Grüner Fisher
Korrektur - wie geht es weiter?
Schwarzer Montag an den Märkten
Der Ausverkauf an den Märkten zu Wochenbeginn hat viele Anleger in helle Aufruhr versetzt. Ausgehend von herben Verlusten am chinesischen Aktienmarkt breitete sich eine Verkaufswelle an den
weltweiten Börsen aus. Am Ende des „schwarzen Montags“ befinden sich MSCI World, S&P 500 und viele weitere Aktienindizes „offiziell im Korrekturbereich“, mit einem Verlust von zehn Prozent oder
mehr zu vorangegangenen Hochs. Der DAX zeigt sich extrem nervös, stürzte zwischenzeitlich auf 9.338 Punkte ab. Zum Allzeithoch im April fehlen zu diesem Zeitpunkt 25 Prozent - Anleger geraten
teilweise in den Panikmodus.
Dieser Montags-Schock hat seine Wirkung nicht verfehlt. Der Optimismus ist nahezu gänzlich aus den Köpfen der Anleger verflogen. Ist die konjunkturelle Abschwächung in China der Vorbote einer
globalen Rezession? Weitet sich die Korrektur auf einen ausgewachsenen Bärenmarkt aus? Fragen, die nüchtern analysiert werden müssen.
Drei Fakten
Je kurzfristiger die Vorhersage, desto mehr wird die Markteinschätzung zu einer Wette. Die Märkte könnten sich in kürzester Zeit erholen, seitwärts schwanken oder weitere Kursrückgänge einstreuen.
In diesen unruhigen Phasen ist es empfehlenswert, sich vor allem an Fakten zu orientieren.
Fakt eins: Über die Märkte ist keine erschreckende, furchterregende Neuigkeit hereingebrochen. Eine Abwertung der eigenen Währung und die sonstigen obskuren Maßnahmen der chinesischen Regierung
sind zwar „neu“, das Wachstumstempo in China verlangsamt sich allerdings seit Jahren. Die damit verbundenen Ängste vor einer harten Landung sind ebenfalls seit Jahren Gegenstand einer breiten
Diskussion. Zudem sind die chinesischen Börsen bis in die erste Jahreshälfte 2015 hinein rapide angestiegen, der jüngste Kursverfall kann insofern auch als Abbau des vorangegangenen Hypes
betrachtet werden. Rezessionsgefahr? Nein! Selbst wenn sich das chinesische Wachstum abrupt verlangsamt und auf fünf Prozent „fällt“, wird das globale BIP dadurch immer noch um 500 Milliarden
US-Dollar erhöht. Eine Rezession sieht anders aus.
Fakt zwei: Die typischen Eigenschaften einer Korrektur sind erfüllt. Kurze, scharfe, vom Sentiment getriebene Rücksetzer von minus zehn Prozent oder mehr sind unangenehm und entfalten eine
Schreckwirkung - aber sie sind in einem laufenden Bullenmarkt normal und dementsprechend zahlreich vertreten. An besagtem Montag notierte der MSCI World 12,2 % tiefer zu seinem Hoch am 21. Mai
2015, dies bedeutete die sechste Korrekturphase dieser Art im laufenden Bullenmarkt.
Fakt drei: Nicht die Korrektur selbst stellt das eigentliche Risiko dar. Definitionsgemäß sind Korrekturen nur vorübergehende Erscheinungen, die im Rahmen eines intakten Bullenmarkts von
nachhaltigen Aufwärtsbewegungen dominiert werden. Die wahre Gefahr für langfristig orientierte Anleger besteht also viel mehr darin, dass strategische Entscheidungen auf einer rein emotional
getriebenen Basis getroffen werden. Je schärfer die Korrektur, desto stärker der Fluchtimpuls. Und desto größer ist letztendlich der nachhaltige Schaden - wenn dem intakten Bullenmarkt der Rücken
gekehrt wird und von überwiegenden Aufwärtsphasen nicht profitiert werden kann.
Fazit
Korrekturen sind scharf, treten plötzlich auf und verursachen kurzfristige Schmerzen. Die aktuelle Abwärtsbewegung erfüllt alle Eigenschaften einer typischen Korrektur – nicht mehr und nicht
weniger. Es ist nicht die erste und nicht die letzte Prüfung, die der Markt an die Anleger stellt. Eine gesteigerte Volatilität ist normal im reifer werdenden Bullenmarkt! Diese Schwankungen sind
in gewissem Sinne der Preis, den man als Anleger bezahlen muss, wenn man langfristig aktienähnliche Renditen erreichen will.
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