DIE RICHTIGE ANLAGESTRATEGIE
Wartest du noch, oder investierst du schon?
Manche Anleger, die in den Aktienmarkt investieren wollen, halten ihr Kapital zurück, um den vermeintlich optimalen Einstiegszeitpunkt abzupassen – eine riskante Strategie, die meist viel Rendite kostet.
Anfang des Jahres widmete „Die Zeit“ dem leidgeprüften deutschen Sparer einen Leitartikel. Darin klagte der Autor wie üblich über die nahe null liegenden Zinsen und die anziehende Inflation, die dafür sorgten, dass die Kaufkraft wie Schnee in der Frühjahrssonne dahinschmelze. Alternativen seien aber nicht in Sicht. Zwar gehörten auch Aktien auf Dauer in das Portfolio eines Sparers. „Aber sollen sie ausgerechnet jetzt auf einmal einsteigen, da die Kurse fast doppelt so hoch sind wie vor fünf Jahren?“
Die rhetorische Frage des Hamburger Wochenblattes würden viele Sparer vermutlich mit einem inbrünstigen „selbstverständlich nicht“ beantworten. Doch eine solche Sicht auf die Aktienmärkte führt zu den falschen Schlüssen. Sie impliziert, dass Aktien bei hohen Kursen überteuert seien und überteuerte Märkte kurz vor dem Zusammenbruch stünden. Deswegen sei es besser, abzuwarten und erst dann zu investieren, wenn die Kurse wieder gesunken sind.
Wer dieser Logik folgt, dem ist in der Regel zumindest eines gewiss: eine geringere Rendite oder im schlechtesten Fall gar keine (wenn wir die Inflation einmal ausklammern). Denn weder bedeuten hohe Kurse zwangsläufig, dass ein Markt überbewertet ist, noch zeigt eine Überbewertung an, dass die Preise in Kürze deutlich sinken werden.
Grundsätzlich sagt das Kursniveau eines Aktienmarktes nichts über dessen Bewertung aus. Ob ein Markt teuer ist, erschließt sich erst, wenn der Preis ins Verhältnis zu anderen Größen gesetzt und dann mit dem sogenannten fairen Wert verglichen wird. Viele Anleger orientieren sich beispielsweise am Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), weil die Unternehmensgewinne langfristig als die wichtigste Quelle der Aktienrenditen gelten.
Falls die Kurse mit derselben Geschwindigkeit steigen wie die Gewinne, bleibt das KGV gleich. Klettern die Gewinne schneller als die Kurse in die Höhe, sinkt die Marktbewertung. Ein Aktienmarkt kann also günstiger werden, obwohl die Kurse steigen.
Wann der Aktienmarkt als günstig bewertet wird
Die aktuelle Bewertung eines Aktienmarktes vergleichen Anleger mit dessen fairem Wert. Für letzteren wird häufig der historische Bewertungsdurchschnitt herangezogen. Liegt das aktuelle KGV darunter, gilt der Aktienmarkt als günstig bewertet.