik das Leben nicht nur einfacher mache, sondern immer öfter verkompliziere."


      Trotzdem rechnen wir die vermehrte Technik als preisdämpfend.
      Ein trotziges Jawoll!

      "Kann sein, dass es sich in Wahrheit nicht so verhält.
      Aber es sollte sich so verhalten"
      In Abwandlung Judge Roy Bean.


      Coubert
      Avatar
      schrieb am 07.05.01 17:53:33
      Beitrag Nr. 227 ()
      bin eben darüber gestolpert.

      frei nach Roberto Blanco "Ein bischen Spass muss sein"...:)
      ( bitte auch die "Werbebanner" beachten!)

      http://members.home.net/goldandsilver/joke.htm
      Avatar
      schrieb am 07.05.01 22:10:14
      Beitrag Nr. 228 ()
      Die Warnsignale mehren sich:


      USA: Verbraucher-Verschuldung wächst so langsam wie seit 18
      Monaten nicht mehr


      Zum Handelsende rutschen die US-Märkte doch noch etwas deutlicher ins
      Minus. Vor allem die Nasdaq gibt ab, nachdem ein Konjunkturbericht zeigt, dass
      die US-Bürger im März nicht einmal halb soviel Schulden machten wie noch im
      Februar. Das ist keine gute Nachricht für eine Wirtschaft, die zu zwei Dritteln vom
      Konsum getragen wird.
      Autor: Björn Junker, 22:01 07.05.01



      Der AG drängt allen Dollars auf,
      und keiner willse haben?


      So was...


      Inflationäre Grüße!
      Sittin...:rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 07.05.01 22:49:03
      Beitrag Nr. 229 ()
      Die Warnsignale mehren sich:
      USA: Verbraucher-Verschuldung wächst so langsam wie seit 18
      Monaten nicht mehr


      Ohne arrogant zu sein: Der Kommentar von Sittin ist doch wohl wirklich daneben. Hier wird ueber die Verschuldungsmaschine diskutiert, aber wenn sich die Amerikaner weniger verschulden, dann ist es auch nicht gut. Egal was in den USA passiert, den Crash-Propheten und Amerika-Hassern in diesem Forum kann man es wohl nie recht machen.
      Avatar
      schrieb am 07.05.01 23:46:39
      Beitrag Nr. 230 ()
      @ Helmut

      Du verstehst nicht was das bedeuted:

      Der Verbraucher kriegt jetzt Angst und nimmt weniger Kredite
      -glaubst du das jetzt die Amis auf Ihr Erspartes zurückgreifen?
      oje,das geht ja gar nicht weil die Sparquote erstmalig seit Jahrzehnten negativ ist!
      Ah aber Sie haben ja viel in Aktien investiert-also verkaufen Sie mal schnell Ihre Dow Aktien weil die Nasdaq Aktien sind ja nichts mehr wert.

      Fazit:der Teufelkreis-sinkende Kurse -sinkende Gewinne-sinkende Einkommen-Schlechtere Wirtschaft wird weitergehen.

      Aber das willst du jetzt sicher wieder nicht hören weil die USA ja das gelobte Wirtschaftsland sind.

      keine Wirtschaftsmacht hält ewig!
      Avatar
      schrieb am 08.05.01 00:53:20
      Beitrag Nr. 231 ()
      @Helmut_Kohl
      als ich das vorhin las, habe ich nat. das gleiche gedacht. Es ist im Sinne des Titels auch tatsächlich paradox.
      In einem anderen Sinn nicht. Denke zwar nicht, daß man Dir damit etwas Neues sagt: Falls aber die Tatsache zutrifft, daß 2/3 der US-Konjunktur von Konsumentenausgaben abhängen und außerdem, daß in der jetzigen Lage Konsumentenkredite einen Rückschluß auf die Investitionsfreude dieses Bereichs zulassen, kommt man schon zu dem Schluß, daß auch ein an sich sinnvolles Verhalten in bestimmten Umständen eher kontraproduktiv ist. Vergleichbar vielleicht, wenn man beim Ausbruch einer Epidemie erstmal über Maßnahmen zur Senkung der Gesundheitskosten diskutieren würde.

      mfg
      Avatar
      schrieb am 08.05.01 05:24:29
      Beitrag Nr. 232 ()
      @ gieristnichtgut

      wenn damit nicht die Statistik für die Propaganda missbraucht werden würde (was ich jetzt der Deutschen Bundesbank nicht unterstelle - du etwa

      Ich glaube weder Bundesbank noch Fed haben Propaganda noetig. Wer etwas anderes behauptet klingt schon ziemlich Verschwoerungs-Theoretiker, meinst Du nicht?
      Fakt ist, dass auch in Deutschland quality-adjustment betrieben wird. Beispiel, 1999 wurden 100 Fernseher vom Typ XYZ 1000 produziert, Wert 1000 Mark jeweils, 2000 wurden 110 Fernseher vom Nachfolgemodell XYZ 2000 produziert, Preis 1050 Mark jeweils. Wenn ich jetzt BSP in Preisen von 1999 berechnen will, dann muss ich schaetzen wieviel das Modell XYZ 2000 (das 1999 noch gar nicht auf dem Markt war) im Jahr 1999 gekostet haette. Sicherlich viel mehr als der XYZ 1000. Implizit wird hier auch ein quality-adjustment betrieben.
      Da ja die Bundesbank jetzt ohnehin nichts mehr zu tun hat (kleiner Scherz ;)), sollen mir die Leute aus der Forschungsabteilung doch mal ausrechnen wie gross der Unterschied denn sein kann.

      Denn es kann dir doch nicht egal sein, wenn die größte Volkswirtschaft der Welt ihre wichtigsten Daten mit Methoden erfasst, die sich von denen der anderen Nationen gravierend unterscheiden

      Wie gesagt, quality adjustment wird ueberall betrieben. Und wenn die USA, weltweites Zentrum der oekonomischen Forschung, eine neue Methode verwenden, dann waere es vielleicht mal fuer Europa an der Zeit die Berechnungsmethoden der 60er Jahre zu den Akten zu legen. Nur so ein Vorschlag.

      zeigen doch unter anderem Greenspans Börsenlenkungsversuche

      Greenspan lenkt nicht die Boerse. Der Fed geht es um die US Wirtschaft. Die ist sicherlich mit der Boerse korreliert.

      . Warum lässt er denn nicht die Märkte frei entscheiden? Ist doch das große Dogma, oder?

      Wie koennen die Maerkte ueber die Fed funds rate entscheiden? Auch wenn ich ultra-liberal bin, sehe ich doch ein, dass Zentralbank-Politik von einer Zentralbank betrieben werden muss.

      Konjunktur vs. Wachstum:

      Wachstum = prozentuale Veraenderung des BSP.
      Nominales Wachstum = -1 + nominales BSP in t+1 / nominales BSP in t
      Reales Wachstum = -1 + (BSP in t+1 in Preisen von t) / (BSP in t in Preisen von t)

      Konjunktur: Konjunktur ist die Auslastung eines bestehenden Produktionspotenzials. Besser haette ich es nicht sagen koennen.

      Konsum: Wert der Gueter, die von Haushalten verbraucht werden (z.B. Lebensmittel), und langlebige Gueter, die von Haushalten verwendet werden und nicht zur Produktion von Guetern und Dienstleistungen eingesetzt werden (z.B. Waschmaschine, die privat genutzt wird).

      Was ist der Zusammenhang dieser Groessen? Nun, Volkswirte denken in Modellen. Ich denke in Modellen, die man Business Cycle Models nennt (business cycle = Konjunktur). Herz der BC ist Produktion. In der Produktion werden Produktionsfaktoren (Arbeit, Kapital) zu Output verarbeitet. Total factor productivity (TFP) bestimmt, wie produktiv die Faktoren eingesetzt werden koennen. Diese TFP steigt im Schnitt jedes Jahr z.B. durch technischen Fortschritt.

      Wachstum kann also durch folgende Ursachen entstehen: Mehr Input-Faktoren oder hoehere TFP. Mehr Kapital pro Arbeiter (also Investitionen) erhoeht zukuenftiges BSP. Aber auch stark steigende TFP (zum Beispiel durch Adaption neuer Technologien) steigert BSP.

      Schwankungen in den Steigerungen der TFP verursachen nun Konjunktur-Zyklen. Wenn Produktivitaet stark ansteigt (so wie in den spaeten 1990ern in Europa und den USA), dann beobachten wir starkes Wachstum und auch gesunde Konjunktur: Nicht nur wird wegen der hohen Produktivitaet Arbeit stark nachgefragt (niedrige AL-Quote) sondern Kapital arbeitet produktiv und nahe an der Kapazitaetsgrenze, sodass Investitionen steigen. Konsum steigt natuerlich auch, weil der durchschnittliche Verbraucher mehr verdient (Loehne steigen, Aktien steigen).

      Man sieht: Konsum an sich hat keinen Einfluss auf Wachstum oder Konjunktur: Es sind die Produktivitaets-Schocks, die Output steigen lassen. Hoeherer Output verursacht dann hoeheren Konsum und nicht umgekehrt. Konjunktur ist dann gewissermassen die Moment-Aufnahme dieser Oekonomie. Ob Haushalte nun zwischen Konsum und Investition hin und herdisponieren aendert am gegenwaertigen Output nichts. Ob nun der Haushalt einen neuen Mercedes fuer 200000 Mark kauft, oder das Geld zur Bank bringt (die das Geld dann weiterverleiht, so dass eine Firma letztlich fuer die 200000 Mark eine Maschine kauft) aendert am gesamtwirtschaftlichen Bild rein gar nichts.

      Zudem wäre ich mal höchst interessiert an deiner Variante von unserem kleinen Gedankenspiel, das ja da lautet: der Dow Jones sackt auf 6000 Punkte - was passiert dann? Wie lautet deine Version eines solchen Szenarios, Helmut

      Nun der Dow Jones ist leider nur ein Durchschnitt, der nicht nach Market Capitalization gewichtet ist. Nehmen wir doch den S&P500 oder den Russel 2000.
      Was passiert, wenn diese beiden Indizes um rund 40-50% in den Keller gehen? Nun ich kann Dir in zwei Worten exakt beschreiben, was passiert: gar nichts
      Sollten die Indizes soweit runtersacken, dann bedeutet das naemlich, dass irgendein Desaster bereits passiert ist . Sollte die Wirtschaft den Bach runter gehen, dann reisst das den Aktienmarkt mit sich. Nicht umgekehrt.

      Thema: Chambers: Wirtschaftskrise in den USA weitet sich aus

      Ahhh, der grosse Sachverstaendige Chambers! War das nicht der nette Herr, der noch drei Wochen vor der Gewinnwarnung gesagt hat, es sei alles in Ordnung mit seiner Firma. Warum fragen wir hier nicht auch noch die Brueder Haffa zur Lage der Nation. :D:D:D
      Avatar
      schrieb am 08.05.01 09:24:14
      Beitrag Nr. 233 ()
      @ Helmut!

      Also erst einmal: Danke für diesen neuen Diskussionsanstoß.

      Übrigens:
      Dein Nickname scheinst du ja sehr bedacht gewählt zu haben,
      denn du hast von der US-Wirtschaft ungefähr den gleichen
      Blickwinkel wie der Original-Helmut im Rückblick auf seine Regierungszeit.

      Nächstes Thema:
      Ist ja nett wenn du mir bei jeden meiner Postings sämtlichen wirtschaftlichen
      Sachverstand absprichst.

      Nur: Dieser Kommentar war von WO.

      OK, ich habe nicht VWL studiert, aber ich habe zu Leuten,
      die sich nicht mit Un-Studierten abgeben,
      ein besonders aufbaufähiges Verhältnis.

      Ich liebe nämlich Arroganz!

      Zum wirtschaftlichen:

      Na klar ist der Titel des Threads " Die amerikanische Verschuldungsmaschine"
      Das Problem ist ja auch, daß das langjährige Wachstum
      größtenteils schuldenfinanziert war.

      Nur jetzt beginnen die Verbraucher, vernünftig zu handeln.
      ( wie es eigentlich immer unterstellt wird )

      Das bedeutet: entschulden und sparen.

      Gründe dafür gibt es ja auch genug:

      höhere Inflation,
      sinkende Börsenkurse-Margin-Calls,
      Angst vor Arbeitslosigkeit

      Kannst du mir noch mal begreiflich machen,
      wie es nun schnell mit der US-Wirtschaft nach oben gehen kann?


      Am besten in einer Wirkungskette, so wie mein alter VWL-Lehrer es liebte.


      Vielen Dank im Voraus....


      Sittin...
      Avatar
      schrieb am 08.05.01 17:40:02
      Beitrag Nr. 234 ()


      Nur so als Anregung. Nennt man das Verschuldungsmaschine?
      Avatar
      schrieb am 08.05.01 18:02:18
      Beitrag Nr. 235 ()
      @sitting bull:
      mal ein relativ einfach nachvollziehbares beispiel:
      du hast (sage ich mal) 200.000.- schulden auf dem haus. sinken nun die zinsen um 2 % so sind dies netto 4.000 die du mehr für den konsum hast. ziel kann nicht sein, daß neue schulden für die zinszahlungen aufgenommen werden, sondern daß die persönlichen belastungen runtergehen. dies gilt ebenso für unternehmen und für die staatshaushalte.

      mit dieser politik und einer hohen eigenkapitalquote der unternehmen fährt übrigens die schweiz seit jahrzehnten hervorragend.

      viele grüße
      gourmet
      Avatar
      schrieb am 08.05.01 18:52:04
      Beitrag Nr. 236 ()
      Bitte bitte, darf ich mir ein Schaubild wünschen?

      Am liebsten Geldmenge im Verhältnis
      zu realen BIP.

      Oder Geldmenge im Verhältnis zu Sachwerten?

      So was vielleicht?
      Avatar
      schrieb am 08.05.01 19:40:58
      Beitrag Nr. 237 ()


      @sittin

      Und...? Was sagt uns dieses Schaubild? Falls Du irgendwelche typischen Symptome einer "Verschuldungsmaschine" siehst, lass es mich wissen.

      Helmut
      Avatar
      schrieb am 08.05.01 20:12:53
      Beitrag Nr. 238 ()
      Das ist ja unglaublich!

      So sehr ist die Geldmenge M2 geschrumpft?

      Wieso eigentlich M2 und nicht M3,
      das überall maßgebend ist?

      Und bitte:

      Da du die Ahnung hast, was deine Kurven bedeuten,
      bitte ich dich auch um eine genaus Erklärung,

      und nicht, friß oder stirb...


      Sittin....
      Avatar
      schrieb am 08.05.01 21:12:21
      Beitrag Nr. 239 ()
      So sehr ist die Geldmenge M2 geschrumpft?

      M2 ist nicht geschrumpft. M2 ist nur langsamer gewachsen als die anderen Groessen.

      Wieso eigentlich M2 und nicht M3, das überall maßgebend ist?

      In Amerika ist M2 massgeblich. M3 enthaelt Groessen, die ich ehrlich gesagt nicht mehr Geld nennen moechte.

      Da du die Ahnung hast, was deine Kurven bedeuten,
      bitte ich dich auch um eine genaus Erklärung,

      und nicht, friß oder stirb...


      Eigentlich schulde ich Dir ueberhaupt keine Erklaerung. Du hast ja vorgeschlagen die Schaubilder zu erstellen, auch wenn ich ehrlich gesagt nicht wirklich verstehe wie man damit zeigen oder widerlegen kann, dass die USA eine Verschuldungsmaschine sind. In diesem Sinne benutzt Du also auch die Methode "Friss oder Stirb".

      Die Geldmenge ist im Vergleich zu anderen nominalen Groessen langsam gewachsen. Insbesondere in den 90er Jahren ist das BSP und das Vermoegen der Amerikaner deutlich gewachsen. Das ganze ist aber ohne Inflation von statten gegangen. Sieht meiner Meinung nach so aus als haette die Fed in diesem Zeitraum eine vergleichsweise restriktive Geldpolitik betrieben.

      Andere Faktoren: Substitution und hoehere Umlaufgeschwindigkeit.
      Avatar
      schrieb am 09.05.01 01:46:44
      Beitrag Nr. 240 ()
      Hi, wow, Ihr wart ja tüchtig an der Arbeit hier...

      @ helmut_kohl

      clevere Charts. Selbstgemacht?

      Aber wo wir gerade im "Werf-mich-zu-mit-Charts-Spiel" sind. Für sich betrachtet sieht die Verschuldung natürlich wesentlich eindrucksvoller aus:






      Und der Dow Jones kletterte fast Hand in Hand mit der Verschuldung auf seine schwindelerregende Höhe:







      Das viele Geld muss natürlich irgendwo herkommen. Hier mal das historische Wachstum der Geldmenge M3 in den USA (ich nehme M3, weil ja selbst Meister Greenspan meint, dass es zurzeit nichts Besseres gebe, was die Geldmenge einigermaßen treffsicher beschreibe - außerdem sieht der Chart von M2 ja nicht so unterschiedlich aus...)






      Jetzt noch mal davon ausgegangen, dass die Berechnung der US-Wirtschaftsdaten wirklich nicht europäischen Standards entspricht und das Wachstum mal ein Drittel zu hoch angesetzt wird - dann bekommen wir gleich mal ein anderes Bild.


      Denn dass an dieser These was dran ist, ist mittlerweile nicht mehr von der Hand zu weisen. Die „Financial Times“ brachte dazu beispielsweise am 26. April einen Bericht:

      Some people suspect that the different ways in which computer prices are measured mean that even differences in countries` growth rates could be statistical illusion rather than reality.

      Siehe URL: http://globalarchive.ft.com/globalarchive/articles.html?id=0…. Demnach arbeitet zurzeit die OECD an einem Bericht, der die Schwierigkeiten von Wachstumsvergleichen beleuchten soll. Vielleicht erfahren wir dabei nährere Details...



      Denn verglichen werden muss nun mal - ob sich jetzt die Europäer nach US-Vorbild liften oder umgekehrt die USA Schwächen zugeben. Dass die Bundesbank ebenfalls im geringen Umfang quality adjustment-Methoden anwendet, mag sein - aber der Bundesbank-Bericht vom August vergangenen Jahres (der hier schon gepostet wurde), spricht explizit von deutlichen Unterschieden.

      Natürlich bin ich, wie ich schon mehrfach erwähnt habe, in diesem Zusammenhang gegen Verschwörungstheorien. Es ist eben nur so - die hohe Abhängigkeit der USA von ausländischem Kapital und die, sagen wir, außergewöhnlichen statistischen Methoden – da ist es eben naheliegend zu sagen, eins und eins gibt zwei (oder sagen wir vier, „hedonisch“ gerechnet?)



      Zu meiner Kritik an der staatlichen Einflußnahme auf die Börse - natürlich meinte ich nicht, dass die Aufgaben einer Notenbank von freien Märkten übernommen werden sollten. (Oder ist das vielleicht am Ende wieder einmal eines der „gewünschten Missverständnisse“? ) Nein - ich meinte natürlich, dass die Fed, wenn sie neoliberale Lehre ernst nimmt, die Märkte frei entscheiden lassen müsste, welcher Wert amerikanischen Firmen zugemessen wird. Das ist der Fed aber natürlich überhaupt nicht egal - und mit der Zinspolitik wird versucht, die Bewertung möglichst hoch zu halten.


      Das ist unter anderem eines der Argumente, das meiner Meinung nach dafür spricht, dass wir es in den USA mit einem wirklich seltsamen Phänomen zu tun haben. Denn es gibt wirklich Gründe zur Vermutung, dass in den vergangenen Jahren in den USA entgegen allen Lehrbuchmeinungen die Börse die Wirtschaft zog, und nicht umgekehrt . Mit dieser Vermutung bin ich nicht allein - entsprechende Artikel standen zum Beispiel schon wiederholt im Spiegel, unter anderem stammt auch das Zitat im vorigen Satz daraus.

      Deshalb könnte es sein, dass ein weiter gehender Börseneinbruch der Schlüssel zum Abstieg ist. Es könnte auch sein, dass deshalb so herb um die alten Höchststände gerungen wird – und dass die deutlich schwächeren Unternehmensdaten auch deshalb von der Börse scheinbar überhaupt nicht zur Kenntnis genommen werden.

      Aber diese Debatte wird hier wirklich schon länger geführt...

      Zum Konjunktur-Modell: Interessant, aber es wirkt auf mich seltsam mechanisch. Doch dazu in einem anderen Posting mehr...

      Generell möchte ich mich aber noch für den konstruktiven Ton der Postings hier bedanken - es wäre schön, wenn’s dabei bleiben würde. (Und überhaupt, Helmut - war da bei „Euer Bundeskanzler a.D“ etwa ein zarter Hauch von Humor im Spiel? Na, dann nur mal weiter so...)

      Dann noch was zum Posting vor ein paar Tagen von

      @ long rider

      Gut, dass du die Altschulden der USA erwähnt hast - obwohl du es sicherlich pro USA gemeint hast. Diese Schulden werden nämlich immer verschwiegen. Aber im Grund können sich bei diesem Thema fast alle Staaten an die Nase fassen - und es gibt dabei überhaupt keinen Grund, verächtlich auf Entwicklungs- und Schwellenländer herabzublicken.

      Noch was anderes (obwohl es noch viel mehr zu posten gäbe - warum kann man damit nur keine Brötchen verdienen?): der vermeintliche Bashen oder gar Hass auf die USA, den du ansprichst. Es ist alles andere als Hass, der unter anderem mich hier posten lässt. Es ist nur so eine Art generelles Unbehagen an sehr vielem, was die USA betrifft. Ich denke, dieses Land hat immer noch unglaubliche Möglichkeiten und Potenziale - verschwendet sie aber zurzeit auf einem Weg, der weder dem eigenen Land noch der Welt auf Dauer gut tut. Was mich unter anderem sehr nachdenklich gemacht hat und viel von meiner Meinung über die positiven Möglichkeiten der USA wiedergibt, ist ein Kommentar, den der US-Sozialwissenschaftler Norman Birnbaum zum Zeitpunkt der Bundestagswahl für den Spiegel schrieb. Immer noch aktuell - ich poste es mal hier:

      Norman Birnbaum:
      "Meine Qual mit Amerika"


      Der politische Wechsel in Deutschland steht in so schmerzhaftem Kontrast zu der fast pathologischen amerikanischen Normalität, daß mich Trübsinn überkommt. Unserer Nation mangelt es neben Visionen auch an Institutionen der Solidarität. Nicht nur Arbeit, sondern inzwischen auch Menschen sind zur reinen Ware verkommen.

      Wie kann ein von seinem Land so sehr begünstigter Sohn wie ich so undankbar daherschreiben? Mein Großvater, ein Anstreicher, war aus dem russisch beherrschten Polen nach New York eingewandert und las das in jiddischer Sprache herausgegebene sozialistische Tageblatt "Vorwärts". Mein Vater studierte am berühmten City College in New York, ich am Williams College und in Harvard. Während der Jahre der Depression und des virulenten Antisemitismus teilten drei Generationen meiner Familie Amerikas verweltlichten Endzeitglauben. Für uns waren die USA Franklin D. Roosevelts schon das gelobte Land. Die Nation erneuerte sich im New Deal, einer außerordentlichen Mischung aus Linkskatholizismus, technokratischem Liberalismus, sozialem Protestantismus und amerikanischem Sozialismus. Die Kultur wurde zum Grenzland, in dem sich politischer Radikalismus und moderner Experimentalismus trafen.

      Nun sind die Gegner des New Deal zurückgekehrt - die grummeligen Verteidiger des protestantischen und weißen Amerika und die kleingeistigen Diener des Großkapitalismus. Der nordamerikanische Kontinent ist nur eine übergroße Provinz, von der Furcht besessen, daß die Geschichte irgendwie nicht mehr den Regeln des Sozialdarwinismus gehorchen könnte. Die alternden Kinder des New Deal haben vergessen, wieviel sie der Vergangenheit verdanken, ihre Enkel wissen noch nicht einmal, daß es so etwas wie Geschichte gibt. Ein Teil unserer Intelligenz wünscht inzwischen "Ordnung und Tradition" (stets unwichtig in unserer Geschichte, nur im Südstaaten-Epos "Vom Winde verweht" fälschlich glorifiziert) und wirft dabei amerikanische Erfahrungen mit Klassenkonflikten in ein gähnendes Gedächtnisloch. Unser derzeitiges Vorstellungsvermögen von Staatsbürgerschaft endet an der Schwelle zum Arbeitsplatz, Solidarität bleibt ausgeschlossen.

      Warum soll man eigentlich den (schwach werdenden) Dollar nicht gegen den Euro tauschen und sich in einer lebendigeren Stadt als Washington niederlassen - in Berlin, Paris oder Rom? Gerade die Mehrdeutigkeit unserer Geschichte hält mich davor zurück. Wir hatten gewaltige Wellen sozialer Reformen, von Theodore Roosevelts Programm der sozialen Verbesserungen ("Progressivism") über Franklin D. Roosevelts New Deal bis zu Lyndon B. Johnsons "Great Society". Wir hatten in den Anfängen des jungen Staates Volksbewegungen gegen die Kommerzialisierung, in den Dreißigern für starke Gewerkschaften und in den Sechzigern für mehr Bürgerrechte. Und wir zwangen unsere imperialistische Elite zum Rückzug aus Vietnam.

      Umweltschutz, Frauenemanzipation und Minderheitenrechte finden sich selbst in der sauerstoffarmen Atmosphäre der heutigen Tagespolitik auf der beliebigen Agenda. Das Paradox unserer Gegenwart ist, daß die Speerspitze der religiösen Rechten, vielleicht 15 Prozent der Amerikaner, inzwischen das von einer demoralisierten Linken aufgegebene politische Terrain besetzt hat. Der Mangel an Zeitverbundenheit, die geschichtliche Orientierungslosigkeit und der entsetzliche Rückzug der Bürger ins Private kennzeichnet die Kritiker der amerikanischen Nation genauso stark wie die Hyperpatrioten.

      Die Ursache kann kaum überraschen. Halb besiegt, halb triumphierend, in jedem Fall resigniert, hat die Demokratische Partei, die mit dem New Deal zur Partei der Sozialreform geworden war, akzeptiert, daß sie dem Markt bestenfalls ein menschliches Angesicht geben, ihn aber niemals überwinden kann. Wie Faust (nur ohne den geringen Trost, den Gretchen bot) stehen wir heute am Abgrund. Der Fall Clinton drückt eine schreckliche Wahrheit aus: Die öffentliche und die private Sphäre sind miteinander verschmolzen. Sie werden von Kalkulationen regiert, die noch schlichter sind als die der Scharlatane der Wall Street, aber kein Stück weniger unmoralisch. Rupert Murdoch, ein stalinistischer Seelen-Manipulator in kapitalistischer Verkleidung, hat Monica Lewinsky Millionen für ihre "Story" geboten.

      Ich finde die Weigerung der Öffentlichkeit, Präsident Clinton zu lynchen, ermutigend. Ein Großteil der industriell fabrizierten Kultur, die die Amerikaner in ihrer begrenzten Freizeit konsumieren, ist wertlos. Gebe ich mich einfach dem Glauben an die Endkrise des Kapitalismus hin, diesem ausgelaugten Ersatz der Linken für eigenes Denken? In der kollektiven Erinnerung der amerikanischen Dissidenten hat sich ein amerikanisch-protestantisches Hoffen auf einen rettenden Rest erhalten, nach dem Motto "den Glauben bewahren". Der Glaube gilt einem früheren Erbe der Amerikanischen Revolution - der aktiven Bürgerschaft. Die Republik des Heils, die am Ende des 18. und durch das 19. Jahrhundert hindurch die herrschenden Throne bedrohte, ist aus der Sicht des ausgehenden 20. Jahrhunderts eine lange vergangene Leistung. Wenn unsere Geschichte nicht Belege dafür lieferte, daß Amerika an diese Tradition anknüpfen könnte, würde ich tatsächlich gehen.

      Doch nach einigem Nachdenken bleibe ich.

      Birnbaum, 72, ist Professor für Sozialwissenschaften an der Georgetown University in Washington. Das Original steht unter URL:http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,10288,00.html

      So, genug für heute.

      Obwohl - ein bisschen Spass muss sein.

      Also über den Bericht unter dieser URL habe ich heute zunächst mal gestaunt - und dann herzlich gelacht: http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,132631,00.html. Hoffentlich schimpft mich jetzt keiner als Frauenfeind (bin ich ganz und gar nicht) - aber die Situation ist einfach zu blöd (und vor allem das Gesicht des Models ). Aber lest selbst...
      Avatar
      schrieb am 09.05.01 03:02:13
      Beitrag Nr. 241 ()
      @ gieristnichtgut

      clevere Charts. Selbstgemacht?

      Danke fuers Kompliment. Alles hausgemacht! :)

      Deine Charts sind auch nett, aber wie wir ja alle wissen, haben Langfristcharts mit linearer y-Achse keine Aussage-Kraft. Versuchs mal mit log-Achse (damit man die Wachstumsraten erkennen kann) und man sieht, dass die Geldmenge ziemlich langsam gewachsen ist, die Konsumenten-Verschuldung seit 1990 verglichen mit dem GDP nur wenig gestiegen ist und nicht staerker als der Net-Worth gestiegen ist.

      die hohe Abhängigkeit der USA von ausländischem Kapital

      Wollen wir doch mal ganz ehrlich sein. Glaubst Du wirklich, dass die USA ueber Jahre auslaendische Investoren mit geschoenten Wachstums-Daten anlocken koennten? Warum investieren deutsche Firmen in den USA? Die schauen nicht auf GDP-Wachstumsraten (moegen sie nun geschoent sein oder nicht), sondern unternehmen knallharte Kalkulationen, die die steuerliche Situation, den Arbeitsmarkt und staatliche Regulierungen beruecksichtigen.

      Nein - ich meinte natürlich, dass die Fed, wenn sie neoliberale Lehre ernst nimmt, die Märkte frei entscheiden lassen müsste, welcher Wert amerikanischen Firmen zugemessen wird. Das ist der Fed aber natürlich überhaupt nicht egal - und mit der Zinspolitik wird versucht, die Bewertung möglichst hoch zu halten.

      Ob die Fed will oder nicht: Sie beeinflusst zwangslaeufig die Bewertung von Aktien. Nicht nur die gegenwaertigen Zinsen, beeinflussen die Zinsen, sondern vor allem die zukuenftige erwartete Volatilitaet der Zinsen hat Einfluss auf die Bewertung. Rechne mal die abdiskontierten zukuenftigen Gewinne einer AG aus (so sollte zumindest theoretisch eine Aktie bewertet werden), dann haben die gegenwaertigen Zinsen einen lediglich marginalen Einfluss auf die Bewertung, aber die Volatilitaet zukuenftiger Zinsen hat einen riesigen Einfluss auf Bewertung. Dem kann sich die Fed nicht entziehen.

      Denn es gibt wirklich Gründe zur Vermutung, dass in den vergangenen Jahren in den USA entgegen allen Lehrbuchmeinungen die Börse die Wirtschaft zog, und nicht umgekehrt . Mit dieser Vermutung bin ich nicht allein - entsprechende Artikel standen zum Beispiel schon wiederholt im Spiegel, unter anderem stammt auch das Zitat im vorigen Satz daraus.

      Dann wiederhole ich meine Hypothese: Der Spiegel ist ja ein tolles politisches Magazin, aber von Wirtschaft haben die Leute dort keine Ahnung.

      war da bei „Euer Bundeskanzler a.D“ etwa ein zarter Hauch von Humor im Spiel

      Aber sicher. Und ich muss hier nochmal wiederholen: Ich bin SPD-Waehler. Aber der gute alte Helmut hat einen solch enormen Unterhaltungswert, dass ich hier dem Alt-Bundeskanzler ein Denkmal setze. :)

      Die Nation erneuerte sich im New Deal, einer außerordentlichen Mischung aus Linkskatholizismus, technokratischem Liberalismus, sozialem Protestantismus und amerikanischem Sozialismus. Die Kultur wurde zum Grenzland, in dem sich politischer Radikalismus und moderner Experimentalismus trafen.

      New Deal ist sicherlich ein Thema fuer sich. Es ist schon interessant wie gegensaetzlich doch unsere Meinungen sind (ich nehme an, Du teilst Birnbaums Meinung, sonst haettest Du es ja nicht gepostet). Da schreibst Du mal was positives ueber die USA, und ich kritisiere dann die New Deal Politik. New Deal gilt unter vielen Oekonomen als die absolute Rosskur fuer die US Oekonomie.
      Um es kurz zu machen: New Deal mit seinen Regulierungen, mehr Einfluss der Gewerkschaften und Schutz von monopoly rights, hat dafuer gesorgt, dass die Erholung nach der grossen Krise viel laenger gedauert hat, als sie haette dauern muessen, oder noch pessimistischer ausgedrueckt, die US-Oekonomie hat sich quasi bis zum Ausbruch von WW2 ueberhaupt nicht erholt. Warum sich Leute dafuer heute noch bedanken, ist mir schleierhaft. So wie die Japaner ein “verlorenes Jahrzehnt” in den 1990ern hatten, hatten es die USA schon in den 1930ern. Der Witz ist: Aus fast den gleichen Gruenden!

      Naja, genug fuer heute!

      Bis demnaechst, Euer Helmut
      Avatar
      schrieb am 09.05.01 22:48:22
      Beitrag Nr. 242 ()
      grrr - grobe Panne meinerseits: Die Charts, die ich in meinem letzten Posting gebracht habe, werden nicht mehr angezeigt. Dabei sah es heute Nacht noch prima aus.


      Offenbar hat sich die Internet-Adresse, unter der die Charts liegen, sehr schnell verändert... - und ich weiß gerade nicht, wie ich es anfange, dass es nicht wieder Blindschleichen hier gibt...

      Das ist natürlich eine ganz schlechte Diskussionsgrundlage - es würde mich freuen, wenn hier trotzdem weiter gepostet wird...
      Avatar
      schrieb am 10.05.01 10:29:52
      Beitrag Nr. 243 ()
      KAPITALISMUS über ALLES!

      Wir haben es bei Helmut Kohl mit einem Vertreter der reinen kapitalistischen Lehre zu tun.

      Helmut Kohl hat wohl das 1962 erschienene Buch des Chicagoer Professors Milton Friedman mit dem programmatischen Titel "Kapitalismus und Freiheit" gelesen. Dieser extreme Vertreter einer reinen Marktlehre stand im Widerspruch mit John Maynard Keynes. Keynes hatte aus der Weltwirtschaftskrise die Erkenntnis gewonnen, daß Märkte keineswegs immer nach klassischer Lehre zu den besten Ergebnissen führen. Keynes trat dafür ein, daß der Staat bei hoher Arbeitslosigkeit und Stagnation regulierend eingreifen muß, um die Wirtschaft mit zusätzlichen Ausgabenprogrammen anzukurbeln. Dafür muß der Staat auch ein Haushalts-Defizit in Kauf nehmen, das dann bei guter Konjunktur wieder zurückzuführen sei.

      Friedman und die Jünger der reinen kapitalistischen Lehre sind gegen jegliche staatliche Einmischung. Die Effizienz das kapitalistischen Systems würde dadurch verringert. Hayek ein Wegbereiter dieser extremen Marktlehre war natürlich gegen die keynesianischen Interventionen. Staatliche Interventionspolitik wurde kackfrech als sozialistischer Kollektivismus gebranntmarkt. 1944 erschien das Buch „Der Weg zur Knechtschaft“

      In der Nachkriegszeit wurde der keynesianische Wohlfahrtsstaat zum Modell der Industrienationen. Diese staatlichen Regulierungsinstrumente scheinen nun auch in Europa allmählich ausgedient zu haben. Aufgrund der miesen amerikanischen Verhältnisse, sollten wir wachsam sein und rechtzeitig diese darwinistische Entwicklung bekämpfen.

      Bei Friedman ging die Freiheit des Marktes über alles, nicht allein wegen der amtlichen Effizienz, sondern weil er die Werte dieses Systems verehrte: „Wahlfreiheit, Herausforderung, Risiko“.
      Sein Wahlspruch. "money matters" – Geld zählt – war sowohl praktisch wie theoretisch gemeint.

      Mit seiner Geldtheorie griff Friedman die herrschende Lehre von Keynes an. Das berühmte "Deficit-spending" des Staates in Zeiten schwacher Konjunktur behindere in Wahrheit das Wirtschaftswachstum, weil die öffentliche Kreditaufnahme letztlich die privaten Investoren auf den Kapitalmärkten verdränge. Nur eine regelmäßige Ausweitung der Geldmenge in Höhe der langfristig erreichbaren Wachstumsraten von zwei bis drei Prozent wirkt nach Friedmans Untersuchungen dauerhaft expansiv.

      Für den Staat bleibt nicht mehr viel zu tun, als für dieses Geldmengen-Wachstum zu sorgen. Nur der Schutz des Privateigentums, die Landesverteidigung und ein gesichertes Lebensminimum für die Ärmsten sind für Friedman echte Staatsaufgaben.

      FRIEDMAN schon fast ein ANARCHIST?
      Nein, so weit gehen diese Befürworter eines total freien Marktes nicht. Der Chicagoer Monetarist, wie er bald genannt wurde, schockte mit seiner radikalen Freiheitsdoktrin auch gute Konservative. Nicht nur die Löhne müßten sich völlig frei ohne die Gewerkschaften am Markt bilden - auch die staatlichen Führerscheine, Ärzte-Approbationen, die Sozialversicherungen, die Schulpflicht, das Abtreibungsverbot und sogar die Drogengesetze will der Professor abschaffen. Das alles sind für ihn "letztlich sozialistische Lösungen für die Produktion und Verteilung.

      Erst fand Friedman mit seiner extremen Lehre nur beim chilenischen Diktator Angusto Pinochet Anklang, den seine "Chicago Boys" berieten. Dann setzten Ronald Reagan in den USA und Margaret Thatcher in England das Gedankengut der Chicago School in die politische Praxis um. Hayek und die englische Lady fanden besonderes Gefallen aneinander. "Sie ist schön“, sagte der damals 76jährige nach einem Treffen 1975, und die Schöne erklärte sein Werk "Die Verfassung der Freiheit" zur Bibel der Tories: "Daran glauben wir."

      Vieles an Hayeks und Friedmans Programmatik entsprach einfach dem Interesse und der schlichten Ideologie vieler Unternehmer: die Freigabe der Löhne, die Entmachtung der Gewerkschaften, die Steuerrsenkungen und überhaupt das Zurückrängen des Staates, der sich mit Vorschriften für alles und jedes in die Geschäfte einmischte. Die ökonomische Gegenrevolution wurde denn auch vom Geld kräftig gefördert, wie der Brite Richard Cockett in seiner Studie "Das Undenkbare denken" zeigte.

      Einen besonders bizarren Erfolg hatten Friedmans Ratschläge in den USA. Präsident Ronald Reagan senkte die Steuern, ohne die Ausgaben entsprechend zu kürzen. So kam das Land zu einem der größten Deficit-spending-Programme seiner Geschichte. An den Schulden von 17oo Milliarden Dollar >Stand 1997< trägt die Regierung Bush noch heute.

      Durch radikale Steuersenkungen können wichtige staatliche Aufgaben, wie der Ausbau der Infrastruktur nur noch mangelhaft ausgeführt werden. In den USA und England sind die Spuren dieser Politik schon sichtbar.

      Ein ungezügelten Kapitalismus wünscht sich Helmut Kohl. Wie kann bloß dieser glühender Verfechter des Manchesterkapitalismus die Sozialdemokraten wählen? Ein glatter Widerspruch! Selbst die Christdemokraten und Freidemokraten haben nie diese reine Marktlehre verkündet. Im Grundgesetz steht : Eigentum verpflichtet. Davon wollen aber diese profitgierigen Strategen nichts wissen.

      Wer bei uns keine amerikanische Verhältnisse wünscht, der muß kompromißlos gegen diesen extremen Marktfetischismus kämpfen. Legal, illegal, scheißegal.

      Capoon, der für die soziale Marktwirtschaft ist
      Avatar
      schrieb am 10.05.01 11:33:58
      Beitrag Nr. 244 ()
      Wow Capoon,

      besser haette ich es nicht schreiben koennen.

      Ich dachte schon, ich waere der einzige, noch uebrig
      gebliebene Dinosaurier, der zur sozialen Marktwirtschaft
      steht.
      Die Vetreter des ungezuegelten Kapitalismus koennen oder
      wollen nicht sehen, welch verheerende Wirkungen ihre Ideologie
      auf die meisten ihrer Mitmenschen hat.

      Johnny the Fox
      Avatar
      schrieb am 10.05.01 19:16:06
      Beitrag Nr. 245 ()
      @ capoon

      Wir haben es bei Helmut Kohl mit einem Vertreter der reinen kapitalistischen Lehre zu tun. [...] Wer bei uns keine amerikanische Verhältnisse wünscht, der muß kompromißlos gegen diesen extremen Marktfetischismus kämpfen. Legal, illegal, scheißegal.

      Na, mal nur gut, dass hier anonym gepostet werden kann. Sonst wuerde wahrscheinlich bald jemand schreiben: "Wir wissen wo Du wohnst."

      Wie kann bloß dieser glühender Verfechter des Manchesterkapitalismus die Sozialdemokraten wählen?

      Allein Deine Wortwahl, sagt mir ja schon aus welcher Ecke Du kommst: " Manchesterkapitalismus". So sprechen nur verblendete Kommunisten. Ich kann nur fuer Dich hoffen, dass Du juenger als 20 bist. Denn der Spruch geht ja so: Wer mit 18 kein Kommunist ist, hat kein Herz. Wer mit 30 immernoch Kommunist ist, hat kein Gehirn. Ich war mit 18 auch Kommunist, aber das ist schon lange her.

      In Sachen SPD: Die ist sicherlich liberaler als die CDU. Die CDU hat 16 Jahre lang versaeumt das deutsche Rentensystem zu reformieren.

      Ein ungezügelten Kapitalismus wünscht sich Helmut Kohl

      Wir sprechen uns in 30 Jahren wieder. Dann geht in Deutschland eine Generation in Rente, die ihr Leben lang 28% Rentenbeitraege (=explizite Beitraege plus Beitrag des Bundes, welcher ja auch durch Steuern finanziert wird) gezahlt haben und eine Rente aus Sozialhilfe-Niveau ausgezahlt bekommt. Dann sitze ich mit meiner dicken Betriebsrente und der (von G.W. Bush sanierten) staatlichen Rente in Florida, lasse mir die Sonne auf den Bauch scheinen und frage mich warum der deutsche Sozialismus so unsozial ist.
      Avatar
      schrieb am 10.05.01 20:20:32
      Beitrag Nr. 246 ()
      Hallo Leute,
      der Schüler Wim Duisenberg hat sich heute überraschend dazu entschlossen, seinen Lehrer Alan Greenspan in seiner Mission, die Weltkonjunktur zu retten, zu unterstützen.
      Gut, dass diesmal die USA nicht alleine gelassen werden.
      Nachteil: Die Glaubwürdigkeit der EZB bröckelt nach diesem unerwarteten Kurswechsel weiter ab.

      @helmut_kohl: Volle Zustimmung.

      long rider
      Avatar
      schrieb am 12.05.01 09:04:26
      Beitrag Nr. 247 ()
      Hallo Leute,hab einen netten Artikel gefunden den Ich euch nicht vorenthalten möchte,ich bin der Meinung das wir wieder mehr über Aktien disskutieren sollten,schließlich ist das ein Aktienboard hier :-)

      StocksWeekly (Seite 12 / Stocks Nr. 19 vom 11.5.2001)

      Hohe Wetten auf die 2. Halbzeit

      Viele Investoren spekulieren auf eine Erholung der US-Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte. Doch die Chancen dazu stehen schlecht.

      ‚Das Schlimmste ist bereits überstanden’, gaben die Berufsoptimisten an der Wall Street bekannt, nachdem das US-Bruttoinlandprodukt im vergangenen Quartal um überraschend gute zwei Prozent gewachsen war. In der zweiten Jahreshälfte werde die amerikanische Wirtschaft nun definitiv wieder auf den alten Wachstumskurs einschwenken, die Gefahr einer wirklichen Rezession sei gebannt. Da die Börse die Wirtschaftsentwicklung in der Regel vorwegnehme, sei jetzt die ideale Zeit zum Aktienkauf.

      Prompt verzeichneten die US-Börsenindizes in der Folge eine deutliche Kurserholung. Doc ein nüchterner Blick auf die Wirtschaftsdaten zeigt, dass die viel prognostizierte Erholung in der zweiten Halbzeit dieses Jahres, auf der die Hoffnungen vieler unter den Börsenstürmen leidenden Aktionäre beruhen, wohl ein reiner Wunschtraum bleiben wird.

      Praktisch alle Indikatoren sprechen jedenfalls dafür, dass nicht so bald wieder eitel Sonnenschein einkehren wird. Vielmehr sieht es so aus, als stünde das Schlimmste, sprich eine richtige Rezession, erst noch bevor. Der US-Einkaufsmanager-Index (NAPM) für die Industrie, in der Regel ein sehr präziser vorauseilender Wirtschaftsindikator, befindet sich seit Monaten im Rezessionsbereich. Eine Abschwächung im Industriesektor wird schon länger erwartet und ist teilweise bereits Tatsache geworden.

      Bedeutender ist aber der letzte Woche publizierte NAPM für den Dienstleistungssektor, der einen viel grösseren Anteil an der US-Wirtschaft ausmacht. Dieser erst seit vier Jahren erhobene Index rutschte im April zum ersten Mal in seiner Geschichte unter die Marke von 50 Punkten, was eine Rezession anzeigt.

      Das deutlichste Rezessionssignal sind jedoch die Monat für Monat angekündigten Entlassungen. Im April verlor die US-Wirtschaft mehr Arbeitsplätze als irgendwann sonst seit der letzten Rezession von 1990/91. Mit einer neuen Arbeitslosenquote von 4,5 Prozent wurden letzten Freitag die Erwartungen des Marktes in negativer Hinsicht übertroffen.

      Angesichts der Mühe, welche die US-Unternehmen in den letzten Jahren der Hochkonjuktur damit hatten, Personal zu finden, macht es logischerweise keinen Sinn, dass sie jetzt oft 10 oder sogar 20 Prozent ihrer Angestellten auf die Strasse stellen, wenn sie in drei bis sechs Monaten bereits wieder eine Wirtschaftserholung erwarten würden. Die US-Konzernmanager scheinen, da sie jetzt ihre Leute entlassen, im Gegensatz zu den Aktienstrategen nicht an die Geschichte über die Erholung in der zweiten Halbzeit zu glauben.

      Die Entscheidung über den weiteren Wirtschaftsverlauf liegt letztlich aber allein bei den amerikanischen Konsumenten, die über zwei Drittel des US-Bruttoinlandprodukts ausmachen. Während die Unternehmen bereits deutliche Gewinneinbrüche verzeichneten und ihre Ausgaben zurückfuhren, zeigten sich die Verbraucher zumindest bis vor kurzem noch unbeeindruckt. Mit ihrer ungebrochenen Kauflust hatten die Konsumenten den massgeblichsten Einfluss auf die guten Zahlen des ersten Quartals 2001.

      Die Amerikaner geben das Geld weiterhin mit beiden Händen aus. Und leben dabei über ihre Verhältnisse. Das heisst, sie konsumieren im Durchschnitt mehr, als sie einnehmen. Die US-Sparquote ist deshalb schon seit geraumer Zeit negativ, was auch die generelle Verschuldung der Haushalte im Verhältnis zum Einkommen ansteigen liess.

      Lassen sich die Verbraucher nun von den stetig steigenden Arbeitslosenzahlen verunsichern und schrauben ihren Konsum auch nur etwas zurück, wird dies zwangsläufig tiefe Bremsspuren im US-Bruttoinlandprodukt und bei den Unternehmensgewinnen hinterlassen. Sollten sie dazu übergehen, wieder einen Teil ihres Einkommens für schlechte Zeiten zur Seite zu legen, droht sogar eine schwere Rezession.

      Da sich verringernde Arbeitsplatzsicherheit belastet das Konsumentenvertrauen jedenfalls auf der Einkommensseite. Die Vermögenswerte der Amerikaner wurden dagegen schon durch den Absturz des Technologiesektors arg beeinträchtigt. Einzig der grösstenteils ungebrochene Immobilienboom verhinderte, dass das Nettovermögen der US-Haushalte im letzten Jahr allzu sehr sank. Gleichwohl mussten die Haushalte im Jahr 2000 zum ersten Mal seit Jahrzehnten eine Nettoverringerung ihres Vermögens hinnehmen.

      Die Frage stellt sich, wie die Konsumenten diesem Dilemma entkommen sollen: Die Vertreter einer Erholung in der zweiten Jahreshälfte und letztlich auch Notenbank-Chef Alan Greenspan verlangen von den Verbrauchern, dass sie ihr bisheriges Konsumniveau beibehalten oder sogar steigern und sich folglich noch mehr verschulden. Der Konsumrausch der Vergangenheit soll also noch etwas länger aufrechterhalten werden.

      Ähnliches erwarten viele Anleger, die auf eine Erholung in der zweiten Halbzeit setzen, auch von den US-Konzernen. Um auf den alten Wachstumspfad zurückzukehren, müssten die Unternehmen ihre Investitionen auf das alte Boom-Niveau anheben. Das ist aber angesichts der riesigen Überkapazitäten, die vor allem im Technologiesektor aufgebaut wurden, eine unrealistische Erwartung. Die Entlassungswellen sprechen hier eine unmissverständliche Sprache.

      Die viel beschworene Zinssenkungen durch die Notenbank sind in dieser Situation kein Allheilmittel. Tiefere Zinsen werden die Unternehmen kaum dazu bewegen können, mehr Kredite aufzunehmen, um damit ihre Überkapazitäten noch weiter auszubauen. ‚Die Zinsen zu senken und zu hoffen, dass dies die PC, Handy oder Router-Nachfrage stimulieren wird, ist das gleiche, wie 1992 in Japan zu sitzen und zu hoffen, dass durch Zinssenkungen die Preise für Golf-Club-Mitgliedschaften wieder auf eine Million Dollar steigen werden: Man versucht quasi, die Spekulationsblase erneut aufzupumpen’, kommentierte der unabhängige Anlagestratege George Noble das derzeitige Geschehen mit Anspielung auf die Verhältnisse in Japan nach der Hausse der Achtzigerjahre.

      Zwar lassen sich zumindest die Verbraucher durch billigeres Geld kurzfristig durchaus zu noch mehr Konsum verleiten. Denn die seit Anfang Jahr stark gefallenen Zinsen führten zu einem gewaltigen Boom bei der Umschuldung von Hypotheken. Wobei interessanterweise die tieferen Zinsen in der Regel dazu genutzt wurden, die Hypothek entsprechend zu erhöhen, um Geld für den sofortigen Konsum zu generieren.

      Früher oder später aber werden die in der Boomphase aufgebauten Exzesse nicht nur auf der Unternehmensseite, sondern auch auf der Konsumentenseite bereinigt werden müssen. Während diese Bereinigung bei den US-Firmen schon angelaufen ist und auf Grund der vorauseilenden Indikatoren vielleicht bald ihren Höhepunkt erreichen wird, steht das Grossreinemachen in den Budgets und Bilanzen der US-Haushalte noch aus. Eine baldige Rückkehr der amerikanischen Wirtschaft auf den alten Wachstumspfad ist auf Basis all dieser Faktoren unwahrscheinlich.

      Die Mehrzahl der amerikanischen Aktien ist jedoch so bewertet, als stünde eine massive Gewinnerholung vor der Tür. Die Erholung in der zweiten Halbzeit wird in den Köpfen der meisten Investoren bereits als sicher verbucht, entsprechend hoch sind ihre Renditeerwartungen.

      Die jüngste Umfrage der amerikanischen Anlegerzeitung ‚Barron’s’ unter US-Vermögensverwaltern ergab mit 64 Prozent einen rekordhohen Anteil von Optimisten. Die Erwartungen der Profis sind damit noch höher als im Frühjahr 2000, dem bisherigen Höhepunkt der Jahrhunderthausse. Kein Wunder sind bei dieser neuen Euphorie die Aktienpreise zum Beispiel am Kurs/Gewinnverhältnis gemessen auf einem ähnlich hohen Niveau wie vor einem Jahr. Nur um die fundamentalen Aussichten steht es heute wesentlich schlechter.

      ‚Dies ist der teuerste Bottom aller Zeiten’, scherzte der erfahrene Leerverkäufer James Chanos kürzlich an einer Konferenz über die Ansicht, nun sei endlich die Talsohle erreicht. Der Einsatz vieler Investoren in US-Aktien ist im Verhältnis zu den Risiken derzeit tatsächlich hoch.

      Schönes Wochenende!
      Avatar
      schrieb am 12.05.01 09:45:45
      Beitrag Nr. 248 ()
      Die bislang beste Einschätzung die ich hier bisher zu sehen bekomme!


      Sittin...
      Avatar
      schrieb am 15.05.01 15:43:29
      Beitrag Nr. 249 ()
      interessant, wie die besten Köpfe damals (i.e. 1929 bis 1933) die Lage einschätzten: erstens kommt es anders und zweitens als man denkt ( Regel gilt für Bullen wie Bären).

      http://www.users.dircon.co.uk/~netking/dj1929.htm
      Avatar
      schrieb am 15.05.01 21:50:14
      Beitrag Nr. 250 ()
      Und hier noch eine WO -Meinung:


      on Redaktion WO [W:O] 15.05.01 19:09:18 3524074
      Wieder steht ein Zinstermin an: 90% der befragten Fachleute erwarten von der amerikanischen Notenbank eine neuerliche
      Senkung des Leitzinses um weitere 50 Basispunkte auf dann nur noch 4%. Das wäre die fünfte Zinssenkung in fünf Monaten
      sowie der Ausdruck großer Sorgen vor einer ausgeprägten Wirtschaftsflaute.

      So niedrig wie nach der nächsten Senkung waren die Zinsen zuletzt 1994, als heftige Fehlspekulationen von Risiko-
      (Hedge)-Fonds zu erheblichen Verwerfungen und schlechten Kursen an der Anleihen- wie an der Aktienbörse geführt hatten.

      Die Saat der niedrigen Zinsen ging damals auf: In der zweiten Hälfte der 90er Jahre entwickelte sich in den USA ein gewaltiger
      Aufschwung, der am Ende den Internet-Boom ermöglichte; für den Cisco-Konzern beispielsweise eine Börsenbewertung mit
      mehr als 500 Mrd.$, mit dem 20fachen Umsatz und mehr als dem 1000fachen Gewinn.

      Die durchschlagende Zinswirkung lässt Notenbanker wie Börsianer hoffen, auch 2001 werde der Wirtschaftsanschub
      funktionieren. Gerade auch für Europa und den Neuen deutschen Aktienmarkt wäre er wichtig. Zwar sind die meisten
      Neu-Markt-Firmen nicht direkt im Export tätig, profitieren jedoch indirekt von einer besseren Exportwirtschaft.

      Allerdings gibt es keine Garantie für den zinsinduzierten Aufschwung. Das Beispiel aus Japan belegt dies warnend. Dort hatten
      überschwängliche Aktiennotierungen gegen Ende der 80er Jahre eine atemberaubende Börsen- und Immobilienblase möglich
      gemacht. Davon hat sich die Fernost-Wirtschaft bis heute nicht erholt, obwohl seit Jahren fast gar keine Zinsen mehr gezahlt
      und verlangt werden, obwohl ferner riesige staatliche Fördergelder in die Wirtschaft gepumpt wurden.

      Bis Cisco und die Börsenübertreibungen der New Economy kamen, konnte man die Unwirksamkeit der Zinssignale als
      asiatisches Problem abtun. Nun gehen Hoffnungen dahin, dass das japanische Negativbeispiel auf die Börsenblase beschränkt
      bleibt. Da die amerikanischen Konsumenten momentan ungedeckten Aktienkrediten zu kämpfen haben, werden sie eine
      Zinssenkung gerne aufnehmen. Dass deshalb jedoch der Konsum steigt und die Wirtschaft aus der Flaute herauskommt,
      erscheint fraglich.


      Das laß ich unkommentiert stehen!


      Sittin...
      Avatar
      schrieb am 15.05.01 21:52:33
      Beitrag Nr. 251 ()
      @ future investor

      Der Artikel erscheint sehr sachlich, aber wenn man genau nachliest, dann sieht man wie doesig der Autor doch eigentlich ist.

      Praktisch alle Indikatoren sprechen jedenfalls dafür, dass nicht so bald wieder eitel Sonnenschein einkehren wird. Vielmehr sieht es so aus, als stünde das Schlimmste, sprich eine richtige Rezession, erst noch bevor.

      Was heisst hier praktisch alle Indikatoren? Im letzten Monat gab es mehr positive Ueberraschungen als negative.

      Bedeutender ist aber der letzte Woche publizierte NAPM für den Dienstleistungssektor, der einen viel grösseren Anteil an der US-Wirtschaft ausmacht. Dieser erst seit vier Jahren erhobene Index rutschte im April zum ersten Mal in seiner Geschichte unter die Marke von 50 Punkten, was eine Rezession anzeigt.

      Dieses Statement muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: So ziemlich das unqualifizierteste was ich hier bis jetzt gelesen habe. Wie kann ein Indikator auf eine Rezession hindeuten, wenn der Indikator erst seit vier Jahren besteht? In den letzten vier Jahren gab es gar keine Rezession, mit der man den Indikator haette testen koennen. Und sowas nennt der Autor dann auch noch bedeutend. Unfassbar!

      Der US-Einkaufsmanager-Index (NAPM) für die Industrie, in der Regel ein sehr präziser vorauseilender Wirtschaftsindikator, befindet sich seit Monaten im Rezessionsbereich.

      Dann frage ich mal ganz einfach: Warum hat es denn schon seit Monaten keine Rezession gegeben? Antwort: Weil der NAPM eben kein sonderlich guter Indikator ist. Siehe unten stehende Grafik. Aus der Grafik geht hervor, dass zu Anfang von drei der vier letzten Rezessionen der NAPM ueber 50 stand und erst dann darunter gefallen ist. Der NAPM ist also als leading indicator nicht sonderlich brauchbar. 1995 und 96 ist er zum Beispiel auch drei mal unter die 50 gerutscht, und jeweils war es ein falscher Alarm.

      Avatar
      schrieb am 15.05.01 21:58:09
      Beitrag Nr. 252 ()
      Es wird gibt sicherlich stärkere und schwächere Argumente
      in der These von Stock`s weekly.

      Die schwächeren hast du ja wieder schön rausgepult.


      Was ist aber damit?


      >>>
      Die viel beschworene Zinssenkungen durch die Notenbank sind in dieser Situation kein Allheilmittel. Tiefere Zinsen werden die Unternehmen kaum
      dazu bewegen können, mehr Kredite aufzunehmen, um damit ihre Überkapazitäten noch weiter auszubauen. ‚Die Zinsen zu senken und zu hoffen,
      dass dies die PC, Handy oder Router-Nachfrage stimulieren wird, ist das gleiche, wie 1992 in Japan zu sitzen und zu hoffen, dass durch
      Zinssenkungen die Preise für Golf-Club-Mitgliedschaften wieder auf eine Million Dollar steigen werden: Man versucht quasi, die Spekulationsblase
      erneut aufzupumpen’, kommentierte der unabhängige Anlagestratege George Noble das derzeitige Geschehen mit Anspielung auf die Verhältnisse in
      Japan nach der Hausse der Achtzigerjahre.
      <<<
      Avatar
      schrieb am 15.05.01 23:17:27
      Beitrag Nr. 253 ()
      @ sittin

      Die schwächeren hast du ja wieder schön rausgepult.

      Genau. Und die laecherlichen habe ich einfach ignoriert. Laecherlich ist zum Beispiel der folgende Satz:

      ‚Die Zinsen zu senken und zu hoffen, dass dies die PC, Handy oder Router-Nachfrage stimulieren wird, ist das gleiche, wie 1992 in Japan zu sitzen und zu hoffen, dass durch Zinssenkungen die Preise für Golf-Club-Mitgliedschaften wieder auf eine Million Dollar steigen werden:

      Tut mir leid, aber es ist eben nicht das selbe. Eine Golf-Club-Mitgliedschaft, die im Verlauf der japanischen Spekulationsblase immer teurer wurde, obwohl sie eigentlich keinen produktiven Wert hat, ist eben etwas anderes als die Produktion von langlebigen Wirtschaftsguetern.

      Tiefere Zinsen werden die Unternehmen kaum dazu bewegen können, mehr Kredite aufzunehmen, um damit ihre Überkapazitäten noch weiter auszubauen.

      Also ich habe neulich im Flugzeug neben einem Manager gesessen, der meinte die Zinssenkungen helfen seiner Firma ungemein. Bei 1 Million Dollar kurzfristiger Schulden sind 200 Basispunkte 20000 Dollar pro Jahr. Und nach der neuerlichen Zinssenkung sind es sogar 25000 Dollar weniger Belastung. Das gleiche trifft auf Haeuslebauer zu, die jetzt guenstige Kredite bekommen koennen, bzw. ihre bestehenden Hypotheken auf einen niedrigeren Zinssatz umschulden koennen.

      Ich habe hier so das Gefuehl, dass die meisten Kritiker der US-Zentralbank-Politik einfach nur neidisch sind. Die EZB ist sehr vorsichtig mit Zinssenkungen, obwohl sie aus deutscher Sicht durchaus noetig waeren. Wer haette vor zwei Jahren gedacht, dass ausgerechnet die deutsche Oekonomie auf dem Zahnfleisch laeuft und dringend eine laxe Geldpolitik noetig haette und ausgerechnet die Franzosen als Hueter der Kaufkraft auftreten. So aendern sich die Rollen.

      Ich frage mal einfach zureuck: Was waere wohl ohne die Zinssenkungen passiert? Damit haetten wir sicherlich nicht 0.5% Wachstum im ersten Quartal gehabt.

      Ach, und dann frage ich mal die Chef-Kritiker (sittin, gieristnichtgut) wieviel S&P500 Put-Otpionen Ihr denn so im Depot habt. Mich wuerde wirklich mal interessieren ob Ihr wirklich ueberzeugt seid von dem was Ihr hier schreibt, oder ob Ihr nur zum Spass auf den USA herumhackt!
      Avatar
      schrieb am 15.05.01 23:28:49
      Beitrag Nr. 254 ()
      @helmut_kohl: in einem punkt kann ich dir nicht zustimmen. ein richtiger aufschwung von der zinsseite her ist erst dann zu erwarten, wenn die zinsen am langen ende runter gehen. und die steigen im moment wegen dem inflationsgespenst (in amerika - in deutschland ist der staat der inflationstreiber und das wird sich auch nicht ändern).
      so sind gerade die von dir erwähnten häuslebauer keine gewinner der aktuellen zinssenkungen.
      viele grüße
      gourmet
      Avatar
      schrieb am 16.05.01 00:33:13
      Beitrag Nr. 255 ()
      Hat der Alte den Braten gerochen?

      Aus:
      Buffett Sells Freddie Mac Holdings
      http://biz.yahoo.com/apf/010515/buffett_general_dynamics.htm…/

      "OMAHA, Neb. (AP) -- Billionaire investor Warren Buffett has sold most of his holdings in aerospace and defense company
      General Dynamics and mortgage giant Freddie Mac."
      ...
      "Buffett`s holdings in Freddie Mac fell from 29.4 million shares valued at nearly $1.6 billion on Sept. 30 to 2.1 million shares valued
      at $145.8 million on Dec. 31."
      ...
      "The vice president of finance for Freddie Mac, Joe Amato, said Buffett may have been concerned about alleged credit and interest
      rate risk
      held by Freddie Mac."


      Coubert
      Avatar
      schrieb am 16.05.01 00:53:47
      Beitrag Nr. 256 ()
      Den NAPM als Fehlindikator zu zitieren, ist etwas gewagt. Die Tatsache, daß er eine Rezession in einigen Fällen nicht rechtzeitig angekündigt hat, gleichzusetzen damit, daß ein mittelfristiger deutlicher Aufenthalt unter der kritischen 50er-Schwelle als Krisenindikator zu ignorieren ist, ist eine wahrlich phantastische Deutung. Vergleicht man dies mit den Aussagen des NAPM-Verbandes selbst, ergibt sich dann folgende Abweichung zu dieser Meinung:

      "A reading above 50 percent indicates that the manufacturing economy is generally expanding; below 50 percent indicates that it is generally contracting."

      "The past relationship between the PMI and the overall economy indicates that the average PMI for the months of January through April (42.4 percent) corresponds to a -0.1 percent annual decrease in real gross domestic product (GDP). However, if the PMI for April (43.2 percent) turned out to be the annual average for 2001, this would correspond to a 0.2 percent increase in GDP."

      Die USA stehen also momentan an der Stelle zum Nullwachstum. Das ist -immerhin- technisch gesehen keine Rezession. Die Angabe verträgt sich zwar momentan nicht so ganz mit den Angaben der Fed zum Q1-Wachstum, aber die Lösung dieses Rätsels werden wir sicherlich bald erhalten.


      Die Aussage, daß der NAPM im Dienstleistungsbereich nicht auf eine Rezession im Dienstleistungssektor hinweisen kann, weil es ihn nicht lange gibt, ist angesichts der Tatsache, daß dieser Index Kontraktionen und Expansionen darstellt, eine völlige Verkennung von Tatsachen. Ich sehe das einfach mal als grobes Mißverständnis. Man wird den NAPM vielleicht zum Teufel wünschen, aber nicht einfach wegphantasieren können, daß er per Definition bestimmte Gegebenheiten zum aktuellen Zeitpunkt einer Messung unterwirft. Und das Ergebnis dieser Messung ist in den maßgeblichen Bereichen, u.a. auch Dienstleistung, derzeit eine Kontraktion.

      Soweit bestreitet das nicht einmal Greenspan. Die schnellste Zinssenkungsserie aller Zeiten spricht immerhin eine deutliche Sprache. Ich höre & lese seit einiger Zeit regelmäßig vor Zinssenkungen die Meinung, daß die Fed beim nächsten Mal die Zinsen keinesfalls senken werde und/oder brauche, da es der US-Wirtschaft doch eigentlich ganz gut gehe. In der Krise stirbt die Hoffnung und der Glaube zuletzt ...


      Übrigens: http://www.napm.org/NAPMReport/ROB052001.cfm, bzw. http://www.napm.org/


      mfg landing_zone
      Avatar
      schrieb am 16.05.01 07:22:05
      Beitrag Nr. 257 ()
      @gourmet

      dass er Freddie Mac fallen lässt ist übrigens schon seit
      Monaten bekannt, weil der Hypothekenmarkt auch unter
      einer Art "irrational exuberance" , sprich Kreditblase, leidet.

      Ich finde es in diesem Zusammenhang immer wieder bemerkenswert, wie lange die mainstream Medien brauchen,
      bis sie reagieren ( sozusagen "den Braten riechen").
      Avatar
      schrieb am 17.05.01 19:42:51
      Beitrag Nr. 258 ()
      Hallo zusammen!

      Gerade sehe ich, dass meine Charts hier nicht geladen wurden. Vielleicht funktioneirt ja ein Klick auf den folgenden Link:
      http://buerger.metropolis.de/hubertg/recessions.jpg
      Ansonsten werde ich meine Charts demnaechst woanders speichern.

      Bei dismal.com habe ich einen ganz netten Artikel gefunden:
      http://www.dismal.com/thoughts/article.asp?aid=1202
      Dort werden die aus Sicht von Oekonomen wesentlichen Rezessions-Indikatoren vorgestellt.


      Den NAPM als Fehlindikator zu zitieren, ist etwas gewagt

      Aber schau Dir doch mal an, was der NAPM wehrend der 1974/75 Rezession gemacht hat. Als der NAPM unter die 50 gerutscht ist, da war die Haelfte der Rezession schon vorueber. Als der NAPM dann tatsaechlich seinen Tiefpunkt erreicht hatte, war die Rezession endgueltig vorbei. Also weder den Start noch das Ende der uebelsten Rezession seit 1929-33 hat der Index vorhersagen koennen. Sollte es 2001 tatsaechlich keine Rezession geben, dann duerfte mit dieser neuerlichen Fehlleistung der NAPM als Indikator wohl endgueltig ad acta gelegt werden.

      ein richtiger aufschwung von der zinsseite her ist erst dann zu erwarten, wenn die zinsen am langen ende runter gehen.

      Das trifft sicherlich auf einige Unternehmen zu. Aber nicht alle Unternehmen haben die Bonitaet lang laufende Kredite aufzunehmen bzw. langfristige Bonds auszugeben. Diese Unternehmen nutzen kurzfristige Kredite und ihren Kreditrahmen bei der Bank, und die Zinsen dafuer sind rapide gesunken. Ich gebe Dir recht, dass dadurch nicht unbedingt neue Investitionen getaetigt werden, aber wenigstens werden Unternehmen dadurch entlastet.
      Avatar
      schrieb am 20.05.01 10:30:53
      Beitrag Nr. 259 ()
      guter Thread, sogar mit richtiger Steitkultur

      @helmut

      wäre ja auch zu schön, wenn es mal einen absolut treffsicheren Indikator gäbe. Anlaß zu Sorge gibt er aber dennoch. Immerhin drei Mal, 1980, 1982 und 1990, zeigte der NAPM recht zuverlässig den Beginn der Rezession an. Ein Mal, 1995, dem falschen Alarm, war der Rückgang dieses Indexes wohl nicht signifikant und damit nicht aussagekräftig genug. Und nur einmal hat der Index imho völlig versagt, wie Du oben bereits beschrieben hast - 1974.


      @all

      Mal ein anderes Thema:

      Man hört und liest (auch in diesem Thread) immer wieder, dass der Kursverfall am Aktienmarkt negative Vermögenseffekte zur Folge hat. Da wir ja ausschließlich über volkswirtschaftliche Größen, hab ich ehrlich gesagt bis heute nicht verstanden, wie das gehen soll.

      Da es für jeden Käufer einen Verkäufer geben muß, steht dem Saldo des Käufers immer ein gleich hoher Betrag beim Verkäufer als Guthaben gegenüber, so dass der Cashbetrag nur das Konto wechselt. Wenn ich dann von Kapitalvernichtung infolge von Kursrückgangen höre, frage ich mich was eigentlich vernichtet wurde. Auf einzelne Personen bezogen trifft das ohne Zweifel zu, nie aber auf die Gesamtheit der Anleger.



      Seh ich das falsch ?

      Desue
      Avatar
      schrieb am 20.05.01 11:25:23
      Beitrag Nr. 260 ()
      Leider schon etwas alt. Hab den Text trotzdem nochmal rausgekramt, weil er ein weiteres Indiz für die möglicherweise zurecht geschneiderten Statistiken sind.

      Leider fehlt mir die Originalnachricht, auf die sich B.Niquet hier bezieht. Wer Bernd Niquet allerdings kennt, selbst studierter Volkswirt, kennt auch seinen Stil zu schreiben. Ironisch bis sarkastisch, was der Qualität der angebrachten Kritik aber nicht schadet.



      http://www.spiegel.de/wirtschaft/konjunktur/0,1518,92000,00.…

      Bernd Niquet



      Die Kritiker des Wirtschaftsbooms in Amerika werden gerne mit allerlei Statistiken mundtot gemacht. Mittlerweile nimmt diese Schönfärberei aber schon groteske Züge an.

      Die Nachricht blieb weitgehend unbemerkt. "US-Wirtschaftsboom hilft Niedriglohnempfängern", so war zu lesen. Na bitte, endlich, ein Glück werden sich Wirtschaftsinteressierte mit sozialem Gewissen gedacht haben. Dann hätte der riesige Wirtschafts- und Aktienboom ja wirklich nicht nur die Reichen noch reicher gemacht, sondern auch den Niedrigverdienern etwas gebracht.

      Man könnte sich also in Ruhe und befriedigt zurücklehnen, die neuesten Kurse beobachten und auf die nächsten Wirtschaftszahlen warten. Letztlich scheinen wir also alle von goldenen Wirtschaftzeiten zu profitieren. Denn immerhin 9,2 Prozent hat das Einkommen der am schlechtesten bezahlten amerikanischen Arbeiter und Angestellten in den letzten Jahren zugenommen, so die Studie "State of Working America", den das Washingtoner Economic Policy Institute (EPI) jetzt vorgelegt hat.

      Doch wer nun nicht umgeblättert, sondern weitergelesen hat, stößt auf folgende Merkwürdigkeit: Im selben Zeitraum, in dem ihr Einkommen um 9,2 Prozent gestiegen ist, musste eine durchschnittliche Familie jedoch 246 Stunden oder fast sechs Wochen länger arbeiten. Nun gut, wird man jetzt sagen: Ohne Fleiß kein Preis.

      Doch plötzlich wird die Merkwürdigkeit zur Groteske: Hier wird eine Prozentzahl mit einer absoluten Zahl verglichen. So etwas macht man immer dann, wenn man etwas im Unklaren lassen möchte. So auch hier: Denn da das Jahr nur 52 Wochen hat, bedeutet eine sechswöchige Verlängerung der Arbeitszeit in jedem Falle eine Zunahme um über 10 Prozent.

      Doch wer mindestens 10 Prozent länger arbeitet und dafür nur 9,2 Prozent mehr Einkommen erhält, dessen Position hat sich nicht verbessert, sondern vielmehr verschlechtert. Die Niedriglohnempfänger haben deshalb vom gegenwärtigen Boom eben nicht profitiert, sondern verloren.

      Die USA müssen daher durchaus aufpassen, dass sie nicht bald mit der statistischen Peinlichkeit einer negativen Arbeitslosenrate konfrontiert werden. Denn wenn bald wirklich jeder zwei Jobs braucht, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen, dann liegt die Arbeitslosigkeit exakt bei minus 100 Prozent. Doch die raffinierten Statistiker werden ganz sicher vermeiden, dass so ein Ergebnis tatsächlich einmal herauskommen wird.
      Avatar
      schrieb am 20.05.01 15:23:01
      Beitrag Nr. 261 ()
      @ desue


      das ist der psychologische Effekt,
      der bei so großen Abschwüngen eine Rolle spielt.


      >>>Die Rettungsaktion an der NASDAQ im November 2000

      "Absturz-Verhinderungsteam" in Nöten

      In den sechs Tagen bis einschließlich 13. November verlor, der NASDAQ
      Index der amerikanischen Hochtechnologieaktien volle 17% seines Wertes
      und fiel unter 2904 Punkte, den niedrigsten Stand seit dem 3. November
      1999.

      Im Frühjahr (März) dieses Jahres hatte der NASDAQ seinen historischen
      Höchststand: von 5123 Punkten erklommen, er hat also nun innerhalb von
      acht Monaten 44,3% seines Wertes verloren. Auf diese Weise haben sich
      1700 Milliarden Dollar an Aktienwerten (Marktkapitalisierung) in Luft aufgelöst.
      Umgerechnet sind das etwa 3700 Mrd. DM, was beinahe dem gesamten
      Bruttosozialprodukt Deutschlands gleichkommt
      Soviel Geld haben nominell die amerikanischen und anderen Investoren in
      NASDAQ Aktien verloren.
      Viele Familien in Amerika haben in den letzten Jahren ihre Sparbücher oder
      andere traditionelle, relativ. sichere Anlageformen aufgegeben, um das Geld
      statt dessen in die vermeintlich gewinnträchtigen Aktienmärkte zu
      investieren,- einen großen Teil davon in
      die "wunderversprechenden Technologiewerte"

      Die Federal Reserve und Wirtschaftswissenschaftler haben einen besonderen
      Begriff für dieses Investitionsverhalten von inzwischen ca. 60% der
      amerikanischen Haushalte gefunden Sie nennen es den "Vermögenseffekt"
      (wealth effect). Die Menschen fühlen sich "reicher", weil die Jahresberichte
      ihrer Anlagefonds oder Aktienbroker - wie es in den letzten ein, zwei Jahren
      der Fall war - Papiergewinne von 25-30% ausweisen, und riskieren deshalb
      viel häufiger, Kreditkarten oder andere Schulden zu machen, um ein neues
      Haus, Auto oder Konsumgüter zu kaufen.
      Dieser "Vermögenseffekt" der Konsumrausch auf Pump, der durch die Illusion
      des Papierreichtums an der Börse genährt wird - gilt als Hauptantrieb für die
      jährlichen Zuwächse des amerikanischen BSP von 4-5% seit 1995.

      Am besagten 13. November; als die Ungewißheit über den Ausgang der
      Präsidentschaftswahl neben dem Aktiencrash noch eine Dollarkrise
      heraufbeschwor, mußte wieder einmal die Federal Reserve mit ihrem
      "Absturz-Verhinderungsteam" eingreifen.
      Dieses "Absturz-Verhinderungsteam" setzt sich aus einer kleinen Gruppe von
      Spitzenvertretern aus Regierung und Finanzwelt zusammen.
      Neben Notenbankchef Alan Greenspan und Finanzminister Larry Summers
      sind dies einige ausgewählte Wallstreet-Brokerhäuser .Wie Goldman Sachs
      und Banken wie J.P Morgan und Citigroup, wo der ehemalige Finanzminister
      Robert Rubin im Vorstand sitzt. Das Team geht jedesmal auf ähnliche Weise
      vor, tat sich diesmal aber schwerer als sonst.
      Die Fed intervenierte diskret mit einer Liquiditätsspritze - also dem
      moderneren Äquivalent des Gelddruckens für das Bankensystem in der Form
      eines 3,01 Mrd. Dollar Repo-Kredits mit 28tägiger Laufzeit.
      Minuten später schoß sie weitere 2,71 Mrd. Dollar an Übernachtkrediten für
      die Banken zu. Das reichte zunächst, um den Kursverfall am NASDAQ
      aufzuhalten, aber noch nicht, um den NASDAQ wieder über die
      psychologisch wichtige Marke von 3000 Punkten zu hieven.
      Am folgenden Tag, Dienstag, den 14. November, schaltete das Team deshalb
      noch einen Gang höher.
      Gleich am frühen Morgen gab die Fed eine weitere Spritze von 2 Mrd. Dollar.
      Zeitlich genau passend verkündete dann nur Minuten später das
      "Marktorakel", Abby Joseph Cohen von Goldman Sachs, die Aktienmärkte
      seien unterbewertet und müßten "um wenigstens 15% bis
      Jahresende"steigen.
      Schon seit dem Crash und der anschließenden Erholung der Börse im
      Oktober 1987 spielt Abby Cohen diese ganz besondere Rolle. Jedesmal,
      wenn den Märkten die Kernschmelze drohte, wurde sie losgeschickt, um eine
      Markterholung zu "prognostizieren"

      Die Wallstreet-Insider wissen genau: Wenn Frau Cohen einen Anstieg
      "vorhersagt", dann sind Goldman Sachs und andere wichtige Finanzhäuser an
      diesem Tag angewiesen, zu kaufen. Weil entsprechend viele Spekulanten
      mitziehen, geht die "Vorhersage" dann auch in der Regel in Erfüllung.
      Hinzu kommt noch die Hebelwirkung von Derivaten oder
      Aktien-Termingeschäften auf die NASDAQ oder Dow Jones-Indices. Damit
      können mit relativ kleinen Summen kurzfristig ganze Marktsegmente in die
      Höhe getrieben werden. Am 14. November funktionierte es noch einmal,
      innerhalb von Minuten nach der Intervention durch die Fed und Goldman
      Sachs stieg der NASDAQ und schloß an diesem Tag deutlich über 3100
      Punkten, was einem Anstieg von 5,7% entspricht.
      Einmal mehr verhinderte das "Absturz-Verhinderungsteam" eine
      ausgewachsene Systemkrise des Weltfinanzsystems mit einem raschen
      Wertverfall des Dollars und den entsprechenden Folgewirkungen. Inzwischen
      reichen aber die Maßnahmen der Fed nur noch, um diesen Prozeß jedesmal
      nur um wenige Tage oder gar nur um Stunden aufschieben.

      Ein Aktiencrash, bei dem Werte in der Größenordnung des gesamten
      Bruttoinlandsprodukts der USA von 9000 Mrd. Dollar vernichtet werden, steht
      ins Haus. Irgendwann wird keine "Absturzverhinderung" mehr möglich sein,
      weil die Panik einfach zu groß sein wird.<<<

      Quelle: http://www.eic-ag.com/investor_frame.htm
      Avatar
      schrieb am 20.05.01 21:14:52
      Beitrag Nr. 262 ()
      @ Desue

      Der Artikel von Bernd Niquet ist absolut daneben. Niquet wirft dem Washingtoner Economic Policy Institute (EPI) vor, es haette Daten geschoent. Oder wie darf ich folgende Zitate interpretieren:

      Mittlerweile nimmt diese Schönfärberei aber schon groteske Züge an.

      “US-Wirtschaftsboom hilft Niedriglohnempfängern", so war zu lesen. Na bitte, endlich, ein Glück werden sich Wirtschaftsinteressierte mit sozialem Gewissen gedacht haben.

      Doch wer nun nicht umgeblättert, sondern weitergelesen hat, stößt auf folgende Merkwürdigkeit


      Herr Niquet laesst da den Verdacht aufkommen das EPI haette die frohe Botschaft verkuendet, dass auch die Armen besser verdienen, aber die schlechten Nachrichten werden nur so im Kleingedruckten erwaehnt.

      Na schauen wir doch mal nach beim EPI:
      http://www.epinet.org/books/swa2000/swa2000intro.html

      Der Report ist alles andere als Schoenfaerberei. Durchgehend wird auf Ungleichheit in der Einkommensverteilung hingewiesen. Ich darf mal zitieren:

      The new shape of inequality. One feature of the economic landscape that has not changed is the unequal distribution of income and wage gains among the different economic classes and the continuing rise in these disparities.

      In spite of the widespread living standard improvements accompanying the strong recovery of the late 1990s, the fundamental economic situation, given the dramatic, broad-based wage erosion and rising inequalities of the 1979-95 period, can still not be considered "good."


      Insbesondere wird sehr detailliert auf die laengere Arbeitszeit von Geringverdienern eingegangen:

      Some critics have argued that the increase in inequality has been generated simply by those with higher incomes working longer and harder while other less well-off families did not increase their work effort. But the data on weeks and hours worked belie this claim: the increases in hours and weeks occurred throughout the income distribution, with the greatest increases among middle-income families.

      Im gesamten Artikel zieht sich wie ein roter Faden die Haupt-Message, dass es immernoch viele Probleme insbesondere Ungleichheiten gibt.

      Herr Niquet schreibt ausserdem:

      Im selben Zeitraum, in dem ihr Einkommen um 9,2 Prozent gestiegen ist, musste eine durchschnittliche Familie jedoch 246 Stunden oder fast sechs Wochen länger arbeiten.
      Doch wer mindestens 10 Prozent länger arbeitet und dafür nur 9,2 Prozent mehr Einkommen erhält, dessen Position hat sich nicht verbessert, sondern vielmehr verschlechtert


      Wie schaut die Stelle im Orginal aus:

      Also, while a middle-class, married-couple family’s income grew 9.2% from 1989 to 1998, a substantial part of this growth reflected a growth in family work hours, up 182 hours to 3,600 total, or about 4.5 extra full-time weeks a year since 1989.

      Was fuer eine dreiste Luege!!! Herr Niquet schreibt also, dass die Arbeitszeit um 10% gestiegen ist (=6Wochen), aber tatsaechlich ist sie um 5% (=4.5 Wochen) gestiegen. Vorher hatte er auch schon geschrieben, dass der Report grossspurig verkuendet die durchschnittliche Familie erhaelt real 9.2% mehr, aber erst “nach dem Umblaettern” stoesst man auf eine “Merkwuerdikeit.” Tatsaechlich jedoch weist der Report des EPI im gleichen Satz darauf hin, dass mehr als die Haelfte des zusaetzlichen Einkommens durch laengere Arbeitszeit zustandekommen.

      Herr Niquet, entweder Sie koennen nicht lesen, oder Sie sind ein ganz billiger Faelscher und Luegner!

      Die folgende Passage ist natuerlich auch peinlich:

      Die USA müssen daher durchaus aufpassen, dass sie nicht bald mit der statistischen Peinlichkeit einer negativen Arbeitslosenrate konfrontiert werden. Denn wenn bald wirklich jeder zwei Jobs braucht, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen, dann liegt die Arbeitslosigkeit exakt bei minus 100 Prozent. Doch die raffinierten Statistiker werden ganz sicher vermeiden, dass so ein Ergebnis tatsächlich einmal herauskommen wird.

      Herr Niquet behauptet, dass jemand der in zwei statt einem Job arbeitet die Arbeitslosenquote veringert. Jeder weiss, dass die AL-Quote nach Personen und nicht nach Jobs berechnet wird.

