Börsen-Zeitung
Ein Fall für die Abwicklung? / Kommentar zu den Offerten für die Nord/LB von Bernd Wittkowski
Frankfurt (ots) - Der ehemalige NRW-Finanzminister Norbert
Walter-Borjans hat sich unsterblich gemacht, als er 2010 zum Besten
gab, die WestLB habe einen positiven Wert um 10 Mrd. Euro. Der
SPD-Mann ist eben eine rheinische Frohnatur. Doch hier schien er es
ernst zu meinen. Die Endabrechnung der WestLB-Abwicklung für die
Steuerzahler wird erst in etlichen Jahren vorliegen. Positiv dürfte
sie kaum ausfallen.
Realitätsverlust ist unter deutschen Finanzministern offenbar weit
verbreitet. Der niedersächsische Ressortchef Reinhold Hilbers (CDU),
zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der Nord/LB, hat sich zwar nicht
mit weltfremden Bewertungen der Hannoveraner Landesbank aus dem
Fenster gelehnt. Doch ließ er noch im Frühjahr wissen, das Institut
sei "weit davon entfernt, ein Sanierungsfall zu sein", habe "akut
keinen Kapitalbedarf" und sei "kein Übernahmekandidat". Das Szenario
einer Kapitalstärkung durch das Land Niedersachsen mit anschließendem
Einstieg von Finanzinvestoren verwies er ins Reich der Fantasie.
Walter-Borjans hat sich unsterblich gemacht, als er 2010 zum Besten
gab, die WestLB habe einen positiven Wert um 10 Mrd. Euro. Der
SPD-Mann ist eben eine rheinische Frohnatur. Doch hier schien er es
ernst zu meinen. Die Endabrechnung der WestLB-Abwicklung für die
Steuerzahler wird erst in etlichen Jahren vorliegen. Positiv dürfte
sie kaum ausfallen.
Realitätsverlust ist unter deutschen Finanzministern offenbar weit
verbreitet. Der niedersächsische Ressortchef Reinhold Hilbers (CDU),
zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der Nord/LB, hat sich zwar nicht
mit weltfremden Bewertungen der Hannoveraner Landesbank aus dem
Fenster gelehnt. Doch ließ er noch im Frühjahr wissen, das Institut
sei "weit davon entfernt, ein Sanierungsfall zu sein", habe "akut
keinen Kapitalbedarf" und sei "kein Übernahmekandidat". Das Szenario
einer Kapitalstärkung durch das Land Niedersachsen mit anschließendem
Einstieg von Finanzinvestoren verwies er ins Reich der Fantasie.
Inzwischen ist es recht einsam um Hilbers und seine Nord/LB
geworden. Der Kapitalbedarf der Sparkassenzentralbank für
Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern ist, zumal
nach dem jüngsten Stresstest, flagrant, nur noch nicht genau
beziffert. Die Bankenaufsicht wird ihn wohl nicht am unteren Rand
festsetzen.
Nun sollen Gebote nur von vier Finanzinvestoren vorliegen. Doch
die Abgabe des Instituts an einen - ganz wertfrei -
Profitmaximierer kann nicht der Wunschtraum einer Landesregierung
sein, für die eine Landesbank ja legitimerweise zum Instrumentarium
der Wirtschafts-, Struktur- und Förderpolitik gehört. Derweil haben
die Häuser mit einem denkbaren strategischen Interesse abgesagt:
Commerzbank, Helaba, zuvor schon die LBBW. Für sie stellt sich die
Frage, die jüngst auch DZ Bank-Chef Wolfgang Kirsch aufwarf, als er
auf das Thema angesprochen wurde: "Gibt es etwas, was die Nord/LB
hat, das ich nicht habe?" Er gab seinem erheiterten Auditorium auch
gleich eine Antwort: "Schiffe habe ich selbst."
Sicher wäre das Retailgeschäft der Nord/LB für die Commerzbank
interessant. Aber muss sie sich nach mühsamem und erfolgreichem Kampf
gegen eigene Altlasten auch den Rest antun? Und warum soll sich die
Helaba, der Inbegriff der Risikoaversion, das Großrisiko Nord/LB
anlachen - ohne Gegenleistung der Alteigentümer? Mit Ablauf der
Bietungsfrist am Mittwoch ist ein Stützungsfall für die
Sparkassengruppe nicht unwahrscheinlicher geworden. Und ein
Abwicklungsszenario auch nicht.
(Börsen-Zeitung, 29.11.2018)
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geworden. Der Kapitalbedarf der Sparkassenzentralbank für
Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern ist, zumal
nach dem jüngsten Stresstest, flagrant, nur noch nicht genau
beziffert. Die Bankenaufsicht wird ihn wohl nicht am unteren Rand
festsetzen.
Nun sollen Gebote nur von vier Finanzinvestoren vorliegen. Doch
die Abgabe des Instituts an einen - ganz wertfrei -
Profitmaximierer kann nicht der Wunschtraum einer Landesregierung
sein, für die eine Landesbank ja legitimerweise zum Instrumentarium
der Wirtschafts-, Struktur- und Förderpolitik gehört. Derweil haben
die Häuser mit einem denkbaren strategischen Interesse abgesagt:
Commerzbank, Helaba, zuvor schon die LBBW. Für sie stellt sich die
Frage, die jüngst auch DZ Bank-Chef Wolfgang Kirsch aufwarf, als er
auf das Thema angesprochen wurde: "Gibt es etwas, was die Nord/LB
hat, das ich nicht habe?" Er gab seinem erheiterten Auditorium auch
gleich eine Antwort: "Schiffe habe ich selbst."
Sicher wäre das Retailgeschäft der Nord/LB für die Commerzbank
interessant. Aber muss sie sich nach mühsamem und erfolgreichem Kampf
gegen eigene Altlasten auch den Rest antun? Und warum soll sich die
Helaba, der Inbegriff der Risikoaversion, das Großrisiko Nord/LB
anlachen - ohne Gegenleistung der Alteigentümer? Mit Ablauf der
Bietungsfrist am Mittwoch ist ein Stützungsfall für die
Sparkassengruppe nicht unwahrscheinlicher geworden. Und ein
Abwicklungsszenario auch nicht.
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