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    Rückschlag bei der Wahl für May – Pfund verliert, DAX im Plus

    So hatte sich die britische Premierministerin Theresa May die vorgezogenen Neuwahlen sicherlich nicht vorgestellt. Eigentlich wollte sie durch ein starkes Wahlergebnis für ihre konservativen Tories Rückendeckung für die Brexit-Verhandlungen mit der EU erhalten. Doch der Verlust der absoluten Mehrheit wird jetzt den Brexit noch erschweren. Die Wirtschaft befürchtet längere Brexit-Verhandlungen. Die Regierung will May trotzdem stellen, mit Hilfe der nordirischen, konservativen DUP. Das britische Pfund sackt durch das Wahlergebnis kräftig ab. Der DAX kann hingegen deutliche Gewinne einstreichen.

    Die britische Premierministerin Theresa May vor der britischen Flagge

    Bild: Freude sieht anders aus – mit einer derartigen Wahlschlappe hat Theresa May nicht gerechnet. Bildquelle: Drop of Light – 624878189 / Shutterstock.com

    Deutliche Wahlschlappe für Theresa May

    Nach den überraschenden Ergebnissen der vorgezogenen Parlamentswahlen in Großbritannien, die die konservativen Tories von der britischen Premierministerin Theresa May abstraften, kamen die erwarteten Reaktionen von der oppositionellen sozialdemokratischen Labour-Partei in Person des Parteichefs Jeremy Corbyn („Wir sind bereit, diesem Land zu dienen“) und John McDonnell, der ankündigte, seine Partei werde eine Minderheitsregierung anstreben.

    Die Aufforderungen der Oppositionspartei, Theresa May solle nach der Wahlschlappe zurücktreten, wurden von der britischen Premierministerin aber ignoriert. Schließlich sind ihre konservativen Tories immer noch mit Abstand stärkste Partei und mit nur wenigen Sitzen an der absoluten Mehrheit vorbeigeschrammt. Die nordirische, konservative Democratic Unionist Party (DUP) steht für eine Koalition zur Regierungsbildung bereit.

    Dennoch hat sich die Premierministerin verzockt. Die vorgezogenen Parlamentswahlen sollten mit einem starken Wahlergebnis ihrer Regierung und ihrer Partei eigentlich Rückendeckung für die bevorstehenden, schwierigen Brexit-Verhandlungen mit der EU geben. Stattdessen sorgt das schwache Wahlergebnis nun für deutlich mehr Unruhe und Verunsicherung in Wirtschaftskreisen. Auch die Börse reagiert.

    Video: Ansprache von der britischen Premierministerin Theresa May nach der Verkündung der Wahlergebnisse

    Pfund verliert, DAX gewinnt

    Noch am Wahltag konnte die britische Währung positive Nachrichten übermitteln und im Wert etwas zulegen. Allgemein schaffte das Britische Pfund in den letzten Monaten einem positiven Trend zu folgen, nachdem die Währung nach dem Brexit-Votum massive Einbußen hinnehmen musste. Am Vormittag des Wahltages kostete ein Pfund 1,2975 US-Dollar beziehungsweise 1,1525 Euro.

    Nach den überraschenden Wahlergebnissen kam nun der erneute Rückschlag. Das Britische Pfund verlor zu allen bedeutenden Währungen deutlich und sank zwischenzeitlich bis auf den niedrigsten Wert seit November 2016 ab. Im Vergleich zum Euro fiel das Pfund bis auf 1,1287 Euro.

    Im Vergleich zum US-Dollar verlor das Pfund ebenfalls, sank bis auf 1,2636 Dollar und erreichte damit den tiefsten Stand seit April. Im Laufe des Tages nach der Wahl erholte sich die britische Währung zwar ein wenig, blieb aber dennoch bei Verlusten. Im Vergleich zum Euro schaffte das Pfund wieder einen Kurs von 1,1411 Euro.

    Für das Handeln an der Börse geben die Kursschwankungen ebenfalls einen guten Warnschuss ab. Wildes Trading kann erhebliche Verluste mit sich bringen. Abläufe an der Börse und am Devisenmarkt sollten vor dem Handeln genauestens analysiert werden. Internationale politische und wirtschaftliche Entwicklungen beeinflussen die Kurse maßgeblich. Börse ist kein Glücksspiel!

    Der deutsche Aktienindex DAX konnte am Tag nach der Wahl in Großbritannien hingegen ein Plus verzeichnen. Die Börse in Frankfurt am Main berechnete den DAX um 09.30 Uhr morgens mit ca. 12.803 Punkten. Das entspricht einem Plus von 0,71 Prozent im Vergleich zum Handelsschluss am Vortag. Die Papiere von HeidelbergCement, BASF und Fresenius Medical Care eroberten die Spitze der Kursliste. E.ON und RWE bilden aktuell die Schlusslichter (Stand: 15.00 Uhr/09.06.17).