      Fazit: Ich habe ja schon viel Unsinn gelesen, aber so eine dreiste und penetrante Luegerei und Faelscherei habe ich in noch keinem serioesen Magazin gelesen.
      Avatar
      schrieb am 20.05.01 21:24:10
      Beitrag Nr. 263 ()
      Ooops, sehe gerade, dass ich das folgende zuruecknehmen muss:

      Vorher hatte er auch schon geschrieben, dass der Report grossspurig verkuendet die durchschnittliche Familie erhaelt real 9.2% mehr, aber erst “nach dem Umblaettern” stoesst man auf eine “Merkwuerdikeit.” Tatsaechlich jedoch weist der Report des EPI im gleichen Satz darauf hin, dass mehr als die Haelfte des zusaetzlichen Einkommens durch laengere Arbeitszeit zustandekommen.

      In der Tat hat er das Gegenteil geschrieben: Wer nun nicht umblaetter sondern weiter liest.

      Mein Tenor bleibt natuerlich der selbe: Niquet unterstellt dem EPI faelschlicherweise, dass es Daten geschont hat und nur am Rande erwaehnt, dass die Arbeitszeit gestiegen ist.
      Avatar
      schrieb am 20.05.01 21:44:39
      Beitrag Nr. 264 ()
      @Desue, sicher gibt es Käufer und Verkäufer, jedoch darfst du die Umsätze nicht außer acht lassen. Wenn der Markt bei geringen Umsätzen fällt, wird viel Geld vernichtet.

      gruss paule2
      Avatar
      schrieb am 20.05.01 22:45:24
      Beitrag Nr. 265 ()
      @ paule2

      Es wird Geld vernichtet, das nie existiert hat,
      da es ja auch für steigende Kurse gilt.

      Fakt ist doch, am Markt steigen nur die Preise der handelbaren Aktien,
      die im selben Augenblick aufeinander treffen.

      Die restlichen Anteile werden dabei auch mehr wert.

      Hätten anfang 2000 alle versucht, die Marktkapitalisierung
      aller Nasdaq-Ag`s zu liquidieren, hätten sie festgestellt,
      das es soviel Dollars gar nicht gibt.
      Avatar
      schrieb am 20.05.01 23:39:26
      Beitrag Nr. 266 ()
      @helmut

      besten Dank für Deine Ausführungen und den Hinweis auf den Originaltext. Bin noch dabei mir diesen in Ruhe durchzulesen. Naja, soweit ich das bis jetzt buerteilen kann, Niquet benutzte offenbar einige dramaturgische Mittel, um das Bild zu verzerren oder ein anderes zu konstruieren. Z.B. konnte ich die von ihm angeführten 246 Stunden bzw. 6 Wochen Mehrarbeit (noch) nicht finden. Ich hoffe, er meinte auch denselben Bericht *g*

      @sittin bull

      genau. Es wird Kapital vernichtet, ds es nie gegeben hat. Im Grunde meint man Buchgeld. Das ist der Verlust imaginären Reichtums, wenn das Aktienvermögen mit den damaligen Höchstkursen bewertet wurde.

      nochmal zur Verdeutlichung meiner Aussage.

      Jedem Käufer muss ein Verkäufer gegenüberstehen. Der Betrag, den der Käufer für seine Aktien ausgibt, landet auf dem Konto des Verkäufers.

      Oder mal konkretes Bsp.:

      Person A kauft für 100.000€ Aktien. Person B verkauft seine Aktien an A und bekommt die 100.000€, die A für die Aktien ausgibt, auf seiem Konto gut geschrieben. Nun sind die Aktien aber nicht mehr 100.000€ wert, sondern meinetwegen nur noch 50.000€. Wenn A nun die Aktien nicht mehr halten will, weil sie für ihm zu stark fallen, dann verkauft er sie. Eine Person C kauft die Aktien des A, weswegen A nun 50.000€ auf sein Konto gebucht bekommt.


      Person A hat 50.000€ weniger
      Person B hat 100.000€ mehr
      Person C hat 50.000€ weniger auf dem konto

      Das Aktienpaket (gleiche Stückzahl natürlich) hat nur den Besitzer gewechselt, ebenso wie das Buchgeld. Was bleibt, ist ein Nullsummenspiel. Wo bleibt hier die Kapitalvernichtung ?



      Desue
      Avatar
      schrieb am 21.05.01 14:49:19
      Beitrag Nr. 267 ()
      die kapitalvernichtung entsteht dadurch ,das kein kurs zustande kommt,bzw. kaeufer fehlen!

      gruss drag
      Avatar
      schrieb am 21.05.01 16:38:25
      Beitrag Nr. 268 ()
      die kapitalvernichtung entsteht dadurch ,das kein kurs zustande kommt,bzw. kaeufer fehlen!

      Aber das ist ja gerade der Widerspruch auf den Desue hingewiesen hat. Kapital kann ja nicht dadurch vernichtet werden, dass kein Kaeufer bereitsteht.

      Anderes Beispiel: Ich habe eine Firma und eine Maschine, die irgend etwas herstellen kann. Nur weil ich die Maschine nicht verkaufen kann (weil z.B. niemand eine gebrauchte Maschine kaufen will), bedeutet dies nicht, dass die Maschine nutzlos fuer mich ist.
      Avatar
      schrieb am 21.05.01 16:52:45
      Beitrag Nr. 269 ()
      tja du kannst das aber nicht mit aktien vergleichen!wenn kein verkauf jener aktie zustande kommt sinkt der kurs soweit,bis sich wieder ein kaeufer findet!!so wird halt geld verbrannt!es kann aber auch geld vermehrt werden.z.b. eine biotechfirma vermeldet das sie ein krebsmittel gefunden haben. so nun versuchen sehr viele kaeufer die aktie zu kaufen,es gibt aber keine verkaeufer!der kurs steigt dann einfach ohne umsatz,bis sich ein verkaeufer findet!

      gruss drag
      Avatar
      schrieb am 21.05.01 19:04:00
      Beitrag Nr. 270 ()
      tja du kannst das aber nicht mit aktien vergleichen!

      Hmm, worüber reden wir denn hier ? Über Schweinehälften oder was ? Und wenn, selbst dann würde sich prinzipiell rein gar nix ändern.

      wenn kein verkauf jener aktie zustande kommt sinkt der kurs soweit,bis sich wieder ein kaeufer findet!!so wird halt geld verbrannt!

      Nee, das ist starker Tobak. Kurse können nur dann sinken, wenn Aktien über den `Ladentisch` gehen. Versuch doch mal einen Gewinn/Verlust zu realisieren, wenn niemand verkaufen. Geld kann nicht `verbrannt` werden. Ich hab versucht das unten zu verdeutlichen. Vielleicht hab ich`s auch einfach nur nicht verstanden. Dann kannst du mir Geldvernichtung ja mal am Zahlenbeispiel erklären ?

      Desue
      Avatar
      schrieb am 21.05.01 21:18:37
      Beitrag Nr. 271 ()
      Na bitte da haben wir es ja!


      Natürlich findet in Baissephasen keine unheilbringende
      Geldvernichtung statt,

      genausowenig wie die wundersame Geldvermehrung in Haussephasen.
      Das ist doch genau das, was man unter Asset Inflation versteht.

      in einer Inflation sind Vermögenswerte nicht die beständigsten.

      Was lehrt das nun?
      Avatar
      schrieb am 21.05.01 21:23:21
      Beitrag Nr. 272 ()
      zu eurer diskussion gibt es sogar eine nette börsenweisheit: "dein geld ist nicht weg, es hat nur jemand anderes". die finanzmärkte sind ein system der "kommuniszierenden röhren" und erhalten nur durch neu gedrucktes geld einen zufluß bzw. durch einen währungsschnitt einen abfluß.
      viele grüße
      gourmet
      Avatar
      schrieb am 21.05.01 22:07:35
      Beitrag Nr. 273 ()
      Genau darum geht es doch in diesem Thread,
      der Aktienbubble wird mit Geld betrieben,
      das es nicht gibt.
      :eek:
      Avatar
      schrieb am 22.05.01 14:07:25
      Beitrag Nr. 274 ()
      Welch eine Erkenntnis:

      Steigende Aktienkurse und Inflation schließen sich nicht gegenseitig aus.
      Bei einer Inflation steigen halt nicht nur die Preise für Öl und Lebensmittel sondern auch
      für Aktien, Immobilien usw usw und Gold. Der Clou einer Inflation besteht jedoch
      darin, dass steigende Preise (für alles) nicht steigenden Wohlstand signalisieren,
      sondern eine Entwertung des (Papier-)Geldes und damit eine Enteignung der Massen.

      Wünsche allen viel Spaß mit steigenden Aktien(-kursen)

      mfg
      Schließer
      Avatar
      schrieb am 22.05.01 17:51:59
      Beitrag Nr. 275 ()
      In Sachen hedonistischer Index:

      Ich habe mir hier mal die Muehe gemacht und abgeschaetzt wie gross das zusaetzliche Wachstum durch die Verwendung des hedonistischen Index (HI) wirklich sein kann. Man muss dazu sagen, dass man keine exakte Zahl berechnen kann (dazu muesste eine Delegation von Beamten des Statistischen Bundesamtes in die USA reisen und dort die quality adjustments von Hand machen), ich versuche hier nur eine obere Grenze zu finden, gewissermassen das `worst case scenario` aus amerikanischer Sicht.

      Das Ergebnis: Unter halbwegs realistischen Annahmen koennen 0.12 Prozentpunkte Differenz herauskommen. Der allerschlimmste Fall mit unrealistischen (weil zu pessimistischen) Annahmen fuehrt zu einem Unterschied von 0.37 Prozentpunkten in jaehrlichen Wachstumsraten.

      Hier die Details. Noch einmal eine kurze Zusammenfassung, wie reales BSP berechnet wird:

      1: Preis-Anpassung: Aus dem nominalem BSP werden Preiserhoehungen (oder -senkungen) herausgerechnet. Dies wird sowohl in den USA als auch in Deutschland gemacht.

      2a: Qualitaetsanpassung: Angenommen im Jahr 2000 wurde ein Pentium III-800Mhz gebaut. Dann muss der freundliche Beamte im Statistischen Bundesamt berechnen wieviel der Chip in Preisen des Jahres 1996 wert ist, auch wenn es diese Chips im Jahr 1996 noch gar nicht gab. Deshalb auch der Ausdruck "in Preisen von 1996". Wie man sieht, wird auch in Deutschland quality adjustment betrieben.

      2b: HI (hedonistischer Index). Hier wird die selbe Preisanpassung wie in 2a mit (ausgesprochen komplizierten) oekonometrischen Methoden betrieben. Methode 2b wird in den USA verwendet und zwar anstelle der Beamten aus 2a.

      Die Kritiker argumentieren nun, dass bei Verwendung von 2b die Qualitaetssteigerungen viel groesser ausfallen als unter 2a, folglich wird BSP-Wachstum verglichen mit der herkoemmlichen Methode zu hoch angesetzt.

      Fragen uns doch mal, wie wuerden sich uebertriebene Qualitaetssteigerungen in BSP-Daten bemerkbar machen? Man berechnet aus den Zahlen in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung den Deflator. Im Deflator stecken naemlich die Preissteigerungen und Qualitaetsanpassungen drin: Je hoeher die Preissteigerungen, desto hoeher der Deflator und je hoeher die Qualitaetssteigerung, desto niedriger der Deflator.

      Ich habe die Deflatoren (annualized) fuer drei Zeitraeume berechnet:
      1954-1974: Nachkriegszeit. Verwendung der gleichen Methode wie in Deutschland bei den Quality adjustments.
      1974-1992: Zeitalter der technologischen Revolution beginnt. Immernoch Verwendung der herkoemmlichen Methode bei den Quality adjustments.
      1992-2001: Fortsetzung der technologischen Revolution. Seit 1992 wird der Hedonic Index benutzt.

      Und hier die Deflatoren in den o.g. Zeitraeumen:



      Man sieht: In der Tat sind die Deflatoren der High-Tech Gueter von 1992-2001 negativ gewesen. D.h. im Schnitt gab es entweder einen Preisverfall oder Qualitaetssteigerungen oder beides. Allerdings muss man auch zur Kenntnis nehmen, dass auch alle Low-Tech Gueter von 1992-2001 einen viel niedrigeren Deflator als 1974-1992 hatten. Das liegt daran, dass das allgemeine Preisniveau selbst fuer Low-Tech Gueter in den 90er Jahren weniger stark gestiegen ist als waehrend der turbulenten 70er und 80er Jahre. Als naechstes habe ich dann mal folgendes berechnet: Wie gross waren die Deflatoren fuer Low-Tech Gueter im Schnitt (1954-1974: 2.87%, 1974-1992: 5.23%, 1992-2001: 1.12%) und dann habe ich von den GDP-Komponenten diesen Low-Tech Mittelwert abgezogen. Resultat im folgenen Bild:



      Man sieht: Auch schon vor der Verwendung des HI waren die Deflatoren der High-Tech Gueter viel niedriger als die der Low-Tech Gueter. (Das gleiche ist uebrigens auch Deutschland der Fall: Der Deflator fuer Investment war negativ z.B. fuer 1998-2000). Mit Einfuehrung des HI im Jahr 1992 fielen die Deflatoren dann noch weiter unter die der Low-Tech Gueter. Dies kann zwei Gruende haben:
      1: Qualitaetssteigerungen, die auch unter Verwendung der herkoemmlichen Methode entstanden waeren
      2: Der Fall von -2% auf unter -3% bei Consumer Durables bzw. auf unter -4% bei ensteht durch die Verwendung des HI und nicht durch technischen Fortschritt.

      Machen wir einmal die Schlimmst-Moegliche Annahme: Die groessere Differenz ist einzig und allein auf statistische Trickserei zureuckzufuehren und ueberhaupt nicht Qualitaetssteigerungen. D.h. unter der Verwendung der herkoemmlichen Methode haette sich zwischen 1974-1992 und 1992-2001 nichts geaendert und die Deflatoren fuer High-Tech Gueter waeren beide 2% Punkte unter denen der Low-Tech Gueter geblieben. Dann waeren die Deflatoren 0.51% statt -0.82% und fuer Consumer Durables und 0.58% statt -1.62% fuer Equipment and Software gewesen (nochmal als Erinnerung: Hoeherer Deflator bedeutet weniger reales Wachstum).

      Unter dieser Extrem-Annahme habe ich dann mal reales GDP fuer die USA berechnet:



      Aufgrund des hoeheren Deflators (also weniger Qualitaetsverbesserung) waechst die High-Tech Produktion langsamer. Aber der Effekt auf GDP ist nur marginal: 0.37 Prozentpunkte und das im worst case scenario! Allgemein kann man sagen, dass naemlich die Deflatoren in diesem worst case scenario viel zu pessimistisch gewaehlt sind. Selbst in Deutschland war zum Beispiel der Deflator fuer Investment zwischen 1998-2000 negativ! Geht man mal von einem Null-Deflator fuer High-Tech Gueter (immernoch pessimistisch) aus, dann ist der Unterschied 0.27 Prozentpunkte, und geht man von -0.7% aus (das ist der Wert fuer Deutschland, nach der herkoemmlichen Methode), dann betraegt der Unterschied schlappe 0.12 Prozentpunkte.

      Fazit: Wenn ueberhaupt, dann kann der HI nur marginal die Wachstumsraten gegenueber herkoemmlichen Methoden beschoenigen.
      Avatar
      schrieb am 22.05.01 19:34:10
      Beitrag Nr. 276 ()
      Helmut

      find ich klasse, dass Du Dir hier solche Mordsarbeit machst. Ein echter Mammutakt.

      noch besser hätte es mir aber gefallen, wenn ich da mal mitrechnen darf. Ich vermisse einiges, um die Ergebnisse nachvollziehen zu können:

      -Datenreihe: nominales und reales BIP von 1954-2001 für den Deflator
      -Angaben zur hedonischen Methode, statt einfach nur zu sagen:

      Hier wird die selbe Preisanpassung wie in 2a mit (ausgesprochen komplizierten) oekonometrischen Methoden betrieben. Methode 2b wird in den USA verwendet und zwar anstelle der Beamten aus 2a.

      -Ausgaben für die jeweiligen Teilbereiche Konsum und Investition


      aber bitte nur, wenns nicht allzu viel zusätzliche Arbeit macht. Hast schließlich genug gearbeitet.

      Desue
      Avatar
      schrieb am 22.05.01 19:42:19
      Beitrag Nr. 277 ()
      Näme mich auch wunder, wie im HI
      Qualitätsverschlechterungen berücksichtigt werden.

      Z.B. wenn eine neue Softwareversion eines Produkts
      mehr Funktionen aufweist, aber weniger zuverlässig ist.

      Zudem ist ja interessant, dass der HI berechnet wird,
      obwohl er offenbar nur ganz marginalen Einfluss hat, wenn überhaupt.
      Wozu dann das Ganze, angesichts der methodischen Schwierigkeiten?

      Coubert
      Avatar
      schrieb am 23.05.01 00:18:41
      Beitrag Nr. 278 ()
      @ Desue

      find ich klasse, dass Du Dir hier solche Mordsarbeit machst. Ein echter Mammutakt.

      Danke fuers Kompliment. Finde ich nett, dass Handarbeit hier noch geschaetzt wird.

      noch besser hätte es mir aber gefallen, wenn ich da mal mitrechnen darf. Ich vermisse einiges, um die Ergebnisse nachvollziehen zu können: -Datenreihe: nominales und reales BIP von 1954-2001 für den Deflator

      Ist in Arbeit. Werde ich demnaechst hier posten.

      -Angaben zur hedonischen Methode,

      OK, hier fuer alle Interessierten: In dem folgenden PDF Dokument habe ich mal als Einfuehrung geschrieben wie Hedonics funktioniert:

      http://helmutkohl.esmartweb.com/hedonics.pdf
      Avatar
      schrieb am 23.05.01 16:04:51
      Beitrag Nr. 279 ()
      Der Link funktioniert irgendwie nicht. Versucht mal den hier:

      http://buerger.metropolis.de/hubertg/hedonics.pdf
      Avatar
      schrieb am 23.05.01 16:07:18
      Beitrag Nr. 280 ()
      Der Link funktioniert irgendwie nicht. Versucht mal den hier:

      http://buerger.metropolis.de/hubertg/hedonics.pdf
      Avatar
      schrieb am 23.05.01 16:26:16
      Beitrag Nr. 281 ()
      Danke, dieser Link funzt jetzt
      Avatar
      schrieb am 23.05.01 18:43:46
      Beitrag Nr. 282 ()
      Die Links funzen alle nicht bei mir.

      Beim Java-Start ist mein 800er PC wieder mal gekräscht.
      Das tat der alte 450er nicht.
      Der hat damals gleich viel gekostet wie mein Neuer.
      Aber der neue crasht schneller.
      q.e.d.

      Coubert
      Avatar
      schrieb am 23.05.01 19:13:16
      Beitrag Nr. 283 ()
      Wenn die Links nicht funktionieren empfiehlt sich folgendes:

      Auf den Link gehen, rechte Maustaste druecken, pdf-Dokument speichern und von der Festplatte aus ansehen.

      Wenn jemand einen Tip hat, bei welchem Provider man pdf-Dokumente speichern kann, die sich von fremden Seiten aus aufrufen lassen, bitte hier melden. Danke!

      H.
      Avatar
      schrieb am 23.05.01 19:36:03
      Beitrag Nr. 284 ()
      Ach, das geht doch, was habt ihr denn ? Kopiert einfach die Adresse oben in die Adressleiste.
      Avatar
      schrieb am 23.05.01 20:02:43
      Beitrag Nr. 285 ()
      @ Desue, Coubert

      Es funktioneiert anscheinend nicht von jedem Rechner. Ich habe jetzt aber eine Moeglichkeit gefunden:

      http://buerger.metropolis.de/hubertg/index.html

      Und von da aus einfach auf den Link zu "Eine kurze Einleitung zu Hedonics" klicken.
      Avatar
      schrieb am 23.05.01 21:42:30
      Beitrag Nr. 286 ()
      Danke Coubert,
      für diesen hedonistischen Denkanstoß...

      :D
      Sittin...

      übrigens ist mal wieder alles in den USA viel besser als in Europa,
      z.B. wird dort vom Finanzminister verkündet, die Rezession ist vorbei,
      die Börsen denken schon wieder an Aufschwung,
      der Dollar ist fest wie eh und jeh,
      stört uns nicht, wir haben ja riesigen Binnenmarkt,
      Inflation spielt erst recht keine Rolle,
      Greeni senkt so weit er will.


      Ja dann, Hossa!
      Avatar
      schrieb am 24.05.01 21:57:19
      Beitrag Nr. 287 ()
      @ Coubert, Sittin

      In Sachen Qualitaet und Zuverlaessigkeit: Zuverlaessigkeit kann im Hedonic Index selbstverstaendlich beruecksichtigt werden. Leider kenne ich die Details fuer die Regressionen bei Software und Hardware nicht, aber es ist gut moeglich, dass z.B. bei Servern die Zuverlaessigkeit als erklaerende Variable benutzt wird. D.h. wenn das neue Produkt weniger zuverlassig ist, dann macht sich das Deflator bemerkbar.

      Uebrigens: Man kann es halt nicht oft genug sagen: Quality adjustments wird auch in Deutschland und ueberall auf der Welt betrieben. Die Frage ist also nicht ob Qualitaet im Preisdeflator beruecksichtigt wird, sondern lediglich wie das im Detail geschieht. Die Kritik in Sachen unzuverlaessiger Hardware/Software trifft also auf die modernen US-Methoden aber sogar noch staerker auf die veralteten Methoden in Deutschland zu.
      Avatar
      schrieb am 25.05.01 08:07:34
      Beitrag Nr. 288 ()
      @ Desue

      Hier wie versprochen mein Spreadsheet mit den Datn zum Deflator. Bitte mit Excel oeffnen:

      Direkt: http://buerger.metropolis.de/hubertg/deflator.wq1

      Unweg ueber www.metropolis.de: http://buerger.metropolis.de/hubertg/index.html
      Avatar
      schrieb am 25.05.01 08:48:44
      Beitrag Nr. 289 ()
      DIE WAHRHEIT HINTER DER ZINSSENKUNG
      (Schnellübersetzung)
      >von John Crudele(New York Post)
      >22.Mai 2001
      >Eine Woche ist seit der letzten Zinssenkung durch die Fed
      >vergangen, daher es ist an der Zeit Ihnen die Wahrheit zu
      >sagen.
      >Der Anstieg des DJI um überraschende 343 Punkte bzw. 3,15
      >Prozent wurde in der Presse entweder als eine verspätete
      >Reaktion auf die Zinssenkung um 0,5 Prozentpunkte oder
      >alternativ als Freude über den unerwartet geringen
      >Anstieg der Verbraucherpreise gewertet, der am Morgen vor
      >der Rally bekanntgegeben wurde.
      >Nun die Wahrheit: nichts von beiden ist richtig. Diese
      >Erklärungen sind - im Klartext - lächerlich.
      >Was ist nun wirklich passiert? Der Markt reagierte auf eine
      >wenig verstandene und kaum Wahrnehmbare Handlung der Fed,
      >die die Aktien "in den Hintern treten" sollte.
      >Letzten Dienstag stellte die Fed fest, dass sich die
      >Wirtschaft schlecht entwickelte, so dass die Zinsen um
      >weitere 0.5 Prozent gesenkt werden müssten. Was die Fed
      >höchstwahrscheinlich schockierte war, dass nach dem
      >Zinsschritt am Dienstag nichts geschah. Alan Greenspan und
      >seine Kohorten [dtsch vielleicht besser: Konsorten] müssen
      >sich wirklich geärgert haben. Doch dann kam der Zauber,
      >den alle vermissten. Mitten am Mittwochmorgen machte die
      >Fed mit 11 Milliarden Dollar das, was als "Repos" bekannt
      >ist.
      >Genauer: Die Fed geht zu den Banken und kauft ihnen gegen
      >Bargeld Staatsanleihen für 11 Milliarden Dollar ab. Nichts
      >davon ist wirkliches Geld. Es fuhren keine Geldtransporter
      >vor. Es ist nur ein Eintrag ins Hauptbuch [Buchgeld].
      >Jedoch haben Banken durch diese Handlung eine Menge mehr
      >Geld zum Verleihen und Investieren.
      >Der Betrag von 11 Milliarden Dollar war viel höher als der
      >vom Markt erwartete und binnen Minuten stiegen die AKtien-
      >und Rentenmärkte.
      >Heisst das, Wall Street denkt, die wirtschaftlichen
      >Schwierigkeiten seien vorüber? Ganz und gar nicht.
      >Die Klugen an der Wall Street lernten aus dieser Aktion,
      >dass die Fed bereit ist, alles zu tun, um die Aktienmärkte
      >zum Steigen zu bewegen. Die Fed mag Zauberkräfte besitzten
      >oder nicht. Da jedoch einfache Zinssenkungen nicht länger
      >ihren gewünschten Erfolg bringen, scheint Washington zum
      >experimentieren bereit.
      >Diese subtile "Repo"-Aktion der Fed wurde ganz
      >offensichtlich von jenen nicht wahrgenommen, die gerne
      >einfache Gründe für ihre Rallies haben.
      >Die Entscheidung der Fed, die Märkte mit einer Infusion von
      >Liquidität nach oben zu zwingen [Übersetzung hier sehr frei]
      >ist umstritten. Puristen würden sagen, Greenspan und seine
      >Gang sollen ihre schmutzigen Hände aus den freien US-Märkten
      >lassen.
      >Diese Bemerkung wird mir eine Menge zornige e-mails
      >einbringen, aber ich sage, die Fed muss alles in ihrer
      >Kraft stehende tun, um die Börsenkurse am sinken zu hindern.
      >Das schliesst Interventionen durch den Kauf von Futures
      >sowie Tricks wie das geschilderte "Repo"-Manöver mit ein.
      >Trotz des Einbruchs des letzten Jahres sind die Kurse nach
      >wie vor überbewertet. Und um die US-Wirtschaft ist es
      >momentan so schlecht bestellt, dass wir weiter fallende
      >Equities nicht zulassen können.
      >Alan Greenspan tat letzten Mittwoch was er tun musste.
      >Ausserdem war [die letzte Woche] eine jener Wochen, in
      >denen Optionen auslaufen und der Markt meist sowieso eine
      >Tendenz zum Steigen zeigt.
      >Es gibt noch eine Sache, die Sie wissen müssen. Was die
      >Fed tut steht im direkten Widerspruch zu dem, wie freie
      >Märkte eigentlich funktionieren sollten, wahrscheinlich
      >sogar im Widerspruch zur Charta der Fed - all das ist
      >sehr gefährlich.
      >Sie machen sich wahrscheinlich nur Gedanken über den
      >gefährlichen Teil - hier also eine ERklärung:
      >Aktien sind immer noch sehr teuer. Und die Wirkung von
      >Zinssinkungen sind vernachlässigbar.
      >Sollten Greenspan`s Versuche, die Blase wieder aufzublasen
      >versagen - oder auch nur zu offensichtlich werden - , dann
      >steht die Integrität unseres gesamten Geldsystems in Frage.
      >Wahrscheinlich sollten Sie die Daumen drücken, dass es ihm
      >gelingt.
      >be
      >Übersetzung: H.C.
      Avatar
      schrieb am 25.05.01 15:14:36
      Beitrag Nr. 290 ()
      @helmut

      danke für die Tabelle.

      Werde ich mir anschauen. Bin jetzt aber schon fast im Wochenende. Bis Montag/Dienstag dann.

      Desue
      Avatar
      schrieb am 25.05.01 16:41:05
      Beitrag Nr. 291 ()
      Na, wer lag damit richtig, das einfach hinterher die
      Zahlen korrigiert werden?

      USA: BIP steigt in Q1 revidiert mit 1,3% gg vorläufig 2,0%

      WASHINGTON (dpa-AFX) - Das Wachstum des US-Bruttoinlandsproduktes (BIP) hat im ersten Quartal revidiert 1,3%
      betragen. Damit sei die vorläufige Wachstumszahl von 2,0% nach unten korrigiert worden, teilte das US-Handelsministerium
      am Freitag in Washington mit. Die Revision spiegele den großen Rückgang bei den Geschäftslagern, den geringeren
      Privatkonsum sowie höhere Importe wider, hieß es. Die Revision verändere das Gesamtbild der US-Wirtschaft nicht, betonte
      das Ministerium. Der Wert der Lagerbestände sank im Berichtszeitraum um revidierte 18,9 Mrd. USD, nachdem zuvor lediglich
      ein Rückgang von 7,1 Mrd. USD erwartet worden war. Eine derartige Vorrats-Reduzierung habe es das letzte Mal 1983
      gegeben, hieß es. Der von dem Handelsministerium ermittelte Preisindex stieg um revidiert 3,2%. Gegenüber den vorläufigen
      Angaben habe sich keine Änderung ergeben, hieß es./FX/jl/jh/sk


      25.05. - 15:02 Uhr
      Avatar
      schrieb am 25.05.01 16:46:23
      Beitrag Nr. 292 ()
      Übrigens, ich dachte immer, freie Märkte hätten die Tendenz
      zu Selbstregulierung, so wie es Wirtschaftsliberalisten
      immer verkünden.

      Wie kann dann überhaupt solche Ungleichgewichte in der
      freiesten Wirtschaft der Welt entstehen?


      Und wieso versucht Herr Greenspan nicht, sachte
      die Amerikaner wieder zum sparen zu bringen,
      anstatt ein erneuten Versuch zu unternehmen,
      Asset-Bubble wieder aufzublasen.


      Ein schmaler Grat führt zum Vulkan hinauf...


      ;)
      Avatar
      schrieb am 25.05.01 16:46:51
      Beitrag Nr. 293 ()
      @sitting bull,
      was interessieren zahlen von gestern oder vielleicht doch. die lagerbestände sinken stärker als gemeldet. da können wir uns doch freuen.
      viele grüße
      gourmet
      ps: ein glas ist halb voll oder halb leer. es kommt darauf an, was man (die finanzmärkte) sehen will.
      Avatar
      schrieb am 28.05.01 01:52:22
      Beitrag Nr. 294 ()
      Übrigens, ich dachte immer, freie Märkte hätten die Tendenz
      zu Selbstregulierung, so wie es Wirtschaftsliberalisten
      immer verkünden.
      Wie kann dann überhaupt solche Ungleichgewichte in der
      freiesten Wirtschaft der Welt entstehen?


      Was fuer Ungleichgewichte meinst Du?
      Avatar
      schrieb am 28.05.01 09:52:15
      Beitrag Nr. 295 ()
      Ist doch toll, dieser Rückgang der Lagerbestände.

      Was mache ich, wenn ich auf einem vollen Lager sitze, an der Börse kein Geld mehr bekomme und auch meine Bank freundlich abwinkt?
      Ich verkaufe um jeden Preis. Da allerdings auch Verkäufe zu Ramschpreisen den momentanen Bedarf decken, muss der starke Rückgang kein gutes Zeichen sein, da er sich auch auf die Gewinnsituation auswirken muss.

      Ein Teil dieses Rückganges dürfte auch auf Wertberichtigungen zurückzuführen sein. Cisco läßt grüßen.

      paule2
      Avatar
      schrieb am 28.05.01 10:53:34
      Beitrag Nr. 296 ()
      hallo paule2, ich wollte nur ausdrücken, daß alles zwei seiten hat und vom betrachter abhängt. was die lagerbestände bzw. deren abschreibung anbelangt ist auch hier ein positiver ansatz möglich. es gibt gerade im semi-bereich viele unternehmen, die die chance genutzt haben, auch weiterhin verkäufliche artikel (basisbauteile) abzuschreiben. bei einem anziehen der nachfrage führt dies dann zu einem sprunghaften anstieg der gewinne, da keine produktionskosten mehr dagegenstehen.
      mein fazit: schafft es die amrikanische börse, so schafft es die amerikanische wirtschaft und wenn dies eintritt, so haben wir recht schnell wieder vertretbare kgvs, wenn nicht, dann geht in ländern wie deutschland das licht dennoch zuerst, denn hier haben wir tatsächlich ein vom staat verursachtes inflationsproblem.
      viele grüße
      gourmet
      Avatar
      schrieb am 28.05.01 11:04:37
      Beitrag Nr. 297 ()
      @gourmet

      > weiterhin verkäufliche artikel (basisbauteile) abzuschreiben. bei einem anziehen der nachfrage führt dies dann zu
      > einem sprunghaften anstieg der gewinne, da keine produktionskosten mehr dagegenstehen.

      Ich würde gern wissen, was die SEC von solchen "kreativen" Bilanzpraktiken
      halten würde. Lagerbewertungen haben den realen Wert
      der Güter wiederzugeben und nicht einen gerade "nützlichen" Betrag.
      Siehe auch überhöhte Lagerbewertungen (mit entsprechender Kreditaufnahme).

      Die erhöhte Toleranz der Anleger gegenüber solchen Praktiken
      scheint mir aber ein weiters Zeichen dafür zu sein, dass der "moderne"
      Anleger (vgl. "New Economy") ohnehin sich nicht mehr mit der kleinkarierten
      und veralteten Methode des Gechäftszahlenstudiums und der
      Unternehmensbewertung abgibt.


      Coubert
      Avatar
      schrieb am 28.05.01 13:03:42
      Beitrag Nr. 298 ()
      Die Ungleichgewichte:

      Über Jahre hinaus exzessives Wachstum,
      finanziert über Schulden und das Ausland,
      ausgemacht am großen Außenbilanzdefizit.
      Folge war riesige Asset-Blase und negative Sparquote.

      Ohne der Wirtschaft Zeit zum Durchatmen in "normalen"
      Konjunkturzyklen zu geben,
      nun erneuter Aufpumpversuch der Wirtschaft
      über rasant sinkende Zinsen.

      Hierin besteht eine Gefahr der Inflationierung,
      die zur zeit völlig mißachtet wird.

      Die Amerikaner müssen wieder dringend sparen lernen,
      leider geht das ohne negative Auswirkungen auf die Wirtschaft nicht.

      Sittin...
      Avatar
      schrieb am 28.05.01 21:29:28
      Beitrag Nr. 299 ()
      Leute, woran erinnert euch das?


      >>>In den kommenden Monaten werden die US-Bürger
      zunächst einmal vom Finanzministerium einen Scheck
      erhalten. Alleinlebende sollen 300 Dollar vom Staat
      zurück bekommen, Alleinerziehende 500 und verheiratete
      Paare 600 Dollar. <<<


      Mann, es muß wirklich sehr ernst sein!
      Das auch noch als Liberalisierung zu verkaufen ( Maßnahme
      eines Steuersenkungspakets )
      ist einfach nur dreist!


      Sittin...
      Avatar
      schrieb am 29.05.01 05:22:31
      Beitrag Nr. 300 ()
      @ sittin

      Leute, woran erinnert euch das?

      Das erinnert mich an einen neidischen Deutschen, der es den Amerikanern nicht goennt, dass sie eine spuerbare Steuererleichterung bekommen. Neidisch deshalb, weil in Deutschland jede "Steuererleichterung" der letzten 20 Jahre die reinste Mogelpackung war (so wie auch die letzte von Herrn Eichel) und der durchschnittliche Steuerzahler am Ende wieder draufgezahlt hat.

      Also ich freue mich auf meine $300 :D:D:D
      Avatar
      schrieb am 29.05.01 09:29:10
      Beitrag Nr. 301 ()
      Genau! :D

      Nein im Ernst, erinnert eher an ähnliche Versuche in Japan,
      die Pferde endlich an die Tränke zu führen,
      damit sie saufen, sie wollen nur nicht!
      Avatar
      schrieb am 29.05.01 10:38:20
      Beitrag Nr. 302 ()
      Korregiere:

      dort wollten sie nicht ( Japan )

      Ob sie in den USA wollen, steht noch in den Sternen...
      Avatar
      schrieb am 29.05.01 22:30:36
      Beitrag Nr. 303 ()
      @ sittin

      Nein im Ernst, erinnert eher an ähnliche Versuche in Japan, die Pferde endlich an die Tränke zu führen, damit sie saufen, sie wollen nur nicht!

      Ich denke der Unterschied koennte nicht groesser sein:

      Die Japanische Regierung hat die ganze Sache mit Schulden finanziert.

      Die USA haben Budgetueberschuesse, die so gross sind, dass die Treasury gar nicht mehr weiss wohin mit dem ganzen Geld.

      Die Rabatt-Schecks sind nur ein Teil des Programms: Die Lohnsteuerabzuege werden simultan auch reduziert.

      sie wollen nur nicht!

      Wieso? Konsum sieht doch ganz ordentlich aus. Consumer confidence und personal income Daten von heute waren recht positiv.
      Avatar
      schrieb am 30.05.01 01:36:02
      Beitrag Nr. 304 ()
      Soweit ich weiß, gibt es die Budgetüberschüsse erst seit den letzten 2-3 Jahren. Es gilt dennoch, einen gigantischen Schuldenberg abzubauen. Leider habe ich die genauen Daten im Moment nicht parat. Anstatt in der Boomphase die Kohle zur Schuldentilgung zu verwenden oder zu sparen, machen sie den klassischen 0815-Fehler. Fazit: U- oder L- Formation.
      Avatar
      schrieb am 30.05.01 09:41:55
      Beitrag Nr. 305 ()
      wenn der Konsum wirklich so blendend aussieht
      ( wie es bei den nun (Geschönten?) Zahlen mal wieder aussieht,

      wieso dann:

      ist das Realwachstum des BIP so niedrig?

      senkt Alan wie ein Verrückter die Zinsen?

      steigen gleichzeitig Bondzinsen am langen Ende?
      Avatar
      schrieb am 30.05.01 16:39:54
      Beitrag Nr. 306 ()
      @ trendneutral

      Soweit ich weiß, gibt es die Budgetüberschüsse erst seit den letzten 2-3 Jahren. Es gilt dennoch, einen gigantischen Schuldenberg abzubauen.

      Weiter unten habe ich schon geschrieben, dass die Nettoverschuldung nur etwa ein Drittel des US BSP betraegt. Tendenz stark sinkend. Ausserdem (habe ich unten auch schon geschrieben) muss eine gewisse Summe Tresuries im Umlauf sein, damit die Fed ihre Reserve-Politik betreiben kann.

      Leider habe ich die genauen Daten im Moment nicht parat.

      Ja, leider! Also bitte demnaechst erst informieren, bevor Du von gigantischen Schuldenbergen sprichst.

      @ sittin

      ( wie es bei den nun (Geschönten?) Zahlen mal wieder aussieht,

      Mal wieder Dein penetranter Diskussions-Stil: Wo bitte werden US-Zahlen geschoent? Beweise, bitte. Keine Mutmassungen!

      ist das Realwachstum des BIP so niedrig?

      Immerhin 1.3% im ersten Quartal. Wir werden ja sehen, ob Deutschland dieses Jahr die USA mal abhaengen kann beim Wachstum.

      senkt Alan wie ein Verrückter die Zinsen?

      Also ich schreibe es noch einmal. Zum letzten Mal und zum Mitschreiben: Im Moment bereitet der Konsum der Fed weniger Sorgen als die Investitionen, insbesondere Ausruestungs-Investitionen (Structures, also Bauten, weisen immernoch ordentliches Wachstum auf).

      steigen gleichzeitig Bondzinsen am langen Ende?

      Warum sind steigende Bond-Zinsen ein Zeichen dafuer, dass der Konsum nicht so blendend aussieht, wie von mir geschildert?


      Uebrigens: Wo ist eigentlich unser grosser Gruender gieristnichtgut?
      Avatar
      schrieb am 30.05.01 20:33:14
      Beitrag Nr. 307 ()
      @ Helmut


      Also wenn ich geschönt in Klammern und mit Fragezeichen schreibe,
      heißt das nicht unbedingt, das dieses meine Meinung ist,
      sondern eine evtl. Basis zum diskutieren.


      Geschönt war für mich z.B. dieses:

      erst BIP-W im Q1 von 2 % gemeldet
      dann später auf 1,3 % korrigiert

      ( auf Grund welcher ERfassungsmethode eigentlich
      Vorab- und Nachmeldung? )


      Ist es nicht so, das die Konjunkturdaten in letzter Zeit
      äußerst gemischt sind?

      Mal überraschend stärker, mal überraschend schlechter?

      Immer wenn es überraschend besser wird,
      kommen gleich wieder Zins-Senkungssorgen auf.


      Vielleicht spielt Alan mit solch Nachrichten?


      Wie würdest du die Lage der Konjunktur bei den gemischten Daten
      beschreiben, Wall Street weiß anscheinend nicht ob die Erholung wirklich in Q3/Q4 kommt.


      Zu den Bond-Zinsen:

      Wenn die steigen hat das mit dem Konsum vordergründig erst mal nix zu tun,
      der Markt erwartet deutlich höhere Inflationsraten.

      Das wohl ja auch nicht zu Unrecht!


      PS:
      Mir ist auch schon aufgefallen, das der Thread-Autor verschollen ist...


      MfG
      Sittin...
      Avatar
      schrieb am 30.05.01 23:08:30
      Beitrag Nr. 308 ()
      Hier die Meinung der Gatrix-Leute:




      Sun Set: Sonnenuntergang

      Wie hatten wir alle insgeheim gebetet...

      Von Dirk Harbecke

      (gatrixx) ...die positive Stimmung an den High-Tech-Märkten solle anhalten. Die Kursgewinne der
      vergangenen Woche taten mal verdammt gut, doch genauso rechtzeitig kommt der Rückschlag. Rechtzeitig,
      weil sich an den belastenden Faktoren für die Börsen immer noch nichts geändert hat, und der Aufbau
      einer neuen Bubble erspart bleibt. Wenn auch die Kauflust der Amerikaner noch intakt zu sein scheint, und
      die Zinsen weiter sinken - die Konjunktur-Aussichten sind düster. Vor zwei Wochen hatte ich noch gehofft,
      dass leicht steigende Kurse und fallende Zinsen in Verbindung mit guten Unternehmensnachrichten die Märkte vielleicht über
      die kommenden Monate schaukeln könnten, bis die Konjunktur wieder langsam anspringt. Leider vergeblich, weil eben die
      "guten Unternehmensnachrichten" ausbleiben - die aktuellen Meldungen des Server-Herstellers Sun Microsystems sind
      Beweis genug.

      Die Umsätze von Sun sollen im laufenden Quartal 10 Prozent unter den Erwartungen liegen - der Gewinn sogar gut 50
      Prozent. Die Börsianer straften die Aktie hart, und mit ihr alle anderen, die irgendwas mit Computern, Internet und
      Netzwerken zu tun haben. Spannend ist der Blick auf die Begründung: Die schleppende Nachfrage aus Europa. Dort halten
      sich die Unternehmen - wie überraschend - nun auch bei Investitionen zurück, die Konjunkturflaute aus den USA schwappt
      also über nach Europa - um gleichzeitig die amerikanische weiter zu verstärken.

      Jeder, der nicht komplett in Aktien investiert ist, hätte das mit gesundem Menschenverstand voraussehen können.
      US-Notenbankchef Alan Greenspan hat es definitiv, wie seine massiven Zinsreduzierungen und die Ankündigung weiterer
      Senkungen zeigen. Die wirken bekanntlich nicht sofort, sondern erst mit mit einigen Quartalen Verzögerung, so dass
      Greenspan offensichtlich mit einer noch über viele Monate flauen Konjunktur rechnet. Die erste Zinssenkung war immerhin
      schon Anfang des Jahres, die kommenden könnten sich bis in den Spätsommer ziehen.
      Hoffnung können auch die jüngsten Konjunkturdaten in den USA nicht vermitteln: Der Abbau der überhöhten Lagerbestände
      zum Beispiel im ersten Quartal erscheint zwar beachtlich und weist auf den ersten Blick auf eine mögliche
      Produktionserholung hin. Leider stammt der bisherige Lagerabbau vor allem aus dem Autosektor, die Korrektur bei der
      Informationstechnologie ist noch in einem frühen Stadium.

      Auch die Lust der Konsumenten am Geldausgeben wird in den kommenden Monaten harten Prüfungen unterzogen: Noch
      klettern beispielsweise die Energiepreise in den USA, vor allem in Kalifornien wegen der dortigen Stromkrise, und belasten
      die Geldbörsen. Fallen Börsenlaune und Konjunkturvertrauen zudem weiter, steigt auch die Sparquote - ein Problem mit dem
      Japan seit Jahren kämpft.

      Fazit: Sun hat den Weg gewiesen - die Sonne ist wieder einmal untergegangen an den US-Hightech-Märkten. Interessanter
      sind derzeit die Bond-Märkte und für sehr spekulative Anleger auch Devisen-Investments - dazu mehr in der nächsten
      Kolumne.
      Avatar
      schrieb am 31.05.01 00:05:28
      Beitrag Nr. 309 ()
      @sittin bull

      nicht alles, was später revidiert werden muß, war vorher "geschönt".

      hier mal eine kleine Chronologie:


      27.04.2001

      NEW YORK (dpa-AFX) - Die unerwartet starken Daten zum US-Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal haben die Staatsanleihen in den USA auf Talfahrt geschickt. Experten begründeten diese Reaktion des US-Rentenmarktes mit den nunmehr eingetrübten Hoffnungen auf weitere Leitzinskürzungen durch die US-Notenbank.
      Das US-BIP war im ersten Quartal 2001 im Vorjahresvergleich um 2,0% gestiegen und hatte damit die Analystenerwartungen bei weitem übertroffen. Vor diesem Hintergrund gebe es kaum Anzeichen für eine Rezession der US-Wirtschaft, sagte ein Analyst. Die Investoren am Rentenmarkt befürchteten nun, dass diese Konjunkturzahlen das Ende des jüngsten Zinssenkungszyklus der Fed markieren könnten.


      04.05.2001

      WASHINGTON (dpa-AFX) - Angesichts des schwachen US-Arbeitsmarktberichtes für April und anderer Schwächezeichen der US-Wirtschaft schließt das Weiße Haus nicht aus, das für das erste Quartal mitgeteilte Wachstum des US-Bruttoinlandsproduktes von 2,0% noch nach unten revidieren zu müssen. US-Präsident George W. Bush sei "sehr besorgt" über den Zustand der US-Wirtschaft nach dem überraschend starken Rückgang der Beschäftigung in den Vereinigten Staaten, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Ari Fleischer, am Freitag in Washington vor der Presse.
      Die aktuellen Arbeitsmarktdaten seien für den Kongress ein weiterer Grund, das angestrebte Steuersenkungsprogramm so bald wie möglich zu verabschieden, fügte Fleischer hinzu. Das Programm sieht eine Steuerentlastung während elf Jahren von 1,35 Bio. USD vor. Darin enthalten ist eine Abgabensenkung um 100 Mrd. USD für das laufende und das kommende Jahr. Das sollte dazu beitragen, der US-Konjunktur auf die Beine zu helfen, erklärte Fleischer./FX/av/wö


      25.05.2001

      WASHINGTON (dpa-AFX) - Das Wachstum des US-Bruttoinlandsproduktes (BIP) hat im ersten Quartal revidiert 1,3% betragen. Damit sei die vorläufige Wachstumszahl von 2,0% nach unten korrigiert worden, teilte das US-Handelsministerium am Freitag in Washington mit. Die Revision spiegele den großen Rückgang bei den Geschäftslagern, den geringeren Privatkonsum sowie höhere Importe wider, hieß es.
      Die Revision verändere das Gesamtbild der US-Wirtschaft nicht, betonte das Ministerium. Der Wert der Lagerbestände sank im Berichtszeitraum um revidierte 18,9 Mrd. USD, nachdem zuvor lediglich ein Rückgang von 7,1 Mrd. USD erwartet worden war. Eine derartige Vorrats-Reduzierung habe es das letzte Mal 1983 gegeben, hieß es. Der von dem Handelsministerium ermittelte Preisindex stieg um revidiert 3,2%. Gegenüber den vorläufigen Angaben habe sich keine Änderung ergeben, hieß es./FX/jl/jh/sk

      ----------------------------------------
      Das schnall ich echt nicht. Wozu braucht man die Arbeitmarktdaten, oder welche Daten auch immer, vom Monat April, um das BIP-Wachstum des 1. Quartals zu korrigieren ?

      Ich denke dennoch, dass das Ende April gemeldete BIP-Wachstum von ürsprünglich 2% auf vorläufige Schätzungen basierte. Nicht zuletzt fiel ja auch das Handelsbilanzdefizit höher als erwartet aus.

      Man kann sich jetzt noch drüber streiten welche Prognosekraft solche voreilig erstellten Wachstumszahlen haben. Eine bewußte Schönfärberei muß das aber noch lange nicht sein.


      Desue
      Avatar
      schrieb am 31.05.01 01:23:29
      Beitrag Nr. 310 ()
      hallo zusammen!

      tja, nach längerer Zeit mal wieder ein Posting von mir in der Verschuldungsmaschine... (wenn hier schon nach dem großen Gründer geschrieen wird - "Großer Vorsitzender" wäre noch besser - deren Worte werden immer in teuren Leder-Bänden veröffentlicht )


      Zunächst mal: Großen Respekt vor den Beiträgen, die hier in letzter Zeit veröffentlicht wurden. Und vor allem für die Arbeit, die damit verbunden war. Speziell was hier zum Thema US-Daten und „hedonische Methode“ veröffentlicht wurde, grenzt zum Teil an wissenschaftliche Arbeiten – auch wenn das Fazit dieser Arbeiten konträr zu meiner Meinung und den bisher von mir geposteten Artikeln ausfällt. Aber obwohl bei mir einige Fragen dazu offen bleiben, möchte ich das mal so stehen lassen. Das gilt auch für viele andere Beiträge hier im Thread, zu denen ich zustimmend / ablehnend eine ganze Menge zu sagen hätte.


      Aber mir liegt zurzeit was anderes am Herzen:


      Und zwar ein ernstes Wort der Warnung, vor allem an diejenigen, die momentan noch dicker in Aktien investiert sind. Denn das mit dem Dow und vermutlich auch das mit den Resten, die von den alten Nasdaq-Höchstständen übriggeblieben sind – das geht meiner Meinung nach nicht mehr lange gut (wobei das „lange“ Ansichtssache ist). Ich verfolge die anderen Threads hier im Board kaum noch, und ich weiß deshalb nicht, ob ich mich jetzt viel zu weit aus dem Fenster hänge oder bloß nachbete, was viele sagen.

      Aber ich sehe tatsächlich eine eklatante Schere zwischen der tatsächlichen US-Wirtschaftslage und der Bewertung der Wirtschaftsaussichten an der Börse. Für mich ist es ziemlich offensichtlich - die Versprechungen, die die Kurse in historisch einmalige Höhen getrieben haben, lassen sich zumindest für die kommenden Jahre (und ich befürchte sogar für eine lange Zeit) nicht mehr einlösen. Und in Situationen, in denen die Realität nicht zur Kenntnis genommen wird oder verleugnet wird, gibt es eine starke Tendenz, dass sich eben diese Realität herb und hart zu Wort meldet. Meiner Meinung entspringen diese Kurse, vor allem ein Dow über 10 000, vor allem der Angst vieler Anleger vor Verlusten. Und vielleicht ist es so, dass wir jetzt schon seit Monaten an genau den Linien entlang krebsen, die von den Verlusten her von der Mehrzahl der (privaten und auch institutionellen) Anleger als gerade noch zumutbar angesehen wird. Ich bezweifle aber, dass solche Gründe auf Dauer realitätstauglich sind.

      Konkret: Bisher habe ich in meinen Postings vor dem Wort „Crash“ zurückgeschreckt. Aber momentan denke ich anders. „Ein Crash kommt, wenn niemand daran denkt“, heißt ja eine alte Börsenregel. Meiner Meinung nach sind wir gerade in der „wenn niemand daran denkt“-Phase. Denn auf längere Sicht wird der Versuch, diese Euphorie und Zuversicht zu konservieren, zum Scheitern verurteilt sein.

      Paul Krugman, der US-Ökonom, hat die Börsenblase mal mit einem Soufflé im Backofen verglichen, das zusammenstürzt, sobald am anderen Ende des Hauses eine Tür laut zugeschlagen wird. Kein schlechter Vergleich, finde ich – und vielleicht reicht, wenn sich die Lage entsprechend zugespitzt hat, wirklich schon der Flügelschlag eines Schmetterlings, um die Lage radikal zu ändern. Laut Chaostheorie soll ein solcher Flügelschlag ja einen Orkan auslösen können.

      Das mag jetzt für den einen oder anderen zu sehr esoterisch oder psychologisch klingen - aber wir sollten nicht vergessen, dass gerade solche Dinge wie Markt, Handel, Börse zutiefst menschlich sind - und damit auch extrem psychologischen Faktoren folgen. Im großen Rahmen gesehen vermute ich, dass die vergangenen Jahre seit dem Fall der Mauer irgendwann als die „große Party“ eingestuft werden, die den Gipfel (und gleichzeitig auch das Ende) des beispiellosesten Wirtschaftsaufschwungs gesehen werden, die die Menschheit (zumindest der westlichen Welt) je erlebt hat. Aber es wird auf Dauer nicht so weitergehen - und wie das „Danach“ aussehen wird, tja, darüber hat man sich meiner Meinung nach noch viel zu wenig Gedanken gemacht.

      Wie gesagt, wahrscheinlich fällt dieses Posting hier unter die Kategorie „zu weit aus dem Fenster gehängt“. Letztendlich hätte ich auch nichts dagegen, wenn meine Andeutungen sich nicht bewahrheiten würden - ich habe nichts von den Verlusten anderer. Und letztendlich fürchte ich auch die Folgen eines Crashs. Aber mir ist es wohler, jetzt hier mal eine Warnung ausgesprochen zu haben. Hoffen wir, dass ich zu Recht in ein paar Jahren wegen meines Postings am 31. Mai 2001 verspottet werde. Es wäre zumindest schön, wenn man mit dem Spott noch ein wenig warten würde.

      Generell versuche ich für mich persönlich, gerade ein paar wirklich wichtige Dinge im Leben wieder ganz bewusst in den Mittelpunkt zu stellen. Dazu zählen in erster Linie Menschen aus Fleisch und Blut, abseits nackter Zahlen. Das ist es auch, was ich auch in diesem Thread doch vermisse - eine Realität, in der Menschen und nicht Zahlen im Mittelpunkt stehen. Mal sehen, vielleicht fällt mir bald wieder mal etwas dazu ein, bis dahin,

      Grüße,

      gieristnichtgut
      Avatar
      schrieb am 31.05.01 09:27:38
      Beitrag Nr. 311 ()
      @helmut

      Danke nochmal für die Arbeit die Du dir gemacht hast. Hab mir die Rechnungen und das Zahlenwerk (oder besser: Zahlensalat) aus der Excel-Tabelle angesehen, weil es mich persönlich interessiert hat, welchen Einfluß die hodonistische Methode auf das GDP nehmen kann. Zumindest die meisten Rechnungen erscheinen mir recht plausibel. Allerdings haben sich bei Dir einige kleine Rechenfehler eingeschlichen. Die sind aber eher nur ein Schönheitsfehler, denn am Ergebnis ändert sich nicht viel.

      Bsp.:

      Wenn man die durchschnittliche Wachstumsrate von 1992-2001 p.a. in % errechnen will, dann sollte es heißen:

      =(GDP2001/GDP1992)^(1/9)-1

      und nicht:

      =ln(GDP2001/GDP1992)/9

      Oder gibts dafür einen ganz besonderen Grund ?


      Aber wen stört`s. Letztlich bedeutet dies im worst-case-Szenario die Möglichkeit einer 0,39%igen Abweichung im GDP, statt vorher 0,37%. Diese Genauigkeit ist imho allerdings nicht sehr viel wert. Denn die Rohdaten sind im Grunde nur Momentaufnahmen - ein paar Daten für paar einzelne Jahre (GDP: 1954,`74,`92,`01) die dafür herhalten müssen, für riesige Zeitintervalle Aussagen zu treffen. Hat allerdings allein vom Aufwand her auch gereicht.
      Avatar
      schrieb am 31.05.01 10:22:36
      Beitrag Nr. 312 ()
      @Verschuldung:
      Verschuldung einer Gesamt-Wirtschaft ist nicht
      gleichzusetzen mit (Bundes-)Budgetdefiziten oder -überschüssen.
      Es geht meiner Meinung nach um das
      Verhältnis von Gesamt-Schuldenwachstum und BSP-Wachstum.

      @helmut
      > Also ich schreibe es noch einmal. Zum letzten Mal und zum Mitschreiben: Im Moment bereitet der Konsum der Fed weniger Sorgen als die Investitionen, insbesondere
      > Ausruestungs-Investitionen (Structures, also Bauten, weisen immernoch ordentliches Wachstum auf).
      Bau-Investtionen weisen auch am Anfang einer Rezession ordentliches Wachstum auf.
      Wenn die angefangenen Gebäude nicht fertig gestellt werden,
      enstehen grosse Bauschäden. Der Einbruch erfolgt in der Regel bedeutend später.

      @Hedonischer I.
      Meiner Meineung nach eine schönes Beispiel einer
      wissenschaftlichen Verbrämung eines mit wissenschaftlichen
      Methoden nicht behandelbaren Themas.

      Vgl. Informationstheorie: Informationen sind Bits. Mit einem
      schnellen PC kann ich Laufwerke in Sekundenschnelle mit
      Zufallszahlen füllen. Diese sind theoretsich gesehen Informationen.
      Allerdings völlig bedeutunsgslos. Aber für die Bedeutung von
      Informationen gibt es keine adäquate, formale Beschreibung (ich kenne zumindest keine).
      Aber man kann einen beeindruckenden Formalismus drumherum konstruieren
      und damit "Wissenschaftlichkeit" suggerieren.


      Coubert
      Avatar
      schrieb am 31.05.01 15:38:03
      Beitrag Nr. 313 ()
      Wieder hervorragende Zahlen;)

      8:33am 05/31/01 JOBLESS CLAIMS LEVEL IS HIGHEST IN A MONTH

      8:32am 05/31/01 WEEKLY JOBLESS CLAIMS RISE 8,000 TO 419,000

      mfg
      Schließer
      Avatar
      schrieb am 31.05.01 16:37:36
      Beitrag Nr. 314 ()
      @ Coubert

      Verschuldung einer Gesamt-Wirtschaft ist nicht gleichzusetzen mit (Bundes-)Budgetdefiziten oder -überschüssen. Es geht meiner Meinung nach um das Verhältnis von Gesamt-Schuldenwachstum und BSP-Wachstum.

      Was ist denn dann Verschuldung? Wenn Person A $1000 Schulden hat, dann muss irgendwo eine Person B $1000 Guthaben auf seinem Konto haben: Netto sind das exakt Null Dollar. Deshalb habe ich auch vor einigen Wochen die Daten aus der Flow of Funds Statistik geposten: Gesamtschulden, Gesamtguthaben, Netto-Guthaben (=Net Worth) der Amerikaner. Anhand der Zahlen aus der Statistik gibt es in den USA kein Problem mit Uebermaessiger Verschuldung.

      @Hedonischer I. Meiner Meineung nach eine schönes Beispiel einer wissenschaftlichen Verbrämung eines mit wissenschaftlichen Methoden nicht behandelbaren Themas.

      Also ich finde die Methode sogar sehr wissenschaftlich, inbesondere im Vergleich zur deutschen Methode mit dem Pi-Mal-Daumen.

      Aber man kann einen beeindruckenden Formalismus drumherum konstruieren und damit "Wissenschaftlichkeit" suggerieren.

      Fuer jemanden, der sich ein wenig mit Oekonometrie auskennt, ist diese Methode alles andere als beeindruckend.

      @ Desue

      =(GDP2001/GDP1992)^(1/9)-1
      und nicht:
      =ln(GDP2001/GDP1992)/9


      Das ist Interpretations-Sache. Es gibt meines Wissens drei Methoden Prozentzahlen auszurechnen:
      1: Herkoemmliche Methode: Anstieg von 45 auf 46 ist: (46-45)/45=2.2222%
      2: Mittelpunkt Methode: (46-45)/(45.5)=2.1978% (unbraucbar fuer alle praktischen Zewcke)
      3: Log-Methode: ln(46/45)=2.1979%

      Nach Methode 3 kann man (im Gegensatz zu Methode 1) Prozentzahlen addieren, subtrahieren und Mittelwerte bilden ohne dass es in Formelsalat ausartet. Deshalb benutze ich Methode 3.
      Avatar
      schrieb am 31.05.01 16:40:01
      Beitrag Nr. 315 ()
      Person B sitzt aber außerhalb der USA,
      oder was will uns das Außenbilanzdefizit
      und der starke Dollar sagen?
      Avatar
      schrieb am 31.05.01 16:42:53
      Beitrag Nr. 316 ()
      @sittin

      Person B sind in Wirklichkeit Personen D(eutschland) und J(apan)
      Avatar
      schrieb am 31.05.01 19:53:15
      Beitrag Nr. 317 ()
      Person B sitzt aber außerhalb der USA,

      Schulden vs. Vermoegen gegenueber dem Ausland sind aber anscheinend nur Pippifax:

      1: Das jaehrliche Aussenhandelsdefizit betraegt 4% des US-BSP, also laecherliche 1% des Net Worth
      2: Das Aussenhandelsdefizit wird nur zum Teil durch Schulden finanziert. Mehr als 50% ist naemlich Direkt-Investitionen und Portfolio-Investitionen (also deutsche Fabriken in USA und Deutsche, die US-Aktien kaufen).
      3: Die `Net U.S. income receipts from rest of the world`, betragen nur -0.37% des BSP oder -0.09% des Net Worth.

      und der starke Dollar sagen?

      EBEN! Wenn die USA ein Schuldenproblem haetten dann wuerde der Dollar ja schwaecher werden. Und deshalb sagt uns der starke Dollar, dass in Amerika kein Grund zur Panik besteht.
      Avatar
      schrieb am 31.05.01 19:57:27
      Beitrag Nr. 318 ()
      Der starke Dollar sagt mir, dass die USA die größte militärische
      MAcht auf der Erde ist, und dies in allen Regionen der Welt (z.B. Kosovo) auch
      immer wieder unter Beweis stellt.
      Avatar
      schrieb am 31.05.01 21:12:03
      Beitrag Nr. 319 ()
      @schloss

      Der Kaiser ist nackt! Ich vermute sogar, es gibt Amis, die
      Scharping um die Substanz seiner BW beneiden. Für die
      Clinton-Administration ist nach dem Zusammenbruch der
      Sowjetunion das Zeitalter des ewigen Friedens angebrochen...

      s. z.B.
      http://www.amazon.com/exec/obidos/ASIN/0312206240/ref=pd_sim…


      Der Grund für den "starken Dollar" ist schlicht die
      globale Währungsspekulation (m.W. der grösste Finanzmarkt
      überhaupt), die (noch) an die amerikanische Auferstehung
      glaubt. Laut Bernhard Lietaer, The Future of Money
      ist das tägliche Volumen dort ca. 1,5 Billiarden $ und
      98 Prozent davon ist hot money, als reine Spekulation.

      Damit ist leicht zu sehen, auf welch tönernen Füssen
      JEDE Währung ruht.
      Avatar
      schrieb am 31.05.01 21:59:13
      Beitrag Nr. 320 ()
      @helmut

      ich will nun wirklich nicht kleinlich werden. Es geht mir jetzt nicht um belanglose Nachkommastellen wie am Beispiel unten, sondern lediglich um`s mathemat. Verständnis.

      Habe z.B. ein Problem das Ergebnis zu interpretieren...

      anderes Beispiel:
      Anstieg 2 auf 3, statt von 45 auf 46

      -"herkömmliche Methode": (3-2)/2= 50%

      -Deine log-Methode: ln(3/2)= ~40,5%

      Mit Absicht so gewählt, denn hier wird die Abweichung besonders deutlich.

      Desue
      Avatar
      schrieb am 31.05.01 22:39:05
      Beitrag Nr. 321 ()
      @ Helmut

      ( der hier ja gleichzeitig an verschiedenen Fronten kämpft ;) )


      Schulden vs. Vermoegen gegenueber dem Ausland sind aber anscheinend nur Pippifax:

      1: Das jaehrliche Aussenhandelsdefizit betraegt 4% des US-BSP, also laecherliche 1% des Net Worth


      <<<also jährlich, kumuliert sich das nicht in ein paar Jahren ganz schön?


      Übrigens , wie sieht es aus mit einer aktuelle Einschätzung der US-Wirtschaft bezgl. aktueller Wirtschaftsdaten?
      Avatar
      schrieb am 01.06.01 01:42:13
      Beitrag Nr. 322 ()
      @ ken meyer

      Ich vermute sogar, es gibt Amis, die Scharping um die Substanz seiner BW beneiden.

      Besonders um die deutschen Schlachtschiffe, Flugzeugtraeger und Tarnkappenbomber. Stimme Dir voll zu! Alles was Du von nun an hier postest wird von mir kompromisslos, kommentarlos akzeptiert. ;)

      @ sittin

      <<<also jährlich, kumuliert sich das nicht in ein paar Jahren ganz schön?

      Wenn der Net Worth auch waechst, dann eben nicht.

      @ desue

      Deine Methode (3-2)/2 ist sicherlich fuer viele Anwendungen die richtige, z.B. wenn man Zinsen bei Geldanlagen ausrechnet. Hier geht es aber um Wachstumsraten und meine Definition von Wachstumsrate und die vieler anderer Leute ist die mit dem log. Zum Beispiel hat das folgenden Vorteil: Angenommen X waechst von 2.0 auf 2.3 und dann auf 3.0. Wachstum nach Deiner Definition: 15% und 30.4%, Wachstum insgesamt: 50%, und nicht 15%+30.4%, und durchschnittlich 22.5% und nicht (15+30.4)/2.
      Nach meiner Methode: Wachstum ist 13.98% und 26.57%, also insgesamt 13.98%+26.57%=40.55% und durchschnittlich (13.98%+26.57%)/2=20.27%.
      Avatar
      schrieb am 01.06.01 17:23:23
      Beitrag Nr. 323 ()
      @Helmut_Kohl

      Du auch Grimmig-Preisträger!??
      ;)
      (nun, gut wenn Du schon auf diese penetranten Smilies bestehst...)


      @all

      die US-Energiekrise scheint sich auszuweiten:

      http://news.ft.com/ft/gx.cgi/ftc?pagename=View&c=Article&cid…

      http://arizonarepublic.com/news/articles/0531blackouts31.htm…
      Avatar
      schrieb am 01.06.01 17:55:24
      Beitrag Nr. 324 ()
      @Ken

      Es gibt keine Krise wo keine sein darf!!!! Basta!

      Und außerdem gibt´s 15h / Woche ohne Strom auch in anderen
      Industriestaaten:

      z.B. in
      der Mongolei, in Nepal, in Bangladesh, auf der Tschuktschen-Halbinsel,
      in Afghanistan... naja und so weiter;););););) (weil Du diese Art von Smilies
      so gern hast);)

      mfg
      Schließer
      Avatar
      schrieb am 01.06.01 19:00:29
      Beitrag Nr. 325 ()
      Im Moment klappt das Spekulieren doch ganz gut. Euro shorten und Dow kaufen scheint ein ziemlich risikoloses Geschäft zu sein. Was wird wohl passieren, wenn der Euro dreht. Für amerikanische Investoren könnten dann Standards im Euroraum interessant werden.

      gruss paule2
      Avatar
      schrieb am 01.06.01 22:25:13
      Beitrag Nr. 326 ()
      dpa-AFX-Nachricht (USA)


      Freitag, 01.06.2001, 21:51
      US-Regierung: Keine Änderung der `Politik des starken Dollar`
      WASHINGTON (dpa-AFX) - Die Bush-Administration will auch in Zukunft an der "Politik des starken Dollar" festhalten. Das sagte John Taylor, Staatssekretär für internationale Beziehungen im US-Finanzministerium, am Freitag bei seiner Antrittsrede in Washington. In der Frage möglicher Interventionen auf den Devisenmärkten wies Tayler auf die Zuständikeit des Finanzministers Paul O`Neill hin. Dieser habe schon im Vorfeld klar gestellt, an einer "Politik des starken Dollar" festhalten zu wollen.

      O`Neill habe betont, dass sich die Währungspolitik im Vergleich zu der von Bush` Amtsvorgänger Bill Clinton nicht ändern werde. Taylor wiederholte auch O`Neills Ankündigung, in allen Branchen Wachstum zu stimulieren. Die Grundlage hierfür sei durch die Zinssenkungen der US-Notenbank Fed sowie die Steuersenkungen der Regierung geschaffen worden. Taylor wies darauf hin, dass die Regierungen Europas erkennen würden, dass die konjunkturelle Entwicklung ihrer Staaten hinter den Erwartungen zurückbleiben werde. Er vertraue darauf, dass die Europäer darauf "angemessen" reagieren würden./FX/jl/rh


      Die Cowboys haben also scharf geladen und beschlossen, daß der Rest der Welt ihre Rezession bezahlt. Für das störende Außenhandelsdefizit wird der Georgie sicher noch eine entsprechende patriotische Regelung finden.

      god save the bubble.

      paule2
      Avatar
      schrieb am 05.06.01 15:06:15
      Beitrag Nr. 327 ()
      Ah, da haben wir es mal wieder:

      Wie ein Bericht des US-Arbeitministeriums zeigt, ist die Produktivität der US-Unternehmen im
      1. Quartal 2001 noch stärker gefallen als erwartet. Das Ergebnis wurde von vorläufigen
      -0,1% auf nun –1,2% revidiert. Wirtschaftsexperten gingen im Vorfeld von einer Revision
      auf -0,7% aus.
      Avatar
      schrieb am 05.06.01 19:26:32
      Beitrag Nr. 328 ()
      hast Du was anderes erwartet???

      getrennt marschieren, vereint schlagen; die übliche Nummer:
      die wallstreet spin doctors pushen, die Regierung offeriert "erfreuliche" Zahlen, die der Markt sehen will und - korrigiert diese nachträglich nach unten, wenn die Karawane weitergezogen ist.

      Hier die offizielle Statistik:

      http://stats.bls.gov/news.release/prod2.nr0.htm
      Avatar
      schrieb am 05.06.01 19:37:09
      Beitrag Nr. 329 ()
      gute situationsanalyse: "die karawane zieht weiter". und immer dran denken: die börse beeinflußt die wirtschaft mehr als umgekehrt, denn sie ist inzwischen der größte wirtschaftszweig an sich (unabhängig davon, ob man dies mag oder nicht). letztes jahr hatten wir die genau umgedrehte situation, als niemand verstand, warum semis mit einem kgv von unter 10 bei einem wachstum von 100 % im kurs fielen.
      viele grüße
      gourmet
      Avatar
      schrieb am 05.06.01 20:59:47
      Beitrag Nr. 330 ()
      Oh, ich heule auch mit den Wölfen,

      trotzdem bleibe ich hellwach, da es immer noch
      einige Diskrepanzen in der US-Wirtschaft gibt.


      Erst ein schnell schwächer werdender Dollar
      wird mich auf Alarmstufe Rot schalten...
      Avatar
      schrieb am 06.06.01 11:28:58
      Beitrag Nr. 331 ()
      @ gieristnichtgut

      Hallo, grüße dich!

      Habe gestern abend diesen sehr interessanten thread gefunden und erst mal 2 Stunden nur gelesen. Obwohl ich von
      volkswirtschaftlichem Wissen nicht allzu stark behelligt bin ;) bin ich doch zu einer ähnlichen langfristigen
      nüchternen Einschätzung der zukünftigen Börsenentwicklung gekommen: Die Party ist wahrscheinlich für eine längere
      Zeit (10 Jahre?) erst mal vorbei. Das KGV des S&P 500
      beträgt momentan ca 25, das langjährige Durchschnitts-KGV
      betrug in den letzten 80 Jahren 15, die niedrigsten KGVs
      lagen bei ca 10. Rechnet man das um, so beträgt das Abwärtspotential des S&P 500 mal eben 40 % (!!). Kein Mensch kann natürlich sagen, wann es bei US-Werten zu stärkeren Kursrückgängen kommen wird, das sie allerdings kommen werden scheint mir so sicher wie das Amen in der Kirche.

      Meine Frage an dich: wie wirkt sich das auf dein Anlageverhalten aus? Gehst du jetzt ganz aus Aktien raus?

      Ich für meinen Teil gehe jetzt verstärkt antizyklisch in unterbewertete value-Aktien. Hier sehe ich noch echte Chancen auch in einem schlechten Börsenumfeld erfolgreich zu sein. Wachstums- und US-Standardwerte sind bei mir untergewichtet.

      Gruss Ignatz
      Avatar
      schrieb am 07.06.01 19:41:45
      Beitrag Nr. 332 ()
      @ Ignatz
      Auch wenn Du mich nicht angesprochen
      hast, aber ich glaube der Erfolg Deiner Strategie
      hängt davon ab, wie das Wasser aus dem Staudamm
      abgelassen wird. Wenn es kontinuierlich abfließt,
      und keine Flutwelle entsteht - sprich langjährige,
      unspektakuläre Seitwärtsbewegung der Märkte (Indizes),
      könnte es hinhauen. Wenn die Bombe jedoch platzen sollte,
      so denke ich, und es scheint fast der Tenor dieses
      Threads zu sein, sollte kein Schützengraben tief
      genug sein um dieser Druckwelle völlig ungeschoren zu entkommen.
      Schaun `mir `mal !
      Stani
      Avatar
      schrieb am 10.06.01 01:25:20
      Beitrag Nr. 333 ()
      Gute Charts zum Thema des Threads gibts bei

      http://marketalert.net/

      Ein paar Beispiele:




      mfg
      Schließer
      Avatar
      schrieb am 10.06.01 06:13:36
      Beitrag Nr. 334 ()
      @ schloss

      Ich sehe ehrlich gesagt nicht, wie diese Grafiken auf etwas negatives hinweisen.

      Niedrige Sparrate und hohes Current account deficit deuten darauf hin, dass wegen der hohen amerikanischen Produktivitaet auslandisches Kapital nach Amerika fliesst.

      Die foreign holdings of treasuries steigen. Das ist quasi das beste was passieren kann: Das passiert, weil die Staatsschulden der USA dramatisch abgenommen haben (und deshalb die Auslandsschulden als Anteil der Gesamtschulden zunehmen). Beispiel: Auslandsschulden 1 Billion, Gesamtschulden 4 Billionen. Anteil der Auslandsschulden 25%. Dann zahlt man 2 Billionen (einheimische) Staatsschulden ab. Dann steigt der Anteil der Auslandsschulden auf 50% obwohl die Auslandsschulden absolut nicht zugenommen haben.

      Der plot fuer die Geldmenge ist bewusst gewaehlt um den Leser zu taeuschen. Man achte mal einfach darauf, dass die y-Achse bei 4000 abgeschnitten wurde, damit der Anstieg dramatischer aussieht. Wuerde man den Plot mal mit log-y-Achse plotten (damit man auch die Steigerungsraten sieht), dann sind die Anstiege naemlich ausgesprochen gering. Um genau zu sein, ist die Geldmengen-Expansion von 1994-2001 ausgesprochen gering. Aber die Faelscher von http://marketalert.net/ wollen das wohl nicht wahr haben.

      Fazit: Wer immer diese Plots kreiert hat, ist entweder unglaublich dumm oder hat irgendwelche anderen Intentionen um ein falsches Bild zu schaffen. Und siehe da: Die Website macht Werbung fuer Gold. Schon seit 20 Jahren wollen uns die Krisenpropheten der Goldmafia erzaehlen der Crash sei nahe und wir muessen alle auf Gold umsteigen. Ich frage mal zurueck: Wieviel Krisen muesste es eigentlich hintereinander geben damit der durchschnittliche Aktionaer so schlecht abschneidet wie die Gold-Aktien waehrend der letzten Jahre?
      Avatar
      schrieb am 10.06.01 12:49:28
      Beitrag Nr. 335 ()
      @alle
      wenn ihr helmut_kohl glaubt dann kauft die
      Erfolgsaktie von Ron Sommer (Telekom)

      wenn ihr helmut_kohl glaubt dann kauft
      Nasdaq-Werte

      wenn ihr Zweifelt versucht mal herauszufinden
      warum man bei Langzeitcharts eine log-Darstellung wählt
      besimmt nicht damit der Chart auf eine DIN-A4-Seite passt

      bei der US-Sparrate brauche ich beim Langzeitchart
      bestimmt keine log-Darstellung
      eine lineare y-Achse zeigt ganz deutlich das
      die Amis auf Pump leben.

      Gold ist seit ca. 20 Jahren gefallen da
      die Technologiemärkte seit 20 Jahren immer
      Gewinnwachstum zeigten.

      Beim japanischen Autoexport und beim
      US-Computer Umsatz dürfte es die nächsten
      24 Monate keine steigerung mehr geben eher
      einen Rückgang.

      Technologieaktien könnten auch mal 24 Monate
      Verluste erwirtschaften wo doch alle Gierig
      auf Gewinne aus sind.


      Schaut mal ins Goldboard die Goldparty dürfte in
      den nächsten 24 Monaten losgehen.

      Inflation sieht man bei steigenden Energiepreisen
      Rohöl u.s.w.

      Die Zinsen kann der Grennspan auch nicht ewig senken

      Wenn zuviel Computerchips am Markt sind kann der
      Greenspan auch nicht einfach Computerchips kaufen.
      Avatar
      schrieb am 11.06.01 01:23:55
      Beitrag Nr. 336 ()
      @all:

      Ein sehr interessanter Thread, weiter so !

      Die Diskussion hier zeigt, daß jeder die amerikanische Situation selbst einschätzen bzw. die Argumente bewerten muß. Einen Konsens kann es hier nicht geben. Deshalb möchte ich mit folgendem Link die Diskussionsbasis etwas erweitern:

      http://www.financialsense.com/series2/perspectives2.htm

      Dort (vor allem Teil 9) werden alle hier angesprochenen Themen ausführlichst behandelt. Insbesondere ist die Gefahr, welche von Finanzderivaten ausgeht, sehr gut beschrieben. Das scheint mir hier noch nicht so ganz rausgekommen zu sein.

      Der Text ist aber SEHR lang, am besten also alles auf Festplatte speichern und offline lesen ... (mußte ich mit diesem Thread auch machen ;) ).

      Ciao
      Roland
      PS: Der Text ist in Englisch, ich hoffe das stört nicht.
      Avatar
      schrieb am 11.06.01 15:45:20
      Beitrag Nr. 337 ()
      zum Geldmengenwachstum:

      Wäre die y-Achse nicht abgeschnitten, könnte man die genaue Veränderung der Geldmenge im Detail kaum erkennen. Klar, die log. Skalierung wäre eine andere Möglichkeit der Darstellung. Das Geldmengenwachstum sagt aber isoliert gesehen eigentlich gar nichts aus. Ob die Geldmenge zu schnell oder zu langsam wuchs, weiß man erst, wenn man eine relevante Vergleichsgröße betrachtet, wie z.B. das GDP. Die Frage sollte daher wohl eher lauten: wuchs die Geldmenge schneller, langsamer oder simultan zum GDP ? Tatsächlich wuchs die Geldmenge ohne grobe Abweichungen zum GDP. (GDP-Daten aus Deiner der Excel-Tabelle weiter unten). Anlaß zur Sorge gibt also eher die negative Sparrate (-0,7%).
      Avatar
      schrieb am 11.06.01 19:56:53
      Beitrag Nr. 338 ()
      @ keepitshort

      wenn ihr helmut_kohl glaubt dann kauft die
      Erfolgsaktie von Ron Sommer (Telekom)

      wenn ihr helmut_kohl glaubt dann kauft
      Nasdaq-Werte


      Habe ich nirgends geschrieben. Im Gegenteil, den Pleiteladen Telekom wuerde ich nie empfehelen. Nur weil ich meine, dass die USA viel gesuender sind als in diesem Thread von Verschwoerungstheoretikern immer dargestellt, bedeutet das nicht, dass ich Nasdaq-Werte empfehle. Im Gegenteil, in meinem Portfolio liegt nicht ein einziger Tech-Wert.

      wenn ihr Zweifelt versucht mal herauszufinden
      warum man bei Langzeitcharts eine log-Darstellung wählt
      besimmt nicht damit der Chart auf eine DIN-A4-Seite passt


      Langzeitcharts muessen in Log geplottet werden, weil sonst das Bild verzerrt wird und die Anstiege der letzten Jahre uebertrieben werden.

      @ 4rolando

      Dort (vor allem Teil 9) werden alle hier angesprochenen Themen ausführlichst behandelt. Insbesondere ist die Gefahr, welche von Finanzderivaten ausgeht, sehr gut beschrieben. Das scheint mir hier noch nicht so ganz rausgekommen zu sein.

      Und insbesondere gehoert die angesprochene Website zu denen, die den Leser bewusst taeuschen. Wie ich schon weiter unten beschrieben habe ist der sog. "notional value" irrefuehrend und spiegelt nicht das wirkliche Verlustrisiko fuer die beteiligten Banken wider. Trotzdem wird von den Luegnern und Verschwoerungstheoretikern der Gold-Mafia immer wieder behauptet, dass wegen der hohen Derivate-Volumina ein Crash unmittelbar bevorsteht. Die veroeffentlichen solche Sachen nicht zum Spass, sondern um den leichtglaeubigen Lesern Gold und Silber anzudrehen.

      Uebrigens haben die fleissigen Kollegen hier noch gar nicht den neuesten Spiegel-Artikel zum Thema Verschuldung gepostet: http://www.spiegel.de/wirtschaft/finanzen/0,1518,138994,00.…. Warum wohl nicht? Weil er von Verschuldung in Deutschland handelt! Also bevor mir ein Deutscher wieder vorwirft wir haetten hier in den USA ein Verschuldungsproblem, bitte erst vor Eurer eigenen Haustuere kehren: Deutsche Konsumenten haben ein Verschuldungsproblem, und wie jeder weiss ist die deutsche Staatsverschuldung ca. Doppelt so hoch wie die Amerikanische (60% vs. 30%).

      Also hier der Spiegel Artikel:

      R E K O R D

      Sechs Millionen Deutsche zahlungsunfähig

      Die Zahl der überschuldeten Haushalte in Deutschland ist so
      hoch wie nie. Noch mehr verschuldet sind in Europa nur die
      Briten.

      Berlin - 2,8 Millionen Haushalte oder
      sechs Millionen Menschen seien
      zahlungsunfähig, teilte die
      Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung
      am Montag in Berlin mit. Sie beruft sich
      auf eine Studie, die das
      Bundesfamilienministerium in Auftrag
      gegeben hatte.

      Betroffen seien vor allem kinderreiche
      Familien, allein Erziehende,
      Langzeitarbeitslose und selbstständige Existenzgründer. Momentan
      hätten viele Schuldner nicht einmal mehr den monatlichen
      Sozialhilfesatz zur Verfügung.

      Im Westen stünden etwa 1,9 Millionen und im Osten mehr als
      800.000 private Haushalte vor einem nicht mehr zu bewältigenden
      Schuldenberg, hieß es. Die Zahl der überschuldeten Haushalte sei
      von 1994 bis 2000 um rund 700.000 auf 2,7 Millionen geklettert. Der
      Negativtrend setze sich dieses Jahr fort. Besonders schlimm sei die
      Entwicklung in den neuen Ländern. Im europäischen Vergleich stehe
      nur Großbritannien noch schlechter da als Deutschland.

      Das Bundesjustizministerium erklärte, die Regierung habe bereits im
      März auf die Notlage reagiert. Das nicht pfändbare Einkommen eines
      erwerbstätigen Schuldners werde künftig wieder über dem
      Sozialhilfesatz liegen.

      Die Arbeitsgemeinschaft startete eine bundesweite Aktion unter dem
      Motto "Recht auf Entschuldung". Sie forderte, die Zahl der
      Schuldnerberatungsstellen von derzeit 1300 auf 3300 zu erhöhen.
      Setze die Beratung zu spät ein, sei der Weg aus der Schuldenfalle oft
      schon verbaut.

      Auch seien klare Auslegungen der Rechtslage notwendig. So gebe es
      unterschiedliche Urteile zu der Frage, ob Wohngeld gepfändet und
      wie viel vom Monatslohn zur Schuldentilgung herangezogen werden
      dürfe. Die Mehrheit der Gerichte habe Wohngeld für pfändbar erklärt.
      Doch der Zweck dieser Hilfe, die Mietbelastung zu drücken, werde
      ausgehebelt, wenn damit Schulden beglichen würden.

      Bei Kontopfändungen werde meistens auch auf den eigentlich
      unpfändbaren Teil des Einkommens zugegriffen. Als Folge kündigten
      Kreditinstitute diese Konten. Damit sei der Schuldner vom
      bargeldlosen Zahlungsverkehr ausgeschlossen. Die Folgen bei der
      Jobsuche seien fatal. "Denn nicht selten gilt: Ohne Konto kein Job."
      Avatar
      schrieb am 12.06.01 03:00:44
      Beitrag Nr. 339 ()
      @helmut

      Wie der SPIEGEL berichtet, ist ein nicht unwesentlicher Teil der privaten Haushalte verschuldet. Es gibt wohl kaum jemanden hier, der das ernsthaft abstreiten möchte. Private Haushalte, die sich verschuldet haben, gibt es überdies in jedem Land - auch dies wird wohl kaum jemand bestreiten.

