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    Börsen-Zeitung  416  0 Kommentare Zunehmend isoliert, Kommentar zu Italien von Gerhard Bläske

    Frankfurt (ots) - Italiens Regierung ist nicht einmal hundert Tage
    im Amt. Doch sie hat schon so viel Porzellan zerschlagen, dass man
    mit dem Wegkehren nicht nachkommt. Obwohl das hoch verschuldete Land
    auf ein Entgegenkommen der EU-Partner angewiesen ist, geht es auf
    Konfrontationskurs und sucht den Schulterschluss mit den
    Visegrád-Staaten Ungarn und Tschechien. Doch beide wollen Italien
    keine Flüchtlinge abnehmen. Auch Frankreich, Deutschland und Spanien
    sind nicht bereit dazu. Die Partner haben genug von den
    Eigenmächtigkeiten Italiens.

    Internationale Investoren ziehen kräftig Gelder ab. Die
    Aktienkurse der von Konzessionsentzügen bedrohten Unternehmen und von
    Banken schmieren ab. Und wenn Rom am heutigen Donnerstag neue
    Anleihen verkauft, droht der Spread zwischen deutschen und
    italienischen Anleihen auf über 300 Basispunkte zu steigen, was die
    Finanzierungskosten des Landes deutlich verteuert. Am Freitag gibt
    die Ratingagentur Fitch ihr Urteil zur Politik des Landes ab.

    Statt auf Abrüstung setzt Rom auf Angriff. Luigi Di Maio,
    Vizepremier und Chef der populistischen Movimento 5 Stelle, will die
    Einführung von Flat Tax und bedingungslosem Grundeinkommen sowie das
    Zurückdrehen der Rentenreform ohne Rücksicht auf die
    3-Prozent-Defizitgrenze realisieren. Investitionen dürften bei der
    Berechnung des Defizits nicht berücksichtigt werden. Zuvor hatte die
    Regierung gedroht, die Verhandlungen über den EU-Haushalt und
    Italiens Beitragszahlungen zu blockieren.

    Selbst wenn Brüssel und die EU-Partner bereit sein sollten,
    Italien trotz der Provokationen und Angriffe entgegenzukommen, bleibt
    die Frage, ob die Finanzmärkte auch so viel Geduld haben. Die Stunde
    der Wahrheit kommt mit der Vorlage des Haushaltsentwurfs. Da steht
    dann schwarz auf weiß, was die Regierung plant. Wirtschaftsminister
    Giovanni Tria warnt vor Spekulationen gegen Italien: In diesem Fall
    rechne man auf Unterstützung von außerhalb Europas. Er denkt
    womöglich an China, wo er gerade um Investoren wirbt oder an
    US-Präsident Donald Trump. Auch solche Hilfen hätten aber ihren
    Preis.

    Da setzen manche in der Regierung lieber auf ihren Landsmann,
    EZB-Chef Mario Draghi. Er soll seine Politik des Quantitative Easing
    verlängern und weiter Staatsanleihen aufkaufen. Dann könnten die
    Ratingagenturen Italien nichts anhaben. Dass die Rechnung aufgeht,
    glaubt wohl nur, wer den Kontakt zur Realität verloren hat. Das
    Erwachen könnte bitter sein.

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    Börsen-Zeitung Zunehmend isoliert, Kommentar zu Italien von Gerhard Bläske Italiens Regierung ist nicht einmal hundert Tage im Amt. Doch sie hat schon so viel Porzellan zerschlagen, dass man mit dem Wegkehren nicht nachkommt. Obwohl das hoch verschuldete Land auf ein Entgegenkommen der EU-Partner angewiesen ist, geht es …

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