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    Daniel Stelter  2129  3 Kommentare Die Rezepte der Groko werden Euroland nicht retten - Seite 2

    6. Bekanntlich hat sich die Wettbewerbsfähigkeit innerhalb des Euroraumes deutlich auseinander bewegt und Länder wie Italien und Portugal sind nicht mehr, sondern weniger wettbewerbsfähig als im Jahr 2008Machen die Ökonomen einen Vorschlag, wie wir dieses Problem lösen?

    7. Nicht nur Lohnkosten entscheiden über die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes. Das tun vor allem auch die Innovationen. Haben die Ökonomen einen Vorschlag, wie wir die Innovationsfähigkeit von Ländern wie Portugal und Griechenland erhöhen?

    8. Die Geschichte der EU und vor allem des Euroraumes zeigt, dass es die Politik mit den Regeln nicht so ernst nimmt. Haben die Ökonomen Vorschläge, die die Einhaltung von Regeln ab jetzt sicherstellen?

    Die Antwort auf jede dieser acht Fragen lautet schlicht und einfach NEIN. Wie im eingangs zitierten Witz haben es die Ökonomen bevorzugt, Vorschläge vorzulegen, die alle mehr oder weniger sinnvoll sind, aber die Grundprobleme nicht lösen, sondern in letzter Konsequenz nur die Umverteilung zulasten Deutschlands vergrößern.

    2. Teil: Finanzkrisen gehen vom Privatsektor aus

    Schon im Jahre 2013 zeigten Ökonomen um den Bonner Wissenschaftler Moritz Schularick, dass Finanzkrisen immer die Folge von privaten Verschuldungsorgien sind. Die Staatsschulden steigen erst in Folge der erforderlichen Rettungsaktionen für den Privatsektor. Aktuelle Beispiele für diesen Zusammenhang sind Irland und Spanien, wo die Staatsschulden seit Beginn der Krise explodierten.

    Will man also eine erneute Eurokrise verhindern, so muss man die Verschuldung im Privatsektor begrenzen. Dies setzt zum einen ein angemessenes Zinsniveau voraus und zum anderen das produktive Verwenden der aufgenommenen Schulden. Beides war bisher in der Eurozone nicht der Fall. Die Realzinsen waren seit der Einführung des Euro für die heutigen Krisenländer zu tief und haben damit den Verschuldungsboom erst entfacht. Die Kredite wurden dann überwiegend unproduktiv verwendet: für den Kauf deutscher Autos und den Kauf und Bau von Immobilien, die man in diesem Umfang nicht braucht.

    Jeder Vorschlag zur künftigen Stabilisierung der Eurozone muss hierauf eine zwingende Antwort geben. Instrumente gäbe es reichlich. Von einer regelgebundenen Zinspolitik über eine Steuerung der Kreditvergabe, zum Beispiel indem man die Eigenkapitalanforderungen bei Immobilienkrediten erhöht, bis zur Frage, ob wir uns weiterhin ein unkontrolliertes Bankensystem leisten wollen, das faktisch unbegrenzt neues Geld schaffen kann.


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    Daniel Stelter
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    Dr. Daniel Stelter ist Makroökonom und Gründer des Diskussionsforums „Beyond the Obvious“. Von 1990 bis 2013 war Stelter Unternehmensberater bei der Boston Consulting Group (BCG), wo er von 2003 bis 2011 weltweit das Geschäft der BCG Praxisgruppe Corporate Development (Strategie und Corporate Finance) verantwortete.

    Er ist Autor mehrerer Bücher. Sein aktuelles Buch „Das Märchen vom reichen Land - Wie die Politik uns ruiniert“ war auf der SPIEGEL Bestsellerliste. Twitter: @thinkBTO
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    Verfasst von Daniel Stelter
    Daniel Stelter Die Rezepte der Groko werden Euroland nicht retten - Seite 2 Witze über Ökonomen gibt es viele. Zurecht, denn was sie vorlegen, ist nicht selten realitätsfern und am eigentlichen Problem vorbei. Jüngstes Beispiel: das Papier deutsch-französischer Ökonomen zur Rettung der Eurozone. Ein Tourist hat sich verirrt …

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