      Wir sollten aber unterscheiden, ob wir über die verschuldeten privaten Haushalte (2,7 Mio.) als Teil aller privaten Haushalte, oder generell über die Sparquote reden. Entweder vergleicht man den Anteil der verschuldeten Haushalte und deren Ausmaß, oder man vergleicht die Sparquoten. Aber nicht irgendwas mit irgendwas. Hier im Thread gehts meist um die Sparquote - und die ist in der Summe negativ, also über alle Haushalts- und Einkommensschichten gerechnet. Und das die dt. Verschuldung hier noch nicht angesprochen wurde, liegt vielleicht daran, dass der Titel dieses Threads Die amerikanische Verschuldungssmaschine heißt.

      Vergleicht man die Sparquoten, läßt sich eindeutig ein eher amerikanisches Verschuldungsproblem erkennen. Die Sparquote der Amis liegt bei aktuell -0,7% und die der Deutschen dürfte (!!! - leider keine akuellen Daten im Kopf) so bei 8-9% liegen.

      ...und wie jeder weiss ist die deutsche Staatsverschuldung ca. Doppelt so hoch wie die Amerikanische (60% vs. 30%).

      Woher hast Du die 60% ? Die Verschuldung 1998 lag noch bei 38,90% (s.Link.) - die amerikanische sogar bei 45,29%. Zwar nicht mehr aktuell, aber die 60% stellen schon eine ganz andere Dimension dar. Den Abbau der Staatsschulden auf 30% kann ich mir bei den Amis aufgrund des Haushaltüberschusses der letzten 2 Jahre schon eher vorstellen.

      http://www.n24.de/SMS_200001261331000409.html?0n24ExtJ=http:…



      Desue
      Avatar
      schrieb am 12.06.01 08:51:22
      Beitrag Nr. 340 ()
      @Helmut, Du Ignorant,
      Ich hoffe immer noch, daß Du mal irgendwann mal Zeit für die Beantwortung meiner Frage hast. Normalerweise wird so etwas spontan entschieden: Zur Erinnerung:
      29.4.01
      Stell Dir vor, Du besäßest 10 Millionen Dollar, Du und Deine Familie wären glücklich, zufrieden und gesund. Du gehst durch die Straßen irgendeiner amerikanischen Stadt (bspw. Detroit), hast viel Zeit und es tritt Dir ein Mensch entgegen, dem es offensichtlich schlecht geht. Ein Obdachloser, schlecht gekleidet aber nicht angetrunken. Dieser Mensch fragt Dich: "Mr., hätten Sie eine halbe Stunde Zeit, ich will Ihnen meine Geschichte erzählen?" Meine Frage: "Würdest Du ihn mit in ein Cafè nehmen, ihm eine Mahlzeit spendieren und Dir seine Geschichte anhören?"

      Egal, wie Du diese Frage beantwortest: Du hast Dir hier die Rolle des Verteidigers des untergehenden Absolutismus aufgezwungen und ich würde gerne ein paar Worte mit Dir wechseln. Wenn Du Lust hast, mit mir in die Tiefen der Wirtschaftsgeschichte (dazu sind kaum Statistiken nötig) einzutauchen, könnte das eine interessante Diskussion werden. Die Beantwortung obiger Frage ist keine notwendige Voraussetzung für eine Erweiterung der Ebenen. So einen bedingungslosen Verteidiger eines untergehenden Systems wie Dich habe ich noch nicht getroffen.

      @all: Ich will Euch hier nicht um "Helmuts" wohltuende Botschaften bringen, ich beabsichtige nur, Ihn besser kennenzulernen, weil ich "Amerikanismus" verstehen will.
      Avatar
      schrieb am 12.06.01 10:08:40
      Beitrag Nr. 341 ()
      vielen dank für diesen hochinteressanten thread, den ich schon seit langem verfolge. zur frage der verschuldung in deutschland hier ein auszug aus einer dpa-meldung von gestern:

      Berlin - Die Zahl der überschuldeten Privathaushalte ist in Deutschland in den vergangenen Jahren weiter drastisch gestiegen. Von 1994 bis zum Jahr 2000 sei bundesweit ein Anstieg von rund zwei Millionen auf die Rekordzahl von über 2,7 Millionen zu verzeichnen, teilte am Montag in Berlin die Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung (AGSBV) mit, in der zahlreiche Sozialverbände vertreten sind. Damit seien rund sechs Millionen Menschen unmittelbar von Schuldenlast betroffen.

      Neue Bundesländer besonders betroffen

      Eine starke Zunahme sei vor allem in den neuen Bundesländern zu verzeichnen. Dort gebe es derzeit mehr als 800.000 überschuldete Privathaushalte, während es im Westen 1,9 Millionen seien. Sprecher der Arbeitsgemeinschaft forderten, es müssten endlich Rahmenbedingungen geschaffen werden, die den Betroffenen eine Chance für einen wirtschaftlichen Neuanfang bieten. Nach Feststellung von Experten dürfte Deutschland nach Großbritannien in Europa das Land mit der zweithöchsten Rate an überschuldeten Privatpersonen sein.

      grüsse
      cabinda
      Avatar
      schrieb am 12.06.01 11:25:53
      Beitrag Nr. 342 ()
      @ Helmut Kohl

      Alle Achtung für die Qualität Deiner,
      und auch die Beiträge aller anderen
      Diskussionsteilnehmer.
      Dennoch, so denke ich, wäre es schade,
      wenn die Argumentationsweise(und das
      Niveau) in eine Lagerschlacht und
      Schwarz-Weiß-Malerei übergehen würde.
      Sicherlich kann eine Diskussion auch
      von eingeworfenen Extremen profitieren,
      diese sollten aber auch nicht überhandnehmen.
      Im Klartext,es geht nicht darum, in den USA
      alles zu verteufeln, und in Euroland oder
      D. alles zu beschönigen.
      Es macht einfach keinen Sinn, hier die deutschen
      Statistiken dem eigentlichen Threadthema
      entgegenzustellen, wobei wenn man ehrlich ist,
      der Inhalt des Beitrages die Tragweite
      des Grundprblems nur erhöht.
      Bisher hatte die hier geführte Diskussion,
      diesen schmalen Grat auch nicht verlassen.
      Wäre schön wenn dieser distanzierte und
      und souveräne Stil beibehalten werden könnte,
      denn ich denke darin liegt das " Erfolgsgeheimnis "
      dieses tollen Threads - egal wie die jeweilige
      persönliche Meinung zum fundamentalen
      Thema auch sein mag.

      Grüße Stani
      Avatar
      schrieb am 12.06.01 13:15:45
      Beitrag Nr. 343 ()
      @händler
      Was macht einer wie Du in einem Aktienboard?
      Solltest Du nicht die nächste G7-Demo vorbereiten??
      Zu Deinem Untergangsszenario:
      Das System des Kapitalismus, Amerikanismus, Globalisierung etc. ist aus einem einfachen Grund das erfolgreichste:
      Es imitiert am allerbesten das absolute Grundprinzip unserer Existenz: die Natur!
      Die Natur kennt weder Gerechtigkeit, noch Mitleid noch sonstige der menschlichen Ethik entspringende Moralvorstellungen.
      Es gibt nur ein Prinzip: Der starke überlebt.
      Und ob es Dir passt oder nicht, dieses Prinzip bringt die besten Resultate.
      Die Gattung homo sapiens hat in ihrer veschwindend kurzen Existenz zwar einige nette Schritte in Richtung "Vermenschlichung" der allgemeinen Regeln unternommen - allerdings führt jede Abschwächung des o.g. Prinzips zu einer "Performanceverschlechterung".
      Deshalb wird Amerika Europa auf absehbare Zeit wirtschaftlich überlegen bleiben - in Europa herrscht eben das Mittelmaß, in Amerika eine kleine Elite.
      Ob das wünschenswert ist sei dahingestellt, es ist auf alle Fälle (wirtschaftlich) der erfolgreichere Weg.
      Avatar
      schrieb am 12.06.01 16:25:01
      Beitrag Nr. 344 ()
      Kein Fußbreit für die Vertreter des ungezügelten Kapitalismus!

      Die amerikanische Umweltverschmutzung bedroht das weltweite Ökosystem!

      DER KOPF-AB-BUSHKRIEGER hat bisher nur 146 Menschen hinrichten lassen!


      UN-Klimatologen weisen Behauptung von Georg W. Bush zurück

      Die Klimatologen der UN weisen die Behauptung des amerikanischen Präsidenten George W. Bush zurück, Wissenschaftler seien sich darüber uneinig, ob es den Treibhauseffekt überhaupt gibt. Wissenschaftler, die an einem durch den Menschen verursachten Klimawandel zweifeln, seien stark in der Minderheit, berichten die Klimatologen im Fachmagazin "New Scientist".

      Laut Sir John Houghton, einem der Vorsitzenden der Arbeitsgruppe I des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), sprachen sich weniger als zehn von 3.000 Wissenschaftlern dagegen aus, dass die Emission von Treibhausgasen eine globale Temperaturerhöhung bewirke. Robert T. Watson, Vorsitzender des IPCC, erklärte dazu auf einer Pressekonferenz in Nairobi: "In bestimmten Bereichen wie der Deutung des Klimawandels gibt es Widersprüche, aber im Allgemeinen stimmen wir zu über 90 Prozent überein."

      Bush hatte erklärt, daß die USA ihre Kohlendioxid-Emissionen nicht einschränken würden.

      Wenn wir nicht sofort umsteuern, steht ein massiven Klimawechsel bevor. Die hemmungslose Verbrennung von Öl, Kohle und Gas gehört zu den größten Bedrohungen des Weltklimas. Trotz der drohenden katastrophalen Veränderungen, wie Anstieg der Meeresspiegel, Abschmelzen der Gletscher und des arktischen Eises, sowie Dürren, starke Niederschläge und Stürme, unterschreiben die Yankees nicht das Klimaschutzabkommen von Kyoto. Ein ungebändigter Kapitalismus nimmt auf den Umweltschutz keine Rücksicht. Wer den größten Ökoverbrecher der Welt verteidigt, ist für die weltweite Ökokatastrophe. Wer meint, daß der höchste Kohlendioxid pro Kopf zum American Way of Life gehöre, der befindet sich gelinde gesagt auf den Holzweg und macht sich ideologisch mitschuldig, denn nicht weniger als ein Viertel der weltweiten freigesetzten Treibhausgase werden in den USA freigesetzt. Fast die Hälfte der US-Autofahrer fährt inzwischen große Vans, Pick-ups oder Geländewagen, die teilweise 15 bis 25 Liter auf 100 Kilometer schlucken. Auch die PKW`s sind meist größer. An heißen Tagen werden in Kalifornien 30 Prozent der Energie durch Klimaanlagen verpraßt. Garagen mit Klimaanlagen sind in den Staaten keine Seltenheit. Alles muß angenehm temperiert sein, sonst fühlt sich unser - meist übergewichtige und somit vollgefressene Ami - nicht wohl.

      Der amerikanische Weg führt uns überall in den Abgrund

      Capoon, der sich von den NEOLIBERALEN nicht den Mund verbieten läßt!
      Avatar
      schrieb am 12.06.01 17:23:36
      Beitrag Nr. 345 ()
      @ desue

      Woher hast Du die 60% ? Die Verschuldung 1998 lag noch bei 38,90% (s.Link.) - die amerikanische sogar bei 45,29%.

      Dann sind die Daten wohl falsch. Die deutsche Staatsverschuldung ist 60.6% des BIP, nach Daten des B.d.Steuerzahler und der Bundesbank. Vor ein paar Jahren hat Deutschland naemlich nur gerade so die 60% Anforderung fuer die Aufnahme in die EMU erfuellen koennen. Wie koennte die Verschuldung in 4 Jahren um 20% des BIP fallen?
      In den USA: Total liabilites: 3467.468 Mrd. Dollar am 30. September 2000, Tendenz stark sinkend, also rund 34% des nominalen BSP.
      Ich weiss nicht wo n24 die Daten her hat, aber auf jeden Fall sind sie falsch!

      @ haendler

      Helmut, Du Ignorant,

      In Sachen Obdachloser: Wenn folgende Bedingungen erfuellt sind: Er stinkt nicht nach Alkohol und ich habe gerade nichts anderes zu tun. Dann koennte ich mir vorstellen, dass ich ihn zum Essen einlade und ihm 30 Minuten zuhoere. Ich weiss aber nicht wie das hier relevant fuer unser Thema sein kann.

      So einen bedingungslosen Verteidiger eines untergehenden Systems wie Dich habe ich noch nicht getroffen.

      Was ist "das System" und wo geht es unter? Das einzige was untergeht ist der Sozialismus und Kommunismus. Und selbst die soziale Marktwirtschaft laeuft ja inzwischen auf dem Zahnfleisch.

      @ haderach

      Was macht einer wie Du in einem Aktienboard? Solltest Du nicht die nächste G7-Demo vorbereiten??

      :D:D:D Ich weiss, Beleidigungen sollten unterbleiben, aber ein kleiner Seitenhieb wie der von haderach ist ja wohl erlaubt, oder?

      Das System des Kapitalismus, Amerikanismus, Globalisierung etc. ist aus einem einfachen Grund das erfolgreichste: Es imitiert am allerbesten das absolute Grundprinzip unserer Existenz: die Natur!

      Besser koennte man es nicht ausdruecken.

      @ capoon

      Kein Fußbreit für die Vertreter des ungezügelten Kapitalismus!

      Ist das ein Aufruf zu Gewalt? Nur gut, dass Du nicht weisst wo ich wohne, sonst wuerde wahrscheinlich bald die AntiFa vor meiner Tuer demonstrieren. :D
      Avatar
      schrieb am 12.06.01 18:16:00
      Beitrag Nr. 346 ()
      @Haderach: Was ich in einem Aktienboard verloren habe, frage ich mich auch manchmal. Ich habe das Posting von heute morgen auch schon bereut, aber wenn ich Helmuts Beiträge hier lese, könnte ich manchmal durch die Decke gehen. Du hast mit allem, was Du sagst, recht. Das Prinzip: "Der Starke überlebt." ist ein natürliches und wir Menschen gehören nun mal genauso zur Natur wie alles andere.

      Der Mensch ist ein vernunftbegabtes Wesen und m. M. nach muß es für eine Weiter(=Höher)entwicklung eine Abkehr von diesem Prinzip geben. Warum? Gehen wir zurück zu den Anfängen. Durch die Beschaffenheit seiner Hände, durch die Kommunikationsmöglichkeit, usw. ist es dem Menschen gelungen, das mächtigste Tier auf der Erde zu werden. Er ist sogar in der Lage, einzelne Arten vollkommen auszurotten. Die natürliche Entwicklung nimmt ihren Lauf, die erfolgreiche Weiterverbreitung des Menschen wird sich vielleicht sogar einmal auf andere Planeten erstrecken.

      Es kam durch das Vorhandensein des Prinzips: "Der Starke überlebt." zu verheerenden Kriegen in der menschlichen Geschichte und es wird in der Zukunft weitere große Kriege geben, wenn wir (Menschen) es nicht endlich schaffen, in vernünftigen Organisationsformen zusammenzuleben. Dazu gehört für mich die Abkehrung von diesem Prinzip. Ich bin nicht Deiner Meinung, daß danach unbedingt eine "Performanceverschlechterung" eintreten würde. Eher das Gegenteil. Durch den Verzicht auf den ständigen Kampf gegeneinander könnten ungeahnte Kräfte des Menschen hervortreten. Es würde sozusagen ein neuer, qualitativ hochwertigerer Mensch entstehen. Der Schritt vom intelligenten Affen zum echten Menschen wäre möglich. Du wirst entgegenhalten: Nur durch den ständigen Kampf (auch gegeneinander) konnte der Mensch bisher so erfolgreich sein. Leider kann ich Dir auch nicht sagen, wo wir heute stehen würden, wenn wir bspw. vor 2000 Jahren aufgehört hätten, gegeneinander zu kämpfen und nur noch miteinander gewirkt hätten. Wahrscheinlich würde es vielen besser gehen. Du wirst dieses "miteinander wirken" statt "gegeneinander kämpfen" eventuell als ideelle Spinnerei abtun.
      Ich lasse mir diese jedenfalls nicht ausreden. Seitdem ich denken kann, bin ich auf der Suche nach vernünftigen Organisationsformen für die menschliche Gesellschaft. Für Dich scheint die westliche Marktwirtschaft eine vernünftige Organisationsform zu sein. Zugegeben: Vielen Menschen (auch sozial Schwachen) garantiert sie einen gewissen Wohlstand, trotzdem: Langfristig wird es durch den Wachstumszwang immer wieder zu verheerenden Konflikten kommen. Aus diesem Grund ist die westliche Marktwirtschaft für mich eine unvernünftige Organisationsform und um Mißverständnissen vorzubeugen: der Kommunismus ebenso.

      Ich akzeptiere die von Dir genannten Gegebenheiten, habe aber immer noch Hoffnung, daß der Mensch eines Tages (und wenn `s noch tausend Jahre dauert) total "vermenschlicht" und sich von dem tierischen Prinzip: "Der Starke überlebt." löst.

      Das alles gehört hier natürlich absolut nicht her und ich habe es auch nur hereingestellt, weil ich mal meine grundsätzliche Meinung zu Kapitalismus, Amerikanismus, Globalisierung, usw. äußern wollte.

      @Helmut: Danke für die Antwort auf meine Frage. Du hast recht, die Beantwortung ist nicht relevant für die Diskussion hier. Für mich war sie nur wichtig, weil ich wissen will, mit was für "Hardlinern" ich hier rede. Deine Antwort zeigt mir jedenfalls, daß Du ein sozial denkender Mensch bist und eben das wollte ich wissen. Mit dem untergehenden System meine ich die westliche Marktwirtschaft und ich denke da langfristiger. Auch wenn `s noch 300 Jahre dauert, ich bin optimistisch: es wird eine Lösung für eine menschenwürdige Existenz für alle Menschen dieser Erde gefunden werden und die heißt nicht: Freie Marktwirtschaft.

      Zur Verschuldung: Die Tendenz der Verschuldung von immer mehr Menschen auf Kosten von immer weniger Gläubigern ist systembedingt und wird sich weiter fortsetzen.
      Avatar
      schrieb am 12.06.01 19:11:22
      Beitrag Nr. 347 ()
      Die BIZ ist nicht mehr so optimistisch für die USA

      http://news.ft.com/ft/gx.cgi/ftc?pagename=View&c=Article&cid…



      @haderach

      wenn du meinst, die ökosozialistische kalifornische
      Volksfront, die die dort herrschende Energiekrise
      planmässig verursacht hat, steht an der Spitze der
      menschlichen Evolution...
      Oder der Ober-Planwirtschaftler Greenspan, der glaubt er könnte die amerikanische Konjunktur nach Belieben steuern.

      Frage mich was solche Beispiele mit Marktwirtschaft zu tun
      haben sollen?

      Nun ja; das soll allerdings nicht heissen, dass ich von Europa mehr hielte, im Gegenteil, man kann vermutlich
      darauf wetten, wie lange es dauern wird, bis sich der
      Klassenprimus hier die Energieprobleme der "produktivsten"
      und "innovativsten" Wirtschaft der Welt erfolgreich importiert hat - auf ideologischem Wege.

      Mein Tip: beim Zocken stets ein bischen was zur Seite
      legen - ist immer von Vorteil, wenn man sich den einen
      oder anderen zusätzlichen Pass leisten kann.
      Avatar
      schrieb am 12.06.01 20:12:36
      Beitrag Nr. 348 ()
      Die Welt ist einfach nur schlecht....


      @ Helmut noch mal


      Richtig, in Europa und D gibt es ähnliche Probleme wie in den USA,
      immerhin wird ja auch alles von dort kopiert.

      Das Thema des Threads war aber USA, weil sich dort die Situation
      viel stärker polarisiert und zuspitzt.

      Bat ja schon mal drum, wie stellst du dir die nächste Entwicklung
      in den USA auf Sicht von 1-2 Jahren vor?

      Kleine Stichpunkte:
      Basis des Aufschwunges bei negativer Sparqoute
      ( bei stark auf Binnen-Nachfrage gestützte Wirtschaft )

      Inflationsgefahren bei derz. Anstieg der Geldmenge

      Entwicklung der Asset-Blase

      Dollar, Handelsbilanzdefizit
      Avatar
      schrieb am 13.06.01 02:41:05
      Beitrag Nr. 349 ()
      Na, ich weiß auch nicht - darf ich hier noch mal ein bisschen mitreden, so als eine Art Gast...? Oder nicht?

      Zunächst mal: meinen ausdrücklichen Respekt für die vielen guten Beiträge hier – und vor allem für den immer noch niveauvollen Ton. Auch ein Beispiel, dass Mäßigung weit führen und allen Beteiligten was bringen kann. Mittlerweile ist das hier einer der Threads mit den gehaltvollsten Beiträgen bei w:o – das ist der Verdienst aller, die hier gepostet haben... Echt Klasse !


      Dann muss ich hier noch eine Frage beantworten, die mir @IgnatzWrobel bereits am 6. Juni gestellt hat: Meine Frage an dich: .... Gehst du jetzt ganz aus Aktien raus?

      Hey, Ignaz, mal davon abgesehen, dass ich Tucholsky ebenfalls schätze und beinahe als „TheobaldTiger“ hier bei w:o angetreten wäre – ich traue natürlich dem Braten nicht, wie aus meinen bisherigen Beiträgen unschwer zu erkennen ist. Aber ich scheue mich schon ein wenig davor, konkrete Tipps zu geben (soll ich „Verkauft Nokia“ brüllen ?). Ich denke schon, dass jeder für sich selbst Risiken und Chancen abwägen sollte. Aber weil du konkret gefragt hast - tatsächlich bin ich schon seit längerer Zeit nicht mehr in Aktien investiert. Die Gründe dafür sind eher - nun, sagen wir - „moralischer“ als „berechnender“ Natur (wobei dies ja dasselbe ist – oder, um es frei nach Aristoteles zu sagen: „das Gute und das Nützliche sind eines“ ).


      Generell fühle ich mich aber gerade etwas seltsam. Denn die Zeichen an der Wand mehren sich ja – gerade dieses Anstemmen des Dow Jones-Index gegen jeden noch so kleinen Kursverlust – das lässt mich schon mal nichts Gutes vermuten. Dazu tauchen in den seriösen Wirtschaftszeitungen noch Artikel auf wie dieser in der Financial Times Deutschland vom 11. Juni:


      Alan Greenspan hat die Schleusen geöffnet. Die Geldmenge M3 wächst mit einer Jahresveränderungsrate von über elf Prozent - stärker als im gesamten vergangenen Jahrzehnt. Alles halb so schlimm, beruhigt er, die Unternehmen haben keine Preismacht. Wall Street glaubt ihm.

      Da pfeift aber ein Notenbanker im Walde. Inflation droht auf Sicht von zwei, drei Jahren zum großen Thema zu werden. Und wenn nicht, dann schrumpfen die Margen, weil die Unternehmen die steigenden Kosten nicht überwälzen können - ebenfalls eine ungemütliche Aussicht. Greenspan geht offensichtlich davon aus, dass sich das Produktivitätswunder der Jahre 1995 bis 2000 künftig fortsetzen wird. Drastisch erhöhte Investitionen haben das Produktivitätswachstum auf durchschnittlich 2,5 Prozent erhöht, was wiederum das BIP-Wachstum getrieben hat. Der von der Fed geschneiderte Liquiditätsmantel passte demnach. Fällt der Produktivitätsfortschritt auf die durchschnittlichen 1,5 Prozent der Jahre zuvor zurück - und vieles spricht dafür -, wächst die Wirtschaft langsamer. Greenspans Großzügigkeit erhöht dann also nicht die Mengen, sondern die Preise. Erstmals seit Anfang 1995 ist die Arbeitsproduktivität - im Quartalsvergleich - sogar rückläufig. Das ist bislang noch rein zyklisch. Im Abschwung sinkt selbst in den flexiblen US-Unternehmen zunächst die Produktion stärker als die Beschäftigung. Die Lohnstückkosten sind um über sechs Prozent gestiegen - der höchste Zuwachs seit zehn Jahren. Die Firmen werden weiter entlassen. Das wird die ausgewiesene Produktivität zunächst erhöhen. Die Nagelprobe kommt, wenn die US-Konjunktur wieder anzieht. Aber werden die Firmen wieder jährlich über zwölf Prozent mehr investieren wie im goldenen Jahrfünft? Die produktivitätserhöhenden Ausgaben der US-Unternehmen für das Internet sind größtenteils getätigt. Im Übrigen gilt das Gesetz schrumpfender Grenzerträge. Diese Kondratieff-Welle läuft aus - zumindest in den USA. Und wo ist die nächste? Vielleicht kommt im Sommer noch eine kleine Zinssenkung der Fed. Aber wenn ihre Geldpolitik jetzt wirkt, werden Zinserhöhungen das nächste Thema an der Börse sein. Die Märkte erwarten derzeit bis Ende 2002 kumuliert 100 Basispunkte, bis Ende 2003 200 Basispunkte. Das könnte nicht reichen, um Inflationsraten jenseits der vier Prozent zu bekämpfen. Für die Börse wäre das Gift.

      Zu finden unter: http://www.ftd.de/bm/bo/FTD9GJV9SNC.html

      Und jetzt? Nochmal eine extra-starke Dosis Hurra-Optimismus für alle? Nochmal über 11 000 Punkte, obwohl man, um den wahren Boden des Ganzen zu finden, wahrscheinlich Tiefseetaucher einsetzen müsste? Hard Standing statt Hard Landing?

      Ich fühl’ mich deshalb seltsam, weil ich mir öfters wie ein Passagier auf einem Dampfer vorkomme, der auf einem äußerst unguten Kurs fährt. Dessen bin ich mir ziemlich sicher. Gut, man warnt, wird belächelt, manche hören einem auch zu. Der große Dampfer setzt natürlich seine Fahrt fort, der Kapitän ist nie zu sprechen. Was gibt es da zu tun? Auf das Oberdeck setzen, ein Lied vor sich hinsummen, und der Dinge warten, die da kommen werden? Wahrscheinlich einer der Wege - mir fällt zurzeit nichts Besseres ein, leider...


      Dann noch ein Wörtchen zur Debatte über die Natürlichkeit des Kapitalismus:

      Ich möchte hier nur alle Vertreter des Menschengeschlechts, die hier im Thread auf Mutter Natur und ihre Auslesefähigkeiten pochen, daran erinnern, dass sie selbst mal ohne Liebe, Mitgefühl und Spuren sozialen Verhaltens schon vor den ersten drei Lebenswochen hätten kapitulieren müssen. Vom Rest ganz zu schweigen. Und wer näher drüber nachdenkt, weiß auch: Soziales Verhalten (der Schutz von Alten, Schwächeren, Jüngeren...) war letztendlich auch ein Vorteil in der Evolution des Menschen. Ein Vorteil, den sich in der Natur übrigens nicht nur Populationen des Homo sapiens zu Nutze machen...

      Wer sagt, kapitalistisch zu handeln sei die Natur des Menschen, muss einschränken: nicht nur. Dazu zählt nämlich auch neben vielen anderen Faktoren soziales Verhalten. Das endet nämlich in - nun, sagen wir - Massakern.


      Und wo wir gerade bei Massakern sind - ich möchte hier doch noch eines prominenten Privatisierungs-Opfers gedenken: der British Telecom. Einst war das mal der größte britische Konzern - nun wird er, total überschuldet, zerschlagen. In Zukunft sollen ein paar hundert Leute für das Unternehmen ausreichen. Seltsam? Aber so steht es geschrieben – lest selbst: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,138553,00.html.

      Und das war wohl erst der Anfang - es bleibt spannend, wen es (nicht nur) in dieser Branche als Nächstes vom Karussell des Schuldentodes bürzelt. Klasse Sache, dieser Vollblut-Kapitalismus, wirklich...


      Und weil ich hier den Tisch doch gleich mal reichlich decken will, noch was, was mir schon länger auf den Nägeln brennt. In den angelsächsischen Ländern wird an der Sozialhilfe gespart, dafür werden die Gefängnisse aus gebaut - so oder ähnlich lautete ein Satz, der kürzlich in der Süddeutschen Zeitung stand. Aber was einige schon vermuteten - Gefängnisse bauen kann sich lohnen:


      Inhaftierung zur Senkung der Arbeitslosenrate?

      von Frank Adloff

      Warum haben die USA so eine geringe Arbeitslosenquote, die meisten europäischen Länder dagegen eine recht hohe? Dies liegt daran, daß der US-amerikanische Arbeitsmarkt hochgradig flexibilisiert und dereguliert ist, während die starken Gewerkschaften und die breit ausgebauten Wohlfahrtsstaaten in Europa eine derartige Arbeitsmarktpolitik verhindern. Dieses Credo der öffentlichen Diskussion stellen die amerikanischen Sozialwissenschaftler Bruce Western und Katherine Beckett in Frage.

      Die Autoren meinen, daß die Vereinigten Staaten in erheblichem Maße in den Arbeitsmarkt eingreifen - und zwar wird die Arbeitslosigkeit in den USA ihrer Ansicht nach durch hohe Inhaftierungsquoten reduziert. Gut eineinhalb Millionen Menschen waren 1996 in amerikanischen Gefängnissen inhaftiert, das sind drei Mal so viele wie noch 1980. Die jährlichen Ausgaben für Gefängnisse stiegen im selben Zeitraum um 250 %. 90 % der Inhaftierten sind Männer; die meisten von ihnen jung und wenig gebildet. Die enorme Ausweitung des Strafvollzugs trifft besonders junge Afroamerikaner: Die Hälfte aller Gefängnisinsassen 1992 waren Afroamerikaner. Ein Vergleich der Inhaftierungsraten zeigt das Ausmaß des amerikanischen Strafvollzugs. Auf 100.000 Erwachsene kommen in den USA über 500 Gefangene, in Deutschland sind es dagegen nur 80.

      Häftlinge werden üblicherweise in Arbeitsmarktstatistiken nicht berücksichtigt. Für Western und Beckett ist Inhaftierung im Grunde eine Form verdeckter Arbeitslosigkeit. Inhaftierte sind ihrer Meinung nach nicht genutzte Arbeitskräfte und werden deshalb von den Autoren in die Definition von Arbeitslosigkeit einbezogen. Für die europäischen Länder ändert sich durch diese Definition nichts an den Arbeitslosenquoten, die Zahl der Gefängnisinsassen ist zu gering. In den USA kamen 1990 durch die Inhaftierten noch 1,5 Prozentpunkte zur offiziellen Arbeitslosenquote hinzu. Die korrigierten Werte zeigen, daß die Arbeitslosenrate seit den 80er Jahren bis Mitte der 90er Jahre nie unter die 7 %-Marke sank. Selbst während des wirtschaftlichen Aufschwungs Mitte der 90er Jahre lag die korrigierte Arbeitslosenquote bei ungefähr 8 %. Letztlich war sie damit höher als die durchschnittliche Quote in Europa. Die amerikanische Strafrechtspraxis verschleiert Western und Beckett zufolge die offizielle und tatsächliche Arbeitslosigkeit.
      Dies ist jedoch nur ein kurzfristiger Effekt. Da die Beschäftigungsaussichten für ehemalige Häftlinge schlecht sind, rechnen die Autoren mit einer langfristigen Erhöhung der Arbeitslosenzahlen. Auf Grundlage von Daten der National Longitudinal Study of Youth (NLSY) versuchen sie, die langfristigen Folgen einer Haftstrafe genauer zu kennzeichnen. Nach einem Jugendstrafvollzug verringert sich die Dauer einer Beschäftigung um etwa 3 Wochen pro Jahr. Selbst 15 Jahre nach einer Jugendstrafe liegt die Beschäftigungsdauer noch unter der derjenigen, die nie im Gefängnis waren. Die Inhaftierung im Erwachsenenalter verringert die Ausübung einer bezahlten Tätigkeit durchschnittlich um 10 Wochen pro Jahr. Da die Inhaftierungsraten bei den jungen, eher ungebildeten Afroamerikanern am höchsten sind, wirken sich die negativen Konsequenzen der Haft am stärksten auf diejenigen aus, die sowieso schon die geringsten Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben.

      Die niedrigen Arbeitslosenraten während der 90er Jahre zeigen an, daß momentan noch der kurzfristige Effekt der Inhaftierung den langfristigen überlagert. Die zynische Prognose von Western und Beckett lautet deshalb, daß die USA ihre staatliche Intervention durch Inhaftierung nicht nur aufrechterhalten, sondern kontinuierlich steigern müßten, damit entlassene Häftlinge nicht die Rate in die Höhe treiben.

      Text unter:http://www.konturen.net/public_html/hefteins/e/e.html

      Nun, bei sowas fällt mir echt kein Abschlusswitz mehr ein. Deshalb mal hier Gute Nacht - bis demnächst,

      Grüße,

      gieristnichtgut
      Avatar
      schrieb am 13.06.01 02:50:15
      Beitrag Nr. 350 ()
      Mist - mir ist ein Fehler unterlaufen. In meinem Posting vorher muss es natürlich nicht heißen: Soziales Verhalten führt zu Massakern (neee). Sondern es muss heißen: Den Menschen nur als kapitalistisches Wesen zu betrachten führt zu Massakern (oder so ähnlich ).

      Verzeihung, es ist eben schon spät....
      Avatar
      schrieb am 13.06.01 07:17:56
      Beitrag Nr. 351 ()
      @ gieristnichtgut

      Also der Artikel mit der Inhaftierung und Arbeitslosigkeit ist wirklich ziemlich dreist. Anscheinend haette ich besser Soziologie studieren sollen, denn der Autor hat es mit der Veroeffentlichung von solchen abstrusen Studien immerhin zum Professor in Princeton gebracht.

      Anscheinend hat der Autor folgendes berechnet: ca. 2 Millionen Inhaftierte, 140 Millionen Erwerbstaetige, also sind ca. 1.5% der Erwerbstaetigen inhaftiert und damit versteckte Arbeitslose.

      So funktioniert es aber nicht.

      1: Nicht alle Haeftlinge gehoeren in die Gruppe der Erwerbstaetigen: Hausfrauen, Teenager und Rentner, die inhaftiert sind, sind eben keine versteckten Arbeitslosen. Dazu kommen noch die paar hunderttausend Drogendealer und Gang-Mitglieder, die ohnehin noch nie einer legalen Beschaeftigung nachgegangen sind. Das bedeutet aber nicht, sie waeren arbeitslos, wenn sie frei kommen. Sie wuerden nur einer illegalen Beschaeftigung nachgehen. Ich schaetze mal 500 Tsd Haeftlinge gehoeren nicht in die Gruppe der Erwerbspersonen.
      2: Angenommen man wuerde heute alle 2 Millionen Haeftlinge freilassen, dann wuerde das ja nicht bedeuten, dass sie automatisch arbeitslos werden. 2 Millionen ist eine komplette amerikanische Grossstadt. Die Nachfrage nach Guetern und Dienstleistungen der zusaetzlichen Bevoelkerung wuerde eine Menge neuer Arbeitsplaetze schaffen, ich schaetze mal mindestens 1.0 Million Arbeitsplaetze. Das ist viel mehr als die ca. 500 Tsd. Arbeitsplaetze im Justiz-Vollzugswesen, die verloren gingen.
      3: Gefaengnisse kosten eine Menge Geld. Und dieses Geld muss den Steuerzahlern vom Gehalt abgezogen werden. Das ist schaedlich fuer Beschaeftigung, wie jeder Oekonom weiss. Eine Reduktion der Steuern koennte eine Menge neuer Arbeitsplaetze schaffen.

      Fazit: Die 2 Millionen zusaetzlichen Arbeitslosen sind uebertrieben. Mit vorsichtigen Schaetzungen kann man da ganz schnell die Zahl auf 1 Million herunter korrigieren. Nimmt man dann auch noch den Beschaeftigungs-Effekt der niedrigeren Steuern (Ziffer 3), dann wuerde es mich nicht wundern wenn die ganze Zahl auf plus-minus-Null runtergeht.
      Avatar
      schrieb am 13.06.01 13:39:12
      Beitrag Nr. 352 ()
      Alan Greenspan hat die Schleusen geöffnet. Die Geldmenge M3 wächst mit einer Jahresveränderungsrate von über elf Prozent - stärker als im gesamten vergangenen Jahrzehnt. Alles halb so schlimm, beruhigt er, die Unternehmen haben keine Preismacht. Wall Street glaubt ihm.

      Geldmengenwachstum 11% !!!
      Wo bleibt eigentlich die Inflation ? Diesem Wachtum steht nicht ein annähernd so hohes Wachstum der Sachwerte gegenüber. Ich bin sprachlos und...


      Desue
      Avatar
      schrieb am 13.06.01 14:11:44
      Beitrag Nr. 353 ()
      Asset inflation = Dow über 11.000 Pkt.
      Avatar
      schrieb am 13.06.01 14:28:51
      Beitrag Nr. 354 ()
      Wo bleibt eigentlich die Inflation ?


      Kleiner Tip: leg mal ein bischen was zur Seite, bald
      gibt`s ne Menge billiger Luxusbuden ...
      Sind doch nicht im CPI, oder?! ;)
      Avatar
      schrieb am 13.06.01 16:29:07
      Beitrag Nr. 355 ()
      ehrlich gesagt bin ich genauso schlau wie vorher

      @sittin bull

      Asset inflation = Dow über 11.000 Pkt.

      Das mit Sicherheit nicht. Ich meine die Jahresveränderungsrate von 11% der Geldmenge M3 - und der Dow bewegt sich seit 3 Jahren seitwärts.

      @ken_meyer

      Kleiner Tip: leg mal ein bischen was zur Seite, bald
      gibt`s ne Menge billiger Luxusbuden


      hmmm, mal sehen, bin eigentlich kein Freund von Konsumwerten.
      Avatar
      schrieb am 13.06.01 17:23:38
      Beitrag Nr. 356 ()
      @ desue

      Geldmengenwachstum 11% !!! Wo bleibt eigentlich die Inflation ?

      Geldmengenwachstum bedeutet nicht automatisch Inflation. Schau Dir mal die Definition von M3 an. Dann wird einiges deutlicher. Z.B. sind Geldmarkt-Fonds in der M3. Wenn ich mein Geld aus Aktien abziehe und im Geldmarktfonds parke, dann steigt die M3 (und uebrigens auch M2). Das bedeutet dann aber nicht, dass die Fed zuviel Geld gedruckt hat und jetzt Inflation droht.
      Avatar
      schrieb am 13.06.01 17:46:15
      Beitrag Nr. 357 ()
      ich wußte schon wie sich M3 zusammensetzt (M3 = Bargeldumlauf + Sichtguthaben bei Banken + Termineinlagen bis 4 Jahre + Spareinlagen). Deswegen weiß aber noch nicht wo die 11% geblieben sind. Die 11% sind das Resultat der letzten 5 Zinssenkungen. Aber wohl kaum weil die Amis ihre Aktien verkaufen. Der Effekt reicht wohl nicht um auf eine Steigerung von gleich 11% zu kommen.
      Avatar
      schrieb am 13.06.01 20:15:33
      Beitrag Nr. 358 ()
      @ desue

      wir haben doch schon längst die Inflation - nämlich bei den Aktien. Und diese Inflation und nichts anderes hat Greenspan im Auge, wenn er die Geldmenge flutet.


      Aber das Thema „Inflation“ ist ein weites Feld. Vielleicht hilft ein Aufsatz des Würzburger Volkswirtschafts-Professors Karl-Heinz Brodbeck weiter. Der trägt den Titel: „Spekulation und Arbeitslosigkeit. Zur Ethik der Geldpolitik“ . Darin erläutert Brodbeck unter anderem sehr verständlich die wichtigen Aspekte der Geldpolitik. Ich darf mal einen kurzen Absatz aus dem Text über die Inflation der Aktienkurse zitieren:


      „Wenn die Geldmenge rascher wächst als reale Wirtschaftsgrößen, dann müssen langfristig die Preise von Waren steigen, so lautet die Lehre des von nahezu allen Zentralbanken akzeptierten Monetarismus. Nun haben wir in der obigen Analyse den Preiseffekt(durch das nominale BIP) schon berücksichtigt. Welcher Preis ist hier nicht erfaßt und in diesem Zeitraum dennoch gestiegen? Die Frage ist leicht zu beantworten: Es waren die Aktienkurse. Aktien (Wertpapiere) sind Kapitalanteile. Man unterscheidet zwischen dem Nennwert (dem tatsächlichen Anteil des Inhabers am Eigenkapital der Aktiengesellschaft) und dem Kurswert. Der Kurswert ist fast immer höher als der
      Nennwert; die Differenz ist ein reiner Preisanstieg. Doch diesen Preiseffekt erfaßt die Statistik nicht unter dem Begriff »Preisniveau« oder »Inflationsrate«. Dort fließen nur die Güter- und Dienstleistungen ein. Ein Maß für das Preisniveau von Aktien - nüchtern gesagt: die Inflationsrate der Aktien - ist in Deutschland der DAX, der wichtige Werte zu einem Index zusammenfaßt. Der Deutsche Aktienindex (DAX) erhöhte sich im
      betrachteten Zeitraum (1960-1989) um jährlich 3,3%. Man könnte dies die Inflationsrate der Aktien nennen. Die zusätzliche Geldmenge, die von den Zentralbanken weltweit über viele Jahre über die Erfordernisse des Tauschens von Waren hinaus zur
      Verfügung gestellt wurde, diente also - direkt oder indirekt - zur Aufblähung der Aktienkurse, die sich in den 90er Jahren dramatisch beschleunigt hat.“


      Brodbeck plädiert in seinem Aufsatz, den er bereits 1998 verfasst hat, sogar für eine „gemäßigte Inflation“ (unter 5 Prozent). Damit will er unter anderem das „Spekulationsgeld“ gering halten und den Arbeitsmarkt fördern. Doch damit ist etwas anderes gemeint, als das, was Meister Greenspan in den USA gerade unternimmt - der will nämlich die Kurse oben halten und nimmt dafür eine Inflation in Kauf.

      Der gesamte Aufsatz von Karl-Heinz Brodbeck, in dem er sich außerdem sehr, sehr kritisch gegen die Spekulation ausspricht, ist außerdem schon mal über zehn Seiten lang - also zu groß, um ihn hier zu posten. Er kann im PDF-Format unter http://home.t-online.de/home/brodbeck/geld.pdf „gedownloadet“ (uff, was für ein Wort... ) werden. Hoffentlich kann das jeder öffnen...



      Außerdem noch was aus dem Spiegel vom März 2001, das ich hier schon mal gepostet habe - aber hier passt’s nochmal gut hin:


      G E L D M E N G E: Greenspan gibt Gas

      US-Notenbankchef Alan Greenspan weitet die Geldmenge aus, um der amerikanischen Wirtschaft zu einer sanften Landung zu verhelfen. Das könnte die Inflation schüren.

      Tagt die US-Notenbank Federal Reserve, interessiert Banken und Börsianer nur eine Frage: Was geschieht mit den Zinssätzen? Wenig beachtet geblieben ist hingegen die Entwicklung der Geldmenge. Seit 1995 hat sie sich kräftig ausgeweitet, ein Großteil dieser Liquidität ist in die Aktienmärkte geflossen, es war der Treibstoff, der den Börsenboom bis zum Frühjahr 2000 beschleunigt hat. Danach hat Fed-Chef Alan Greenspan das Geldmengenwachstum etwas gebremst, nun aber gibt er wieder kräftig Gas, um die schwächelnde Wirtschaft zu stimulieren: Die Geldmenge M3 (Bargeld, Spar- und Giroeinlagen) wuchs von Oktober 2000 bis Januar 2001 aufs Jahr gerechnet um zwölf Prozent. In den guten Jahren ist Greenspan mit dieser Politik glänzend gefahren. Die Inflation wurde nicht angeheizt, die Produktivitätszuwächse konnten die Preissteigerung auffangen. Jetzt aber, da die Wirtschaft kaum noch wächst und die Gewinne sinken, könnte die zusätzliche Liquidität die Inflation schüren. "Die Fed kennt die Gefahr, aber sie nimmt sie in Kauf", sagt Dresdner-Bank-Chefvolkswirt Klaus Friedrich. "Ihr ist es wichtiger, auf diese Weise eine Rezession zu vermeiden."




      Ich hoffe, das bringt ein bisschen was bei der Erkenntnis- und Diskussionsförderung...


      @ helmut_kohl

      zur Frage des Zusammenhangs zwischen Arbeitslosenstatistik und Häftlingen in den USA:

      Mir war es irgendwie schon klar, dass du die Zahlen nicht so stehen lassen konntest.
      Aber bemerkenswert finde ich es schon, wie du da kurz mal mit „500 Tsd Haeftlingen“, von denen sowieso ein „paar hunderttausend Drogendealer und Gang-Mitglieder“ sind, hin- und herjonglierst.

      Und natürlich glaube ich nicht, dass sich die Zahl der zusätzlichen Arbeitslosen auf plus/minus Null beläuft, wenn die Häftlingsraten abgebaut werden sollten. Ich denke auch gar nicht, dass sich die USA darauf einlassen wollen. Und der Zusammenhang zwischen dem „Ende des Sozialstaats, so wie wir ihn kennen“, den Clinton propagiert hat und dem Anstieg der Häftlingsraten ist schon ja schon spektakulär.

      Außerdem kann mit den Häftlingen ja auch prima Geld gemacht werden, wie folgender (sehr langer & sehr kritischer) Text beweist:


      Inhaftieren und Abkassieren
      Gefängnisindustrie in den USA


      Nashville, Tennessee, 28. August 1996: 5000 Besucher drängeln sich auf einer nicht ganz alltäglichen Fachmesse. Hier kann man Stacheldraht kaufen, spezielle Stühle zum Festschnallen und Anketten von Menschen, Schlagstöcke, Telefonüberwachungsanlagen, Metalldetektoren und eine unüberschaubare Masse anderer furchteinflößender Gegenstände. Wir sind auf der weltgrößten "Strafvollzugsmesse". An mehr als 600 Ständen bieten Unternehmen aus den gesamten Vereinigten Staaten ihre Dienste an – vom Hersteller simpler Plastikhandschellen über Dienstleistungsbetriebe, die besonders bullige Gefängniswärter anbieten bis hin zu Baufirmen, die Pläne ganzer Gefängniskomplexe ausstellen. Ein Blick auf diese Messe läßt ahnen, welche wirtschaftliche Bedeutung das Gefängniswesen in den USA bekommen hat. Was einst eine Nischenwirtschaft war, in der sich nur eine Handvoll Unternehmen tummelte, ist binnen weniger Jahre zu einer Multimilliardenindustrie angewachsen – mit Fachmessen, Verkaufsschauen, eigenen Websites, Mail-order-Katalogen und direct-marketing-Kampagnen. Eine eigene Repressionsindustrie ist entstanden, in der sich die größten Architekturbüros und Baufirmen des Landes ebenso tummeln wie Wall-Street-Investmentgesellschaften, die ihr Geld in Privatgefängnisse stecken, Lieferanten von Rohren und Sanitäranlagen, Unternehmen der Lebensmittelbranche, der Gesundheitsfürsorge und solche, die von kugelsicheren Überwachungskameras bis hin zu farbigen Gummizellen einfach alles anbieten.

      Die Profite, um die es diesen Unternehmen geht, werden mit Strafgefangenen gemacht, deren Anzahl in schwindelerregende Höhen angestiegen ist. Die Vereinigten Staaten können sich mit Recht Weltmeister im Einsperren der eigenen Bevölkerung nennen. So sind heute mehr als zwei Millionen US-Bürger inhaftiert. Mehr als ein Prozent der männlichen erwachsenen Bevölkerung sitzt im Knast. Die "Einsperr-Rate" – also der Anteil von Inhaftierten an der Bevölkerung – ist die höchste in der Geschichte der Menschheit. Sie ist heute etwa zehnmal so hoch wie die durchschnittlicher europäischer Länder und mehr als 17mal so hoch wie die Japans. Alleine in Kalifornien sitzen mehr Menschen im Gefängnis als in Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Japan, Singapur und den Niederlanden zusammen. Das war nicht immer so: Die Zahl der kalifornischen Strafgefangenen hat sich in den letzten 20 Jahren verachtfacht. Dieser Trend war in den gesamten USA zu beobachten. Entsprach die "Einsperr-Rate" bis in die späten Siebziger in etwa der europäischer Länder, so stieg sie Anfang der Achtziger rapide an. Im darauffolgenden Jahrzehnt verdoppelte sich die Zahl der Gefängnisinsassen – und die nun doppelte Zahl verdoppelte sich wiederum in den Neunzigern ... oder genauer: Sie wurde verdoppelt.

      Wie kam es zu diesen Masseninhaftierungen? Die Kriminalitätsrate fällt seit 1992, nichtsdestoweniger werden Jahr für Jahr mehr Menschen in immer neue Gefängnisse gesteckt. In den letzten 20 Jahren sind etwa eintausend neue Haftanstalten in den USA gebaut worden, fast alle sind hoffnungslos überfüllt. Den entscheidenden Schritt zur Inhaftierung Hunderttausender von Menschen machte Anfang der achtziger Jahre die Reagan-Administration, als sie den sogenannten "War On Drugs", den Krieg gegen die Drogen, ausrief. Im Zuge einer angeblichen Drogenbekämpfungspolitik wurden die Gesetze landesweit verschärft und die Mindeststrafen erhöht. Seitdem werden deutlich mehr Gefängnisstrafen ausgesprochen, längere Strafen verhängt und weniger Bewährungsstrafen vergeben. Die Zahl der Inhaftierungen wegen Drogenvergehen ist seit dem Beginn des "War On Drugs" um sage und schreibe eintausend Prozent angestiegen. So sitzen heute alleine wegen Drogenvergehen erheblich mehr Menschen im Knast als noch vor zwanzig Jahren überhaupt Menschen im Gefängnis saßen.

      Wogegen bzw. gegen wen sich der "War On Drugs" tatsächlich richtet, zeigt die Justizstatistik: 74% der wegen Drogen Eingesperrten sind Afroamerikaner, obwohl die Afroamerikaner nur 12% der US-Bevölkerung stellen. Interessant ist auch ein mittlerweile berüchtigtes Antidrogengesetz von 1986: Nach ihm wird drakonisch bestraft, wer Kokain in Form von Crack mit sich führt. Relativ milde ist die Strafe für das Mitführen von Kokain in Pulverform. Um für zehn Jahre ins Gefängnis zu wandern, reicht der Besitz von 50 Gramm Crack – von Koks hingegen muß man schon fünf Kilo mit sich führen. Unnötig zu sagen, daß Crack die Droge der Armen und Koks die der Reichen ist. Vor ein paar Jahren machte die Regierung Bill Clintons auch hierzulande Schlagzeilen, als sie das "Three strikes, you’re out"-Gesetz durchs Parlament brachte. "Three strikes, you’re out" (drei Treffer, und du bist raus), das bedeutet: Wer zum dritten Mal bei einer Straftat geschnappt wird, egal bei welcher, auch wenn es nur der Diebstahl einer Tafel Schokolade ist, wird automatisch zu lebenslanger Haft verurteilt. In derselben Legislaturperiode führte die Clinton-Administration eine Sozialreform durch, die den individuellen Anspruch auf Wohlfahrtsunterstützung beinahe gänzlich abschaffte. Nach den neuen Regelungen können Arme nicht mehr als zusammengerechnet drei Jahre ihres Lebens Wohlfahrtsunterstützung bekommen. Während die Sozialausgaben Jahr für Jahr weiter gesenkt wer-den – übrigens auch die öffentlichen Ausgaben fürs Bildungswesen –, explodieren die Ausgaben für den Strafvollzug. Im vergangenen Jahr gaben die Vereinigten Staaten 35 Milliarden Dollar für das Gefängniswesen aus.

      Mit Recht wurde der "Krieg gegen das Verbrechen", den die Regierung ausgerufen hat, als größtes Projekt US-amerikanischer Sozialpolitik in unserem Jahrhundert bezeichnet. Paradoxerweise sorgt also gerade die angebliche Kriminalitätsbekämpfung für Kriminalität: Die zunehmende Armut, aus der die sogenannte Kriminalität entsteht, gibt es unter anderem, weil Gefängnisse gebaut werden, um die Armen darin einzusperren.

      Die schwarze Hochschullehrerin Angela Davis schreibt dazu:

      "Afro- und latinoamerikanische, indigene und viele asiatische Jugendliche werden als Vertreter von Gewalt und Drogenhandel dargestellt, die voller Neid sind wegen der Güter, die sie nicht besitzen. Junge Afro- und Latinoamerikanerinnen werden der sexuellen Promiskuität geziehen, und es wird ihnen unterstellt, sie produzierten ungehemmt Babys und Armut. Kriminalität und abweichendes Verhalten werden rassistisch aufgeladen. Die Überwachung wird auf die schwarzen Communities konzentriert, auf Einwanderer, Arbeitslose, Schulabgänger ohne Abschluß, Obdachlose und generell all diejenigen, die einen immer kleineren Anspruch auf die sozialen Ressourcen geltend machen können. Ihr Anspruch verringert sich, weil Polizei und Strafvollzugssystem diese Ressourcen zusehends verschlingen. Der gefängnisindustrielle Komplex hat so einen Teufelskreis geschaffen, der die Armut derer vertieft, deren Verarmung durch Gefangenschaft angeblich ‚gelöst‘ wurde."

      "Der Schwerpunkt der Regierungspolitik hat sich von der Sozialhilfe auf Kriminalitätskontrolle verlagert. Der Rassismus vertieft sich immer mehr in den ökonomischen und ideologischen Strukturen der US-Gesellschaft. Während sie sich gegen Förderprogramme für Minderheiten und zweisprachige Schulerziehung aussprechen, verkünden konservative Kampagnenführer das Ende des Rassismus. Sie behaupten, die Reste von Rassismus würden durch Dialog und Gesprächs-kreise beseitigt werden. Aber den gefängnisindustriellen Komplex werden Gesprächskreise über ‚Rassenbeziehungen‘ nicht abschaffen können – nährt er doch den in die tieferen Gesellschaftsstrukturen eingewobenen Rassismus und lebt von ihm."


      Aber das Wegschließen von zwei Millionen meist armer Menschen ist nicht nur eine sozialpolitische Maßnahme. Das Gefängniswesen ist der am schnellsten wachsende Sektor der US-Industrie. Hier warten Milliardenprofite auf die Unternehmen – aber auch Städte, Gemeinden und Bundesstaaten profitieren von der Repressionsindustrie. Der Bau von Gefängnissen wird in so mancher unterentwickelten Gegend zum Grundstein wirtschaftlicher Entwicklung. Die Errichtung eines Knastes ist nicht nur ein Leckerbissen für die Bauindustrie, sondern auch für die Hersteller und Zulieferer sogenannter Sicherheitstechnologie – oft übrigens Technologien, die von Rüstungsunternehmen für das Militär entwickelt wurden und nun ihren Einsatz bei der Polizei und im Strafvollzugssystem finden. So ist die Repressionsindustrie mit der Rüstungsindustrie und dem Militär eng verwachsen. Einer der größten Rüstungsbetriebe der USA, Westinghouse Inc., beliefert auch einen großen Teil der Gefängnisse.

      Eine Reihe von Strafanstalten wird von dem multinationalen Sicherheitsdienst Wackenhut Corporation betrieben. Das Unternehmen, das Niederlassungen in mehr als 50 Staaten hat, und dessen jährliche Einkünfte sich auf mehr als eine Miliarde Dollar belaufen, hatte sich seit den 70er Jahren vor allem auf Streikbruch und Anti-Terrorismus-Aktivitäten konzentriert. Die Liste seiner Verwaltungsratsmitglieder liest sich wie ein Who‘s Who des militärisch-industriellen Komplexes. So sitzen dort zwei pensionierte Luftwaffengeneräle neben einem Ex-Marine-Corps-Kommandanten, einem ehemaligen Leiter des FBI, einem früheren Leiter des Militärgeheimdienstes, dem früheren Direktor der CIA und seinem Stellvertreter und nicht zuletzt dem ehemaligen Generalstaatsanwalt Benjamin Civiletti. Es liegt auf der Hand, daß ein Konzern, der Profit erwirtschaftet, indem er Gefängnisse betreibt, kein Interesse daran hat, daß die Zahl der Strafgefangenen abnimmt. Auch so ist es zu erklären, daß die Zahl der Gefängnisinsassen seit Jahren rapide steigt, obwohl die Kriminalitätszahlen seit Jahren sinken. Steven Donzinger, Vorsitzender der Nationalen Strafjustiz-Kommission, sagt dazu:

      "Wenn die Kriminalität ansteigt, müssen wir mehr Gefängnisse bauen. Wenn die Kriminalität sinkt, dann deshalb, weil wir mehr Gefängnisse gebaut haben. Und deshalb wird die Kriminalität auch sinken, wenn wir noch mehr Gefängnisse bauen."

      Mittlerweile lebt ein ganzer Industriezweig von der Massenbestrafung. Damit sie aufrecht erhalten wird, ist er strategisch davon abhängig, daß rassistische Strukturen und Ideologien, die die Menschen ins Gefängnis bringen, fortbestehen – oder, besser noch, sich ausweiten. Angela Davis schreibt dazu:

      "Damit die Körper geliefert werden können, die für das gewinnorientierte Strafvollzugssystem bestimmt sind, beruht die politische Ökonomie der Gefängnisse auf rassistisch bestimmten Annahmen über Kriminalität – z. B. den Bildern von schwarzen Müttern, die Sozialhilfe einheimsen, um kriminelle Kinder großzuziehen – und auf rassistischen Mustern bei der Festnahme, der Verurteilung und den Strafmaßen. Die Körper von Afro- und Latinoamerikanerinnen und –amerikanern sind in diesem riesigen Experiment der Hauptrohstoff, um die sozialen Probleme unsrer Zeit verschwinden zu lassen. Entkleidet man aber diese angebliche ‚Lösung durch Einsperren‘ ihrer magischen Aura, kommen Rassismus, Klassenvorurteile und die parasitäre Abschöpfung kapitalistischer Profite zum Vorschein."

      Auf verschiedenste Weise werden mit den Knastinsassen Gewinne erwirtschaftet. So prügeln sich die Telefongesellschaften geradezu darum, Strafanstalten mit Telefonanschlüssen zu versorgen. Sie geben den Gefängnisbetreibern, staatlich oder privat, Teile des Profits ab, sie installieren kostenlos Telefonabhöranlagen, sie zahlen hohe Provisionen. Warum? Die Gefängnisinsassen, die auf den telefonischen Kontakt zur Außenwelt angewiesen sind und sich ihren Telefonanbieter nicht aussuchen können, müssen bis zu fünfmal höhere Gebühren zahlen als die Menschen draußen. Es wird geschätzt, daß ein Häftling durchschnittlich 500 Dollar im Jahr fürs Telefonieren aufwenden muß. Bei zwei Millionen Gefangenen macht das eine Milliarde Dollar.

      Aber auch die Arbeit der Gefangenen läßt sich nutzen. Die Zwangsarbeit von Häftlingen, die oft von Sklavenarbeit nicht mehr zu unterscheiden ist, hat in den Vereinigten Staaten Tradition. Im vorigen Jahrhundert wurden sie gezwungen, auf Plantagen zu arbeiten. Den Aufpassern trugen nicht nur Schußwaffen, sondern auch Peitschen, die sei bei Fehlverhalten der Häftlinge einsetzen durften. In Tennessee wurden im Jahre 1892 bei einem Streik der Minenarbeiter Häftlinge gezwungen, als Streikbrecher Kohle abzubauen. Die Bergleute setzten dem aber ein Ende: Sie stürmten die Mine und befreiten die Strafgefangenen. All das scheint heute Geschichte zu sein. Doch die berühmten Chain Gangs – Gruppen von Zwangsarbeitern, die meist mit Fußketten aneinander gefesselt waren und zum Beispiel im Straßenbau schufteten – existierten noch bis in die 50er Jahre unseres Jahrhunderts ... und wurden vor vier Jahren, 1995, in Alabama und Arizona wieder eingeführt!

      Dieses Jahr werden Häftlinge in den US-amerikanischen Gefängissen Güter im Wert von neun Milliarden Dollar produzieren. Oregon, dessen Verfassung alle Gefängnisinsassen zur Arbeit zwingt, macht öffentlich Werbung für seine Zwangsarbeiterheere. Übrigens mit dem Argument, daß auf diese Weise die Produktion im Lande bliebe, die sonst in Billiglohnländer abwandere. Kevin Mannix, Parlamentsabgeordneter in Oregon, nimmt kein Blatt vor den Mund: Im Oktober 94 forderte er Unternehmen auf, Verträge mit den Gefängnissen abzuschließen wie der Sportartikelhersteller Nike sie mit der indonesischen Regierung abgeschlossen hat. Nike zahlt seinen Arbeiterinnen und Arbeitern in Indonesien 1 Dollar 20 am Tag. "Wir finden, daß Nike sich die Transport- und Arbeitskosten noch einmal ansehen sollte", sagt Mannix. "Wir könnten Häftlingsarbeit anbieten, die da mithalten kann." Tatsächlich liegt der Stundenlohn eines Häftlings meistens deutlich unter einem Dollar brutto. In Kalifornien etwa beträgt er 45 Cents. Bei einem 9-Stunden-Arbeitstag ergibt das einen stolzen Monatslohn von 60 Dollar netto. Zuweilen entspricht der Bruttolohn der Häftlinge auch dem gesetzlichen Mindestlohn. Dazu muß man allerdings wissen, daß der in den USA mittlerweile so niedrig liegt, daß jemand, der Vollzeit zum Mindestlohn arbeitet, ein monatliches Einkommen erwirtschaftet, das 50% unter der Armutsgrenze liegt. Von diesem Mindestlohn wird den Häftlingen oft noch bis zu 80% abgezogen – für "Kost und Logis", Gebühren und Opferentschädigung ... falls es Opfer gibt, denn die meisten Gefängnisinsassen sind verurteilt wegen Verbrechen, in denen es keine Opfer gibt, in aller Regel Drogenvergehen. In den meisten Bundesstaaten der USA ist die Häftlingsarbeit offiziell freiwillig. Tatsächlich müssen aber Häftlinge, die die Arbeit verweigern, längere Strafen absitzen – wie es ja auch in der Bundesrepublik üblich ist. Sie werden mit dem ganzen Arsenal an Bestrafungsmaßnahmen überzogen, das der Strafvollzug für widerspenstige Gefangene bereithält – bis hin zur Einzelhaft. Unter diesen, an Sklaverei grenzenden, Bedingungen geht die Arbeitsmoral gegen null.

      Die Unternehmer sind trotzdem glücklich.

      Leonard Hill, Besitzer eines texanischen Zulieferbetriebes der Computerindustrie, der in einem privaten Gefängnis unter anderem für IBM, Dell und Texas Industries produziert, äußerte sich im Januar 1995 freimütig:

      "Normalerweise, wenn du in der freien Wirtschaft arbeitest, melden sich die Leute krank, sie haben Probleme mit dem Auto, sie haben familiäre Probleme. Hier haben wir das nicht. Der Staat zahlt für die medizinische Versorgung. Und: Die Leute fahren bestimmt nicht in Urlaub."

      Eve Goldberg und die US-amerikanische politische Gefangene Linda Evans kommentieren die Ausbeutung der Häftlinge so:

      "Für Privatunternehmen ist Gefängnisarbeit eine Goldader. Keine Streiks. Keine gewerkschaftliche Organisierung. Keine Krankenversicherungskosten, keine Arbeitslosenversicherung oder Ausgleichszahlungen für Arbeiterinnen und Arbeiter. Keine Sprachbarrieren wie im Ausland.
      Neue riesige, schreckenerregende Gefängnisfabriken werden auf Tausenden von Hektar innerhalb der Anstaltsmauern gebaut. Gefangene erledigen die Datenerfassung für Chevron, übernehmen Telefonreservierungen für TWA, züchten Schweine, schaufeln Dünger, stellen Computerteile her, Limousinen, Wasserbetten und Unterwäsche für Victoria’s Secret – alles zu einem Bruchteil der Kosten der ‚freien Arbeit‘.“


      Zusammenfassend läßt sich sagen, daß die zwei Millionen Häftlinge in den Vereinigten Staaten entweder Sklavenarbeit verrichten oder arbeitslos sind. In den Arbeitslosenstatistiken sind sie nicht mitberücksichtigt. Das amerikanische "Jobwunder" ist auch darauf zurückzuführen, daß Arbeitslose ins Gefängnis gesteckt werden. Der Kriminologe David Downes sagt:

      "Wenn man die Gefangenschaft als eine Art versteckte Arbeitslosigkeit ansieht, steigt die Arbeitslosenquote für Männer um ein Drittel auf 8%. Die Auswirkungen auf die Arbeitslosenrate unter afroamerikanischen Männern sind sogar noch größer, statt 11% steigt die Arbeitslosenquote hier auf 19%."

      Zahlen über inhaftierte Frauen und den Grad ihrer Ausbeutung sind nicht leicht zu bekommen. Wie in anderen Ländern auch, ist ihre Zahl bislang erheblich geringer als die der Männer. Es gibt aber einen Trend, verstärkt auch Frauen dem öffentlichen Bestrafungssystem zu unterwerfen. So bilden schwarze Frauen die am schnellsten wachsende Gefangenengruppe. Auch in Deutschland frißt sich der Neoliberalismus und sein Privatisierungswahn bis ins Justizvollzugssystem. So wird schon seit Jahren der Abschiebeknast Büren von Wachleuten eines Sicherheitsunternehmens geschützt Allerdings müssen diese Privatschützer stets zusammen mit einem staatlichen Justizvollzugsbeamten ihre Dienste erledigen. Die Konstruktion ist in einer rechtlichen Grauzone angesiedelt, denn mit der "Doppelstreife" wird das Gewaltmonopol normativ nicht angetastet, andererseits aber bereits faktisch unterhöhlt. Auch die Wahl der Vollzugseinrichtung "Abschiebehaft" offenbart strategisches Geschick: Denn die nichtdeutschen Gefangenen sind mit einer äußerst geringen Beschwerdemacht ausgerüstet. Auf diese Weise haben sich auch in den USA privat betriebene Gefängnisse etabliert: Um den Strom illegaler Einwanderer aus der Karibik und Zentralamerika unter Kontrolle zu bekommen, griff die US-Einwanderungsbehörde Mitte der achtziger Jahre als erste staatliche Institution auf private Hafteinrichtungen zurück.

      Doch auch der Bau von Knästen lohnt die Investition. Und auch hier beginnt die deutsche Situation sich der nordamerikanischen anzugleichen. Die "Rohloff GmbH" etwa kann sich als das erste deutsche Spezialunternehmen für den Bau von Hafteinrichtungen bezeichnen. 1993 stellte die Firma die Justizvollzugsanstalt (JVA) Wuppertal für 200 Abschiebehäftlinge fertig, im gleichen Jahr die für 84 Abschiebehäftlinge angelegte JVA Glasmoor. In einem "Modularbauweise" genannten Verfahren stellt das Werk Container zu den benötigten Raumgrößen zusammen, die es verkauft oder vermietet. Diesen Weg geht auch "Held Consultants & Partner" aus Bergisch Gladbach. Zwar kann sie im Gegensatz zur "Rohloff GmbH" noch auf keine in Deutschland fertig-gestellten Haftanstalten verweisen, sondern lediglich auf Hausanlagen für Asylbewerber und Obdachlose. Doch dafür beeindruckt "Held Consultants" mit einer Liste von in den USA erstellten Referenzbauten. Auch andere nordamerikanische Gefängnisfirmen klopfen seit einiger Zeit verstohlen an die Türen der deutschen Justiz. So hat sich die "Prison Corporation of America" schriftlich und umstandslos aus Washington an die Justizverwaltungen der Länder gewandt:

      "Wir helfen Landesregierungen in Deutschland, um der auch in Zukunft steigenden Wachstumsrate der Kriminalität und besonders der Gewaltverbrechen, der Jugend- und Kinderkriminalität auch nur einigermaßen gewachsen zu sein. [...] Deshalb unterbreiten wir vertrauensvoll Ihrer Regierung unsere kompletten Anstalts-Projekte mit sehr günstigenund langjährigen Pachtverträgen und sehr speziellen Dienstleistungen."

      Für den Fall eines Vertragsabschlusses hat die Gesellschaft angekündigt, eine "Deutsche Haft-Anstalten AG" mit Hauptsitz Deutschland gründen zu wollen. Die Entwicklung liegt offen vor uns. Es liegt an uns, sie jetzt zu diskutieren und dagegen vorzugehen. Schon vor vier Jahren stand in einer deutschen Tageszeitung zu lesen:

      "Eine gesunde Bestrafungswirtschaft braucht eine kranke Gesellschaft. Nur so bleiben ihre Aktienkurse stabil. Sollte sich also die Privatisierung der Bestrafung durchsetzen, braucht die Bundesrepublik Kriminalität mehr denn je - schon aus privatwirtschaftlichen Gründen."
      Avatar
      schrieb am 13.06.01 22:08:31
      Beitrag Nr. 359 ()


      Noch ist für Greenspan alles o.k. Der Geldfluß in die USA funktioniert wieder. Solange der Euro fällt, hält die bubble.

      gruss paule2
      Avatar
      schrieb am 13.06.01 23:09:09
      Beitrag Nr. 360 ()
      @ gieristnichtgut

      die Inflation - nämlich bei den Aktien

      Was ist Inflation bei Aktien? Aktien haben Wertsteigerungen, aber die kann man doch wohl nicht Inflation nennen!

      Aber bemerkenswert finde ich es schon, wie du da kurz mal mit „500 Tsd Haeftlingen", von denen sowieso ein „paar hunderttausend Drogendealer und Gang-Mitglieder" sind, hin- und herjonglierst.

      Jonglieren hin oder her. Der werte Soziologe hat inkompetenterweise Bevoelkerung mit Erwerbspersonen verwechselt, d.h. er hat angenommen, dass saemtliche Haeftlinge Erwerbspersonen sind. Wuerde man soetwas in meinen Kreisen machen, wuerde man gnadenlos ausgelacht. Solange der werte Herr Soziologe mir nicht haarklein nachweist, wieviele der 2 Millionen Straeflinge denn nun wirklich Erwerbspersonen waeren, ist die ganze Studie ohnehin wertlos. Schliesslich hat er ja wohl die Beweispflicht, und nicht ich.

      Die Tatsache, dass die US-Gefaengnis-Industrie eine solche Milliarden-Industrie ist, unterstuetzt meine These uebrigens noch. Vielen Dank, dass Du Dir die Muehe gemacht hast, so ausfuehrlich meine These so zu untermauern. Wenn naemlich so viele Milliarden ausgegeben werden, dann gehen naemlich durch die Steuerbelastung, die fuer die Finanzierung notwendig ist, so viele Arbeitsplaetze verloren, dass die gesamte Gefaengnis-Industrie eine Buerde fuer die US-Arbeitslosenstatistik ist. Ohne die vielen Haftlinge gaebe es viel weniger Arbeitslose.

      US-Notenbankchef Alan Greenspan weitet die Geldmenge aus, um der amerikanischen Wirtschaft zu einer sanften Landung zu verhelfen. Das könnte die Inflation schüren.

      Mal wieder beweist der Spiegel, dass er von Wirtschaft keine Ahnung hat. Schauen wir mal wie sich Geldmengenwachstum und Inflation verhalten: Ueberraschenderweise ist seit 1987 (Anfang der Greenspan-Aera) die Correlation negativ (!!!), naemlich -0.35. Das bedeutet, hohes M3-Wachstum wurde im Schnitt von niedriger Inflation begleitet. Z.B. gab es die hoechste Inflation der Greenspan-Aera im Jahr 1991 (6%) als M3 nur um 2% wuchs, und die niedrigste Inflation gab es 1987 und 1998/99 (jeweils 2% und darunter), als die M3 um jeweils um stolze stolze 8-10% wuchs (Jaehrliche Wachstumsraten!).
      Der Grund ist ganz einfach: Wer legt schon zu Zeiten hoher Inflation seine sauer verdienten Kroeten in einem Geldmarkt-Fonds an, wo sie von Inflation aufgefressen werden.



      Wenn die Geldmenge rascher wächst als reale Wirtschaftsgrößen, dann müssen langfristig die Preise von Waren steigen, so lautet die Lehre des von nahezu allen Zentralbanken akzeptierten Monetarismus

      Na, da hat sich der werte Professor aus Wuerzburg wohl geirrt. Wo hat er wohl VWL gelernt? Auf der Grundschule?
      Avatar
      schrieb am 14.06.01 04:25:49
      Beitrag Nr. 361 ()
      @gieristnichtgut

      Da muß ich Helmut recht geben. Ich kenne auch keine Inflation bei Aktien. Inflation bei Aktien heißt bei mir: Rendite ! Es kann auf diesem Wege auch keine Vermögensinflation geben, wie hier immer wieder behauptet wird. Einerseits steigt langfristig die Rendite simultan zu den Unternehmensgewinnen. Kurzfristige Kurskapriolen sind daher trotzdem möglich und völlig normal. Wenn beispielsweise die Aktie eines Unternehmens an einem Tag um 10% steigt, muß dem nicht ein um 10% gestiegener Unternehmenswert gegenüberstehen. Da ist auch gar nicht nötig, denn andererseits bezahlt die Kurssteigerung immer irgendein Marktteilnehmer. Mein altes Beispiel: wenn jemand für 100.000€ kauft, dann hat jemand anderer gerade 100.000€ mehr auf dem Konto. So ein Beispiel ließe sich beliebig fortsetzen.

      @helmut

      ich habs leider immer noch nicht geschnallt

      Ueberraschenderweise ist seit 1987 (Anfang der Greenspan-Aera) die Correlation negativ (!!!), naemlich -0.35. Das bedeutet, hohes M3-Wachstum wurde im Schnitt von niedriger Inflation begleitet

      wow, das hieße ja im Umkehrschluß: die FED kann soviel Dollars drucken wie es ihr Spaß macht, ohne auch nur im Geringsten Inflation befürchten zu müssen. Frei nach der Devise: Unendlich viel "billiges" Geld (niedriger Zins), also werden Aktien gegenüber anderen Anlagen, wie Bonds oder Geldmarktfonds, unendlich attraktiv. Klingt gut, nicht ?
      Avatar
      schrieb am 14.06.01 10:11:33
      Beitrag Nr. 362 ()
      Wenn man hier von Inflation in den Aktienkursen spricht, dann muß man sich auch Firmen wie Microsoft, Intel oder Cisco anschauen.Das Verhältnis von Umsatz zu Marktkapitalisierung spottet jeder Beschreibung. Wenn man voraussetzt, daß aus jeder New Economy früher oder später eine Old Economy wird, dann müssen diese Firmen also in ihre astronomischen Bewertungen hineinwachsen.
      Wenn das nicht klappt, und der Kurs fällt allerdings eine Zeit lang bei geringen Umsätzen, dann löst sich das Vermögen von alleine in Luft auf.
      Wenn ich zu 100$ kaufe und zusehe wie der Wert auf 1$ fällt,
      ist mein Vermögen weg.
      Wenn mir jetzt aber noch einer erzählt, daß ich den Konsum ankurbeln muss, dann habe ich nichts mehr zum Kurbeln.

      Der Durchschnittsamerikaner gibt mehr Geld aus, als er verdient.
      Die Parole heißt: Weiter so, auf zu den "Blühenden Landschaften".

      gruss paule2
      Avatar
      schrieb am 14.06.01 10:31:43
      Beitrag Nr. 363 ()
      @paule

      das hatten wir schonmal:
      wenn Du bei 100$ Aktien kaufst und sie bei 1$ verkaufst, dann ist nicht das Geld, sondern nur Dein Geld weg.

      @Helmut

      wenn Du die aktuellen Daten, also für M3 11% und GDP 1,3% einträgst, dann geht die Schere noch weiter auseinander.
      Avatar
      schrieb am 14.06.01 17:14:14
      Beitrag Nr. 364 ()
      @gieristnichtgut:

      Super, dein Beitrag über die Kriminalität in USA ! Die Versklavung der Inhaftierten dort ist wirklich erschreckend. Da darf man gar nicht daran denken, daß man womöglich noch unverschuldet in so eine "Mühle" gerät. In so einer (vermutlich schwarzen) Haut möchte ich nicht stecken. Mal abgesehen von den Drogen, kann ich mir so einen Hergang folgendermaßen vorstellen: Irgendwann mal einen über den Durst getrunken, vielleicht etwas "aufmüpfig" in der Kneipe gewesen, dann zur Ausnüchterung in der Zelle gesessen, von den Wärtern etwas "gehänselt", ein paar Bemerkungen gemacht und wegen "Beleidigung" der Polizei gleich länger da behalten, noch etwas mehr gehänselt, vielleicht anschließend ausgerastet und um dich geschlagen, schon ist der Teufelskreis nicht mehr aufzuhalten und dein ganzes Leben ruiniert.

      Mein einziger Schutz wäre, "weiß und wohlhabend" zu sein, aber darauf kann man sich auch nicht immer verlassen. Ein Arbeitskollege von mir ist nach USA ausgewandert und hat von einem dortigen Bekannten folgendes erzählt: Dieser wollte von der Disco nach Hause fahren und auf dem Weg zum Auto etwas "Druck ablassen". Bevor er dazu kam, geriet er in das Scheinwerferlicht eines Autos. Das war leider ein Polizeiwagen und die haben ihn wegen "Urinierens in der Öffentlichkeit" gleich mitgenommen. Obwohl er gar nicht uriniert hatte und das immer wieder aussagte, wurde er aufgrund der "Zeugenaussagen" der Polizisten zu 500 $ Strafe verurteilt. Also auch als Weißer ist man nicht gegen Willkür gefeit und wenn dann der oben beschriebene Teufelskreis losgeht ... na dann gute Nacht. Vielleicht weiß ja jemand, ob das schon eine Straftat oder nur eine Ordnungswidrigkeit ist, und ob man nach dreimal Urinieren lebenslänglich ins Gefängnis muß ???

      Der Fairness halber muß ich natürlich sagen, daß der Urlaub in den USA mir immer sehr gut gefallen hat und ich weder Kriminellen noch "übereifrigen Polizisten" begegnet bin. Und das, obwohl ich penetrant zu schnell gefahren bin ... ;)



      Zum Risiko von Finanzderivaten möchte ich auch noch was erläutern, da es hier bisher eher verschleiert wurde:

      Auf das Posten eines die Thematik ausführlich behandelnden Links mußte ich lesen, daß die Seite unseriös sei, weil sie für die Größe dieser Geschäfte nominale (Kontrakt-)Werte angebe. In anderen Postings hieß es, daß dieser völlig irrelevant sei, man könne "nicht mehr als seine Einlage verlieren", "die Geschäfte seien abgesichert", "bei Optionsgeschäften könne man nur einen kleinen Bruchteil des Nominalwertes verlieren" und "es gäbe also gar kein Risiko im Sinne dieses Threads".

      Allen, die das geglaubt haben, muß/darf ich leider mitteilen: das ist ganz großer "Schmonsebonz" ;) !

      Es fehlt hier offensichtlich an Praxiswissen. Und dadurch, daß z.B. bei einem Optionsgeschäft nur die "risikolose" Seite beschrieben wird (die Seite des Käufers), ist das immense Risiko des Verkäufers eben dieser Option nicht aus der Welt geschafft. Und ohne Verkäufer kann es keinen Käufer geben ;) .

      Warum ist es denn nun so risikoreich ? Das liegt ganz einfach daran, daß ein Geschäft mit Finanzderivaten aufgrund des Hebels praktisch immer ein Kreditgeschäft ist. Schauen wir mal auf den S&P500-Future. Der Index schwankt aktuell um die 1250. Wäre 1 Punkt im Index 1 $ wert, würde es bei angenommener Schwankungsbreite von täglich 1 % (12,5 Punkte) hundert Tage brauchen, bis ich einen angenommenen Einsatz von 1250 $ verdoppelt habe (und immer richtig gelegen haben muß). Sowas würde keinen vom Hocker reißen.
      Ein Punkt wird also mit mehr bewertet. Beim E-Mini S&P Future z.B. mit 50 $. Der Kontraktwert ist dann aber statt 1250 $ schon bei 62500 $. Müßte ich für den Handel den kompletten Kontraktwert hinterlegen, hätte ich gegenüber dem 1:1-Szenario nichts gewonnen. Ich bräuchte wieder 100 Tage zur Verdopplung. Jetzt kommt der Trick: Die Clearingstelle verlangt von mir nicht die Hinterlegung des kompletten Kontraktwertes als Sicherheit für eventuelle Verluste, sondern nur einen relativ kleinen Teil davon. Im E-Mini-Beispiel sind dies aktuell ca. 4700 $. Diesen Einsatz kann ich schon mit 94 "Gewinnpunkten" im Index, also nach der angenommenen Schwankungsbreite von 12,5 Punkten pro Tag in ca. 8 Tagen erreichen. Das ist doch attraktiv.
      Man sieht gleich: Je geringer die Sicherheitsleistung (im englischen "margin" genannt) ist, desto attraktiver ist das Geschäft. Die Margin darf aber nicht zu gering sein. Denn es muß immer sichergestellt sein, daß ein Geschäftspartner seine eventuellen Verluste auch bezahlen kann. Sonst würde ja keiner mehr mit Futures handeln, wenn beim Einkassieren des Gewinns damit gerechnet werden muß, daß man (fast) leer ausgeht.
      Trotz der Hinterlegung der Margin gilt aber immer noch, daß man im Zweifelsfall für alle Verluste auch über die Margin hinaus haftbar ist. Hundertprozentige Sicherheit hat man also nur, wenn der komplette Kontraktwert hinterlegt werden muß. Der Index geht aber normalerweise nicht in einem Tag von 1250 auf 0, deswegen greift normalerweise schon vorher eine "Notbremse", bevor die Verluste zu groß werden: der Zwangsverkauf.
      Das funktioniert so: Beim Eingehen der Position brauchte ich die sogenannte "initial margin" in Höhe von 4700 $ auf meinem Konto. Habe ich den Kontrakt gekauft, gilt ab sofort die "maintenance margin" von ca. 3700 $. Unterschreitet mein Kontostand diese 3700 $, wird die Position von meinem Broker zwangsweise verkauft. Alternativ bekomme ich z.B. drei Tage Zeit, Geld zu überweisen. Tue ich das nicht, wird nach den drei Tagen zwangsverkauft. Mit diesem System soll gewährleistet werden, daß ein Geschäftspartner immer seine Verluste bezahlen kann und der Futurehandel gleichzeitig aber auch attraktiv ist, weil nicht der komplette Kontraktwert hinterlegt werden muß. Die Margin wird entsprechend der Volatilität des Underlyings festgelegt, und zwar so, daß statistisch gesehen nichts "anbrennen" kann.
      Gefährlich werden können diesem System aber Gaps, Kurslücken, welche meine Margin so schnell "verbrennen" daß der Zwangsverkauf zu spät kommt und ich sogar in den Miesen landen kann (also mehr als meinen Einsatz verliere). Dazu gleich ein Beispiel mit einem Future-Kauf und einem Put-Verkauf:

      Future:

      Nehmen wir an, ich kaufe den oben beschriebenen E-Mini-Future auf den S&P 500 bei 1270 Punkten im Index. Dazu muß ich 4700 $ auf meinem Konto haben als Einsatz. Nehmen wir weiter an, daß der Index etwas gefallen ist und nun bei 1250 Punkten steht, mein Kontostand also bei 4700 - (20 * 50) = 3700 $. Jetzt schließt die Börse und bis zur Neueröffnung passiert irgendetwas, was den Index mit einem Gap nach unten eröffnen läßt.

      Bei 10 % Gap nach unten (125 Punkte) verliere ich 6250 $, Kontostand ist dann -2550 $ und ich habe Schulden in Höhe meines ca. 0,5-fachen Einsatzes.
      Bei 50 % Gap nach unten (625 Punkte) verliere ich 31250 $, Kontostand ist dann -27550 $ und ich habe Schulden in Höhe meines ca. 6-fachen Einsatzes.
      Bei 100 % Gap nach unten (1250 Punkte) verliere ich 62500 $, Kontostand ist dann -58800 $ und ich habe Schulden in Höhe meines ca. 12,5-fachen Einsatzes.

