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     1469  0 Kommentare Inflation? Nie im Leben! (offen)

    Liebe Leser,

    Was haben die diesjährige Fußball-Europameisterschaft und die Börse gemeinsam? Beide enden so wie anfangs niemand damit gerechnet hat. Einschätzungen über die Entwicklung der Weltindizes oder gar der Devisenkurse haben meist die gleiche Vorhersagegenauigkeit wie ein EM-Tippzettel, der vor vier Wochen ausgefüllt wurde. Der Unterschied ist lediglich wie die Prognosen von den Menschen wahrgenommen werden. Wenn sich Franz Beckenbauer zum Turnierverlauf äußert, dann ist jedem klar, dass er seine persönliche Einschätzung abgibt, für die es keine Garantie auf Richtigkeit gibt. Wenn ein Bankberater seinem Kunden versichert, dass die Aktienmärkte langfristig steigen werden, dann nimmt der unerfahrende Kunde das meistens mit einem Kopfnicken zur Kenntnis und stellt keine weiteren Fragen. Vielleicht weiß der Bankberater selbst ebenfalls nicht, dass es sich bei der Börse um eine große Geldumverteilungsmaschine handelt, die immer nur eine Minderheit zufriedenstellend bedient. Wenn Aktienkurse steigen, dann steigen lediglich Buchwerte. Die Geldmenge bleibt dieselbe. Jede Rendite über dem Zinssatz zehnjähriger Staatsanleihen - als guter Vergleichsmaßstab - ist darum zwangsläufig mit Risiko verbunden.

    Ich wurde von vielen Abonnenten gefragt warum ich eigentlich glaube, dass es keine nennenswerte Inflation gibt. Das Geldmengenwachstum sei doch außerordentlich hoch. Inflation entsteht, wenn Händer, Dienstleister, Gastronomiebetriebe, Einzelhändler oder eine andere Gruppe, die einen hohen Betrag zum BIP beiträgt, ihre Preise anheben können. Wenn die Konkurrenzsituation zu groß ist und die Nachfrage stagniert, bleibt auch wenig Spielraum für Preissteigerungen. Die Modelle über das Geldmengenwachstum sind theoretischer Natur und versuchen Erklärungsansätze zu liefern. Heutzutage verfügen die Zentralbanken weltweit jedoch über eine Vielzahl von Möglichkeiten die Geldmenge effektiv zu kontrollieren. Zwei der bekanntesten sind die Mindestreserve- und die Zinssätze. Solange die Wirtschaft wächst, müssen sich die Notenbanken auf keine gefährlichen Experimente einlassen. Sofern Sie kein Vermögen im Millionenbereich besitzen, lohnt es sich also nicht über die Inflation besorgt zu sein.

    Oft erhalten ich auch Fragen für geeignete Literatur zum Thema Geldpolitik bzw. über die Handlungsmöglichkeiten der Zentralbanken. Viel Zeit zum Lesen vorausgesetzt, empfehle ich Ihnen: "Geldpolitik von Peter Bofinger"

    Viele Grüße
    Simon Betschinger



    Verfasst von 2TradeCentre
    Inflation? Nie im Leben! (offen) Liebe Leser, Was haben die diesjährige Fußball-Europameisterschaft und die Börse gemeinsam? Beide enden so wie anfangs niemand damit gerechnet hat. Einschätzungen über die Entwicklung der Weltindizes oder gar der Devisenkurse haben meist die …