EZB und Nullzinsen – kein Weg am DAX vorbei - Seite 2
Erreichung des Inflationsziels dürfte sich verzögern
Die Entscheidung des EZB-Rats, bereits im März neue TLTROs anzukündigen, dürfte nicht nur mit der signifikanten Kürzung der Wachstumsprognose für dieses Jahr zusammenhängen, sondern auch mit der Einschätzung, dass die „Risiken für die Wachstumsaussichten im Euroraum nach wie vor nach unten gerichtet“ sind. Obwohl die EZB die Rezessionswahrscheinlichkeit als „sehr niedrig“ einschätzt, geht sie in ihren Prognosen nun von einem längeren Zeitraum aus, in dem das BIP-Wachstum unter dem Potenzialwachstum bleiben wird. Die sich dadurch ergebende Produktionslücke könnte wiederum die Erreichung des Inflationsziels verzögern.
Entsprechend niedriger fallen die Inflationsprognosen der EZB aus. So wurden die Projektionen für die Kernrate 2019 bis 2021 um jeweils 0,2 Prozentpunkte gesenkt. Ähnlich deutlich haben die Notenbank-Experten ihre Projektionen für die gesamte Inflationsrate zurückgenommen, so dass die EZB ihren Zielwert von knapp 2 Prozent über den gesamten Prognosehorizont nicht erreicht. Selbst im vierten Quartal 2021 erwartet die Notenbank lediglich einen Wert von 1,6 Prozent. Das Ziel der Preisstabilität dürfte also bestenfalls erst 2022 erreicht werden, also ein Jahr später als ursprünglich anvisiert.
EZB-Prognosen für den Euroraum vom März 2019
(in Klammer: EZB-Prognosen von Dezember 2018)
2019 | 2020 | 2021 | |
---|---|---|---|
BIP-Wachstum in % | 1,1 (1,8) | 1,6 (1.7) | 1,5 (1,5) |
Inflation in % (HCPI) | 1,2 (1,6) | 1,5 ( 1,7) | 1,6 (1,8) |
Kernrate in %
(HCIP ex Energy and Food) |
1,2 (1,4) | 1,4 (1,6) | 1,6 (1,8) |
Quelle: ECB staff macroeconomic projections for the euro area, March 2019
Bislang gingen wir davon aus, dass die EZB den Einlagenzins wahrscheinlich nach dem Sommer 2019 erhöhen wird. Die neuen Projektionen der EZB machen eine Anpassung unseres Szenarios notwendig. Wir gehen nunmehr davon aus, dass die Notenbank erst dann einen Zinserhöhungszyklus einleiten wird, wenn sich die Inflationsrate wieder nachhaltig in Richtung des Inflationsziels nach oben entwickelt und die EZB wieder zu einer weitgehend ausgewogenen Einschätzung für die Wirtschaftsentwicklung im Euroraum kommt.
Zinswende: Vermutlich nicht vor 2021
Angesichts der Gefahr, dass sich die Wirtschaft im Euroraum auf absehbare Zeit nicht nennenswert erholt, wovon mit Blick auf eine sich eintrübende US-Konjunktur sowie einer nachlassenden Weltwirtschaft auszugehen ist, gehen wir davon aus, dass die EZB die Einlagenfazilität (aktuell: -0,4 Prozent) – wenn überhaupt – erst im ersten Quartal 2021 um 15 Basispunkte erhöhen wird. Was das weitere Timing betrifft, erwarten wir, dass drei Monate später, im Juni 2021, sowohl der Einlagenzins, der Hauptrefinanzierungszins (Leitzins) als auch die Spitzenrefinanzierungsfazilität um 25 Basispunkte angehoben werden. Weitere Zinsschritte um 0,25 Basispunkte könnten dann halbjährlich erfolgen. In diesem Szenario würde der Hauptrefinanzierungszins im Dezember 2022 bei 1,00 Prozent, der Einlagenzins bei 0,75 Prozent und die Spitzenrefinanzierungsfazilität bei 1,25 Prozent liegen. Wir denken, dass dieser Zeitraum und diese Niveaus der EZB genügend Spielraum geben werden, eine Strategie zu entwickeln, die Bilanzsumme abzubauen.”
Quelle: Citi, eigene