      Put-Option:

      Nehmen wir an, ich verkaufe einen Put auf eine Aktie, welche bei 50 $ steht. Ich wähle einen Strike (Ausübungspreis) von 45 $ und bekomme als Prämie sagen wir mal 3 $ für einen Monat. Da es bei einem Put um 100 Aktien geht, habe ich also insgesamt 300 $ eingenommen. Bei meinem Broker (http://www.interactivebrokers.com, wer nachlesen will) muß ich für dieses Geschäft 10 % des Wertes der zugrundeliegenden Aktien als Margin hinterlegen, also 50 * 100 / 10 = 500 $. Für die einfachere Berechnung des möglichen Verlustes nehme ich mal an, daß eine Option "im Geld" (hier also unter 45 $ Aktienkurs) sofort ausgeübt wird. Wie gehabt gibt es bei der nächsten Börseneröffnung ein Gap nach unten.

      Bei 30 % Gap nach unten (Aktienkurs 35 $) habe ich (45 - 35) * 100 - 300 = 700 $ Verlust, Kontostand ist - 200 $ und ich habe Schulden in Höhe meines ca. 0,5-fachen Einsatzes.
      Bei 50 % Gap nach unten (Aktienkurs 25 $) habe ich (45 - 25) * 100 - 300 = 1700 $ Verlust, Kontostand ist - 1200 $ und ich habe Schulden in Höhe meines ca. 2,5-fachen Einsatzes.
      Bei 100 % Gap nach unten (Aktienkurs 0 $) habe ich (45 - 0) * 100 - 300 = 4200 $ Verlust, Kontostand ist - 3700 $ und ich habe Schulden in Höhe meines ca. 7,5-fachen Einsatzes.


      Beim Shorten eines Futures (Verkauf liegt zeitlich vor dem Kauf; man verkauft also etwas, was man nicht hat: die Börse machts möglich ;) ) oder dem Verkauf einer Call-Option kann man (theoretisch !) sogar noch viel mehr verlieren, da das Gap nach oben unendlich groß sein kann. In der Praxis dürften die Gaps nach unten aber größer sein, also sollte einen das nicht über Gebühr beunruhigen ;). Aber man weiß ja nie ...


      Was haben wir nun gesehen ? Geschäfte mit Finanzderivaten können ein erhebliches Risiko beinhalten, man kann ohne weiteres mehr verlieren, als man eingesetzt hat und auch bei Optionsgeschäften kann mehr als nur ein Bruchteil des Nominalwertes weg sein.
      Welche Ereignisse zu solch drastischen Bewegungen eines Indexes, einer Aktie oder eines Anleihekurses führen können und wie hoch die Wahrscheinlichkeit dafür ist, muß sich jeder selbst ausmalen. Das reicht von Gewinnwarnungen bei Aktien (gerade wieder Nokia mit über 20 % Abschlag, im Herbst Apple mit 50 %) über Erdbeben im Silicon Valley zu Atombomben über amerikanischen Städten oder "Bankrotterklärungen" einzelner Staaten (dazu gleich noch was beim Thema LTCM).

      Jetzt bleibt noch die Aussage, daß sich die Big Player bei den Finanzderivaten "ja absichern würden" und deshalb "kein Risiko bestünde". Bei näherem Hinschauen erweist sich leider auch das im Ernstfall nur als Illusion. Als Beispiel möchte ich hier einen Hedge-Fond anbringen, der das Wort "Absicherung" somit schon im Namen trägt: es ist - wie nicht anders erwartet - LTCM. Dieser Fonds arbeitet mit folgender Grundannahme: ändert sich eine Größe und bewegt sich von ihrem Mittelwert weg, so wird sie doch über kurz oder lang wieder zu ihm zurückkehren. Eine solche Größe kann z.B. die Zinsdifferenz zwischen amerikanischen und russischen $-Anleihen sein. Die folgenden Zahlen haben alle nichts mit der Wirklichkeit in 1998 zu tun, ich nehme sie nur an zum leichteren Rechnen:

      Z.B. habe die Zinsdifferenz in der Vergangenheit im Mittel bei 5 % gelegen, aktuell nehme ich bei amerikanischen Anleihen 5 % Zinsen an (und auch der Kupon gleich 5 % und somit der Anleihekurs bei 100) und bei den russischen 11 % (auch gleich dem Kupon und Anleihekurs genau 100). Die Zinsdifferenz ist also 6 % und ich erwarte, daß diese z.B. im Laufe eines Jahres wieder auf 5 % sinkt, indem die russische Anleihe sich auf 10 % einpendelt. Dazu muß der Kurs der russischen Anleihe steigen. Ich gehe also über Futures mit entsprechendem Hebel long in russischen Anleihen. Wenn alles aufgeht, erwartet mich eine hübsche Rendite.
      Mein Problem: Gehen weltweit die Zinsniveaus nach oben, habe ich trotz richtiger Einschätzung Verluste. Z.B bei Zinsniveaus von 7 und 12 %: Die Differenz ist wieder bei 5 %, dennoch habe ich immense Verluste, da die russischen Bonds von 11 auf 12 % gestiegen sind und somit die Anleihekurse gefallen. Wie löse ich das Problem ? Ich sichere mich ab, indem ich über Futures die amerikanischen Anleihen shorte. Damit bin ich unabhängig von den Schwankungen des Zinsniveaus: Verliere ich bei der einen Position, gewinne ich bei der anderen (und umgekehrt). Bei den 7 und 12 % habe ich "unterm Strich" 1% gewonnen und mein Geschäft ist aufgegangen. Auch in die andere Richtung bei 4 % und 9 % hätte ich meinen Gewinn eingestrichen. Ich habe die Illusion eines sicheren Geschäfts. In der Vergangenheit hat es immer funktioniert, warum jetzt nicht ? Ich mache außer den Einlagen weitere Kredite locker, auch indirekt über geringere Margin-Anforderungen meiner Broker. Alle geben mir gerne, denn ich bin ein Siegertyp (EM TV läßt grüßen).
      Leider spielen die Russen nicht mit. Sie sorgen für das "nötige" Gap nach unten. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten: Es gibt weder Zinsen noch eine Rückzahlung: Dann ist der Kurs von 100 auf 0 gegangen und der Worst Case eingetreten: ein 100 % - Gap. Werden nur die Zinszahlungen ausgesetzt, welche angenommen noch 2 Jahre (Restlaufzeit) ausstehen und wollen die Investoren als Risikozuschlag nun 25 % Rendite haben (da auch die Rückzahlung nicht mehr so sicher ist), ergibt sich ein Anleihekurs von unter 50 (wg. Zinseszins, genaues Ausrechnen spare ich mir). Das ist also der bessere Fall und dennoch ein Gap von mindestens 50 % !!! Der Schuldenberg als Faktor der Einlage ist nun immens (siehe Beispiele von oben).

      Was hat nun meine Absicherung gemacht, die ja eventuelle Verluste auffangen sollte ? Die amerikanischen Anleihen müßten von 5 % ebenfalls massiv nach oben gehen bzw. die Anleihekurse fallen. Was machen aber die "Mistdinger": Alle flüchten in die amerikanischen Anleihen und treiben somit die Anleihenkurse auch noch nach oben ! Statt Gewinnen zur Kompensation habe ich nun sogar bei meinem Hedge Verluste. Ich bin kein Siegertyp mehr, sondern eine "arme Sau" !

      Mal ein kleines Zahlenspiel, keine Gewähr auf Richtigkeit, aber der Wirklichkeit dürfte das schon recht nahe kommen: Angenommen, ich habe 4 Mrd. $ Einlagen. Je 2 Mrd. stecke ich in die beschriebenen Geschäfte. Die Hedgeposition verbrennt sich selbst. Die andere bringt mir bei angenommenem 50%-Gap und doppeltem Hebel vom Futurebeispiel oben (da ich jetzt mal halbe Margin annehme) das 12-fache des Einsatzes als Verlust. Unterm Strich habe ich dann aus 4 Mrd $ Einlage immense 24 Mrd $ Schulden gemacht.

      Jetzt kommt das Schlimme: Nicht nur ich bin Pleite, sondern ich reiße per Domino-Effekt noch (viele?) andere mit:
      Nehmen wir an, eine Bank hat $ Festgeld für ein Jahr von den Kunden angenommen und gibt 4,5 % auf das Jahr. Die Spanne erscheint etwas gering, also kauft sie besagte russische Anleihen mit einer Absicherung über den Future, um etwas mehr an dem Geschäft zu verdienen. Sie shortet also die Anleihen über den Future und ist damit der Gegenpart des obigen Geschäfts.
      Nach dem Tag des Desasters haben die Anleihen 26 Mrd $ weniger an Wert. Der Hedge-Short über den Future hätte jetzt 26 Mrd $ mehr Wert. Aber leider nur hätte, denn das Gegenüber ist Pleite. Abzüglich der 2 Mrd $ Margin des Pleitiers bleiben der Bank ein Verlust von 24 Mrd. $ !!! Bei der Barings-Bank haben damals 1-2 Mrd. (genaue Zahlen habe ich nicht mehr im Kopf, vielleicht hat die jemand anderes parat) außerplanmäßiger Verlust das Ende bedeutet. Für wieviel reichen dann 24 Mrd. aus ? Aber es kommt noch schlimmer: Angenommen, diese Bank hat weitere Geschäfte mit wieder anderen Banken, die zur Pleite eben dieser Banken führen können: Der Flächenbrand ist da. Die Anleger in Festgeld, Aktien usw. (also wir) sind die letzten in der Kette und somit "die Dummen".

      Doch die Rettung naht (tätä !) durch "Magic Al": Er senkt die Zinsen, sodaß die Banken die gerissenen Löcher mit geringstmöglichem (Zins-)Aufwand stopfen können. Man könnte ihm applaudieren, aber die Frage bleibt, ob nicht mit besserer Regulierung des Derivatemarktes das Problem effektiver an der Wurzel gepackt würde ? Und: was macht er, wenn zwei Löcher auf einmal zu stopfen sind ? Wenn jetzt wegen der Rezession die Zinsen schon gesenkt sind, kann er ja nicht mehr viel weiter senken, um einen Vorfall a la LTCM zu kitten.

      Letztendlich sollte man sich durch solche "Weltuntergangsszenarien" aber nicht die Stimmung vermiesen lassen !
      Man sollte nur wissen, daß so etwas möglich ist. :) Ängstliche Naturen können Gold und Silber kaufen und freuen sich vielleicht in 10 oder 20 Jahren, daß sie noch zu den "Reichen" gehören ...

      So, falls jemand bis hier gelesen hat (war ja doch heftig lang geworden): Ich habe fertig ! ;)

      Ciao
      Roland

      PS: Metallgesellschaft war auch so ein Fall, wo das Hedging nicht funktioniert hat. Das war aber damals eine eher kleine Geschichte, hat nur die eine Firma ins Schlingern gebracht.
      Avatar
      schrieb am 14.06.01 18:39:24
      Beitrag Nr. 365 ()
      @ desue

      wow, das hieße ja im Umkehrschluß: die FED kann soviel Dollars drucken wie es ihr Spaß macht, ohne auch nur im Geringsten Inflation befürchten zu müssen. Frei nach der Devise: Unendlich viel "billiges" Geld (niedriger Zins), also werden Aktien gegenüber anderen Anlagen, wie Bonds oder Geldmarktfonds, unendlich attraktiv. Klingt gut, nicht ?

      Nur weil M3 Wachstum und Inflation in den Daten eine negative Korrelation haben, bedeutet das nicht, dass Geld-Drucken keine Inflation zur Folge hat. Im Gegenteil: Geld-Drucken erhoeht die M1, und die ist positiv mit Inflation korreliert. Man darf halt nicht Korrelation mit Kausalitaet verwechseln. Z.B. hat man eine Zeitlang geglaubt, dass Inflation und Arbeitslosigkeit negativ korreliert sind (so bis in die fruehen 70er Jahre). Dann hat man angefangen wie wild Geld zu drucken, und was ist passiert: Inflation stieg an, aber Arbeitslosigkeit stieg auch. Also nicht jede Korrelation in den Daten kann auch fuer politische Zwecke genutzt werden.
      Mal ein anderes Beispiel: Orangensaft ist gesund. Trotzdem ist in den letzten Jahren der Konsum von O-Saft und die Krebsrate gestiegen. Bedeutet das, wir muessen einfach nur O-Saft verbieten, damit die Krebsrate heruntergeht? Nein, denn die Beiden Variablen O-Saft-Konsum und Krebsrate sind durch eine dritte Variable "Wohlstand" miteinander verwandt:
      Wohlstand geht rauf => O-Saft-Konsum geht rauf
      Wohlstand geht rauf => Krebsgefahr nimmt zu


      @ roland

      Es fehlt hier offensichtlich an Praxiswissen

      Bei Dir fehlt es an Fachwissen. Du schreibst wie jemand, der so nebenher mal von Optionen gehoert hat, aber nichteinmal die institutionellen Details kennt.

      Beipiel:

      Metallgesellschaft war auch so ein Fall, wo das Hedging nicht funktioniert hat.

      Metallgesellschaft hat kein Hedging betrieben, sondern reine Spekulation. Weisst Du etwa nicht was der Unterschied ist? Wenn nicht, dann tust Du mir ehrlich gesagt leid.

      Bei 100 % Gap nach unten (Aktienkurs 0 $) habe ich (45 - 0) * 100 - 300 = 4200 $ Verlust, Kontostand ist - 3700 $ und ich habe Schulden in Höhe meines ca. 7,5-fachen Einsatzes.

      Das zeigt mir eigentlich, wie Short-Puts das Risiko verringern !!! Ich habe ja mit 10-fachem Leverage angefangen, aber beim Totalverlust der Aktie ist mein Verlust nicht 10 mal der Aktienwert, sondern nur 7.5 mal. Deine ganze Argumentation baut also darauf auf, dass die Verkaeufer sich halsbrecherisch ins Risiko stuerzen. Aber das gleiche wuerde auch passieren, wenn ich Aktien mit Leverage 10 halte. Sollen deshalb Aktien auch verboten werden? Willst Du auch Aspirin verbieten, weil jemand, der die 10-fache Dosis nimmt, Magenbeschwerden bekommt?

      Also nochmal zum Mitschreiben: Ein Short-Put ist weniger riskant als die Direkt-Investition in Aktien mit dem gleichen Leverage.

      Ausserdem, und da fehlt Dir wahrscheinlich wieder das institutionelle Wissen, wuerde schon vor dem Totalverlust Deine Position zwangsliquidiert.

      ist das immense Risiko des Verkäufers eben dieser Option nicht aus der Welt geschafft

      Gerade bei den Verkaeufern der Option ist Risiko gering, wenn die Calls oder Puts gedeckt sind (und das sind sie normalerweise) und die Verkaeufer kein oder nur wenig Leverage benutzen.

      Und jetzt frage ich mal zurueck: Die Nasdaq ist von ueber 5000 Punkten bis auf zwischenzeitlich 1700 Punkte abgestuerzt. Welche Bank ist denn nun pleite gegangen? Wo sind die Banken, deren Eigenkapital (welches ja nur ein Bruchteil des Nominalwertes der Optionen und Optionsscheine darstellt), von den Verlusten aufgefressen wurde? Diese Banken gibt es nicht, denn wie im Casino gilt auch hier: Die Bank gewinnt immer.
      Avatar
      schrieb am 14.06.01 19:49:32
      Beitrag Nr. 366 ()
      @helmut

      Nur weil M3 Wachstum und Inflation in den Daten eine negative Korrelation haben, bedeutet das nicht, dass Geld-Drucken keine Inflation zur Folge hat. Im Gegenteil: Geld-Drucken erhoeht die M1, und die ist positiv mit Inflation korreliert. Man darf halt nicht Korrelation mit Kausalitaet verwechseln.

      Na gut, dann wird die Geldmenge M3 eben durch den Abbau von Notenbankguthaben, statt durch Geld drucken, erhöht. Wenn schon nicht neu gedruckt wird, dann rotiert also lediglich ein Teil der gesamten Geldmenge zugunsten von M3. Also wirklich, da hätte ich auch selbst drauf kommen können...
      Avatar
      schrieb am 14.06.01 21:08:19
      Beitrag Nr. 367 ()
      @ helmut_kohl

      also ich seh`s schon so – 4rolando hat in vielem Recht, was seine Warnungen vor dem Derivate-Handel betreffen (siehe unten - aber „LTCM“ lieferte ja schon mal das Thema für eine Debatte hier im Thread, nicht?)

      Was deine Äußerungen zum Abrutsch der Nasdaq betrifft - mmh, nun, auf den ersten Blick hast du Recht. Keine Bank hat das umgehauen. Ein Zeichen dafür, dass vielen Bankern sehr wohl bewusst war, dass das an der Nasdaq (und am deutschen Neuen Markt) eine Bubble war. Sie haben sich darauf eingestellt - aber meiner Vermutung nach ist die Schmerzgrenze erreicht. Ich vermute sogar, wir bewegen uns schon seit Monaten an genau dieser Schmerzgrenze. Ob ich Recht habe oder nicht, wird sich zeigen, wenn der Dow stärker rutscht...

      noch was zum Thema Aktienwerte und Inflation:
      ich denke, man kann Professor Brodbeck (den du ja als „Grundschul-Professor“ bezeichnet hast... Also wirklich, dein Selbstbewusstsein möchte ich mal haben... Obwohl, wenn ich’s mir genau überlege - dann doch lieber nicht...) Recht geben: Aktienwerte unterliegen genauso Preiseffekten wie andere Werte, also kann auch von einer Inflationsrate der Aktien gesprochen werden... Und diese Raten sind nicht zuletzt in den 90ern gigantisch gewachsen - vielleicht müsstest du als weiteren Aspekt noch die Indizes-Stände in dein Korrelationsschema von Inflationsrate und Geldmenge miteinbeziehen, Helmut...


      Vielleicht passt dazu eine Passage aus einem Aufsatz von Robert Kurz ganz gut dazu. Der Text wurde unter dem Titel Die neue Krise des Geldes. Ein Abgesang auf den Monetarismus meines Wissens bereits 1998 veröffentlicht. Darin schreibt er:


      „In der angelsächsischen Literatur spricht man deshalb schon seit einiger Zeit von einer "asset inflation", einer Inflation der Geldvermögen. Im Unterschied zur staatlich induzierten überproportionalen Expansion der Geldmenge, die sich vollständig in realer Nachfrage niederschlägt, tritt jedoch die überproportionale Expansion des kommerziellen Kredit- und Spekulationsgeldes nicht als offizielle Inflation in Erscheinung. Denn die Simulation von Rentabilität durch kommerzielle Verschuldung wirkt sich nicht unmittelbar aus wie bei einer Ausdehnung der Geldmenge durch die staatliche Notenbank, sondern nur indirekt als Vorgriff auf die Erwartung von "zukünftiger Rentabilität", die vorerst in den Büchern gültig ist. Und das spekulative Geld expandiert sowieso nur innerhalb der Finanzmärkte, scheinbar ohne die Realökonomie zu berühren. So konnten die monetaristisch beeinflußten Regierungen im Laufe der 90er Jahre freudestrahlend "das Ende der Inflation" verkünden, während sich der inflationäre Prozeß in Wirklichkeit nur in das Geisterreich der Finanzmärkte verzogen hatte.
      Trotzdem trägt die im Finanzüberbau "geparkte Geldmenge der "asset inflation" auch einen Teil der realen Nachfrage, und zwar in doppelter Weise. Zum einen können viele hoch verschuldete Unternehmen nur noch deswegen auf dem Markt bleiben, weil sie schwarze Zahlen mit Hilfe ihrer spekulativ tätigen Finanzabteilungen schreiben. Es werden also Einkommen (und damit reale Nachfrage) erzeugt, die indirekt von der Expansion der spekulativen Geldmenge abhängen.
      Zum andern ist vor allem in den USA für viele Familien die spekulative Wertsteigerung ihrer Aktien zu einer Art "zweitem Einkommen" geworden. Auch diese Geldmenge kann nicht direkt in reale Nachfrage verwandelt werden, denn dann müßten alle ihre Aktien oder Fonds-Anteile verkaufen und damit den Crash auslösen. Aber die meisten US-Bürger haben die Wertsteigerung ihrer Aktien bei den Banken als Sicherheit für Konsum- und Immobilien-Kredite verbuchen lassen und auf diese Weise die Quelle doch angezapft (daher auch die scheinbar endlose gute Konjunktur trotz sinkender Realeinkommen). Ganz ähnlich wurden in Südostasien Luxuskonsum und Prestige-Bauten finanziert; so etwa in Malaysias Hauptstadt Kuala Lumpur auf Veranlassung des größenwahnsinnigen Präsidenten Mahatir das höchste Gebäude und das größte Stadion der Welt. Und daran hingen wieder viele kleine nachgeordnete Einkommen von Dienstleistern, Handwerkern, Bauarbeitern usw. und damit reale Nachfrage.
      Indem die irreguläre Expansion der Geldschöpfung vom Staat auf das kommerzielle Kreditsystem und die spekulativen Finanzmärkte verlagert wurde, hat sich aber die Geldmenge nicht nur viel weiter von der "realen" Gütermenge entfernt als unter der Ägide des Keynesianismus, sie wurde auch wesentlich ungleicher verteilt und hat die Schere zwischen Arm und Reich neu geöffnet. Dieser Prozeß endet jetzt ebenso mit einem Desaster wie die frühere staatliche Ausdehnung der Geldmenge, nur in die umgekehrte Richtung. Die monetaristische Krise des Geldes erscheint nicht als inflationäre Explosion, sondern als deflationäre Implosion: An die Stelle einer rapiden Verteuerung der Waren tritt die Vernichtung der aufgeblähten Geldvermögen, weil die spekulativen Blasen platzen und die Kreditketten reißen - und das Resultat ist allgemeiner Geldmangel.
      Innerhalb weniger Monate hat das globale Geldkapital auf den Schlachtfeldern der Finanzmärkte in Asien, Rußland und Lateinamerika gewaltige Mengen Blut verloren. Durch den "Salami-Crash" in den sonst immer ruhigen Monaten August und September 1998 wurden auch die westlichen Börsen in den Strudel hineingezogen. Die sich abzeichnenden Zusammenbrüche der großen spekulativen Hedge-Funds zeigen, daß die neue Krise des Geldes bereits das Herz der westlichen Finanzsysteme erfaßt hat. Schon jetzt sind viele tausend Milliarden Dollar Geldkapital vernichtet, auch wenn es sich großenteils um noch nicht realisierte Buchverluste handelt.“


      @ 4rolando

      da sprichst mir echt aus dem Herzen mit deinen Warnungen bezüglich des Derivate-Handels. Die Risiken und Gefahren sind da meines Erachtens so undurchschaubar, dass wir eigentlich alle abends beten müssten, dass da alles glatt läuft.

      Ich sage beten, weil das Ganze ja vollkommen außerhalb demokratischer Kontrolle abläuft und selbst die Regierungen in diesem Bereich vollkommen hilflos agieren - du als Normalbürger kannst keinerlei Einfluss darauf nehmen, ob da mal kurz ein Systemcrash (der dich natürlich extrem betrifft) in Kauf genommen wird oder nicht. Aber vor längerem gab’s hier im Thread ja schon eine recht intensive Diskussion zum Thema „LTCM“...


      Der Fairness halber muß ich natürlich sagen, daß der Urlaub in den USA mir immer sehr gut gefallen hat...

      Du hast’s echt gut - was ist das, Urlaub? Glückspilz...

      Aber ich möchte das gleich mal zum Anlass nehmen, hier noch mal was anderes klarzustellen:

      Ob ihr’s mir nun glaubt oder nicht - mir fällt ebenfalls spontan einiges Positives zu den USA ein. Echt wahr! (Unter anderem der Apple-Computer, an dem ich arbeite - tolles Design, flutscht super - wurde zwar in Taiwan zusammengestöpselt, aber in Kalifornien entworfen. Das soll aber keine Empfehlung für Apple-Aktien sein... ).

      Deshalb nochmal: das soll kein USA-Hass-Thread sein. Meine Intention ist es eben, hier mal ein bisschen die Kehrseite unserer schönen, neuen (Wirtschafts-) Welt anzusprechen – für die die USA nun mal das (fast weltweit kopierte) Modell liefern. Und dazu bietet so ein Internet-Forum eine gute Möglichkeit.


      @ Desue

      das Thema, ob an der Börse nun Geld vernichtet wird oder lediglich den Besitzer wechselt, wurde hier im Board schon öfters heiß diskutiert. Mir fällt dazu ein legendärer Thread ein, den „groschenroman“ vor etlichen Monaten unter dem sensationellen Titel „Aus DM 80.0000,00 hab ich seit März mein Depot auf DM 6.000,00 heruntergewirtschaftet“ Thread: Kein Titel für Thread 311808105011020228
      Avatar
      schrieb am 14.06.01 23:54:54
      Beitrag Nr. 368 ()
      @gieristnichtgut

      ist mir nicht ganz klar. Rendite ist für mich etwas, was ein Unternehmen erwirtschaftet. Aber wie soll damit die Kursgeschichte von, sagen wir, Amazon, erklärt werden? Die waren ja, glaube ich, in ihrer ganzen Unternehmensgeschichte noch nie profitabel... Wäre schön, wenn wir da im Gespräch bleiben könnten...

      Die Rendite, die ich als Anleger mit dem Kauf und Verkauf einer Aktie verdiene, hat kurz- und mittelfristig nichts mit der erwirtschafteten Rendite desselben Unternehmens zu tun. Langfrstig jedoch sollten beide Renditen in etwa gleich sein. Der eher kurzfristige Höhenflug von Amazon hat so auch nie eine fundamentale Berechtigung gehabt. Der während des Höhenfluges aufgeblähte Kurs stellt nach Meinung von Brodbeck nun eine Aktieninflation dar, weil sich Nennwert und Kurswert sehr weit entfernt haben. Warum ein sehr viel höherer Kurswert eine Inflation ist, hat Herr Brodbeck leider nicht verraten. Für mich ist der Prozess steigender Aktienkurse (bzw. von Kursbewegungen im Allgemeinen) nichts weiter als ein Verschiebebahnhof für Liquidität, die in der Summe gleich bleibt. Was für eine Inflation soll denn das sein, die sich über den Aktienkurs definiert ?

      Bsp:

      Angenommen eine Person A besitzt eine bestimmte Anzahl von Aktien im Wert von 100.000 €. Person A verkauft an Person B für 100.000 €, B verkauft an C für 110.000 €, C verkauft an D für 120.000 €, D verkauft an E für 130.000 € usw.

      Kontostände:

      Person A: +100.000
      Person B: + 10.000
      Person C: + 10.000
      Person D: + 10.000
      Person E: -130.000

      Person A und E sind beispielhaft das erste und letzte Glied in dieser Kette von Transaktionen. Beliebig fortführbar. Erkennbar ist aber, dass die Summe für die Liquidität stets Null sein muß. Deswegen haben steigende Aktienkurse nichts mit Inflation zu tun. Das Einzige, was sich ändert, ist der Kontstand von Einzelpersonen.
      Avatar
      schrieb am 15.06.01 00:35:12
      Beitrag Nr. 369 ()
      @Desue

      Um bei dem exzellenten Beispiel Amazon zu bleiben:
      Du schreibst ja selbst, deren Kurs hat so auch nie eine fundamentale Berechtigung gehabt.
      Was ist das anders als Inflation?

      Die Summe für die Liquidität ist NICHT Null, denn die Kette
      ist bei Person E nicht zu Ende. E war nämlich so von
      Amazon`s Zukunft überzeugt, dass er zu seiner Bank
      ging und einen Kredit über die 130.000€ aufnahm. Also
      sprach der Banker "Es werde Geld!" und zauberte die
      Summe aus dem Nichts herbei, durch einen ganz
      schlichten Buchungsvorgang...
      Avatar
      schrieb am 15.06.01 03:59:42
      Beitrag Nr. 370 ()
      @ken

      Wenn ein Kurs zeitweise keine fundamentale Berechtigung hat, muß das noch lange keine "Inflation" sein, oder wie du es nennst.
      Wenn z.B. ein Unternehmen eine Marktkap. von US $ 10 Mrd. hat, der Kurs bei Umsätzen von 100 Stück an einem Tag aber gleich um 10% steigt, dann steigt die Marktkap. natürlich ebenso um 10%. Ist das Unternehmen nun US$ 1 Mrd. mehr wert, nur weil ein paar Aktien gehandelt wurden ? Wobei der Umsatz sogar total egal ist. Er zeigt: die Marktkap. ist eine fiktive Größe, denn alle ausstehenden Aktien werden mit dem zuletzt zustande gekommenen Kurs bewertet. Eine inflationäre Größe kann ich hier nicht erkennen.

      Die Summe für die Liquidität ist NICHT Null, denn die Kette ist bei Person E nicht zu Ende

      Zugegeben, ich hätte es besser formulieren müssen, denn die Liquidität selbst ist nicht gleich null. Ich meinte nichts anderes als dass die durch den Kauf aufgewendete und die durch den Verkauf freigesetzte Liquidität wie im Beispiel unverändert bleibt, wenn man sie gegeneinander aufrechnet. Oder: Den Betrag, den ein Aktienkäufer ausgibt, bekommt der Verkäufer.

      So ein Beispiel läßt sich leider nur veranschaulichen, wenn man die Kette der Transaktionen "abschneidet", es also ein Anfang und ein Ende gibt. Am Ende, hier Person E, kannst Du auch tausende Transaktionen dranhängen oder 2 davon weglassen. Es ändert sich aber nichts am Prinzip, dass die Gewinne des einen, immer die Verlust eines anderen sind.

      E war nämlich so von Amazon`s Zukunft überzeugt, dass er zu seiner Bank ging und einen Kredit über die 130.000€ aufnahm. Also sprach der Banker "Es werde Geld!" und zauberte die Summe aus dem Nichts herbei, durch einen ganz
      schlichten Buchungsvorgang...


      E war nicht bei der Bank. *lol* Die Beträge der Konten mit den Vorzeichen, sind die Veränderungen im Sinne von: "Vorher-Nachher" - und nicht die absoluten Beträge.

      N8
      Desue
      Avatar
      schrieb am 15.06.01 09:35:38
      Beitrag Nr. 371 ()
      DAS ENDE DES WACHSTUMS IN DEN USA

      In der Schuldenfalle

      DIE US-amerikanische Federal Reserve Bank hat am 19. April mit ihrer vierten diesjährigen Zinssenkung den Aktienmärkten neuen, zumindest
      kurzfristigen Auftrieb gegeben. Aber zugleich hat die rasche Folge dieser Zinsschritte, der Mitte Mai ein fünfter folgen könnte, die Befürchtungen, die
      US-amerikanische Ökonomie könnte eine Rezession erleben, eher noch bestätigt. Die Europäische Zentralbank (EZB) dagegen verharrt auf ihrer
      orthodoxen monetären Position und weigert sich, mit der Zinspolitik von Alan Greenspan mitzuziehen. Überhaupt fällt es schwer, sich vorzustellen, wie
      die Europäer auf die Entwicklung reagieren werden, die sich mit dem Abschwung der US-Wirtschaft ankündigt.

      Von FRÉDÉRIC F. CLAIRMONT *
      * Wirtschaftswissenschaftler

      Das längste "Saufgelage" in der Geschichte der amerikanischen Konjunkturzyklen geht seinem Ende zu und wird wohl einen gigantischen Kater nach
      sich ziehen. Die "Wunderwirtschaft", wie die New York Times sie einst betitelte, ist in Schwierigkeiten, und das nicht ohne Grund. In den letzten neun
      Jahren wurde die US-amerikanische Wirtschaft vor allem durch das Anlagekapital aus dem Ausland gespeist und angetrieben. Der klarste Beleg dafür
      ist die Wachstumsrate der Börsenkapitalisierung (also des Koeffizienten, der das Verhältnis von börsengebundenem Kapital zu Bruttoinlandsprodukt
      ausdrückt), die von 81 Prozent in 1994 innerhalb von fünf Jahren auf 184 Prozent anstieg. Mit anderen Worten: 1999 überstieg der Wert des
      Börsenkapitals das Bruttoinlandsprodukt um 84 Prozent. So rasant akkumulierte sich das US-Kapital nicht einmal in den Jahren zwischen 1925 und
      1929. Doch die Finanzblase droht nunmehr zu explodieren.

      Was uns bevorsteht, ist keineswegs die "sanfte Landung" oder die "Marktkorrektur", von der die Ideologen der Finanzsphäre ausgehen. Vielmehr
      erleben wir die ersten Anzeichen der schwersten Wirtschaftskrise seit Ende des Zweiten Weltkriegs, deren Konsequenzen sich als weit
      schwerwiegender herausstellen könnten als die Folgen des Finanzkrachs in Thailand im Juli 1997 oder der Einstellung des Schuldendienstes durch
      Russland im August 1998. Das internationale Finanzsystem stößt an seine Grenzen.

      Anders als die Schönredner des globalen Kapitalismus glauben machen wollen, sollte dieses System, das einem Kasino der systematischen
      Falschspielerei gleicht, noch nie der "optimalen Ressourcenallokation" dienen. Ihr einziger Zweck war und ist die Bereicherung einer kleinen Minderheit
      von Aktionären der transnationalen Konzerne.

      Allein die Schulden der Dritten Welt stiegen von 1 300 Milliarden Dollar 1992 auf 2 100 Milliarden Dollar Ende 2000, während die jährlichen
      Zinszahlungen im gleichen Zeitraum von 167 Milliarden auf 343 Milliarden Dollar anwuchsen. Die Schuldnerstaaten haben im Lauf der Jahre bereits ein
      Mehrfaches der geliehenen Summen zurückgezahlt. Und wer kein Erdöl zu exportieren hat, bekommt die Verlangsamung des amerikanischen
      Wirtschaftswachstums voll zu spüren.

      Die US-Industrie schlittert allmählich in eine Überproduktionskrise. Der Nasdaq Composite Index, ein Schlüsselbarometer der so genannten Neuen
      Ökonomie ist seit dem 10. März 2000 um 50 Prozent gefallen. Dieser Wall-Street-Index hat damit das schlechteste Jahr seiner Geschichte erlebt. Der
      britische Techmark 100 hat im selben Zeitraum um 57 Prozent, der deutsche Nemax um 67 Prozent nachgegeben. Diese drastischen Kurseinbrüche
      sind Ausdruck des verlangsamten Wirtschaftswachstums und der pessimistischen Markteinschätzung der Investoren.

      Sieht man von den Haushaltsüberschüssen ab, so sind sämtliche Konjunkturindikatoren der US-Wirtschaft in den roten Bereich gerutscht: Die
      Börsenwerte sacken ab, die Importe sinken, das Vertrauen der Verbraucher nimmt ab und damit zugleich ihre Konsumausgaben. Der Wohnungsbau
      verzeichnet einen Fünfjahrestiefstand, und das Kreditvolumen, das nachgerade explosionsartig expandiert war, beginnt ebenfalls deutlich zu schrumpfen.
      Die Anleger schrecken vor risikobehafteten Industriewerten zurück, die traditionellen Aktienmärkte bröckeln, und die Bilanzen der Geschäftsbanken
      verschlechtern sich im selben Maß wie ihre Aktiva an Wert einbüßen.

      Bei näherem Hinsehen zeigt sich, dass der US-Boom und die Stärke des Dollar auf Verschuldung beruhen und daher ex definitione auf Sand gebaut
      sind. Irgendwann muss jeder seine Schulden zurückzahlen, mit Zins und Zinseszins - es sei denn, er bekennt sich als zahlungsunfähig. Die Zunahme der
      seit 1960 aufgenommenen und bisher nicht zurückgezahlten Kredite spricht eine deutliche Sprache. Nach Angaben der US-Zentralbank stieg das
      Volumen dieser Kredite zwischen 1964 und 1999 von gut 1 027 Milliarden auf 25 678 Milliarden Dollar, das entspricht einer jährlichen
      Steigerungsrate, die mitdurchschnittlich 9,6 Prozent weit über der Zunahme des Bruttoinlandsprodukts liegt. Mit der jetzt einsetzenden Verlangsamung
      des Wirtschaftswachstums wird sich die Schere noch weiter öffnen. Um diese Außenstände zu begleichen, wäre mehr als das Dreifache des derzeitigen
      jährlichen BIP der USA nötig.

      Um die Finanzsituation der Unternehmen ist es kaum besser bestellt. Ihre Verschuldung überschritt 1999 die Grenze von 7 Billionen Dollar, das
      144-fache der Schuldensumme von 1964. Damit wurde vor allem die gewaltige Kapitalkonzentration, namentlich im Bankensektor, finanziert. Der
      Bankensektor erlebte im Zeitraum 1980 bis 1998 einen Strukturwandel, der in der Wirtschaftsgeschichte der Vereinigten Staaten seinesgleichen sucht.
      Im Zuge der 8 000 Bankenfusionen und -akquisitionen wechselten Aktiva in Höhe von 2 000 Milliarden Dollar den Besitzer.

      Ein weiterer Grund für das stockende Wirtschaftswachstum ist die Verschuldung der Privathaushalte. Diese haben Kredite in Höhe von 34 Prozent
      ihres Einkommens aufgenommen, während die Sparquote(1)zwischen 1990 und 1999 von 8 Prozent auf minus 0,8 Prozent gefallen ist. Mit anderen
      Worten: Die Privathaushalte leihen mehr Geld, als sie sparen. Sie verschulden sich - zumeist indem sie ihre Wohnung oder ihr Haus mit Hypotheken
      belasten -, um ihre laufenden Ausgaben zu decken, die das verfügbare Einkommen derzeit um rund 247 Milliarden Dollar übersteigen.

      Eine Schlüsselgröße ist auch die exponentielle Zunahme des Zahlungsbilanzdefizits seit 1992.(2) Ende 2000 belief sich der Fehlbetrag auf spektakuläre
      420 Milliarden Dollar, das sind über 4 Prozent des BIP. Die Importe übersteigen die Exporte um 35 Prozent, und dieser Trend geht weiter. Dabei
      müssen wir uns in Erinnerung rufen, dass die Vereinigten Staaten bis 1981 eine Gläubigernation waren. Der Boom der letzten Jahren war dagegen eine
      kreditfinanzierte Veranstaltung, und die damit einhergehende Steigerung der Binnennachfrage wurde durch ständig wachsende Einfuhren befriedigt.

      Es besteht wenig Hoffnung, dass sich das Handelsbilanzdefizit in den kommenden Monate reduzieren lässt. Das Wirtschaftswachstum verlangsamt sich
      in allen Ländern, die weltweiten Industriekapazitäten sind nur noch zu rund 66 Prozent ausgelastet - was einem Zehnjahrestiefstand entspricht -, und die
      Überbewertung des Dollar schadet der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der US-Exporte. Die Eisen- und Stahlindustrie mag als Beispiel dienen.
      Die Stahlerzeuger hatten Grund zum Jubel, bis die Konjunktur in der Mitte der Neunzigerjahre einbrach. Die Folge waren wachsende Lagerbestände,
      rückläufige Einnahmen und - aufgrund des verschärften Wettbewerbs - sinkende Preise. Unter den elf führenden Stahlproduzenten der Welt rangieren
      die Vereinigten Staaten in puncto Produktivität an letzter Stelle.

      Eine weitere Folge der Krise ist, dass sich der Handelskrieg verschärft. Derzeit klagt die US-Regierung wieder einmal, die amerikanische Stahlindustrie
      habe unter Dumping-Importen zu leiden, die angeblich die eigentliche Ursache von Betriebsschließungen und Entlassungen sind. Die Europäische Union
      wiederum wirft den Vereinigten Staaten nicht ohne Grund vor, die Einfuhrbeschränkungen bei manchen Stahlsorten verstoße gegen die
      Freihandelsbestimmungen. Südkorea hat aus diesem Grund bereits die Welthandelsorganisation eingeschaltet. Das Beispiel der Stahlindustrie
      verdeutlicht, dass der US-amerikanische Kapitalismus trotz milliardenschwerer Exportsubventionen nicht in der Lage ist, der Weltmarktkonkurrenz
      standzuhalten.

      Der US-Kapitalismus hängt am Tropf der Verschuldung, zum Überleben braucht er Finanzspritzen in Höhe von jährlich 400 bis 500 Milliarden Dollar.
      Dass das Finanzministerium am dogmatischen Ziel eines "starken Dollar" festhält und dass diese Strategie von der gesamten politischen Klasse
      unterstützt wird, dient einzig dem Zweck, Auslandskapital anzuziehen, von dem die US-amerikanische Wirtschaft immer stärker abhängig geworden ist.
      Sogar die Federal Reserve Bank räumt ein, dass die höhere Rendite auf den US-Märkten eine der Hauptantriebskräfte der Akkumulation ist, da sie die
      ausländischen Kapitalisten zu Investitionen in die US-Wirtschaft anhält. Nur so lässt sich die gewaltige Welle der Unternehmensfusionen und
      -übernahmen erklären, die in den letzten Jahren stattgefunden haben.

      Die US-Volkswirtschaft bindet derzeit 80 Prozent der weltweiten Ersparnisse. Nach Angaben des US-Handelsministeriums wuchsen die Ausgaben
      ausländischer Investoren im ersten Quartal 1999 zweieinhalb Mal so schnell wie im Vergleichszeitraum 1995. Nun könnte man meinen, der Kurs des
      Greenbacks werde so lange nicht fallen, wie die Akteure der ausländischen Finanzfonds ihre immensen und immer weiter anwachsenden
      Dollarbestände halten.

      Der beschleunigte Kursverfall an den Aktienmärkten wird diese windige Annahme wohl widerlegen. Boomende Finanzmärkte haben das
      Auslandskapital angezogen; ein Konjunktureinbruch genügt, und diese Gelder werden per Mausklick wieder abgezogen.

      Die US-Wirtschaft hat mit ihrer Strategie, die weltweiten Spargelder an sich zu binden, eine Grenze erreicht. Die Expansion der vergangenen neun
      Jahre droht sich in Nichts aufzulösen. Die Schwankungen der Handelsbilanz werden die endemische Instabilität des Dollar auf absehbare Zeit
      verschlimmern. Der Schuldenberg der Vereinigten Staaten wird weiter wachsen und durch orthodoxe Geldpolitik kaum zu beseitigen sein.

      Das Phänomen einer massiven Verschuldung ist zwar nicht auf die USA beschränkt, hat aber in diesem Fall besonders gravierende Implikationen. Die
      US-Volkswirtschaft ist mit ihrem 30-Prozent-Anteil am weltweiten Sozialprodukt von strategischer Bedeutung. Die USA kontrollieren die wichtigsten
      Positionen, die für die Kapitalbewegung, die Finanzmärkte und den Welthandel entscheidend sind.

      Eine Rezession in den Vereinigten Staaten hätte für die Weltwirtschaft also höchstwahrscheinlich verheerende Konsequenzen. Dabei geht es gar nicht
      um die Frage, ob die USA ihre Auslandsschulden begleichen werden oder nicht. Anders als Keynes am Vorabend des Versailler Vertrags glaubte,
      hängt die Rückzahlung von Schulden nicht von der Qualität der politischen Führung ab.

      Die amerikanische Regierung und das amerikanische Großkapital haben weder den Willen noch die Mittel, die Schulden zurückzuzahlen. Dasselbe gilt
      für die Länder der Dritten Welt. Es ist durchaus denkbar, dass sie und die USA einen großen Teil ihrer Schulden schon in naher Zukunft nicht mehr
      anerkennen werden. Irgendwelche Faktoren, die diese düstere Situation spürbar und dauerhaft positiv beeinflussen könnten, sind nirgends in Sicht.
      Steigende Rüstungsausgaben wären jedenfalls kein hinreichendes Konzept. Schon heute stecken die Vereinigten Staaten alljährlich 300 Milliarden
      Dollar in ihr Waffenarsenal, und auch wenn Präsident Bush den Einsatz weiter erhöhen wird - Stichwort: Raketenabwehrsystem -, würde dies an den
      ökonomischen Grunddaten nichts Wesentliches ändern.

      Zinssenkungen zur Belebung der Nachfrage bieten sich vielleicht als Notbehelf an, würden aber keines der grundlegenden Probleme aus der Welt
      schaffen. Für die Bankiers und Chefs der großen Konzerne bleibt als Notbehelf nur die Fortsetzung von illegalen Transaktionen via Steuerparadiese,
      von Geldspekulation, Geldwäsche und dergleichen mehr.

      Anderthalb Jahre nach dem Debakel von Seattle haben die führenden Institutionen der Weltwirtschaft - die US-Zentralbank, die Weltbank, der
      Internationale Währungsfonds (IMF) und die Welthandelsorganisation (WTO) - jede Glaubwürdigkeit verloren. Die alten Slogans der Neoliberalen -
      Freihandel, Liberalisierung, Deregulierung - reißen niemanden mehr vom Sitz. Und was noch bedeutsamer ist: Die Macht dieser Institutionen und ihre
      Plattitüden werden zunehmend in Frage gestellt, wie auf dem Weltsozialforum in Porto Alegre im Januar dieses Jahres deutlich wurde. Nach den
      Kriterien der Wall Street mag der nun zu Ende gehende Boom als spektakulär gelten, der überwiegende Teil der US-Bürger aber hat von dem
      Geldsegen nichts abbekommen. Die Kluft zwischen den wenigen Superreichen und dem Rest wird immer tiefer. Im Jahr 1998 verfügten die reichsten
      10 Prozent der US-Amerikaner über 76 Prozent der nationalen Vermögenswerte, und mehr als die Hälfte dieser Werte konzentrierte sich in den
      Händen von einem Prozent der Bevölkerung.

      Was die angebliche "Vollbeschäftigung" anbelangt, so fallen aus der statistischen Bilanz natürlich die 2,3 Millionen Gefängnisinsassen heraus. Würden
      sie berücksichtigt, ergäbe sich eine ähnlich hohe Arbeitslosenquote wie in den anderen OECD-Ländern. In jedem Fall kann man sich schwer vorstellen,
      wie Präsident George Bush die beschriebene Krisenspirale anhalten will. Eine Krisenspirale, die von der UN-Konferenz über Handel und Entwicklung
      (Unctad) auf ihrem letzten Kongress mit den Worten gekennzeichnet wurde: "Die Weltwirtschaft steht am Rande des Abgrunds."

      dt. Bodo Schulze
      Avatar
      schrieb am 15.06.01 10:15:25
      Beitrag Nr. 372 ()
      New-Era-Propheten in Erklärungsnot

      Von Claus Vogt

      Die aktuelle Entwicklung des CRB-Index signalisiert das bevorstehende Ende des inflationären
      Zwischenspiels in den USA, das Anfang des Jahres 2000 deutlicher sichtbar wurde. Scheinbar im
      Widerspruch dazu wurde jetzt ein erheblich über den Erwartungen liegender Anstieg der amerikanischen
      Lohnstückkosten um 5,1 Prozent bekannt gegeben. Doch dies ist nicht dahingehend zu interpretieren, dass
      Inflationsgefahren damit zunehmen.

      Denn: Steigende Lohnstückkosten wirken nur dann preistreibend, wenn es den Unternehmen gelingt, die höheren Kosten
      auf ihre Produkte und damit auf ihre Kunden abzuwälzen. Diese aus Unternehmenssicht verlockende Möglichkeit ist aber zur
      Zeit kaum durchsetzbar. In weiten Teilen der amerikanischen Ökonomie bestehen erhebliche Überkapazitäten, ein denkbar
      schlechtes Umfeld für Preiserhöhungen. Hinzu kommt die verschärfte internationale Wettbewerbssituation. Amerikanische
      Konsumenten und Produzenten können auf steigende Preise amerikanischer Produkte mit dem Kauf ausländischer Substitute
      reagieren. Der starke Dollar tut ein Zusätzliches, um Preiserhöhungen von US-Produkten im internationalen Wettbewerb zu
      erschweren.

      Wenn das Überwälzen steigender Kosten auf die Produktpreise nicht möglich ist, haben die Unternehmen natürlich mit
      schrumpfenden Margen zu kämpfen. Kosteneinsparungsprogramme, Massenentlassungen und Restrukturierungen sind die
      klassischen Antworten in dieser Situation. Zahlreiche US-Unternehmen haben entsprechende Maßnahmen bereits eingeleitet
      oder zumindest angekündigt. Diese wiederum entfalten keine inflationären, sondern dämpfende volkswirtschaftliche
      Wirkungen. Folglich bleibe ich bei meiner Prognose nachlassender Inflationsgefahren und empfehle den Kauf erstklassiger
      Anleihen mit langen Laufzeiten.

      Mit dem Anstieg der US-Arbeitslosenquote von 4,3 auf 4,5 Prozent lag eine weitere viel beachtete Wirtschaftsstatistik über
      den Konsensus-Erwartungen. Der Rückgang der Beschäftigung im April war der stärkste seit Anfang 1991, also dem Ende
      der letzten Rezession. Die jetzt bereits angekündigten Entlassungen legen einen weiteren Anstieg dieser Zahl nahe.
      Überraschend ist diese Zunahme der Arbeitslosigkeit in den USA nicht, die Geschwindigkeit dieses prinzipiell völlig normalen
      Prozesses aber sehr wohl. Das Studium dieser Statistik in vergangenen Wirtschaftszyklen deutet auf eine sich anbahnende
      Rezession in den USA hin. Die Ausgabenfreudigkeit der Konsumenten und die Arbeitslosenquote sind deutlich positiv
      korreliert. Wer arbeitslos wird oder befürchten muss, es zu werden, hält sich gewöhnlich mit Konsumausgaben zurück.
      Dieser einfache Zusammenhang, gekoppelt mit einer negativen Sparquote und der Rekordverschuldung amerikanischer
      Haushalte ergibt die Möglichkeit eines sich selbst verstärkenden Prozesses:

      Steigende Arbeitslosigkeit -> höhere Sparquote -> geringere Konsumausgabe -> sinkende Unternehmensgewinne ->
      Personalabbau -> steigende Arbeitslosigkeit

      Die Taten der Unternehmer sprechen für sich

      Zwar hören und lesen wir seit geraumer Zeit von zahlreichen Vorständen amerikanischer Unternehmen, der Boden des
      Abschwungs sei erreicht oder werde demnächst erreicht sein - doch diese Beteuerungen sind wenig glaubhaft. Denn die
      Worte decken sich nicht mit den Taten. Sowohl Entlassungen als auch das Einstellen qualifizierten Personals kosten viel Zeit
      und Geld. Wie sind aber Massenentlassungen zu erklären, wenn doch die Unternehmer angeblich von dem unmittelbar
      bevorstehenden Ende eines Abschwungs überzeugt sind?
      Misstrauisch und vorsichtig wie ich bin, messe ich den Taten mehr Glaubwürdigkeit bei als den Sonntagsreden.

      Ein zusätzliches Argument für unsere Skepsis liefern die Insideraktivitäten an den US-Börsen. Die angeblich so
      zuversichtlichen Manager zahlreicher Unternehmen, die Käufe und Verkäufe von Aktien "ihres" Unternehmens melden
      müssen, bleiben sehr deutlich auf der Verkäuferseite. In der Vergangenheit bewies diese sehr gut über ihr jeweiliges
      Unternehmen informierte Gruppe ein gutes mittel- bis langfristiges Gespür für die Entwicklung "ihrer" Firma. Dass diese
      Marktteilnehmer ihre massiven Verkäufe mit kaum verminderter Intensität betreiben, interpretieren wir auf längere Sicht als
      negativ.

      Die Fragwürdigkeit des amerikanischen Produktivitätswunders

      Eine weitere volkswirtschaftliche Zahl aus den USA möchte ich ins Blickfeld rücken, da sie von Alan Greenspan und
      anderen Verfechtern der "New Era"-These in den vergangenen Jahren als wichtige Stütze ihrer Argumentationskette ins
      Feld geführt wurde: die Produktivität. Für das erste Quartal 2001 wurde diese Zahl überraschenderweise mit minus 0,1
      Prozent bekannt gegeben. Damit bestätigt sich die von einer Minderheit vertretene Sichtweise dieses von der US-Notenbank
      so übertrieben in den Vordergrund gestellten Phänomens. Während Alan Greenspan die deutlichen Produktivitätszuwächse
      der letzten Jahre als Beweis seiner "New Era"-These interpretierte, bewerteten vorsichtigere Stimmen diese Entwicklung als
      typisch zyklisches Phänomen. Auch in früheren Zyklen nahm die Produktivität in der Aufwärtsphase zu, so ging das
      Argument, in der Abwärtsphase hingegen wieder ab. Da der letzte Aufwärtszyklus alle Anzeichen einer "Bubble Economy"
      trug, war es diesem Argument folgend nicht erstaunlich, dass auch die Produktivitätsst eigerungen den Boom
      widerspiegelten.

      Nachdem die Realität mittlerweile die bis vor kurzem weit verbreitete These widerlegt hat, die "New Economy" sei immun
      gegenüber einem wirtschaftlichen Abschwung, holt sie die "New Era"-Propheten nun auch in diesem wichtigen Punkt ein.

      Am 15. Mai senkte die amerikanische Notenbank zum fünften Mal innerhalb weniger Monate die Zinsen. Die Geschwindigkeit
      sowie die Vehemenz dieser Zinssenkungsrunde ist als klarer Hinweis auf die extrem problematische Situation der
      amerikanischen Volkswirtschaft zu werten, die sich im Gefolge des Platzens der Spekulationsblase eingestellt hat.
      Entweder teilt die Fed unsere Meinung, es bestehe keine Inflations-, sondern im Gegenteil Deflationsgefahr, oder sie hat sich
      von einer Politik der Geldwertstabilität verabschiedet. Meiner Meinung nach lassen die exzessiven Zuwächse der
      Geldmengen keine andere Interpretation zu.

      Softlanding nach Platzen der Spekulationsblase???

      Angesichts dieser Entwicklung ist auch der Hauptverantwortliche dafür, der Präsident der amerikanischen Notenbank, Alan
      Greenspan, eine nähere Betrachtung wert. Bereits 1996 erkannte er die sich entwickelnde Spekulationsblase in den USA.
      Zumindest hielt er damals seine berühmte "irrational exuberance"-Rede, in der er vor spekulativen Exzessen warnte. Ich
      habe nach wie vor keine Antwort auf die Frage, warum er trotz seiner frühzeitigen Erkenntnis das weitere Aufblasen der
      Spekulationsblase auf wahrlich monströse Ausmaße ermöglicht hat, anstatt die Auswüchse in dieser relativ frühen Phase
      zu beenden.

      Mittlerweile scheint er jedenfalls zu glauben, ihm könne das in der Finanzmarktgeschichte Beispiellose gelingen, nämlich ein
      Softlanding der Wirtschaft nach dem Platzen einer Spekulationsblase. Es ist erstaunlich, wie weit verbreitet und
      weitreichend der Glaube an die überlegenen Fähigkeiten der Greenspan-Fed ist. Ich war eigentlich der Überzeugung, mit
      dem Zusammenbruch der UDSSR sei der Glaube an die erfolgreiche zentrale Lenkung einer Volkswirtschaft weitgehend
      verschwunden.

      Die Börse nimmt derzeit einen Aufschwung in den USA vorweg, der sich vermutlich nicht einstellen wird. Den
      gegenwärtigen Aufwärtstrend sehe ich als reine Liquiditätshausse, die wahrscheinlich in einigen Monaten an der harten
      ökonomischen Realität verzweifeln und einer neuerlichen Bearmarket-Phase Platz machen wird. Dies ändert aber nichts an
      meiner Prognose mittelfristig steigender Kurse.

      Claus Vogt ist Leiter der Research-Abteilung der Berliner Effektenbank AG. Seine vollständige Analyse können Sie in der
      "Performance", dem Kundenmagazin der Berliner Effektenbank, lesen.


      12.06. - 23:05 Uhr
      Avatar
      schrieb am 15.06.01 22:09:14
      Beitrag Nr. 373 ()
      @ gieristnichtgut

      da sprichst mir echt aus dem Herzen mit deinen Warnungen bezüglich des Derivate-Handels. Die Risiken und Gefahren sind da meines Erachtens so undurchschaubar, dass wir eigentlich alle abends beten müssten, dass da alles glatt läuft.

      Na, übertreib`s mal nicht mit dem Beten, sonst fressen die durchgescheuerten Hosen deine Börsengewinne auf ;)
      Was mich aber mal interessieren würde: du hast irgendwo geschrieben, daß du Gold "gebunkert" hast. Falls dir das nicht zu weit geht, würde ich gerne wissen, wieviel und wie du "angelegt" hast. Barren, Münzen etc. Ich kann aber auch verstehen, wenn du das hier in der Öffentlichkeit nicht sagen willst. :)

      Du hast’s echt gut - was ist das, Urlaub? Glückspilz...

      Also ich habe jedenfalls jedes Jahr 30 Tage ... Bist du noch Student und hast statt Urlaub nur "vorlesungsfreie Zeit", wie ? :)


      @ helmut_kohl

      Bei Dir fehlt es an Fachwissen. Du schreibst wie jemand, der so nebenher mal von Optionen gehoert hat, aber nichteinmal die institutionellen Details kennt.

      Nun, Helmut, dir gehen wohl die Argumente aus ? Getroffene Hunde kläffen bekanntlich, du sogar ziemlich laut ! Anscheinend hast du dir bei deinem Vorbild (dem Original) ein paar rhetorische Winkelzüge abgeschaut. Fazit: argumentativer Inhalt gleich Null ! Bei deinen haarsträubenden Aussagen muß ich mich sogar revidieren: Dir fehlt es nicht nur an Praxiswissen, sondern offensichtlich auch massiv an theoretischem Wissen im Bereich Finanzderivate. Du suggerierst außerdem, daß du dich bei dem Thema in "institutionellen Details" bestens auskennst. Nun, offensichtlich hast du auch da keine Ahnung. Ich empfehle dir, bei deinen "Kontakten zur Hochfinanz", diese auch mal zu nutzen ! Was nützt dir ein Lexikon, wenn du es ungelesen im Regal stehen hast ? Solange du diese dir offenstehenden Informationen nicht nutzt, werde ich wohl weiter vergeblich auf inhaltsschwangere Argumente deinerseits hoffen müssen.
      So, und nun mal zu deinen weiteren "Argumenten":

      Metallgesellschaft hat kein Hedging betrieben, sondern reine Spekulation.

      Helmut, Helmut, was lügst du dir denn hier wieder zusammen ? Es sei denn, du weißt nicht, was Hedging ist. Dann hast du nicht gelogen sondern nur keine Ahnung von Finanzderivaten. Ich nehme mal den für dich besseren Fall an ... und erkläre dir, was bei der Metallgesellschaft passiert ist:
      Diese haben einen sogenannten "Timespread" betrieben, dir sicherlich unbekannt, aber es ist ganz einfach: Du gehst eine Verpflichtung über ein Finanzderivat in der weiter entfernten Zukunft ein. Zur Absicherung beziehst du die Gegenposition mit einem kurzfristigen Gegengeschäft. Wie bei LTCM: Normalerweise läuft das bombig. Nun kann es aber auch mal sein, daß die kurzfristige Position gegen dich läuft und Verluste beisteuert. Im Normalfall liefert dann die langfristige Position als Ausgleich die Gewinne. In diesem Fall lief es aber anders: Die Langfristposition lieferte nicht nur keine Gewinne, sondern sogar noch Verluste ! Wie kann das passieren ? Dazu muß man wissen, daß Geschäfte dieser Größenordnung als OTC-Geschäfte abgewickelt werden. Der Markt ist also nicht so liquide wie ein Handel an der Börse. Dazu kam, daß bis zu 20 % (!) der offenen Positionen von der Metallgesellschaft gehalten wurden. Die waren praktisch den Banken zum Fraß ausgeliefert. Und das läuft dann wie bei einer Zwangsversteigerung eines Hauses: Wenn die wissen, daß du in der Ecke stehst, bieten die dir einfach mal nur den halben Preis des eigentlichen Wertes an. Die Folge: Die kurzfristige Divergenz zwischen den beiden Positionen führte zu immer mehr Verlusten, solange, bis die Reißleine gezogen werden mußte. Damit war die Metallgesellschaft kurz vor der Pleite. Die konnten wegen der schieren Größe der Geschäfte die Divergenz nicht aussitzen ! Das kommt daher, weil es Kreditgeschäfte sind. Hätten die den Nominalwert der Geschäfte hinterlegt, wäre nichts passiert und die hätten alles locker aussitzen können.
      Aber du hattest ja schon immer Probleme mit dem Nominalwert bei Geschäften mit Finanzderivaten ;). Nach dem Ziehen der Reißleine hat sich die Divergenz übrigens wieder in Luft aufgelöst.


      Zur Auflockerung möchte ich noch mal ein Beispiel bringen, wo der Hedge auch zur Pleite von Unternehmen führen kann. Das könnte alle Goldinteressierten betreffen:
      Der Goldpreis fällt ja bekanntlich seit Jahren. Was denkt sich also ein Unternehmen, welches Gold schürft und verkaufen will ? Klar, es sichert seine in der Zukunft liegende (langfristige) Produktion von Gold über Derivate im Preis ab. Wenn das 5 oder 10 Jahre in die Zukunft reicht, ist das eine immens große Position (Metallgesellschaft, ick hör dir schon trapsen). Das Unternehmen ist also massiv "short in Gold". Im Normalfall (das Wort hatten wir schon häufiger hier ...) kompensieren die Gewinne aus dem Derivatehandel die Verluste beim Abverkauf der Produktion am Markt. Was passiert aber nun, wenn es den "Run auf Gold" irgendwann mal geben sollte ? Der Goldpreis würde mit einem "Spike" nach oben gehen, den die Welt noch nicht gesehen hat. Man könnte denken: gut für die Goldgesellschaft. Falsch !. Die sind ja massiv short ! Und obwohl die das Gold im Laufe der Jahre liefern könnten, müssen sie kurzfristig Milliardenverluste aus dem Hedgegeschäft hinnehmen. Das bedeutet paradoxerweise: Hat ein Goldunternehmen sich im Preis über Derivate abgesichert, ist es beim (heftigen) Anziehen des Goldpreises sofort pleite !!! Also für alle von euch, die sich mit dem Kauf von "Goldaktien" Sicherheit für schlechte Zeiten verschaffen wollen: informiert euch, ob die Firma Derivategeschäfte betreibt ! Obwohl das "normalerweise" gut ist, kann das im Extremfall böse ins Auge gehen.


      So, jetzt wieder weiter mit Helmut ...

      Willst Du auch Aspirin verbieten, weil jemand, der die 10-fache Dosis nimmt, Magenbeschwerden bekommt?

      Helmut, Helmut, schon wieder ein rhetorischer Winkelzug. Aber das paßt ja zu dir: immer abwechselnd Rhetorik, Falschaussage, Rhetorik ... Demnächst ist also wieder eine Falschaussage dran ;). Übrigens, falls du irgendwo hier im Thread eine Aussage von mir findest, daß ich den Aktienhandel verbieten will, zahle ich dir 50 DM. Aber vermutlich muß ich wohl doch davon Essen gehen ...

      Ein Short-Put ist weniger riskant als die Direkt-Investition in Aktien mit dem gleichen Leverage.

      Eigentlich wäre ja jetzt eine Falschausage dran gewesen. Dieser Satz hier ist aber (oh Wunder) wirklich korrekt ! Auf den zweiten Blick zeigt er aber dennoch, daß du keine Ahnung von Finanzderivaten hast. Unser Thema waren doch die Risiken bei Finanzderivaten. Hier vergleichst du aber plötzlich ein Derivat- mit einem Aktiengeschäft, um das Risiko abschätzen zu können ? Muß ich hier wirklich vermuten, daß du annimmst, daß Aktiengeschäfte Derivategeschäfte sind ??? Dann hast du ja noch weniger Ahnung, als ich eigentlich gedacht habe. Ich kann auch nicht zu deiner Entlastung annehmen, daß dies ein rhetorischer Winkelzug gewesen sein soll ... Denn zweimal Rhetorik hintereinander paßt nicht zu dir ...
      Und auch wenn ich annehme, daß das nur Rhetorik war: du hast vermutlich noch nicht mal gemerkt, daß du dir damit ein weiteres Eigentor geleistet hast ? Dein Vergleich zu einem Aktiengeschäft basiert allein auf der Annahme, daß du bei einem Putverkauf den Nominalwert verlieren kannst, aber immer noch weniger als bei einem entsprechenden Aktiengeschäft ! Na, klingelt`s ??? Ja ! Dein oberstes Credo war doch schon immer, daß der Nominalwert bei Finanzderivaten keine Rolle spiele ?! Jetzt spielt er doch plötzlich eine Rolle ?
      Danke Helmut, ich habe mich köstlich amüsiert ! In diesem Börsenumfeld kommt sowas immer gut ! Mal schauen, ob die lachenden Smilies funktionieren: :laugh: Ja !

      Ausserdem, und da fehlt Dir wahrscheinlich wieder das institutionelle Wissen, wuerde schon vor dem Totalverlust Deine Position zwangsliquidiert.

      Jetzt wäre eigentlich wieder Rhetorik dran gewesen. Anscheinend bildest du gerade eine Divergenz zur Normalität aus. Vorsicht ! Das kann im Zusammenhang mit Derivaten zur Pleite führen ! :laugh:
      Denn das ist nur wieder deine übliche Falschaussage, daß man bei Finanzderivaten nie mehr als den Einsatz verlieren kann ...
      Du steigerst dich sogar ! Jetzt willst du auch noch behaupten, daß man sogar immer noch was von seinem Einsatz behält !
      Das ist wieder mal köstlich ! :laugh:

      Zu deiner Info: Bei OTC-Geschäften gibt es keinen Zwangsverkauf, sondern da setzen sich die Bankmanager zusammen und überlegen, wie das Loch gestopft werden kann. Und im Fall von LTCM wurde sogar "Magic Al" ebenfalls informiert !

      Gerade bei den Verkaeufern der Option ist Risiko gering, wenn die Calls oder Puts gedeckt sind (und das sind sie normalerweise) und die Verkaeufer kein oder nur wenig Leverage benutzen.

      Willst du hier wieder suggerieren, daß Derivategeschäfte "sowieso immer abgesichert sind" und "beim Hedging nichts passieren kann" ? Diese Falschaussage hatten wir doch schon mal von dir, und daß du mit Hedging Probleme hast, hast du ja schon mehrfach bewiesen ... Das Beste ist aber, daß du plötzlich meinst, daß "kein oder wenig" Hebel bei Derivategeschäften benutzt wird oder werden sollte ? Helmut ! Der Hebel ist das einzig Interesante an Derivategeschäften ! Ohne Hebel würde es sie nicht geben, bzw. dann hießen sie z.B. einfach nur "Aktienkauf" ...
      Ich werte diesen Punkt mal als rhetorische Falschaussage, du wirst immer besser. :laugh:

      Und jetzt frage ich mal zurueck: Die Nasdaq ist von ueber 5000 Punkten bis auf zwischenzeitlich 1700 Punkte abgestuerzt. Welche Bank ist denn nun pleite gegangen?

      Habe ich behauptet, daß Banken bei einem Sturz der Nasdaq pleite gehen ? Nö ! Also werte ich das jetzt hier wieder als rein rhetorischen Winkelzug. Zu deiner Information: Optionsgeschäfte bzw. in Deutschland auch Optionsscheine, die von den Banken an "Zocker" verkauft werden, sind ein einträgliches Geschäft! Was meinst du, warum die Optionsscheinemissionen so immens beworben werden ? Da ist gut Geld zu holen, da 80 bis 90 % der verkauften Optionen/Scheine wertlos verfallen. Komisch, daß du bei deinem Beispiel zum Risiko bei Optionen sofort an den Kauf derselben gedacht hast ... und das bei deinem "institutionellen Background" ! :laugh:

      Für alle, die sich jetzt wirklich fragen, warum das kein Verlustgeschäft für die Banken ist: Der Index ist ja nicht in einem Tag die ganzen Punkte gefallen. Das Ganze hat ca. ein Jahr gedauert. Und da Zocker kurzfristige Optionen/Scheine bevorzugen, damit der Hebel größer ist, gilt es für die Banken nur, Aktien oder Index auf einem gewissen Niveau zu halten. Bis zum Verfall, dann geht es wieder los. Es gibt bei einer Aktie/Index den Punkt "Maximum Pain", was bedeutet, daß die Optionskäufer dort den meisten Verlust erleiden. Die Banken bewegen dann den Kurs nach Möglichkeit dorthin. Das klappt vielleicht nicht immer genau, aber es reicht aus. Auch wenn einzelne Optionen den Käufern Gewinn gebracht haben.
      Normalerweise sieht man diese Manipulationen nicht. Im letzten März konnte es aber jeder sehen: Im Dax-Future gabe es kurz vor 13 Uhr einen 100-Punkte-Spike. Gegen den fallenden Markt. Kurz nach 13 Uhr war er wieder 100 Punkte tiefer. Das hat Unsummen gekostet ! Dennoch hat sich das Spiel für den Betreiber gelohnt, sonst hätte er es nicht gemacht.


      Jetzt kommen wir zum Fazit, Helmut:

      Dein Posting enthielt 3,5 rhetorische und 3,5 Falschaussagen zum Thema Finanzderivate. Ich habe ausgiebig über deine "Argumente" lachen können. In diesem Sinne: weiter so, Helmut !:laugh:


      @ gieristnichtgut nochmal:

      Ich hoffe, du kannst mir verzeihen, daß ich in deinem Thread auch ein bißchen "off topic" geschrieben habe ...
      Aber da halte ich es mit Peter Ustinov:

      Wenn ein Thread so viel Spaß macht, dann nenne ich das "More than a thread" !

      In diesem Sinne:

      Ciao
      Roland
      Avatar
      schrieb am 16.06.01 00:52:30
      Beitrag Nr. 374 ()
      hey, da habt ihr der Schuldenmaschine ja wieder tüchtig Stoff geliefert in den vergangenen 24 Stunden (ich meine jetzt natürlich den Thread ). Täusch’ ich mich, oder nimmt das Interesse am Thema zu?


      @ 4rolando

      ha, jemand mit Humor... Ich werde bei meinem nächsten Gebet an deine Warnung bezüglich der Hosen denken, 4rolando

      und, wow, dein Beitrag hat Biss - und Fachwissen, soweit ich es beurteilen kann. Respekt vor deiner Leistung - an diesem Text bist du eine Weile gesessen, nicht?

      Was mich bei diesem Thema brennend interessieren würde, 4rolando: Wie hoch schätzt du das Risiko ein, dass sich so etwas wie das mit dem LTCM bzw. ähnliche Beinahe-GAU’s im Derivate-Handel wiederholen werden? Was für Sicherungsmaßnahmen wurden da eingebaut - gibt’s überhaupt welche? Und was kann da deiner Meinung nach passieren - auch vor dem Hintergrund absackender Börsen? Was müsste getan werden?

      Zum Thema Gold: Du hast Recht, tatsächlich fasziniert mich das Material an sich. Es hat einfach - Geschichte. Wieviel und ob überhaupt ich was gebunkert habe, verrate ich hier natürlich nicht, klar... . Nur zum Goldkauf raten will ich hier nicht - wie ich überhaupt den Absicherungsstrategien für den Fall einer (Wirtschafts-) Krise etwas ratlos gegenüberstehe. Denn es ist doch so: Selbst wenn unsere ganz persönlichen Rechnungen nahtlos aufgehen sollten (was ich jedem hier wünsche) – es wird voraussichtlich nicht sehr helfen, wenn die ganz große Rechnung nicht funktioniert.


      Also ich habe jedenfalls jedes Jahr 30 Tage ... Bist du noch Student und hast statt Urlaub nur "vorlesungsfreie Zeit", wie ?

      Scherzkeks. Nee, ich bin kein Student – ich hab’ nur soviel zu tun, dass ich mir immer ‘ne Stunde abzwacken muss, um hier zu posten. Aber solange ich hier noch was lernen kann, mach ich’s doch gerne...


      @sittin bull inv

      na, zunächst mal noch alles Gute noch zum Geburtstag ...

      Du hast ja außerdem ganz schön vom Leder gezogen im Nemax-Board gegen die Abzockerei, die dort stattfindet. Hast wirklich Recht - ob’s dem Nemax noch was hilft, nach all den Sauereien, die dort liefen, ist eine andere Frage...

      Und ein sehr interessanter Text, den du da reingestellt hast. Am spannendsten finde ich natürlich den Satz

      Ich war eigentlich der Überzeugung, mit dem Zusammenbruch der UDSSR sei der Glaube an die erfolgreiche zentrale Lenkung einer Volkswirtschaft weitgehend verschwunden

      So ist’s natürlich krass ausgedrückt - aber Ähnliches stand ja auch schon hier im Thread. Nämlich, dass es massive staatliche Eingriffs- und Lenkungsversuche gegenüber der Wirtschaft in den USA gibt - ganz gegen die neoliberale Heilslehre. Ein Beispiel dafür liefert ja gerade das große W - der US-Präsident hat die EU kritisiert, weil die bei der GE-Honeywell-Fusion Auflagen machen, die Jack Welch nicht passen...http://www.spiegel.de/wirtschaft/politik/0,1518,139675,00.ht….

      Das ist für mich im Übrigen auch ein Symptom, dass sich die Akzente verlagern - wo gab`s das schon mal, dass die EU einem wichtigen US-Konzern so in die Suppe gespuckt hat?

      Schön für die US-Industrie ist jedoch, dass mit Bush ein Unternehmensfreund am Hebel sitzt, der bald noch viel mehr bewegen kann:

      Bush hat durch die große Zahl der Neubesetzungen wie kaum jemand vor ihm die Chance, die Richtung der amerikanischen Geldpolitik zu verändern. Von sieben Gouverneursposten könnte er Umstände bald fünf neu besetzen. Hinzu kommt, dass er auch das Schicksal des derzeit wichtigsten Gouverneurs, Alan Greenspan, in der Hand hat. Greenspans Amtszeit als Gouverneur endet zwar erst 2006, aber seine Bestätigung als Notenbankpräsident ist alle vier Jahre, also im Wahljahr 2004 fällig. Falls Greenspan als Notenbankchef nicht bestätigt wird, dürfte er auch seinen Gouverneursposten abgeben. Nachfolger sind bereits im Gespräch: Bushs Chefökonom Laurence Lindsay sowie Finanzstaatssekretär und IWF-Kritiker John Taylor.

      schreibt die Süddeutsche Zeitung heute http://www.sueddeutsche.de/aktuell/sz/artikel51544.php


      Außerdem wird in dem von sittin geposteten Text ja auch so was in der Richtung einer Abwärtsspirale angedeutet -auch das war ja schon hier im Thread Thema. Was die Meinung des Autors über die nachlassenden Inflationsgefahren betrifft - nun, ich möchte doch den Gedanken noch etwas weiterspinnen, dass sich die Inflation in anderen Bereichen zeigt - doch dazu weiter unten mehr...

      Allgemein möchte ich hier aber nochmal auf die Texte von Karl-Heinz Brodbeck verweisen, die unter http://home.t-online.de/home/brodbeck/ zu finden sind. Unter anderem geht er dabei im Beitrag „Neoliberalismus“ sehr präzise auf die grundlegenden Schwächen der neoliberalen Theorie ein. Er hat Recht, wenn er darin schreibt:

      Zweitens mißtraut Hayek - wohl durchaus zurecht - gundsätzlich staatlicher Macht und befürchtet deren Mißbrauch; er ist aber blind gegenüber dem Machtmißbrauch durch Private, z.B. durch weltweit agierende Konzerne, deren Jahresumsatz längst das Sozialprodukt mittelgroßer Länder überrundet hat.

      oder...

      ...Und da die Befolgung neoliberaler Konzepte globale Fakten geschaffen hat und weiterhin schafft, können die Anhänger dieser wirtschaftspolitischen Konzeption nicht von der ethischen Verantwortung für das entbunden werden, was sich gegenwärtig als planetarische Wirtschaftskrise abzeichnet - ebensowenig, wie die Gründerväter der Sowjetunion für ihre Opfer...

      Kann ich nur empfehlen - lesen!


      @Schieler

      ebenfalls ganz prima Text, den du hier in den Thread gestellt hast. Er fasst vieles zusammen, was hier Thema war und konkretisiert vieles. Gibt’s da noch mehr von?


      Dann noch was zum Thema Inflation. Ich habe da einen sehr brisanten Text, der schon länger bei mir auf der Platte lagert. Ich poste einfach mal die ersten Abschnitte daraus - als Ganzes ist er wohl zu lang.

      (Übrigens passiert’s mir manchmal schon, dass ich nicht mehr genau weiß, ob der Text jetzt schon hier im Thread stand oder nicht - wenn’s so sein sollte, Verzeihung )


      Die USA stecken in der unmäßigsten Kreditinflation aller Zeiten

      Eine ernste Diskussion über die Ursachen der Hausse wird nicht geführt - Die Revolution in der US-Wirtschaft hat nicht stattgefunden

      Im Lichte der Daten, an denen die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes heute hauptsächlich gemessen wird, liegt die amerikanische Wirtschaft seit mindestens vier Jahren unter strahlendem Sonnenschein. Das reale Sozialprodukt erhöhte sich in dieser Zeit im jährlichen Durchschnitt um 3,6% bei gleichzeitiger Zunahme der Beschäftigung um insgesamt fast sieben Millionen oder 1,3% jährlich. Was den Glauben an einen tief greifenden Paradigmenwechsel in der amerikanischen Wirtschaft aber vor allem schürte, war die Tatsache, dass bei hohem Wachstum gleichzeitig die Inflationsraten für Konsumenten- und Produzentenpreise fielen. Das war für viele normalerweise unvorstellbar. Schnell hatte man die passende Erklärung parat: Im internationalen Vergleich liege die amerikanische Wirtschaft insbesondere aus zwei Gründen weit an der Spitze: Erstens hat sie einen großen Vorsprung in der Entwicklung und Anwendung der neuen Informationstechnologie, und zweitens habe das von Wall Street gesetzte Leitbild vom Shareholder Value in Corporate America gesammelte Management-Energien freigesetzt, die zu gründlichen Verbesserungen in den Gewinnen und im Produktionsfortschritt geführt haben.

      Shareholder Value über alles

      Auf eine kurze Formel gebracht: Die ausdrückliche Verpflichtung des Managements, unter allen Umständen und in erster Linie den Shareholder Value zu maximieren, wird als die wirksamste Methode betrachtet, die Leistung in der Wirtschaft zum Besten der Allgemeinheit zu maximieren. Stichwort und Schlagwort: Corporate Restructuring. Indem sich dieses Leistungsprinzip inzwischen über die gesamte amerikanische Wirtschaft ausgebreitet hat, sei letzten Endes der gegenwärtige, lange wirtschaftliche Aufschwung mit all seinen hervorragenden Eigenschaften zustande gekommen. Aus dieser Sicht werden andere Länder inzwischen weitgehend daran gemessen, inwieweit sie die angeblich bewährten amerikanischen Methoden übernommen haben.

      Hausse zieht blinden Glauben nach sich

      Es passt alles wunderschön zusammen. Doch vor allem haben wohl die endlosen hohen Kursgewinne an Wall Street für eine allgemein hohe Bereitschaft gesorgt, diesen und anderen wohlklingenden Erklärungen fast blinden Glauben zu schenken...

      Was spricht gegen diesen Glauben an ein Wirtschaftswunder in Amerika? Erstens die Tatsache, dass die angeblich schlüssigen Beweise in Wahrheit alles andere als schlüssig sind, und zweitens die vorliegenden monetären Daten, die klar und deutlich besagen, dass Herr Greenspan über die unmäßigste Kreditinflation präsidierte, die es je in der Welt gegeben hat. Das nämlich ist der Stoff, aus dem regelmäßig Bubbles entstehen. Bis auf den heutigen Tag ist stets und ständig zu hören und zu lesen, eine "asset bubble", also eine Inflationsblase in Finanz- oder Sachanlagen, sei sehr schwer zu erkennen, bevor sie platzt. So Greenspan und viele andere in ständiger Wiederholung. Das ist einfach eine faule Entschuldigung für diejenigen, die nicht sehen wollen. Theoretische Erkenntnis wie geschichtliche Erfahrung geben in dieser Beziehung eine ebenso einfache wie klare Antwort:
      Entscheidendes Kriterium für eine inflatorische Entwicklung jeglicher Art ist die jeweils stattfindende Kreditexpansion, und zwar Kreditexpansion im Vergleich mit zwei volkswirtschaftlichen Aggregaten: erstens dem inländischen Sparaufkommen und zweitens dem Anstieg des nominalen Sozialprodukts, das die gesamtwirtschaftliche Aktivität misst. Noch in den achtziger Jahren gehörte diese Einsicht zu den Binsenweisheiten in der Nationalökonomie.

      Greenspan übergeht sinkende Ersparnis

      Die Kreditausweitung der letzten Jahre in den USA ist ohne Vergleich und Beispiel in der Geschichte, weil sie von einem völligen Kollaps der persönlichen Ersparnisbildung begleitet war. Es ist zur Norm geworden, dass die privaten Haushalte beständig mehr ausgeben, als sie verdienen. Fast ein Drittel des Anstiegs der Konsumausgaben in diesem Jahr ging auf das Konto sinkender Ersparnis. In seinen zahlreichen Reden hat Herr Greenspan nicht einmal auch nur ein einziges Wort über die Tatsachen verloren. Zum Vergleich sei bemerkt, dass Japan in seinen Bubble-Jahren der späten achtziger Jahre eine persönliche Sparquote von 12 bis 13% hatte, nach vorher 15 bis 16%. Ein nicht weniger tolles Bild bietet sich beim Vergleich der laufenden Kreditexpansion mit dem gleichzeitigen Anstieg des nominalen Sozialprodukts. Dieses stieg im vergangenen Jahr um 400 Mrd. Dollar und in der ersten Hälfte dieses Jahres um 200 Mrd. Dollar. Dem stand eine Kreditaufnahme des privaten nicht-finanziellen Sektors, also von Konsumenten und Unternehmen zusammen, von 995 Mrd. Dollar beziehungsweise 532 Mrd. Dollar gegenüber. Auf einen Dollar Anstieg des Sozialprodukts kam von deren Seite damit rund 2,5 Dollar Neuverschuldung. Wohlgemerkt, dies ist alles private Verschuldung, denn die Regierung macht in ihrem Haushalt einen Überschuss.

      Schuldenberge gebären Blasen

      Daneben ist aber die explosionsartig zunehmende Kreditaufnahme eines dritten Sektors in Betracht zu ziehen, und zwar des Finanzsektors. Er borgte im vergangenen Jahr 1,068 Mrd. Dollar und 557 Mrd. in der ersten Hälfte dieses Jahres. Das ergibt in der Terminologie des Federal Reserve "net flows through the credit markets" von 2120 Mrd. Dollar im Jahre 1998 und von 1080 Mrd. Dollar in der ersten Hälfte des Jahres. (Nebenbei bemerkt, die jüngsten Zahlen sind nicht auf Jahresrate hochgerechnet). Um die Brisanz der Inflationsblase in den amerikanischen Finanzmärkten zu verstehen, ist es notwenig, sich die Brisanz der Schuldenblase vor Augen zu führen, aus der jede Bubble letztlich hervorgeht. In den vergangenen viereinhalb Jahren bis Mitte 1999 hat die Neuverschuldung in den amerikanischen Kreditmärkten insgesamt um mehr als 7200 Mrd. Dollar oder um 40% auf 24428 Mrd. Dollar zugenommen. Das sind 363% des derzeitigen jährlichen Sozialprodukts. Von dieser Gesamtverschuldung entfielen 25% auf die privaten Haushalte, 24% auf Unternehmen, 15% auf die Regierung und 29% auf den finanziellen Sektor.

      Im Rückblick erscheint es sonnenklar, dass das amerikanischen Kreditsystem vor allem von 1997 auf 1998 vollkommen außer Kontrolle geraten ist. Die Neuverschuldung des privaten nicht-finanziellen Sektors, also der Konsumenten und Unternehmen, schnellte von einem Jahr zum anderen um 41% und die des finanziellen Sektors um sage und schreibe 64% in die Höhe. Obwohl dies wirklich ein ungeheuerlicher Sprung war, nahm ihn niemand zur Kenntnis, denn Kreditzahlen sind für Alan Greenspan und Wall Street grundsätzlich ohne Interesse. Das einzige, was sie im monetären Bereich aber auch nur gelegentlich beachten, sind die Geldmengen. Immerhin beschleunigte sich das Wachstum der Geldmenge M3 auf 11%, nach 9% im Vorjahr. Doch auch das erschien irrelevant angesichts sinkender Inflationsraten.

