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    Börsen-Zeitung  546  0 Kommentare Auf dem Präsentierteller / Kommentar zur Entwicklung bei Wirecard von Bernd Neubacher

    Frankfurt (ots) - Wirecard lässt die Rekorde purzeln: Ende
    September erst stieg der Zahlungsabwickler als erstes Fintech in den
    Dax 30 auf - keine fünf Monate später ist er der erste
    Einzelwert, für den die Bundesanstalt für
    Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) ein Leerverkaufsverbot verfügt.
    In den Jahren 2008 und 2010 musste sich noch die Finanzkrise bzw. die
    Staatsschuldenkrise ereignen, um mit Blick auf Finanzwerte und später
    auch Staatsanleihen der Euro-Länder sowie entsprechende
    Kreditausfallderivate ähnliche Eingriffe zu rechtfertigen. Gestern
    reichten Aktivitäten von Shortsellern aus, damit Deutschlands und
    auch Europas Marktaufsicht unisono "eine ernst zu nehmende Bedrohung
    für das Marktvertrauen in Deutschland" diagnostizieren. Unterminieren
    nicht eher die Aufseher das Vertrauen in den Markt und konkret in
    Wirecard, wenn sie die Titel der Gesellschaft aus Aschheim als
    einzige von einer gängigen Usance ausnehmen? Wäre dem öffentlichen
    Interesse nicht eher gedient, wenn die Aufseher etwaige
    Manipulationen im Handel mit Wirecard wie bei ähnlichen Attacken in
    der Vergangenheit zügig zur Anzeige brächten und alles Weitere den
    Strafverfolgungsbehörden überließen?

    2008 und 2010 stand der Finanzsektor bzw. die Eurozone am Abgrund.
    Im Fall Wirecard kann davon keine Rede sein. Allerdings bietet sich
    der Dax-Neuling mit dem Unvermögen, sein Geschäftsmodell zu erklären,
    und hoher Intransparenz Leerverkäufern auf den Präsentierteller an.
    In keinem anderen der 30 Dax-Werte könnten daher die von der
    "Financial Times" erhobenen Vorwürfe des Betrugs und der Geldwäsche
    derartige Kurskapriolen nach sich ziehen. Auch dies lässt sich als
    Signal des Marktes lesen. Demnach war das Marktvertrauen von
    vornherein fragil, die Short-Attacken haben dies nur zutage gefördert
    und das Misstrauen potenziert. "Wenn man sich dem Markt stellt,
    entsteht ein wirklich starkes Unternehmen", sagte Wirecard-Chef
    Markus Braun vor wenigen Wochen der Börsen-Zeitung. Nach dieser
    Maxime sollte er auch handeln.

    Die Fehde mit dem britischen Finanzblatt ist derweil so weit
    fortgeschritten, dass eine der beiden Seiten das Gesicht verlieren
    dürfte: die Zeitung, weil sie ihre Darstellung nicht
    aufrechterhalten kann, oder das gegen das Blatt klagende Fintech,
    weil die von ihm ausgemachten falschen Falschbehauptungen wahr sind.
    Dann hätte sich der einzige verbliebene deutsche Börsenstar unter den
    Finanzwerten ohne Not selbst entleibt, ohne dass die BaFin ihm würde
    helfen können.

    (Börsen-Zeitung, 19.02.2019)

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