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    Smart Investor Weekly 8/2008  1137  0 Kommentare Von Doppelmoral und öffentlichen Hinrichtungen

    “Never-ending-Story“ IKB
    Das Trauerspiel mit der IKB in der Hauptrolle erreichte vergangene Woche einen neuen, peinlichen Höhepunkt. Weil der Kapitalbedarf der angeschlagenen Mittelstandsbank, die sich im amerikanischen Subprime-Markt verspekuliert hatte, letztlich doch weitaus größer als anfangs befürchtet ausfiel, musste der Bund und damit der Steuerzahler mit einer weiteren Liquiditätsspritze in letzter Minute aushelfen. Die privaten Anteilseigner der IKB übten sich dagegen in vornehmer Zurückhaltung. Sie waren nicht mehr bereit, ein weiteres Mal gutes Geld schlechtem Geld hinterher zu werfen, und weil man sich sicher sein konnte, dass der Bund, wenn es hart auf hart kommt, eine IKB kaum Pleite gehen lassen wird, ging dieses Kalkül schlussendlich auch auf. Dass man lange über die Inkompetenz der Verantwortlichen bei der IKB philosophieren kann, über eklatante Missstände im Risikomanagement und Controlling ist offensichtlich und bedarf daher eigentlich keines weiteren Kommentars. Viel interessanter erscheint uns die Vollkaskomentalität mancher Bank-Manager, die in diesem Fall an die Verantwortung der KfW und der öffentlichen Hand appellieren, sich ansonsten aber staatliche Eingriffe in das Wirtschaftsgeschehen verbitten und auf das freie Spiel der Märkte pochen. Wie nennt man so etwas noch mal? Doppelmoral?

    Der Manager hat derzeit keinen leichten Stand
    Überhaupt ist das Ansehen der Eliten in Nadelstreifen augenblicklich in einem nur noch schwer messbaren Sinkflug begriffen. Der Fall Zumwinkel hat das ohnehin schon volle Fass dabei nur zum Überlaufen gebracht. Genüsslich überbieten sich die Kommentatoren derzeit mit Häme und Spott über raffgierige Manager und Steuerflüchtlinge mit Liechtensteiner Zweitdepot. Dass Steuerhinterziehung ein Straftatbestand ist, wollen wir gar nicht bestreiten oder relativieren. Jedoch legitimiert das längst nicht wie die Presse vergangenen Donnerstag vor Zumwinkels Villa auf Bilder des gefallenen Top-Managers wartete. Das glich einer öffentlichen Hinrichtung. Von Vorverurteilung – in diesem Fall ein Euphemismus – kann da schon längst nicht mehr die Rede sein, wenn Politiker mit Blick auf den zurückgetretenen Post-Chef eine Anhebung des Strafmaßes fordern oder – wie besonders verwirrte Stammtisch-Redner – sogar eine Heraufsetzung des Spitzensteuersatzes auf 80% fordern. Dass dadurch der Steuer-Exodus nur weiter angekurbelt wird, scheinen Bsirske & Co. nicht bedacht zu haben. Egal, in diesen Tagen darf einfach jeder seinen Senf zur selbstverschuldeten, moralischen Malaise der Führungseliten abgeben.
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    Verfasst von 2Ralf Flierl
    Smart Investor Weekly 8/2008 Von Doppelmoral und öffentlichen Hinrichtungen “Never-ending-Story“ IKB Das Trauerspiel mit der IKB in der Hauptrolle erreichte vergangene Woche einen neuen, peinlichen Höhepunkt. Weil der Kapitalbedarf der angeschlagenen Mittelstandsbank, die sich im amerikanischen Subprime-Markt …