EFIC Symposium
Neue medikamentöse Strategien gegen den Gelenksschmerz - Seite 2
Patienten in Subgruppen einteilen
"Um Menschen mit Gelenksschmerzen besser helfen zu können, müssten wir verstehen, dass wir alle unterschiedlich sind, das gilt auch für die Reaktion auf Therapien: Es gibt Responder, bei denen ein bestimmtes Analgetikum gut funktioniert, und Non-Responder, die ganz andere Medikamente brauchen", sagt Prof. Walsh. Wie man Patienten nach Schmerzart und dahinterstehendem Schmerzmechanismus am besten clustern kann, wird derzeit viel untersucht.
"Der Vorteil dieses Zugangs ist: Man kann den Betroffenen eine massive Erleichterung anbieten, deren Nutzen die Nebenwirkungen überwiegt. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass etliche Medikamente, denen in der Vergangenheit fehlende Wirksamkeit attestiert wurde, für bestimmte Schmerzpatienten durchaus funktioniert hätten - doch diese Responder gingen statistisch unter in der großen Zahl der Menschen, die nicht von der Therapie profitierten oder deren Schmerzen sogar schlechter wurden. Könnten wir die Gruppe von Menschen identifizieren, für die eine bestimmte Behandlung funktioniert, ließen sich rasch neue, effektive Behandlungsmöglichkeiten für sie finden", unterstrich Prof. Walsh.
Bewährte Behandlungen, neue Einsatzmöglichkeiten
Ein weiteres Zukunftsfeld für die Schmerzbehandlung sieht der Experte daher in der Identifikation von Therapien aus anderen Indikationsbereichen, deren analgetischer Nutzen noch nicht oder nicht ausreichend bekannt war. Typisch für Arthrose ist beispielsweise nozizeptiver, durch mechanische Reize ausgelöster Schmerz. Wenn gängige Analgetika nicht greifen, können in manchen Fällen wider Erwarten auch Medikamente gegen neuropathischen Schmerz helfen. Ein anderes Beispiel könnten Beta-Blocker sein, die seit Jahrzehnten gegen Bluthochdruck verschrieben werden. Inzwischen stellt sich immer mehr heraus, dass sie bei manchen Menschen auch die Schmerzübertragung beeinflussen.
Auch nichtmedikamentöse Behandlungsansätze sollten neu betrachtet und erprobt werden: "Körperliches Training oder psychologische Interventionen können unter Umständen anders als bisher und zielgerichtet für spezielle Personengruppen eingesetzt werden. Auch hier müssen jene herausgefiltert werden, die von bestimmten psychologischen Techniken oder definierten Bewegungsprogrammen profitieren können."
Bis zu einem bestimmten Grad lassen sich etwa Patienten vorhersehen, die nach dem Einsetzen einer Knie-Prothese unter starken Schmerzen leiden werden. Einer der Prädiktoren für postoperative Probleme ist unbehandelte Depression. Das kann unter anderem damit zusammenhängen, dass bei manchen Menschen jene Gehirnmechanismen, die bei Depression aktiv sind, mit jenen überlappen, die bei Schmerzprozessen zum Tragen kommen. "Es zahlt sich daher aus, der Frage nachzugehen, ob Antidepressiva und kognitive Verhaltenstherapie auch in manchen Fällen gegen Schmerzen nach Gelenksoperationen helfen könnten", so Prof. Walsh.