      Für die meisten ausländischen Betrachter ist es ein Rätsel, was die explosionsartige Zunahme der Kreditaufnahme des finanziellen Sektors in den USA zu bedeuten hat. Es handelt sich in der Hauptsache um so genannte "non-bank financial intermediaries", die sekurisierte Hypotheken und alle Arten von Konsumkrediten kaufen und finanzieren. Die Verbindlichkeiten der größten Institute in dieser Gruppe sind "Federal government-related" und genießen infolgedessen Staatsgarantie, die ihre Refinanzierung erleichtert und verbilligt. Hauptsächliche Refinanzierungsquelle sind der amerikanische und der internationale Geldmarkt, die sie mit verschiedenartigen kurz- und mittelfristigen Instrumenten anzapfen. Letztlich wurden sie zur unerschöpflichen Quelle für den unersättlichen Konsumkredit. Kaum jemandem scheint klar zu sein, dass sich hier inflatorische Kreditschöpfung reinsten Wassers in phantastischen Ausmaßen abspielt. Im Unterschied aber zur Kreditgewährung der Banken findet in diesem Falle keinerlei Geldschöpfung in Gestalt einer gleichzeitigen Vermehrung der Bankeinlagen, sondern eine Beschleunigung der Geldumlaufsgeschwindigkeit statt. Was diese Institute über die Geldmärkte von ihren Kreditgebern ausleihen, um damit Kreditpapiere zu kaufen, sind letzten Endes bestehende Bankeinlagen, das heißt bestehende Kassenbestände von Unternehmen und institutionellen Anlegern. Die unsichtbare monetäre Expansionswirkung findet durch schnelleren Umschlag der Einlagen statt.

      Man führe sich vor Augen, dass die Käufe dieser Institute von "sekuritisierten" Krediten von 550 Mrd. Dollar im Jahre 1996 auf mehr als 1000 Mrd. Dollar im Jahre 1998 zugenommen haben. Diese Summen, um nicht zu sagen Unsummen, lassen keinen Zweifel daran, dass diese Institute bei der Bildung der großen amerikanischen Kredit- und Finanzblase in den letzten beiden Jahren direkt und indirekt eine absolut entscheidende Rolle gespielt haben.

      Kreditpyramide führt zu Illiquidität

      Eine der Folgen dieser Entwicklung ist natürlich, dass Kreditschöpfung und Geldschöpfung in den USA wie nie zuvor auseinander klaffen. In der Wirkung auf Wirtschaft und Märkte besteht keinerlei Unterschied zur Kreditschöpfung der Banken, die mit Geldvermehrung verbunden ist. Wohl aber wird das Finanzsystem auf längere Sicht zwangsläufig illiquider, indem im Verhältnis zur Geldmenge eine immer größere Kreditpyramide entsteht. Ebenso sollte klar sein, dass die Bewegungen der Geldmengen unter diesen veränderten institutionellen Bedingungen ein völlig unzulänglicher Maßstab für die Geldpolitik geworden sind.

      Womit wir zur wichtigsten Frage überhaupt in diesem Zusammenhang kommen: Was genau war und ist die entscheidende treibende Kraft hinter dem langen Boom der amerikanischen Wirtschaft und der stürmischen Hausse des Aktienmarktes gewesen? War es die Kreditblase, die wir beschrieben haben? Oder ist es der berühmte Paradigmenwechsel in der Wirtschaft als Folge von High Tech und Corporate Restructuring, den Wall Street und Herr Greenspan beschwören? Halten wir als erstes nochmals fest:
      Die Kreditexpansion, die in den letzten Jahren in den USA stattgefunden hat, ist ohne Beispiel in der Geschichte. Sie stellt alle bisherigen Bubble-Erfahrungen in den Schatten. Ebenfalls einmalig in der Geschichte ist es, dass alle Welt, nicht nur unabhängige Beobachter und Kommentatoren, sondern vor allem auch die verantwortlichen Geldpolitiker, über die entfesselten Kreditfluten einfach hinwegsehen. Sie werden nicht einmal zur Kenntnis genommen.

      Dazu sei festgestellt, dass sich die Fed in den zwanziger Jahren über den haussierenden Aktienmarkt bereits anfangs 1928 Sorgen zu machen begann und von da an bemüht war, ihn durch Zinserhöhungen frühzeitig zu bremsen. Erst recht aber wäre in der damaligen Fed niemand auf die Idee gekommen, die Aktienhausse gar mit den großen Errungenschaften der industriellen Revolution zu rechtfertigen, wie Greenspan es immer wieder mit Bezug auf Computer- und Informationstechnologie getan hat. Wall Street schwärmte zwar von einer neuen Ära, niemand aber in der Fed. Dabei erzielte die Industrie mit einer damaligen neuen Technologie, die primär die Produktionsanlagen verbesserte, ungleich höhere, messbare Produktivitätsgewinne als es heute mit der neuen Informationstechnologie geschieht.

      Kein Verständnis für Mises und Hajek

      Die Meinungsverschiedenheiten über die wirtschaftliche und finanzielle Entwicklung in den USA gehen letztlich jedoch weit über die Frage hinaus, ob die Aktienhausse der letzten Jahre eine inflatorische Bubble darstellt oder aber einen tief greifenden Paradigmenwechsel in der Wirtschaft widerspiegelt. Anhaltende, größere Inflationsblasen in den Sach- und Finanzanlagen haben erfahrungsgemäß die unangenehme Eigenschaft, dass sie je nach Dauer und Ausmaß mehr oder weniger starke Verwerfungen in der ganzen Wirtschaft bewirken, die langwierige und schmerzvolle Anpassungsprozesse nach sich ziehen, nachdem die Bubble geplatzt ist.

      Das ist allerdings eine Erkenntnis der Österreichischen Schule (Mises, Hayek), wofür die große Mehrheit der amerikanischen Nationalökonomen kein Verständnis hat. In der gängigen amerikanischen Wirtschaftsgeschichte hatte die Depression der dreißiger Jahre absolut nichts mit den wirtschaftlichen und finanziellen Auswüchsen der späten achtziger Jahre zu tun.
      Schuld war allein eine zu restriktive Geldpolitik der Fed, nachdem die Aktienblase geplatzt war. Im gleichen Sinne werden die anhaltenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten in Japan allein einer falschen Geldpolitik in der Gegenwart, nicht aber den wirtschaftlichen und finanziellen Auswüchsen und Verzerrungen aus den vorangegangenen Bubble-Jahren zugeschrieben.

      BoJ mit selben Trivialitäten bombardiert

      Für diesen Gedanken, für einen neuen wirtschaftlichen Aufschwung könne es zuerst eines möglicherweise langwierigen und schmerzvollen Anpassungsprozesses bedürfen, haben in Amerika weder Politiker noch Nationalökonomen etwas übrig. Jede wirtschaftliche Stockung ist ihrer Ansicht nach leicht und schnell zu beheben, indem die Notenbank einfach "Geld druckt". Das einzige, was ihnen dabei in den Sinn kommt, sind massive Offenmarkt-Käufe der Notenbank von Staatspapieren. Mit dieser simplizistischen Forderung wird die japanische Notenbank von maßgebenden amerikanischen Nationalökonomen seit Monaten bombardiert.

      Dummes Zeug

      Zurück zur Ausgangsfrage: Bubble oder neue Ära in den USA? Wie gesagt, die übliche Behauptung, eine Anlagen-Bubble sei schwer zu erkennen, bevor sie platzt, ist dummes Zeug. Entscheidendes und spielend leicht erkennbares Kriterium ist, wie gesagt, die jeweils laufende Kreditexpansion. Typisches, ins Auge springendes Kennzeichen jeder Inflationsblase in Sach- oder Finanzanlagen ist eine Kreditexpansion, die das Sozialproduktwachstum deutlich übersteigt. Es mag manchmal Grenzfälle geben, aber die gegenwärtige Entwicklung in den USA ist kein Grenzfall, sondern der extremste Fall, den es in dieser Hinsicht je gegeben hat, womit die Aktienhausse der vergangenen Jahre als besonders schlimme Inflationsblase oder Bubble qualifiziert ist.

      Aber solche Bubbles finden nicht im luftleeren Raum statt. Wie gesagt, in aller Regel führt die inflatorische Kreditvermehrung direkt und indirekt zu mehr oder weniger starken Verzerrungen in den Strukturen der Wirtschaft. Aus der "asset bubble" wird auf diese Weise die "bubble economy". Im Falle Japans bewirkte die Bubble der späten achtziger Jahre im Aktien- und Immobilienmarkt einen Investitionsboom ohnegleichen in Industrieanlagen und kommerziellen Bauten. Selbst nach zehn Jahren haben die japanischen Unternehmen noch mit den damaligen massiven Fehl- und Überinvestitionen zu kämpfen. Von völlig anderer Art sind die Bubble-Auswirkungen der vergangenen Jahre auf die Wirtschaft in den USA. Auf dem Weg über die gewaltigen "wealth effects" des haussierenden Aktienmarktes zugunsten der privaten Haushalte ist vor allem der Konsum überstimuliert worden, übrigens ähnlich wie schon in den zwanziger Jahren, als in den USA der Konsumkredit erfunden wurde.

      .................................

      Dr. Kurt Richebächer

      Das Original ist unter http://home.pages.at/goldinfo/ansichten/an_rich1.htm zu finden...
      Avatar
      schrieb am 17.06.01 22:38:12
      Beitrag Nr. 375 ()
      @ rolando

      Was bist Du doch penetrant. Anstatt hier sachlich zu argumentieren, drehst Du einem das Wort im Mund um. Und Dein Fachwissen ist seit dem letzten Beitrag auch nicht besser geworden. Gib doch einfach zu, dass Du Dich geirrt hast!

      Helmut, Helmut, was lügst du dir denn hier wieder zusammen ?

      Wo habe ich gelogen?

      Es sei denn, du weißt nicht, was Hedging ist

      Hat Metallgesellschaft Hedging betrieben oder nicht? Ich will eine klare Antwort: Ja oder Nein! Ich gebe Dir mal so 2-3 Tage Zeit, damit Du auch das Wort Hedging im Woerterbuch nachschlagen kannst, bevor Du antwortest. Falls Deine Antwort `Ja` lautet, dann erklaere doch bitte gegen welches Risiko im operativen Geschaeft sich MG abgesichert hat. Und warum ist dann MG pleite gegenagen, wo doch die Verluste aus den Derivate-Geschaeften durch Gewinne aus dem operativen Geschaeft ausgeglichen wurden. Wenn Deine Antwort `Nein` ist, dann erwarte ich eine Entschuldigung.

      Helmut, Helmut, schon wieder ein rhetorischer Winkelzug. Aber das paßt ja zu dir: immer abwechselnd Rhetorik, Falschaussage, Rhetorik ... Demnächst ist also wieder eine Falschaussage dran . Übrigens, falls du irgendwo hier im Thread eine Aussage von mir findest, daß ich den Aktienhandel verbieten will, zahle ich dir 50 DM. Aber vermutlich muß ich wohl doch davon Essen gehen ...

      Na eben! Du willst Aktienhandel nicht verbieten, warum warnst Du dann so eindringlich vor Derivaten, wo doch Short-Puts weniger riskant sind?

      Jetzt wäre eigentlich wieder Rhetorik dran gewesen. Anscheinend bildest du gerade eine Divergenz zur Normalität aus. Vorsicht ! Das kann im Zusammenhang mit Derivaten zur Pleite führen !
      Denn das ist nur wieder deine übliche Falschaussage, daß man bei Finanzderivaten nie mehr als den Einsatz verlieren kann ... Du steigerst dich sogar ! Jetzt willst du auch noch behaupten, daß man sogar immer noch was von seinem Einsatz behält ! Das ist wieder mal köstlich !


      Als wenn es nicht schlimm genug waere, dass Du einfach nur schlecht informiert bist, faengst Du jetzt auch noch an zu luegen. Ich habe nirgends geschrieben, dass Derivat-Handel nicht zur Pleite fuehren kann. So wie jedes Geschaeft mit Leverage kann ein Short-Put auch zur Pleite fuehren, aber trotzdem ist er immernoch weniger Riskant als das gleiche Leverage mit Aktien.

      Willst du hier wieder suggerieren, daß Derivategeschäfte "sowieso immer abgesichert sind" und "beim Hedging nichts passieren kann" ? Diese Falschaussage hatten wir doch schon mal von dir, und daß du mit Hedging Probleme hast, hast du ja schon mehrfach bewiesen ... Das Beste ist aber, daß du plötzlich meinst, daß "kein oder wenig" Hebel bei Derivategeschäften benutzt wird oder werden sollte ? Helmut ! Der Hebel ist das einzig Interesante an Derivategeschäften !

      Fuer Dich vielleicht. Hast Du schoneinmal etwas von Leuten gehoert, die absichtlich Short-Puts kaufen (und zwar ohne Leverage), weil das Risiko geringer ist. Oder hast Du schon einmal etwas von Indexfonds gehoert, die Puts verkaufen und Calls kaufen um damit einen Index nachbilden (anstatt die Einzelwerte direkt zu kaufen)? Nur weil Du ein Zocker bist, bedeutet das nicht, dass alle anderen auch Detivate mit Leverage kaufen/verkafen.

      Ohne Hebel würde es sie nicht geben, bzw. dann hießen sie z.B. einfach nur "Aktienkauf" ... Ich werte diesen Punkt mal als rhetorische Falschaussage, du wirst immer besser.

      So dumm kannst doch eigentlich nicht einmal Du sein! Du behauptest also, dass Derivat-Geschaefte ohne Hebel equivalent zum Aktiengeschaeft sind! Das ist so dumm, das ist schon nicht mehr witzig.

      Habe ich behauptet, daß Banken bei einem Sturz der Nasdaq pleite gehen ? Nö ! Also werte ich das jetzt hier wieder als rein rhetorischen Winkelzug. Zu deiner Information: Optionsgeschäfte bzw. in Deutschland auch Optionsscheine, die von den Banken an "Zocker" verkauft werden, sind ein einträgliches
      Geschäft! Was meinst du, warum die Optionsscheinemissionen so immens beworben werden ? Da ist gut Geld zu holen, da 80 bis 90 % der verkauften Optionen/Scheine wertlos verfallen


      Na bitte! Dein urspruenglicher Beitrag hatte ja zum Thema, dass die Verkaeufer einem grossen Risiko ausgsetzt sind. Du hast gerade Deinem eigenen Beitrag widersprochen.

      Komisch, daß du bei deinem Beispiel zum Risiko bei Optionen sofort an den Kauf derselben gedacht hast ... und das bei deinem "institutionellen Background" !

      Habe ich ueberhaupt nicht. Mein Beitrag war eigentlich von vorn bis hinten ueber die Verkaeufer von Optionen/Optionsscheinen.

      Dein Posting enthielt 3,5 rhetorische und 3,5 Falschaussagen zum Thema Finanzderivate

      Naja, die Rhetorik ist Geschmackssache, aber Du hast mir nicht eine einzige Falschaussage nachgewiesen. Und weil wir schon einmal bei Falschaussagen sind. Wollen wir uns doch nochmal Deine Falschaussage auf der Zunge zergehen lassen:

      Der Hebel ist das einzig Interesante an Derivategeschäften ! Ohne Hebel würde es sie nicht geben, bzw. dann hießen sie z.B. einfach nur "Aktienkauf" ...

      Das ist schon ziemlich daneben, oder?


      In Deinem urspruenglichen Beitrag hast Du Aepfel mit Birnen verglichen. Du willst zeigen, dass Derivate insbesondere fuer die Optionsschreiber riskant sind. Dann zeigst Du, dass ein Leverage von 10 zum Totalverlust fuehren kann. Ich sage, dass ein Leverage von 10 in so ziemlich jedem Geschaft zur Pleite fuehren kann.


      Unser Thema waren doch die Risiken bei Finanzderivaten. Hier vergleichst du aber plötzlich ein
      Derivat- mit einem Aktiengeschäft, um das Risiko abschätzen zu können ?


      Und was ist so schlimm daran? Ich benutze das Risiko von Aktien (so ca. 15-20% jaehrliche Volatilitaet) als Benchmark. Dann kann ich sehen was weniger riskant ist und was riskanter ist. Im Gegenteil: Du hast hier naemlich keine Ahnung. Wenn mir jemand sagt XYZ ist riskant, dann frage ich riskant relativ zu was? Aktien? Short-Puts? Short-Puts mit Leverage 10? Allein schon die Tatsache, dass Du das Konzept mit der benchmark nicht verstehst (oder verstehen willst) sagt mir, dass Du wohl noch eine Menge lernen musst, bevor Du auf meinem Niveau diskutieren kannst!


      Muß ich hier wirklich vermuten, daß du annimmst, daß Aktiengeschäfte Derivategeschäfte sind ??? Dann hast du ja noch weniger Ahnung, als ich eigentlich gedacht habe. Ich kann auch nicht zu deiner Entlastung annehmen, daß dies ein rhetorischer Winkelzug gewesen sein soll ... Denn zweimal Rhetorik hintereinander paßt nicht zu dir ...

      Ich habe nirgends geschrieben, dass ich Aktiengeschaefte das selbe sind wie Derivategeschäfte. Trotzdem wirfst Du mir das mal einfach so an den Kopf. Ich sage hier ganz deutlich: Aktiengeschäfte sind nicht das gleiche wie Derivategeschäfte , weder quantitativ noch institutionell. Aber der Witz ist ja, dass Du selbst geschrieben hast, dass Derivate ohne Hebel das selbe sind wie Aktiengeschaefte. Hast Du ein Problem mit gespaltener Persoenlichkeit?
      Avatar
      schrieb am 18.06.01 14:33:11
      Beitrag Nr. 376 ()
      @Desue

      ein kleines Beispiel soll dir mal die Mechanismen der realen Börse zeigen:
      Dein Beispiel hat einen gravierenden Fehler!


      Person A hat 1000 Aktien zu je 10 € gekauft
      Person B hat 500 Aktien auch zu je 10 € gekauft

      Stand:
      Person A 1000 Aktien zu je 10 € + 0 € Cash: 10.000 €
      Person B 500 Aktien zu je 10 € + 0 € Cash : 5.000 €

      Gesamtes Vermögen inkl. nicht realisierten Gewinne 15.000 €

      So, jetzt kommen weitere Personen ins Spiel:

      Person C kauft von Person A 50 Aktien zu je 12 €.

      Aktueller Kurs ist also 12 €.

      Stand:
      Person A 950 Aktien zu je 12 € = 11.400 € + 600 € Cash: 12.000 €
      Person B 500 Aktien zu je 12 € = 6.000 € + 0 € Cash : 6.000 €
      Person C 50 Aktien zu je 12 € = 600 € + 0 € Cash : 600 €

      Gesamtes Vermögen inkl. nicht realisierten Gewinne 18.600 €

      Phase 1
      So, jetzt gibt´s bald Ärger (Firma XYZ wird Verluste machen ....) Person A verkauft (weil Insider :( ) an Person D seine gesamten 950 Aktien zu je 5 €.

      Stand:
      Person A 0 Aktien zu je 5 € = 0 € + 4.750 € + 600 € Cash: 5.250 €
      Person B 500 Aktien zu je 5 € = 2.500 € + 0 € Cash : 2.500 €
      Person C 50 Aktien zu je 5 € = 250 € + 0 € Cash : 250 €
      Person D 950 Aktien zu je 5 € = 4.750 € + 0 € Cash : 4.750 € (toll super Schnäppchen :), denkt er .....)

      Gesamtes Vermögen inkl. nicht realisierten Gewinne 12.750 €

      Phase 2
      So, jetzt gibt´s noch mehr Ärger... Person B verkauft an Person E seine gesamten 500 Aktien zu je 2 €. Gesamt also für 1000 €

      Stand:
      Person A 0 Aktien zu je 2 € = 0 € + 4.750 € + 600 € Cash: 5.250 €
      Person B 0 Aktien zu je 2 € = 0 € + 1.000 € Cash : 1.000 €
      Person C 50 Aktien zu je 2 € = 100 € + 0 € Cash : 100 €
      Person D 950 Aktien zu je 2 € = 1.900 € + 0 € Cash : 1.900 € (schitt .., war doch kein super Schnäppchen :), wird aber wieder .... denkt er .....)
      Person E 500 Aktien zu je 2 € = 1.000 € + 0 € Cash : 1.000 €

      Gesamtes Vermögen inkl. nicht realisierten Gewinne 9.250 €

      Vernichtetes Vermögen 5.750 €........

      oder habe möglicherweise ich den Fehler gemacht ?
      Avatar
      schrieb am 18.06.01 16:20:12
      Beitrag Nr. 377 ()
      @Msolver

      Du musst in Deinem Beispiel noch den Verkäufer Nr.1, der A und B die Aktien
      zu 10 EUR verkauft hat mit einbeziehen sowie die Anfangsgeldbestände der Kaüfer, da
      letztlich nur Bargeld und nicht Buchwerte zählen!!!
      Avatar
      schrieb am 18.06.01 17:12:45
      Beitrag Nr. 378 ()
      @schloss
      ok,ok!

      A und B haben die Aktien gezeichnet. Das Geld hat die Pleite AG ;) ausgegeben.

      Ups!!!!!!!???!?! da haben wir ja den Übeltäter!!! Der hat unser ganzes Geld..... :(
      Avatar
      schrieb am 18.06.01 17:16:08
      Beitrag Nr. 379 ()
      ein kleines Beispiel soll dir mal die Mechanismen der realen Börse zeigen:
      Dein Beispiel hat einen gravierenden Fehler!


      ...oder habe möglicherweise ich den Fehler gemacht ?

      Erst willst Du mir die Mechanismen der realen Börse erklären und dann zweifelst Du an Deiner eigenen Rechnung. So richtig weißt Du`s dann doch nicht, oder ?

      Zu Deinem Bsp.(warum einfach, wenn`s auch kompliziert geht )

      Die Rechnung stimmt zwar, aber die Schlußfolgerung ist falsch. Du zeigst damit, dass 2 Personen einen Verlust realisieren. Mehr nicht. Was Du nicht zeigst, aber wahrscheinlich zeigen wolltest, ist die Kapitalvernichtung. Kapitalvernichtung darf nicht mit dem Verlust von einzelnen Personen verwechselt werden.

      Ich sage immernoch: die Verluste des einen, sind immer die Gewinne eines anderen und umgekehrt. Kapitalvernichtung heißt, das Kapital existiert nicht mehr. Genau das geht gerade nicht. Du kannst aber Geld vernichten, indem Du Geldscheine anzündest oder sie durch die Toilette jagst.
      Avatar
      schrieb am 18.06.01 17:29:07
      Beitrag Nr. 380 ()
      @ gieristnichtgut

      an diesem Text bist du eine Weile gesessen, nicht?

      Ich hatte am Freitag einen Put verkauft :D, da hatte ich beim Stillhalten etwas Zeit ... Der Nominalwert war aber gedeckt ;).

      Was mich bei diesem Thema brennend interessieren würde, 4rolando: Wie hoch schätzt du das Risiko ein, dass sich so etwas wie das mit dem LTCM bzw. ähnliche Beinahe-GAU’s im Derivate-Handel wiederholen werden? Was für Sicherungsmaßnahmen wurden da eingebaut - gibt’s überhaupt welche? Und was kann da deiner Meinung nach passieren - auch vor dem Hintergrund absackender Börsen? Was müsste getan werden?

      Zunächst mal: Obwohl ich hier viel über die Risiken gesprochen habe, bin ich doch der Meinung, daß es diese Geschäfte geben sollte. Denn was war der Ursprungsgedanke dabei ? Im Prinzip sollte eine Versicherungsmöglichkeit geschaffen werden, mit der Banken gewisse Risiken absichern konnten. Machen wir ja auch: Haftplicht-, Kranken- und sonstige Versicherungen. Ich hatte ja das Beispiel mit der Bank gebracht, welche eine bestehende Position Anleihen absichern wollte. Auf dieser Seite des "Zauns" ist also eigentlich keine Gefahr zu sehen. Wenn alle sich aber nur absichern wollen, wer nimmt denn dann die Gegenposition ein ? Richtig: die Spekulanten. Es muß sie also auch geben :). Das Problem ist nun, daß die Spekulanten soviel wie möglich an Gewinn herausholen wollen (da geht`s uns nicht anders ;) ). Wenn ich von den Spekulanten verlange, den maximal möglichen Verlust (also den Nominalwert) als Sicherheit zu hinterlegen, wird das Geschäft für sie uninteressant. Der mögliche Gewinn ist nicht mehr berauschend. Ich muß also einen Anreiz liefern, indem ich über weniger Marginanforderung den Hebel des Geschäfts erhöhe. Damit habe ich bei Gaps das Risiko, einen Verlust in Höhe des Nominalwerts nicht gedeckt zu haben. Dieses Risiko muß ich aber eingehen, sonst hätte ich die Versicherungsmöglichkeiten für die Bank nicht mehr, da nämlich diese Geschäfte dann gar nicht mehr stattfinden würden.
      Wie hoch das Risiko ist, kann wohl keiner vorhersagen, ich auch nicht. Ich schätze das Risiko bei Aktienoptionen eher gering ein (da habe ich ja schon was dazu gesagt, Stichwort 5000 -> 1700). Bei Währungen wie auch bei Rohstoffen höher, aber auch hier sollte es nicht so viele Gaps geben, die bewegen sich ja eher kontinuierlich. Am höchsten schätze ich das Risiko bei Anleihen ein, da habe ich ja schon mal beschrieben, wie ein 100 % - Gap entstehen kann.

      Aber auch ohne Gaps gibt es eine Gefahr (die allerdings nicht ganz so groß ist): Man muß sich vergegenwärtigen, daß die "Macher" bei den Hedge-Fonds und auch den geldgebenden Banken (welche die Marginanforderungen bestimmen, denn die sind wie man bei LTCM gesehen hat Verhandlungssache)praktisch die Gaußkurve "anbeten" und ihr blind vertrauen.



      Je weiter außen ich mich befinde, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, daß ich wieder in die Mitte zurückkomme. Dieses blinde Vertrauen kannst du damit vergleichen, daß du dir 100%ig sicher bist, daß ein losgelassener Stein auf die Erde fällt. Selbst wenn du den Stein hoch wirfst und er sich also entgegen deiner Annahme verhält: du bist dir immer noch 100%ig sicher, daß er bald auf dem Boden liegt. Du wirst einfach abwarten und nichts tun. Genau das ist auch die Gefahr bei den Hedge-Fonds und den Banken. Sie geraten in die größte Gefahr eines Anlegers an der Börse: dem Aussitzen einer Verlustposition. Kennen wir ja alle. "Die kommt wieder" usw. Die Banken glauben das auch, und lassen das Konto in den Minusbereich laufen. Obwohl sie eigentlich schon viel früher die Reißleine ziehen müßten. Denn: hast du schon einen Stein in der Luft schweben sehen ? Nee, runter kommen sie alle ... Wenn sich dann aber ein Vogel den Stein schnappt (zwar unwahrscheinlich), bricht alles zusammen und die Banken müssen das Minus (Millionen, Milliarden ?) bewältigen.

      Was wäre der GAU ? Meiner Meinung nach ein Flächenbrand mit Zusammenbruch des Finanzsystems und die Rückkehr zu Gold/Silber - gedeckten Währungen. Also im Prinzip eine Hyperinflation bzw. Abwertung. Alles außer Sachwerten wäre hinüber. Aber auch ohne einen Derivate-Gau kann es zum Zusammenbruch der Währung(en) kommen. Hier wurde ja schon genug darüber diskutiert. Z.B in Japan wächst der Schuldenberg ohne Aussicht auf ein Ende. Das beschleunigt sich immer mehr und am Ende steht die Abwertung. Wie kann man sich davor schützen ? Das kommt nach deiner nächsten Aussage ...

      Zum Thema Gold: Du hast Recht, tatsächlich fasziniert mich das Material an sich. Es hat einfach - Geschichte. Wieviel und ob überhaupt ich was gebunkert habe, verrate ich hier natürlich nicht, klar... . Nur zum Goldkauf raten will ich hier nicht - wie ich überhaupt den Absicherungsstrategien für den Fall einer (Wirtschafts-) Krise etwas ratlos gegenüberstehe. Denn es ist doch so: Selbst wenn unsere ganz persönlichen Rechnungen nahtlos aufgehen sollten (was ich jedem hier wünsche) – es wird voraussichtlich nicht sehr helfen, wenn die ganz große Rechnung nicht funktioniert.

      Meine Frage nach dem Gold sollte eigentlich eine Diskussion darüber in Gang bringen, wie man sich für den Fall der Fälle absichern kann. Auch wenn du das hier nicht ausbreiten willst ;), können wir ja mal darüber diskutieren, was als sinnvoll erachtet werden kann. Die Vergangenheit hat gezeigt, daß "ungedeckte" Währungen am Ende nach einem Vertrauensverlust abgewertet wurden. Das heutige "Experiment" hält schon ziemlich lange (30 Jahre). Wie lange es noch weiter geht, weiß keiner. Klar erscheint mir nur, daß irgendwann die durch das "Gelddrucken" erzeugte Kreditblase platzen muß. Man sieht es ja an Greenspan: Seit einigen Jahren gibt er "Vollgas" und kommt schon fast gar nicht mehr dazu, etwas zu bremsen. Das geht nicht ewig so weiter. Ich habe mal aus einem anderen Board eine Meinung als Diskussionsgrundlage für eine Absicherungsstrategie hier reinkopiert:

      1/3 Immobilien(lat., übersetzt nicht bewegliche Güter):Land,
      Wald, Häuser(echte Häuser,keine fonds!!).

      1/3 Mobilien(lat., bewegliche Güter): Kunst(unter dem Gesichtspunkt der
      Wertanlage),Schmuck GOLD, SILBER !!!!

      1/3 Liquide Mittel: Anleihen,Aktien,Bargeld...


      Wenn ich mir das so ansehe, muß ich sagen: Ich bin nur beim dritten Punkt vertreten. Sieht also für mich nicht so besonders aus ;). Die generelle Aufteilung erscheint mir plausibel, die jeweiligen Prozente sollte man vielleicht mal diskutieren. Es ist außerdem nicht so einfach mit den Dritteln: Eine 3-Zimmer-Wohnung kostet in Ballungsräumen lockere 333 TDM. Also brauche ich schon 1 Million für das Ganze :).
      Wenn ich mir den zweiten Punkt so ansehe, erscheint mir der Ankauf von physischem Silber eine hervoragende Strategie zur Absicherung und gleichzeitiger Spekulation zu sein. Der Silberpreis wird steigen, sobald die letzten Lager geräumt sind. Eine Spekulation mit Vervielfachung des Einsatzes ist möglich. Sollte eine Abwertung "in die Quere" kommen, steht man damit ebenfalls gut da. Das scheint mir auch die Strategie von Warren Buffet oder z.B. Bill Gates zu sein. Und die habens ja wirklich drauf :). Die Frage wäre nun unter anderem: Wie komme ich zu physischem Silber und wie bewahre ich es auf ? Ich will das ja nicht unterm Kopfkissen liegen haben (Autsch !) ;).

      Bin schon mal gespannt auf Meinungen zu dem Thema ...

      Ich füge unten noch einen Text zum Thema Silber und Währungsreform/Abwertung ein, über den wir auch mal diskutieren könnten. Vielleicht hast du ihn ja schon auf deiner Festplatte ? Da wird auch ein bißchen Werbung gemacht, aber die Grundaussagen sind interessant.

      Ciao
      Roland

      PS: Sehe gerade, daß Helmut wieder die "Schmutzschleuder" angeworfen hat ;), das werde ich mal bei Gelegenheit genießen ...

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      Reprivatisierung des Geldes

      Das nachfolgende Referat wurde anläßlich des Elliott-Treffen im Februar 2001 in Ochsenfort von Reinhard Deutsch gehalten.


      Liebe Geldfreunde,
      ich freue mich, dass wir unsere kleinen virtuellen Dispute jetzt einmal real fortsetzen können, gleichsam von Angesicht zu Angesicht statt von Taste zu Taste.

      Bevor ich jetzt anfange hier radikale Theorien zu vertreten, würde ich doch gerne erst einmal mit einer kleinen Umfrage versuchen, das Gelände zu sondieren, auf dem ich mich bewege - also:

      Wer hier im Saal ist der Meinung, dass es sich bei fiat money, also unserem heutigen Geld um legales Falschgeld handelt?

      Wer ist der Meinung, dass Gold und Silber nach wie vor Geld sind?

      Und schließlich, wer hier im Saal ist der Meinung, dass das staatliche Geldmonopol abgeschafft werden sollte, und das Geld ähnlich wie bei Bahn und Post ebenfalls wieder reprivatisiert werden sollte?


      Ich will im ersten Teil meines kleinen Vortrages ein paar geldtheoretische Fragen behandeln, um im zweiten Teil dann daraus praktische Folgerungen und Handlungsmöglichkeiten abzuleiten. Im theoretischen Teil geht es um vier Fragen:

      1.) Was ist der Unterschied zwischen Gold als Geld und staatlichem Papiergeld?
      2.) Was ist echtes Geld und wie entsteht es?
      3.) Was ist im Gegensatz dazu fiat money und warum ist es legales Falschgeld?
      4.) Warum soll eine Remonetisierung der Edelmetalle verhindert werden?

      Im praktischen Teil geht es dann um die Frage, warum Silber das beste Investment für die nächsten Jahre sein könnte, wie man Silber kauft und wie eine Reprivatisierung des Geldes praktisch aussehen könnte.


      1.) Was ist der entscheidende Unterschied zwischen Gold und staatlichem Papiergeld?
      Lassen Sie uns zu Beginn einmal ein kleines Gedankenexperiment machen, mit dem ein wichtiger Aspekt von Geld sehr schön klar wird. Ich habe hier einen Silberbarren. Normalerweise würde man das Experiment mit einem Goldbarren machen, aber da es sich hier um ein sehr preiswertes Seminar handelt, muss Silber genügen. Das Experiment geht damit genau so gut. Übrigens, um das hier gleich einmal einzufügen, durch viele Jahrhunderte war immer Silber das eigentliche monetäre Metall nicht Gold. Gold wurde im Außenhandel und für große Zahlungen benutzt, aber Silber war immer das eigentliche monetäre Arbeitspferd. Dieses Metall hier war also durch viele Jahrhunderte, ja Jahrtausende, Geld, also weltweit allgemein anerkanntes Tauschmittel. Meist wurde es in kleinen runden, fertig abgewogenen Portionen weitergereicht, sog. Münzen. Häufig war irgendein Otto darauf abgebildet, der dafür bürgen sollte, dass das Gewicht auch stimmt, was allerdings meist gerade nicht der Fall war. Und um auch das hier gleich noch mit einzufügen, die Einheit für Geld war immer ein Gewicht und nicht etwa ein Wert, wie man vielleicht annehmen könnte. Ich lasse den Silberbarren mal rumgehen, damit Sie das Gewicht spüren können und würde mich freuen, wenn er wieder zurückkommt.

      Und hier habe ich nun einen Bogen modernes staatliches Papiergeld. Da kann eine 1, eine 10 oder auch 1000 draufstehen, am Gewicht spüren Sie jedenfalls nicht, dass Sie mehr Geld haben. Offenbar werden beide Geldarten von unterschiedlichen Sinnesorganen wahr genommen. Diese Zweiteilung in Geist und Materie wird uns später noch beschäftigen. Auch beim Geld finden wir so eine merkwürdige Zweiteilung in geistig abstrakt und handfest materiell.

      So und nun das Gedankenexperiment. Stellen Sie sich vor, die Regierung oder die Zentralbank, die dieses Papiergeld ausgegeben hat, erklärt heute, dass dieses Geld ab morgen nicht mehr gültig sei. Dass ab morgen nur noch neues, rotes Geld gesetzliches Zahlungsmittel sei, die grünen Zettel nicht mehr gelten und jeder sich morgen 100 neue, rote Scheine abholen könne.

      Frage - würden Sie das glauben? Würden Sie sagen, ja das stimmt und hingehen und sich in der Schlange anstellen um rote Zettel zu bekommen? Ja, natürlich würden Sie das. Wenn die Regierung heute ihr Papiergeld für ungültig erklärt, dann ist es auch sofort ungültig. Und nun die Gegenprobe. Wenn die Regierung heute erklärt, Gold und Silber sind ab morgen keine Tauschmittel mehr. Würden Sie das glauben, würden Sie Ihr Gold wegwerfen oder gegen einen roten Zettel umtauschen, weil Sie glauben, Gold und Silber sei kein Tauschmittel mehr, weil Sie Angst haben, niemand auf der Welt würde Ihnen noch etwas für Gold oder Silber geben? Nein, diese Macht hat die Regierung nicht. Selbst nach 30 Jahren intensiven brainwashings, in denen den Menschen immer wieder eingeredet wurde, Gold und Silber sei kein Geld mehr, sei kein Tauschmittel, können Sie immer noch auf der ganzen Welt mit einer Gold- oder Silbermünze Brot kaufen. Egal wann die Münze geprägt wurde, oder was da drauf steht. Mit Reichsmark oder allen anderen Papiergeldsorten der Vergangenheit geht das nicht mehr.

      Ganz offensichtlich besteht ein gravierender Unterschied zwischen den beiden Geldarten Gold und Silber auf der einen Seite und Papiergeld auf der anderen Seite. Und nun versuchen wir mal den wirklich entscheidenden Unterschied auf den Punkt zu bringen, die Tatsache also, dass im einen Fall die Regierung von heute auf morgen das Geld für ungültig erklären kann, während sie im anderen Fall diese Macht nicht hat. Wenn man es, vielleicht etwas pathetisch, auf den Begriff bringen will, kann man wohl sagen, Gold ist Freiheit, ist gemünzte Freiheit und staatliches Papiergeld ist Abhängigkeit, Unfreiheit, ja Sklaverei. Das eigentliche Motiv für den Kauf von Gold und Silber ist wahrscheinlich nicht der Glanz oder irgendwelche mystischen Motive, sondern ganz simpel Freiheit. Auf der Flucht haben die Frauen das schwere Silberbesteck nicht wegen seines magischen Glanzes mitgenommen und auch die Zentralbanken halten aus genau diesem Motiv am Gold fest, weil sie genau wissen, dass nur Gold letzte und höchste Liquidität ist.

      Wenn man die Geldgeschichte betrachtet, stellt man fest, dass die jeweils Herrschenden immer und immer wieder versucht haben, die Menschen mit staatlichem Geld „heimtückisch“ zu enteignen, aber die Menschen konnten sich immer wehren, indem sie einfach wieder auf Gold und Silber als Tauschmittel ausgewichen sind. Erst seit etwa 30 Jahren, genau seit dem 15. August 1971, als Amerika bankrott erklärt hatte, weil es nicht mehr mit richtigem Geld zahlen konnte oder wollte, hat man begonnen, Gold und Silber auch in den Köpfen der Menschen zu entmonetisieren. Gold und Silber ist heute scheinbar kein Geld mehr und es werden von Seiten der Banken und der Regierungen erhebliche Anstrengungen unternommen, dass diese Vorstellung erhalten bleibt und sich verfestigt. Wir erleben seit vielen Jahren einen regelrechten Kampf gegen Gold und Silber. Warum ist das so? Wie Alan Greenspan in seinem berühmten Aufsatz von 1966, damals war er noch nicht Notenbankpräsident, klipp und klar geschrieben hat, ist Gold der natürliche Feind von fiat money. Fiat money dient der heimtückischen Enteignung der Menschen, Gold verhindert diesen Prozess, deshalb muss es von denen, die an fiat money interessiert sind, mit allen Mitteln bekämpft werden, schreibt Alan Greenspan.


      2.) Was ist echtes Geld und wie entsteht es?
      Betrachten wir zunächst einmal, was normalerweise Geld ist und wie es entsteht, um daran anschließend zu betrachten, was im Gegensatz dazu fiat money ist und wie es entsteht. Es gibt zunächst prinzipiell nur zwei Arten von Geld, nämlich:

      1.) Warengeld (Gold und Silber)
      2.) Kreditgeld (Schuldgeld)

      Warengeld ist immer ein konkreter, anfassbarer, materieller Gegenstand. Salz, Muscheln, Perlen, Steine, Kleider, Kühe, Zigaretten und vieles andere hat auf diese Weise mal als Geld gedient und in einem langen Suchprozess haben sich Gold und Silber als das mit Abstand beste Warengeld herausgestellt. Kreditgeld dagegen ist ein abstraktes geistiges Konzept, ein abstrakter Schuldvertrag zwischen Menschen, der in irgendeiner Weise, meist auf einem Zettel, notiert wird. Es gibt also, wenn sie so wollen, ein Geld aus Materie und ein Geld aus Geist.

      Diese merkwürdige Zweiteilung finden wir öfters im Leben. In der Philosophie und beim Menschen finden wir die Zweiteilung in Körper und Geist. In der Juristerei kennen wir Sachenrecht und Schuldrecht und in der Physik finden wir Welle und Teilchen, die immer gleichzeitig und nebeneinander existieren. Und diese Zweiteilung gibt es eben auch beim Geld, nämlich konkretes Warengeld und abstraktes Kreditgeld. Beide Geldarten hat es schon immer und gleichzeitig nebeneinander gegeben und wird es wohl immer geben, so wie der Mensch wohl immer Körper und Geist zugleich ist. Wenn man das einmal versteht, hat man schon den größten Teil der Geldtheorie verstanden. Die meiste Verwirrung beim Geld entsteht dadurch, dass entweder beide Geldarten ständig durcheinander gebracht werden, oder eine Geldart einfach geleugnet wird.

      Es gibt aber noch einen zweiten wichtigen Unterschied zwischen diesen beiden Geldarten Warengeld und Kreditgeld, der sich diesmal auf die Zeit bezieht. Warengeld entsteht, indem ich irgendeine Ware produziere und mit dieser Ware bezahle ich dann. Die Leistung, mit der ich bezahle, ist also in der Vergangenheit bereits erbracht worden. Die Kuh ist großgezogen, das Kleid gewebt, das Gold ist geschürft, eingeschmolzen und gemünzt worden. Die Leistung ist also bereits erbracht und gleichsam in der Ware, in dem Gold gespeichert.

      Kreditgeld dagegen entsteht, indem ich eine Leistung für die Zukunft verspreche. Ich bezahle mit einer für die Zukunft versprochenen Leistung, also mit einer Schuld, dem Schuldversprechen, dass ich in der Zukunft eine Leistung erbringe werde. Deshalb spricht man hier auch von Schuldgeld. Dem so entstehenden Kreditgeld steht immer eine gleich hohe Schuld gegenüber. Je mehr Schulden, desto mehr Kreditgeld ist da. So merkwürdig es klingt, je mehr Versprechungen ich mache, umso mehr Geld ist da. Kreditgeld entsteht aus dem Nichts und verschwindet wieder ins Nichts. Um das zu verstehen, wollen wir einfach mal praktisch Kreditgeld machen.

      Ich habe hier ein paar vorgefertigte Geldformulare, auf denen steht z.B., Ich der ............. Soundso leiste bei Vorlage dieses Zettels eine Stunde Arbeit. Sie müssen nun nur Ihren Namen einsetzen und unterschreiben, und damit ist neues Kreditgeld aus dem Nichts entstanden. Auf dem Zettel kann natürlich genauso gut stehen, ich verspreche, gegen Vorlage dieses Zettels 100,- DM zu zahlen. Wenn jetzt hier 10 Leute solche Zettel unterschreiben, sind damit 1000,- DM neues Kreditgeld in die Welt gekommen, die vorher nicht da waren. Und zwar wohlgemerkt, handelt es sich um echtes Kreditgeld, nicht etwa Falschgeld. Das ist schon alles, so ist echtes Kreditgeld immer entstanden und so wird es immer entstehen. Irgendjemand erklärt, dass er in der und der Höhe zu leisten beabsichtigt und belegt das mit einem Zettel, der seine Unterschrift trägt. Das und nichts andres ist Kreditgeld, ein Versprechen, in der Zukunft etwas zu leisten. Wie dieses Versprechen notiert und festgehalten wird, spielt nur eine Nebenrolle. Es kann in ein Kerbholz geschnitzt werden oder in ein Tontäfelchen geritzt, in ein Buch geschrieben oder in einem Computer gespeichert werden. Üblicherweise wird es einfach auf einen Zettel geschrieben, der dann als Tauschmittel weitergereicht werden kann. Das heute übliche Standardformular für diesen Zettel ist der Wechsel. Auf einem Wechsel wird schlicht versprochen, gegen Vorlage des Wechsels zu leisten und der Wechsel ist Geld, ist bereits echtes Kreditgeld und muss nicht etwa erst diskontiert werden, um zu Geld zu werden.

      Meist begnügen die Leute sich allerdings nicht mit dem einfachen Versprechen und der Unterschrift sondern misstrauisch, wie sie sind, wollen sie zusätzlich noch ein Pfand, für den Fall, dass die versprochene Leistung zum vereinbarten Zeitpunkt nicht erbracht wird. Wird die Leistung erbracht, wird der Zettel zerrissen, das Kreditgeld verschwindet wieder. Wird sie nicht erbracht, kann der jeweilige Besitzer des Zettels das Pfand verlangen, z. B. die Frau wegnehmen, oder das Haus oder die Kuh. Aber das ist nur eine zusätzliche Sicherheit und hat mit dem eigentlichen Kreditgeld nichts zu tun. Solange der Aussteller
      des Zettels mit seiner Unterschrift bestätigt, dass er die feste Absicht hat, selbst zu leisten, so lange handelt es sich um echtes Kreditgeld. Erst wenn der Aussteller des Zettels von vorneherein gar nicht die Absicht hat, selbst zu leisten und er deshalb auch kein Pfand hinterlegt, handelt es sich um falsches Kreditgeld. Damit kommen wir zu der Frage:


      3.) Was ist fiat money und warum ist es Falschgeld?
      Neben dem echten Kreditgeld, das wir kennen gelernt haben, gibt es noch eine zweite Art Kreditgeld, die man lange Zeit gar nicht bemerkt hat, weil man sie nicht für möglich gehalten hat und viele Leute halten sie auch heute noch nicht für möglich, obwohl sie in allen Lehrbüchern ausführlich erklärt wird. Und jetzt wird es richtig spannend.

      Diese zweite Art Kreditgeld ist mehr oder weniger klamm heimlich über lange Zeit von den Banken entwickelt und immer mehr perfektioniert worden. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts hat man den Umfang und die Bedeutung dieser Art der Geldentstehung, insbesondere durch die Arbeiten des Geldtheoretikers Albert Hahn, erst so richtig erkannt. Heute entsteht Geld überwiegend auf diese Art. Fiat heißt soviel wie - es werde - fiat lux heißt es werde Licht und fiat money heißt es werde Geld. Klingt wie eine Zauberformel. Überraschenderweise gibt es kein deutsches Wort für fiat money - Zaubergeld wäre vielleicht die richtige Bezeichnung.

      Um diese neue Art von Geld zu verstehen, wollen wir jetzt mal praktisch fiat money machen. Ich habe hier einen 100 Markschein. Wie der entstanden ist, lassen wir jetzt mal außen vor, auf alle Fälle ist er bereits vorhanden. Diesen 100 Markschein leihe ich jetzt z.B. dem Jürgen, allerdings nicht direkt, sondern indirekt, indem ich Ihm wieder so einen Zettel gebe, auf dem steht: Ich - die „Deutsche Bank“ verspreche, gegen Vorlage dieses Zettels 100 Mark herauszurücken. Wenn ich das jetzt 10 mal mache, mit 10 verschiedenen Leuten, sind wieder 1000 Mark neues Kreditgeld aus dem Nichts entstanden und ich als Bank habe die vorgeschriebenen 10% Mindestreserve in Form des 100 Markscheines nach wie vor in der Kasse.

      Statt die Zettel auszustellen, kann ich den Vorgang natürlich auch einfach in ein Buch eintragen und die Leute bekommen Kontoauszüge. Damit sind dann 1000 Mark sog. Buchgeld aus dem Nichts entstanden. Dieses spezielle Gelderzeugungsverfahren nennt man fractional banking, weil dabei nur ein kleiner Teil des Geldes, eine fraction, tatsächlich vorhanden sein muss.

      Diese neue Geldentstehungsart, also das mehrfache Verleihen ein und desselben 100 Markscheines, hat sich wie gesagt mehr oder weniger unbemerkt über lange Zeit entwickelt, nur dass es ursprünglich nicht ein 100 Markschein der Notenbank war, der da 10 mal verliehen wurde, sondern ein und derselbe Goldbarren wurde 10 mal beliehen oder verliehen. Das ist im Prinzip der gleiche Trick wie ihn die Firma Flowtex angewendet hat, als sie ein und dieselbe Bohrmaschine 10 mal an die Leasinggesellschaft verkaufte.

      Nun kann man allerdings das Handeln einer Bank, die 10 mal denselben Goldbarren verleiht, notfalls moralisch noch rechtfertigen, denn anders als Flowtex handelt sie nicht von vorneherein in krimineller Absicht. Die Banken hatten beim Goldstandard durchaus die Absicht, ihre Banknoten jeweils in Gold einzulösen, insofern handelte es sich noch
      nicht um Falschgeld. Die Banken selbst mussten für ihr Geld, für das Geld, das sie erzeugt haben, reales Eigentum herausrücken. Die Bank selbst musste Gold aus dem Keller holen und herausrücken, wenn die Kunden die Banknoten einlösen wollten.

      Erst als 1971 die Einlösepflicht in Gold ganz aufgehoben wurde, ist aus diesem Kreditgeld fiat money, ungedecktes legales Falschgeld geworden. Warum ist es jetzt auf einmal Falschgeld, nur weil diese minimale Golddeckung von sagen wir 10% nicht mehr da ist? Nun ganz einfach, weil beim Gelderzeuger die Absicht zur Leistung weggefallen ist. Die Deckung mit Gold mag im Laufe der Zeit immer geringer geworden sein, aber zumindest bei anständigen Bankern bestand immer die Absicht für ihr Geld gerade zu stehen,
      notfalls mit realer Ware zu leisten. Erst wenn diese Absicht, selbst real zu leisten, gar nicht mehr besteht, schlägt Kreditgeld um in Falschgeld. Lassen Sie uns auf diesen wichtigen Punkt noch etwas tiefer eingehen.

      Die Bank stellt ja bei unserem zweiten Experiment gewissermaßen 10 Schuldscheine auf sich selbst aus, für die sie jeweils 100 Mark rausrücken müsste. Das sieht zwar auf den ersten Blick fast genauso aus, wie beim Gold, aber eben nur scheinbar. Die Bank hat die 10 Scheine gar nicht die sie verleiht, ebenso wenig wie die Bank früher die 10 Goldbarren hatte. Beide Banken verleihen etwas nicht Vorhandenes. Das ist zunächst bei beiden der gleiche üble Trick wie bei Flowtex. Aber wenn es hart auf hart kam, musste die Bank früher 10 reale Goldbarren beschaffen, oder bankrott erklären. Und was muss die Bank heute beschaffen? Zehn Scheine, also zehn neue Schuldversprechen von irgendjemand, notfalls von der nächsthöheren Instanz, der Zentralbank oder dem Staat. Die Bank stellt gewissermaßen einen Schuldschein aus und verleiht ihn gegen Zins, ohne dass die Schuld je erfüllt werden muss. Die Banken lösen ihre Schuldversprechen ein, indem sie immer neue Schuldversprechen geben. Die Banken selbst brauchen den versprochenen Umtausch in andere Güter niemals zu leisten. Sie verleihen Falschgeld.

      Hier ist nun vielleicht der richtige Zeitpunkt, um mal auf ein, wie ich meine, gefährlich falsches Argument von Heinsohn/Steiger einzugehen. Heinsohn/Steiger argumentieren, das Geld, welches die Bank als Kreditgeber erzeugt, sei nicht etwa ungedecktes fiat money, vielmehr sei es gedeckt und zwar durch verpfändetes Eigentum, allerdings nicht etwa Eigentum der Bank, wie man meinen könnte, sondern durch Eigentum des Kreditnehmers, der das von der Bank erzeugte Geld bekommt. Das ist, wie wir schon ein paar Mal diskutiert haben, etwa so als wenn ich rufe, Herr Ober bringen Sie mal Geld, ich möchte zahlen. Schauen wir einmal genau hin, wie Heinsohn/Steiger diesen abenteuerlichen intellektuellen Salto hinbekommen. Ich beziehe mich dabei auf den Aufsatz: „Geldnote, Anleihe und Aktie“, den Heinsohn/Steiger am 1. Sept. 2000 ins Netz gestellt haben.

      Zunächst wird erklärt, dass Geld nur durch die Verpfändung bzw. Belastung von Eigentum entstehen könne. Dann wird erklärt, dass dies selbstverständlich auch für eine Notenbank gelte. Zitat: „Eine Notenbank muss für die Einlösungsfähigkeit der von ihr emittierten Geldnote ihr Eigentum belasten“ Zitat Ende. Ihr Eigentum, also das Eigentum der Notenbank.

      Nach diesem Satz holen sie dann Anlauf für den Salto mit der Bemerkung, Zitat: „Die Notenbank schafft die Geldnote niemals für sich, sondern immer nur für einen Anderen. Dabei achtet sie darauf, dass dieser Andere als ein immer identifizierbarer Schuldner im Wertumfang des Kredits aus seinem Eigentum Sicherheiten verpfändet“. Zitat Ende. Hier hört man schon die Nachtigall trapsen.

      Und nun kommt der Salto. Zitat: „Die Kunst bei der Schaffung von Geldnoten besteht nun darin, dass ihre jederzeit mögliche Einlösung niemals erfolgt, die Noten also in Umlauf gehalten werden. Das geschieht dadurch, dass die prinzipiell in Eigentum der Notbank einlösbaren Geldnoten nicht etwa gegen ihr Eigenkapital in Umlauf gesetzt werden, sondern gegen die ihr gestellten Sicherheiten aus dem Eigentum ihrer Schuldner. Was verpfändet die Bank da eigentlich? Es sind Forderungen gegen ihre Schuldner - etwa Unternehmen oder Hauseigentümer“. Zitat Ende.

      Ist doch toll nicht wahr? Ich leihe dem Kunden gewissermaßen sein eigenes Goldstück. Erst sagen sie, die Bank muss ihr Eigentum, also ihr eigenes Goldstück verpfänden, damit das Geld entstehen kann, das die Bank verleiht und plötzlich ist das Goldstück des Kunden verpfändet. Herr Ober, bringen Sie mal Geld .....

      Aber genau an dieser Stelle entsteht der intellektuelle Twist, über den wir schon oft diskutiert haben und deshalb ist es so wichtig, genau zu unterscheiden, wer das Geld erzeugt, wer das Geld entstehen lässt, und ob der Gelderzeuger sein eigenes Eigentum verpfändet, oder ob er anderer Leute Eigentum verpfändet. Immer muss derjenige, der Geld erzeugt, auch selbst die Leistung erbringen. Erbringt er sie nicht oder hat er von vorneherein gar nicht die Absicht, selbst Leistung für das von ihm erzeugte Geld zu erbringen, ist es Falschgeld.

      Nun muss das Verleihen oder Erzeugen von Falschgeld nicht von vorneherein etwas Schlechtes sein. Falschgeld kann durchaus segensreiche Wirkungen entfalten, wie wir an den Beschäftigungswundern von Roosevelt oder Hitler gesehen haben. Auch das Wunder von Wörgl beruhte auf der Wunderwirkung von Falschgeld. Silvio Gesell, der Vater von Wörgl, schreibt ja sogar die ganze Wirtschaftsentwicklung Europas dem Falschgeld zu. Europa verdankt seinen Aufstieg der größten Erfindung aller Zeiten, dem Falschgeld, schreibt Silvio Gesell. Und in der Tat kann ja Falschgeld, solange es nicht als solches erkannt wird, enorm belebend wirken. Das war zunächst bei allen Falschgeldexperimenten so und so ist es ja jetzt auch wieder.

      Üblicherweise wird ja so die Falschgelderzeugung auch gerechtfertigt, dass nämlich die Inflation, die durch Falschgeld zunächst entsteht, anschließend im Güterregen ertränkt werde. Das Falschgeld rege so viel zusätzliche Produktion an, dass es anschließend durch reale Güterproduktion von selbst gedeckt werde, ist das übliche Argument der Wirtschaftswissenschaft, zur Rechtfertigung von fiat money.

      Aber diese Hoffnung hat sich leider immer wieder als Illusion erwiesen. Nachdem der Geist des weltweiten Falschgeldes 1971 einmal aus der Flasche gelassen war, haben sich Staat, Banken und jetzt auch die Wirtschaft immer mehr auf die direkte Erzeugung von Falschgeld konzentriert und beschäftigen sich immer weniger mit der Güterproduktion. In Californien werden z.B. keine Elektrizitätswerke mehr gebaut, sondern Strom mit fiat money herbeigezaubert.

      Immer neue Tricks zur Falschgelderzeugung wurden entwickelt, aber wenn im Extrem jeder nur noch Falschgeld erzeugt und selbst nichts mehr leistet, dann wird legales Falschgeld irgendwann einmal für alle sichtbar zu echtem Falschgeld und ist dann eben nichts mehr wert. Es könnte sein, dass wir jetzt wieder einmal an diesem Punkt stehen und damit vor der Frage, wie wird die Entwicklung weiter gehen und wie kann man sich vor Falschgeld schützen. Damit kommen wir zur vierten Frage, nämlich:


      4.) Warum soll eine Remonetisierung der Edelmetalle verhindert werden?
      Die Preise für Gold und Silber werden seit Jahren künstlich nach unten manipuliert. So wie die Opec ein Kartell ist, um den Preis des Öls durch künstliche Angebotsverminderung nach oben zu manipulieren, gibt es seit mehreren Jahren ein Kartell, um den Goldpreis durch künstliche Angebotsvermehrung nach unten zu manipulieren. Wie macht man so etwas? Nun ganz einfach, indem man Gold verkauft, das man gar nicht hat. Entweder verkauft man dasselbe Gold mehrfach, also der alte, schon bekannte Trick, oder man verkauft heute schon Gold, das erst in Zukunft gefördert wird. Wenn ich heute Gold verkaufe, das erst in 5 Jahren gefördert wird, drücke ich natürlich heute den Preis. Eine Gruppe, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, diese Preismanipulation zu entlarven und zu bekämpfen, mit dem Namen Gata - Gold Anti Trust Association. - hat jetzt in Amerika Klage eingereicht gegen Alan Greenspan, Larry Summers, die BIZ, Goldman Sachs, die Deutsche Bank, kurz gegen die ganze Truppe, die an der Erhaltung von fiat money und damit ihrer Geldmacht, interessiert ist und die deshalb den Goldpreis nach unten manipuliert. Es könnte sein, dass die Freunde von fiat money jetzt, trotz ihrer immensen Macht, an das Ende ihrer Möglichkeiten gelangt sind und der Gold- und Silberpreis dann explodiert. Dies wäre das Signal für ein Ende des aktuellen fiat money Systems, ein weiteres gigantisches Experiment nach dem Modell des John Law wäre wieder einmal gescheitert. Alle Experimente mit ungedecktem Papiergeld sind bisher gescheitert und das Papiergeld wurde jedes mal gegen Gold abgewertet. Vieles spricht dafür, dass es auch diesmal so sein wird.

      Die Freunde des fiat money, also Regierungen und Banken, werden sich zwar so lange wie möglich gegen eine Remonetisierung der Edelmetalle wehren, aber die Menschen werden zunehmend merken, dass sie wieder einmal mit staatlichem Zwangsgeld betrogen wurden und werden neu entdecken, dass es ein Geld gibt, neben fiat money, ein Geld das keine Schuld ist, und das der Staat nicht von heute auf morgen zerstören kann, etwa indem er es einfach für ungültig erklärt, um die Bürger so ihrer Ersparnisse zu berauben, um die Menschen „heimtückisch zu enteignen“, wie Alan Greenspan geschrieben hat. Diese Remonetisierung der Edelmetalle, die Neuentdeckung von Gold und Silber als Geld, wird die große Überraschung an den Märkten sein, weil damit kaum einer gerechnet hat, und dies wird die Edelmetallpreise dramatisch nach oben treiben, insbesondere den Silberpreis.


      Warum Silber?
      Silber wird von dieser Entwicklung wesentlich stärker profitieren als Gold, wird also prozentual deutlich stärker steigen. Dafür gibt es eine ganze Reihe von Gründen und ich will auf einige hier kurz näher eingehen.

      Gold ist heute nach wie vor ein monetäres Metall und der relativ hohe Goldpreis lässt sich nur so erklären. Es gibt keinen Rohstoff, den wir in solchen Mengen (über 40 Jahresproduktionen) sofort verfügbar haben und der gleichzeitig so wenig gebraucht wird. Wenn Gold heute wirklich keine monetäre Funktion mehr hätte, dürfte der Preis wohl eher noch unter dem des Silberpreises liegen.

      Bei Silber ist es genau umgekehrt. Silber wird immer mehr industriell gebraucht, und die
      Vorräte gehen zu Ende. Hierzu nur eine Zahl, welche die Dramatik der Situation schlagartig erkennen lässt. Noch vor 50 Jahren verfügte die amerikanische Regierung über einen riesigen Silbervorrat von etwa 3 Milliarden Unzen, was etwa sechs heutigen Jahresproduktionen entspricht. Dieser Vorrat wurde in den vergangenen 50 Jahren kontinuierlich aufgebraucht und im vorigen Herbst wurden die letzten Unzen ausgeliefert. Anders als bei Gold gibt es damit praktisch keine staatlichen Vorräte mehr, mit denen man den Preis drücken könnte.

      Silber dürfte das erste Industriemetall sein, das definitiv knapp wird, noch vor Blei. Wenn jetzt zu der steigenden Industrienachfrage noch eine monetäre Nachfrage hinzukommt, ist die Preisexplosion bei Silber vorprogrammiert. Natürlich wird es immer genug Silber geben, denn es geht ja, ähnlich wie Gold, auf dem Raumschiff Erde letztlich nicht verloren, sondern wird größtenteils wie z. B. in der Fotoindustrie immer wieder recycled, aber eben nicht zu diesem Preis. Silber wird heute praktisch unter Herstellungskosten gehandelt, weil es ebenfalls von dem fiat money Kartell gedrückt wird. Es lohnt sich deshalb, heute eine Art umgekehrte Silbermine anzulegen, also Silber im Markt zu kaufen und in der Erde, d.h. im Tresor, zu versenken, um diese Mine dann bei steigenden Preisen später bequem wieder abzubauen. Ich halte Silber derzeit für die beste und sicherste Altersvorsorge für die nächsten 10 Jahre. Vielleicht kann man danach wieder Aktien anfassen, aber Gold und Silber dürften wohl derzeit das mit Abtsand beste Investment sein.

      Es gibt eine ganze Reihe von technischen Gründen, warum Silber stärker gebraucht wird, warum es knapp wird und warum es prozentual stärker als Gold steigen wird. Dazu gehört auch das Gold/Silberverhältnis, das jetzt so um die 50 schwankt und eigentlich bei etwa 10 bis 15 oder sogar eher deutlich darunter stehen müsste. Wenn es gewünscht wird, gehe ich später gern nochmals darauf ein, will mich aber jetzt zum Schluss der Frage zuwenden, was man ganz praktisch tun kann.


      Wie kann man praktisch in Gold und vor allem Silber investieren?
      Versuchen Sie mal, bei Ihrer Bank Silber zu kaufen. Man wird Ihnen heftig abraten und Ihnen mit Kosten und sonstigen Problemen den Appetit verderben. Etwa 30 % haben Sie in Deutschland sofort verloren in Form von 16 % MwSt. sowie dem An- und Verkaufsspread. Die Banken wünschen nicht, dass Sie Gold und Silber kaufen. Derzeit müssen Sie zumindest in Deutschland noch Rückrat beweisen, wenn Sie in Gold oder gar Silber investieren wollen.

      Es gibt aber die Möglichkeit über etablierte Edelmetallhändler oder auch über Schweizer und Luxemburger Banken preiswert zum Tageskurs und ohne MwSt. Gold und vor allem Silber zu kaufen. Die Lagerkosten betragen dabei etwa 1/2 % p.a. und Sie haben nicht das Problem mit dem Lkw, Silber in Ihren Garten fahren zu müssen. Der Vorteil dabei ist, dass Sie jederzeit von jedem Ort durch einen simplen Telefonanruf kaufen und verkaufen können. Der Nachteil ist dabei, dass Ihnen das Silber nicht gehört sondern der Bank. Sie haben, wie bei einem Währungskonto auf Dollar oder SFr. nur Anspruch auf die Auslieferung bzw. Auszahlung. Wenn die Bank pleite geht, ist das Silber weg, wie das Geld bei der Bank. Mit etwas höheren Gebühren können Sie diesen Nachteil ausschalten und das Silber oder Gold in einem separaten Depot auf Ihren Namen lagern. Dann ist es, wie der Tresor bei der Bank, außerhalb der Konkursmasse und Ihr Eigentum. Es gibt da technisch einige Varianten, die Ihnen die Bank gerne erklärt.

      Eine recht elegante und seit Jahrhunderten international übliche Variante ist der sog. Lagerschein oder ware-house-receipt. Einen solchen Lagerschein kauft man über einen Agenten bei Scotia Moccatta in New York und gegen diesen Schein kann man sich in Basel oder Zürich jederzeit sein Metall physisch ausliefern lassen. Der Lagerschein wird auf den Namen des Anlegers ausgestellt und die Barrennummer bzw. bei Münzen die Containernummer mit exakter Gewichtsangabe eingetragen. Gegen Vorlage des Lagerscheins beim Lagerhaus kann man jederzeit eine Auslieferung verlangen, wie etwa einen Mantel gegen einen Garderobeschein. Ebenso kann der Lagerschein selbst übertragen, oder auch verpfändet werden. Das Edelmetall wird in Zollfreilagern bei der Mat-Securitas, einer der größten Lagerhausgesellschaften der Welt in der Schweiz gelagert.

      Ich habe das hier deshalb etwas ausführlich geschildert, weil es für das Verständnis einer wirklich aufregenden, neuen Entwicklung wichtig ist, die einen praktischen Weg zeigt, der zu privatem, mit Edelmetall gedecktem Geld zurückführen kann und auf den ich am Ende zu sprechen kommen will.

      Vorher will ich aber noch auf eine andere, sehr elegante und sehr moderne Möglichkeit
      hinweisen, preiswert in Gold und Silber zu investieren, und zwar über e-gold. Mit e-gold können Sie bereits heute weltweit mit Gold und Silber bezahlen. Sie können z. B. mein Buch: Die Geldfalle über das Internet sehr preiswert kaufen, nämlich fast 40% billiger, für nur 100 Gramm Silber oder 2 Gramm Gold, während es mit legalem Falschgeld 49,80 kostet. E-Gold ist nicht nur ein preiswerter Weg, vor allem in Silber zu investieren, weil es Mehrwertsteuerfrei ist und nur etwa 3 % zwischen An- und Verkauf liegen, Sie können auch weltweit per Mausklick mit Ihrem Silber bezahlen. Man kann zunächst bei e-gold ein Konto eröffnen, auch ohne irgendetwas einzuzahlen. Sie bekommen dann eine Kontonummer und ein Passwort und können sich so z. B. schon in Gold, Silber oder auch Platin und Palladium im Internet bezahlen lassen. Das steht zwar alles erst am Anfang, aber immerhin werden bei e-gold derzeit etwa 3000 neue Konten pro Monat eröffnet und ein steigender Prozentsatz auch mit Edelmetall ausgestattet. Zu diesem Zweck beauftragen Sie Ihre Bank einfach, fiat money an e-gold zu überweisen und teilen e-gold per Internet mit, welches Metall Sie haben wollen. Sie können das fiat money auch per Scheck schicken, ebenso wie e-gold über all hin einen Scheck mit fiat money zu Lasten Ihres Kontos schickt. Sie können also jederzeit von Edelmetallen in fiat money oder umgekehrt wechseln. Ich finde das eine faszinierende und aufregende Entwicklung, die sicher Zukunft hat.

      Noch aufregender finde ich aber eine andere Entwicklung, die ich zum Schluss hier noch kurz vorstellen möchte, mit der in der Tat wieder privates metallgedecktes Geld entstehen könnte, ganz so, wie es ursprünglich einmal entstanden ist und wie es sich über viele Jahrhunderte bestens bewährt hat. Ich habe hier ein paar neue Geldscheine, die zunächst nicht viel anders aussehen, als etwa Dollar, DM oder Euro. Diese Scheine unterscheiden sich aber in zwei wesentlichen Punkten von den bisher üblichen Währungen.

      1. Sie werden von einem privaten Unternehmen herausgegeben. Es handelt sich also nicht um staatliches Zwangsgeld, sondern um ein privates Geld, das freiwillig akzeptiert werden muss, das sich also im Markt gegen Konkurrenz behaupten muss und

      2. Im Gegensatz zu Dollar, DM und Euro, die mit Nichts gedeckt sind, ist dieses Geld wieder mit Gold oder Silber gedeckt.

      Sie können mit dem Geld jederzeit vom Emittenden bzw. vom Lagerhaus die Aushändigung von Gold oder Silber verlangen. In gleicher Weise ist ursprünglich auch einmal der Dollar entstanden, bevor er später zu fiat money degenerierte. Diese neuen Scheine hier sind nun wieder mit Silber gedeckt.

      In der Praxis läuft das so. Sie tauschen einfach, z.B. bei mir, 10 Dollar fiat money, in 10 Dollar ALC - American Liberty Currency, und haben damit Papiergeld, das mit 1 Unze Silber gedeckt ist. Sie können jederzeit für 10 Liberty Dollar eine Unze Silber im Warehouse, oder auch bei mir, abholen. Nun werden Sie unschwer feststellen, dass Sie ja für 10 Dollar derzeit etwa zwei Unzen Silber kaufen können, Sie also scheinbar den doppelten Preis für Silber bezahlen. Das stimmt natürlich, Sie könnten sich theoretisch zwei Unzen Silber als Barren kaufen und unter die Matratze legen, aber dann haben Sie das Silber nicht als praktisches Geld verfügbar, mit dem Sie bezahlen können. Bei zwei Unzen ist das natürlich kein Problem, die kann man ohne weiteres als Barren mitnehmen, und notfalls auch damit bezahlen aber wenn Sie 5000 Dollar in Silber mitnehmen wollen, sind das schon über 30 kg. Sie bezahlen also praktisch einen Preis, einmal dafür, dass das Silber bereits gemünzt ist und für das zur Verfügung stellen des Papiersystems. Ob der Preis gerechtfertigt ist, muss der Kunde bzw. der Markt entscheiden.

      Als Zahlungsmittel ist der neue Schein gewiss genauso praktisch wie Dollar, DM oder Euro, aber er ist zusätzlich noch durch eine bestimmte Menge Silber gedeckt. Das sollte ihn eigentlich im Markt gegen das Staatsgeld, das garantiert mit Nichts gedeckt ist, konkurrenzfähig machen. Die einzige Überlegenheit beim Staatsgeld ist der staatliche Annahmebefehl, der dazu führt, dass jeder das legale Falschgeld annimmt und einfach weiterreicht. Aber in Zeiten einer Hyperinflation wird dieser Befehl schwammig. Mag sein, dass dann wirklich Konkurrenz im Markt entsteht und vielleicht bietet ja ein anderes privates Unternehmen oder gar der Staat eine höhere Deckung, um konkurrenzfähig zu werden und schon sind wir bei einem Wettbewerb, um das bessere Geld auf einem freien, internationalen Markt.

      Die Wirkung dieser Liberty Currency ist jetzt am Anfang sicher noch bescheiden. Sie beruht zunächst in einem didaktisch aufklärerischem Effekt. Die Leute haben etwas zum anfassen, sie können sich etwas vorstellen und man kommt sehr schnell in ein Gespräch, über Geld und Remonetisierung von Edelmetallen. Aber immerhin gibt es in Amerika bereits etwa 800 sog. redemption centers, wo man fiat money in liberty currency und diese in Silber umtauschen kann. Ein solches System kann man auch hier in Europa
      aufbauen. Jeder Einzelne hier im Saal kann eine eigene Bank bzw. Wechselstube, also so ein redemption center aufmachen und sich an diesem Aufklärungsprozess beteiligen.

      Ich gebe hier mal diese Informationszettel aus, als ersten Einstieg, für alle die sich mit dem Gedanken befassen wollen.

      Lassen Sie mich zum Schluss mit ein paar markigen Sätzen wieder den Bogen zum Anfang, zur Freiheit schlagen. Freiheit heißt immer Freiheit vom Staat, aber diese Freiheit muss von Unten erkämpft werden, wir können sie nicht als Geschenk von oben erwarten. Wenn es gelingt, diese neuen Formen von privatem gedecktem Geld Schritt für Schritt zu verbreiten, können die Menschen sich auch beim Geld wieder vom Staat und von Fremdherrschaft befreien, wie es auch auf vielen anderen Gebieten durch Aufklärung gelungen ist. Nach dem Motto: When the people own the money, they control the government. When the government owns the money, it controls the people.

      Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.


      © Dipl. Kfm. Reinhard Deutsch






      Autor: Dipl.-Kfm. Reinhard Deutsch
      Kontakt: R.Deutsch@t-online.de
      Stand: Februar 2001,
      auf den "Gold Seiten" seit: 02/2001
      Avatar
      schrieb am 18.06.01 17:30:35
      Beitrag Nr. 381 ()
      @Desue
      Ok, nur verbrenne ich lieber dann mein Geld.

      A.) der Brennwert des Geldes (Cashburning.... ;) ) ist immer noch besser als
      B.) das Geld durch die Toilette zu jagen. Das kostet Abwassergebühren....

      Aber wie schon um 17:12:45 Uhr geschrieben, ......
      Avatar
      schrieb am 18.06.01 17:37:19
      Beitrag Nr. 382 ()
      Ach, ich dachte, das wäre schon lange kein Thema mehr.


      Natürlich wird bei fallenden oder steigenden Kursen
      kein Kapital vernichtet/erschaffen.


      Für die Kapitalschaffung ist jemand ganz anderes verantwortlich,
      nämlich die Zentralbanken, die einfach mehr Geld in den Kreislauf
      pumpen, wie Alan G. es zur Zeit extrem macht.


      Nur was mit diesem Geld passiert ist entscheidend.

      Helmut vertritt die Meinung, das dieses Geld
      investiert wird und damit demnächst wieder zu einer
      höheren Wirtschaftsleistung führt.
      Gängige Theorie ist, das nach ca. 1 Jahr nach einer Zinssenkung
      das Geld bei der Börse angekommen ist.

      Ich wäre mir da nicht so sicher.
      Nehmen wir z.B. mal die Telekoms.

      So lange genug Geld da war,
      wurde alles gekauft und auf`s heftigste FK aufgenommen.
      Das hat sich Mitte letzten Jahres angefangen zu rächen,
      weil enorme FK-Zinsen aufgebracht werden mußten,
      mehr, als meistens Gewinne anfielen.

      Nun sind die Zinsen zwar wieder niedriger,
      doch können die Telekom`s nicht davon profitieren,
      weil die Absatzzahlen wegbrachen und mittlerweile
      zu den FK-Zinsen auch noch die Verluste zu bedienen sind.


      Frage:

      Was nützt es es einem Telekom-Titel,
      wenn der VW wieder mehr Geld zu Verfügung steht?

      mögliches Szenario:

      Er benutzt zur Verfügung stehendes Geld um FK abzubauen,( was wirtschaftlich vernünftig wäre! ),
      aber kein SP-Wachstum zur Folge hätte.
      Avatar
      schrieb am 18.06.01 19:23:05
      Beitrag Nr. 383 ()
      @sittin bull

      Nun sind die Zinsen zwar wieder niedriger,
      doch können die Telekom`s nicht davon profitieren,
      weil die Absatzzahlen wegbrachen und mittlerweile
      zu den FK-Zinsen auch noch die Verluste zu bedienen sind.

      Frage:

      Was nützt es es einem Telekom-Titel,
      wenn der VW wieder mehr Geld zu Verfügung steht?


      Zinsenaufwendungen für FK sind in einer Unternehmung oftmals große Positionen. Der Zinsvorteil ergibt sich bereits durch die Alternativen "keine Zinssenkung" und "Zinserhöhung". Die Unternehmen profitieren also sehr wohl davon.
      Avatar
      schrieb am 19.06.01 01:03:56
      Beitrag Nr. 384 ()
      @roland

      hab mich jetzt mal durch Dein Kilometer langes Posting gekämpf. und über das hier bin am meisten gestolpert:

      Klar erscheint mir nur, daß irgendwann die durch das "Gelddrucken" erzeugte Kreditblase platzen muß. Man sieht es ja an Greenspan...

      Greenspan dürfte sich für die Kredite nur marginal interessieren. Bei der Steuerung der Geldmenge interessiert die Kreditvergabe nicht wirklich. Wenn eine Bank einen Kredit vergibt, dann landet der Kreditbetrag als Guthaben auf dem Konto des Kreditnehmers. Diesem Guthaben steht der Bank eine Forderung in gleicher Höhe zzgl. Zinszahlungen gegenüber. Es wird lediglich Liquidität getauscht und die Geldmenge bleibt - welch Wunder - konstant.

      Wie wurde denn nun durch "Gelddrucken" eine Kreditblase erzeugt ? Da doch für die Kreditvergabe keine Gelddruckmaschine rattern muß !
      Avatar
      schrieb am 19.06.01 02:20:45
      Beitrag Nr. 385 ()
      n’Abend zusammen...


      @Desue

      na, das Thema „Kapitalvernichtung oder nicht“ lässt dich nicht ruhen, oder...? Kann ich aber gut verstehen - im Grunde müsste das zur Zeit ein ganz großes Thema in den Medien sein. Deine Argumte und Rechnungen haben auch durchaus was für sich.

      Und natürlich habe ich mir auch ein paar Gedanken zu deinen Postings gemacht. Du sagst:

      Kapitalvernichtung heißt, das Kapital existiert nicht mehr. Genau das geht gerade nicht. Du kannst aber Geld vernichten, indem Du Geldscheine anzündest oder sie durch die Toilette jagst

      Nun - ich denke eben, du richtest deine Aufmerksamkeit dabei zu viel auf den Begriff „Geld“ und zu wenig auf den Begriff „Wert“. Nur ein kurzes Beispiel (weil ich heute Abend ja noch mehr vorhabe ): Meiner Meinung nach können Aktien ja auch als eine Art „Parallel-Geld“ betrachtet werden, was ja beispielsweise bei großen Firmenfusionen (und nicht nur dort!) schon längst üblich ist. So hättest du möglicherweise auch im Frühjahr 2000 mit einem prallgefüllten Neuen-Markt-Depot mit einem damaligen Wert von, sagen wir, 100 000 €, losziehen können und ein kleines Haus am Stadtrand kaufen können, wenn ein börsenbegeisterter Immobilienhändler deine Aktien akzeptiert hätte. Aber jetzt, nach dem dramatischen Wertverfall der Nemax-Aktien - vielleicht hättest du Mühe, jetzt für dasselbe Haus auch nur die Jahresmiete mit genau demselben Depot zu bezahlen. Innerhalb eines Jahres hat also eine dramatische Ent-wert-ung stattgefunden - ich denke deshalb schon, dass an der Börse kein „Nullsummenspiel“ betrieben wird, sondern Werte geschaffen – und ebensogut auch vernichtet werden können.


      @4rolando

      hey - vielen Dank für dein Statement zum Thema „Derivat-Risiken“.

      Gut, dass du nochmal auf die Grundlagen eingehst. Am allerbesten gefällt mir das mit dem überraschend auftauchenden Vogel, der sich den Stein schnappt... Ich kann mir die allmächtigen LTCM-Bosse, die sich so sicher in ihrem „Rolls Royce der Hedge Fonds“ fühlten, lebhaft vorstellen, wie sie vergeblich auf das Zurückkommen des Steines warten und es ihnen dann irgendwann ziemlich unwohl wurde... . Aber das Thema ist ernst genug - ich bleib’ dabei eben bei meiner Meinung: Sachen, die die Möglichkeit eines großen Crashs in sich tragen, sollten zumindest öffentlich kontrolliert werden. Und gerade das ist mir im Derivate-Handel zu wenig der Fall...

      Die „Rettungsanker“, die du für den Fall einer Krise aufzählst, 4rolando, also:

      /3 Immobilien(lat., übersetzt nicht bewegliche Güter):Land,
      Wald, Häuser(echte Häuser,keine fonds!!).

      1/3 Mobilien(lat., bewegliche Güter): Kunst(unter dem Gesichtspunkt der
      Wertanlage),Schmuck GOLD, SILBER !!!!

      1/3 Liquide Mittel: Anleihen,Aktien,Bargeld...


      sind schon o.k., da will ich dir nicht überhaupt nicht widersprechen. Vieles davon sind ja auch Werte, um die sich unsere Ahnen schon bemüht haben (und die waren ja auf ihre Art genauso lebenskompetent wie wir, sag’ ich mal - auch ohne Internet).

      Aber trotzdem: Ich hab’s glaube ich in einem früheren Posting schon mal geschrieben - meiner Meinung nach haben Krisen ihre eigenen Gesetze, Gesetze, die heute kaum vorherzusehen sind. In der bisher letzten Währungskrise etwa, also nach dem Krieg bis zur Währungsreform, galten Zigaretten und nicht Edelmetalle als die Ersatzwährung. Wer hätte das ahnen können? Wie hätte jemand gelebt, der sich aus irgendeinem Grund vorher die Wohnung mit Zigaretten vollgestapelt hätte? Hätte der noch ruhig schlafen können? Wäre das nicht von den Besatzungsmächten konfisziert worden? Und so könnte man fortfahren...

      Was ich damit sagen will - es ist sicher nicht schlecht, auf Werte zu bauen, die sich in der Geschichte der Menschheit als beständig erwiesen haben. Aber es ist wie mit der Gauß-Kurve - irgendwann kommt vielleicht ein Vogel, und holt den Stein... So dürfte es zum Beispiel auch nicht sehr viel Spaß machen, ein Besitzender in einer allgemeinen Verelendung zu sein.

      Dann gehen Wirtschaftskrisen, und auch das habe ich ja schon einmal geschrieben, ja auch Hand in Hand mit politischen, gesellschaftlichen, sozialen, kulturellen und anderen Umwälzungen. Denn die Welt (und der Mensch) besteht ja nicht nur aus der Wirtschaft, auch wenn das der eine oder andere gerne hätte – und auch nicht, wenn das jetzt zehn Jahre lang die herrschende Propaganda war . Deshalb ist es meiner Meinung nach schwierig bis unmöglich, genaue Prognosen für den Fall einer echten Krise zu treffen...


      zum Vortrag von Reinhard Deutsch (den ich tatsächlich schon gekannt habe ):

      Gut finde ich, wie er nochmal ganz detailliert auf die eigentlichen Ursprünge von „Geld“ eingeht. Und dass er dagegen wettert, dass die Golddeckung der Währungen aufgegeben wurde, kann ich gut nachvollziehen... (meines Wissens wurde es gemacht, weil die Amis mit den Kosten des Vietnamkrieges nicht klarkamen...) Ein Spiegel-Text über die angebliche Goldpreis-Manipulation von Greenspan steht ja auch hier im Thread.

      Aber einiges ist mir dann doch zu - nun, wie soll ich’s sagen - zu „geheimbündlerisch“ an Deutschs Meinungen. Es lief, denke ich, nicht so, dass sich da eine Gruppe von Dunkelmännern hingesetzt hat und beschlossen hat: „Wir machen jetzt fiat money“. Sondern ich vermute, das war ein langwieriger, auch gesellschaftlicher Prozess, der zum Beispiel zur Abschaffung der Golddeckung geführt hat. Die Leute waren sich damals eben sicher, so viel an Wissen zu haben, dass sie meinten, die Hebel der „Geldmaschine“ souverän bis in alle Zeiten bedienen zu können. Von einer „bubble economy“ hat damals sicher keiner geträumt...

      Gar nichts halte ich von Deutschs Vorschlag des privaten Geldes. Denn wer das Geld macht, hat die Macht - immer schon, seit den römischen Cäsaren und ihren Vorläufern (man könnte vielleicht auch sagen: starke Macht heißt starkes Geld).

      Deshalb ist es mir lieber, ein demokratisch kontrollierter Staat hat diese Macht als eine private, profitorientierte Firma. Das wird in den USA teilweise genau andersherum gesehen - kein Wunder, dass die Idee des „privaten Geldes“ dort schon ein bisschen realisiert wird. Aber genau hier verläuft vielleicht die Grenze zwischen den USA und Europa - meiner Meinung nach trägt eben die Vorherrschaft privater Firmen nicht zu mehr, sondern zu weniger Freiheit des Einzelnen bei.

      PS: Sehe gerade, daß Helmut wieder die "Schmutzschleuder" angeworfen hat , das werde ich mal bei Gelegenheit genießen ...

      Ja, Helmut schaltet sich wieder ein http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,140137,00.h…

      Aber wo wir gerade dabei sind, 4rolando: Hilfst du mir ein bisschen, dass der Thread hier nicht die ganz große Schmutzwäsche wird? Denn wenn nur noch gepöbelt wird, kriege ich immer so Schreikrämpfe...