    Die langfristigen Auswirkungen der Wahlschlappe von Theresa May auf die Börse sind noch unklar, da auch die politischen und wirtschaftlichen Auswirkungen noch nicht absehbar sind. Die Anleger reagierten auf die überraschenden Wahlergebnisse zunächst aber recht gelassen. In den Wirtschaftskreisen wird das Wahlergebnis allerdings deutlich unentspannter aufgenommen.

    Wirtschaft befürchtet längere Brexit-Verhandlungen mit der EU

    Das unerwartete Wahlergebnis sorgte auch bei Analysten und Volkswirten für eine Überraschung. „Das ist die größte Sensation in der britischen Politik seit vergangenem Juni. Über diese Situation haben nur wenige Investoren ernsthaft nachgedacht“, kommentierte beispielsweise Neil Wilson, Analyst vom Brokerhaus ETX Capital, das Geschehen.

    Bei den Verantwortlichen der Europäischen Union vergrößerten sich ebenfalls die Sorgenfalten. EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger sagte im Deutschlandfunk zu den Wahlergebnissen: „Ich sehe nun erhebliche Unsicherheiten über den Starttermin und den Verlauf der anstehenden Brexit-Verhandlungen“, und ergänzte: „Das Referendum steht, niemand stellt es infrage.“ Der Politiker warnte aber gleichzeitig davor, dass die Gefahr bestehe, mit einem schwachen Verhandlungspartner auch schlechte Verhandlungen für beide Seiten zu führen. 

    In der deutschen Wirtschaft ist die Stimmung nach den Wahlergebnissen in Großbritannien denkbar schlecht. Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) Martin Wansleben beklagte die steigende Unsicherheit in der deutschen Wirtschaft nach den Parlamentswahlen: „Der Fahrplan für die Brexit-Verhandlungen ist nun Makulatur.“

    Die Brexit-Verhandlungen Großbritanniens mit der EU erschweren sich durch das Wahlergebnis deutlich. Das bestätigte auch der Außenhandelspräsident Anton Börner, der mit neuen Unwägbarkeiten rund um den Brexit rechne. „Das ist überhaupt kein Grund zur Schadenfreude, denn das ist eine schlechte Nachricht für Brüssel.“ Ein Grund ist der zu den Verhandlungen stoßende Koalitionspartner mit zusätzlichen eigenen Interessen. Aller Voraussicht nach, wird das die nordirische DUP sein.

    Regierungsbildung wohl mit DUP

    DUP ist die stimmenstärkste Kraft im nordirischen Parlament und tritt für die Einheit mit Großbritannien ein. Auch wenn sie insgesamt nur 0,9 Prozent der Gesamtstimmen für sich sichern konnte, könnte ihr bei der Regierungsbildung eine entscheidende Rolle zu fallen. Denn für die Mehrheit im britischen Parlament werden 325 Sitze benötigt. Die konservativen Tories von Theresa May kommen auf 318 Sitze. Mit den 10 Sitzen der DUP könnte eine Mehrheitsregierung gebildet werden.

    Die Brexit-Verhandlungen mit der EU werden durch einen Koalitionspartner und eine geschwächte eigene Partei aber alles andere als einfach und sich wahrscheinlich verzögern. Die Befürchtungen der Wirtschaft und der Europäischen Union sind daher durchaus berechtigt.

    Bildquelle: Drop of Light – 624878189 / Shutterstock.com




    Martin Brosy
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    Martin Brosy ist Tradingcoach und Mitbegründer der Trading Ausbildung www.trademy.de. Großen Einfluss auf sein ökonomisches Weltbild haben die Publikationen von Karl-Heinz Paqué und Joseph Schumpeter. Als Börsianer inspirieren ihn die Ansätze von Buffett, Burry, Livermore und Lynch.
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    Verfasst von Martin Brosy
    Theresa May, britische Premierministerin, britische Pfund, DAX, Börse, Brexit, Brexit-Verhandlungen mit der EU, Parlamentswahlen in Großbritannien, die konservativen Tories, sozialdemokratische Labour-Partei Rückschlag bei der Wahl für May – Pfund verliert, DAX im Plus Nach der Großbritannien-Wahlschlappe für Theresa May befürchtet die Wirtschaft längere Brexit-Verhandlungen mit der EU. Das Britische Pfund verliert, der DAX gewinnt.

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