Grüner Fisher
"Bullenmärkte sind stärker"
Aber ein Crash hinterlässt Spuren!
Wer auf die gesamte Historie der Aktienmärkte zurückblickt und einige markante Punkte nennen soll, dem fällt die Auswahl nicht schwer. Ein frühes Beispiel wäre der dramatische Börsencrash 1929, aber auch die jüngere Historie hat mit dem Platzen der Technologieblase zur Jahrtausendwende oder der Lehman-Pleite in der Weltwirtschaftskrise 2008 einige denkwürdige Momente zu bieten.
Es sind vor allem die großen Crashs und üblen Bärenmärkte, die
nachhaltig im Gedächtnis der Anleger haften bleiben. Und was passiert eigentlich dazwischen? Aktienmärkte gehen seelenruhig ihrer Hauptaufgabe nach: Sie steigen und bilden damit den grundlegenden
Trend einer wachsenden Weltwirtschaft ab. Mit allen Höhen und Tiefen, Übertreibungen und herben Rückschlägen. Für Anleger ist es also entscheidend, die Verhältnismäßigkeiten der Marktzyklen zu
beachten.
Bulle schlägt Bär deutlich
Der marktbreite US-Aktienindex S&P 500 verfügt über eine lange
Kurshistorie und weist inklusive Dividenden eine jährliche Rendite von rund zehn Prozent auf - sämtliche Bärenmärkte inbegriffen! Es wird also schnell deutlich, dass Crash-Bewegungen zwar die
spannenderen Geschichten erzählen, die reine Kurshistorie jedoch maßgeblich von langen Aufwärtsbewegungen geprägt wird. Im Durchschnitt werden in einem S&P 500-Bullenmarkt 149 Prozent Rendite
erzielt, ein durchschnittlicher Bärenmarkt bringt Verluste über 34 Prozent mit sich.
Lässt man die Bärenmärkte außen vor, erreicht der S&P 500 einen jährlichen Zuwachs von rund 21 Prozent - eine kraftvolle Bewegung. Dementsprechend wird im Bullenmarkt die laufende Aufwärtsdynamik oftmals als außergewöhnlich bezeichnet, obwohl sie sich lediglich im statistischen Durchschnitt bewegt.
Der richtige Umgang mit den
Zyklen
Bullenmärkte dominieren, selbst der schmerzhafteste Bärenmarkt
wird über einen gewissen Zeitraum hinweg ausgeglichen und überkompensiert. Dies soll jedoch kein Plädoyer für eine reine Buy-and-hold-Strategie sein - nur ein Hinweis, dass die Aktienmärkte
langfristig einen Weg finden, selbst gravierende Hindernisse zu überwinden. Es macht aber sicherlich Sinn, in bestimmten Marktphasen eine defensivere Grundhaltung einzunehmen. Nicht aus einer Laune
heraus oder aus der puren Angst, den nächsten Crash möglicherweise live mitzuerleben, sondern nur auf Basis einer faktenorientierten Analyse. Wer der Überzeugung ist, etwas zu wissen, was die
Mehrheit der Anleger nicht wahrnimmt, der sollte in der Tat defensiver werden.
Nach über zehn Jahren im globalen Bullenmarkt ist es ein
hervorragender Zeitpunkt, über die verschiedenen Optionen zu einer defensiven Ausrichtung nachzudenken. Der nächste Bärenmarkt wird mit Sicherheit kommen und er wird viele Anleger möglicherweise
auf dem falschen Fuß erwischen, die genau zur falschen Zeit ins Lager der Optimisten gewechselt sind. Aber man sollte auf jeden Fall verhindern, dass die Angst vor einem Bärenmarkt - eine der
stärksten Emotionen, mit denen Anleger umgehen müssen - den Blick auf das Wesentliche vernebelt. Zum Ende des Börsenjahrs 2019 gilt es festzustellen: Dieser Bullenmarkt ist noch nicht am Ende.
Weder aus fundamentalen Gesichtspunkten, noch aus politischen Gründen, und schon gar nicht aufgrund einer euphorischen Anlegerstimmung.
Fazit
Für langfristig orientierte Anleger gilt: Wer aktienmarktähnliche Renditen erreichen will, der muss seine Ziele nicht unbedingt begraben, wenn er tatsächlich von einem Bärenmarkt erfasst wird. Der Kardinalsfehler besteht vielmehr darin, dass man einem intakten Bullenmarkt den Rücken zukehrt. Einen großen Teil des Bullen zu verpassen – das ist wirklich teuer!
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