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     368  0 Kommentare TelesensKSCL versteht die Börse nicht

    Die am Neuen Markt notierte TelesensKSCL hat im Geschäftsjahr 2000 82,5 Mio.DM umgesetzt und damit die Erlöse gegenüber dem Vorjahr fast verachtfacht. Das EBITDA-Konzernergebnis vor Abschreibungen, Zinsen und Steuern kommt auf minus 30,7 Mio.DM vor den Kosten des Börsenganges und vor Akquisitionskosten. Im Plan standen minus 38,8 Mio.DM. Auf dieser Berechnungsgrundlage war es im vierten Quartal sogar erstmals schwarz angestrichen – zwei Quartale früher als geplant. Das galt auch für den operativen Cashflow, also vor Einmalpositionen.

    Die einmaligen Aufwendungen von Börsengang und Akquisitionen schlugen mit 35,9 Mio.DM zu Buche und führten zu einem Periodenergebnis des Konzerns nach Steuern von minus 58,6 Mio.DM. Zum Jahresende waren liquide Mittel in Höhe von 112,3 Mio.DM vorhanden.

    Nach der aggressiven Akquisitionstätigkeit stellt sich die Frage, welchen organischen Beitrag Telesens selbst geliefert hat. Das Unternehmen gibt das organische Umsatzwachstum mit mehr als 400% an. Die KSCL-Gruppe steuert 28 Mio.DM Umsatz bei. Das Bild des starken organischen Wachstums relativiert sich: KSCL wird erst ab November in der Konzernbilanz geführt. Zum Jahresende beschäftigte das Unternehmen mit 1.407 Mitarbeitern rund fünfmal so viele wie vor einem Jahr. Das Unternehmen betont die gelungene Integration der Akquisitionen 158570.

    Mit Wirkung zum 1. April setzt sich der Vorstand neu zusammen: Unternehmenschef Genadi Man bleibt auf seinem Posten, er wird von Michael Lacey unterstützt. Martin Jahrling ist weiterhin Chief Operating Officer (COO). Richard Logan, bisher Finanzvorstand von KSCL, bekleidet dieses Amt auch im neuen Vorstand, Peter Fichtner wird Vorstand Technik (CTO) und Ian McCready, bisher Vertriebsvorstand KSCL, nimmt die entsprechende Funktion künftig auf Konzern-Ebene wahr. Die bisherigen Vorstände Alfred Schopf und Martin Kammer scheiden aus dem Unternehmen aus.

    Auf der gestrigen Bilanzpressekonferenz äußerte Unternehmensgründer Man sein Missfallen über die Börse: „Wir können uns den Kursrutsch nicht erklären, “ sagte er. Das Papier hatte nach der Vorab-Veröffentlichung der Jahreszahlen kräftig verloren, obwohl sie über den Erwartungen der Analysten und den Prognosen zum Börsengang gelegen hatten. Der Umsatz soll sich im laufenden Jahr nun auf 351 Mio. DM mehr als vervierfachen. Das EBIT würde positiv ausfallen, wenn die Abschreibungen auf Firmenwerte nicht wären, die mit rund 100 Mio.DM zu veranschlagen sind. 2002 sei es dann aber so weit, das EBIT komme endgültig aus den roten Zahlen.

    Seine Wachstumsphantasie, dessen Finanzierung ohne weitere Kapitalmaßnahmen möglich ist, wie betont wird, bezieht das Unternehmen aus den neuen Mobilfunkstandards. Aktuell werden bereits bei sieben europäischen Gesellschaften GPRS-Dienstleistungen abgerechnet. Das General Packet Radio System war ürsprünglich als Zwischenlösung auf dem Weg zu UMTS gedacht. Immer mehr Stimmen vermuten jedoch, dass es eine wichtige Rolle im Mobilfunk erlangen wird, die auch länger trägt als angenommen 170052. Bezogen auf die Kosten der Infrastruktur kostet es geradezu „Peanuts“ im Verleich zu UMTS. Zusammen mit dem WAP-Standard könnte es eine starke Basis für das mobile Internet bilden 171952.



    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
    TelesensKSCL versteht die Börse nicht Die am Neuen Markt notierte TelesensKSCL hat im Geschäftsjahr 2000 82,5 Mio.DM umgesetzt und damit die Erlöse gegenüber dem Vorjahr fast verachtfacht. Das EBITDA-Konzernergebnis vor Abschreibungen, Zinsen und Steuern kommt auf minus 30,7 Mio.DM …