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     2641  0 Kommentare Bärenmarkt-Rallye oder Bodenbildung?

    Die Aktienmärkte haben, gemessen am Dow, die nach prozentualem Zugewinn beste Vier-Wochen-Periode seit 1933 hinter sich. Und das in der schwersten Krise zumindest seit dem zweiten Weltkrieg, wobei manche Beobachter auch schon Vergleiche mit der Großen Depression ziehen.

    Nachdem die Unternehmensgewinne im S&P 500 im vierten Quartal 2008 zum ersten Mal in der seit den 1930er Jahren geführten Statistik leicht negativ waren, wird aktuell mit einem Einbruch der Gewinne um 36,9 Prozent gegenüber dem Niveau vom ersten Quartal 2008 gerechnet. Zu Jahresbeginn war man noch mit einem Gewinnrückgang von lediglich 12,5 Prozent ausgegangen.

    Früh in Aktien eingestiegene Akteure sitzen auf ansehnlichen Kursgewinnen. Da liegt es nahe, diese zu realisieren, bevor es andere tun. Andererseits liegt die Messlatte der Erwartungen tief, so tief, dass es in der jetzt anlaufenden Saison der Quartalsberichte kaum negative Überraschungen geben kann. Umso wichtiger ist der von den Unternehmen zu gebende Ausblick.

    Alcoa hat gestern den Reigen eröffnet und den zweiten Quartalsverlust in Folge gemeldet. Als Grund werden nachlassende Nachfrage und stark fallende Preise angegeben. Alcoa-CEO Klaus Kleinfeld sagte, in den USA gäbe es erste Anzeichen, dass sich der Absatzmarkt von Alcoa auf niedrigem Niveau stabilisiert. Das verhinderte zumindest, dass die Aktie des Aluminium-Herstellers weiter abschmierte und sorgt heute im frühen US-Aktienhandel für eine Gegenbewegung auf die gestrigen Verluste.

    Politik und Notenbanken tun alles, um die Finanzmärkte bei Laune zu halten. Die G20 haben auf ihrer Tagung in der vergangenen Woche 1,1 Bill. Euro an frischen Mitteln für den IWF zugesagt, die dieser, mit lediglich lockeren Auflagen versehen, ausleihen kann. Zeitgleich hat das Federal Accounting Standards Board entschieden, in den USA die mark-to-market Bilanzierungsregel aufzuweichen. Beides bewirkte ein kleines Feuerwerk an den Aktienmärkten.

    Mittlerweile mehren sich die kritischen Stimmen. So brandmarkt EZB-Ratsmitglied Jürgen Stark die Entscheidung, den IWF mit weiteren Mitteln auszustatten, als Helikoptergeld. Es sei überhaupt nicht geprüft worden, ob eine Notwendigkeit nach zusätzlicher globaler Liquidität besteht. Willem Buiter sagt, die Entscheidung des Federal Accounting Standards Board, die Bilanzierungsregeln aufzuweichen, sei ein weiteres Feigenblatt, hinter dem die Banken ihre Verluste verstecken könnten. Das verlängere das Zombie-Dasein der meisten Wall-Street-Banken nur. Und verlängert so auch die Krise. Wolfgang Münchau widerspricht dem Konsens, die G20-Veranstaltung sei ein Erfolg gewesen. Eine Koordination der staatlichen Anreizprogramme und der Rettungsbemühungen hinsichtlich der Finanzindustrie hätte es nicht gegeben. Und so habe der Gipfel zur Lösung der aktuellen Krise kaum etwas beigetragen.
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    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
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