Halvers Woche
''Der am meisten 'gehasste' Aktienaufschwung aller Zeiten '' - Seite 2
Wer kauft denn überhaupt deutsche Aktien? Es sind die üblichen Verdächtigen: Die Briten, die Schweizer und vor allem die US-Amerikaner. Sie wissen offensichtlich, was gut ist. Ich treffe häufig angelsächsische Investoren, die von den substanzstarken deutschen Industrieperlen schwärmen und verwundert sind, warum wir unsere eigene Industrie so wenig wertschätzen. Denn sie profitiert von einer Weltkonjunktur, die sich 2015 stärker als 2014 zeigt. Insofern wildern ausländische Investoren gerne in deutschen Industrie-Vorgärten, kein Wunder, müssen sie sich doch zu Hause nur mit Finanz-, Royal Kitsch- und Keksindustrie zufrieden geben.
Lesen Sie auch
„Und schuld daran ist nur die EZB“
Überhaupt kommen DAX, MDAX und SDAX durch die künstliche Befruchtung Mario Draghis in den Genuss von zu viel Liquidität und von viel zu niedrigen Zinsen. Angesichts
unserer konjunkturellen Stärke ist dies geldpolitische Überdüngung. Obendrein sorgt ein geldpolitisch gedrückter Euro dafür, dass in den Vorstandsetagen der deutschen Exportindustrie weniger
Selters, dafür aber mehr Sekt gereicht wird. Im Übrigen subventioniert ein schwacher Euro den Einstandspreis deutscher Industriejuwelen für ausländische Anleger.
Überhaupt, mit dem Draghischen Aufkaufprogramm wurde eine Fluchttür verschlossen: Früher noch lag die durchschnittliche Rendite deutscher Staatsanleihen bei ca. vier Prozent. So konnte man mit
dieser Anlageklasse in kalten Aktienzeiten prima überwintern. Mit einer Umlaufrendite von aktuell 0,19 Prozent ist der Fluchtweg zu dieser schützenden Alternativanlage verschlossen. Auf den
Schlüsseldienst sollte niemand hoffen, diese Tür bleibt verschlossen. Denn hohe Zinsen mögen zwar Anleger wärmen, für überschuldete Euro-Staaten bringen sie jedoch den Kältetod.