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    Anlagechancen 2021  307  0 Kommentare „Die EdTech-Branche wird das traditionelle Bildungswesen verändern“

    „Die EdTech-Branche wird das traditionelle Bildungswesen verändern“, erklärt Angus Muirhead, Senior Portfolio Manager und CFA bei Credit Suisse Asset Management.

    Durch die Corona-Krise hat die Digitalisierung für die Wirtschaft noch stärker an Bedeutung gewonnen. In welchen Branchen die Experten von Credit Suisse Asset Management das größte Potenzial erkennen, erklären sie im Interview.

    multiasset.com: Herr Muirhead, Technologie, Gesundheitswesen und Nachhaltigkeit sind die Trends des aktuellen Börsenjahres. Werden diese Themen 2021 im Anlegerfokus bleiben?

    Angus Muirhead, Senior Portfolio Manager und CFA bei Credit Suisse Asset Management: Die genannten Trends waren bereits vor der Corona-Krise relevant – und werden es 2021 sowie darüber hinaus bleiben. Die Pandemie hat diese Strömungen nur weiter beschleunigt. Allein die Tatsache, dass viele Menschen aufgrund von Covid-19 nach wie vor von zu Hause aus arbeiten müssen, wird Investitionen in Cybersicherheit, Automatisierung, Online-Bildung, Telegesundheit und Telemedizin nach sich ziehen. Wir halten die Krise für einen Wendepunkt. Digitale Technologien werden künftig schneller eingeführt, und auch die digitale Transformation vieler Sektoren beschleunigt sich.

    Im Bereich der Medizin werden technologische Fortschritte in den kommenden fünf bis zehn Jahren viele Aspekte des Gesundheitswesens stark verändern – von der Forschung und Entwicklung (F&E) über innovative Behandlungen und Therapien bis hin zu Krankenhauseffizienz sowie Frühdiagnose- und Biomonitoring-Systemen. Wir gehen davon aus, dass die Digitalisierung des Gesundheitswesens nach der aktuellen Pandemie ein wichtiges strukturelles Wachstumsthema bleiben wird.

    Können Sie konkrete Beispiele nennen?

    Muirhead: In der Krise hat sich gezeigt, dass bei bestimmten Krankheitsbildern der virtuelle Arztbesuch durchaus eine Alternative zum Praxisbesuch ist. Nicht nur, weil Patienten sich lange Anreisen und Wartezeiten sparen können, sondern auch, weil der Zugriff auf Fachärzte nicht mehr räumlich beschränkt ist. Hinzu kommt, dass eine Kombination aus Telemedizin und Fernüberwachung etwa bei chronischen Erkrankungen durchaus sinnvoll ist – durch Innovationen wie das Diabetes- und Herz-Rhythmus-Management per Fernzugriff. Kosten können ebenfalls gespart werden, unter anderem, da die Digitalisierung den Verwaltungsaufwand verringern wird, etwa durch die elektronische Patientenakte und eine effizientere Datenverarbeitung.

    Ein weiterer nennenswerter Bereich ist Bildung: Mit neuen beruflichen An- und Herausforderungen wächst auch der Bedarf an Weiterbildungen, die kostengünstig, flexibel und vielseitig sind. In diesem Bereich sind Educational-Technology-Unternehmen besonders interessant. Sie bieten digitale Lernangebote – und deren Akzeptanz sowie Nutzung hat in der Corona-Krise zugelegt, was die Digitalisierung im Bildungswesen um fünf bis zehn Jahre beschleunigt hat. Der Boom der EdTech-Branche während der Lockdowns könnte das traditionelle Bildungswesen verändern. Denn Lehrende und Schüler mussten feststellen, dass Online-Lösungen in der Ausbildung mindestens ebenso effektiv sind wie traditionelle Modelle. Wenn Schüler und Studenten in aller Welt in die Klassenzimmer und Hörsäle zurückkehren, werden sie diese Apps voraussichtlich weiter nutzen. Daher werden diese Technologien vermutlich immer stärker ihren Weg in den konventionellen Schulunterricht und die Lehre an den Universitäten finden.

    Welche anderen Bereiche könnten zu den Gewinnern gehören?

    Muirhead: Neben den bereits genannten sind Cyber-Sicherheit sowie Robotik interessant. Bei Robotik geht es hauptsächlich um den Prozess der Automatisierung – Arbeit wird immer teurer, wohingegen Automatisierungs- und Software-Kosten sinken. Gleichzeitig werden Arbeitskräfte knapp, da sich Menschen zunehmend gegen die Beschäftigung in schweren, gefährlichen und eher eintönigen Jobs entscheiden und zudem die demografische Entwicklung dazu führt, dass weniger Menschen im arbeitsfähigen Alter zur Verfügung stehen. Schlussendlich kann der Einsatz von Robotern und künstlicher Intelligenz die Sicherheit und Qualität bestimmter Produkte steigern. Ein Beispiel hierfür ist die Lebensmittelherstellung und -verarbeitung. 

