Höchste Zeit / Kommentar zur Staatshilfe für die Lufthansa von Lisa Schmelzer
Frankfurt (ots) - Die Lufthansa sah sich in der Nacht von Mittwoch auf
Donnerstag genötigt, per Ad-hoc-Mitteilung über den Stand ihrer Verhandlungen
mit der Bundesregierung zu berichten. Denn die Spekulationen über den Stand und
den Inhalt der Gespräche waren ins Kraut geschossen, das sorgte für Unruhe bei
Investoren, Mitarbeitern und Kunden. Nun ist klar, dass die Verhandlungen zwar
weit fortgeschritten, aber noch nicht zu einem Ende gebracht sind.
Dabei ist es höchste Zeit für eine Einigung. Woche für Woche verbrennt die
Airline rund 200 Mill. Euro Cash, die liquiden Mittel dürften nicht mehr sehr
viel länger als bis Ende Juni reichen. Für die avisierte Kapitalerhöhung braucht
es allerdings die Zustimmung durch eine außerordentliche Hauptversammlung mit
einer Einladungsfrist von vier Wochen. Vorausgesetzt, Vorstand und Aufsichtsrat
stimmen den Vorschlägen aus Berlin zu, könnte diese Einladung im Laufe der
nächsten Woche rausgehen, die Hauptversammlung würde dann wohl in der Woche vom
22. Juni stattfinden. Die nun bestätigten Eckpunkte der Abmachung zwischen
Lufthansa und Bundesregierung im Volumen von bis zu 9 Mrd. Euro zeigen eine
Konstruktion, mit der das Unternehmen und seine Führung gut leben könnten. Eine
Sperrminorität wird nur angestrebt, und die damit verbundenen Stimmrechte werden
nur ausgeübt, wenn eine feindliche Übernahme zu befürchten ist - was wohl im
Klartext heißt, dann, wenn beispielsweise Hedgefonds versuchen, Zugriff auf die
finanziellen Mittel zu bekommen. Ein Schutzmechanismus gegen einen solchen
Angriff ist auch im Sinne der Lufthansa und ihrer Aktionäre.
Der Einstieg zum Nennwert der Aktie - oder sogar darunter und damit auf alle
Fälle deutlich unter dem aktuellen Aktienkurs von 8,36 Euro - ist zwar aus Sicht
der Investoren wegen des Verwässerungseffekts ärgerlich. Würde die Lufthansa
ohne Staatshilfe indes insolvent oder würde sie sich - wie bereits angedroht -
in ein Schutzschirmverfahren flüchten, gingen die Anleger leer aus.
Zwei Aufsichtsräte sollen in das Kontrollgremium einziehen, "in Abstimmung mit
der Bundesregierung". Das müssen keine Politiker sein - als Vorbild gilt Airbus,
wo das Unternehmen das Vorschlagsrecht hat. Dort ist ebenfalls in Abstimmung mit
der Bundesregierung der ehemalige Lufthansa-CFO und Ex-Haniel-Chef Stephan
Gemkow in den Aufsichtsrat eingerückt. Vor diesem Hintergrund sind Sorgen, ein
möglicher Einfluss der SPD würde die Position der Arbeitnehmervertreter stärken,
unbegründet. Nun muss der Deal nur noch rechtzeitig gelingen.
(Börsen-Zeitung, 22.05.2020)
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Donnerstag genötigt, per Ad-hoc-Mitteilung über den Stand ihrer Verhandlungen
mit der Bundesregierung zu berichten. Denn die Spekulationen über den Stand und
den Inhalt der Gespräche waren ins Kraut geschossen, das sorgte für Unruhe bei
Investoren, Mitarbeitern und Kunden. Nun ist klar, dass die Verhandlungen zwar
weit fortgeschritten, aber noch nicht zu einem Ende gebracht sind.
Dabei ist es höchste Zeit für eine Einigung. Woche für Woche verbrennt die
Airline rund 200 Mill. Euro Cash, die liquiden Mittel dürften nicht mehr sehr
viel länger als bis Ende Juni reichen. Für die avisierte Kapitalerhöhung braucht
es allerdings die Zustimmung durch eine außerordentliche Hauptversammlung mit
einer Einladungsfrist von vier Wochen. Vorausgesetzt, Vorstand und Aufsichtsrat
stimmen den Vorschlägen aus Berlin zu, könnte diese Einladung im Laufe der
nächsten Woche rausgehen, die Hauptversammlung würde dann wohl in der Woche vom
22. Juni stattfinden. Die nun bestätigten Eckpunkte der Abmachung zwischen
Lufthansa und Bundesregierung im Volumen von bis zu 9 Mrd. Euro zeigen eine
Konstruktion, mit der das Unternehmen und seine Führung gut leben könnten. Eine
Sperrminorität wird nur angestrebt, und die damit verbundenen Stimmrechte werden
nur ausgeübt, wenn eine feindliche Übernahme zu befürchten ist - was wohl im
Klartext heißt, dann, wenn beispielsweise Hedgefonds versuchen, Zugriff auf die
finanziellen Mittel zu bekommen. Ein Schutzmechanismus gegen einen solchen
Angriff ist auch im Sinne der Lufthansa und ihrer Aktionäre.
Der Einstieg zum Nennwert der Aktie - oder sogar darunter und damit auf alle
Fälle deutlich unter dem aktuellen Aktienkurs von 8,36 Euro - ist zwar aus Sicht
der Investoren wegen des Verwässerungseffekts ärgerlich. Würde die Lufthansa
ohne Staatshilfe indes insolvent oder würde sie sich - wie bereits angedroht -
in ein Schutzschirmverfahren flüchten, gingen die Anleger leer aus.
Zwei Aufsichtsräte sollen in das Kontrollgremium einziehen, "in Abstimmung mit
der Bundesregierung". Das müssen keine Politiker sein - als Vorbild gilt Airbus,
wo das Unternehmen das Vorschlagsrecht hat. Dort ist ebenfalls in Abstimmung mit
der Bundesregierung der ehemalige Lufthansa-CFO und Ex-Haniel-Chef Stephan
Gemkow in den Aufsichtsrat eingerückt. Vor diesem Hintergrund sind Sorgen, ein
möglicher Einfluss der SPD würde die Position der Arbeitnehmervertreter stärken,
unbegründet. Nun muss der Deal nur noch rechtzeitig gelingen.
(Börsen-Zeitung, 22.05.2020)
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