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    Alarmsignale  6707  0 Kommentare Anlegersorgen: Schießt sich Argentinien wieder ins Kapitalmarkt-Aus?

    Der Generalstreik gegen die Wirtschaftspolitik von Präsident Mauricio Macri und neue Milliarden-Kredite rücken Argentinien in den Fokus der Anleger. Verspielt das Land das mühsam errungene Vertrauen des Kapitalmarktes?

    Der Streik des größten argentinischen Gewerkschaftsbundes gegen die Vereinbarung der Regierung unter dem marktfreundlichen Präsidenten Mauricio Macri mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) alarmiert Anleger, die in Argentinien investiert sind. Während des Streiks am Montag blieben die Finanzmärkte zwar offen, aber Börsenhändler meldeten ein niedriges Volumen, da auch die Bankangestellten streikten, berichtet Reuters.

    Hintergrund des Streiks ist der Protest gegen die Auflagen des Internationalen Währungsfonds (IWF), die das südamerikanische Land für insgesamt 50 Milliarden US-Dollar an IWF-Kredithilfen erfüllen sollen. Vergangenen Freitag hatte Argentinien eine erste Kredittranche i.H.v. 15 Milliarden US-Dollar vom IWF erhalten.

    Rückblick auf die Vereinbarung

    Das hoch verschuldete Land hatte sich Anfang Juni mit dem IWF auf den 50-Milliarden-Dollar-Kredit verständigt, um die Wirtschaft und vor allem den Argentinischen Pesos zu stabilisieren. Die Kreditvereinbarung habe eine Laufzeit von drei Jahren, teilten die argentinische Regierung und der IWF mit. Die Regierung von Mauricio Macri habe sich im Gegenzug dazu verpflichtet, das Haushaltsdefizit schneller abzubauen. Ziel sei ein ausgeglichener Haushalt zwischen Staats-Einnahmen und -Ausgaben im Jahr 2020, erklärte der argentinische Finanzminister Nicolás Dujovne. Noch mehr Geld soll durch Kredite der Weltbank, der Interamerikanischen Entwicklungsbank (IADB) und der Andinen Entwicklungsbank (CAF) auf argentinische Konten fließen – insgesamt 5,65 Milliarden US-Dollar, ergänzte der Finanzminister.

    Argentinien braucht das Geld dringend

    Die Landeswährung ist auf Verfalls-Kurs. In den letzten vier Wochen verlor der Argentinische Pesos über 10 Prozent gegenüber dem US-Dollar. Zurzeit wandert viel Kapital aus dem Pesos in den US-Dollar. Zu den Währungsproblemen kommt noch eine hohe Inflation. Im letzten Jahr lag die Inflationsrate bei über 25 Prozent. Schätzungen für 2018 liegen derzeit bei über 22 Prozent. Und nicht zuletzt muss Argentiniens Wirtschaft dürrebedingte Ernte- und Exportausfälle verkraften.

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    Krise wie in 2001?

    Vor dem Hintergrund der schlechten Wirtschaftsdaten werden Erinnerungen an die letzte argentinische Finanzkrise, mit ihrem Höhepunkt in 2001, wach, als das Land kurz vor dem Staatsbankrott stand. Wissenschaftler der Freien Universität Berlin, die von der Deutschen Welle (DW) zitiert werden, sehen aber noch keinen Anlass für allzu große Besorgnis. "Es ist verständlich, dass diese Situation besonders diejenigen verschreckt, die keine Dollars auf dem Konto haben, oder auch diejenigen die als Importeure von den Einfuhren leben. Aber Argentinien befindet sich nicht in einer Situation die mit der historischen Wechselkurs-Krise aus dem Jahr 2001 vergleichbar wäre", sagte der Wirtschaftswissenschaftler Alejandro Márquez Velázquez. "Der Kontext ist unterschiedlich. Argentinien hat immer noch Verpflichtungen zu erfüllen, ist aber weit von der Zahlungsunfähigkeit der vergangenen Dekade entfernt. Argentinien ist kein hoffnungsloser Fall wie damals, als der internationale Währungsfond beschloss, die Verhandlungen mit Buenos Aires auszusetzen. Der Vergleich mit der Situation von 2001 eine Übertreibung", sagte Barbara Fritz, Professorin für Volkswirtschaft an der Freien Universität Berlin, gegenüber DW-Journalisten.

    Trotz der optimistischen Einschätzungen von akademischer Seite und Milliarden-Krediten hat sich der Himmel über Argentinien für Anleger noch nicht aufgeklärt. Der argentinische Aktien-Leitindex Merval verlor in den letzten drei Monaten 3,98 Prozent. Die Kurse argentinischer Staatsanleihen sinken. Im Gegenzug steigen die Anleihen-Renditen der Schwellenland-Bonds, die von den relevanten Ratingagenturen in den Non-Investment Grade-Bereich eingestuft werden. So weist die argentinische 6,5-%-Staatsanleihe 11/47 heute eine Rendite von fast 30 Prozent (29,81 Prozent) auf.

    Quellen: DW und Reuters





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