      Uff, in der Schule müsste es jetzt "Thema verfehlt" heißen. Denn ich wollte heute was ganz anderes schreiben / posten - na ja, unverhofft kommt oft - oder wie sagt man? Also bis demnäxt...

      Grüße,

      gieristnichtgut
      Avatar
      schrieb am 19.06.01 03:01:30
      Beitrag Nr. 386 ()
      @gieristnichtgut

      so, ein Posting muß ich heute dann doch noch loswerden.

      na, das Thema „Kapitalvernichtung oder nicht“ lässt dich nicht ruhen, oder...?

      eigentlich kann es mir total egal sein, was hier so alles über Kapitalvernichtung geschrieben wird. Das Thema hatte ich eigentlich auch längst abgehakt. Es gibt aber immer wieder Leute, die an Kapitalvernichtung glauben, als wäre es der Glaube an den Weihnachtsmann. Wenn ich derartiges lese, dann kann ich die Finger einfach nicht stillhalten und gebe meinen Senf dazu. So langsam ist das Thema aber wirklich ausgereizt. Es ist mittlerweile eine Wiederholung von bereits Gesagtem.
      Avatar
      schrieb am 19.06.01 04:26:56
      Beitrag Nr. 387 ()
      Zum Thema Gold/Geld:

      Ich glaube die Gold-Heinies hier im Board, und Herr Deutsch im Elliot-Forum haben arge Probleme einfache oekonomische Zusammenhaenge zu verstehen.

      Irrtum Nummer 1: Unser Fiat Money ist nicht gedeckt. Natuerlich ist es gedeckt: Durch Staatsanleihen, die bei der Fed oder der EZB im Keller liegen.

      Irrtum Nummer 2: Aber die Staatsanleihen sind doch viel unsicherer als Gold. Wieder weit gefehlt. Wie wuerde denn wohl eine Gold-Deckung ablaufen? Glaubt Ihr, dass bei Golddeckung eine Ueberweisung von Hamburg nach Muenchen per Lieferwagen ablaufen wuerde, der das Gold 800 km weit transportiert? Natuerlich nicht. Das Gold liegt wieder bei einer Zentralen Sammelstelle im Keller und im Umlauf befinden sich nur Geldscheine. Genauso wie eine Regierung die Zahlung seiner Anleihen einstellen kann, kann es auch sagen “Aetsch, Golddeckung ist zu Ende. Euer Geld ist von nun an wertlos.” Golddeckung ist demnach genauso riskant wie Deckung mit Staatsanleihen.

      Der Absatz hier hat mir am besten gefallen:

      In der Praxis läuft das so. Sie tauschen einfach, z.B. bei mir, 10 Dollar fiat money, in 10 Dollar ALC - American Liberty Currency, und haben damit Papiergeld, das mit 1 Unze Silber gedeckt ist. Sie können jederzeit für 10 Liberty Dollar eine Unze Silber im Warehouse, oder auch bei mir, abholen. Nun werden Sie unschwer feststellen, dass Sie ja für 10 Dollar derzeit etwa zwei Unzen Silber kaufen können, Sie also scheinbar den doppelten Preis für Silber bezahlen. Das stimmt natürlich, Sie könnten sich theoretisch zwei Unzen Silber als Barren kaufen und unter die Matratze legen, aber dann haben Sie das Silber nicht als praktisches Geld verfügbar, mit dem Sie bezahlen können. Bei zwei Unzen ist das natürlich kein Problem, die kann man ohne weiteres als Barren mitnehmen, und notfalls auch damit bezahlen aber wenn Sie 5000 Dollar in Silber mitnehmen wollen, sind das schon über 30 kg. Sie bezahlen also praktisch einen Preis, einmal dafür, dass das Silber bereits gemünzt ist und für das zur Verfügung stellen des Papiersystems. Ob der Preis gerechtfertigt ist, muss der Kunde bzw. der Markt entscheiden.

      Na toll. Da ich ja nicht Tonnenweise Silber zuhause haben will bekomme ich Papiergeld, das jederzeit gegen Silber einloesbar ist, und zwar bei einem Warehouse oder bei Herrn Deutsch persoenlich.

      Jetzt frage ich mal in der Runde: Wem vertraut Ihr mehr? Amerikanischen Staatsanleihen, die als Deckung fuer die schoenen gruenen Dollars dienen, oder Herrn Deutsch mit seinem Warehouse und seinen American Liberty Dollars? Wer hier die falsche Antwort gibt, macht sich in meinen Augen ziemlich laecherlich!
      Avatar
      schrieb am 19.06.01 10:34:29
      Beitrag Nr. 388 ()
      Die Antwort ist natürlich:

      Keinem von beiden!

      Die amerikanischen Staatsanleihen sind nur so viel Wert,
      so lange das Vertrauen besteht, das sie bedient werden.

      Leider besteht wohl kaum die Möglichkeit,
      diese immer zu bedienen.

      Es ist in der Geschichte immer wieder so gewesen,
      da es so einfach ist, einfach neue Staatsanleihen
      zur Schaffung neuen Geldes auszugeben,
      das immer wieder eine Spirale von Staatsanleihen
      entsteht, neue werden ausgegeben, um alte zu decken.

      Und Helmut, komm mir nicht wieder mit folgenden 2 Argumenten:

      1:die USA haben in den letzten beiden Jahren durch Haushaltüberschüsse
      die Emittierung von 30-jährigen zurückgefahren,
      ja, eigentlich bräuchten sie in 10 Jahren gar keine mehr

      ( nur weil etwas mal 2 Jahre in 400 Jahren anders ist, wird sich da nix ändern )

      2. die USA brauchen weiter Staatsanleihen, damit ein liquider Markt
      für Anleihen entsteht

      ( sie brauchen sie, weil sie ohne die Schulden gar keinen haushalt fahren könnten! )


      Die private Währung ist noch absurder.
      Avatar
      schrieb am 19.06.01 10:48:22
      Beitrag Nr. 389 ()
      muss man sittin bull zustimmen:
      "Demokratie" ohne langfristig wachsende Staatsverschuldung
      ist wie Fische fangen ohne Köder ...
      Avatar
      schrieb am 19.06.01 21:13:45
      Beitrag Nr. 390 ()
      @ sittin

      Die Antwort ist natürlich: Keinem von beiden!

      Naja, aber in Abwesenheit von Alternativen muss man ja nun einem vertrauen. Wenn Du niemandem vertraust, dann kannst Du kein Geld akzeptieren und wir sind zurueck bei der Tauschwirtschaft. Ist Dir das lieber? So nach dem Motto, tausche einen VW Golf gegen 5000 kg Kartoffeln. Also ich fuer meinen Teil vertraue den US Staatsanleihen mehr als allen anderen Dingen in der Welt, die katholische Kirche eingeschlossen. :D

      Die amerikanischen Staatsanleihen sind nur so viel Wert, so lange das Vertrauen besteht, das sie bedient werden.

      Und genauso ist jede Waehrung nur so lange etwas wert, wie Vertrauen darin besteht, dass Versprechen eingeloest werden. Das ist beim Gold nicht anders. Mein ganzer Beitrag handelte ja davon, dass es unmoeglich ist einerseits einer Golddeckung zu vertrauen, aber andererseits einer Schuldendeckung nicht zu vertrauen. Wenn Du also beidem nicht traust, dann viel Spass bei der Tauschwirtschaft. Ich hoffe Du hast genuegend Kartoffeln. :D

      Leider besteht wohl kaum die Möglichkeit, diese immer zu bedienen.

      Warum nicht? 34% Staatsverschuldung, Tendenz sinkend. Im Gegenteil, die Anleihen koennen sogar mit einer solchen Geschwindigkeit zurueckgezahlt werden, dass jetzt sogar schon die Liquiditaet der US treasury Maerkte in Gefahr ist.

      ( nur weil etwas mal 2 Jahre in 400 Jahren anders ist, wird sich da nix ändern )

      Ist das Neid oder Ignoranz eines Deutschen, der es den Amerikanern goennt, dass die Staatsfinanzen relativ solide dastehen, waehrend Deutschland auf dem Zahnfleisch laeuft?

      sie brauchen sie, weil sie ohne die Schulden gar keinen haushalt fahren könnten!

      Meinst Du ohne Schulden oder ohne Schulden-Machen? Beides waere auf jeden Fall falsch: Ohne Schulden koennten die USA noch viel besser leben und ohne Schulden-Machen konnten die USA bereits die letzten beiden Jahre leben, und koennen auch dieses Jahr ohne neue Schulden leben und sie koennen auch mit Sicherheit 10 weitere Jahre ohne neue Schulden leben, weil naemlich Ueberschuesse erwirtschaftet werden! Du verbreitest hier also wider besseren Wissens mal wieder Nonsens.
      Avatar
      schrieb am 19.06.01 21:32:57
      Beitrag Nr. 391 ()
      Nonstop Nonsens, wie immer...


      Das Vertrauen ein wesentlicher Bestandteil einer
      Wirtschaft ist, gibst du also zu.

      Na klar, nur so lange ich denke, mein Geld ist in etwa
      genauso viel auch morgen noch wert,
      bin ich bereit, es z.B. auch zu sparen und ähnliches.
      ( und nicht sofort es auszugeben oder ins Ausland zu schaffen! )

      Leider druckt Herr Greenspan im Moment so viel davon,
      das die gesamte Menge gar nicht mehr so viel Wert
      sein kann wie vorher.

      Noch ist ist es auf unerklärliche Weise doch so,
      mag sein, das Vertrauen nicht so schnell verloren geht,
      kann auch sein, das der Euro dem wirklichen Kapital
      doch etwas mehr Sorgen bereitet, als man zugeben möchte.


      Dieses Vertrauen der Amerikaner,
      in die eigene Wirtschaftsleistung,
      in die eigene Währung,
      in A. Greenspan, der schon alles richten wird,
      an den eigenen Job,
      an immer steigende Aktienkurse,
      an ständig steigenden Konsum

      ist das einzige (!) was die USA noch haben.

      Die Realen Wirtschaftsdaten fangen an,
      dieses Vertrauen zu untergraben.


      Und du Helmut, müßtest eigentlich wissen,
      was passiert, wenn man in einer Wirtschaft das Vertrauen
      verliert.

      Und gerade bei den Amerikanern dürfte das Erwachen
      nach der riesigen Party in einem gigantischen Kater münden.


      Übrigens habe ich bis jetzt keinerlei Maßnahmen
      außer Wohneigentum getroffen,
      da wie weiter unten geschrieben es schwierig ist,
      evtl. Krisengewinnler vorher auszumachen,
      und, was auch wichtig ist,
      ich immer noch hoffe, das die USA irgendwie
      vor dem Abgrund zum Stehen kommt.

      Leider bin ich da im Moment skeptisch:

      da ich immer noch nicht verstehe:

      -wieso in den USA jegliche Wirtschaftszyklen unterbunden werden sollen,
      -wie sich die Änderung der Sparquote von ca. minus 1,5 % auf plus 8-12 %
      auf die SP-Leistung auswirkt.
      -ob der momentane Kapitalfluß ( Handelsbilanzdefizit! )
      in die USA weiterhin bestehen bleibt.
      -ob die Börsen angesichts der Risiken der Wirtschaft
      schon ein normales Niveau gefunden haben.
      -ob das grenzenlose Vertrauen an die USA weiterhin so bestehen bleibt.


      Das sind nicht die Gedanken eines neidischen Deutschen,
      sondern eines besorgten 25-jährigen, der
      angesichts möglicher Probleme (ohne Schwarzmalerei )
      genau wie gieristnichtgut angst und bange wird...
      Avatar
      schrieb am 19.06.01 22:00:11
      Beitrag Nr. 392 ()
      @ HelmutKohl: könntest du mir bitte erklären,wie die

      Staatsanleihen den Dollar decken oder durch ihn gedeckt sind.

      Und warum die Fed in den Tresoren Anleihen zur Dollardeckung hat?

      cu DL
      Avatar
      schrieb am 20.06.01 01:12:14
      Beitrag Nr. 393 ()
      so, mal wieder zurück in der Schuldenmaschine

      Ich möchte, wenn’s erlaubt ist, die aktuelle Währungsdebatte hier (die ja ruhig weitergehen kann) mal kurz für ein paar Meldungen unterbrechen, die mir in den letzten Tagen so in’s Auge stachen. Stellen wir das Ganze einfach mal unter die Überschrift „Geist der Zeit“ oder so...

      Da war zum Beispiel das Folgende. In Zeiten, in denen Spekulation zum (deutschen) Volkssport wurde, musste es natürlich passieren: Nick Leeson findet einen Geistesverwandten in Nordhorn / Niedersachsen.

      Devisenspekulation:
      Nick Leeson in Nordhorn


      Mit Wetten auf Dollar und Yen verloren Anleger im niedersächsischen Nordhorn Millionenbeträge. Alle hatten auf den Rat eines Angestellten der örtlichen Sparkasse vertraut.

      Nordhorn - Seit zwei Jahren hält die Kreissparkasse Grafschaft Bentheim zu Nordhorn den Fall unter der Decke, berichtete das "Handelsblatt". Dabei schätzt die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, dass Kunden mit Devisenspekulationen mindestens 40 Millionen Mark verloren haben. Die Wetten auf einen schwachen Yen oder Dollar gingen - nach anfänglichen Gewinnen - allesamt gründlich in die Hose. 90 Prozent aller von niedersächsischen Sparkassen vermittelten Devisenoptionsgeschäfte liefen zeitweilig in Nordhorn ab, schätzt der ehemalige Devisenguru. Inzwischen nennen seine früheren Kunden ihn nur noch den „Nick Leeson von Nordhorn“. Vor dem Landgericht Osnabrück laufen mehrere Verfahren. Die Sparkasse klagt gegen zahlungsunwillige Kunden, geschädigte Anleger klagen gegen die Sparkasse. Ein Bericht des Sparkassen- und Giroverbands im Auftrag des niedersächsischen Finanzministeriums soll klären, wer die Schuld an dem Debakel trägt. Bislang sieht es so aus, als müssten die Kunden den Schaden tragen. Denn ihr Ex-Berater will sie über alle etwaigen Risiken aufgeklärt haben. So musste er auch nicht, wie der echte Nick Leeson, ins Gefängnis. Er arbeitet jetzt im Süddeutschen und berät weiter Anleger - bei Devisengeschäften.
      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,140392,00.html


      Ja - unglaublich, aber wahr. Spontan fallen mir da einige grausige Szenen ein - zum Beispiel ein Gespräch mit dem örtlichen Sparkassen-Wertpapierberater hier vor Ort, der mich kurz vor dem Höhepunkt der Neuen-Markt-Blase anguckte wie ein Autofahrer ein überfahrenes Karnickel, als ich ihm erklärte, dass ich der Sache nicht ganz traue... (zur Rechtfertigung muss ich aber auch sagen, dass ich anlässlich des Infineon-Börsenganges mit ein paar Sparkassen-Beratern sprach, denen sichtlich unwohl war beim Thema „Kleinanleger am Neuen Markt“...) Oder, was den Volkssport Spekulation betriftt - da fällt mir doch gleich der Abend ein, an dem ich durch Zufall an den Tisch mit Männern der örtlichen Feuerwehr geriet - ratet mal, was geschlagene drei Stunden lang das Thema war? Ja, richtig, es waren EM.TV & Konsorten...


      Aber gehört das eigentlich hier rein? Eigentlich nicht so richtig, und deshalb gleich mal weiter. Denn was Sparkassen-Angestellte in Nordhorn/Niedersachsen schaffen, können die Global Players doch schon längst - nämlich sich verzocken....


      Riskante Optionen
      Dell sitzt auf einer Zeitbombe


      Der US-Computerhersteller Dell hat sich mit Aktienoptionen kräftig verrechnet. Der Übermut könnte das Unternehmen umgerechnet 9,5 Milliarden Mark kosten. Einzige Hoffnung: Steigende Kurse.

      New York - Dell hat in den vergangenen Jahren Millionen so genannter Put-Optionsscheine im Wert von je 75 Cent ausgegeben. Damit garantierte das Unternehmen den Käufern, ihnen Dell-Aktien zu einem bestimmten Zeitpunkt für einen festgesetzten Preis von durchschnittlich 44 US-Dollar abzukaufen. Eigentlich eine gute Strategie - solange der Kurs über 44 US-Dollar blieb und die Puts nicht ausgeübt wurden. Bei der Ausgabe der Puts hatte das boomende Unternehmen Dell es sich nicht träumen lassen, dass der Kurs jemals unter diese Marke fallen könnte. Doch dann kam der Börsen-Crash. Die Dell-Aktie notiert derzeit nur noch bei 24 US-Dollar. Dell muss nun Millionen Aktien für den Preis von 47 US-Dollar zurückkaufen, berichtet das "Wall Street Journal". Eine kostspielige Angelegenheit: Im vergangenen Jahr habe das Unternehmen bereits 750 Millionen Dollar für den Rückkauf von Aktien ausgegeben, schreibt die Zeitung. Das seien 91 Prozent des gesamten Cashflows in dieser Periode. Und es könnte noch schlimmer kommen. Bis zum 2. Mai 2003 werden noch Puts über 96 Millionen Aktien fällig - das bedeutet, wenn der Aktienkurs im Keller bleibt, eine Zeitbombe von 4,22 Milliarden Dollar (rund 9,5 Milliarden Mark). "Es war ein Riesenfehler, die Puts auszugeben. Es ist eine Selbstüberschätzung zu glauben, der Aktienkurs würde ewig steigen", zitiert die Zeitung einen Analysten. Ein Sprecher sagte, die Puts seien Teil eines größeren Aktienrückkaufprogramms. Dell sei auch bereit, seine Bar-Reserven von etwa 5,27 Milliarden Dollar dafür anzutasten. Nach den Angaben der Zeitung wollte Dell mit den Puts zusätzliche Einnahmen generieren und ein Gegengewicht zu den Call-Optionen schaffen, die sie wie fast jedes börsennotiertes Unternehmen an die Mitarbeiter ausgegeben hatten. Dieses Argument hält Thomas Selling, Professor für Buchhaltung, jedoch für unglaubwürdig: "Es ist reine Spekulation, egal was sie behaupten."

      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,140396,00.html


      Die Meldung wirft doch mal ein ziemlich grelles Licht auf die tollen Ergebnisse von US-Firmen in den vergangenen Jahren, oder nicht? Denn es war doch so: einen guten Teil der Traum-Gewinne erwirtschafteten doch die Finanzabteilungen der Unternehmen mit cleveren Spekulationen aller Art an den Märkten. Und da konnte man jetzt lange, lange permanent auf der Sieger-Seite stehen – was dann auch den doppelt positiven Effekt hatte, dass der eigene Börsenkurs dank der ausgewiesenen Traum-Gewinne ebenfalls nach oben schoss, was wieder Spekulationen ermöglichte usw...

      Aber wir dürfen eines nicht vergessen – es (hat) funktioniert. Dass zeigt folgende Meldung. Dass gerade ich die hier poste, wird vielleicht den einen oder anderen überraschen. Aber man sollte sich immer alle Seiten der Medaille angucken – und die Meldung hier macht mal deutlich, über welche Dimensionen wir hier reden. Und es macht auch deutlich, warum sich Politiker und Wirtschaftsleute weltweit den Aschesack anziehen und den Goldenen-Kalb-Tanz aufführen, wenn die Rede auf die US-Wirtschaft kommt:

      Wirtschaftsmacht
      Kalifornien überholt Frankreich


      Von Wolfgang Büchner

      Der US-Bundesstaat Kalifornien hat im Jahr 2000 Frankreich als fünftgrößte Wirtschaftsmacht überholt. Mit einem Bruttosozialprodukt (BIP) von umgerechnet 3019 Milliarden Mark liegt Kalifornien nun nur noch knapp hinter Großbritannien.

      Nach der in Los Angeles veröffentlichten Statistik des privaten Wirtschaftsförderungs-Organisation LAEDC führt die USA weiterhin unangefochten die Rangliste der größten Wirtschaftsmächte an. Mit einem Bruttosozialprodukt von 22.616 Milliarden Mark war die amerikanische Volkswirtschaft im vergangenen Jahr mehr als doppelt so groß wie Japan mit einem BIP von 10.476 Milliarden Mark. Auf den Rängen drei und vier folgen Deutschland (4238 Milliarden Mark) und Großbritannien (3212 Milliarden Mark). Frankreich kam nach der Statistik auf 2907 Milliarden Mark. Der US-Westküstenstaat hat demnach mehr als 13 Prozent des gesamten US-Bruttosozialproduktes erwirtschaftet. Die Wirtschaftsleistung entspricht fast drei Vierteln des deutschen BIP. Der Großraum Los Angeles mit den fünf Bezirken Los Angeles, Orange, Riverside, San Bernardino und Ventura produzierte im Jahr 2000 ein Bruttosozialprodukt von 1366 Milliarden Mark. Damit läge das Kraftfeld L.A. weltweit auf Rang zehn – deutlich vor Mexiko (1332 Milliarden Mark), Spanien (1298 Milliarden Mark) oder Australien (971 Milliarden Mark). Die Volkswirtschaften Russlands oder der Schweiz sind mit einem BIP von 503 beziehungsweise 547 Milliarden Mark nicht einmal halb so stark wie der Großraum L.A.

      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,140003,00.html


      Man könnte jetzt vieles gegen an dieser Meldung kritisieren (private Wirtschaftsförderungsorganisation?) - aber es ist doch so: Solche übermächtigen Zahlen sind es, die die Gläubigkeit an die absolute Überlegenheit der US-Wirtschaft bis heute untermauern. Und darum geht es ja auch hier im Thread: Was davon steht auf tönernen Füssen, was ist real daran? Aber wenn diese Zahlen nur ungefähr zutreffen, wird auch eines klar: es hat sich was mit dem Abkoppeln der Europäer von den USA (so nach dem Motto: So lange es euch gut geht, sind wir auf eurer Seite, wenn nicht mehr, machen wir unser eigenes Ding...) Und so denke ich auch, dass sich die rasch sinkende deutsche Konjunktur einfach dem Rhythmus des großen Bruders anpasst.

      So, um nochmal ein bisschen die Dimensionen, in denen wir uns die letzten Jahre bewegt haben, zu verdeutlichen, noch ein paar interessante Splitter aus der Welt des ganz großen Geldes. Das US-Magazin Fortune hat da noch was Interessantes zusammengestellt:

      Der Club der Milliarden-Verlierer:

      Das US-Magazin "Fortune" hat ausfindig gemacht, wer an der Börse um Milliarden erleichtert wurde.

      Hier ein paar Anwärter auf die Winner-Plätze:


      Walter Buckley III, President und CEO Internet Capital Group
      In den besten Zeiten des Unternehmens vor gut einem Jahr, zog Buckley gerne den Vergleich mit Jack Welshs General Electric. Seitdem ist der Börsenwert von ICG um 98,5 Prozent gefallen. 2,19 Milliarden Verlust

      Michael Saylor, Chef von MicroStrategy
      Wollte eigentlich ein Schloss à la Versailles am Potomac erbauen. Dann kam der Crash. Saylor verlor 13,53 Milliarden Dollar.
      Es bleiben ihm 179 Millionen Dollar. Dennoch habe er panische Angst, gestand er dem "New Yorker": "Ich hoffe, ich stehe nicht eines Tages vor dem Spiegel und sage: ,Das ist der Typ, der 15 Milliarden Dollar die Toilette runtergespült hat."

      David Filo, Mitgründer von Yahoo!
      Die introvertierte Hälfte des Gründerduos hat noch mehr verloren als Yahoo!-Star Jerry Yang: 10,31 Milliarden US-Dollar. Manchmal zahlt es sich eben nicht aus, mehr Aktien zu halten. Aber auch Filo hat noch beträchtliche Reserven: 800 Millionen Dollar.

      Jeff Bezos, Chef von Amazon.com
      Hauptverfechter der reinen Lehre: Wachstum jetzt, Profite später. Warnte Kleinanleger vor Internet-Aktien. Hat selbst viel damit verloren: Rund 10,8 Milliarden Dollar. Macht ihm aber nichts. Erstens hat er immer noch 1,7 Milliarden Dollar, zweitens glaubt er weiter an sein Baby: "Eine Firma ist nicht ihre Aktie, und die Aktie ist nicht die Firma", sagte Bezos dem Seattle Post-Intelligencer.

      Daniel Lewin, IT-Chef Akamai Technologies
      "Ich wollte nie ein Unternehmen gründen", hatte der Israelische Ex-Fallschirmjäger der "Jerusalem Report" gesagt. 2,3 Milliarden Verlust

      Jay Walker, Gründer von Priceline.com
      Konnte den Mund während des Booms nicht voll genug nehmen. Scheiterte kläglich mit dem Versuch, sein Nenn-Deinen-eigenen-Preis-und-wart-ab-ob-sie-es-Dir-geben-Modell auch auf Supermärkte auszudehnen. Verlor bisher 7,51 Milliarden Dollar. Kocht innerlich wahrscheinlich, gibt sich gegenüber "Newsweek" aber cool: Der Verlust sei "eine Enttäuschung, aber nicht das Ende der Welt". Hat immerhin noch 103 Millionen Dollar.


      Die komplette Siegerliste mit Fotos ist unter http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,138085,00.html zu finden...


      Also Freunde, tut mir Leid: Aber angesichts dieser Zahlen ist mir klarer denn je, dass da was komplett aus dem Ruder gelaufen ist...

      Trotzdem - gute Nacht, bis denn,

      Grüße,

      gieristnichtgut
      Avatar
      schrieb am 20.06.01 04:21:16
      Beitrag Nr. 394 ()
      Der US-Computerhersteller Dell hat sich mit Aktienoptionen kräftig verrechnet. Der Übermut könnte das Unternehmen umgerechnet 9,5 Milliarden Mark kosten. Einzige Hoffnung: Steigende Kurse.

      Tja, da kann man nur sagen, dumm gelaufen. Ich wusste schon vor Monaten, dass Dell diese Short-Puts hat. Die Business Week (amerikanische Ausgabe) hat schon vor langer Zeit darueber berichtet. Microsoft hat ebenfalls einige Leichen im Keller (in der Form von Put-Optionen).
      Da kann man halt nur sagen: Da hat jemand spekuliert und sich die Finger daran verbrannt. Oder kann mir jemand sagen, gegen welches Risiko Dell sich absichern wollte? Im Gegenteil, mir einer solchen Aktion wurde das Risiko noch erhoeht (Aktien gehen runter, Verluste aus den Short-Puts gehen rauf).

      Vor dem Landgericht Osnabrück laufen mehrere Verfahren. Die Sparkasse klagt gegen zahlungsunwillige Kunden, geschädigte Anleger klagen gegen die Sparkasse

      Meine Meinung dazu: Das ist halt die deutsche Vollkasko-Mentalitaet. Wir lassen uns vom lieben Mitarbeiter der Kreissparkasse alle moeglichen riskanten Termingeschaefte aufschwatzten. Wenn’s gut geht, freuen wir uns ueber den Gewinn. Wenn’s schief geht, dann stellen wir uns hinterher dumm und sagen einfach die Sparkasse hat uns nicht hinreichend ueber die Risiken aufgeklaert. Ich bin der Meinung die gierigen Anleger sollten ruhig mal auf ihren Verlusten sitzen bleiben. Es trifft ja ohnehin die Zahnaerzte und Anwaelte. :D
      Avatar
      schrieb am 20.06.01 09:07:07
      Beitrag Nr. 395 ()
      .













      Also bei 500 Beiträge bitte ich den Thread als gebundenes Buch zu veröffentlichen.

      Preis 99,- DM











      .
      Avatar
      schrieb am 20.06.01 13:59:00
      Beitrag Nr. 396 ()
      könntest du mir bitte erklären,wie die Staatsanleihen den Dollar decken oder durch ihn gedeckt sind. Und warum die Fed in den Tresoren Anleihen zur Dollardeckung hat?

      Wenn die Fed Geld ausgibt, dann geschieht das so: Sie kauft Wertpapiere von Banken, das Geld landet bei den Banken und die Wertpapiere landen bei der Fed im Tresor. Ausserdem muessen alle Geschaeftsbanken einen gewissen Prozentsatz ihrer Einlagen als Reserve bei der Fed hinterlegen (deshalb der Name Federal Reserve Bank). Diese Einlage geschieht in Form von Treasuries.
      Avatar
      schrieb am 20.06.01 14:16:50
      Beitrag Nr. 397 ()
      @HelmutKohl: klar mit den zinslos hinterlegten Papierchen,

      die gehören doch wohl den Banken????

      Die Zentralbank schiebt die Zinsen ein,und bei den Geschäftsbanken verteuert sich

      deren Geldbeschaffung. Soweit alles logo.

      Aber wie geht es mit den anderen Treasuries die von Zentralbanken mit Fiatmoney gekauft werden???

      Die FED kassiert Zinsen für nichts, wo ist die Deckung.

      Mir kommen alle Erklärungen so vor als ob bei dieserkreativen doppelten Buchführung

      einer schummelt,es alle wissen und niemand den Mut hat es zu sagen.

      cu DL
      Avatar
      schrieb am 20.06.01 17:01:10
      Beitrag Nr. 398 ()
      @ lupo

      Die FED kassiert Zinsen für nichts, wo ist die Deckung. Mir kommen alle Erklärungen so vor als ob bei dieserkreativen doppelten Buchführung einer schummelt,es alle wissen und niemand den Mut hat es zu sagen.

      Die Leute, die Geld halten, bekommen keine Zinsen dafuer. Die Fed, die zur Deckung des Geldes Wertpapiere im Keller hat, kassiert Zinsen. D.h. Leute die Geld halten, zahlen dafuer einen Preis in Form von entgangenen Zinsen (nennt man auch Opportunitaetskosten).

      Da kann man nur sagen: Alles hat seinen Preis. Fuer die Kosten bekommen Geld-Halter auch etwas: Liquiditaet. Versuch mal beim Baecker oder an der Tankstelle mit US-Treasuries zu bezahlen.

      Aber hoffentlich beruhugt Dich das: Die Zinsgewinne der Fed werden zurck an den Finanzminister gezahlt (und die Gewinne der EZB werden auch wieder an die EMU-Finanzminister aufgeteilt).
      Avatar
      schrieb am 20.06.01 17:46:56
      Beitrag Nr. 399 ()
      HaHaHa

      Greenspan kritisiert Kreditverhalten der Banken


      Alan Greenspan sieht neue Risiken für die Stabilität der US-Wirtschaft. Banken neigten seit
      einiger Zeit dazu, bei der Vergabe neuer Kredite deutlich strengere Maßstäbe anzulegen,
      sagt der Chef der amerikanischen Notenbank am Nachmittag vor dem Bankenausschuss
      des US-Senats in Washington. Grund seien sich verschlechternde Vermögenswerte der
      Banken. „Eine solche Politik ist nachweislich nicht im Interesse der Anteilseigner von Banken
      oder im Interesse der Wirtschaft“, so Greenspan.

      Die im Dow Jones vertretenen Finanztitel legen daraufhin deutlich zu. J.P. Morgan Chase
      gewinnt 2,5% auf 45,65$, American Express macht 2% auf 39,40$ gut.
      Autor: Thorsten Sauter, 17:19 20.06.01
      Avatar
      schrieb am 20.06.01 22:27:47
      Beitrag Nr. 400 ()
      Banken neigten seit einiger Zeit dazu, bei der Vergabe neuer Kredite deutlich strengere Maßstäbe anzulegen, sagt der Chef der amerikanischen Notenbank am Nachmittag vor dem Bankenausschuss des US-Senats in Washington.


      Wer jetzt noch daran zweifelt, das die Welt von Idioten regiert wird, muss was an der Waffel haben.

      Jetzt soll jeder seinen Kredit bekommen, damit die Industrie wieder den Arsch hochbekommt.

      Die wixer sollten einmal überlegen, etwas auf die hohe Kante zu legen.


      Fuck the USA
      Avatar
      schrieb am 21.06.01 02:27:46
      Beitrag Nr. 401 ()
      @DolbyDigital5.1 + sittin bull inv

      ja, das ist wirklich witzig (und natürlich auch ein Warnzeichen), dass Greenspan die Banken dazu auffordert, wieder freizügiger Kredite zu vergeben...

      das mit dem Buch, DolbyDigital5.1, ist keine schlechte Idee. Ich würde allerdings nicht 99,- DM als Kaufpreis vorschlagen, sondern bestimmte Kontingente an Flaschenbier und Grillgut - dann könnten wir eine nette „Verschuldungsmaschinen-Party“ feiern. Ich mach’ mir schon mal Gedanken über die Rednerliste auf der Party... (Alternativ fände ich auch 50 Aktien eines an einer regulären Börse gelisteten Unternehmens akzeptabel – wäre auch hübsch zu sehen, welche Depot-Zombies dann auftauchen... )


      also dann hab’ ich jetzt noch ein bisschen nachrecherchiert von wegen Risiken der Hedge Funds. Dabei bin ich doch auf Leute gestoßen, die ernste Bedenken formulieren. Ich zitier mal:

      „Mit dem immer schneller voranschreitenden, tiefgreifenden Wandel der Finanzmärkte als Folge der Globalisierung und der neuen Informations- und Telekommunikationstechniken geht eine Zunahme stabilitätsgefährdender Risiken einher. Wegen der Verflechtung der Märkte und der vielfältigen Finanzbeziehungen der Banken sowie anderen Marktakteure untereinander wächst zugleich die Gefahr, daß zunächst nur lokale Krisen zum Funken für einen Flächenbrand werden. Einen Risikofaktor eigener Art bilden die durch Megafusionen zustande kommenden „transnationalen“ und weltweit operierenden Finanzkonzerne. Wegen ihrer schieren Größe und gewichtigen Position auf den Märkten würden sie, sollten sie je in Schwierigkeiten
      geraten, zum Systemrisiko.“


      Na und, werden manche sagen. Wieder so spinnerte Finanz-Esoteriker, die sich auf Internet-Seiten in ihren Bedenken wälzen. Aber Pusteblume - das Zitat oben steht in der Einleitung des Jahresberichts 1998 des Bundesaufsichtsamts für das Kreditwesen (BAKred).

      Darin gehen die Beamten auch auf die Risiken von Hedge Funds ein:

      Die angespannte Situation auf den internationalen Finanzmärkten erfuhr im September 1998 durch die akuten Schwierigkeiten des Hedge Funds Long Term Capital Management (LTCM) einen Höhepunkt. Der drohende Zusammenbruch der Gesellschaft konnte nach der Intervention der amerikanischen Finanzbehörden nur durch eine Gemeinschaftsaktion von 14 großen, an den internationalen Finanzmärkten operierenden Kreditin-stituten, darunter auch die Deutsche Bank AG, vermieden werden. Nach Meinung einiger Marktbeobachter ist damit auch eine akute Gefährdung des weltweiten Finanzsystems abgewendet worden...

      ................

      Gegenwärtig schätzt man die Zahl der aktiven Hedge Funds auf 4.000 - 5.000, denen zur Zeit ca. 200 - 400 Mrd. US$ Kapital zur Verfügung stehen. Der Hedge Funds LTCM hatte zuletzt ein Fondsvolumen von 117 Mrd. US$ sowie außerbilanzielle Positionen von rd. 800 Mrd. US$ aufgebaut und in den Vorjahren extrem hohe Gewinne ausgewiesen. Kritiker der Hedge Funds beklagen neben der Hebelwirkung der Kreditfinanzierung die nicht vorhandene Transparenz der Geschäfte und der Anlagestrategien, die auf
      den internationalen Märkten destabilisierende Spekulationswellen verursachen und einzelne Volkswirtschaften schwer belasten können.

      Zum Zeitpunkt des LTCM-Debakels bestanden nur in unwesentlichem
      Umfang unbesicherte Engagements deutscher Kreditinstitute bei Hedge Funds. Die meisten Institute traten nicht als Investoren, sondern als Kreditgeber auf und ließen sich ihre Engagements in Form von Repo-Engagements deutscher Kreditinstitute und Reverse-Repo-Geschäften mit Sicherheiten, in der Regel mit US-Treasuries
      und anderen erstklassigen Staatspapieren, unterlegen. Die Krise des LTCM hat national wie international intensive Diskussionen
      darüber ausgelöst, wie künftig dem Entstehen übergroßer Risiken aus den Aktivitäten der Hedge Funds entgegengewirkt werden kann.


      Tja und dann, dann folgt allerdings etwas, was ganz typisch zeigt, wie schwer sich im Zeitalter der Globalisierung die nationalen Kontrolleure tun, international was zu unternehmen. Denn da noch kein Hedge Funds von Deutschland aus aktiv geworden sei, „steht die mittelbare Kontrolle dieser Gesellschaften über die vom BAKred beaufsichtigten Institute... im Mittelpunkt der Überlegungen.“

      Und außerdem: [/i]es wird auf die geographischen Ausweichmöglichkeiten von HLIs auf Off-Shore-Finanzzentren verwiesen,in denen sie keiner Aufsicht unterliegen. Es ist fraglich, ob sich eine direkte Aufsicht als wirkungsvoll erweisen würde.[/i] (zur Erklärung: HLIs sind sogenannte „Highly Leveraged Institutions“)

      Also wie lautet dann das Fazit eines extra für die HLIs gegründeten Ausschusses?

      Der Ausschuß sieht daher indirekte Maßnahmen als geeignet an, um einen wesentlichen Beitrag zur Handhabung der verschiedenen Risiken für das Finanzsystem, die aus den Geschäften der HLIs resultieren, leisten zu können. Dabei sollen Anforderungen an eine erhöhte Transparenz dazu dienen, den Marktteilnehmern die mit der Anlage in Hedge Funds verbundenen Risiken offenzulegen und eventuell vorhandene Systemrisiken zu erkennen. Als weitere Möglichkeit wird vom Ausschuß ein Meldeverfahren in Form eines Kreditregisters für Bankdarlehen (Internationales Informationszentrum) in Erwägung gezogen, bei dem Informationen über die Engagements bei derartigen Funds gesammelt werden. Einen umfassenden Bericht zu den Konsequenzen, die aus der Tätigkeit von HLIs zu ziehen sind, bereitet eine Arbeitsgruppe des im Frühjahr 1999 gegründeten Forums für Finanzstabilität vor.

      Na ja, – weiß jemand, ob so ein internationales Infozentrum mal gegründet wurde? Es hört sich alles so ein bisschen nach typischem Behördengang an - Ausschüsse, Arbeitsgruppen, Vorschläge - seltsam schleichend, wenn man vorhat, „Systemrisiken“ einzugrenzen, oder?

      Der BAKred-Jahresbericht liegt übrigens im PDF-Format unter http://www.bakred.de/texte/jahresb/jb1998.pdf


      Dann noch zu was ganz anderem. Milton Friedman (ja, iiiihhh, genau der - ich schreck’ hier nämlich vor überhaupt gar nichts zurück ) hat in einem „Zeit“ -Interview mit einige doch bemerkenswerte Aussagen zum Besten gegeben.

      I N T E R V I E W Milton Friedman
      "Ich hoffe, dass ich mich irre"


      Der Euro gefährdet Europa, der Weltwirtschaft droht eine Depression - und die US-Notenbank riskiert alles. Ein ZEIT-Gespräch mit dem amerikanischen Nobelpreisträger Milton Friedman

      Von Petra Pinzler (Gesprächsführung)


      DIE ZEIT: Professor Friedman, Sie leben in San Francisco, der Heimat der New Economy. Haben Sie am Internet-Boom verdient?

      MILTON FRIEDMAN: Nein, ich spekuliere nicht. Das kostet zu viel Zeit.

      ZEIT: Beobachtet haben Sie das Ganze aber schon. Sie prophezeiten das Platzen der Spekulationsblase bereits vor zwei Jahren.

      FRIEDMAN: Und ich lag falsch, ich hatte zu früh an den Crash geglaubt. Wäre ich beim Spekulieren meinem Ratschlag gefolgt, dann wäre ich heute mein letztes Hemd los.

      ZEIT: Warum irrten Sie?

      FRIEDMAN: Keine Ahnung. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis vieler Internet-Werte war schon lange vor dem Ende des Booms untragbar. Unternehmen verloren Geld und wurden trotzdem fantastisch beurteilt. Jeder wusste, dass das so nicht weitergehen konnte. Anfang und Ende von Spekulationsblasen lassen sich aber einfach nicht logisch erklären.

      ZEIT: Sie haben auch bezweifelt, dass wirklich eine neue Ökonomie entstanden ist.

      FRIEDMAN: Alle Argumente, die man in den neunziger Jahren hören konnte, wurden auch in den zwanziger Jahren angeführt. Und beide Male stimmten sie, denn in beiden Fällen gab es einen technologischen Durchbruch - in den Zwanzigern durch die Automobilindustrie und die Elektrizität, in den Neunzigern durch Telekommunikation und Computer. Beide Male wuchs zudem die Wirtschaft stark, und auch der Aktienmarkt boomte besonders bei den High-Tech-Aktien. Es entstand also durchaus eine neue Wirtschaft; und gleichzeitig war es doch die alte, denn sie funktionierte immer noch nach den bewährten ökonomischen Regeln.

      ZEIT: Die Zwanziger endeten ziemlich böse mit der Weltwirtschaftskrise. Was ist heute anders?

      FRIEDMAN: Wir haben inzwischen sogar drei ähnliche Episoden erlebt: die Zwanziger, die Achtziger in Japan und die neunziger Jahre in den USA. Der erste Boom endete in Desaster und Depression, der zweite immerhin noch in einer langen Rezession. Nun müssen wir abwarten, was diesmal passiert. Für Vorhersagen ist es zu früh. Man kann eine Geschichte nicht vom Ende her erzählen.

      ZEIT: Sie machen die Geldpolitik für die ersten beiden Krisen verantwortlich.

      FRIEDMAN: Mit den Wirtschaftsaufschwüngen hatte die Geldpolitik nichts zu tun, die wurden von echtem technologischem Fortschritt genährt. Aber nach dem Crash handelten die Notenbanker jedes Mal falsch, sie reduzierten die Geldmenge. Es ist also höchst interessant zu beobachten, wie sie heute experimentieren. Diesmal nämlich unterscheidet sich die Geldpolitik grundlegend von der der Vergangenheit. Sie ist sehr ungewöhnlich. Denken Sie einmal über folgendes Szenario nach: Die Arbeitslosigkeit liegt bei etwa vier Prozent, die Produktion wächst um vier Prozent, die Inflationsrate liegt bei etwa zwei Prozent. Was würden Sie tun?

      ZEIT: Wahrscheinlich nicht die Zinsen senken, sondern eher eine restriktive Geldpolitik betreiben.

      FRIEDMAN: Genau. Sie würden jedenfalls keine expansive Geldpolitik betreiben. Genau das aber geschieht in den USA seit langer Zeit - mit der Gefahr, in eine Inflation zu geraten.

      ZEIT: Der Grund dafür ist doch wohl die Hoffnung, in Amerika auf diese Weise die Rezession zu verhindern. Geben Sie dieser Strategie eine Chance?

      FRIEDMAN: Ja, aus einem Grund - wegen des Respektes, den ich für den US-Notenbankchef Alan Greenspan hege.

      ZEIT: Mit diesem Kompliment verstoßen Sie aber gegen Ihre eigene Theorie, dagegen, dass Geldpolitik nicht aktiv betrieben werden sollte, sondern Zinssätze am besten langfristig festgeschrieben werden sollen.

      FRIEDMAN: Stimmt. Ich stecke da in einem Dilemma. Mein Instinkt sagt mir, diese Politik ist viel zu expansiv. Gleichzeitig aber erleben wir eine außergewöhnliche Situation. Versetzen Sie sich in die Lage von Greenspan. Der kennt die Vergangenheit und wird sich ständig sagen: Wir wollen nicht die gleichen Fehler machen wie damals. Wir werden es nicht so enden lassen.

      ZEIT: Also macht er etwas, das noch nicht ausprobiert worden ist ...

      FRIEDMAN: ... und wenn er damit Erfolg hat, dann verdient er einen Orden.


      Ich poste hier mal den ersten Teil des Interviews – denn im zweiten Abschnitt geht es mal wieder darum, dass der Markt alles richtet, die Arbeiter in den Sweat-Shops froh sein sollen, dass sie für uns die billigen Klamotten zusammennähen dürfen usw. Entspricht nicht meiner Intention, darum lass’ ich’s weg. (Ja, so sind wir hier - hier werden sogar knallhart Nobelpreisträger zensiert ). Wer will, kann’s ja nachlesen...http://www.zeit.de/2001/26/Wirtschaft/200126_milton_friedman…

      Ach ja, noch was: Mit dem Orden für Greenspan - also da würde ich noch ein bisschen warten...



      Eine Auszeichnung hätte ich allerdings schon zu vergeben. Und zwar an „Stormy“, der in einem Seuchenvogel-Thread (im NM-Forum) einen Beitrag geschrieben hat, der mich wirklich beeindruckt hat. Ich habe „Stormy“ zwar mal angemailt, mit der Bitte, dass ich den Beitrag hier reinstellen kann. Er hat noch nicht geantwortet, jetzt mach ich’s aber trotzdem. Ich hoffe, er ist nicht allzu sauer...


      Hier Stormys Text:

      "Luxus und allzu große Verfeinerung in den Staaten sind ein sicheres Zeichen ihres Untergangs, weil die einzelnen sich selbst nur so weit fördern konnten, wenn sie das allgemeine Wohl aus den Augen verloren"

      La Rochefoucauld

      Alte Weisheit, die Römer sind schon daran zu Grunde gegangen - aktuell beispielhaft umgesetzt von Präsi Bush.

      Nur ein Beispiel (ich kenne hundert). In California wird wohl die Stromversorgung bald zusammenbrechen, weil die Amis im Sommer nicht auf ihre Klimaanlagen verzichten wollen.

      Der Arsch ist ab und wir sind uns darüber im Klaren. Aber wir sind auch tolle Verdrängungskünstler.

      Nach uns die Sinnflut, dass ist jetzt 40 Jahre lang gut gegangen - viel länger als Gruhl, Jonas, Jungk, Meadows, Schumacher, H. Stern, V. Dithfurth, Eppler, Schmidheiny und Co. prognostiziert haben - aber jetzt kommt die Pay-back-Phase wirklich - und wir warten auf Kursziel "dausend" - so ein Schwachsinn!

      Schaut Euch die globalen Trends an - ein Wunder, dass wir nicht in Panik verfallen! Die Börse sinkt weil die fundamentalen Weltdaten sauschlecht aussehen- und dann Bush - es ist nicht zu fassen. Der verpulvert jetzt das Tafelsilber um uns noch eine weitere Dekade einzunebeln - unglaublich was zur Zeit geschieht. Die halbe Welt vereckt und wir sorgen uns darum, dass die Amis den Schrott den sie nicht brauchen nicht mehr kaufen - totaler Wahnsinn!

      Energieversorgung, Weltbevölkerung, Aids, einen Scheiß haben wir im Griff - aber Hauptsache der 6-Zylinder Diesel läuft ruhig - vollkommen behämmert wie wir drauf sind.
      Wenn dass in ein paar hundert Jahren noch jemand kommentieren kann werden die Zuhörr wegen so viel Bescheuertheit ihrer Vorfahren einen Lachflash kriegen. So unglaublich ist unsere selektive Wahrnehmung und fatalistische Verdrängung. EMTV kaufen! Update aussichtsreich! Die Analysten, alles monokausal dekende Fachidioten! Brainpool strong buy - cash mit trash und der Planet säuft ab!

      Ich spinne nur herum? Kauft Euch den aktuellen Report des Worldwatch Instituts. Informiert Euch bevor mir nur die Lust am Untergang unterstellt wird. Ich kann die vielen unreflektierten Pushversuche hier nicht mehr ertragen - verblödet durch Bild und Big Brother, unfähig auch nur in Ansätzen vernetzt zu denken.

      Kapiert es endlich es gibt kein unendliches Wachstum und wir können der Enthropie nicht entgehen. Nachhaltiges wirtschaften wäre möglich - aber nicht in diesem HaudraufundSchlußshareholdervalueNichtsblicker-System!
      - und ich gehöre selbst dazu!

      Ich bin nicht krank - aber erschrocken - auch über mich selbst!

      Macht doch die Augen auf, ihr glaubt doch selber nicht, dass auf die Entwicklung der letzen 20 Jahre noch was draufzusetzen wäre. Wenn wir Glück haben gibt es ein lange seichte abwärtsbewegung, an die man sich anpassen kann mit Entschleunigung, Bescheidenheit und Sparsamkeit und Rückkehr der menschlichen Werte. Das ist unwahrscheinlich - fast alle sind auf schneller, höher, weiter dressiert - durch eine regelrechte Gehirnwäsche. "Consumo ergo sum". Wenn es runter geht, so wie jetzt, glaubt die meisten, das wäre das Luftholen für den nächsten Hype. Vielleicht klappt es sogar in einem wahnsinnigen Zucken ein letztes mal für die westliche Welt. Nach Afrika opfern wir dann Russland und Südamerika - aber dann ist das Pulver endgültig verschossen.

      Denkt doch mal nach!!!!!!!!!


      In diesem Sinne - bis dann,

      gieristnichtgut
      Avatar
      schrieb am 21.06.01 15:36:20
      Beitrag Nr. 402 ()
      OhOh, Nachtigall, ick hör dir Trapsen


      Jens Erhardt


      Anleiheschwemme - Gefahr für den Aktienmarkt
      Die Welt-Aktienmärkte sind weiterhin durch eine erhebliche Unsicherheit gekennzeichnet. Die
      Optimisten setzen darauf, daß die über 15%ige Geldmengensteigerung in den USA zu wieder
      höheren Aktienkäufen der US-Anleger führen wird. Tatsächlich bevorzugen die Amerikaner
      aber zur Zeit hauptsächlich Anleihefonds. Auch international werden die meisten Anlagegelder
      schwerpunktmäßig in Anleihen investiert. Das Spiegelbild dieser Entwicklung sind die größten
      Anleiheemissionen von Industrieunternehmen, die in der Wirtschaftsgeschichte je verzeichnet
      wurden. Während vor einem Jahr die größten Aktienausgaben aller Zeiten stattfanden, sind es
      zur Zeit die höchsten Anleiheausgaben (Neuausgabe von amerikanischen
      Unternehmensanleihen von zuletzt etwa 80 Milliarden Dollar pro Monat). Ohne entsprechende
      Anlegerkäufe würde die Anleiheschwemme sicherlich zu wesentlich steigenden Zinsen
      führen.

      Die Anleger in den USA kaufen hauptsächlich Unternehmensanleihen und keine Staatsanleihen,
      da erstere eine erheblich höhere Verzinsung (in der Regel bis ca. 3 Prozentpunkte) bieten.
      Übersehen wird dabei aber leicht, daß solche Unternehmensanleihen auch ein wesentlich
      höheres Risiko aufweisen. Die Anzahl von Anleihen, die nicht mehr zurückgezahlt werden
      konnten oder bei denen die Zinszahlungen eingestellt werden mußten, ist in jüngster Zeit
      sowohl prozentual als auch in absoluten Milliarden-Dollar-Größenordnungen die höchste aller
      Zeiten.

      Die extrem gestiegene Ausgabe von neuen Unternehmensanleihen dürfte einer der Gründe für
      den Anstieg der Zinsen für 30-jährige US-Staatsanleihen seit Jahresanfang sein. Obwohl die
      amerikanische Zentralbank in diesem Zeitraum den Zins fünfmal ein halbes Prozent aggressiv
      senkte, stiegen die langfristigen Zinssätze. Eigentlich sind in der Geschichte sonst immer die
      langfristigen Zinsen gefallen, wenn die kurzfristigen Sätze von der Notenbank gesenkt wurden.

      Die hohe Ausgabe von Unternehmensanleihen in den USA hängt in erster Linie mit der
      verschlechterten Ertragslage der Unternehmen und deren dringend notwendiger Finanzierung
      zusammen. Da der schlechte Aktienmarkt praktisch keine Ausgabe von neuen Aktien mehr
      erlaubt, weicht man auf Anleihen aus. Immer mehr Unternehmen (auch in Europa und in
      Deutschland) haben sich in jüngster Zeit Anleihen und Wandelanleihen von den
      Hauptversammlungen genehmigen lassen, um bei verschlechterter Ertragslage Geld aufnehmen
      zu können und so einen Unternehmenskonkurs zu verhindern. Die weltweite Massenaufnahme
      von Anleihen ist also ein Alarmsignal für die Börsen und eher ein Krankheitssymptom als die
      überall erwartete Gesundung bzw. Erholung der US- bzw. Weltkonjunktur. Das Problem der
      heutigen internationalen Konjunktur zeigt sich daran, daß die Wirtschaft sowohl in den USA, als
      auch Europa und Japan, im Gleichschritt rückwärts tendiert. In der Vergangenheit (von 1987
      bis 1998) waren die Konjunkturentwicklungen in Krisenzeiten je nach Region in diesen drei
      geographischen Bereichen unterschiedlich, und entsprechend waren die
      Abschwächungstendenzen per Saldo weniger stark.

      Für die Aktiengesellschaften können die mit dem augenblicklichen Konjunkturrückgang
      entstehenden Finanzierungslücken also nicht mehr über den Aktienmarkt, sondern nur noch
      über die Anleihemärkte aufgefangen werden. Sollte sich die Konjunktursituation
      verschlechtern, so dürften die Unternehmen die Anleihemärkte noch mehr in Anspruch
      nehmen, was zu einem weiteren langfristigen Zinsanstieg in diesem Anleihesektor führen
      dürfte. Je mehr die Anleihezinsen steigen, desto eher sind sie allerdings auch eine
      Anlagealternative gegenüber Aktien, was die Börsen belastet. Die massive
      Geldmengenvermehrung in den USA, die eigentlich für Aktienkäufe gedacht ist (neben der
      Konjunkturankurbelung), scheint sich also hauptsächlich in Richtung Anleihemärkte zu
      bewegen, was wohl kaum im Sinne des amerikanischen Notenbank-Präsidenten Greenspan ist.

      Ein Beispiel für ein Unternehmen, das dringend neuen Kapitalbedarf hat, ist die vorne erwähnte
      Telefongesellschaft KPN. Nachdem zuletzt eine Ausgabe von neuen Aktien im Gegenwert von
      5 Milliarden Euro gescheitert war, Beteiligungsverkäufe nicht die gewünschten Erlöse
      versprechen, bleiben jetzt wohl nur neue Unternehmensanleihen zur Finanzierung. Nicht viel
      besser sieht die Situation bei der British Telecom aus. Die Bonität der Deutschen Telekom als
      zweitmeist-verschuldetes Unternehmen der Welt wurde gerade von der Rating-Agentur
      Standard & Poor’s herabgesetzt. Man kann sich schon vorstellen, daß
      Bankenaufsichtsbehörden immer mehr Ängste bekommen, daß das internationale Finanzsystem
      durch die gigantischen Schulden und die schlechten Bilanzen der Telefongesellschaften ins
      Wackeln kommen könnte. Entsprechend müssen die Telefongesellschaften deutlich höhere
      Zinsen zahlen als für die Staatsanleihen der Industrieländer bezahlt werden.

      Für den Anleger heißt dies eigentlich nur, daß beim Kauf von Anleihen immer mehr Vorsicht
      ratsam ist. Im Zuge der letzten 20 Jahre gingen die langfristigen Zinsen erheblich zurück, was
      zu Kurssteigerungen bei Anleihen führte. Inzwischen könnten – besonders bei
      Unternehmensanleihen – die internationalen Konjunkturprobleme zu Kursverlusten solcher
      Anleihen (wenn nicht Totalausfällen bei Konkurs der Unternehmen) führen. Die schlechte
      Konjunktur könnte auch dazu führen, daß die Bonität einzelner Entwicklungsländer-Anleihen
      sich verschlechtert. Länder, die hoch verschuldet sind, sollten vor allem gemieden werden.
      Länder, wie die Türkei oder Brasilien, die bereits abgewertet haben, haben dagegen eher
      Aussichten auf eine Stabilisierung der eigenen Finanzen – immer mit kräftiger Mithilfe des
      Internationalen Währungsfonds und der Weltbank.

      Auch Länder, die durch den nach wie vor hohen Ölpreis begünstigt sind, wie Brasilien,
      Rußland, Mexiko oder Venezuela, dürften zumindest vorerst dem Anleger keine Probleme
      bereiten. Allerdings muß der Ölpreis hier genauso beobachtet werden wie die Finanzsituation
      dieser Länder. Solche Anleihen können nur in kleinem Prozentsatz eine Depotbeimischung sein,
      aber keine Schwerpunkt-Investitionen.

      Dr. Jens Erhardt

      21.06.2001
      Avatar
      schrieb am 21.06.01 18:59:34
      Beitrag Nr. 403 ()
      Noch so einer...


      USA: Zinsenkungen werden fragwürdig

      Die Politik der US-Notenbank gerät unter Beschuss

      Die US-Wirtschaft kommt so schnell nicht aus ihrem Tal heraus, das ist
      mittlerweile klar. Deshalb werden nun Zweifel an der Zinspolitik der
      amerikanischen Notenbank laut. Haben die drastischen Zinssenkungen in
      diesem Jahr ihr Ziel verfehlt?

      Die „Washington Post“ legt diese Vermutung nahe. Der in den USA
      einflussreiche Leitartikler John Berry hat seine angeblich guten Kontakte zu
      Mitgliedern des Offenmarktausschusses der Fed spielen lassen und kommt zu
      dem Ergebnis, dass selbst die Initiatoren nicht davon ausgehen, dass die
      drastischen Zinsreduktionen nicht so greifen wie erwartet. Volkswirte gehen
      gemeinhin davon aus, dass etwa ein halbes Jahr, nachdem die Zinsen
      heruntergefahren wurden, die Ökonomie belebt wird.

      Die Zinsen sind in Amerika seit dem 4. Januar von 6,50% auf 4,00% gesenkt
      worden. Das ist der schärfste Schnitt seit 19 Jahren, und deshalb waren
      Analysten das gesamte Frühjahr hindurch frohen Mutes, dass es im zweiten
      Halbjahr schon wieder aufwärts gehen werde. Doch spätestens seit der
      pessimistischen Einschätzung von Fed-Chef Alan Greenspan vom Mittwoch sind
      die Sorgenfalten der Wirtschaftsexperten größer geworden.

      In der Tat hat die Notenbank wesentliche Ziele ihrer Zinspolitik noch nicht
      erreicht. Der Dollar ist seit Jahresbeginn nicht schwächer, sondern noch stärker
      geworden. Statt 96 US-Cent wie Anfang Januar bekommen Devisenhändler
      zurzeit für einen Euro um die 86 US-Cent. Das belastet amerikanische
      Unternehmen, die einen wesentlichen Teil ihrer Umsätze in Euroland einfahren
      und dann umtauschen müssen.

      Die Zinsen für längerfristige Anleihen zu senken war ein ebenso erklärtes Ziel
      der Fed. Das ist zwar einigermaßen gelungen, doch das eigentliche Problem der
      Unternehmen ist nach wie vor, dass die Lagerbestände zu hoch sind. Es wurde
      2000 vor allem im High-Tech-Bereich schlichtweg zuviel produziert, da helfen
      auch keine billigeren Kredite. Der Preisdruck bei Hochtechnologie-Produkten
      führt eher dazu, dass die Firmen jetzt weniger kreditwürdig sind. Bei den Banken
      hat die Bereitschaft, großvolumig Geld an die New Economy zu verleihen,
      abgenommen.

      Und auch die Auswirkungen der Zinssenkungen auf die Aktienmärkte waren
      jeweils nur von kurzer Dauer. Anfang Januar notierte der Nasdaq Composite mit
      rund 2.400 Punkten. Sechs Monate später sind es 20% weniger. Der Dow Jones
      hat sich unterm Strich nicht von der Stelle bewegt.

      Nun macht sich Ernüchterung breit. Nach den Informationen Berrys von der
      „Washington Post“ befällt einige Notenbankmitglieder schon die Sorge, die
      drastischen Zinsschnitte könnten die Inflation anheizen. Dann würde der Fed
      nichts anderes übrig bleiben, als den Zinssatz für Tagesgeld schnell wieder
      hochzufahren.

      Die Börsen erwarten nun einen weiteren großen Zinsschritt von 50 Basispunkten
      auf dann 3,50%. Doch die Bereitschaft zu weiteren kurzwährenden
      Börsengeschenken der Fed an die Aktionäre wird geringer.

      Wenn Greenspan am kommenden Mittwoch vor die Öffentlichkeit tritt, wird er
      nochmals eine Zinssenkung bekannt geben. Doch es könnte für längere Zeit die
      letzte gewesen sein.
      Autor: Thorsten Sauter, 17:07 21.06.01
      Avatar
      schrieb am 21.06.01 19:41:00
      Beitrag Nr. 404 ()
      @ an den Altbundeskanzler
      Hallo zusammen,
      ich verfolge schon seit einiger Zeit mit Interesse und Aufmerksamkeit die
      in diesem Thread vertretenen Meinungen. Aufgrund meines Backgrounds
      kann ich nicht behaupten alles zu verstehen,
      nichtsdestoweniger hätte ich an Helmut Kohl als Vertreter der America the beautiful
      Fraktion eine Frage:
      Da ich verfolge, dass Du zu den entsprechenden hier geäusserten "negativen" Argumenten
      (Verschuldung etc) "positive" Gegenargumente bringst, würde mich interessieren, was Du zu folgendem
      Sachverhalt an Argumenten vorbringen kannst, denn bis jetzt fand ich dsbzgl. noch kein statement von dir
      (sollte ich das übersehen haben, bitte ich um einen kleinen hinweis).
      Hier wurde anfangs ich glaube von greedisnotgood der Punkt der fehlerhaften Daten erwähnt,
      also dass infolge der hedonischen Berechnung (chained method) in den USA Produktivivtätsfortschritte errechnet wurden, die
      de facto nicht existieren. Oder genauer zwar schon existieren, aber nur in der Computerindustrie (Robert Gordon hat hierzu eine
      Studie erstellt).
      Ergo das Wachstum per se in den USA zw. 1995 und heute nicht bei durchschnittlich 3,5% sondern deutlich
      darunter gelegen habe.
      Ich möchte die Argumente hier nicht im einzelnen wiederholen, Du könntest das bei Interesse in dem Artikel
      "Wohlstand durch Buchführung" von Lothar Komp (gepostet von giernixgut)nachlesen.
      Ich habe mal ein wenig recherchiert und fand ähnliche Aussagen bzw. Bestätigungen dieses Vorwurfs bzgl. sehr kreativer
      Buchführung von so Leuten wie Kurt Richebächer, Fredmund Malik und Marc Faber.
      Das Dumme ist ich fand bisher noch keinerlei Gegenargumente, welche diese Argumente entkräftigen könnten
      und das macht mich etwas stutzig.
      Von daher fände ich es von Dir, Helmut Kohl, nett ,wenn Du etwas Licht in mein Dunkel bringen könntest bzw.
      Argumente äussern tätest, die das von mir gesagte wiederlegen (denn ich schätze Deine Beiträge hier, auch wenn
      ich wie erwähnt nicht alles verstehe).
      Mit bestem Dank im voraus
      Raskolnikow
      P.S.: Sollte irgendjemand sonst hierzu was wissen, bin ich natürlich für jede Anregung dankbar.
      Avatar
      schrieb am 21.06.01 20:40:09
      Beitrag Nr. 405 ()
      @ Raskolnikow

      Habe schon vor einiger Zeit aufuehrlich ueber Hedonics berichtet. Hier nochmal mein Beitrag:

      von helmut_kohl 22.05.01 17:51:59 3574363
      In Sachen hedonistischer Index:

      Ich habe mir hier mal die Muehe gemacht und abgeschaetzt wie gross das zusaetzliche Wachstum durch die Verwendung des hedonistischen
      Index (HI) wirklich sein kann. Man muss dazu sagen, dass man keine exakte Zahl berechnen kann (dazu muesste eine Delegation von Beamten
      des Statistischen Bundesamtes in die USA reisen und dort die quality adjustments von Hand machen), ich versuche hier nur eine obere Grenze
      zu finden, gewissermassen das `worst case scenario` aus amerikanischer Sicht.

      Das Ergebnis: Unter halbwegs realistischen Annahmen koennen 0.12 Prozentpunkte Differenz herauskommen. Der allerschlimmste Fall mit
      unrealistischen (weil zu pessimistischen) Annahmen fuehrt zu einem Unterschied von 0.37 Prozentpunkten in jaehrlichen Wachstumsraten.

      Hier die Details. Noch einmal eine kurze Zusammenfassung, wie reales BSP berechnet wird:

      1: Preis-Anpassung: Aus dem nominalem BSP werden Preiserhoehungen (oder -senkungen) herausgerechnet. Dies wird sowohl in den USA als
      auch in Deutschland gemacht.

      2a: Qualitaetsanpassung: Angenommen im Jahr 2000 wurde ein Pentium III-800Mhz gebaut. Dann muss der freundliche Beamte im Statistischen
      Bundesamt berechnen wieviel der Chip in Preisen des Jahres 1996 wert ist, auch wenn es diese Chips im Jahr 1996 noch gar nicht gab. Deshalb
      auch der Ausdruck "in Preisen von 1996". Wie man sieht, wird auch in Deutschland quality adjustment betrieben.

      2b: HI (hedonistischer Index). Hier wird die selbe Preisanpassung wie in 2a mit (ausgesprochen komplizierten) oekonometrischen Methoden
      betrieben. Methode 2b wird in den USA verwendet und zwar anstelle der Beamten aus 2a.

      Die Kritiker argumentieren nun, dass bei Verwendung von 2b die Qualitaetssteigerungen viel groesser ausfallen als unter 2a, folglich wird
      BSP-Wachstum verglichen mit der herkoemmlichen Methode zu hoch angesetzt.

      Fragen uns doch mal, wie wuerden sich uebertriebene Qualitaetssteigerungen in BSP-Daten bemerkbar machen? Man berechnet aus den Zahlen
      in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung den Deflator. Im Deflator stecken naemlich die Preissteigerungen und Qualitaetsanpassungen drin:
      Je hoeher die Preissteigerungen, desto hoeher der Deflator und je hoeher die Qualitaetssteigerung, desto niedriger der Deflator.

      Ich habe die Deflatoren (annualized) fuer drei Zeitraeume berechnet:
      1954-1974: Nachkriegszeit. Verwendung der gleichen Methode wie in Deutschland bei den Quality adjustments.
      1974-1992: Zeitalter der technologischen Revolution beginnt. Immernoch Verwendung der herkoemmlichen Methode bei den Quality adjustments.
      1992-2001: Fortsetzung der technologischen Revolution. Seit 1992 wird der Hedonic Index benutzt.

      Und hier die Deflatoren in den o.g. Zeitraeumen:




      Man sieht: In der Tat sind die Deflatoren der High-Tech Gueter von 1992-2001 negativ gewesen. D.h. im Schnitt gab es entweder einen Preisverfall
      oder Qualitaetssteigerungen oder beides. Allerdings muss man auch zur Kenntnis nehmen, dass auch alle Low-Tech Gueter von 1992-2001 einen
      viel niedrigeren Deflator als 1974-1992 hatten. Das liegt daran, dass das allgemeine Preisniveau selbst fuer Low-Tech Gueter in den 90er Jahren
      weniger stark gestiegen ist als waehrend der turbulenten 70er und 80er Jahre. Als naechstes habe ich dann mal folgendes berechnet: Wie gross
      waren die Deflatoren fuer Low-Tech Gueter im Schnitt (1954-1974: 2.87%, 1974-1992: 5.23%, 1992-2001: 1.12%) und dann habe ich von den
      GDP-Komponenten diesen Low-Tech Mittelwert abgezogen. Resultat im folgenen Bild:




      Man sieht: Auch schon vor der Verwendung des HI waren die Deflatoren der High-Tech Gueter viel niedriger als die der Low-Tech Gueter. (Das
      gleiche ist uebrigens auch Deutschland der Fall: Der Deflator fuer Investment war negativ z.B. fuer 1998-2000). Mit Einfuehrung des HI im Jahr
      1992 fielen die Deflatoren dann noch weiter unter die der Low-Tech Gueter. Dies kann zwei Gruende haben:
      1: Qualitaetssteigerungen, die auch unter Verwendung der herkoemmlichen Methode entstanden waeren
      2: Der Fall von -2% auf unter -3% bei Consumer Durables bzw. auf unter -4% bei ensteht durch die Verwendung des HI und nicht durch
      technischen Fortschritt.

      Machen wir einmal die Schlimmst-Moegliche Annahme: Die groessere Differenz ist einzig und allein auf statistische Trickserei zureuckzufuehren
      und ueberhaupt nicht Qualitaetssteigerungen. D.h. unter der Verwendung der herkoemmlichen Methode haette sich zwischen 1974-1992 und
      1992-2001 nichts geaendert und die Deflatoren fuer High-Tech Gueter waeren beide 2% Punkte unter denen der Low-Tech Gueter geblieben. Dann
      waeren die Deflatoren 0.51% statt -0.82% und fuer Consumer Durables und 0.58% statt -1.62% fuer Equipment and Software gewesen (nochmal
      als Erinnerung: Hoeherer Deflator bedeutet weniger reales Wachstum).

      Unter dieser Extrem-Annahme habe ich dann mal reales GDP fuer die USA berechnet:



      Aufgrund des hoeheren Deflators (also weniger Qualitaetsverbesserung) waechst die High-Tech Produktion langsamer. Aber der Effekt auf GDP ist
      nur marginal: 0.37 Prozentpunkte und das im worst case scenario! Allgemein kann man sagen, dass naemlich die Deflatoren in diesem worst
      case scenario viel zu pessimistisch gewaehlt sind. Selbst in Deutschland war zum Beispiel der Deflator fuer Investment zwischen 1998-2000
      negativ! Geht man mal von einem Null-Deflator fuer High-Tech Gueter (immernoch pessimistisch) aus, dann ist der Unterschied 0.27
      Prozentpunkte, und geht man von -0.7% aus (das ist der Wert fuer Deutschland, nach der herkoemmlichen Methode), dann betraegt der
      Unterschied schlappe 0.12 Prozentpunkte.

      Fazit: Wenn ueberhaupt, dann kann der HI nur marginal die Wachstumsraten gegenueber herkoemmlichen Methoden
      beschoenigen.
      Avatar
      schrieb am 21.06.01 20:48:20
      Beitrag Nr. 406 ()
      @ sittin

      Welcher Depp schreibt denn sowas:

      In der Tat hat die Notenbank wesentliche Ziele ihrer Zinspolitik noch nicht erreicht. Der Dollar ist seit Jahresbeginn nicht schwächer, sondern noch stärker geworden. Statt 96 US-Cent wie Anfang Januar bekommen Devisenhändler zurzeit für einen Euro um die 86 US-Cent.

      Seit wann betreibt die Fed eine Politik des schwachen Dollars?

      Bei den Banken hat die Bereitschaft, großvolumig Geld an die New Economy zu verleihen, abgenommen.

      Und das ist 100%ig im Interesse der Fed. Wenn es Gruende gegen weitere Zinssenkungen gibt (abgesehen von Inflation) dann ist es genau der Grund: Unsolide Firmen duerfen nicht kuenstlich am Leben erhalten werden.

      Wenn Greenspan am kommenden Mittwoch vor die Öffentlichkeit tritt, wird er nochmals eine Zinssenkung bekannt geben.

      Ja, leider!

      Doch es könnte für längere Zeit die letzte gewesen sein.

      Hoffentlich!
      Avatar
      schrieb am 21.06.01 22:14:47
      Beitrag Nr. 407 ()
      zu stormys Beitrag.

      Vor 20-25 Jahren haben wir uns den Mund fusselig geredet, daß auf einem endlichen System Erde kein unendliches Wachstum möglich ist und es gab einen Konsens, daß die Industrialisierung von China wohl den Kollaps für unser Ökosystem bedeuten dürfte.

      Und heute?
      Avatar
      schrieb am 22.06.01 18:10:52
      Beitrag Nr. 408 ()
      Hallo zusammen - mal zu ungewohnter Stunde...


      @ paule2

      ja, da hast du wohl Recht. Und es ist schon beängstigend, finde ich, wie innerhalb eines historisch gesehen relativ kurzen Zeitraums (10 Jahre oder so) alle langfristigen Perspektiven kurzerhand über Bord geworfen wurden. Und für was? Für „Consumo ergo sum“ („Ich konsumiere, also bin ich“): Da liegt Stormy schon richtig, das ist der Leitsatz der Epoche. Und ich finde, er hat es drastisch ausgedrückt - aber wie das Gefühl für das richtige Maß so schnell verloren gehen konnte, das kann schon als eine Art Gehirnwäsche bezeichnet werden.

      Und zu China: Natürlich träumen jetzt die ganzen Global Players vom Riesen-Markt, der sich da auftun könnte. Und es werden ja schon Mords-Schritte unternommen, um die Chinesen mit den West-Gütern anzufüttern. Doch mal davon abgesehen, dass damit auch die ganzen Fehler des Westens mitexportiert werden - mir wird mulmig, wenn ich an das explosive Gemisch denke, dass sich im Reich der Mitte im Spagat zwischen Kommunismus und Kapitalsmus auftut. Und das ganze verquickt mit wirtschaftlichen Interessen und der Taiwan-Frage - der Streit um das kollidierte Spionageflugzeug bietet meiner Meinung nach einen Vorgeschmack auf die Zuspitzung, die uns da noch blühen könnte. So darf man meiner Meinung nach auch nicht vergessen, dass es zum Beispiel in den 20er und 30er Jahren extrem hart ausgetragene wirtschaftliche Rivalitäten zwischen den USA und Japan gab (Schrottembargo...) - die waren es dann auch, die unter anderem zum japanischen Überfall auf Pearl Harbour führten...


      @ helmut_kohl

      zum Thema hedonischer Index. Also, deine Charts(homemade? ) in Ehren.

      Aber die Deutsche Bundesbank hat jetzt selbst mal nachgerechnet. Danach wäre der Wachstumsunterschied zwischen den USA und Deutschland in den Neunzigern um jährlich 0,4 Prozent geringer ausgefallen als veröffentlicht, wenn annähernd diesselben statistischen Methoden verwendet worden wären. Und das ist sehr konservativ geschätzt, die Bundesbanker deuten an, dass es mehr sein könnte. Das Ergebnis dieser Berechnungen steht im Bundesbank-Monatsbericht Mai 2001 unter dem Titel Exkurs: Probleme internationaler Wachstumsvergleiche - eine ergänzende Betrachtung. Ich zitier’ mal ein bisschen:


      ...Im Monatsbericht August 2000 wurde darauf
      hingewiesen, dass die Diskrepanz in der Entwicklung der realen EDV-Ausrüstungen zwischen den USA und Deutschland zu einem
      recht großen Teil auf unterschiedlichen Konzepten in der Bewertung beziehungsweise Erfassung von Qualitätsänderungen im Rahmen der statistischen Preismessung beruht. Eine Preisbereinigung der Ausgaben für EDV-Ausrüstungen in Deutschland mit der entsprechenden Zeitreihe für den US-Deflator ergibt für die neunziger Jahre - verglichen mit den
      Angaben der amtlichen Statistik - eine deutlich stärkere Dynamik der realen Größen. Ähnliche methodische Unterschiede bestehen
      auch zwischen den USA und anderen Mit-
      gliedstaaten der EU.


      .......................

      ...Da es hier – wie eingangs erwähnt – um die Vergleichbarkeit der deutschen und amerikanischen BIP-Wachstumsraten und nicht um
      die weiterführende Frage der relativen Vorteilhaftigkeit beziehungsweise Schwächen bestimmter statistischer Konzepte geht, ist auch die umgekehrte Vorgehensweise von Interesse, nämlich die amerikanischen VGR-Aggregate nach den in Deutschland üblichen Verfahren zu berechnen. Wie sich zeigen lässt, halbiert sich dann der Beitrag des amerikanischen IT-Sektors zum BIP-Wachstum in den USA im Durchschnitt der Jahre 1994 bis
      1998 auf einen halben Prozentpunkt. Die gesamtwirtschaftliche Produktion wäre dann in dieser Periode nicht mehr um 3 3/4 son-
      dern nur noch um 3 1/4 % pro Jahr gewachsen. Mitarbeiter des amerikanischen Bureau of Economic Analysis schätzen den Wachs-
      tumseffekt der hedonischen Preismessung allerdings nur auf etwa einen viertel Prozentpunkt.
      Dass die negative Korrektur beim US-Wachstum deutlich höher ausfällt als die nach oben gerichtete Anpassung bei der Verwendung des US-Verfahrens in der deutschen VGR, erscheint durchaus plausibel. Der IT-Sektor hat nämlich - gemessen an der Wertschöpfung – in den USA ein erheblich größeres Gewicht als hier zu Lande. Die Umstellung des Deflationierungskonzepts schlägt deshalb entsprechend stärker zu Buche. Die Probleme der internationalen Vergleichbarkeit von VGR-Angaben resultieren nicht nur von den EDV-Ausrüstungen her, sondern gehen von einer Vielzahl von Gütergruppen und VGR-Bereichen aus. Sie sind besonders ausgeprägt bei vergleichsweise dynamisch wachsenden Komponenten, deutlichen Marktanteilsverschiebungen oder Veränderungen relativer Preise...

      ....Dies ist im IT-Bereich nicht nur bei der Hardware, sondern auch bei der Software der Fall. So sind die nominalen Softwareinvestitionen in Deutschland im Zeitraum 1992 bis 1999 um insgesamt rund 70% beziehungsweise knapp 7% pro Jahr
      gestiegen. In den USA nahmen sie in der gleichen Periode dagegen um 215% beziehungsweise 15 1/2 % pro Jahr zu.
      Stellt man
      die Softwareinvestitionen zu den Ausgaben der Unternehmen für Hardware ins Verhältnis, so entfielen in den USA 1995 Software-
      investitionen in Höhe von 144 US-$ auf EDV-Anschaffungen im Wert von 100 US-$, verglichen mit einer Relation von 108 zu 100 in
      Deutschland. Bis 1999 stieg die Quote in den USA auf 220 zu 100 an, während sich in Deutschland Hard- und Softwareausgaben
      mit einer Relation von etwa 100 zu 100 die Waage hielten. Angesichts der technischen Komplementaritäten zwischen EDV-Geräten und Software sind solche Differenzen schwer
      zu erklären...


      ..........................

      ...So werden beispielsweise Ausgaben für Software beziehungs-
      weise Softwareentwicklung in den USA offensichtlich in stärkerem Maße als Investitionen angesehen und damit wachstumswirksam verbucht, während sie in Deutschland und in einigen anderen EU-Staaten in der amtlichen Statistik in der Tendenz eher als Vorleistungen behandelt werden.
      Die wesentlich stetigere Software-Hardware-Relation in Deutschland steht insgesamt jedenfalls erheblich besser im Einklang mit den bestehen-
      den technischen Komplementaritäten zwischen Software und Hardware, die sich nur allmählich über einen längeren Zeitraum ändern dürften....

      ...........................

      Um grob abschätzen zu können, in welchem Umfang der bilaterale Wachstumsvergleich durch Unterschiede bei der Ermittlung der
      Softwareinvestitionen beeinflusst sein könnte,wurden - analog zu der Vorgehensweise bei den EDV-Gütern - die amerikanischen Soft-
      ware-Hardware-Relationen auf die deutschen EDV-Ausrüstungen angelegt. Dadurch erhöht sich in Deutschland die Wachstumsdynamik bei den Softwareinvestitionen. Bezogen auf
      das reale BIP ergibt sich rein rechnerisch ein Mehrwachstum von knapp einem viertel Prozentpunkt im Durchschnitt der Jahre 1996 bis 1999.
      Hingegen vermindert sich das US-Wirtschaftswachstum, wenn man die Softwareinvestitionen dort aus den deutschen Software-Hardware-Relationen ableitet. Wegen des höheren gesamtwirtschaftlichen Gewichts der Softwareinvestitionen in den USA fällt die Wachstumseinbuße mit rund 0,3 Prozentpunkten im Durchschnitt der Jahre 1996 bis 1999 etwas höher aus als der entsprechende „Wachstumsgewinn“ in Deutschland.


      ....Nimmt man beide hier diskutierten Faktoren, also den Einfluss der unterschiedlichen Deflationierungsmethoden und der divergierenden Ansätze für die Software-Hardware-Relation,
      zusammen, so vermindern sich die bislang ausgewiesenen Wachstumsunterschiede zwischen den USA und Deutschland fühlbar.
      Überträgt man die amerikanischen Methoden und Rechenansätze auf Deutschland, fällt der Wachstumsunterschied zwischen den beiden Ländern in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre um durchschnittlich rund 0,4 Prozentpunkte pro Jahr geringer aus. Bei einer analogen Anpassung der entsprechenden US-Aggregate auf der Basis der in Deutschland verwendeten Methoden und Rechenansätze flacht sich das Wachstumsgefälle sogar noch
      etwas stärker ab.....


      ....Das auf Deutschland bezogene Ergebnis deckt sich mit vergleichbaren Schätzungen für Großbritannien. Dort lag nach Berechnungen in der Bank of England der statistische „Wachstumsbias“ gegenüber den USA im Durchschnitt der Jahre 1994 bis 1998 ebenfalls bei 0,4 Prozentpunkten.....


      Den Bundesbank-Bericht gibt’s im PDF-Format unter http://www.bundesbank.de/de/monatsbericht/bericht05/texttei…


      Außerdem ist da gerade schwer was im Gange beim Thema „Hedonic Index“. Denn die OECD macht meines Wissens zurzeit eine Untersuchung, außerdem bin ich auf folgende Meldung gestoßen:

      Am 21. und 22. Juni 2001 veranstaltet das Statistische Bundesamt gemeinsam mit der Deutschen Bundesbank ein internationales Symposium zum Thema " Hedonische Methoden in der Preisstatistik". Tagungsleitung und Moderation liegen in den Händen von Herrn Professor Dr. Hans Wolfgang Brachinger von der Universität Fribourg/Schweiz.

      Also ich würde sagen - da bleiben wir doch mal am Ball, oder?


      @ sittin bull

      Klasse Texte, die du wieder mal hier gepostet hast. Greenspans Steuerknüppel werden doch nicht unwirksam werden?

      Bis denn mal,

      Grüße,

      gieristnichtgut
      Avatar
      schrieb am 22.06.01 19:39:52
      Beitrag Nr. 409 ()
      Der Immobiliensektor und der Konsum sind ja die beiden
      Säulen, die die amerikanische Wirtschaft zur Zeit (noch)
      tragen.
      In diesem Zusammenhang wundert sich Floyd Norris in der
      NY Times über den ungewöhnlichen Verlauf des Abschwungs
      und die Rolle des Immobiliensektors.
      (kann den Link nicht posten, weil anmeldepflichtig)


      June 22, 2001
      Floyd Norris: Will This Slowdown Spare Housing, or Just Hit It Late?

      This time, it is different.
      Industrial production is plunging, and layoffs are soaring. The National Bureau of Economic Research, the official arbiter of business cycles, says a recession may have already begun.
      If so, the first recession of this century is different from every other downturn of the last 50 years.
      That difference can be seen in the housing market, which is going along just fine, thank you. The National Association of Home Builders said this week that its housing index is up from a year ago and about double what it was in the last recession, in the early 1990`s.
      That news is no surprise on Wall Street, where housing stocks have risen sharply since the Nasdaq bubble burst. But it is not what economists are used to. By post-World War II standards, this is a backward economic cycle.
      A normal recession is preceded by inflation, which leads the Federal Reserve to push up interest rates, which devastates housing, the most economically sensitive of industries, before the rest of the economy succumbs.
      None of that happened this time. The inflation of the recent boom was in assets, not consumer prices, and it led to a huge overinvestment in capital equipment as telecommunications companies wasted billions of dollars in laying thousands of miles of excess fiber optic capacity. Now the collapse of capital spending is leading to rising unemployment and an economic slowdown.
      Lower interest rates are the main reason housing has not suffered, but an expensive rental market has also encouraged renters to buy. Rental costs rose 4.5 percent in the 12 months ended in May, the highest since rental inflation peaked at 4.6 percent in September 1990, a few months after the last recession began.
      Housing strength also reflects surprisingly resilient consumer confidence. Memories have faded of the early 1990`s, when housing prices fell in some markets. Faith in real estate as an investment remains strong.
      The stock market assumes that the Fed will continue its cuts in interest rates next week, and that the cuts will bring on revival later this year. And it clearly believes that lower rates will stimulate housing, as they always have.
      That seems far too optimistic. Whether housing can keep going in the face of rising layoffs is an open question. Housing is traditionally a leading indicator of the economy, but when wealth is the issue, it can react slowly. The early- `90`s bear market in New York real estate came a few years after the 1987 stock market crash.
      Housing may keep on chugging. But it will not be the engine of recovery. "There is not much upside potential as far as home sales go," said John Lonski, Moody`s chief economist. "At best, it helps keep us out of recession, as opposed to igniting another surge in economic growth."
      Robert Barbera, the chief economist of Hoenig & Company, argues that housing can stay on the sidelines for the rest of this cycle. "We`ve had six months of sharp declines in industrial production, with housing going sideways," he said. "Why can`t that continue? It is the traditional engine for the boom-bust cycle, but it was neither the culprit during the boom nor the casualty in this cycle."
      Still, in this backward downturn, housing might just weaken at the end of the slide, rather than at the start. It makes sense for the Fed to keep easing, but since this downturn is different, there is no certainty that the medicine of lower interest rates will work as it has in the past.
      Avatar
      schrieb am 22.06.01 20:26:52
      Beitrag Nr. 410 ()
      @ gieristnichtgut

      Aber die Deutsche Bundesbank hat jetzt selbst mal nachgerechnet

      Also ehrlich gesagt, ich sehe nicht was die BuBa denn gerechnet hat. Das sind in erster Linie mal Behauptungen, ohne genaue Erklaerung wie man denn zu solchen Ergebnissen gekommen ist. Schlimmer noch, teilweise werden sogar Ergebnisse miss-representiert. Z.B. die Referenz zu Landefeld and Grimm`s "A Note on the Impact of Hedonics and Computers on Real GDP", welche ich rein zufaellig sehr genau kenne: Die Bundesbank schreibt dazu:

      Mitarbeiter des amerikanischen Bureau
      of Economic Analysis schätzen den Wachs-
      tumseffekt der hedonischen Preismessung
      allerdings nur auf etwa einen viertel Pro-
      zentpunkt.


