China-Krise: Die Wirtschaft fällt langsam auseinander - Seite 3
Jetzt kommen die Folgen jahrelanger Stimulation
Währungen mögen im internationalen Kontext starke Waffen sein, aber auf Dauer werden sie sind stumpf und können denjenigen, der sie benutzt, schaden. Der Weg, den die PBOC gewählt hat, ist nämlich nicht ganz ohne Folgen. Denken wir daran, dass die überwiegende Mehrheit der Vermögenswerte in der PBOC-Bilanz aus US-Währungsreserven besteht und daher direkt mit der RMB-Geldmenge verbunden ist. Schrumpfen die Reserven, so muss entweder eine Erhöhung der RMB-Kreditvergabe stattfinden oder ein Rückgang der passiven Bilanzseite. Die Chinesen haben sich für letzteres entschieden, indem sie Banken erlauben, mehr von dem zu verwenden, was bereits eh angesammelt wurde – d.h. für Banken werden die Mindestreserveanforderungen gesenkt (RRR-Senkung).
Die immer zunehmenden RRR-Senkungen (April, Juli, Oktober) senden jedoch gemischte Signale an den Markt. Ohne den Dollarzufluss auf der Aktivseite wird eine solche nackte Expansion (Abbildung 2: Bilanzsumme) als inflationär betrachtet und damit die Währung weiter schwächen. Nicht umsonst, hat jede RRR-Senkung bisher einen Sell-Off im Yuan ausgelöst (Abbildung 3). Eine solche schwache Währung wiederrum bringt die Bilanz der PBOC weiter unter Druck und löst weitere Liquidationen aus, welche die chinesische Regierung in einen wahrlichen Teufelskreis bringt. Wenn die Währung zu schwach wird, bekommen aufgrund der starken Verknüpfung weitere asiatische Länder Probleme. Anschließend würde das globale Wirtschaftswachstum sinken und damit unmittelbar China schaden.
Abbildung 3: Die Abbildung zeigt den Wechselkurs des Yuan gegenüber dem Dollar auf der linken Achse (invertiert) und die Mindestreserveanforderung an chinesische Banken auf der rechten Achse.
Fazit: Aufwärtspotential ist nicht mehr da
Noch verfügen die chinesischen Behörden über ein großes Reservoir an Devisenreserven, die sie verbrennen können, um das Wachstum der Wirtschaft über ihrem natürlichen Trendrhythmus zu halten. Auch hilft der (noch vorhandene) Leistungsbilanzüberschuss. Aber die aktuelle Dollarknappheit und Stärke zwingt die PBOC, eine immer weitere Bandbreite zuzulassen, um angemessen zu reagieren. Das frisst Kapital. Jede neue Runde an stützenden Programme führt dazu, dass die Ressourcen in der Wirtschaft stärker verzerren, die Schuldenlast zunimmt und die Wachstumsraten abnehmen.
Die chinesischen Märkte können eigentlich nur noch durch einen schwachen Dollar „geheilt“ werden. Und der ist mit dem aktuellen Fahrplan der FED weit vom Horizont entfernt (Monthly Markets #5). Es ist also durchaus möglich, dass die aktuellen monetären Bedingungen die letztlich unvermeidliche chinesische Schuldenkrise beschleunigen würden. Dennoch ist es schwierig zu argumentieren, dass diese unmittelbar bevorsteht. Der Zeitpunkt wird kommen, aber aufgrund der immensen Devisenreserven sehen wir China gesundheitstechnisch zwischen Europa und USA.
Monthly Markets #6
Der obige Text ist ein Auszug aus unserem monatlichen Marktbericht. Die vollständige Ausgabe erhalten Sie in unserem monatlichen Monthly Markets Newsletter.
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