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     2378  0 Kommentare Steigende Zinsen sind gut

    Die Zentralbanken mögen mächtig sein und sich auch so fühlen. Sie haben sich die Nullzins-Politik auf die Fahnen geschrieben, angeblich das einzige Mittel, um die Wirtschaft zu stabilisieren und zu reanimieren. Die Geldflut erreicht diese Ziele nicht, aber sie fahren nach der Devise fort: Viel hilft viel. Sie berauben sich damit letztlich selbst aller Möglichkeiten, ihre Politik verschärft die Probleme, die sie angeblich lösen soll.

    Die Fed steht kurz davor, den ersten Zinsschritt nach fast sieben Jahren von Nullzinsen zu beschließen. Sie tut sich mit der Entscheidung schwer und zögert. Wie sollen die Wirtschaftssubjekte da Vertrauen in die wirtschaftliche Entwicklung fassen und in die Zukunft investieren? Der Verdacht liegt nahe, dass die Fed Boden unter die Füsse bekommen will, wenn der Konjunkturzyklus weiter abflacht. Dann wäre sie wieder einmal sehr spät dran.

    Der folgende Chart zeigt anhand der „Leading indicators“ der OECD (Chartquelle – eigene Ergänzungen), dass derjenige für die USA im Frühjahr unter das langfristige Mittel gefallen ist und heute so tief notiert wie zum Ende der Rezession im Zusammenhang mit der Finanzkrise. Wie das Bild klar zeigt, läuft der Indikator Rezessionen einige Monate voraus und kontrahiert gewöhnlich auch deutlich früher als diejenigen anderer Länder. Im Chart wird auch der recht enge Zusammenhang des US-Frühindikators mit Maxima und Minima beim S&P 500 deutlich.

    Die Zentralbanken sind spätestens seit den 1990er Jahren der Meinung, sie könnten den Konjunkturzyklus abfedern. Die „Große Moderation“ hat jedoch nur dazu geführt, dass die makroökonomischen Methoden der Geldpolitik die mikroökonomischen Kräfte aushebeln, die regelmäßig wirtschaftliche und finanzielle Exzesse eliminieren – wenn man sie ihr Werk der permanenten schöpferischen Zerstörung tun lässt. Indem Fed & Co aber den Automatismus der Mikroökonomie außer Kraft setzen, provozieren sie letztlich viel heftigere Schwankungen.

    Die Zentralbanken haben mit ihrer Geldpolitik seit Dekaden dafür gesorgt, dass die Verschuldung über jedes realwirtschaftlich verträgliche Maß steigt. Aber das Platzen der Schuldenblase muss tunlichst vermieden werden und veranlasst sie, immer wieder erneut einzugreifen.

    Überbordende Verschuldung lässt die Wachstumskräfte erlahmen. Dieser Zusammenhang ist historisch belegt u.a. durch die Arbeiten von Reinhart und Rogoff (siehe z.B. hier und hier!). Die als Reaktion hierauf betriebene Nullzinspolitik mag Schuldner und Gläubiger entlasten. Aber ein zu niedriger Zins hat fatale Folgen. Liegt er unter der Rendite bestehender Assets, liegt es nahe und ist risikoarm, mit geliehenem Geld vorhandene Assets zu kaufen, also z.B. nicht in neue Anlagen zu investieren (siehe hier!). Deren Preise steigen dann so weit, bis sich ihre Rendite dem Zins angenähert hat. Steigt der Zins dann an, werden solche Geschäfte (crashartig) rückabgewickelt. Eine solche Entwicklung wird verhindert, wenn der Zins über der Rendite bestehender Assets liegt, aber unter der erwarteten Rendite bei neuen Anlagen.

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    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
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