      Schauen wir doch mal nach in der Quelle:

      If we weight this difference using the weight for computers and peripherals from the NIPA`s, the quality change in PC`s adds, at most, one-quarter of a percentage point to the estimate of average annual real GDP growth over the period. This calculation implicitly assumes no increase in the number of PC`s in equipment investment from 1995 to 1999.

      D.h. die beiden Autoren schreiben 0.25% sind das absolut aeusserste, um das die Wachstumsraten uebertrieben werden koennen, und dazu muss man auch noch pessimistisch sein und annehmen, dass die Zahl der PCs nicht gestiegen ist. Da die Zahl aber gestiegen ist, sind die 0.25% weit uebertrieben. Trotzdem schreibt die BuBa im Satz danach (!!!), dass 0.25% untertrieben sind:

      Dass die negative Korrektur
      beim US-Wachstum deutlich höher ausfällt
      als die nach oben gerichtete Anpassung bei
      der Verwendung des US-Verfahrens in der
      deutschen VGR, erscheint durchaus plausibel.


      Was soll man davon halten? Im uebrigen ist der gesamte Tenor des Landefeld and Grimm Essays derjenige, dass mit Hedonics Wachstumsraten nicht uebertrieben werden:

      In addition, there is no evidence of an overstatement in the decline in computer prices. Hedonic price indexes for computers produce results that are quite robust and that are virtually the same as those produced by a carefully constructed traditional price index for computers.

      Und dann:

      The perception that the use of hedonic price indexes is largely responsible for the pickup in measured U.S. growth appears, in part, to be founded on misunderstandings about the nature of hedonic price indexes,

      Und weiter:

      In addition, the perceptions about the relative impacts of these computer measurement issues on economic growth do not consider other measurement issues that probably impart a negative bias to measured economic growth.

      Also entweder haben die netten Herren bei der Bundesbank das nicht verstanden, oder sie haben das bewusst falsch widergegeben.

      Ach und ausserdem, besonders peinlich ist die folgende Stelle:

      so entfielen in den USA 1995 Software-
      investitionen in Höhe von 144 US-$ auf EDV-
      Anschaffungen im Wert von 100 US-$, vergli-
      chen mit einer Relation von 108 zu 100 in
      Deutschland. Bis 1999 stieg die Quote in den
      USA auf 220 zu 100 an, während sich in
      Deutschland Hard- und Softwareausgaben
      mit einer Relation von etwa 100 zu 100 die
      Waage hielten.


      Hallo BuBa? Aufwachen! Schonmal was vom Y2K gehoert? Bekanntlich wurde der Y2K in den USA viel erster genommen als in Europa, so dass nichts ungewoehnliches an einem Anstieg der Software-Investitionen liegt. Aber das hat sich wohl noch nicht bis nach Deutschland herumgesprochen.
      Avatar
      schrieb am 22.06.01 22:35:22
      Beitrag Nr. 411 ()
      Euer kleiner Disput über die Hedonics ist ja ganz nett,
      ist aber bestimmt für die Weltwirtschaft egal,
      ob nun die Wirtschaft um 3,28 % oder 3,98 % wuchs.

      Sind ja auch historische Daten.


      Auch wenn ich mich wiederhole:

      Die unmittelbaren Gefahren in den USA nehmen nicht ab.

      Wir haben hier ja mehr oder weniger schon alle kurz angerissen,
      ich versuch` noch mal eine Zusammenfassung:

      - hohe Abhängigkeit der US-Wirtschaft
      von : - Auslandskapital ( starker Dollar notwendig, Vertauen in Börse muß erhalten bleiben )
      - hohen Börsenkursen über Umweg Konsum


      - hoher Schuldenstand
      der : - Unternehmen, als Beispiel New Economy,
      aber auch Glasfaser/Telekomausrüster
      - Privatpersonen, Sparquote bekanntlich negativ
      - Staat, auch wenn hier auf Grund der HH-Überschüsse letzten Jahre
      keine unmittelbare Gefahr besteht.

      Folgen für Unternehmen
      ---> Gefahr nicht zu bedienener Kredite ( trotzdem gibt A.G. Parole aus: Gebt mehr Kredite!
      ---> zunehmende Zahl von Konkursen
      ---> zunehmende Zahl von Entlassungen -> sinkende Consumer-confidence
      ---> Kostenbremse, es wird "gespart"

      - trotz sinkender Leitzinsen steigende Anleihen-Zinsen,
      da zur Verfügung stehendes Geld ( Geldmenge + 13 % )
      nicht in Aktien ( und damit unmittelbar an Unternehmen fließt )
      sondern in Anleihen fließt, da der Markt eine höhere Inflation erwartet

      - da Kapitalaufnahme für Unternehmen via Aktien nicht möglich, Corporate bonds-Schwemme.
      Um überhaupt noch Anleger zu interessieren, muß höhere Rendite angeboten werden. Corporate bonds werden für Unternehmen teurer,
      Refinanzierungsmöglichkeiten schwieriger.

      ---> höhere Kosten für Unternehmen
      auch. Durch Schuldendienst teilweise Junk-Bonds--Einstufung ( Lucent )
      Gefahr von Bonds-Totalausfall durch Konkurs

      - Hohe Lagerbestände

      - sinkende Produktivität


      So, Helmut, ich weiß es bietet reichlich Raum für Kritik,
      aber bitte nur sachliche, ansonsten bitte ich um Ergänzungen/
      Verbesserungen


      Gute Nacht...
      Sittin...;)
      Avatar
      schrieb am 23.06.01 08:04:18
      Beitrag Nr. 412 ()
      langsam kommen wallstreet und unserem Opi doch gewisse
      Zweifel, ob der Wirksamkeit der Zinssenkungen ...

      http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/articles/A20491-2001Jun…

      http://www.smartmoney.com/theeconomy/index.cfm?Story=2001062…
      Avatar
      schrieb am 23.06.01 10:28:09
      Beitrag Nr. 413 ()
      @ Ken_meyer

      Der Artikel der Washington Post geht mit seinen 3 Punkten
      sehr präzise darauf ein, was ich eigentlich gestern sagen
      wollte...


      habe noch einen deutschen Artikel gefunden,
      und zwar in der BZ:



      WALL STREET

      Ratlose Notenbanker

      Peter De Thier

      Zwei Phänomene bereiten den US-Börsianern Sorge: Zum einen
      rechnen sie auch in den nächsten Wochen mit Gewinnwarnungen
      insbesondere aus der Hightech-Branche und der Internet-Industrie.
      Noch schwerer wiegt aber die von einigen Notenbank-Mitgliedern
      geäußerte Ratlosigkeit darüber, dass bereits fünf Zinssenkungen seit
      Anfang Januar noch keine Wirkung entfalten. Wenn aber selbst die
      Entscheidungsträger beginnen, an der Effektivität der Zinssenkungen zu
      zweifeln, dann verheißt dies auch nichts Gutes für die Märkte.

      Finanztitel im Aufwind

      Am kommenden Mittwoch werden wir wissen, ob und in welcher Höhe
      der weltmächtigste Notenbanker Alan Greenspan bei seinen
      Fed-Kollegen eine weitere Zinssenkung durchsetzen konnte. Wie so
      häufig warf die Sitzung des Offenmarkt-Ausschusses ihre Schatten
      bereits voraus. Finanztitel zogen während der letzten Tage an, weil die
      lahmende Konjunktur ebenso wie Greenspans jüngste Äußerungen
      wieder Hoffnung aufkommen ließen, dass die Fed den Geldhahn kräftig
      aufdrehen wird. Dennoch herrscht weiter Unentschlossenheit auf dem
      Parkett.

      Die Kursgewinne während der letzten Tage sind weniger Vorbote einer
      Sommerhausse oder gar der Wendepunkt in einem weiterhin von
      Pessimismus geprägten Markt. Vielmehr sind einige Händler der
      Überzeugung, dass jedes Mal, wenn der Nasdaq Composite wieder die
      2000-Punkte-Marke streift, gute Geschäfte zu machen sind. Genauso
      schnell kann es dann wieder zu Gewinnmitnahmen kommen. So
      erklären sich Analysten dieser Tage den Zickzackkurs, der nun schon
      seit einigen Wochen wegweisend ist.

      Hoffnung für nervöse Händler

      Wenn Nervosität den Ton angibt, dann suchen verzweifelte Händler
      nach einem Hoffnungsschimmer. So war am Donnerstag zu beobachten,
      dass im Schlepptau von Cisco Systems auch andere
      Technologie-Werte zulegten. Dabei hatte ein Cisco-Manager lediglich
      gesagt, dass man im zweiten Quartal die deutlich nach unten korrigierten
      Erwartungen wohl gerade erfüllen werde. Die Cisco-Aktie kletterte
      zeitweise um mehr als 15 Prozent und schloss immerhin mit einem Plus
      von fast acht Prozent. Andere Hightech-Papiere profitierten von der
      aufkommenden Kauflust. Sie belegt aber gleichzeitig, dass
      Kurszuwächse temporär sind und die gute Laune genauso schnell
      wieder verfliegt.
      Avatar
      schrieb am 23.06.01 11:23:44
      Beitrag Nr. 414 ()
      Da hilft das ganze drücken nichts:




      Avatar
      schrieb am 23.06.01 19:37:11
      Beitrag Nr. 415 ()
      Wieder gute Artikel hier...

      Da will ich doch auch noch ein bisschen was bringen - so klar wird nämlich die augenblickliche Lage immer gar nicht dargestellt. Ob`s dann tatsächlich im Spätsommer wieder nach oben geht - ich bin skeptisch. Aber wir werden sehen:

      US-Wirtschaft auf Talfahrt

      Die US-Konjunktur wird nach Ansicht von Volkswirten im zweiten Quartal 2001 wahrscheinlich weiter schrumpfen. Sie könnte sogar in negatives Territorium abrutschen.

      Die Entwicklung des Bruttoinlandprodukts (BIP) sei im zweiten Quartal viel schwächer als im ersten und möglicherweise an dem Punkt angelangt, ins Negative zu rutschen, sagte Jim O`Sullivan, Volkswirt bei UBS Warburg. Bislang ist die US-Konjunktur noch an einer Rezession - ein negatives Wachstum in zwei aufeinander folgenden Quartalen - vorbeigeschrammt. Nach Ansicht von Analysten werde das zweite Quartal jedoch das schwächste seit Beginn der Verlangsamung des US-Wachstums.
      Das BIP ist im ersten Quartal lediglich um 1,3 Prozent gewachsen und könnte ein weiteres Mal nach unten revidiert werden. Die endgültigen Wachstumsdaten sollen in der kommenden Woche veröffentlicht werden Analysten gehen von einer Revision auf 1,2 Prozent Wachstum aus.

      Prognose kommt zu früh

      Die nationale Wirtschafts-Forschungsbehörde National Bureau of Economic Research hatte in dieser Woche mitgeteilt, dass es möglich sei, dass eine Rezession vor kurzem begonnen hätte. Volkswirte gaben jedoch zu Bedenken, dass für eine Prognose für das zweite Quartal mit den Daten für April und Mai noch nicht genügend Angaben vorhanden seien. "Nach den dürftigen mir vorliegenden Daten zu urteilen, könnte das BIP negativ ausfallen", sagte Joseph Lavorgna, Volkswirt bei Deutsche Bank Alex Brown in New York. Jüngste US-Konjunkturdaten hatten Analysten zufolge auf eine weiter schwache Konjunktur in den USA gedeutet. Die gestiegene Gesamtzahl der Arbeitslosen deute auf eine Verschlechterung am Arbeitsmarkt hin. Nach Angaben des Arbeitsministeriums waren in der Woche bis zum 9. Juni, der letzte Zeitraum für den Daten veröffentlicht wurden, rund 2,99 Millionen Menschen in den USA weiterhin ohne Arbeit nach 2,92 Millionen in der Woche zuvor. Das US-Handelsdefizit hat sich nach Angaben des Handelsministeriums leicht verringert, wobei sowohl Importe als auch Exporte rückläufig waren. Das Defizit war im April auf 32,17 Mrd. $ von revidiert 33,08 Mrd. $ gesunken.

      Erholung im Spätsommer

      Die Experten gehen von einer Erholung der Konjunktur im Spätsommer aus, wenn die aggressiven Zinssenkungen der US-Notenbank Fed zu greifen beginnen. "Die wichtige Frage ist: wie sieht das dritte Quartal aus?", sagte O`Sullivan. Die Fed hat die US-Leitzinsen in diesem Jahr bereits fünf Mal um insgesamt 2,5 Prozentpunkte gesenkt. Eine sechste Senkung wird für nächste Woche bei dem Treffen des für die Geldpolitik zuständigen Offenmarktausschusses der Fed erwartet.

      Financial Times Deutschland, Sa, 23.6.2001, 17:40
      URL des Artikels: http://www.ftd.de/pw/in/FTD2PVGZAOC.html


      Dann habe ich noch was längeres, was zur allgemeinen Debatte in den vergangenen Tagen hier passen könnte. Der Text ist von Anfang des Jahres und erläutert etliche interessante Überlegungen, gerade zur Geldmenge oder zum Konsumverhalten. Der Text trägt den Titel:


      Lieber ein Ende mit Schrecken...
       
      ...als ein Schrecken ohne Ende. Genau diese Überlegung scheint sich die Amerikanische Zentralbank nicht machen zu wollen. Man hat sich schon längstens für den Kollaps entschieden. Oder hatten sie gar keine andere Wahl?


      M3 - Geld, das niemand mehr braucht?
       

      Es ist schon erstaulich mit welcher Blindheit momentan über das Agieren der Amerikanischen Notenbank argumentiert wird. Scheinbar handelt es sich bei den meisten dieser selbsternannten Monetaristen um zu spät geborene Planwirtschaftler, welche die Bedeutung eines ausgewogenen Verhältnisses zwischen Angebot und Nachfrage zu ignorieren scheinen. Selbstverständlich war dieses Verhältnis nie "unausgeglichen" - Überschussliquidität im Sinne von zu viel im Umlauf befindlichem Geld existiert im Grunde genommen gar nicht. Neben der leicht quantifizierbaren Geldmenge geht es vielmehr um die Qualität der Güter, welche der nachfragenden Seite gegenüber steht. 
      Ein wichtiger Punkt - wenn nicht gar der wichtigste - bei der Beurteilung der Qualität der Angebotsseite liegt darin, dass die Umlaufsgeschwindigkeit eines gigantischen Anteils der käuflichen Güter rapide angestiegen ist. Dafür verantwortlich sind fast ausschliesslich die - gemessen am BIP - noch immer überproportional kapitalisierten Aktienmärkte, welche durch immer haarsträubendere Kursschwankungen immense Nachfrage an verfügbarer Geldmenge "generieren". Durch die derzeit stark rückläufige Marktkapitalisierung reduziert sich die Geldmengennachfrage folglich von zwei Seiten her: Einerseits schlichtweg durch die massive Deflation an den Aktienmärkten, welche die Preise der dort angebotenen Güter - und somit das an Marktpreisen gemessene Angebot - stark sinken liess. Andererseits jedoch auch durch das damit verbundene abnehmende Anlegerinteresse, welches den Leverageeffekt - und somit die Umlaufsgeschwindigkeit der Geldmenge - mit einer nicht zu unterschätzenden zeitlichen Verzögerung reduzieren dürfte, wobei dieser Anpassungsprozess viel Zeit in Anspruch nehmen dürfte. Insofern besteht der Überschuss an Geldmenge darin, dass innert relativ kurzer Zeiträume vorherig und nachfragebedingt verfügbar gemachte Liquidität nicht mehr den Bedürfnissen des Marktes entspricht. Und zwar in einer ersten Phase mehrheitlich angebotsseitig gesteuert, da die Preise käuflicher Güter (Finanzanlagen) stark zurückgekommen sind. Erst zu einem späteren Zeitpunkt folgt dann die nachfrageseitig bedingte Korrektur der Liquiditätspräferenzen. Damit soll insbesondere die stark korrellierende Konsum- und Investitionsfreudigkeit angesprochen sein, welche - bedingt durch den "Wealth Effect" - arg in Mitleidenschaft gezogen werden dürfte. Womit wir bei einem weiteren Thema wären... 
       
      "Wer bezahlt nun mein Auto?"

      Die Meinungen darüber, wie die Entwicklung der Aktienmärkte das Konsumverhalten des durchschnittlichen Amerikaners beeinflusst sind teilweise sehr gespalten. Aber ich denke die Empirische Beweisführung ist trotz erst wenig verfügbaren Erfahrungswerten inzwischen soweit fortgeschritten, dass die diesbezüglichen Zusammenhänge jedem einigermassen rational denkenden Menschen verständlich gemacht werden können. Ausser Zweifel steht, dass die Intensität mit der das Konsumentenvertrauen an die Performance der Börsen gekoppelt sind, stark von der (Aktien-)sparquote abhängig ist. Oder anders formuliert... Jemandem, der sein Geld ausschliesslich auf dem Sparkonto hortet, dürfte das Purzeln der Nasdaq-Notierungen einigermassen egal sein. Handkehrum dürften die Nerven der letztjährig in den Markt gelangten Anleger so ziemlich blank liegen. 
      Entscheidend dafür, wie rasch das Konsumentenvertrauen von den Kursstürzen beeinträchtigt wird ist jedoch nicht nur der Börsianer-Anteil innerhalb der Bevölkerung. Es spielt eine grosse Rolle in welchem Zeitraum, von wievielen Anlegern, auf welchem Kursniveau wieviel Geld angelegt wurde. Dies treffsicher festzustellen dürfte ein Ding der Unmöglichkeit sein. Trotzdem kann man - bei näherem Verfolgen der letzten Jahre - eine Hypothese erstellen, die nicht horrend von der Realität abweichen dürfte... 

      Und diese sieht so aus, dass mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit breite, konsumbestimmende Bevölkerungsschichten auf relativ hohen Kursniveaus mit - gemessen an den verfügbaren Einkommen - immensem Kapitaleinsatz in den Markt eingetreten sind. Dieses Verhalten lässt sich dokumentieren anhand der Sparquote, aber auch mit der explosionsartigen Zunahme ausstehender Konsumkredite. Insofern dürfte klar sein, dass die Einschätzung der eigenen zukünftigen Finanzlage äusserst stark mit der Zunahme der in Finanzanlagen gebundenen Vermögenswerte korrelliert. In Situationen wie der jetzigen wirkt sich dieser Sachverhalt selbstverständlich mit dem gegenteiligen Effekt aus. Plötzlich üben sich Kreditinstitute in Risikoaversion und fordern Fremdkapital zurück, welches von den plötzlich als bonitätsschwach eingestuften Schuldnern - man beachte die negative Sparquote - nicht ohne weiteres getilgt werden können. Zusätzlich fallen die Kurse von Unternehmensanleihen mehr oder weniger parallel mit der rückläufigen Bonität der jeweiligen Schuldner. 

      Infolgedessen verändert sich das Konsum- und Anlegerverhalten schlagartig. Leasingverträge können nicht mehr aufrechterhalten werden, Hypotheken mutieren zu schieren Blutsaugern, Portfolios müssen zwangsliquidiert werden, und so ganz nebenbei schwindet das über Jahre ungetrübte Zukunftsbild und macht einem genauso selbstverstärkenden Pessimismus Platz. Oder doch nicht?... 
       
      Too big to fail! 

      Normalerweise gehört oben geschriebenes zum gewöhnlichen Verlauf der Konjunkturzyklen. Eine Phase über Potenzial wachsender Wirtschaft wird gefolgt von einer Periode, welche von  unterproportionalem Wirtschaftswachstum geprägt wird. Sokönnte man nun deshalb meinen, dass ein gleitender Übergang zu einem "Soft-Landing" schon fast vorprogrammiert ist, und in zwei bis drei Jahren wieder allgegenwärtig frohlockt wird. Leider muss dieses Szenario immer stärker in Frage gestellt werden, da infolge systembedingter Umstände das Finanzsystem während den letzten zwanzig Jahren in immer stärkere Leveragepositionen manövriert "wurde".

      Insbesondere in den letzten drei Jahren wurden seitens der US-Notenbank - unfreiwillig oder nicht - Fehler begangen, die nicht mehr ohne schwerwiegende Folgen wieder gut gemacht werden können. 
      Der grösste Fehler liegt in dem schier grenzenlosen Interventionismus, welcher innerhalb der angelsächsischen Kultur zu einem perviden "moral hazard" geführt hat. Man hat "gelernt", dass - egal wie laut der Wirtschaftsmotor röchelt - die Mannen um Alan Greenspan immer eine schützende Hand über den serbelnden Koloss der Vereinigten Staaten hält. Leider wird dabei oft vergessen, dass - auch nach Abschaffung des Goldstandards - Stützungsliquidität nicht aus dem Nichts geschöpft werden kann. Auch die Amerikanische Notenbank kann nicht uneingeschränkt die Zinsen senken, ohne am anderen Ende die Bilanzierungslücke (irgendwann) schliessen zu müssen. Ähnlich verhält es sich mit den Unternehmen, welche nicht grenzenlos Anleihen emmitieren können um expandieren zu können. Jedes Angebot muss einer Nachfrage entsprechen, und umgekehrt.

      Eine der gefährlichsten Eigenschaften unseres Systems liegt darin, dass es in Phasen rückläufiger Fremdkapitalkosten für Unternehmen angenehmer sein kann Anleihen oder Aktien emitieren zu lassen, da es für diese billiger kommt die Passivseite der Bilanz mit fremdem Geld zu gestalten als mit Eigenkapital. Diese in expansiven Konjunkturphasen stark in Schieflage geratende Eigenkapitalquote kann - speziell dann wenn die Risikoerwartungen des Marktes so volatil sind wie heute - zu grausamen Liquiditätsengpässen führen, wenn die Stimmung unerwartet rasch dreht.  Am stärksten unter dem zunehmenden Vertrauensverlust zu leiden haben derzeit Firmen, die aufgrund oft gar nicht messbarer Bonität kein Fremdkapital erhalten, sondern auf intakte Kapitalmärkte(Venture Capital, Private Equity, etc.) angewiesen sind. In einem Umfeld zerbröselnder Bewertungen an den Neuen Märkten braucht es deshalb immer mehr um Liquiditätsengpässen vorbeugen zu können.  Es liegt auf der Hand, dass obig beschriebene Phänomene zahlreiche mehr oder weniger massive Nebeneffekte haben (werden), welche keineswegs bloss auf die Staaten, sondern vielmehr global das ökonomische Gefüge zerrütten dürften... 
       
      In God We Trust

      Ob das weltweite Vertrauen in den Greenback ausreicht um die strukturellen Mängel der Stabilitätskriterien ein weiteres Mal übersehen zu können, sei mal dahin gestellt. Fest steht, dass die derzeitigen Schwächepole nicht mehr hauptsächlich in den Emerging Markets gesichtet werden, sondern im Mutterland ewig währender Prospherität. 
      Abnehmendes Wirtschaftswachstum, rückläufiges Konsumentenvertrauen, überproportional hohe Inflation und viele weitere Symptome zeigen an, dass die US-Wirtschaft am vorläufigen Ende des längsten Konjunkturaufschwungs stehen. Angesichts eines drohenden "Hard-Landings" sehen sich die Währungshüter mit der Frage konfrontiert, ob das Inflationsrisiko höher als jenes einer Rezession einzustufen ist. Da die aktuellen Problemstellungen hausgemacht sind, kann sich die Fed nicht mehr auf extreme disinflationäre Einflüsse verlassen. Auch die momentan rückläufigen Preise für Rohstoffe sinken nur solange weiter, wie die Erwartungen einer signifikanten globalen Wachstumsverlangsamung anhalten. 
      Dem aufmerksamen Marktbeobachter ist schon lange bewusst geworden, dass die Fed drei Möglichkeiten hat über das weitere Abschneiden ihrer Volkswirtschaft zu entscheiden...
      Möglichkeit Nummer eins bedeutet ein hemmungsloses Vollpumpen der Finanzmärkte mit Liquidität, bis sich diese biegen und brechen vor Lobgesängen für die "glorreiche Weitsicht" Greenspans. Dies würde die gegenwärtige Krankheitssymptome bestenfalls hinauszögern und zu einem späteren Zeitpunkt mit noch grösserer Wucht den brüchigen Boden einstürzen lassen.

      Der zweite Weg bestünde darin die Inflationären Risiken überzubewerten und eine zu vorsichtige, bzw. restriktive Geldpolitik zu fahren, was unter absoluter Garantie schlimmeres als ein Hardlanding zur Folge hätte. Es bleibt zu hoffen, dass sich die US-Notenbank für den massvollen Weg entscheidet und die notwendigen Konsequenzen vorgängigen Überschwangs in Kauf nimmt. Mit gut dosierten Zinssignalen und gütiger Beihilfe der Märkte könnte es die Amerikanische Wirtschaft schaffen an einer Depression vorbeizuschliddern. 
       
      Szenarienfindung 

      Es wird nun immer spannender zu verfolgen, wie sich die Fed (bzw. deren Mitglieder) zu Themen wie Inflations- bzw. Rezessionsrisiken positionniert. In diesem Zusammenhang ist natürlich entscheidend, wie sich die Aktien- und Rohstoffmärkte über die nächsten Wochen und Monate hinweg entwickeln. Sollten sich beide signifikant und rasch erholen, besteht für die Fed kaum Anlass zu mehr als zwei bis drei zusätzlichen Zinssenkungen. Denn eines muss man sich stets vor Augben halten... Alan Greenspan kann mit einer starken Abschwächung des Wirtschaftswachstums leben. Lediglich ein Abgleiten in massiv rezessive Gefielde würde der US-Notenbank gegen den Strich gehen. Am wahrscheinlichsten ist ein weiteres Schwächeln bzw. Stagnieren der Leitindices, bei stabilen Energiepreisen. Dies dürfte dann im Verlaufe der kommenden Wochen und Monaten vorerst zu Zinssenkungen von 75-150 Basispunkten führen, welche jedoch kaum mehr als temporär positive Auswirkungen auf die Finanzmärkte haben würden.
      Denn der Grund liegt darin, dass die Zinsen bei den Unternehmensanleihen - aufgrund der zunehmend pessimistisch eingeschätzten Eigenfinanzierungskraft - nur unterproportional von solchen Schritten betroffen wären, was die Spreads zw. Corporate- und Treasury-Bonds weiter steigen lassen dürfte. Dies würde schliesslich unweigerlichzu einer Verschärfung an den Anleihemärkten führen, da die schrumpfende Eigenkapitalbasis in Zusammenspiel mit der abnehmenden Wirtschaftsaktivät verheerende Auswirkungen auf die Mittelflussrechnungen haben wird. Denn Schulden müssen - trotz rückläufiger Gewinne - zurückbezahlt werden, sofern diese nicht wo anders als Abschreibungen erscheinen. Die Folge: Produktionskürzungen, Entlassungen, etc....  Je nach dem wie sich die massgeblichenWirtschaftsindikatoren entwicklen, wird diese Tendenz noch über mehrere Monate hinweg anhalten. Entscheidend wird sein, wie intensiv und nachhaltig sich das risikoaversive Verhalten der Investoren auf die Liquiditätslage der Unternehmen und somit deren Aktien- und Anleihenotierungen auswirken wird. 
      Es ist davon auszugehen, dass die Renditedifferenzen zw. Staats- und Unternehmensanleihen nicht bloss in Übersee zunehmen werden. Auch in Europa - und sogar in Japan, wo dieser Zustnad schon fast nicht mehr schlimmer werden kann - werden die Bonitäten mit hoher Wahrscheinlichkeit mittel- bis langfirstig zurückgehen. Erstaunlicherweise dürften diese Entwicklungen in einem disinflationären Umfeld zustande kommen. Mit anderen Worten erwarte ich weiterhin merklich nachlassende Wirtschaftsaktivität bei wieder tendenziel sinkenden Inflationsraten und Zinssätzen. Was hingegen sehr schwer abzuschätzen ist, ist das Tempo, mit der diese Verschiebungen stattfinden werden. Da die Fed aufgrund der prekären Situation an der Inflationsfront wohl eher zögerlich denn offensiv die Zinsschraube lockern wird, scheint ein äusserst langwieriges und zermürbendes Abgleiten der US-Wirtschaft in eine langfristig stagnierende bis leicht rückläufige Wirtschaftsperiode, während der es in einer weiteren Phase vornehmlich um die Bekämpfung deflationärer Erscheinungen gehen dürfte. 

      Die Fed wird nach aussen wohl weiterhin starke Signale setzen. Faktisch kann und darf die Notenbank jedoch die Inflationsgefahren nicht ausser Acht lassen. Das kurz- bis mittelfristige Geschehen dürfte weiterhin extrem volatil bleiben, wobei der übergeordnete Trendverlauf in sämtlichen Indizes klar gen Süden gerichtet bleiben dürfte. Vorübergehende Kurschübe werden immer dann auftreten, wenn eine extrem überverkaufte Marktkonstellation mit aufkeimender Hoffnung an ein Softlanding einhergehen. Zu Sturzflügen wird es höchstwahrscheinlich immer dann kommen, wenn kurzfristig überkaufte Situationen mit enttäuschenden Unternehmens- und Wirtschaftszahlen zusammenfallen. 

      Es bleibt abzuwarten, für welchen Weg sich die Fed tatsächlich entscheidet. Wie auch immer... der Markt hat das letzte Wort. Und es darf vermutet werden, dass diese Antwort anders ausfallen wird als im Herbst 1998. 

      Christian Fürst
       
      Das Original mit vielen Grafiken gibt`s unter http://home.pages.at/goldinfo/ansichten/an_fust4.htm.



      So - es gäbe jetzt noch eine ganze Menge zu sagen zu all den anderen Beiträgen hier. Unter anderem das Thema Hedonics oder auch US-Immobilien wäre fast einen eigenen Thread wert.

      Aber es ist nur so - das Wetter ist traumhaft, und ich ziehe es einfach vor, jetzt den Abend mit Freunden bei leckerem Weißwein im Freien zu verbringen...

      Bis dann,

      Grüße,

      gieristnichtgut
      Avatar
      schrieb am 23.06.01 22:39:39
      Beitrag Nr. 416 ()
      @gieristnichtgut

      ich finde, dass ihr qualitativ hochwertige beiträge schreibt und dazu eine schöne auswahl von artikeln zum thema präsentiert. manches aber bleibt unkommentiert stehen, was kommentiert werden müsste, weil die sichtweise der meisten beiträger quasi vorgefertigt und nicht unbedingt börsennah ist.

      zu dem bericht von berry aus der washington post, der zusammengefasst auch in anderen artikeln dieser tage immer wieder auftaucht, hätte ich ein paar anmerkungen aus meiner persönlichen sicht.

      es ist noch nicht einmal ein halbes jahr vergangen seit der ersten zinssenkung, und man kann zu diesem zeitpunkt m.e. noch keine aussagen machen, ob sie greifen oder nicht. sechs bis acht monate gelten als regel, und wenn wir nur von den 0,5% im januar ausgehen, meine ich, dass man geduld haben muss, weil es einfach dauert, bis die summe der zinssenkungen sich spürbar auch fundamental und nicht nur auf die börse auswirkt - ich denke, in ansätzen ab august, aber spürbar nicht vor ende des jahres.

      nachdem es in den letzten jahren übertreibungen gab, die in einer gigantischen überbewertung besonders der high-techs und dort speziell der fondslieblinge mündeten, können die zinssenkungen auf die aktienmärkte eigentlich nichts weiter als eine abfedernde wirkung im downmove haben, also beim abbau der übertreibungen - und lediglich den kollaps verhindern.

      so waren denn auch die januar- und die osterrally fundamental nicht gerechtfertigt und wurden entsprechend den vorprogrammierten enttäuschungen wieder revidiert.

      wenn nun greenspan am mittwoch eine pessimistische einschätzung gegeben hat, kann man darin auch vermuten, dass dies den börsen, die am mittwoch an einem kritischen punkt standen und gerade so am ast vorbeischrammen mussten, weitere zinssenkungsphantasien suggerieren sollte.

      der dollar ist seit jahresbeginn nicht schwächer, sondern stärker geworden:

      aber wer hat denn im ernst ein interesse an einem schwachen dollar?! erklärlich ist der starke dollar auch, denn seit jahresanfang wurden viele investitionen von europa in die u.s.a. verlagert. wenn die u.s.-wirtschaft vorläuferfunktion hat, ist das auch nicht verwunderlich, denn man kann erwarten, dass sich die dortige krise mit verzögerung auf europa auswirkt. europa hat zudem eigene, ganz spezifische probleme: die euro-umstellung, die ost-erweiterung... das alles lässt ohnehin spannungen erwarten, auch ohne mithilfe der u.s.a.... da investiert man lieber gleich dort, wo sich zuerst erholungstendenzen abzeichnen und nicht mitten hinein in die kommende rezession.

      bei den banken hat die bereitschaft, grossvolumig geld an die new economy zu verleihen, abgenommen.
      gut so! so trennt sich die spreu vom weizen. cashburner haben keine chance mehr. die anderen hingegen können gestärkt aus der krise hervorgehen und für wachstum sorgen.

      und auch die auswirkungen der zinssenkungen auf die aktienmärkte waren jeweils nur von kurzer dauer:

      `anfang januar notierte der nasdaq composite mit rund 2400 p. sechs monate später sind es 20% weniger` (2.050 statt 2.400 p). `der dow jones hat sich unterm strich nicht von der stelle bewegt.` wie bereits gesagt, in dieser entwicklung sehe ich nur einen ganz normalen bereinigungsprozess. der totale zusammenbruch des aktienmarktes wurde verhindert (bisher), übertreibungen dennoch abgebaut - und so dürfte es weitergehen, ob es uns lieb ist oder nicht.

      manche big caps haben sich in diesem ersten halbjahr geviertelt (und eben nicht nur 20% verloren wie die nasdaq!: d.h. der gesamtmarkt kompensiert eine menge). manche midcaps haben derweil kräftig zugelegt.

      in der nächsten zeit ist also langsameres wachstum angesagt, aber wachstum ist vorhanden, nur eben dort, wo man es nicht wahrnimmt. die wahrnehmung liegt auf `my beloved hightech-elephants`, die stehen im focus, aber genau die werden weiter verlieren. das wachstum wird sich entwickeln aus den unternehmen, die gestärkt aus dieser blase hervorgehen, einige high-tech-unternehmen werden sicher auch zu den gewinnern gehören, aber auch einige titel, die noch nie im rampenlicht standen. einige unternehmen bauen ihre lagerbestände ab, werden investitionen verschieben, z.b. die forschung für nachfolgemodelle technischer geräte. die braucht z.zt. sowieso niemand, denn auch der verbraucher wird bescheiden, denkt um, und kauft nicht mehr alle halbe jahre ein neues handy, um auf dem neuesten technischen stand zu sein. da werden jetzt phasen übersprungen! das gleiche gilt für die entwicklungsländer: sie lassen technische entwicklungsstufen aus.

      hier dürfte es also eine gesunde verlangsamung geben (aber dennoch wachstum), die durchaus im konsumentenverhalten eine entsprechung findet.

      der durchschnittsverbraucher baut nun sein haus auf oder um und besinnt sich auf langlebigere konsumgüter, wie möbel, energiesparende haustechnik und hausgeräte - und das könnten dann die branchen der nahen zukunft sein, die profitieren und wirtschaftswachstum generieren (neben den überlebenden im high-tech-, speziell internet-sektor). es wird eine normalisierung geben, glaube ich, aber keinen weltuntergang.

      noch kurz zum thema anleiheschwemme:

      da die unternehmen keine neuen aktien ausgeben können, weil der markt dies nicht hergibt, kurzfristige kredite aber zu riskant sind, weil sie bei einer verschlechterung der ertragslage zu konkurs führen würden, weicht man auf unternehmensanleihen aus. ich finde es eigentlich ganz aktionärsfreundlich und gesund, wenn nun nicht neue aktien zu dumpingpreisen auf den markt geworfen werden, sondern wenn unternehmen versuchen, die nötigen mittel via anleihen und schuldverschreibungen zu erhalten. die firmen, die noch über genügend bonität verfügen, können sich das erlauben, und das frische kapital kommt ihnen direkt zugute. auch hier bekommt also nur derjenige geld, der vertrauenswürdig erscheint. das aufpumpen eienr neuen blase wird verhindert, weiteres (moderates) wachstum aber gewährleistet.

      grüsse
      cabinda
      Avatar
      schrieb am 24.06.01 11:18:59
      Beitrag Nr. 417 ()
      Der amerikanische Konsument gibt der Wirtschaft den
      Gnadenstoss - durch zuviel Konsum.

      Die `österreichische`(Hayek et al) Sicht der Dinge:

      http://www.newaus.com.au/econ254usspndg.html
      Avatar
      schrieb am 24.06.01 12:51:09
      Beitrag Nr. 418 ()
      @ cabinda

      Danke für deinen sehr sachlichen Beitrag,
      ich hoffe, du meldest dich als Vetreter
      der Optimistenseite noch häufiger.

      >>>bei den banken hat die bereitschaft, grossvolumig geld an die new economy zu verleihen, abgenommen.
      >><gut so! so trennt sich die spreu vom weizen. cashburner haben keine chance mehr. die anderen hingegen können gestärkt aus der krise hervorgehen und
      für wachstum sorgen.


      Leider ist es nicht nur die NewEconomy, bei denen Insolvenz droht.

      Ich denke gerade von den Telekomanbietern, Ausrüstern, Glasfaserherstellern und Breitbandanbietern
      droht noch eine große Gefahr des Konkurses durch Überschuldung.

      Diese Gebiete sind so groß und reichen auch teilweise in die
      OldEconomy rein, als das dies ohne Folgen für die Gesamtwirtschaft bliebe!


      >>>>es ist noch nicht einmal ein halbes jahr vergangen seit der ersten zinssenkung, und man kann zu diesem zeitpunkt m.e. noch keine aussagen machen, ob sie
      greifen oder nicht. sechs bis acht monate gelten als regel, und wenn wir nur von den 0,5% im januar ausgehen, meine ich, dass man geduld haben muss,
      weil es einfach dauert, bis die summe der zinssenkungen sich spürbar auch fundamental und nicht nur auf die börse auswirkt - ich denke, in ansätzen ab
      august, aber spürbar nicht vor ende des jahres.

      Gerade aus den Reihen der Fed kamen doch gerade die Bedenken,
      ob diesmal alles wunschgemäß verläuft.
      Und gerade bei Langfrist-Zinsen, Corporate-Bonds und Aktienkursen
      scheint bisher genau Gegenteiliger Effekt aufzutauchen...
      Avatar
      schrieb am 24.06.01 23:00:37
      Beitrag Nr. 419 ()
      @sittinbull

      ja, mit den teuren umts-lizenzen hat herr eichel sich (und uns) ganz schön was eingebrockt. ich sehe es auf alle fälle wie du, dass in der old economy die nächsten kandidaten sitzen, die noch zurechtgestutzt werden. da ist viel geld in die vermeintlich sicheren häfen geflossen (auch nm-anleger haben z.b. dorthin umgeschichtet) - aber das wachstum ist dort ebenfalls an grenzen gelangt.

      die grenzen des wachstums sind für mich eigentlich das hauptthema bei der antwort auf die frage, was das feuerwerk der zinssenkungen denn nun gebracht hat.

      zunächst einmal möchte ich etwas konkreter fragen, was die fed am erfolg der zinssenkungen zweifeln lässt:

      worauf beziehen sich die zweifel der fed: auf die fundamentale wirkung der zinssenkungen auf die unternehmen oder auf die börse (stand der indizes)?

      ich habe mal an anderer stelle geäussert, es könne nicht im interesse der fed sein, die blase neu aufzupusten. beim stand der dinge (überbewertungen kontra begrenztes wachstum) müsste das irgendwann einen fürchterlichen crash zur folge haben. wenn ich den text von berry lese, kommen mir bedenken, ob man sich nicht doch dieser illusion hingegeben hat. fundamentale auswirkungen kann es kaum schon geben, also hat man doch geglaubt, man könne die meute nochmals in bewegung setzen?

      man muss also nicht fragen, warum zweifelt die fed, sondern: wie war die erwartungshaltung?

      nehmen wir mal die öko-effizienz als beispiel für die us-wirtschaft an sich. da ist, nach e.u. von weizsäcker, einerseits eine dominante amerikanische wirtschaftsdoktrin, die einschränkungen und technologische richtungsänderungen nur dann akzeptiert, wenn sie von knappheitssignalen oder präferenzen am markt herbeigeführt wird. staatseingriffe werden abgelehnt.

      auf der anderen seite wird nach historischer erfahrung jeder effizienzfortschritt irgendwann wieder durch zusätzliches wachstum abgebaut. zur effizienz muss also auch die suffizienz, die genügsamkeit kommen - es gibt berge, es gibt täler.

      meiner meinung nach sind wir jetzt genau an dem punkt, wo suffizienz angesagt ist.

      man stelle sich vor, acht milliarden menschen würden sich so verhalten wie die amerikaner. wir bräuchten mindestens vier erdbälle. wichtig ist also, dass die u.s.a. innen- und aussenpolitisch stabil bleiben - denn bis die amerikaner sich in ihrem konsumverhalten ändern, dürften wir `schwarz` werden. nachdem nun die grenzen des wachstums im technologischen, aber auch im energiepolitischen und ökologischen bereich sichtbar geworden sind, können wir nur hoffen, dass die u.s.a. für äusseren frieden sorgen; wenn sich diese bedingung erfüllt, wird, nach adam smith, der markt den rest besorgen (im positiven sinne).

      in der vergangenheit sind effizienzfortschritte immer durch neues wachstum überholt worden. politiker versprechen immerfort und ständig mehr wohlstand. alles ist darauf ausgerichtet, grösstmögliches wachstum zu erzielen. die wachstumsdynamik lässt es nicht zu, dass echte wachstumsgrenzen gezogen werden - was aber nötig wäre! ohne ausbruch aus der wachstumsdynamik kann es kein nachhaltiges wirtschaften und keinen gesunden aktienmarkt geben - was wir brauchen, ist zeitgewinn und einübung in grössere bescheidenheit. das muss nicht auf kosten der lebensqualität gehen.

      die politische bereitschaft dazu ist gleich null. die märkte werden es aber erzwingen. das ist der konflikt, und das ist meiner meinung nach der grund für die enttäuschung der fed...

      grüsse
      cabinda

      p.s. vielen dank für die freundliche begrüssung. ich möchte lieber weiter stiller leser bleiben, da ich mit euren vwl-kenntnissen leider nicht mithalten kann.
      Avatar
      schrieb am 25.06.01 15:39:20
      Beitrag Nr. 420 ()
      @ cabinda

      Herzlich willkommen. Ist doch immer nett, wenn man weiss ich bin hier nicht der einzige, der gegen die Krisenpropheten argumentiert. Da ich heute in den wohlverdienten Urlaub fliege, hoffe ich, dass Du nun die Stellung haeltst! :)

      Helmut (Deutschlands bekanntester Historiker)
      Avatar
      schrieb am 25.06.01 15:56:58
      Beitrag Nr. 421 ()
      cabinda

      worauf beziehen sich zweifel der fed: auf die fundamentale wirkung der zinssenkungen auf die unternehmen oder auf die börse (stand der indizes)?

      Auch wenn die Fed mindestens ein Auge auf die Börse wirft, die Grundlage für Zinsentscheidungen muß die Realwirtschaft sein.

      Wieso sollte es nicht schon fundamentale Auswirkungen geben ? Diverse Frühindikatoren, wie z.B. die Auftragseingänge der Unternehmen zeichnen die nahe Zukunft vor. Wie erklärst Du Dir Gewinn- und Umsatzwarnungen bereits für das 3. und 4. Quartal 2001 und ein bis Ende des Jahres sequentiellen Rückgang der Umsätze und Gewinne ? Man darf davon ausgehen, dass Warnungen nur publiziert werden, wenn man weiß, daß die ursprünglichen Prognosen nicht mehr haltbar sind. Und dabei hätten die Notenbanker so nach 9-12 Monaten nach der ersten Zinssenkung doch gern erste Anzeichen einer Erholung gesehen. Der erhoffte Aufschwung wird aber leider wieder nur ein Stückchen weiter in die Zukunft verschoben - erst sollte es das 3. Quartal 2001, nunmehr irgendwann im 1. HJ 2002. Ich denke das ist es, was Greenspan an die Wirkung der Zinssenkungen zweifeln läßt. Dafür waren die Erwartungen seitens der Fed aber auch verdammt hoch. Vielleicht war es sogar die Illusion jedweden Konjunkturzyklus mit dem Stellparameter "Zins" außer kraft zu setzen.
      Avatar
      schrieb am 25.06.01 22:36:14
      Beitrag Nr. 422 ()
      @ cabinda

      nun mal nicht das Lichtlein unter den Scheffel stellen,
      ich habe auch keinerlei VWL-Ahnung, wie dir Helmut sicherlich auch
      bestätigen wird... :D


      Allerdings hat Helmut auch noch nie sachlich zu Fragen Stellung
      bezogen, seine Postings beschränken sich meist auf das
      korrigieren deiner Postings...

      Ist ja aber auch gut so was...

      Leider konnte bisher keiner die Bedenken,
      die mich quälen, ausräumen.
      ( außer Polemik, wird schon wieder durch Zinssenkungen etc. )


      Mein Gefühl sagt mir ( und auch alles was ich wirtschaftlich weiß ! ;) )
      das sich Volkswirtschaften in Zyklen bewegen,
      wieso versucht die Fed, mit aller Kraft eine
      nach unten gerichtete kleine Rezession zu verhindern?

      Wieso haben die da so viel Angst vor?

      Deine Gedanken zeigen mehr philosophische Aspekte,
      ich glaube auch, das die Bereitschaft,
      zum nachhaltigen Wachstum überzugehen, gleich null ist.

      Auch ich kenne "Die Grenzen des Wachstums", wobei ich
      an das Fazit von Meadows nicht glaube,
      da es noch länger neue Quellen zu Wachstum geben wird.

      Nur die Gefahren in den USA zur Zeit,
      aber das wißt ihr ja schon...

      Sittin...:)
      Avatar
      schrieb am 26.06.01 01:13:18
      Beitrag Nr. 423 ()
      na, ihr seid ja richtig nett hier...:)

      vorab muss ich vielleicht einmal klarstellen, dass ich gar nicht zu den oberoptimisten gehöre, sondern mich seit sommer letzten jahres hauptsächlich mit den möglichen negativen folgen des platzens der spekulationsblase beschäftigt habe. ich würde freunden noch immer nicht guten gewissens raten können, ein paar sorgsam ausgesuchte aktien zu kaufen und als einzige vermögensanlage zehn jahre unbeobachtet liegen zu lassen. im moment haben wir noch einen bären- und damit auch einen tradermarkt. die langfristcharts sprechen eine eindeutige sprache, an welcher klippe wir stehen, und der blick in den abgrund ist ziemlich tief. das ist das, was uns wohl allen angst macht.

      das scheint aber auch den amerikanischen finanzstrategen klar zu sein, deshalb geben sie sich soviel mühe ;), es sind ja nicht nur die zinssenkungen, sondern auch eine reihe eher unspektakulärer eingriffe, mit denen die märkte manipuliert werden (ob nun der dow gestützt wird oder einige grosse high-tech-titel von den grossbanken mit auf- und abstufungen wie marionetten behandelt werden).

      @sittinbull,
      dies auch als antwort auf deine frage: wieso versucht die fed, mit aller kraft eine nach unten gerichtete rezession zu verhindern? das ist schon erstaunlich, nicht wahr? ich kann mir eigentlich nur einen echten grund vorstellen: wenn es jetzt nicht gelingt, das ruder herumzureissen, d.h. die liquidität wieder in die aktienmärkte zu treiben, so dass zumindest der status quo erhalten bleibt, dann kommt eine abwärtsspirale in gang, die so schnell nicht wieder zu stoppen sein wird. dann gibt es nicht nur eine kleine rezession, sondern eine weltwirtschaftskrise.

      da ich diese bemühungen sehe und feststelle, wieviele parteien daran arbeiten, bin ich zu der meinung gekommen, dass das kunststück gelingen kann. so hält sich die nasdaq seit tagen allen sks-theorien zum trotz über der 2000er-marke. wie auch immer die osterrally zustandekam - sie schuf ein polster für die gewinnwarnungssaison. ich gehe von einem weiteren schub nach oben in nächster zeit aus, und sollte der wirklich kommen, dann müsste sich das zusammen mit den zinssenkungen eigentlich auch fundamental auswirken.

      @desue
      wie erklärst du dir gewinn- und umsatzwarnungen bereits für das 3. und 4. quartal 2001 und ein bis ende des jahres sequentiellen rückgang der umsätze und gewinne? eine berechtigte frage, auf die ich keine antwort aus dem ärmel schütteln kann, da hätte ich mir eine liste der unternehmen machen müssen, die gewinnwarnungen bis zum jahresende ausgesprochen haben, dann könnte man das anhand der branchen analysieren. (ich gehe den umgekehrten weg und sammle daten von unternehmen, die in dieser hinsicht positiv überrascht haben.) das bringt mich dann wieder zu dem argument, dass einige noch eine lange durststrecke vor sich haben, während andere noch oder schon wieder auf dem weg nach oben sind - noch haben wir, meine ich, recht normale zyklen. `normal` ist natürlich relativ, angesichts der vorausgegangenen überbewertungen. je grösser diese waren, desto länger dürfte es dauern, bis die umsatz- und gewinnsituation sich wieder eingependelt hat.

      vielleicht war es sogar die illusion jedweden konjunkturzyklus mit dem stellparameter ``zins`` außer kraft zu setzen . ein schöner satz...ja, vielleicht war es das? die nackte angst, es könnte innerhalb der normalität die spirale nach unten einsetzen?

      noch etwas anderes: was den boom verursacht hat, war der glaube an die zukunft des internets. dieser ist an sich ungebrochen (und ich zweifle auch nicht daran). nur, auch der mensch muss sich erst an das virtuelle zweitleben gewöhnen. so ist die bereitschaft, online einzukaufen, zur zeit eher abnehmend. auch der `kühlschrank mit hirn` findet in testversuchen noch keine grosse resonanz (siehe `zeit`-artikel von letzter woche). hier findet m.e. ein reifeprozess beim konsumenten statt, in dem auch ein durchatmen für die (geistige?) anpassung nötig ist (auf den hype folgt die ernüchterung, bevor die nächste generation dann wirklich alle neuen möglichkeiten ausschöpft). katerstimmung herrscht entsprechend auch an den aktienmärkten. die virtuelle zukunft hat aber gerade erst begonnen, nur kann der mensch den grossen cocktail noch gar nicht verkraften. das gleiche gilt für high-tech-geräte: die entwicklung schreitet immer schneller voran, und der verbraucher ist nicht mehr gewillt, sich jedes jahr einen neuen pc, dvd-player oder das neueste handy zu kaufen, selbst wenn er das geld dazu hat. warum immer neue und kompliziertere gebrauchsanweisungen lesen? da wird der alltag zur wissenschaft. fazit: wir sind mit der rasanz der technischen entwicklung momentan überfordert. es könnte gut sein, dass eine phase der rückbesinnung auf konventionelle werte und langlebige güter nötig ist, bevor ein neuer anlauf ins totale high-tech-zeitalter auch von der konsumentenseite her gelingt.

      das ist zugegebenermassen ein ausflug, der etwas weiter weg führt vom thema verschuldung, aber ich glaube, es ist ein stück sentiment, und das sentiment halte ich derzeit für marktbestimmend - die fundamentals weniger, sie hängen davon ab...

      @helmut kohl
      schönen urlaub!

      grüsse
      cabinda
      Avatar
      schrieb am 26.06.01 16:49:50
      Beitrag Nr. 424 ()
      aus dem beitrag vom 23.6.: der durchschnittsverbraucher baut nun sein haus auf oder um und besinnt sich auf langlebigere konsumgüter, wie möbel, energiesparende haustechnik und hausgeräte - und das könnten dann die branchen der nahen zukunft sein, die profitieren und wirtschaftswachstum generieren.

      und heute kommt die passende meldung dazu:
      Die Auftragseingänge langlebiger Güter sind im Mai überraschend um 2,9% gestiegen. Volkswirte sind von einem Rückgang von 0,4% ausgegangen. Im April wurde ein Rückgang von 5,5% verzeichnet.(aus: w.o-nachrichten)

      grüsse
      cabinda
      Avatar
      schrieb am 26.06.01 21:13:14
      Beitrag Nr. 425 ()
      Die heutigen Zahlen bestätigen die Trends der letzten Monate:

      Consumer-confidence weiter gut,
      Unternehmenszahlen weiter schlecht.


      Villeicht klappt das mit den langfristigen Gütern
      ja wirklich als substitute für Tech-Ausgaben
      oder anderen Verbrauchsgütern.


      Leider schätze ich die Chance, das nicht doch
      die schlechten Unternehmenslagen mit Entlassungen
      dazu führen, das consumer-confidence nicht zu erschüttern,
      als eher schlecht ein.

      Da war es wieder:
      Vertrauen.

      Es steht und fällt damit,
      bisher waren die USA damit ja ausreichend gesegnet.

      Gerade deswegen ( u.a. ) verstehe ich
      die Bedenken der Fed-Mitglieder nicht in letzter Zeit.

      Vielleicht hätte man schweigen sollen...
      Avatar
      schrieb am 26.06.01 22:33:59
      Beitrag Nr. 426 ()
      Fair ist das nicht: jetzt wo Greenhorn die Zinsen
      senkt wie ein Bekloppter wird ein Kandidat, der billiges
      Geld am nötigsten hätte auf Junk Bond Niveau gedrückt.
      Nein, da können wir nicht drüber lachen ... ;)

      http://biz.yahoo.com/rb/010626/business_tech_lucent_moodys_d…
      Avatar
      schrieb am 26.06.01 22:43:43
      Beitrag Nr. 427 ()
      Lucent ist stark konkursgefährdet,
      da wundert diese Abstufung nicht...

      es wird immer deutlicher,
      das bis vor kurzem viele CFO`s gedacht haben,
      frisches Kapital von der Börse
      wird wie im Schlaraffenland wie die gebratenen Hähnchen
      fortwährend in den Mund fliegen.

      Da hat man da schon mal ein bischen expandiert.

      Das rächt sich jetzt.

      Wie geht es euch,
      habe viele Nasdaq-Werte auf Watchlist-Ticker
      kann aber keine Verbesserung des Sentiments feststellen.

      IMO ist es sogar so,
      das immer mehr meiner Werte auf neue Low`s rauschen.

      Wer hat das noch?
      Oder anders herum gefragt,
      welche Werte bieten z.Z. einen stabilen
      Aufwärtstrend?
      Avatar
      schrieb am 26.06.01 22:48:37
      Beitrag Nr. 428 ()
      hi ken_meyer,
      der eine geht, der andre kommt. irgendeiner kauft die fiber sparte (sehr billig - ist so was wie eine zwangsversteigerung) und ein paar andere wertvolle asset sind auch schon über den tisch gegangen resp. werden gehen und übrig bleibt ein skelett. aber: wen juckt das ? die lucent-ationäre - pech gehabt, die mitarbeiter - die werden froh sein, wenn sie in eine andere firma kommen, die volkswirtschaft - wohl kaum, ein paar schuldner - schon eher aber die haben auch schon genung andere selbst abgezockt.
      viele grüße
      gourmet
      ps: im gegensatz zu japan (immobilien) wird das ganze aber schnell abgeschrieben und bleibt nicht als goodwill in den büchern.
      Avatar
      schrieb am 26.06.01 23:12:00
      Beitrag Nr. 429 ()
      @sitting bull. viele haben schon seit einiger zeit schöne aufwärtstrends. aber da mußt die dich bei den midcaps umsehen. muster (wie ich mir auch den volkswirtschaftlichen trend vorstelle (kein v) ist da ffiv.
      viele grüße
      gourmet
      Avatar
      schrieb am 26.06.01 23:54:40
      Beitrag Nr. 430 ()
      @sittin bull:
      auch hier kannst du aufwärtstrends finden - und damit auch gleich ein paar branchentrends ausmachen, wofür der ami geld ausgibt bzw. wo er investiert:
      AW (entsorgung), PSC (wasser), FST (öl), ASCA (casinos...), SBUX (kaffeehäuser) - das sind fast willkürliche beispiele aus meinen watchlisten, aber auch im bereich medizintechnik, mode, kosmetik und finanzdienstleister findet sich etwas. bei den hightechs sehe ich es so, wie gourmet schon sagt: einige kommen von unten und `erwachen zu neuem leben` (DIGL), andere laufen schon länger wieder (NVDIA) - nur die einstigen highflyer (modeaktien), die sind eben noch nicht unten angekommen und geben weiter ab. auf die gucken aber alle und denken, amerika sei am ende;).

      es sind also nicht nur die langlebigen güter...

      grüsse
      cabinda
      Avatar
      schrieb am 27.06.01 00:48:07
      Beitrag Nr. 431 ()
      Ist schon brutal. Ich bin seit 7/97 in Hightechs investiert und hab bis 3/00 über 2000 % (cmgi usw.) gemacht. Seit dem lebe ich locker davon und wenn ich das Geld abziehe, was ich in der Zeit verprasst habe, sind gerade mal 500 % nachgeblieben - immerhin. Seit einiger Zeit versuche ich, über diesen Thread herauszufinden, ob ich demnächst wieder bei null lande, weil wir womöglich in eine Weltwirtschaftskrise schlittern könnten. Ich baue dabei u. a. auch auf Harry S. Dents Zufunftsprognonsen http://www.stockworld.de/experten/portraits/dent.html und dem langfristigen Aufwärtstrend.

      Bei der Gelegenheit möchte ich mich für Eure Beiträge bedanken, die anspruchsvoll sind und mir bei meinen Überlegungen nützlich sind.

      Gruss
      niemandweiss
      Avatar
      schrieb am 28.06.01 18:13:06
      Beitrag Nr. 432 ()
      Also, wer es immer noch nicht glaubt,
      nach der 6. Zinssenkung dieses Jahr kann man nicht mehr davon ausgehen,
      das es um eine Stützung der Konjunktur geht,
      so schlecht waren die Daten ja nun auch wieder nicht,
      sondern ganz klar die Intention besteht,
      die Aktienbubbel wieder aufzupumpen!

      1. Warum?

      2. Ob Greenspan das Spiel mit dem Liquiditätsfeuer gewinnt?

      3. Der Markt glaubt an eine wirtschaftliche Erholung in den USA,
      sonst würde der $ nicht so stark sein...
      und das bei erstmaligen negativen Abstand zu Euro-Zinsen...


      Übrigens kann ich jeden nur davor warnen,
      nach der katastrophalen Entwicklung am Nemax auf
      Nasdaq-Titel zu setzen.
      Dort sind eben immer noch viele Titel viel zu hoch bewertet,
      gerade die "Großen".

      IMHO ist in diesem Fall der Nemax den US-Indizes voraus,
      so ca. 3-5 Monate, a mittlerweile hier auch die großen
      geschmissen werden...

      So long...

      Sitting Bull Inv.
      Avatar
      schrieb am 28.06.01 18:19:08
      Beitrag Nr. 433 ()
      @sitting Bull

      Wenn es denn nur bei der Zinssenkung geblieben wäre...
      Aber da die Märkte gestern noch nicht so richtig wollten...

      11:17am 06/28/01 TREASURY ACCEPTS 11 OF 12 ELIGIBLE MATURITIES

      11:16am 06/28/01 TREASURY RECEIVED $7.64 BLN IN OFFERS FOR 30-YEAR BONDS

      11:15am 06/28/01 US PAYS $2.26 BLN TO BUY BACK $1.75 BLN 30-YR BONDS

      So senkt man dann auch die langfristigen Zinsen (mit frischgedruckten Dollars), und zeigt
      den Märkten wo sie hin müssen!!!

      Nur: Gier war ist und bleibt nie gut!

      Schließer
      Avatar
      schrieb am 28.06.01 18:25:40
      Beitrag Nr. 434 ()
      Der Anleger will volle Befriedigung - jetzt und sofort.
      Er ist durch die Jahre der Blasenbildung so ungeduldig
      geworden wie unsere Markenamen-Generation.
      Aber: er wird sich wohl oder übel mit der Realität anfreunden müssen, und das wir ein langer schmerzhafter
      Prozess; sozusagen "Die hard III"


      Hier noch ein Kommentar zu Opas letzter Zinsaktion.

      Analysis: D Minus for Greenspan

      Wednesday, 27 June 2001 15:44 (ET)

      Analysis: D Minus for Greenspan

      By MARTIN HUTCHINSON, UPI Business & Economics Editor
      WASHINGTON, June 27 (UPI) -- The Federal Reserve Board lowered interest rates again Wednesday, but this time by only one-fourth percent, to a 3.75
      percent federal funds rate.
      Good. Alan Greenspan is still inflating the economic bubble, but now only
      half as hard. The next meeting`s not till Aug. 21; hopefully Greenspan will
      take a vacation till then and not do anything in the interim to make things
      worse.
      As it is now halfway through 2001, it seems reasonable to assess the
      Federal Reserve`s performance so far, and issue a report card to Greenspan
      for his work. In my view, the grade will be poor. Not an F (you only get
      that for immediate precipitation of the Great Depression, which Greenspan
      hasn`t done --- yet ) but not much above it, say a D minus.
      Both my colleague Ian Campbell and I called at the beginning of the year
      for higher, not lower interest rates; indeed, facetiously I called for the
      return of Paul Volcker and a federal funds rate of 12 percent.
      The rationale for this was that the economy since 1996 has been in the
      grip of a classic asset price bubble, in which stock prices and more
      recently house prices have risen beyond any possible estimation of their
      long-term value. Greenspan called in December 1996 for a reduction in the
      market`s "irrational exuberance"; at that time the Dow Jones industrial
      average was at 6,400 compared with 10,400 today. Everybody now agrees that
      new economy stocks became hugely overvalued when the Nasdaq index hit 5,000;
      what most people don`t realize, or don`t want to accept is that the
      overvaluation in the old economy is still as present as it was a year ago.
      The productivity miracle, which Greenspan and Wall Street used to justify
      the sky-high stock valuations, was a myth.
      Given this fact, it is clear that there is still a great deal further for
      the stock market to drop, and that the drop will cause a negative "wealth
      effect" in the U.S. economy that will cause a very substantial recession.
      Greenspan`s interest rate cuts cannot eliminate the stock market drop, or
      the negative effect, or the recession. They can only delay it.
      OK, so what? you may ask. Pain tomorrow is presumably better than pain
      today, so why not delay pain as long as possible? Indeed, if you`re a
      Democrat, you may be cheering -- pain tomorrow means pain just before the
      2002 midterm elections or even, with luck, pain still lingering at the time
      of 2004`s presidential election. GOP conspiracy theorists, remembering
      Greenspan`s 1997 marriage to liberal TV journalist Andrea Mitchell, may
      suggest that delaying pain for political reasons to elect Democrats was in
      fact Greenspan`s objective all along.
      There are two reasons why delaying the pain of this recession is
      unattractive. It messes up resource allocation while we`re waiting, and it
      makes the eventual recession very much more difficult to get out of. Rather
      than delay the pain, Greenspan should have pursued a tight monetary policy,
      possibly even a "shock therapy" tight monetary policy, to get the Dow down
      to 5,000 or so as soon as possible, so we could begin the process of
      rebuilding.
      Resource allocation, first, is very difficult in the period going into a
      recession. Everything -- stocks, real estate, tangible assets -- is
      overpriced and poor value. Yet flows of funds for investment are still very
      substantial, because investors remember the pleasure of the gains they
      enjoyed in 1995-2000, and believe that it is only a matter of a modest delay
      before these pleasures resume. Hence investible funds continue to be poured
      into venture capital, stocks, and high priced houses. Meanwhile, consumption
      continues unabated -- with today`s infamous savings rate of minus 0.8
      percent -- because consumers think, if the recession`s to be mild and short,
      why cut back?
      Of course, the misallocated investment funds, when the recession does
      come, result only in losses, while the continued high consumption results in
      a higher level of bankruptcies during the recession than would otherwise be
      the case. Thus, the result of both effects is a deeper, longer recession
      than would otherwise have been necessary.
      The other problem with Greenspan`s loose monetary policy is that it has
      disarmed policy-makers of weapons that could have been used to get out of
      the recession once properly in it. At the beginning of the year, as well as
      calling for a 12 percent federal funds rate, I welcomed President Bush`s tax
      cut proposal because I thought that, as in 1981-2, it would take at least a
      year to become effective, and would thus assist in bailing out the economy
      in early summer of 2002, near the bottom of the downturn.
      Of course, I was wrong. Greenspan cut interest rates aggressively, thus
      delaying the downturn, while Congress moved with unprecedented speed on the
      tax cut, as well as backdating it, thus ensuring that its principal economic
      effect would be felt when a blizzard of $300 checks are mailed out, in the
      third quarter of 2001. At that time, we will presumably be close to where we
      are now, still far, far above the bottom of the valley. The stimulative
      effect of the tax cut will delay the downturn further, but do nothing to
      alleviate it.
      By late 2002, or even early 2003, when the bottom has finally been
      reached, we will have no tools left to pull us out of recession. Interest
      rates will be below 4 percent, negative in real terms -- for M3 money supply
      has been expanding for more than 6 months now at a rate of 14 percent,
      inevitably bringing within 18-24 months a substantial resurgence in
      inflation.
      Meanwhile, the budget will be in very substantial deficit, and there will
      be neither the room nor the political will to use fiscal policy to bring us
      out of slump -- other than, no doubt, a "fiscal stimulus" of government
      spending, such as was used in Japan in very similar circumstances in the
      1990s. This "fiscal stimulus," unlike a tax cut, will have little
      significant short-term effect, since it will crowd out private borrowers in
      the bond markets, and in the long term will inflate the level of government
      debt and make it impossible to pay full pensions to retired baby boomers
      after 2010.
      At that point, with no easy exit to the recession in view, the years will
      roll by in substantial numbers, until technological progress has moved on so
      far that new investment, and the creation of new products becomes
      irresistibly attractive, and the economy can once more recover. Judging by
      the precedents of the 1930s United States or 1990s Japan, that will not be
      before 2010, or even 2015.
      Gee, thanks, Alan.
      Avatar
      schrieb am 28.06.01 20:04:25
      Beitrag Nr. 435 ()
      MEINUNG

      US-Wirtschaft braucht mehr als
      Zinssenkungen

      Peter De Thier

      Zum sechsten Mal im laufenden Jahr hat die US-Notenbank den
      Leitzins gesenkt. So entschlossen handelten die Währungshüter unter
      der Regie Alan Greenspans nicht einmal während der letzten Rezession
      vor zehn Jahren. Dennoch herrscht an den Finanzmärkten, bei
      Ökonomen und selbst einigen Mitgliedern der Fed Ratlosigkeit: Sie
      fragen sich, wie es wirklich um den Zustand der weltgrößten
      Volkswirtschaft bestellt ist, warum die kräftigen Zinssenkungen nicht
      langsam Wirkung zeigen und ob sich die gefürchtete Rezession
      überhaupt noch verhindern lässt. Denn trotz einiger ermutigender
      Eckdaten stottert die Konjunkturlokomotive USA weiter, eine
      nachhaltige Erholung ist trotz der steigenden Nachfrage nach langlebigen
      Konsumgütern vorläufig nicht in Sicht.

      Kritiker des weltmächtigsten Notenbankers meinen, Greenspan stecke
      nach über 13 Jahren im Amt in einem Formtief: Früher war der als
      unfehlbar geltende Inflationsfalke für sein Fingerspitzengefühl bekannt.
      Exakt zum richtigen Zeitpunkt drehte er immer vorbeugend an der
      Zinsschraube. Diesmal könnte er aber zu lange gewartet haben. Denn
      bereits Ende letzten Jahres schwächte sich die Konjunktur spürbar ab.
      Erst im Januar nahm die Fed aber die Zinsen zurück und erweckt seit
      dem den Eindruck, als sei sie immer etwas zu spät am Ball.

      Auf der anderen Seite weiß Greenspan sehr wohl, dass seinen
      Möglichkeiten Grenzen gesetzt sind. Die Geldpolitik muss von einem
      konjunkturpolitischen Impuls begleitet werden, deswegen setzte er sich
      auch so vehement für die von Präsident Bush propagierte Steuerreform
      ein, die während der zweiten Jahreshälfte ebenfalls ihre Wirkung
      entfalten wird. Dennoch ist es mit Steuersenkungen und niedrigen Zinsen
      allein nicht getan. Die US-Wirtschaft muss ihre Exzesse abbauen, ehe
      die Konjunktur wieder in Fahrt kommt: Die Exportwirtschaft stöhnt
      unter dem überbewerteten Dollar und der Last eines ausufernden
      Handelsdefizits, das von einem Rekord zum nächsten eilt, in Washington
      aber weitgehend ignoriert wird. Zudem füllen sich in der Industrie, vor
      allem im Hightech-Bereich, die Lager mit unverkauften Produkten.
      Diese Ungleichgewichte zu korrigieren ist nicht die Sache der
      Notenbank.

      Quelle:Berliner Zeitung Wirtschaft 28.6.2001 19:42

      Scheint mir ganz vernünftig zu denken, der Redakteur.

      @ Ken

      Haben sich heute auch noch die Schleusen des Himmels
      am Anleihemarkt geöffnet?

      Unvorstellbar, so ein Liquiditätsüberhang,
      und trotzdem superstarker Dollar...
      :confused:
      Avatar
      schrieb am 28.06.01 22:24:47
      Beitrag Nr. 436 ()
      wenn die wirtschaft nicht anspringt, fliegt uns der ganze müll um die ohren !
      Avatar
      schrieb am 29.06.01 13:58:49
      Beitrag Nr. 437 ()
      einer ohne rosarot getönte Brille; für einen
      Cramer-Vasallen ganz beachtlich ...

      "The market wants the golden period back. It`s not going to get it, but it`s still prostrating itself in front of the Fed`s home, the Marriner S. Eccles Building, praying to avoid a recession." tja,ja ...


      The Fed`s Rate Cuts Aimed at Reviving Goldilocks May Stir the Inflation Bear
      By David A. Gaffen

      Senior Writer
      6/28/01 1:37 PM ET

      The early version of the Goldilocks fairy tale had a decidedly gruesome, pro-bear ending in which the fussy maiden meets her death as a snack for the bear family. A similarly fidgety Federal Reserve could be doing the same thing to the once invincible "Goldilocks" economy.

      The Fed has been given the lion`s share of credit for maintaining this expansion for longer than anyone expected. But these days, the economic situation is far from "just right." A number of skeptics are concerned the Fed`s aggressive rate cuts aimed at averting an inevitable "too cold" economy will yield a more treacherous "too hot" economy not far down the road.
      Wednesday, the Fed eased off the gas, opting to cut rates by 25 basis points instead of the 50 basis points some expected. The move comes after five half-percentage point cuts -- with the fed funds rate now at 3.75%, from 6.5% at the beginning of the year.

      Some economists say the Fed`s cuts, while understandable, can`t reverse an economic downturn without other consequences. "The great American public is asking the Fed to do something it cannot do," said Andrew Smithers, president of Smithers & Co. in London.
      The old college try may have dire results. Fueling demand by flooding the system with money may bring about an inflation problem that can`t be whisked away with more rate moves. If growth remains shaky and inflation rises, the result could be a worse recession than the one that we may or may not be in now.
      Initially, for the next several months, inflation is likely to abate in response to declining pressure on the labor market and production. When demand rebounds, companies will feel less squeezed, thanks to the Fed`s efforts.

      Initially this will look good: Corporate profits, currently being crushed as if in a vise, will rebound, shoring up spending. But ultimately their higher costs will necessitate price increases in goods because productivity isn`t likely to be the offsetting factor that it was in the past few years. Greenspan`s (and Hobson`s) Choice
      With the economy in this sorry state, some say there`s no option but to inflate the economy. To paraphrase Churchill, the Fed`s solution is the worst choice, except for all the other choices. Where the mistakes lie, then, is a few years ago, when the Fed allowed for the formation of an asset bubble, one that Alan Greenspan in 1996 memorably termed
      "irrational exuberance" (and then seemingly forgot about that assessment for years following).

      Thanks to easy policy, financing from banks and the bond market -- and later the equity market -- ballooned, resulting in a historic explosion in asset values that`s still deflating. With this grew the notion that the Fed could get the markets out of any jam -- buffering bad investment decisions. In short, printing money.

      "All the world`s economic problems would be solved if printing money created wealth," says Paul Kasriel, chief U.S. economist at Northern Trust. "It`s counterfeit money that creates demand in the short run and creates higher inflation with a longer lag."

      Still, that`s what Greenspan and his cohorts have been doing to boost demand. The money supply has exploded in recent months as a result.
      This supply may help corporations and may alleviate some of the sluggish economic growth the country is mired in at this point. What increased availability of funds also creates, unfortunately, is inflation, and this time it`s not likely to be as neatly contained in financial assets as in 1999, when all excess funds seemed to go directly into shares of the likes of VerticalNet (VERT:Nasdaq - news - commentary).

      For a period of a few years, companies found they couldn`t -- and didn`t need to -- raise prices. A confluence of factors, such as improved productivity, falling energy, technology and basic materials prices, the Asian financial crisis and declining medical costs boosted profits and allowed for massive reinvestment.
      Stocks soared; excess money was invested in those stocks, which did wonders for people for a long time. The Fed wouldn`t have needed to attack the stock market, just to recognize the cheap money underlying it.

      "One would hope, at least, they would have stamped on the asset bubble," says Smithers. "This might have produced a small recession in 1996, rather than a very big one that appears to be threatened at the moment."

      Money begat money, rallies begat rallies and then the Fed cut rates in 1998, exacerbating the situation. Nasdaq 5000 was the result.
      An Unhappy Ending
      Those Goldilocks factors largely have disappeared. It`s no surprise that companies are cutting back spending as they deal with rising fixed costs and weighty debt burdens.

      The market wants the golden period back. It`s not going to get it, but it`s still prostrating itself in front of the Fed`s home, the Marriner S. Eccles Building, praying to avoid a recession. Higher costs will eventually have to be passed on to consumers, who will need more ways to pay for it. In the previous environment, they were happy to borrow money.

      But if the Fed has to raise rates to combat rising inflation, borrowing won`t look so attractive to anyone. The corporate debt burden is near an all-time high, and households pay more of their disposable income to debt service than they have since 1986. Spending, for that matter, won`t be so attractive either.

      The worry the skeptics have is not of recession. The concern is that postponing recession by printing money will only worsen it by exacerbating existing structural problems. And when the recession does happen, it could end up particularly nasty.


      The Fed folks may have no other choice. They had one a few years ago, and took a pass.
      Avatar
      schrieb am 29.06.01 17:30:19
      Beitrag Nr. 438 ()
      ich war in englisch öfters mal krank.

      was heist das hier auf deitsch ?
      Avatar
      schrieb am 30.06.01 18:42:06
      Beitrag Nr. 439 ()
      Greenspan´s Problem



      Ob dem großen Doktor die Operation gelingt? Dow und Nasdaq wieder friedlich vereint.

      Man beachte den prozentualen Verlauf der Nasdaq. Alle markanten Marken enden an runden Zahlen.
      :D
      Avatar
      schrieb am 01.07.01 10:35:47
      Beitrag Nr. 440 ()
      Macht Euch keine Gedanken um die USA.
      Die werden es locker schaffen.
      Im Gegensatz zu den Deutschen. Bei uns ist die Vollkaskomentalität schon zu weit fortgeschritten - nur noch Schlappschwänze hier, die an Ihre Rente denken! Die Ersparnisse eines Jahres benötigt man für den zweiten Jahresurlaub und für die Vollkaskoversicherung seiner Limousine. Da geht nix mehr.

      Jeder neutrale Beobachter aus dem Ausland weiss, dass sich Germany zu Tode reguliert. Ich habe selbst erfahren müssen, wie leistungsbereite Menschen hier geradezu bekämpft werden.

      Man fühlt, wie dieses Land langsam und unmerklich stirbt!!

      long rider
      Avatar
      schrieb am 01.07.01 12:24:05
      Beitrag Nr. 441 ()
      @ long rider

      ich hab nur nee teilkasko.

      die kohle auf´m girokonto reicht für 12 monate ohne job und ohne stütze!

      merkst du denn unterschied zu amerika ?

      und trotzdem kann ich morgen zum autohändler laufen und ein auto für 50.000,- DM finanzieren ohne die hosen runterzulassen.

      wenn der DOW etwas zuckelt, kotzen die ihr essen wieder aus, damit sie morgen auch noch was haben !!!


      darum geht es doch !!!!!!!
      Avatar
      schrieb am 01.07.01 12:25:21
      Beitrag Nr. 442 ()
      p.s.

      und ich soll denen ihre rezession finanzieren indem ich us-aktien kaufe ???????????????????


      scheibe oder was ?????????????????
      Avatar
      schrieb am 01.07.01 15:41:03
      Beitrag Nr. 443 ()
      Das mit `us-aktien` ist so eine Sache, DolbyDigital5.1.

      Was ist mit Daimler- Chrysler ?
      Sitzt Du gerade vor einem Dell- Computer mit Windows 98 ?? Trinkst Du gerne eine Coke ? Rauchst Du Marlboro Light ? Schaust Du Dir den neuen Film `Tomb Raider` im Kino an?
      Und ob Du Nachts von einer Harley träumst, wage ich gar nicht zu fragen.
      Du merkst sicher, wir sind schon längst in Amerika gelandet.

      Auch wenn niemand zugibt, bei Mc Donald`s zu speisen.

      long rider
      Avatar
      schrieb am 01.07.01 16:32:53
      Beitrag Nr. 444 ()
      Wer jetzt noch in den überteuerten amerikanischen Markt investieren will, der muss halt ganz fest an einen weiteren Euroverfall glauben.

      gruss paule2
      Avatar
      schrieb am 01.07.01 21:21:36
      Beitrag Nr. 445 ()
      @ long rider

      du bist nicht auf den von mir beschriebenen unterschied eingegangen.


      -----------------------------


      - computer haben den zenit erreicht
      - cola wird schon eh und je getrunken (wachstumsteigerungen?)
      - rauchen tötet
      - amifilme sind scheisse


      - daimler baut geile autos, chrysler baut scheiss auto mit sau durst


      gruss
      Avatar
      schrieb am 01.07.01 21:22:23
      Beitrag Nr. 446 ()
      p.s.

      mc donalds ist geil und fettig (steigerungen ?)
      Avatar
      schrieb am 01.07.01 21:50:13
      Beitrag Nr. 447 ()
      hallo ihr crash-propheten,
      besonderen gruss an paule2,;)

      so langsam muesst ihr glaube ich neue saiten anschlagen!

      das lied vom untergang und verderb des abendlandes beginnt seinen charme zu verlieren. so wie es aussieht hat `easing-al` das ruder nochmal hart nach steuerbord gerissen und die kollision und den untergang der `titanic` gerade nochmal abgewendet.:)
      jedenfalls deuten die konjunkturzahlen der letzten tage und wochen darauf hin, dass die us-konjunktur einen boden gefunden hat.

      iintitial jobless claims weiter ruecklaeufig, verbessert consumer confidence, leading indicator + 0,3, chicago einkaufsmanager index mitt 44,4 massiv ueber den erwartungen und auf dem hoechsten stand seit 6 monaten!!!, homesales weiter auf hohem niveau...
      wow, boys (and girls), die amis zeigen europa wieder einmal was eine harke ist!

      fuer die , die an der boerse geld verdienen wollen, heisst das raus aus puts und langsam aber sicher long positionieren. schwerpunkt usa!!!

      wer zu spaet kommt den bestraft die boerse!

      gruss woernie
      Avatar
      schrieb am 01.07.01 21:55:22
      Beitrag Nr. 448 ()
      Und wer viel zu früh kommt???
      Avatar
      schrieb am 01.07.01 21:56:02
      Beitrag Nr. 449 ()
      @ optimisten

      ein einkaufsmangagerindex von 44 ist immer noch mehr rückläufig !!!


      aber wie du selber schreibst: gerade nochmal abgewendet, heisst noch lange nicht schtrong bei !!!
      Avatar
      schrieb am 01.07.01 21:58:34
      Beitrag Nr. 450 ()
      @ woernie


      warum muss es jetzt auf neue ATH gehen?

      kannst du mir mal erklären, warum es bei den mehr als bescheidenen aussichten nicht mal auch 3-5 jahre seitwärts gehen soll ?


      immer nur rally ist naiv !
      Avatar
      schrieb am 01.07.01 22:41:14
      Beitrag Nr. 451 ()
      @Dolby Digital5.1
      Mit meiner Aufzählung von US-Produkten in Deutschland wollte ich folgendes Andeuten: Die US- Rezession ist nicht nur denen ihre, sondern auch unsere - also auch Deine.

      Deswegen mein Typ: Gehe nächsten Sonntag in die Kirche und zünde 2 Kerzen an. Eine für Alan Greenspan`s Gesundheit und eine dafür, dass der Konjunkturmotor in den USA wieder anspringen möge

      Servus
      long rider
      Avatar
      schrieb am 02.07.01 00:07:49
      Beitrag Nr. 452 ()
      @dolby...

      wer spricht denn von ATH?
      schon 10 % sind ja auf`s jahr betrachtet ein ansehnlicher kapitalertrag (rendite). die sollten auf sicht der kommenden tage und wochen drin sein.

      vielleicht auch , fuer die mit gluecklichem haendchen, ein paar prozent mehr.

      gruss w.
      Avatar
      schrieb am 02.07.01 09:28:34
      Beitrag Nr. 453 ()
      wer in der Rezession kauft, macht den besten Performance-Schnitt !!

      Ihr wollt doch immer gute Rendite, ich auch !



      .
      Avatar
      schrieb am 02.07.01 09:31:57
      Beitrag Nr. 454 ()
      warum senkt unserer zinsenmanager nicht die zinsen?

      der hat für den fall der fälle immer noch was im Feuer


      die 3,5 Prozent Teuerungsrate haben wir wegen den Amis die in Rotterdam Öl einkaufen und den blöden Bauern die ihr Kühe mit dem letzten Dreck fütterten (MKS und BSE)

      Danke.
      Avatar
      schrieb am 02.07.01 09:37:25
      Beitrag Nr. 455 ()
      p.s.

      auf die von mir beschriebenen unterschiede vom 01.07.01 12:24:05 hat immer noch keiner reagiert.


      Alles, aber wirklich alles hängt bei den amis vom kurs ab!

      Dass soll gesund sein ?




      ATH:

      oder haben die hier keine Schulden?

      KGV fast 30 !

      Wahstum ????

      Avatar
      schrieb am 03.07.01 20:52:19
      Beitrag Nr. 456 ()
      @ long rider

      vielleicht gehe ich doch in "Tomb Raider"


      Avatar
      schrieb am 03.07.01 20:53:51
      Beitrag Nr. 457 ()
      ich denke schon !!!


      Avatar
      schrieb am 04.07.01 02:24:58
      Beitrag Nr. 458 ()
      @DolbyDigital5.1
      Betreff Antwort auf Frage von 01.07.01

      Es stimmt. Die Abhängigkeit der US - Bürger von Ihren Unternehmen ( Aktien ) ist vorhanden. No Risk No Fun. Die kaufen aber nicht auf Kredit, so wie das einige von uns gemacht haben. Die Verschuldung deutscher Haushalte nimmt ja bedrohlich zu, wenn man den Statistikern glauben darf.

