Warum die Zinsen noch lange wegbleiben - Seite 2
Wir befinden uns mittlerweile im zehnten Jahr der Erholung und von einem Ende können wir bei aller Objektivität nicht sprechen. Vielmehr treten erst jetzt die gewünschten Effekte ein – wie z.B. das angepeilte Inflationslevel von 2% (aktuell: 2,2%). Der Weg dahin war jedoch mehr als zäh und langsam.
Die oben dargestellte Abbildung zeigt, dass die aktuelle Expansion der Euro-Wirtschaft historisch gesehen die Langsamste ist. Das mag auf den ersten Blick nicht weiter tragisch zu sein, schließlich hatte die EU aufgrund der Schuldenkrise (z.B. in Griechenland) auch weit mehr zu bewältigen, als die USA. Das ist unter anderem auch ein Grund, warum sich Amerika schneller erholt hat und mit den Zinsanhebungen schon einen Schritt weiter ist.
Die Zahlen werden besser. Steigen jetzt die Zinsen?
Getreu dem Vorbild USA müssten wir also etwas später zur Party eintreffen.
Genau mit diesem Gedankengang haben wir ein Problem. Nicht nur für Europa, sondern auch für die USA gehen wir davon aus, lange mehr keine Normalzinsen zu sehen.
Das hängt nicht nur von Folgen der jahrelang eingesetzten Nullzinspolitik ab, sondern hat auch mit strukturellen Bedingungen unserer Gesellschaft und Staaten zu tun. Faktoren, wie die Alterung unserer Bevölkerung, mangelnde technologische Innovation und der Kollaps von Staatsausgaben für Infrastruktur, verhindern laut unserer Ansicht einen schnellen Aufstieg. Sie zeigen auf, dass es für uns in naher Zukunft viel schwerer wird, ähnliche Wachstumsraten, wie z.B. in den Nachkriegszeiten zu erzielen.
Die Nullzinspolitik hat diesen Umstand nur verstärkt indem sie dazu verleitet hat, dass wir einen Zustand von übermäßigen Ersparnissen und unzureichenden Investitionen haben. Alle Ersparnisse der Banken gehen sowohl für Investitionen als auch für den Konsum verloren, da wir kein Geld mehr ausgegeben, sondern nur noch horten. Werden die Einlagen nicht zügig aktiviert, wird weiterhin eine dämpfende Wirkung auf die Wirtschaft ausgeübt.
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Hier am Beispiel des MZM Umlaufgeschwindigkeit, die angibt wie schnell z.B. ein Dollar pro Zeiteinheit ausgegeben wird. MZM an sich repräsentiert das gesamte Geld in M2 zuzüglich aller Geldmarktfonds und abzüglich der Festgelder. Die Kennzahl kann auch als Maß für die Kreditbildung in einer Wirtschaft interpretiert werden. Hier zu sehen: Wenn Geld nicht ausgegeben wird, wird es gespart.