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     113  0 Kommentare US-Aktien – die große Bewährungsprobe

    Stock market price displayIn der anlaufenden Berichtssaison müssen die Unternehmen Farbe bekennen, ob sie ihre Jahresziele erreichen. Allerdings steht noch viel mehr auf dem Spiel.

    Trotz kurzfristiger Rückschläge hatten Anleger seit 2009 fast durchweg Grund zur Freude. Gut 13 Prozent durchschnittliche Rendite pro Jahr stehen für den S&P 500 zu Buche – eine weit überdurchschnittliche Performance. Nur in der jüngeren Vergangenheit lief es nicht mehr ganz so rund. „Seit nunmehr 443 Handelstagen hat der amerikanische Leitindex kein neues Rekordhoch mehr erreicht. Das ist die längste Durststrecke seit 14 Jahren“, erklärt Norbert Betz, Leiter der Handelsüberwachung der Börse München/gettex. Schaut man weiter zurück, gab es seit der schweren Weltwirtschaftskrise 1929 nur sieben andere Leidenszeiten mit einer solchen Länge. Dennoch befindet sich der Markt in Sichtweite seines Allzeithochs. Betrachtet man vergleichbare Fälle, so dauere es im Mittel nur knapp vier Monate, bis die Sektkorken wieder knallten, so Betz. 

    Auslöser für einen weiteren Aufschwung könnte die anstehende Berichtssaison sein. Zumindest die Vorzeichen deuten recht deutlich auf positive Überraschungen hin. So sind die Kurse im Vorfeld nicht gestiegen, nur ein Drittel der Anleger sieht den US-Markt auf Sicht von sechs Monaten höher. Zurückhaltung dominiert, von Euphorie kann keine Rede sein. Vor allem die steigenden Renditen von Staatsanleihen haben die globalen Aktienmärkte unter Druck gesetzt. Befürchtet wird, dass die US-Notenbank und die EZB die Leitzinsen noch längere Zeit auf dem erreichten hohen Niveau belassen werden.

    Steigende Zinsen erschweren die Refinanzierungsbedingungen der Unternehmen und belasten die Gewinne. Am Rentenmarkt dürften aber auch viele positive Nachrichten auf der Zinsseite eingepreist sein. So begibt die US-Regierung derzeit viele neue Staatsanleihen, um ihren Kapitalbedarf zu decken. Allein das daraus resultierende höhere Angebot treibt die Zinsen, zumal die Fed anders als früher nicht mehr massiv als Käufer auftritt und auch China seine Bestände eher abbaut.

    Es wäre zwar etwas verfrüht, jetzt schon die Zinswende auszurufen. Die Spitze dürfte aber erreicht sein und die Zinssenkungsfantasie für 2024 könnte den Markt stützen. Gleichzeitig läuft die Konjunktur weiter auf Hochtouren. „Für das dritte Quartal zeichnet sich in den USA ein BIP-Wachstum von rund fünf Prozent auf das Jahr hochgerechnet ab. Eine Rezession sieht anders aus.“ sagt Salah-Eddine Bouhmidi vom Broker IG

    Gestützt durch den starken Arbeitsmarkt und die damit verbundene ungebrochen hohe Konsumbereitschaft dürften bei den meisten Unternehmen die Kassen weiter klingeln. Analysten rechnen mit einem Gewinnrückgang von rund 0,3 Prozent und einem Umsatzplus von gut einem Prozent. Allerdings drückt vor allem der Energiebereich die Durchschnittsprognosen deutlich nach unten. Ohne diesen Sektor sieht die Welt ganz anders aus. Wahrscheinlicher als der vierte Quartalsrückgang in Folge ist ein Übertreffen der Prognosen um vier bis fünf Prozentpunkte. Zünglein an der Waage sind einmal mehr die Megacaps wie Meta, Amazon und Apple aus den Bereichen Kommunikation und zyklischer Konsum.

    Besonders wichtig für die Marktreaktionen werden auch die Ausblicke sein, sagt Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets. „Einige Unternehmen dürften erste Tendenzen für 2024 geben. Aus Sicht der Unternehmensgewinne könnte lediglich der nachlassende Inflationsdruck leicht negativ wirken.“  Denn anders als im Vorfeld der nun anstehenden Berichtssaison sind die Erwartungen für den Jahresauftakt recht hoch. Mit gut acht Prozent Gewinnwachstum für das erste und zwölf Prozent für das zweite Quartal liegt die Messlatte recht hoch. Aber das ist noch Zukunftsmusik, und gerade zum Jahresende ist die Börse in der Regel freundlich gestimmt. Was passt da besser als ein frischer Rekord?




    Daniel Saurenz
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    Der ehemalige FTD-Redakteur und Börse Online-Urgestein Daniel Saurenz hat zusammen mit Benjamin Feingold das Investmentportal „Feingold Research“ gegründet. Dort präsentieren die beiden Börsianer und Journalisten ihre Markteinschätzungen, Perspektiven und Strategien samt Produktempfehlungen. Im strategischen Musterdepot werden die eigenen Ideen mit cleveren und meist etwas „anderen“ Produkten umgesetzt und für alle Leser und aktiven Anleger verständlich erläutert. Weitere Informationen: Feingold Research.
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    Verfasst von Daniel Saurenz

    US-Aktien – die große Bewährungsprobe In der anlaufenden Berichtssaison müssen die Unternehmen Farbe bekennen, ob sie ihre Jahresziele erreichen. Allerdings steht noch viel mehr auf dem Spiel. Trotz kurzfristiger Rückschläge hatten Anleger seit 2009 fast durchweg Grund zur Freude. Gut …

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