      Kostolany sagte vor Jahren folgendes: Der Amerikaner spart, wenn er kein Geld hat und er trinkt Champagner, wenn es ihm gut geht.
      Der Deutsche spart, wenn es ihm schlecht geht und er spart, wenn es ihm gut geht.
      Was ist nun besser ??

      long rider
      Avatar
      schrieb am 04.07.01 10:02:44
      Beitrag Nr. 459 ()
      @ long rider

      das ist nicht dein ernst ?

      die amis kaufen nicht auf kredit?

      US-Privatverschuldung in den letzten 5 Jahren: 8,9 Billionen Dollar
      US-Regierungsschulden in den letzten 210 Jahren: 5,7 Billionen Dollar

      das dürfte ja kaum zu schlagen sein!

      ich habe mal gelessen, das die easy boys ca. 15 prozent vom lohn für kredite zahlen.

      und trotzdem läuft die wirtschaft nicht an. da liegt doch der hund begraben.

      ------


      es gibt wohl deutsche die sparen sich alles vom munde ab, das stimmt.

      es gibt auch leute, die müssen ja unbedingt mit 5.000,- DM brutto ein haus finanzieren. das von denen kein konjunktureller aufschwung ausgehen kann ist sicherlich richtig.

      -----

      mehr demnächst. die probefahrt ruft. konjunktur ankurbeln.
      Avatar
      schrieb am 04.07.01 10:30:09
      Beitrag Nr. 460 ()
      "es gibt auch leute, die müssen ja unbedingt mit 5.000,- DM brutto ein haus finanzieren. das von denen kein konjunktureller aufschwung ausgehen kann ist sicherlich richtig".

      das klingt aber ganz schön hochnäsig. wenn ich mir unseren staat so recht ansehe, dann sollte eigentum das erste ziel eines jeden haushaltes sein, um im alter eine gewisse unabhängigkeit zu erreichen. ich weiß nicht, wie alt du bist aber wenn du mal auf die generation schaust die heute rentner ist dann geht es doch nur denen gut, die es geschafft haben ein haus oder eine wohnung abzubezhalen. die rente resp. das rentensystem kannst du getrost vergessen.

      konsum hat in erster linie etwas mit finanzieller unabhängigkeit und/oder vertrauen in ein staatssystem zu tun. ersteres wird immer schwieriger zu erreichen und letzteres ist in deutschland überhaupt nicht gegeben.

      viele grüße
      gourmet
      Avatar
      schrieb am 04.07.01 15:13:52
      Beitrag Nr. 461 ()
      konsum hat in erster linie etwas mit finanzieller unabhängigkeit und/oder vertrauen in ein staatssystem zu tun

      genau da liegt der hund bei uns begraben.

      ein blick auf meine abrechnung genügt!

      was ich für eine rente bekomme?

      mein anlageberater kann es mir ausrechnen, bei 3, 6 oder 9 Prozent pro jahr

      die regierung nicht.

      man muss ja schon froh sein, wenn es mal 2500 ,-DM ergo Euro bekommt.

      was sind 1250 euro in 20-30 jahre?
      Avatar
      schrieb am 05.07.01 17:01:28
      Beitrag Nr. 462 ()
      wenn die erwartungen nicht erfüllt werden:











      der typische scheiss. viel zu teuer an die börse. blödes gerede von quartalsteigerungen alla 30 Prozent. und die anleger haben die hose runter lassen müssen.



      ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++



      Marconi: Kurseinbruch nach Gewinnwarnung

      Die Aktien der Marconi Plc., einem Hersteller von intelligenten elektronischen Systemen, verlieren heute rund 50 Prozent an Wert, nachdem das Unternehmen gestern Abend eine Gewinnwarnung veröffentlich hat.
      In der gestrigen Gewinnwarnung wurde mitgeteilt, dass sich die operativen Gewinne in diesem Jahr halbieren werden, wobei auch die Umsatzzahlen im laufenden Jahr unter dem Vorjahresniveau liegen sollen.

      Zudem gab Marconi bekannt, dass in diesem Zusammenhang weitere 4.000 Stellen abgebaut werden.

      Die Aktie des britischen Hochtechnologie-Unternehmens brechen in London aktuell um 48,41 Prozent ein und notieren bei 126,40 Pence.
      Avatar
      schrieb am 05.07.01 17:15:40
      Beitrag Nr. 463 ()
      Avatar
      schrieb am 06.07.01 08:47:55
      Beitrag Nr. 464 ()
      Leider hat germanasti keine Quelle angegeben,
      Artikel paßt aber hier rein:


      von germanasti 06.07.01 07:14:09 3894968
      Ein Bericht aus dem gestrigen Tagesthread:

      -----------------

      Harakiri der Notenbanken

      Japan und die USA im finanzkapitalistischen Dilemma
      Geplatzte Blasen machen keinem Banker Kummer - und Ruhe ist auch dann die erste Bürgerpflicht. So schien es zumindest in Japan,
      denn dort liegt der Crash inzwischen schon zehn Jahre zurück und war fast in Vergessenheit geraten, weil sich die Weltwirtschaft davon
      lange Zeit nicht sonderlich beeinträchtigt zeigte. Von 1965 bis 1990 hatte der japanische Aktienmarkt eine stetige, zuletzt immer schnellere
      Aufwärtsbewegung durchlaufen, die weit über den realen Erfolg von Nippons Exportmaschine hinausschoß. Der Nikkei-Index der Börse in
      Tokio stieg um nicht weniger als 3700 Prozent auf fast 40.000 Punkte und die spekulative Börsenkapitalisierung wurde noch einmal
      übergipfelt von einem phantastischen Anstieg der Immobilienpreise. Japan hatte sich reich gerechnet. Als die Blase 1990 sowohl bei den
      Aktien als auch bei den Immobilien platzte, stürzten die Finanz- und Immobilienmärkte ab und haben sich nie wieder erholt. Der Nikkei
      wurde halbiert, um danach immer weiter nach unten zu trudeln. Bekanntlich sitzt das japanische Finanzsystem seither auf einer Masse
      fauler Kredite in der Größenordnung von 1000 bis 2000 Milliarden Dollar.

      Eigentlich hätte die Konsequenz der Bankrott der großen Banken, der Zusammenbruch des Finanzsystems und eine schwere Depression
      Japans mit Rückschlag auf die Weltwirtschaft sein müssen. Wieso konnte diese Konsequenz für so viele Jahre vermieden werden? Dafür
      gibt es vor allem zwei Gründe.

      Erstens ermöglichte die vom Buddhismus und Shintoismus geprägte paternalistische Kultur Japans eine kollektive Manipulation der
      Finanzmärkte und Bilanzen, wie sie im westlichen Konkurrenzkapitalismus undenkbar wäre: Durch ein Geflecht von Loyalitäten und
      Abhängigkeiten, Überkreuz-Beteiligungen, Mafia-Filz (Yakuza) und informellen Absprachen unter staatlicher Guide wurde ein Großteil der
      faulen Kredite und nicht realisierten Verluste in Auffanggesellschaften geparkt oder zu den Bilanzterminen auf Treu und Glauben zwischen
      den Banken und Unternehmen durch Scheinverkäufe hin- und hergeschoben.
      Den Banken wurde erlaubt, die Eigenkapitalquote zu senken und Aktienpakete nicht zum Marktwert, sondern zum
      Einkaufswert zu bilanzieren usw. Obwohl es trotzdem eine Pleitewelle gab, konnte auf diese Weise der große Bankenkrach vermieden
      werden. Viele tausende von eigentlich bankrotten Unternehmen vor allem in der Bau- und Immobilienbranche sowie im Einzelhandel
      wurden am Scheinleben erhalten, ein bis zwei Millionen Arbeitsplätze ohne ökonomische Basis durchgeschleppt.

      Zweitens war es die Export-Einbahnstraße über den Pazifik in die USA, die Japan dazu verhalf, die Systemkrise
      hinauszuschieben. Schon der vorherige Aufschwung war von einem wachsenden Exportüberschuß getragen gewesen, dessen
      Löwenanteil die USA aufgenommen hatten. Dem stand und steht bis heute kein gleichgewichtiger Warenstrom in die umgekehrte
      Richtung gegenüber, sondern stattdessen eine wachsende Außenverschuldung der USA - vor allem in Japan. Auch mit den Erlösen der
      weiter laufenden Exportwalze konnte sich die japanische Ökonomie über Wasser halten und ihr Finanzsystem vor dem Zusammenbruch
      retten.

      Dennoch mußte von Anfang an ein Preis für die Vermeidung der Systemkrise bezahlt werden, nämlich zwar nicht die große Depression,
      aber doch die Stagnation der Konjunktur mit immer stärkeren deflatorischen Tendenzen. Die unter der Last fauler Kredite ächzenden
      Banken zögerten mit der Vergabe weiterer Kredite, die verschuldeten Unternehmen mit neun Investitionen, und die in großem Ausmaß mit
      geplatzten Hypotheken belasteten und von ungewohnter Arbeitsplatz-Unsicherheit geplagten Konsumenten übten sich in
      Kaufzurückhaltung - bei einem 60-prozentigen Anteil des Konsums am japanischen Sozialprodukt eine starke Konjunkturbremse.

      Die japanische Regierung versuchte zwischen 1991 und 2000 mit nicht weniger als zehn keynesianischen Konjunkturprogrammen - völlig
      gegen den neoliberalen ökonomischen Weltkonsens - vergeblich das Ruder herumzureißen.
      Der einzige "Erfolg" bestand darin, daß Japan die Weltspitze der Staatsverschuldung übernahm: War der Staatshaushalt 1989/90 als
      leuchtendes globales Vorbild noch mit insgesamt nur 20 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) verschuldet und erzielte damals sogar
      einen jährlichen Überschuß von 2,9 Prozent des BIP, so hält er inzwischen mit insgesamt 140 Prozent und einer jährlichen
      Neuverschuldung von 10 Prozent des BIP einen Negativrekord.

      Parallel dazu veranstaltete die Bank of Japan eine Zinssenkungsrunde nach der anderen, um schließlich zu einer paradoxen
      "Nullzinspolitik" beim wichtigsten Zinssatz, dem Tagesgeld, überzugehen: Die Banken konnten sich fast zum Nulltarif refinanzieren. An der
      binnenökonomischen Stagnation änderte sich dadurch nichts. Die verschuldeten Unternehmen und Haushalte nahmen trotz günstiger
      Konditionen keine neuen Kredite für Investitionen und Konsum auf. Umgekehrt zerstörte die Nullzinspolitik natürlich jeden Anreiz, Geld im
      Inland anzulegen. Die Wirkung war eine ganz andere: Institutionelle und private Anleger nahmen zu extremen Niedrigzinsen Geld auf, um
      es zu wesentlich höheren Zinsen im Ausland anzulegen. Japan überschwemmte die ganze Welt mit seiner wundersamen
      Liquiditätsschöpfung und heizte die globalen Finazmärkte an, während zu Hause nichts mehr ging.

      Nur um wenige Jahre zeitversetzt durchliefen die Tigerstaaten Südostasiens denselben Krisenzyklus wie Japan. Seit Mitte der 80er Jahre
      vom Aufschwung des Exports getragen, der ebenfalls einseitig über den Pazifik in die USA ging, bildeten auch die neuen "Wunderländer"
      auf dieser Grundlage eine spekulative Blase bei Aktien und Immobilien, die bekanntlich 1997/98 platzte.
      Und wie in Japan wurden die daraus resultierenden faulen Kredite und nicht realisierten Verluste mit Hilfe des asiatischen Paternalismus
      unter dem Deckel gehalten, während die weiterlaufenden Exportüberschüsse im Handel mit den USA der Kompensation dienten. Zwei
      Jahre später gab es allgemeine Entwarnung: Die Asienkrise, so hieß es, sei überwunden und die Bank of Japan sah das Konjunkturtal
      durchschritten, erhöhte erstmals seit zehn Jahren die Zinsen und kündigte marktöffnende Reformen an.

      Umso größer der Katzenjammer, als parallel zu einem dramatischen Absturz der Aktienmärkte in den USA, Europa und Japan im Frühjahr
      2001 der japanische Finanzminister mit einer für asiatische Verhältnisse außergewöhnlich undiplomatischen Offenheit plötzlich wie aus
      heiterem Himmel verkünden mußte, das Finanzsystem seines Landes stehe kurz vor dem Kollaps.
      Welche Veränderungen sind für diese unerwartete Wendung verantwortlich?

      Japan ist von seinem lange verdrängten, aber nie wirklich bewältigten Crash des Jahres 1990 eingeholt worden. Die
      Verzögerung der Systemkrise war nur unter der Bedingung möglich, daß irgendwann die Binnenkonjunktur wieder anspringt.
      Alle Versuche, diesen Start mit Hilfe staatlicher Geldspritzen zu bewerkstelligen, sind nun ausgereizt. Der durch diesen Mißerfolg
      mitbedingte neuerliche Verfall des Nikkei-Index um mehr als 30 Prozent seit Beginn des Fiskaljahres 2000/01 hat den Banken zusätzliche
      unrealisierte Wertverluste in bis zu zehnfacher Höhe der angestauten faulen Kredite eingebracht. Bei der anstehenden jährlichen
      Bilanzierung wird ein massiver Abzug von Guthaben verunsicherter Bankkunden befürchtet. Schlagartig ist der Druck gestiegen, der
      verzögerten "Bereinigung" von Unternehmenssektor und Arbeitsmarkt endlich freien Lauf zu lassen.
      Der Optimismus der Bank of Japan hat sich als grandiose Fehleinschätzung erwiesen.

      Gleichzeitig droht aber auch der andere Motor der japanischen Krisenverhinderung ins Stocken zu geraten, nämlich die Exportmaschine in
      die USA. Die geplatzten Blasen Japans und der Tigerländer konnten ja nur deshalb über Jahre hinweg kompensiert werden, weil die
      Blasen in den USA (und parallel dazu in Europa) noch munter weiter aufgebläht wurden. Nur durch den permanenten Zufluß
      ausländischen Geldkapitals und die ebenso permanente Steigerung der Aktienwerte konnten die USA die Überschüsse der ganzen Welt
      importieren und die notleidenden Volkswirtschaften stützen. Seit März 2000 aber sind die "neuen Märkte" der High-Tech- und Internet-Werte
      um 60 bis 80 Prozent abgestürzt genau ein Jahr später scheint nun auch der Verfall der Standardwerte begonnen zu haben.

      Zweckoptimistisch wird allgemein behauptet, daß die Krisenkurve Japans 1990 und der Tigerstaaten 1997/98 nicht mit derjenigen in den
      USA heute zu vergleichen sei die US-Ökonomie sei viel resistenter. Genau das Gegenteil ist der Fall. Der spekulative Boom in den USA
      wurde nicht auf einen Exportboom aufgesattelt, sondern umgekehrt auf ein mit Außenverschuldung bezahltes gigantisches Handelsdefizit.
      Insofern ist die Tiefendimension der US-Krise viel schlimmer. Zwar hat es in den USA keine zusätzliche Blase am Immobilienmarkt
      gegeben wie in Asien, dafür aber die zusätzliche und viel größere Blase der "New Economy". Und hatte Japan 1990 noch eine Sparquote
      von 16 Prozent, so ist sie heute in den USA gleich Null oder sogar negativ. Selbst die viel gepriesenen Überschüsse des
      US-Staatshaushalts in den letzten beiden Jahren liegen mit 2,3 Prozent des BIP unter den damaligen japanischen.

      Vor allem aber: Die Unternehmen und Konsumenten sind in den USA wesentlich höher verschuldet als es die asiatischen jemals waren.
      Im Vertrauen auf weitere Kurssteigerungen ihrer Aktien-Portfolios haben die US-Privathaushalte bis Herbst 2000 praktisch den Konsum
      mehrerer Jahre vorweggenommen. Und zusätzlich zu den ohnehin schon aufgehäuften Schulden haben viele Unternehmen der
      IT-Branche seit dem Beginn der Talfahrt an der Nasdaq in der falschen Hoffnung auf eine baldige Trendwende eigene Aktien im großen
      Maßstab zwecks Kurspflege auf Pump zurückgekauft inzwischen ist ihre Lage umso verzweifelter. Es war absehbar, daß der Prozeß der
      Privat- und Unternehmensverschuldung irgendwann den Prozeß der Börsenkapitalisierung überholen würde. Die anhaltende Flut von
      Gewinnwarnungen in allen Bereichen der US-Ökonomie (und inzwischen auch in Europa) zeigt, daß das Limit erreicht oder schon
      überschritten ist. Kapitalismus ohne Profit geht nicht. Und jetzt brechen auch die Umsätze in wichtigen Bereichen (wie z.B. bei
      Mobiltelefonen) weg.

      In der krisenhaften Verschränkung einerseits von Konjunktur und Börse auf der strukturellen Ebene, andererseits von Nordamerika und
      Asien auf der Ebene der Weltmarktbeziehungen, zeichnet sich somit die Möglichkeit einer
      Eskalationsbewegung ab. Generell ist bei ökonomischen Rückwirkungen mit einer Inkubationszeit von sechs Monaten bis zwei Jahren zu
      rechnen. Seit Ende 2000 zeigen sich die ersten Brandspuren des Crashs an der Nasdaq in der US-Konjunktur. Diese Spuren wiederum
      haben den Crash beschleunigt und auf die Standardwerte übergreifen lassen. Als Folge der Abschwächung in den USA gehen nun Export
      und Investitionen in Japan zurück, was dort den Druck auf das Finanzsystem erhöht. In der Folge davon wiederum könnte, wie schon lange
      befürchtet, japanisches Geldkapital aus den USA abgezogen und dadurch der Abschwung der US-Konjunktur beschleunigt werden usw.
      Dieser Eskalation würde sich Europa kaum entziehen können. Nicht nur der Export in die USA und nach Japan würde zurückgehen,
      sondern auch der Export in alle vom japanischen und US-amerikanischen Abschwung betroffenen Volkswirtschaften - sowohl in Asien und
      Lateinamerika als auch innerhalb der EU selbst.

      Hinter der Unberechenbarkeit der Erscheinungen und den wilden Ausschlägen der Finanzmärkte steht letzten Endes die Entwertung der
      Arbeit und damit die Entsubstantialisierung des Geldes durch die unbeirrt mahlende Mühle der 3. industriellen Revolution. Mit jedem
      partiellen Crash wird die Systemkrise reifer und dringt auch in den Zentren stärker an die Oberfläche. Wenn das globale Desaster
      abermals verzögert werden soll, muß um jeden Preis der Konsum in den USA und Japan angeschoben werden.

      Das dürfte diesmal jedoch schwieriger sein als in der Vergangenheit. Das Platzen der US-Blase ist viel gravierender als das Platzen der
      asiatischen Blase. Denn die USA haben keine andere USA, um einen Crash außenwirtschaftlich zu kompensieren. Sicher könnten sie
      versucht sein, ihre Probleme zu exportieren. Für eine Exportoffensive fehlen ihnen als notorischem Importweltmeister aber die Produkte
      und Kapazitäten. Außerdem müßten sie, um die Krise exportieren zu können, den Dollar drastisch abwerten, was zu einem
      Abwertungswettlauf mit dem Yen, in der Folge mit sämtlichen asiatischen Währungen und schließlich auch mit dem Euro führen würde.
      Dieses durchaus realistische Szenario einer globalen Währungskrise (die Yen-Abwertung hat bereits begonnen) wäre erst recht
      verheerend für Konjunktur und Finanzmärkte.

      So bleibt nur das alte Mittel der direkten und indirekten staatlichen Geldspritzen. Innerhalb weniger Wochen hat die US-Notenbank (Fed)
      drei Zinssenkungen vorgenommen und eine vierte angekündigt, Präsident Bush plant ein zehnjähriges Steuersenkungsprogramm von
      1600 Milliarden Dollar pro Jahr, und die Bank of Japan ist nicht nur zur Nullzinspolitik zurückgekehrt, sondern will die Kontingente der
      Geldversorgung erhöhen und damit die Refinanzierung der Banken erleichtern.
      Es ist aber unerfindlich, warum in Japan jetzt plötzlich funktionieren soll, was bisher versagt hat, und warum die USA mit derselben
      Methode besser fahren sollen als Japan. Bushs Steuersenkung betrifft entweder nur Haushalte, deren Konsum bereits gesättigt ist, oder
      die frei werdenden Gelder müssen zur Sanierung der aufgelaufenen Schulden verwendet werden. Aus demselben Grund verpuffen die
      Zinssenkungen in den USA und Japan, denn das billige Geld wird eher für Umschuldungen im Unternehmens- und Privatsektor verwendet
      als für Investitionen und Konsum.

      Wenn also die Geldspritzen wirken sollen, müssen sie in einer wesentlich höheren Dosis verabreicht werden als bisher. Und dabei muß
      auch die Europäische Zentralbank (EZB) mitspielen, weil sich sonst die globalen Kapitalströme umkehren und so die Krise potenziert statt
      verhindert wird. Neben einem Abwertungswettlauf ist also ein Zinssenkungswettlauf denkbar. Der große Sündenfall gegen die
      monetaristische Wirtschaftstheologie zeichnet sich bereits ab als eine Art Börsenkeynesianismus, um durch ein synchrones Öffnen der
      Geldschleusen in allen drei großen Wirtschaftsblöcken das Finanzkapital und die davon abhängig gewordene Konjunktur zu retten.

      Der Preis dafür wäre die Rückkehr der Inflation, die in den USA bereits jetzt bei einer Jahresrate von 3,5 Prozent liegt. Noch vor wenigen
      Monaten hätte dies Herrn Greenspan alarmiert und zu Zinserhöhungen veranlaßt, heute treibt ihn die Not zu einer genau
      entgegengesetzten Politik. Geht es in diese Richtung weiter, ist sogar die historisch einmalige Gleichzeitigkeit von Depression und
      Inflation möglich: nämlich eine Deflation der Vermögenswerte durch Aktiencrashs mit der Folge von Massenentlassungen und
      Massenbankrotten, während die am Markt verbliebenen Unternehmen sich aufgrund ihrer Überschuldung trotzdem zu Preiserhöhungen
      gezwungen sehen.
      Avatar
      schrieb am 06.07.01 17:27:20
      Beitrag Nr. 465 ()
      Wie gehabt, sie schrecken vor nichts zurück, um die
      Anleger zu verarschen.
      Kleiner "Rechenfehler" bei den Konsumentenzahlen für Mai.


      http://www.chicagotribune.com/business/businessnews/article/…
      Avatar
      schrieb am 06.07.01 17:55:46
      Beitrag Nr. 466 ()
      Vertrauen für Jahre verloren !!!!!!!!!!

      Viel Spaß mit Calls und Aktien !!!
      Avatar
      schrieb am 07.07.01 13:40:15
      Beitrag Nr. 467 ()
      .



      @ stanislave

      nicht nur lesen!

      auch schreiben!





      .
      Avatar
      schrieb am 08.07.01 10:55:18
      Beitrag Nr. 468 ()
      Bekenne mich schuldig im Sinne der Anklage !
      Bitte um Vertagung der Anklageverlesung !
      Stani
      Avatar
      schrieb am 09.07.01 12:14:50
      Beitrag Nr. 469 ()
      von werder1 09.07.01 12:11:52 3913476
      eb US-Scoop
      ====================================
      vom 09.07.2001

      Wird Greenspan eine 2. Rezession zulassen?

      Nach den schwachen Arbeitsmarktzahlen ist der FED-Chairman wieder im Zugzwang. Die schwachen Quartalsergebnisse vor allem der technologischen Werte dürften Alan Greenspan dazu
      veranlassen und darin bestärken. Seine bisherigen drastischen Leitzinssenkungen würden keinen Sinn machen, wenn er es nicht fortsetzen würde. Besonders die Arbeitslosenzahlen haben Alan
      Greenspan bisher immer sehr beunruhigt. Die Tatsache, daß der NASDAQ Index trotz seiner drastischen Leitzinssenkungen von 275 Basispunkten auf 3 ¾% allein im letzten Halbjahr mit –18,88%
      gefallen ist, dürfte eine weiteres Argument für den Zugzwang sein. Außerdem ist es schwer vorzustellen, daß Alan Greenspan in die Geschichte eingehen möchte als der FED-Chairman, der während
      seiner Amtsperiode durch zu lang zu hohe Leitzinsen gleich 2 Rezessionen verursacht hat. Diese 2. Rezession dürfte er mit allen Mitteln zu vermeiden suchen. Deswegen steht eine weitere
      Leitzinssenkung unmittelbar bevor.

      Wie war es bei der letzten Rezession? Gibt es Parallelen, aus denen man Schlüsse für die weitere Vorgehensweise des FED-Chairmans ziehen kann? Als die nach Arbeitsunterstützung Suchenden im
      November 1992 über 3,04 Mio betrugen, wurde die FED TARGET RATE gerade mit –1/4% auf 4 ¾% gesenkt. Das war die 15. Leitzinssenkung nach dem Höchststand von 9 ¾% im Februar 1989, der die
      nachfolgende Rezession 1990-92 verursachte. Im Vergleich dazu ist die Zahl der nach Arbeitslosenunterstützung Suchenden augenblicklich bei 3,03 Mio und die FED TARGET RATE bei 3¾% nach nur 6
      Leitzinssenkungen vom Höchstand von 6 ½% vom Mai 2000. Im Vergleich dazu muß man jedoch berücksichtigen, daß die Arbeitslosenzahl im Juni 1992 einen Höchststand von 7,8 Mio oder eine
      Arbeitslosenrate von 7,8% zu verzeichnen hatte. Heuer beträgt die Arbeitslosenzahl 6,4 Mio und die Arbeitslosenrate ist bei nur 4,5%. Diese befindet sich aber augenblicklich auf dem höchsten Niveau in
      dieser Konjunkturabschwächung, während in der letzten Rezession zum vergleichbaren Zeitpunkt im November 1992 die Arbeitslosenzahl schon auf 9,6 Mio oder eine Arbeitslosenrate von 7,4%
      zurückgegangen war. In der letzten Rezession wurden die Leitzinsen noch 5 mal auf einen Tiefststand von 3% am 4. September 1993 gesenkt. Der DOW JONES INDUSTRIAL AVERAGE hatte in der
      letzten Rezession schon am 5. Oktober 1992 seinen Tiefststand von 3.179,00 (mit einem intra-day Tief von 3.087,41). Heuer war der Tiefststand schon am 22. März 2001 von 9.389,48 (mit einem
      intra-day Tief bei 9.047,56). Angesichts dieser Vergleiche könnte man folgende Schlüsse ziehen:
      Der Arbeitlosenmarkt ist nicht so schwach wie in der letzten Rezession 90-92. Es scheint unwahrscheinlich, daß nach ihren Jahrestiefst im März/April 2001 die Hauptindizes neue Tiefstniveaus
      erreichen dürften. Und wichtigst: Der FED-Chairman dürfte seine Leitzinssenkungen fortsetzten.

      SBC COMMUNICATIONS hat jetzt die Minimum-Telefongebühren an den öffentlichen Telefonfonzellen auf US$ 0,50 (= DM 1,16) in 13 Staaten erhöht (davon für die Europäer wichtigen Reiseländer in
      Kalifornien, Texas und Illinois)!

      Angesichts der wahrscheinlicheren Möglichkeit einer weiteren überraschenden Leitzinssenkung dürfte man trotz der negativen Quartalsergebnisse auf eine Erholung an den US-amerikanischen Börsen
      hoffen.
      Avatar
      schrieb am 09.07.01 13:39:23
      Beitrag Nr. 470 ()
      Gibt es eigentlich noch Leute, die nicht bullig eingestellt
      sind?
      Da eh schon klar ist, dass die Kurse nur noch steigen oder
      zumindest nicht mehr sinken können, stellt sich die
      Frage, warum noch nicht alle wieder in einen Kaufrausch
      verfallen!! Man muss doch den anderen zuvor kommen, nicht wahr?! ;)

      M.E. kann Greenhorn senken soviel er will; es wird keine
      Wirkung haben, weil es nie einen Mangel an billigem
      Geld gegeben hat; wallstreet hat einen Weg gefunden, Geld
      unkontrolliert von der FED Geld zu drucken.

      Also, ich bin echt gespannt, wie es weitergeht.
      Avatar
      schrieb am 09.07.01 16:42:00
      Beitrag Nr. 471 ()
      Tja, alle sehen die Erholung spätestens
      im 4. Quartal 2001.

      Aber alle rechneten auch schon im 2. Quartal damit,
      wo ist die geblieben?


      Stimmt schon, die USA können auf Grund ihres Optimismusses
      eine Menge verdrängen, nur wie lange noch?
      Avatar
      schrieb am 09.07.01 20:43:18
      Beitrag Nr. 472 ()
      @ sittin bull inv
      Wir wissen beide, denke ich,
      daß wir von den offiziellen Zahlen und
      Statistiken gründlich an der Nase herumgeführt werden.
      Doch, sogerne ich mit `nem scharfen Put im Depot
      die Party mitfeiern würde, so kommen mir doch
      langsam Zweifel, ob es der Bande um Alan herum,
      nicht doch das Husarenstück gelingt, den breiten
      Markt mit absurden KGV`s über die Rezession hinweg,
      in den nächsten wirtschaftlichen Aufschwung zu schwindeln.
      Zwar ergäbe sich auch daraus vermutlich lediglich eine
      Seitwärtsbewegung der breiten Indizes, aber warum habe
      ich mir dann so viele Gedanken gemacht, und Vorsicht wallten
      lassen ?
      Sicherlich, wäre ein solches Zenario für die
      Bevölkerungen das beste, doch stellt sich die
      Frage der Nachhaltigkeit und der Stabilität
      des Finanzsystems in der Folgezeit !

      Stani
      Avatar
      schrieb am 09.07.01 20:51:15
      Beitrag Nr. 473 ()
      Nun, ich bete und hoffe sogar,
      das wir uns hier irren mögen
      uns Alan es tatsächlich schafft,
      langsam Luft abzulassen aus dem Ballon.

      Leider versucht er im Moment nicht ein solches,
      sondern er will einen halb kaputten Ballon
      wieder aufblasen.

      Und außerdem ist es auf der Welt noch niemanden gelungen,
      einen Ballon mit einem Nadelstich zum langsamen
      Luftablassen zu bewegen...

      Ich sehe es so, die Puts sind eine Art Versicherung,
      falls er es nicht schafft, die Marktungleichgewichte
      schonend zu beseitigen.

      Mental sind die Puts bei Erwerb schon voll abgeschrieben...
      Avatar
      schrieb am 09.07.01 22:31:33
      Beitrag Nr. 474 ()
      Der Grünspan hat längst die Kontrolle verloren; und vermutlich wird er sich auf ziemlich schäbige
      Weise aus dem Staub machen wollen.

      Wir sind gerade mal erst am Anfang eines Bärenmarktes, und
      der wird dauern. Die Ami-Wirtschaft wird abrauchen und
      mit ihr zuallererst der Dollar. Deswegen beschäftige ich
      mich schon ne Weile mit der Forex. Wenn man das ordentlich
      angeht, ist mit Dollarverkäufen einiges zu verdienen.

      @sittin, ich stimme dir zu, ich hab ein mulmiges Gefühl bei
      alledem, was da auf uns zukommt; denn der Rest der Welt
      wird sich dem negativen Einfluss nicht entziehen können.

      neben Doug Noland hier noch eine der wenigen
      Kommentare östereichischer Schule( Gerard Jackson aus dem fernen Aussi-Land - erscheint auch regelmässig). Bemerkenswert ist, dass diese schon seit Jahren einen "Plan"
      zu haben scheinen von den Vorgängen, welcher sich immer
      bestätigt, während der Rest der Ökonomenwelt mit ihren
      "Patentrezepten" im Trüben fischt.


      http://www.newaus.com.au/econ257usrecess.html
      Avatar
      schrieb am 09.07.01 22:43:42
      Beitrag Nr. 475 ()
      eben vergessen: Corning, irgendwie scheinen die sich nicht so recht an das agreement bez. 2. Hälfte Erholung halten
      zu wollen ... "weitere 12 bis 18 Monate" ????

      http://biz.yahoo.com/rb/010709/business_tech_corning_dc.html
      Avatar
      schrieb am 10.07.01 22:43:27
      Beitrag Nr. 476 ()
      Und es ist immer wieder unglaublich.
      Uns wird hier jeden Tag indoktriniert,
      es sieht viel schlechter aus,
      in den USA genau anders rum.

      Wer immer noch glaubt,
      da steckt kein System hinter,
      ist IMO naiv...

      Trotzdem hat sich heute charttechnisch mal wieder Süden eingestellt für die nächsten Monate.

      würde die Wirtschaft sich ab dem 4. Quartal wirklich erholen,
      wäre es heute kaum nach unten durch die 2000 gegangen.

      Das Vertrauen in Märkte,
      es wäre einen extra Thread wert,
      was es für Märkte bedeutet,
      wenn dieses verloren geht.
      Sieher Neuer Markt...

      Habe heute meine letzte US-Position an Aktien aufgelöst...
      Avatar
      schrieb am 10.07.01 23:55:22
      Beitrag Nr. 477 ()
      jetzt erst ??????

      ich suche mir gerade sparplan-fonds aus - auf nasdaq und dow
      Avatar
      schrieb am 11.07.01 10:07:47
      Beitrag Nr. 478 ()
      Der Greenie nimmt doch als Badezusatz am Morgen eine Prise LSD.

      Aber im Ernst, ich sehe aus Argentinien dunkle Wolken aufziehen.

      Irgendetwas stinkt an den Bondmärkten gewaltig.

      Und die Fed wird nochmal einen cold call bei einigen Instituten machen müssen.

      Der Dollar muss runter, darf aber in dieser Situation nicht fallen.

      cu DL
      Avatar
      schrieb am 11.07.01 11:34:38
      Beitrag Nr. 479 ()
      @DL

      Leider nicht nur Argentinien.

      Der polnische Zloty hat gegen den Euro seit Freitag 15% verloren (nachdem er ihn zwei
      Jahre lang outperformed hat). Ein Zeichen dass massiv Gelder aus den Emerging markets abgezogen
      werden, die ja eigentlich noch ganz gut gelaufen waren.

      Der Abwertungswettlauf scheint also bereits begonnen zu haben... Bleibt die Frage, wann ist der Dollar dran.

      Deutschland Handelsbilanzüberschuss Mai 15 Mrd. DM (mal zwölf ...)

      mfg
      Schließer
      Avatar
      schrieb am 11.07.01 17:23:26
      Beitrag Nr. 480 ()
      Was glaubt ihr,
      greift Greeni auch anders
      als über Zinssenkungen in den Markt ein?

      Vielleicht ist Fort Knox längst leer,
      und er sitzt auf Millionen von US-Aktien,
      die ja eigenlich sehr sicher sind?

      :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 11.07.01 18:45:58
      Beitrag Nr. 481 ()
      @ sittin
      Meiner Meinung nach höchstens kurzzeitig,
      denn wenn man nach dem Gau auch noch feststellen sollte,
      das die FED auf x milliarden wertloser Shares sitzt,
      dann bliebe Alan wirklich nur der Freitod !

      Im übrigen, sollten wir diesen tollen Faktenthread
      nicht mit unseren Alltagsspekulationen belasten !
      Opfere deshalb für "minderwertiges" Alltagsgetalke
      meinen Bismarck-Thread !

      Stani
      Avatar
      schrieb am 11.07.01 21:06:14
      Beitrag Nr. 482 ()
      Hier noch ein passender Artikel von

      www.the-bulls.com oder lieber The-Bears



      1. Technologiebörsen vor weiteren Kursstürzen

      1.1. Rezession im Anmarsch?

      Die jüngsten Konjunkturdaten und Gewinnwarnungen haben es uns wieder gezeigt. Eine Rezession in den USA wird immer wahrscheinlicher. Selbst die Tatsache, dass die Fed im laufenden Jahr die Fed-Fund-Rate in sechs Zinsschritten um 2,75 Prozent auf 3,75 Prozent senkte, scheint die amerikanischen Wirtschaftskapitäne nur wenig zu beeindrucken.

      Vielmehr halten sie sich mit den Investitionen zurück und warten auf eindeutige Signale einer konjunkturellen Erholung. Doch diese rückt in immer weitere Ferne, denn neben einer Senkung der IT- und Telekomausgaben gerät nun auch langsam der einstige Wachstumsmotor Konsumausgaben ins Stocken. Bereits im Vorjahr wurden in einem "Crash auf Raten" weltweit mehr als 5000 Milliarden USD vernichtet.

      Das Epizentrum der Krise liegt allerdings in den USA, denn über 85 Prozent aller Amerikaner sind direkt oder indirekt (über Mutual Funds oder Pensionsfonds) in Aktien investiert. In der jüngsten Baisse wurden dort über 4000 Milliarden USD bzw. 28 Prozent des Gesamtvermögens vernichtet. Darüber hinaus steht die US-Wirtschaft erst am Anfang einer längeranhaltenden Entlassungswelle.

      Bereits im zweiten Quartal gingen in den USA 271.000 Jobs verloren und im Juni wurden außerhalb der Agrarsektors per Saldo 114.000 Stellen gestrichen, während amerikanische Volkswirte laut einer Umfrage von Reuters lediglich von einem Rückgang um 44.000 ausgingen. Die Arbeitslosenrate stieg im Juni gegenüber dem Vormonat um 0,1 Prozent auf 4,5 Prozent und noch immer ist keine Erholung in Sicht. Vor allem der massive Stellenabbau in der verarbeitenden Industrie und Milliardenverluste bei Chrysler sind im historischen Vergleich verlässliche Indikatoren einer herannahenden Rezession. Im Zeitraum von August 2000 bis Juni 2001 gingen allein in der Produktion 785.000 Arbeitsplätze verloren.

      Dieser Stellenabbau geht nun auf die verbundenen Branchen Handel und Transport über. Vergangenen Monat wurden in diesen beiden Branchen jeweils 15.000 bzw. 11.000 Stellen gestrichen und noch immer liegt die Talsohle in weiter Ferne, denn selbst im wachstumsstarken Dienstleistungssektor werden immer weniger neue Stellen geschaffen. Diese Entwicklung schürt =C4ngste über einen Verlust des Arbeitsplatzes und veranlasst zahlreiche Amerikaner zum Angstsparen. In dieselbe Kerbe schlägt auch die Aussage von Roger Ferguson, Vizepräsident der US-Notenbank: "Mit täglichen Schlagzeilen über neue Stellenkürzungen wird die Gefahr zunehmend größer, dass die Konsumenten den Gürtel enger schnallen, vor allem dann, wenn an den Weltbörsen die Vermögensvernichtung eine bedrohliche Eigendynamik entwickelt. Die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosengeld sind so hoch wie zuletzt 1992. Deshalb zielt die Geldpolitik der Fed gegenwärtig schwerpunktmäßig auf den Arbeitsmarkt und die Aktienmärkte ab."

      Auch wenn sich die Einzelhandelsumsätze im Juni noch relativ robust verhielten, ist jede Verharmlosung fehl am Platz, denn die Verbraucher enden ihre Gewohnheiten nicht von heute auf morgen. Erst wenn das Minus auf dem Konto immer größer wird oder der Verlust des Arbeitsplatzes unmittelbar bevorsteht, beginnen die meisten Amerikaner erst entsprechende Konsequenzen zu ziehen. Allein die Tatsache, dass das Konsumentenvertrauen seit Januar um 20 Prozent zurückging, kann deshalb als Indikator zukünftig sinkender Konsumausgaben bezeichnet werden. ----------------------------------------------------------------

      1.2. Gewinnmargen unter Druck

      Während das BIP im ersten Quartal mit 1,3 Prozent wuchs und Hoffnungen auf ein Softlanding der US-Wirtschaft weckte, deutet nun nicht nur der Arbeitsmarkt auf eine härtere Landung hin. So wurde zum Beispiel die Industrieproduktion den achten Monat in Folge zurückgefahren. Dies drückte die Kapazitätsauslastung auf 77,4 Prozent, den niedrigsten Stand seit der Rezession Anfang der achtziger Jahre und noch immer ist kein Licht am Ende des Tunnels erkennbar, denn das Stimmungsbarometer der US-Industrie, der US-Einkaufsmanagerindex sank mit 42,1 Punkten auf ein Niveau, das in der Vergangenheit meist nur vor einer Rezession erreicht wurde.

      Die US-Wirtschaft leidet gegenwärtig an den Überkapazitäten, die in einem fast zwei Jahrzehnte angehaltenen Wirtschaftsaufschwung aufgebaut wurden. Dies führt nun zu Stellenabbau und Preiskämpfen. Letztere äußern sich in folgender Entwicklung: Kostensteigerungen infolge galoppierender Öl -und Treibstoffpreise werden nicht an die Kunden weitergegeben. Die steigenden Kosten schlagen sich somit auf die Gewinnmargen durch. Im ersten Quartal stand einer um 1,2 Prozent rückläufigen Produktivität ein Anstieg der Lohnstückkosten um 6,3 Prozent gegenüber. Wenn jedoch die Unternehmen beginnen, die steigenden Kosten auf die Preise überzuwälzen, wäre die Fed noch im laufenden Jahr gezwungen, die Zinsen anzuheben. Doch dies hätte katastrophale Auswirkungen auf die crashgefährdeten Weltbörsen.

      Die jüngsten Gewinnwarnungen von AMD und EMC schlagen genau in diese Kerbe. Angesichts dieser Entwicklung befindet sich die US-Wirtschaft in einem gefährlichen Dilemma, denn die latente Gefahr einer Stagflation begrenzt den Spielraum für weitere Zinssenkungen. Obwohl die kurzfristigen Zinsen im laufenden Jahr um 275 Basispunkte fielen, stieg die Rendite zehnjähriger Goverment-Bonds zwischen Ende März und Anfang Juni um über 1 Prozent auf 5,75 Prozent. Zugleich setzte im selben Zeitraum eine massive Erholung der Aktienmärkte ein. Von seinem Tiefstand ausgehend stieg der Nasdaq Composite-Index sogar vorübergehen über 40 Prozent und auch die monatelang als sicherer Hafen gehandelten Blue Chips der Old Economy sind überbewertet. Einer reziproken Anleiherendite von ca. 17 steht ein durchschnittliches 2001er-KGV aller S&P 500 Werte in der Größenordnung von ca. 22 gegenüber. Schon allein daraus resultiert ein fundamentales Rückschlagpotential von 22,7 Prozent im S&P 500, das sich durch die negative Gewinndynamik im laufenden Jahr noch zusätzlich erhöht. Noch wesentlich schlimmer sieht es an der Nasdaq aus...

      1.3. Götterdämmerung am Technologie-Olymp

      Was haben Sun Microsystems, Nokia, AMD und EMC gemeinsam? Sie sind als Basisinvestments zahlreicher Investmentfonds sehr stark in deren Portfolios gewichtet und brachten in den vergangenen vier Wochen eine Gewinnwarnung heraus. Kursstürze in zweistelliger Größenordnung waren die Folge.

      Dementsprechend negativ entwickelte sich auch die Performance zahlreicher Technologiefonds, die ihren Schwerpunkt auf die Blue Chips des Sektors setzten. SmallCap- und Healthcare-Funds führen hingegen die Gewinnerliste an. Giganten wie Cisco, Intel und EMC verlieren zunehmend Marktanteile an kleinere, wachstumsstarke Newcomer.

      Wie einst die großen Dinosaurier von den schnellen wendigen Säugetieren verdrängt wurden, machen Giganten wie Lucent, Cisco und Corning immer mehr kleineren Herausforderern wie Juniper Networks, Corvis oder Stocker&Yale Platz. Fondsmanager, die diese Entwicklung erkennen, setzen verstärkt auf diese Newcomer.

      Die einstigen Shootingstars der 90er-Jahre hingegen drohen in den nächsten Jahren ein karges Dasein zu fristen, denn ihr Depotanteil wird kontinuierlich zugunsten neuer Herausforderer und defensiver Werte aus den Bereichen Umwelttechnologie, Medizintechnik, Biotechnologie und Pharma reduziert.

      Diese Entwicklung kann auch teilweise am Neuen Markt beobachtet werden. Während der Nemax 50-Index von einem Tief zum nächsten fällt, zeigten die defensiven Implantatwerte Curasan und AAP in der vergangenen Woche eine hohe Relative Stärke. An der Nasdaq hingegen kletterten Nastech Pharma gegen den Trend über 10 USD und ein Ende der Aufwärtsbewegung ist noch lange nicht in Sicht, denn allein das steigende Handelsvolumen signalisiert neben institutionellem Interesse auch die hohe Wahrscheinlichkeit, dass in den nächsten Monaten jene Kooperationen veröffentlicht werden, die Nastech den Break Even bis 2003 ermöglichen sollten und somit eine Kursvervielfachung innerhalb weniger Tage bewirken könnten.

      Besonders negativ entwickelten sich hingegen die Leitbranchen Telekom, Halbleiter und Speicherelemente. Vor allem die plötzliche Auftragsflaute deutet hier auf einen unerwartet schnellen Konjunkturabschwung hin. Während Lucent erst 2003 wieder schwarze Zahlen schreiben sollte und eine finanzielle Überbrückung nur durch den Verkauf der Glasfasersparte ermöglicht werden kann, leidet die Handybranche an der Marktsättigung in Europa. Besonders hart trifft es vor allem die Halbleiterbranche, die neben der Handyflaute auch noch mit einem stagnierenden PC-Markt konfrontiert ist, dessen Ursache in sinkenden Konsumausgaben liegt.

      Diese Entwicklung deutet auf eine klassische Rezession hin, die bei einer anhaltenden Dynamik des Wirtschaftsabschwung im vierten Quartal die USA und 2002 auch Europa heimsuchen würde. Wie ernst die Lage ist, kann anhand folgender Beispiele illustriert werden:

      ----------------------------------------------------------------

      1.4. Milliardengrab Mobilfunk

      In der Bundesrepublik hatten sechs Konsortien zusammen fast 100 Mrd. Mark für den Erhalt der UMTS-Lizenzen gezahlt. Nun scheint sich allerdings der GRPS-Standard als günstigere Alternative weltweit durchzusetzen. Die Netze der dritten Generation entpuppen sich hingegen immer mehr als ein Milliardengrab. Hohe Investitionen, Abschreibungen und Zinsen führen zu Milliardenverlusten in den Bilanzen der bereits hochverschuldeten Moblifunkgesellschaften. Da fast ein Drittel aller Kredite deutscher Banken an die Telekombranche gewährt wurde, könnte ein UMTS-Flop sogar zu einer Bankenkrise in Deutschland führen. Dann würden die deutschen Kreditinstitute vor ähnlichen Problemen stehen wie die japanischen Banken, die noch heute auf faulen Immobilienkrediten sitzen.

      Da sich die Mobilfunkgesellschaften europaweit bei der Versteigerung der Betriebslizenzen für die Netze der dritten Generation maßlos übernahmen, droht bis 2004 eine Pleitewelle in der Mobilfunkbranche. Kleinere Betreiber, die nicht von den halbverstaatlichten Telekom-Giganten geschluckt werden, drohen dann in Konkurs zu gehen. Wie es zahlreichen Kleinen dieser Branche ergehen könnte, hat Teldafax bereits vorexerziert.

      Aus diesem Grund müssen die Mobilfunkgesellschaften sparen und versuchen, mit allen Mitteln ihre kurzfristigen Erträge zu maximieren. Als erstes werden dabei die bisher bei Neukunden gezahlten Subventionen zur Anschaffung neuer Handies gestrichen.

      Manche Anbieter haben bereits günstige Tarifmodelle wieder verworfen oder sogar die Gesprächsgebühren angehoben. Dies zeigt eine ähnliche Wirkung auf die Zahl der Neuanschaffungen von Handys wie hohe Ölpreise auf den Automobilabsatz. Bei einer Marktdurchdringung von 70 Prozent in Europa wirkt sich das entsprechend negativ auf den Handymarkt aus und auch die Amerikaner zeigen hier eine verstärkte Neigung zum Sparen. Nicht umsonst revidierte Nokia die Prognose des weltweiten Handyabsatzes bis Ende 2001 von 450 bis 500 Millionen Einheiten auf 405 Millionen, während führende Investmenthäuser nur noch von durchschnittlich 390 Millionen Stück (minus 5 Prozent) ausgehen.

      Besonders hart trifft es hier den Weltmarktführer Nokia, der bereits vor wenigen Wochen die Umsatz- und Gewinnprognosen massiv nach unten revidierte. So gab Nokia CEO Jorma Ollila eine Rücknahme der Umsatzprognose für das laufende Geschäftsjahr von 33 Mrd. EUR auf 26 Mrd. EUR bekannt und das Ergebnis sollte um 12 Prozent auf 4,3 Mrd. EUR einbrechen. Auch der Infrastrukturbereich zeigt ein begrenztes Wachstumspotential, da Nokia bereits Kredite in Höhe von 4 Mrd. USD an hochverschuldete Mobilfunkunternehmen vergab. Da die vollständige Rückzahlung ungewiss ist, könnten hier noch Wertberichtigungen von Forderungen zu einer zusätzlichen Ergebnisbelastung führen. Wir gehen deshalb davon aus, dass Nokia sich in diesem Bereich eher auf kleinere Aufträge, die sofort bezahlt werden, konzentriert und Großaufträge teilweise nur noch gegen Vorlage einer Bankgarantie abwickeln wird. Dies führt zu einer zusätzlichen Einschränkung des Wachstumspotentials. Nokia hat sich deshalb im Bereich UMTS-Infrastrukturequipment ein zu ehrgeiziges Marktanteilsziel von 35 Prozent gesetzt, denn mit einer vorsichtigeren Auftragsverwaltung sind die Finnen nicht in der Lage, stärker als der Gesamtmarkt zu wachsen.

      Wir erwarten deshalb weitere Enttäuschungen. Anhaltende Probleme bei der Auslieferung der 2,5 G-Geräte (Handys der Zweiten Generation) in den USA und eine sich abzeichnende globale Rezession könnten 2002 sogar zu einzelnen verlustträchtigen Quartalen führen. Nokia droht somit vorübergehend sogar zu einem Sanierungsfall zu werden. Angesichts dieser Tatsachen revidieren wir unsere Ertragsprognosen wie folgt nach unten:

      Bisherige Einschätzung auf Basis von Unternehmensangaben und unternehmensnahen Marktforschungsinstitute:


      Fair Value bei Abzinsung der Erträge mit 10 %: 6,07 USD

      Diese revidierte Prognose berücksichtigt eine globale Rezession im Jahr 2002 und gewichtet den Faktor "Marktsättigung" wesentlich stärker als zuvor. Darüber hinaus veranlasste uns die Diskrepanz zwischen den Marktprognosen der einzelnen Handyhersteller und einer Studie der Strategis Group of Washington D.C., die noch im Herbst 2000 von einem moderaten Wachstum des Handy-Absatzes auf lediglich 544 Millionen Stück bis zum Jahr 2007 ausging, zu besonderer Vorsicht. Auf Basis dieser objektiven Studie gehen wir nur noch von einem jährlichen Wachstum des Handy-Marktes von 5,7 Prozent in den nächsten sechs Jahren aus. Nokia könnte jedoch 2003 und 2004 aufgrund der Markteinführung der Mobilfunkgeräte der Zweiten und Dritten Generation nochmals zweistellig wachsen. Danach sollte der Marktführer nicht mehr überproportional wachsen.

      Allerdings hat die sich abzeichnende Unternehmenskrise auch ihre positiven Seiten. Durch die Auslagerung der Produktion in Billiglohnländer sollte sich nämlich langfristig auch die Rentabilität verbessern. Trotzdem sollten Sie erst wieder ab Kursen von unter 10 USD einen Neueinstieg wagen, denn trotz einer Weltmarktführerprämie in Höhe von 70 Prozent errechnet sich ein Fair Value von nur knapp über 10 USD. =C4hnlich negativ veränderte sich der Fair Value bei Zulieferern wie AT&S und Balda.=20

      1.5. Balda - Zuwachsraten halbieren sich

      Das Management von Balda wird laut eigenen Angaben im laufenden Jahr die ursprüngliche Umsatzprognose um 17 Prozent verfehlen und revidierte den Gewinn/Aktie von 49 auf 40 Cent. Da die Gewinnwarnung von Balda erst relativ spät veröffentlicht wurde, entpuppte sich die einst scheinbare Unterbewertung als typische Bewertungsfalle. Da dieser Umstand auch die Glaubwürdigkeit des Managements in Frage stellt, sind weitere negative Überraschungen und Kurseinbrüche nicht ausgeschlossen.

      Trotzdem befindet sich Balda in keiner Krise, da bereits durch das Computersimulationsprogramm Moldflow=AE und neue Etagenwerkzeuge die Weichen für eine kostengünstigere Produktion gestellt wurden. Allerdings sollten sich die erwarteten Zuwachsraten von 25 Prozent p.A. auf 10 bis 12 Prozent mehr als halbieren. Diese Entwicklung veranlasste uns zur Revision unserer ursprünglichen Prognose:

      Bisherige Einschätzung auf Basis von Unternehmensangaben und der Marktprognosen von Nokia:



      Fair Value bei Abzinsung der Erträge mit 10 %: 9,54 EUR=20

      An der Nasdaq wäre Balda gegenwärtig ein klarer Kauf. Doch angesichts des Vertrauensverlustes am Neuen Markt, müssen wir einen "Seriositätsabschlag" in unbestimmter Höhe einkalkulieren. Auch wenn Balda fundamental bis 10 Euro kaufenswert ist, sollte unter charttechnischen Aspekten noch eine Bodenbildung abgewartet werden. Kurse von unter 7 EUR sind hingegen klare Kaufkurse. =20

      Da jedoch die Telekom-Branche weltweit unter Druck steht, sollten Sie mit Ausnahme von AT&T und Sprint Telecom vorübergehend einen Bogen um Telekom-Werte machen, denn die gesamte Branche könnte 2002 noch weitere Rückschläge erleiden.

      Dies wirkt sich auch negativ auf die Bereiche Optoelektronik und Halbleiter aus. Angesichts dieser Tatsache sollten Sie die Branchen Telekom, Optoelektronik und Halbleiter meiden. Dementsprechend haben wir auch die einzelnen Werte herabgestuft:

      Unsere Einschätzungen: Bisher Aktuell

      Ericsson (Kürzel: ERICY): marktneutral untergewichten
      Nokia (Kürzel: NOK): leicht übergew. verkaufen
      Flextronic (Kürzel: FLEX): leicht übergew. untergewichten
      Lucent Technologies (Kürzel: LU): übergewichten untergewichten
      Motorola (Kürzel: MOT): marktneutral untergewichten
      Balda (WKN: 521510) strong buy marktneutral
      Sprint Telecom (Kürzel: FON): kaufen kaufen
      Netergy Networks (Kürzel: NTRG): kaufen übergewichten

      ----------------------------------------------------------------

      ----------------------------------------------------------------

      1.6. Neue Schockwelle an der Nasdaq

      Am Freitag dem 6. Juli führten negative Arbeitsmarktdaten und die Gewinnwarnungen von AMD und EMC zu einem Einbruch des Nasdaq Composite-Index um 3,65 Prozent. In der vergangenen Woche fiel der Nasdaq Composite-Index um 7,2 während S&P 500 und Dow Jones um jeweils 2,8 bzw. 2,4 Prozent nachgaben. Vor allem der Nasdaq Composite-Index befindet sich charttechnisch an der Kippe nachdem er am Freitag unter seiner Unterstützung bei 2020 Punkten mit 2004 Zählern ins Wochenende ging.

      Nun reicht das kurzfristige Rückschlagpotential bis 1600 Punkte. Besonders hart traf es EMC. Der weltweit größte Speicherhersteller kündigte an, dass der Gewinn im zweiten Quartal um 76 Prozent unter den Erwartungen der Analysten liegen wird. In der Folge stürzte der Kurs um 28 Prozent auf 21,6 USD. Auch der Kurs des Erzrivalen IBM brach daraufhin um 5,60 USD auf 106,50 USD ein. Ebenfalls unter Druck gerieten auch Brocade Communications Systems, die mit einem Minus von fast 22 Prozent auf 31,89 USD schloss.

      Während EMC für die sich abzeichnende Misere die konjunkturelle Entwicklung verantwortlich machte und auf eine weiterhin schwache Nachfrage nach Hardware, die auch nicht durch die jüngsten Preissenkungen stimuliert werden konnte, hinwies, zeichnen sich zunehmend Managementprobleme ab. Die Hardware verliert nämlich zunehmend an Bedeutung und die Einkäufer von Hardware warten mit ihren Aufträgen oft bis zum Ende eines Quartals und drücken dann entsprechend die Preise.

      Dies erfordert in dem sich verschärfenden Wettbewerbsumfeld für die Einkäufer keine besonderen Anstrengungen. So konkurriert zum Beispiel das EMC-Hauptprodukt, der Symmetrix-Datenspeicher, mit den Billigprodukten von Hitachi Data Systems. Umso wichtiger wird deshalb die Betriebssoftware für die riesigen Datenspeicheranlagen. Doch hier hat Veritas Software (Kürzel: VRTS), der größte Anbieter von Softwarelösungen für riesige Datenspeicher, dessen Programme auf den Speicherplattformen von Compaq Computer, IBM, Hitachi und Sun Microsystems laufen, die Nase vorn. EMC hingegen erwirtschaftete im ersten Quartal lediglich 20 Prozent des Umsatzes mit Software, die gemeinsam mit Symmetrix verkauft wurde. Da jedoch, Brancheninsidern zufolge, die Betriebssoftware immer mehr an Bedeutung gewinnt, könnten die kühlschrankgroßen Speicherkästen von EMC langfristig nur noch als "subventionierte" Zugabe zu den Softwarepaketen geliefert werden.

      Genau aus dieser Entwicklung resultiert der Margendruck auf EMC. Noch vor einem Jahr lag die EBITDA-Marge bei 59 Prozent. Im zweiten Quartal wird sie auf ca. 45 Prozent sinken, nachdem der Umsatz mit 2 Mrd. USD ca. 17 Prozent unter den Erwartungen der Analysten liegt. Wie stark die aktuelle Entwicklung und die Erwartungen des Managements zu Jahresbeginn divergieren, kann mit folgenden Zahlen untermauert werden: Noch im Januar rechnete EMC für das laufende Geschäftsjahr mit einem Umsatzwachstum um 35 Prozent auf 12 Mrd. USD. Sechs Monate später wird selbst ein rückläufiger Umsatz nicht mehr ausgeschlossen. Ob diese Entwicklung hauptsächlich auf Konjunktureinflüsse oder hauseigene Probleme zurückzuführen ist, kann erst nach der Analystenkonferenz am 18. Juli genauer festegestellt werden.

      Tatsache ist, dass am Freitag nicht nur die Speicherbranche sondern auch die Halbleiterindustrie massiv unter Druck geriet, nachdem auch AMD, nach Intel die Nummer Zwei der Branche, eine düstere Zukunftsprognose bekanntgab. Aufgrund des anhaltenden Preisdruckes bei PC-Chips und Flash Memories warnte AMD vor einem Gewinneinbruch auf 90 Prozent unter den aktuellen Prognosekonsens für das zweite Quartal. Daraufhin brach der Kurs um über 27 Prozent auf 20,80 USD ein und schickte die gesamte Branche auf Talfahrt. Der Philadelphia Semiconductor Index stürzte allein am Freitag um 8,6 Prozent und könnte in den kommenden Wochen seine Talfahrt weiter fortsetzen, denn immer mehr Indikatoren deuten auf eine klassische Rezession hin.

      Doch die Gewinnwarnungen ziehen sich quer durch alle zyklischen Branchen. Von den 1050 Unternehmen, die bereits ein Statement über die Gewinne des zweiten Quartals abgaben, warnten laut einer Statistik von Thomson Financial/First Call 68 Prozent vor einer Enttäuschung. Nicht umsonst rechnen Analysten damit, dass allein die Gewinne der S&P 500 Unternehmen im zweiten Quartal 2001 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um durchschnittlich 17,6 Prozent einbrechen werden. Dies entspricht dem größten Einbruch seit dem dritten Quartal 1991.=20

      1.7. Mögliche Bullenfalle

      Trotzdem gehen wir davon aus, dass es nicht, gemäss den Erwartungen, sofort in Richtung neuer Tiefstände geht, denn in der mit Yahoo in der laufenden Woche beginnenden Earning Season für das zweite Quartal könnten auch positive Überraschungen den Nasdaq Composite-Index wieder kurzfristig um bis zu 10 Prozent nach oben katapultieren. Denn die Erwartungen sind gegenwärtig extrem negativ, sodass selbst Ergebnisse im Rahmen der offiziellen Prognosen bereits zu Kursanstiegen führen könnten.

      Diese mögliche Rallye sollte allerdings zum sofortigen Ausstieg aus zyklischen Technologiewerten genützt werden, denn gemäß dem Mechanismus, 2 mal 2 ist gleich 5 minus 1, könnten die Gewinne erst im dritten Quartal so richtig einbrechen und ein lehrbuchmäßiger Herbstcrash wäre die Folge. Die Nadaq schwankt gegenwärtig zwischen Bangen und Hoffen und befindet sich charttechnisch an der Kippe. Eine weitere Drehung nach oben könnte allerdings in den nächsten Tagen erfolgen.

      Wenn sich die Gewinneinbrüche im zweiten Quartal etwas verzögern, deuten dies nämlich zahlreiche Marktteilnehmer als Zeichen einer Bodenbildung. Sie stürzen sich wie verrückt auf sogenannte "Fallen Angels" zyklischer Branchen und treiben somit den Index nach oben. Erfahrene Börsianer sollten dann das heiße Pflaster zyklischer Technologiewerte verlassen und in die defensiven Bereiche Biotechnologie, Pharma, Medizintechnik und Umwelttechnologie umschichten. Sollte hingegen in der laufenden Woche die charttechnische Unterstützung bei 2020 Punkten im Nasdaq Composite Index um über 5 Prozent unterschritten werden, sollten im Interesse der Schadensbegrenzung sämtliche verlustträchtigen Titel aus den Bereichen Computer, Datenspeicher, Halbleiter, Netzwerktechnologie und Telekommunikation sofort abgestoßen werden.
      Avatar
      schrieb am 12.07.01 08:38:35
      Beitrag Nr. 483 ()
      Ohne Zweifel, die Firmenlenker und Optionsabzocker lernen
      schnell: man übertreffe die reduzierten Erwartungen
      (YAHOO z.B. über 90 Prozent weniger Gewinn ) um einen
      cent oder gar mehr und/oder packe die widerspenstigen
      Verluste in "einmalige" Abschreibungen ( z.B. Microsoft ,
      die vermutlich letztes Quartal NULL Gewinn gemacht haben),
      garniere das alles mit wohlgesetzten optimistischen Worten, für die man nicht haftbar werden darf und siehe da, die
      Kurse schiessen bei rapide abnehmenden Gewinnen in die
      Höhe.

      Dass die sog. Einmal-Abschreibungen öfters vorkommen interessiert den Markt ja nicht, weil Schnee von gestern;
      genauso wie die ständig nachträchtlich nach unten
      korrigierten Zahlen der offiziellen Lügen-Statistik
      ( der Regierung).

      Die einzigen die wirklich unterm Strich verdienen sind
      wallstreet und die "Shareholder value"-Produzenten.
      Fragt sich wie lange noch.
      Avatar
      schrieb am 12.07.01 15:35:48
      Beitrag Nr. 484 ()
      Arbeitslosenerstanträge

      die Zocker werden bald wieder nüchtern sein...


      http://www.dol.gov/dol/opa/public/media/press/eta/ui/eta2001…
      Avatar
      schrieb am 12.07.01 17:22:36
      Beitrag Nr. 485 ()
      @ alle, inbes. Ken Meyer

      genauso wie die ständig nachträchtlich nach unten korrigierten Zahlen der offiziellen Lügen-Statistik ( der Regierung).

      Die Regierung in den USA luegt nicht. Insgesamt kann man sagen, dass hier die Beitrage ziemlich korreliert mit der wirtschaftlichen Lage in Deutschland sind: Je schlechter es in Deutschland laeuft, desto dreister, unsachlicher und penetranter werden die Beitraege der Krisenpropheten hier im Board. Das nenne ich puren Neid!!!

      Auch wenn in den USA einiges im Argen liegt, das will ich gar nicht abstreiten, ist es immer noch das Modell fuer die Zukunft. Dagegen ist Deutschland das Auslaufmodell. Hier ein interessanter Artikel von Paul Krugman:


      WHY GERMANY KANT KOMPETE

      A while back various versions of a fake European Commission document began circulating via e-mail. The memorandum argued that once a
      common European currency had been established, the obvious next step would be adoption of a common language. Practicalconsiderations
      dictated that this language be English, with a few improvements. Thus, the memorandum suggested that the superfluous hard "c" be replaced with
      "k," eliminating one source of konflikt; that in order konfusion to avoid writers the verbs at the end of the sentence put should; and by the end of
      the memorandum English had been transformed into German.

      What gave the joke its edge was, of course, the presumption that the new Europe would be dominated by Germany. Not only is Germany the
      most populous nation of the European Union, but it has also traditionally had its most powerful economy. Indeed, since the early 1980s, Germany
      has effectively exercised monetary hegemony over its neighbors; the job of Dutch, Belgian, even French central bankers was simply to follow the
      Bundesbank`s lead. But somehow, when we weren`t looking, Germany stopped being the powerhouse of Europe and became its biggest source
      of weakness.

      When did Germany become the economic sick man of Europe? For anyone old enough to remember the `50s and `60s, the very adjective
      "German" cries out to be followed with the words "economic miracle." As late as the early `90s, German performance still looked pretty good by
      international standards. But lately almost all the news from Germany has been bad.

      Some attribute the problems to missteps by the current government of Gerhard Schroder, which has undermined business confidence with its
      occasional reversion to traditional socialist rhetoric. But German economic growth was sputtering before Schroder was elected; all he has done is
      to make a bad situation a bit worse.

      Others date the problem to Germany`s reunification after the fall of the Berlin Wall. Certainly the unintended effect of that reunification was to turn
      Germany into Italy without the dolce vita. Just as Italy is divided into a prosperous, productive north and a backward south, Germany is now
      divided between a productive west and a dependent east; and in both cases the aid provided to the backward region strains not only the budget
      but the society, creating in the recipients a sort of culture of dependency.

      Still others date the problem much earlier. It is now 20 years since the German economist Herbert Giersch coined the term "eurosclerosis" to
      describe how overregulation and a too-generous welfare state undermine efficiency and job creation; and he was thinking of Germany in
      particular.

      But this seems to make the contrast between Germany and the vigorous Anglophone economies a simple left-right matter: free markets vs. the
      heavy hand of the government. And while there is something to this, anyone who has spent time talking to German economists and officials knows
      that in some ways they are more conservative--that is, more opposed to activist government--than Americans. Perhaps they don`t believe in letting
      grocers stay open whatever hours they want to, but they do believe in sound money and sound budgets and abhor the idea that the government
      should lower interest rates or--horrors--devalue the currency to fight unemployment.

      Well, here`s my theory: The real divide between currently successful economies, like the U.S., and currently troubled ones, like Germany, is not
      political but philosophical; it`s not Karl Marx vs. Adam Smith, it`s Immanuel Kant`s categorical imperative vs. William James` pragmatism. What
      the Germans really want is a clear set of principles: rules that specify the nature of truth, the basis of morality, when shops will be open, and what a
      Deutsche mark is worth. Americans, by contrast, are philosophically and personally sloppy: They go with whatever seems more or less to work. If
      people want to go shopping at 11 P.M., that`s okay; if a dollar is sometimes worth 80 yen, sometimes 150, that`s also okay.

      Now, the American way doesn`t always work better. Even today, Detroit can`t or won`t make luxury cars to German standards; Amtrak can`t or
      won`t provide the precision scheduling that Germans take for granted. America remains remarkably bad at exporting; the sheer quality of some
      German products, the virtuosity of German engineering, have allowed the country to remain a powerful exporter despite having the world`s highest
      labor costs. And Germany did a better job of resisting the inflationary pressures of the `70s and `80s than we did.

      But the world has changed in a way that seems to favor flexibility over discipline. With technology and markets in flux, not everything worth doing
      is worth doing well; in an environment where deflation is more of a threat than inflation, an obsession with sound money can be a recipe for
      permanent recession.

      And so Germany is in trouble--and with it, the whole project of a more unified Europe. For Germany is supposed to be the economic engine of
      the new Europe; if it is a drag instead, perhaps the whole train in the wrong direction goes, not so?
      Avatar
      schrieb am 12.07.01 18:59:55
      Beitrag Nr. 486 ()
      @Helmut K.

      in einem Jahr werden wir besser sehen, wer von uns dreist und unsachlich war, warten wir also mal ab.

      Ich habe was gegen die allgemeine Verlade und damit komme
      ich zugegebenermassen noch nicht so ganz klar.
      Aber ganz sicher beruht das nicht auf Neid, denn der einzige Unterschied zwischen dem amerikanischen und dem europäischen
      Modell ist, dass ( nach Milton Friedman ) dort 50 Prozent aus Sozialimus besteht und und hier 60 Prozent.

      Ich bin für 0 Prozent und damit reg ich mich erst gar nicht
      mehr über unseren Deutsch-Pauker mit Konsorten auf, hier hilft nur Abstimmen mit den Füssen.
      Avatar
      schrieb am 12.07.01 19:10:42
      Beitrag Nr. 487 ()
      Ah, Helmut, du bist aus den Urlaub zurück!
      Hoffe, es waren angenehme Tage...

      So, endlich mal wieder Stimmung hier in der Bude!

      Solltest mal sehen wir grün ich vor Neid
      auf die USA schon bin...:D

      Es ist vielmehr so, das wir eine Menge Krisenpotenzial
      von euch importieren,
      ja sogar teilweise nachgemacht haben...

      Das ist kein Neid,
      das war einfach zu der Zeit nur Schlau,
      ob es so bleibt, ist zumindest fraglich...

      Schließe mich Ken an,
      in einem Jahr wissen wir wohl hoffentlich mehr...

      Bis dann!
      Sittin...:cool:
      Avatar
      schrieb am 12.07.01 19:37:44
      Beitrag Nr. 488 ()
      @ Helmut Kohl
      Ich glaube kaum, daß es darum geht, daß hier irgendeiner
      neidisch ist auf die USA oder seine sozialen Sicherungssysteme - denn dies ist bestimmt nicht der Fall !
      Und es geht auch nicht darum den ständigen von Dir
      aufgdrängten Wettkampf für Deutschland oder Euroland
      gegen die USA zu gewinnen.
      Was aber viele Diskussionsteilnehmer stört, ist die
      Tatsache , daß viele Unternehnensmeldungen und auch
      Regierunsstatistiken in einer Art Weise, die man fast schon als grobfahrlässig bezeichnen kann, dem durchschnittlich informierten Anleger präsentiert werden.
      Hier zum Beispiel : So wurde die Steigerung des privaten Konsums im May auf 0,5 % bekanntgegeben, mit entsprechend
      leicht positiven Auswirkungen auf die Börse.
      Welche Nachricht erreicht uns am 6, July ?
      Das zuständige Ministerium gibt bekannt, das "offensichtlich
      aufgrund eines Computerfehlers " die Zahlen nicht ganz korrekt sind. Jetzt + 0,3% sorry !
      Anderes Beispiel die Großhandelsumsätze vom Mai
      erst + 0,3%, revidiert dann +0,1 % !
      Und dies am laufenden Band seit Monaten.
      Ein Beispiel aus den Unternehmen :
      Microsoft gestern, was kommt kurz nach Böresenschluß ?
      Eine Meldung, daß man die von den Analysten gesetzten
      Schätzungen von ich glaube es waren 44Cent/share
      erreichen werde. Jedoch werde man zusätzlich erhebliche
      Abschreibungen auf Wertpapierre und andere Beteiligungen
      wertmäßig berichtigen müssen .

      Dies ist eine Gewinnwarnung !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

      Und die Medien feiern wie die Deppen.
      Einer Aktie, die mit ca 70$ bewertet ist,
      steht ein Gewinn von 1 Cent im vierten Quartal
      der Unternehmensbilanzierung, also dem Zeitraum
      April bis einschl.Juni gegenüber !!!!!!!!!!!

      Hier werden unberdarfte Anleger in Aktie(n) getrieben,
      die in diesem Fall keine 20 US$ wert wäre !!!!!!!!!!!
      Ganz nebenbei bemerkt, aber da die Wertberichtigungen der Beteiligungen eh fällig gwesen wären, ist es ein Unding,
      erst dick und breit zu erklären, die Schätzungen
      der Analen zu erreichen.
      Ganz nebenbei angemerkt, war die Gewinnwarnungssaison schon seit zwei Tagen für beendet erklärt !
      Aber das sind ja auch nur peanuts !
      Dies sind die Motive, die diesen Thread aus meiner Sicht
      am Leben erhalten, und nicht irgendwelche Wettbewerbe
      der Systeme !
      Ach ja, wo wir gerade dabei sind, die deutsche Rentenversicherung hat ohne Zweifel ihre Macken,
      aber der Dow als USamerikanische Rentenversicherung
      hat gerade in Zeiten der möglicherweise bevorstehender
      Rezession ein mindestens ebenso großes und noch dazu
      akutes Problem ! Aber glücklicherweise werden wir dieses Problem unseres big brothers ja zum Teil übernehmen,
      und unsere Rentner - oh, daß sind ja wir ! - in 20 -
      30 Jahren entsprechend in die Röhre gucken lassen.
      Aber das, sind die Horrorgeschichten von morgen .


      Stani,
      der noch Seite um Seite weiterschreiben könnte.
      Avatar
      schrieb am 12.07.01 23:42:09
      Beitrag Nr. 489 ()
      Es scheint als ob eine spezielle Form des Börsen -BSE

      an den Markten virulent wurde.

      Irgendeine Klitsche liegt um eine Pfennig über Flüsterschätzungen

      im Gewinn und Anlegern wummselt es im Gehirn.

      Hunderte MRD werden an den Aktien eingefahren.

      Die meisten können doch keine Bilanz richtig lesen,

      geschweige denn die dirty tricks der Buchhalter durchschauen.

      Eine grosse Firma kann jede Bilanz so hinbiegen, des sie auf den ersten Blick

      schön dasteht.Aber auf Dauer geht das nicht gut.

      Was hier die letzten Tage zu sehen war erinnert an die letzten Zuckungen in einer Manie.

      cu DL
      Avatar
      schrieb am 13.07.01 10:24:09
      Beitrag Nr. 490 ()
      Kleiner Crash gefällig?



      Der IWF ist auch ganz begeistert von der amerikanischen Börse

      dpa-AFX-Nachricht

      Donnerstag, 12.07.2001, 19:58
      IWF schließt Fall des US-Dollars bei weiter schwachen Finanzmärkten nicht aus
      WASHINGTON (dpa-AFX) - Der Kurs des US-Dollars könnte eventuell fallen, wenn bei anhaltend schwachen Finanzmärkten die Anleger ihre Engagements in amerikanische Werte reduzierten. Zu dieser Einschätzung kam der Internationale Währungsfonds (IWF) in seinem jährlichen Kapitalmarktbericht, der am Donnerstag in Washington vorgestellt wurde.
      Der Schuldenstand amerikanischer Unternehmen und Verbraucher nähere sich bereits den Rekordständen der 80er Jahre. Damit stiegen die Chancen, dass Investoren massiv Aktien verkauften. Ein Wertverfall des Dollar könne damit Hand in Hand gehen, prognostizierten die Experten.

      Mit einer plötzlichen Korrektur des Dollarkurses sei aber keineswegs zu rechnen. Zwar bestehe ein gewisses Risiko auf entsprechende Kursabschläge; seine Rolle als Leitwährung würde die US-Währung dennoch nicht einbüßen, erwartet der IWF. Schließlich würden 44 Prozent aller Finanzgeschäfte in Dollar abgewickelt.

      Ob und wie stark die Kurse an den Aktienmärkten noch nachgeben werden, könne indes niemand einschätzen, sagte einer der Hauptautoren des Berichts, Gary Schinasi. Es sei eine offene Frage, ob die Übertreibungen an den Aktienmärkten der Vergangenheit nun wirklich der Vergangenheit angehörten, erklärte er.

      Der Report könnte nach Ansicht von Marktbeobachtern Öl ins Feuer US-amerikanischer Unternehmen, die von der Bush-Regierung eine Abekhr von der Politik des starken Dollars fordern. Finanzminister Paul O`Neill hatte jedoch erklärt, dass "bedeutende Unternehmen" sich um einen steigenden oder fallenden Dollarkurs nicht sorgen müssten, denn sie hätten entweder ein fähiges Management für den Erfolg oder seien ausreichend gegen Währungsrisiken abgesichert./FX/aka/bz/hi


      Auf der einen Seite vermelden die Unternehmen Rekordgewinne und auf der anderen steigt die Verschuldung immer mehr?!?

      gruss paule2
      Avatar
      schrieb am 13.07.01 10:55:41
      Beitrag Nr. 491 ()
      Kleiner Crash gefällig ?

      Ja bitte, ich nehme die Familienpackung.

      Ich werde einfach den nicht Eindruck nicht, dass die meisten hier Spaß an der pessimistischen Sichtweise empfinden. Anders ist es wohl nicht zu erklären, dass jeder Marktkommentar und jede Statistik als Crashindikator dient. Denn der ultimative Crash steht uns schließlich erst noch bevor. Die Verschuldungsmaschine ist zur Spaßfabrik derer geworden, die den Hals nicht voll kriegen können.
      Avatar
      schrieb am 13.07.01 11:20:06
      Beitrag Nr. 492 ()
      Da ist sie wieder, die alte Anfeindung an die Put-Besitzer,
      wenn es mal richtig runter geht...

      Dabei liegt es doch nicht an uns,
      das nun die Märkte fallen,
      sondern an der maßlosen Überbewertung vorher...

      :rolleyes:

      Und die ist gemessen am Dow immer noch am größten...
      Avatar
      schrieb am 13.07.01 11:38:03
      Beitrag Nr. 493 ()
      an feinde keine Put-Besitzer an. Puts habe ich je nach Marktlage selbst immer mal wieder. Darum geht es auch gar nicht. Wie Helmut schon sagte: es sind einfach die vielen unsachlichen und undifferenzierten Meinungen.

      Es ist immer das gleich Spiel: Die Chrashpropheten kommen dann, wenn das ganze Ausmaß eines Crashs erst zu sehen ist. Dann ist vieles schon gelaufen. Ja, einige Werte sind noch relativ teuer, aber die maßlosen Überbewertungen sind Vergangenheit. Jemand schrieb vor kurzem, wir stehen erst am Anfang des großen Crashs. Gut, das ist eine einzelne Meinung, kein Problem. Aber wir erst den Anfang gesehen haben, dann steht der Nasdaq Comp. bei weiteren 60% Abschlag bei 800 Punkten. Wenn`s so kommt, dann kommt`s eben so, aber ich schreibs nicht aus purer Geilheit am Crash.
      Avatar
      schrieb am 13.07.01 11:49:37
      Beitrag Nr. 494 ()
      Da liegen die Nerven wohl blank - wie ?
      Stani
      Avatar
      schrieb am 13.07.01 11:57:54
      Beitrag Nr. 495 ()
      Ja Stani, sie liegen blank.



      Ich glaube ihr habt zu viele Germa- Threads gelesen.
      Avatar
      schrieb am 13.07.01 12:02:27
      Beitrag Nr. 496 ()
      Und Du offensichtlich einige zu wenig.
      Aber `mal ganz emotionslos, Microsoft mit
      einem Cent Gewinn im letzten Quartal, und das
      bei 70 $ ist doch ein Witz, oder etwa nicht ?

      Stani
      Avatar
      schrieb am 13.07.01 12:03:39
      Beitrag Nr. 497 ()
      Die Crash-propheten die du meinst tummeln sich alle
      am NM-Forum rum, hier kenne ich keinen solchen.
      Unser kleiner Kreis ist bestimmt schon seit
      1 Jahr am warnen, insbesondere paule
      ;)

      Ja, einige Übertreibungen sind abgebaut,
      allerdings sind die Hauptprobleme heute größer denn je.

      Nochmal:
      Selbst in guten Wirtschaftszeiten haben es die Unternehmen
      kaum geschafft, Gewinne zu erzielen.
      Größtenteils wurde auf pump expandiert,
      auf Lager produziert.
      Das läßt sich nicht mal eben abbauen.

      Nebenbei hat der Staat verhindert, das sich
      in den letzten jahren normale Kunjunkturzyklen abspielen,
      was nach meinem Verständnis ganz normal wäre.
      Dann hätten sich die Verwerfungen am Markt auch nie so ergeben.

      Der Aktionär und Verbraucher hat sich so blind machen lassen,
      das er auf Jahre gesehen gar nicht mehr großartig
      konsumieren kann, da er das Geld
      schon ausgegeben hat, über Schulden.

      Diese Schulden hat bisher das Ausland bezahlt,
      aber wird das so bleiben?

      ;)
      Avatar
      schrieb am 13.07.01 12:34:34
      Beitrag Nr. 498 ()
      @sittin

      all die Dinge die Du angesprochen hast sind hier bereits ausgiebig diskutiert worden.

      All diese Dinge sind eben keine Neuigkeiten und deswegen wohl in den Markterwartungen eingepreist. Mehr oder minder holprig wirds auch an den Märkten auch weitergehen, ich sehe aber kein großartiges weiteres Korrekturpotenzial. Es sei denn die wirtschaftliche Lage verschlechtert sich nochmals erheblich. Davon ist aber mit einer eher geringen Wahrscheinlichkeit auszugehen, denn die Lagerbestände sind bereits hoch und die Auftragseingänge sind bereits niedrig.

      Die private Verschuldung sehe ich nicht ganz so dramatisch. Die -0,7% Sparquote heißt: verdient jemand 2000$ im Dollar im Monat, gibt er 2014$ aus. Die Steuersenkungen werden diese 14$ überkompensieren.
      Avatar
      schrieb am 13.07.01 12:45:54
      Beitrag Nr. 499 ()
      Die sind bei uns hier in Germany eingepreist,
      aber in den USA?

      Dort herrscht doch der Glaube a la Helmut Kohl hier,
      und alles wird postiv gedeutet,
      obwohl es objektiv betrachtet gar nicht so ist.

      Wie hoch ist denn nun das KGV von Microsoft,
      immerhin dem größten Softwareanbieter der Welt
      mit der größten Monopolstellung?

      Falls hier tatsächlich irgendetwas negatives eingepreist ist,
      dann fresse ich einen Besen...

      Goldilocks wirkt in den Köpfen noch nach,obwohl Zyklik
      sich wieder angeündigt hat...
      Avatar
      schrieb am 13.07.01 13:01:43
      Beitrag Nr. 500 ()
      Wat muss dat muss!

      Der Dow und der S&P 500 können da oben nicht bleiben,
      und diese Ansicht teilen nicht nur die "Crashpropheten",
      sondern auch die Chefs im Ring, die Commercials.
      Deren Short-Positionen im S&P 500 ist auf Rekordlevel, und
      seit kurzem überwiegen auch im DOW zum ersten Mal
      ebensolche.
      Ein P/E von ca 28 im S&P , wie jetzt, war früher das
      Ende der Fahnenstange in Bullenmärkten.

      Was die Nasdaq machen wird weiss ich nicht, kann mir aber
      nicht vorstellen, dass die einen grösseren Rückgang in den
      anderen Indizes einfach wegstecken wird.

      Die Stimmung ist extrem bullish, im Grunde glaubt die
      grosse Masse der Anleger, dass der Nasdaq-Verfall bloss
      ein einjähriges Zwischenspiel in einem endlosen
      Bullenmarkt ist , es jetzt grundsätzlich früher oder später nur noch wieder steil bergauf gehen kann, wie Ende 1999. Das ist eine eitle Hoffnung. Wenn dem so wäre gälte ja für die
      Märkte ein neues Anlegerparadigma; wohin dies mit
      dem der sog. "New Economy" geführt hat sieht man nun langsam.
      Im Gegensatz zu manch anderen kann ich einfach nicht dran
      glauben, dass der heutige Anleger im Schnitt viel
      gewitzer ist als früher - im Gegenteil.

      Meiner Meinung nach haben eine Menge Leute, das psychische
      Problem, auf steigende Kurse angewiesen zu sein, und fühlen sich natürlich unwohl und reagieren aggressiv, wenn ihre Einstellung infrage gestellt wird. Mit der Einstellung
      von Dez. 1999 kann man heute aber nicht nicht mehr reüssieren.

      Wer sich das abgewöhnen will, dem kann ich den Tip geben, sich mal ne Weile mit den Devisenmärkten zu befassen; dort
      kostet so ne Vorliebe richtig viel Kohle.
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