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     6519  0 Kommentare Ist die Krise ausgestanden?

    Aktuell ist die Börsenwelt in zwei Lager gespalten. Auf der einen Seite befinden sich wie immer die Bullen. Sie vertreten hartnäckig die Ansicht, dass die gröbsten Auswirkungen der Kreditkrise überstanden sind und die Zentralbanken das Problem bereits in den Griff bekommen haben. In den vergangenen Tagen wurde eine Menge Liquidität zur Verfügung gestellt, um den ausgetrockneten Kreditmarkt wieder schiffbar zu machen. Einige Kreditinstitute gerieten in Schieflage und mussten mit Milliarden-Spritzen aufgefangen werden. Nun scheint alles im Lot und die Aufwärtsbewegung der Weltbörsen kann weiter gehen. Das ist die eine Fraktion.

    Wir schließen uns der Fraktion der Bären an, die sich die Sache nicht so einfach macht. Viele Indizien sprechen dafür, dass in den nächsten Monaten noch einige Hiobsbotschaften im Hinblick auf die US-Hypothekenkrise zu erwarten sind. Das Problem liegt in der gigantischen Summe begründet, die in sogenannten „CDOs“ (Collateralized Debt Obligations) oder „Mortgage Backed Securities“ verbrieft wurden. Allein im Jahr 2006 kam es zu Platzierungen von Papieren dieser Kategorie im Wert von 503 Mrd. Dollar an den Kapitalmärkten.

    Viele Anleger werden sich jetzt fragen, wie diese Krise überhaupt entstehen konnte? Die Frage ist schnell beantwortet. Die Anleiherenditen befanden sich lange Zeit auf einem historisch niedrigen Niveau. Investmentbanken und Versicherungsgesellschaften suchten nach neuen renditeträchtigen Anlageformen. CDOs erschienen da als Allheilmittel. Banken und Hypothekenfinanzierer konnten über diese Finanzinnovationen ihre Forderungen an den Kapitalmärkten verkaufen. Renditesuchende Abnehmer fanden sie genug. Die Bonität der Kreditnehmer spielte bei den Banken schnell keine Rolle mehr, konnten sie doch das Risiko aus ihren Bilanzen herauslösen und an den Kapitalmärkten verteilen. Dafür wurde eine Vielzahl von Forderungen in einem Pool zusammengefasst und in unterschiedliche Bonitätsstufen unterteilt. Die schlechteste Bonitätsstufe versprach gleichzeitig die höchste Rendite für den Abnehmer. Am Ende des Kreditbooms kam es dann zu solch ominösen Kreditangeboten wie „two and 28“ (zwei Jahre niedriger Festzins und 28 Jahre höhere variable Zinsen) oder sogenannten „Ninja-Loans“ (Der Kreditnehmer braucht kein Einkommen, keine Arbeit und kein Vermögen nachzuweisen). So etwas verstieß gegen alle Regeln des Kreditgewerbes und konnte nur solange gut gehen, wie die Zinsen niedrig waren. Steigen die Zinsen, wie es derzeit der Fall ist, wird die Belastung für den Kreditnehmer höher und ab einem bestimmten Niveau können die Raten nicht mehr bedient werden. Bei Schuldnern mit geringer Bonität tritt dieser Fall schon bei geringen Zinsanhebungen ein.

    Die Kreditkrise wird im Subprime-Kreditsegment (Kredite geringerer Bonität) einen wahren Kahlschlag hinterlassen. Laut einem aktuellen Bericht der Bank of America werden noch im Jahr 2007 für Hypothekendarlehen im Wert von 500 Mrd. Dollar die Zinsen um mindestens zwei Prozent angehoben. Am ehesten wird es die Subprime-Kredite treffen. Experten rechnen damit, dass rund 50 Prozent dieser Forderungen ausfallen werden. Jetzt wird die Bullen-Seite entgegnen, dass ja bereits genügend Liquidität im Umlauf ist, um dieser Summe Herr zu werden. Doch was ist mit dem Jahr 2008? Dann soll gar eine Summe von 700 Mrd. Dollar betroffen sein, wovon 75 Prozent aus dem Subprime-Bereich stammen werden. Für uns ist das ganz klar ein Fass ohne Boden. Niemand kann derzeit genau beziffern was uns erwartet oder wer die Forderungen an den Kapitalmärkten erworben hat. Dafür kommt von Regierungen bis Industrieunternehmen jeder in betracht. Deswegen ist es auch sehr mutig, zu behaupten, dass der Rest der Wirtschaft von der Kreditkrise nicht betroffen ist. Wenn Unternehmen keine Verluste durch Investments in den Subprime-Bereich erleiden, werden sie doch zumindest in der nächsten Zeit deutlich mehr Zinsen für neue Kredite zahlen müssen. Die Banken werden ihre Ausleihkriterien infolge der hohen Verluste im Kreditgeschäft mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr viel strenger gestalten. Das weitere Wachstum der Weltwirtschaft muss somit zu sehr viel härteren Konditionen finanziert werden.


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    Verfasst von 2Michael Bulgrin
    Ist die Krise ausgestanden? Aktuell ist die Börsenwelt in zwei Lager gespalten. Auf der einen Seite befinden sich wie immer die Bullen. Sie vertreten hartnäckig die Ansicht, dass die gröbsten Auswirkungen der Kreditkrise überstanden sind und die Zentralbanken das Problem …