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    Ce Consumer  174  0 Kommentare Keine Insel der Glückseligen

    Ein Seufzer der Erleichterung geht um: Erich J. Lejeune, der Gründer und Vorstandsvorsitzende von Ce Consumer macht weiter. Im Dezember des vergangenen Jahres hatte er die Absicht geäußert, 2002 in den Aufsichtsrat zu wechseln. Nach dem plötzlichen Abgang seines designierten Nachfolgers brauchte Ce einige Tage der Ungewissheit, um heute zu melden, dass personell alles beim alten bleibt.

    Lejeune, der neben seinem Talent als Selbstdarsteller zweifellos außerordentliche unternehmerische Fähigkeiten besitzt, hat Ce in besonderer Weise geprägt. Selbst wenn in seinem Unternehmen ein stabiler personeller Unterbau besteht, wie immer wieder betont wird, so ist ein Wechsel an der Führungsspitze hier eine besonders diffizile Angelegenheit.

    Die Anleger haben diese Entwicklung mit Nervosität begleitet. In einer äußerst kritischen Phase des Neuen Marktes im Dezember vergangenen Jahres öffentlich über einen Führungswechsel nachzudenken, war zumindest ungeschickt und hat den Kurs der Ce-Aktie zusätzlich belastet.

    Minus 80% Kursverlust im 52-Wochenvergleich sprechen eine deutliche Sprache. Seit Januar deutlich gestiegene Umsätze in der Aktie deuten allerdings eine Trendwende an. Aktuell verharrt der Kurs unterhalb der 30-Tage Linie, der RSI-Indikator steigt im Mittelfeld – gewöhnlich eine spannende Situation. Ein statischer Widerstand bei 14€ konnte genommen werden. Da auch die Stochastik ein Kaufsignal sendet, sieht die kurzfristige Verfassung des Papiers nicht so schlecht aus. Bei Kursen über 18€ würde zudem eine aufsteigende W-Formation vollendet – bei Chartisten ein hausse-trächtiges Hoffnungszeichen.

    Unter fundamentalen Gesichtspunkten scheint die Aktie recht billig. Beobachter sehen Werte bis 23 für das 2001-er KGV. In Relation zum jährlichen Gewinnwachstum von 50% errechnet sich ein PEG („dynamisches KGV“) von unter 0,5. Werte unter 1 zeigen deutliches Kurspotenzial an. Die Börse bewertet Ce angesichts einer Umsatzschätzung von rund 470 Mio.DM für 2000 und 1 Mrd.DM für 2001 mit vertretbaren 350 Mio.€.

    Die personelle Unsicherheit ist zunächst ausgeräumt, die Aktie ist nicht teuer, wie sieht die Zukunft der Branche aus, in der Ce tätig ist? Hier liegt „der Hase im Pfeffer“. Nachdem die weltweite Chip-Industrie gerade ihr absolutes Rekordjahr hinter sich gebracht hat, streiten sich die Beobachter, wie es weiter geht. Die Berufsoptimisten von Dataquest haben für dieses Jahr utopische plus 27% vorhergesagt. Die SIA (Semiconductor Industry Association) rückt von ihrer ehemals gegebenen Prognose von 22% ab 157393 und sieht in den ersten Monaten erst einmal kein Wachstum.

    Langfristig – da sind sich alle Beobachter einig - haben die Chips eine glänzende Zukunft vor sich. Sie durchdringen unser Leben immer mehr. Kurz- und vielleicht mittelfristig ist Vorsicht angebracht, insbesondere dann, wenn die US-Wirtschaft eine Bruchlandung vollführt. PC- und Handy-Markt sind aktuell schwach, die Investitionsneigung der Telekommunikations-Industrie geht drastisch zurück.

    Ce meldet heute einen großen Auftrag über 15 Mio. DM aus der internationalen Halbleiter-Industrie. Das sei die mit Abstand größte Einzelorder in der 25-jährigen Unternehmensgeschichte. Das setzt ein Zeichen. Dennoch muss man heute frühere Argumente, Ce sei mit dem Vermarkten von Überbeständen und Restposten gegenüber dem breiten Chip-Markt gut abgeschottet, nach der Übenahme eines großen US-Distributors im letzten Jahr relativieren. Ce sitzt nicht auf einer Insel der Glückseligen. Auch diese neue Ausrichtung lastet auf dem Kurs.



    Klaus Singer
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    Ce Consumer Keine Insel der Glückseligen Ein Seufzer der Erleichterung geht um: Erich J. Lejeune, der Gründer und Vorstandsvorsitzende von Ce Consumer macht weiter. Im Dezember des vergangenen Jahres hatte er die Absicht geäußert, 2002 in den Aufsichtsrat zu wechseln. Nach dem …

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