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    ComROAD  242  0 Kommentare Das verräterische Schweigen

    Manchmal gibt es am Neuen Markt Wunder, meistens nicht. Auch die Anleger, die gestern auf ihren -Titeln festsaßen, weil der Handel ausgesetzt war, sahen sich durch das, was das Unternehmen an Ad-hoc-Mitteilung schließlich gestern Abend zustande brachte, enttäuscht.

    Es habe eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung zusammen mit dem Vorstand sowie zeitweise mit drei Wirtschaftsprüfern der KPMG stattgefunden. Die Prüfer der KPMG hätten die Gründe für die gestrige Niederlegung des Mandats erläutert. Der Aufsichtsrat habe hierzu beschlossen, eine Sonderprüfung durch eine renommierte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in Auftrag zu geben und bei Gericht die Bestellung einer neuen Jahresabschluss-Prüfungsgesellschaft zu beantragen.

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    Mehr nicht. Und genau das Schweigen zu den Inhalten lässt auch letzte Hoffnungen schwinden. Wenn tatsächlich alles mit rechten Dingen zuginge, dann wäre es ja wohl das Mindeste gewesen, die Verdachtsmomente der KPMG inhaltlich zurückzuweisen. Dies ist nicht geschehen, und das spricht Bände. Gezielte Nachfragen nach einer zusätzlichen Stellungnahme beim Verantwortlichen für Investor Relations liefen ebenfalls ins Leere.

    Dem Vernehmen nach habe die KPMG festgestellt, dass ein Partnerunternehmen von ComROAD in Hongkong unter den angegebenen Daten nicht existiert. Die FAZ meldet heute, hier handele es sich um die Global Telematic Services, die auch Partner von Hutchison Whampoa ist. Darüber hinaus scheint auch die spanische IDEA-Lab von der Bildfläche verschwunden. Im Vorfeld der Kapitalerhöhung im Spätjahr 2000 meldete Comroad, mit IDEA-Lab und der slowakischen Skamp S.R.O. zwei weitere strategische Partner als Betreiber von Telematik-Service-GTTS-Zentralen gewonnen zu haben. Für die nächsten drei Kalenderjahre belaufe sich das mit beiden vereinbarte Vertragsvolumen auf mehr als 100 Mio. Mark. Zudem wird von der Prior-Börse vermutet, dass Skamp mit der jetzt in Konkurs gegangenen englischen Skynet verbandelt ist.

    Die Mandats-Niederlegung einer Prüfgesellschaft ist ein gravierender Schritt. Gemäß der gesetzlichen Vorschriften sind dazu wichtige Gründe erforderlich - einige fehlende Quittungen reichen dazu nicht aus. Wie das Unternehmen selbst berichtete, habe die KPMG Unterlagen angefordert, die ComROAD beizubringen versprach. Die Wirtschaftsprüfer wollten das offenbar aber nicht abwarten. Das bedeutet wohl, dass sie darüber hinaus erhebliche Verdachtsmomente zusammengetragen hatten, die die fraglichen Dokumente für sie irrelevant werden ließen.

    Der aktuelle Kurs von 1,65 Euro liegt unter dem auf die einzelne Aktie umgelegten Cash-Bestand, wie er am 30. September in der Bilanz ausgewiesen wurde. Packt man zu den damals angegebenen 39,4 Mio. Euro die Finanzanlagen in Höhe von 19,4 Mio. Euro hinzu, ergäbe sich ein Wert von 2,92 Euro je Anteilschein. Das wäre mindestens durch die Abschreibung auf die mittlerweile bankrotte englische Beteiligung und den zwischenzeitlichen Cash-Verbrauch zu korrigieren. Somit ergäbe sich ein Wert von rund 2,20 Euro. Immer vorausgesetzt, die Bilanzzahlen entsprechen der Realität. Dieser Kurs könnte erst einmal kurzfristiges Zocker-Ziel sein. Danach dann Null?

    Am kommenden Montag sollten zusammen mit der vorläufigen Bilanz 2001 auch erste Unterlagen zu den Partnern vorgelegt werden. Man darf gespannt sein.


    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
    ComROAD Das verräterische Schweigen Manchmal gibt es am Neuen Markt Wunder, meistens nicht. Auch die Anleger, die gestern auf ihren -Titeln festsaßen, weil der Handel ausgesetzt war, sahen sich durch das, was das Unternehmen an Ad-hoc-Mitteilung schließlich gestern Abend …

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