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    Börsen-Zeitung  791  0 Kommentare Ein Fall für die Abwicklung? / Kommentar zu den Offerten für die Nord/LB von Bernd Wittkowski

    Frankfurt (ots) - Der ehemalige NRW-Finanzminister Norbert
    Walter-Borjans hat sich unsterblich gemacht, als er 2010 zum Besten
    gab, die WestLB habe einen positiven Wert um 10 Mrd. Euro. Der
    SPD-Mann ist eben eine rheinische Frohnatur. Doch hier schien er es
    ernst zu meinen. Die Endabrechnung der WestLB-Abwicklung für die
    Steuerzahler wird erst in etlichen Jahren vorliegen. Positiv dürfte
    sie kaum ausfallen.

    Realitätsverlust ist unter deutschen Finanzministern offenbar weit
    verbreitet. Der niedersächsische Ressortchef Reinhold Hilbers (CDU),
    zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der Nord/LB, hat sich zwar nicht
    mit weltfremden Bewertungen der Hannoveraner Landesbank aus dem
    Fenster gelehnt. Doch ließ er noch im Frühjahr wissen, das Institut
    sei "weit davon entfernt, ein Sanierungsfall zu sein", habe "akut
    keinen Kapitalbedarf" und sei "kein Übernahmekandidat". Das Szenario
    einer Kapitalstärkung durch das Land Niedersachsen mit anschließendem
    Einstieg von Finanzinvestoren verwies er ins Reich der Fantasie.

    Inzwischen ist es recht einsam um Hilbers und seine Nord/LB
    geworden. Der Kapitalbedarf der Sparkassenzentralbank für
    Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern ist, zumal
    nach dem jüngsten Stresstest, flagrant, nur noch nicht genau
    beziffert. Die Bankenaufsicht wird ihn wohl nicht am unteren Rand
    festsetzen.

    Nun sollen Gebote nur von vier Finanzinvestoren vorliegen. Doch
    die Abgabe des Instituts an einen - ganz wertfrei -
    Profitmaximierer kann nicht der Wunschtraum einer Landesregierung
    sein, für die eine Landesbank ja legitimerweise zum Instrumentarium
    der Wirtschafts-, Struktur- und Förderpolitik gehört. Derweil haben
    die Häuser mit einem denkbaren strategischen Interesse abgesagt:
    Commerzbank, Helaba, zuvor schon die LBBW. Für sie stellt sich die
    Frage, die jüngst auch DZ Bank-Chef Wolfgang Kirsch aufwarf, als er
    auf das Thema angesprochen wurde: "Gibt es etwas, was die Nord/LB
    hat, das ich nicht habe?" Er gab seinem erheiterten Auditorium auch
    gleich eine Antwort: "Schiffe habe ich selbst."

    Sicher wäre das Retailgeschäft der Nord/LB für die Commerzbank
    interessant. Aber muss sie sich nach mühsamem und erfolgreichem Kampf
    gegen eigene Altlasten auch den Rest antun? Und warum soll sich die
    Helaba, der Inbegriff der Risikoaversion, das Großrisiko Nord/LB
    anlachen - ohne Gegenleistung der Alteigentümer? Mit Ablauf der
    Bietungsfrist am Mittwoch ist ein Stützungsfall für die
    Sparkassengruppe nicht unwahrscheinlicher geworden. Und ein
    Abwicklungsszenario auch nicht.

    (Börsen-Zeitung, 29.11.2018)

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