    Dass sich die Welt immer stärker vernetzt, bringt aber auch neue Gefahren mit sich. Im Internet werden täglich neue Schwachstellen entdeckt. Dabei gilt es vor allem, kritische Infrastrukturen wie die Energie- und Wasserversorgung zu schützen. Daher wächst das Sicherheitsbedürfnis – physisch, virtuell sowie finanziell – und das Interesse an Innovationen. Zu den wichtigsten Themen zählen Gesundheitsschutz, Verkehrssicherheit, Umweltsicherheit, IT-Sicherheit, Kriminalitätsvorbeugung.

    Stefan Lutz, Senior Product Specialist bei Credit Suisse Asset Management, ergänzt: Infrastrukturinvestitionen werden derzeit von mehreren Faktoren beeinflusst, dazu zählen die Digitalisierung und die Elektrifizierung der Weltwirtschaft. Der Anstieg des Datenvolumens führt zu Investitionen in der Kommunikationsinfrastruktur. Das wiederum hat einen Einfluss auf die Entwicklungen beim autonomen Fahren.

    Schwellenländer-Aktien und -Anleihen profitieren derzeit von der gesunkenen Risikoaversion. Was spricht für diese Werte?

    Andreas Fischer, Senior Portfolio Manager Fixed Income Emerging Markets bei Credit Suisse Asset Management: Viele Schwellenländer wurden zu Unrecht abgestraft, als die Märkte durch die Corona-Krise im März abstürzten. Aus diesem Grund waren die Bewertungen niedrig und die Risikoaufschläge sehr hoch – das hat sich mittlerweile wieder geändert. Die Bewertungen bleiben aussichtsreich gegenüber Titeln aus Industrieländern – wo sich die Spreads aufgrund der Notenbankmaßnahmen wieder stärker verengten.

    Die wirtschaftlichen Perspektiven sind für einige Schwellenländer positiv: Vor allem Länder in Asien haben das Virus rasch unter Kontrolle gebracht und ihr Wirtschaftswachstum erholt sich schnell. Die Markterholung Chinas hat sich aufgrund der Lieferketten und der wirtschaftlichen Verbindungen auch positiv auf andere Länder ausgewirkt. Nicht zuletzt, da das Reich der Mitte zu den größten Rohstoffabnehmern der Welt gehört. Branchen wie Metalle und Bergbau, Öl und Gas oder industrielle Werte weltweit dürften davon profitieren.

    Die Schwellenländer sind eine Gruppe sehr unterschiedlicher Märkte. Einige von ihnen, wie Korea, Thailand, Russland und Chile, sind heute fundamental deutlich solider aufgestellt als noch vor 20 Jahren. Für Anleiheinvestoren bedeutet das: Papiere von Schwellenländer-Emittenten mit Rating im Investment-Grade-Bereich zeigen historisch sehr gute Risiko- und Renditeeigenschaften. Auch aus fundamentaler Sicht sind Investment-Grade-Unternehmen aus Schwellenländern mit einem niedrigeren Nettoverschuldungsgrad erfolgversprechend.

    Weitere Informationen finden Sie auf www.derfonds.com


    Helge Rehbein
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    Helge Rehbein (Jahrgang 1975) ist als in der Spiegel-Gruppe ausgebildeter Wirtschaftsredakteur seit dem Jahr 2010 in der Finanzberichterstattung und Finanzkommunikation tätig. Zu seinen Schwerpunktthemen gehören Nachhaltigkeit, Megatrends, Schwellenländermärkte, Rohstoffe und ETF-Strategien. Der studierte Politik- und Sprachwissenschaftler wertet dank seiner genauen Kenntnisse des Englischen, Spanischen und Portugiesischen Material aus den entsprechenden Originalquellen aus – und sorgt damit für einen frischen Blick auf das Marktgeschehen. Helge Rehbein investiert an den globalen Märkten selbst und vertraut als Kenner der internationalen Beziehungen auf seine Branchenexpertise und sein erprobtes Gespür bei der Bewertung von globalen Marktchancen. Seine Interviewpartner schätzen ihn als Journalisten, der sachlich berichtet und gerne auch einmal unbequeme Fragen stellt.
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    Verfasst von Helge Rehbein
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