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     2075  0 Kommentare Nervosität wächst

    Nachdem es gestern im Vorfeld der Öffnung der amerikanischen Börsen und auch noch in den ersten beiden Handelsstunden reichlich übel für die Bullen aussah, endete die Sitzung nahezu unverändert gegenüber dem Vortag. Ganz ordentliche intraday-Gewinne wurden allerdings fast vollständig abgegeben.

    Makrodaten sorgten wieder für leichte Konjunkturphantasie. Es hatte sich Pessimismus breit gemacht, nachdem die Verbraucherausgaben im Monatsvergleich zuletzt so stark gefallen waren wie seit September 2001 nicht mehr und umgekehrt die Einkommen so langsam gestiegen waren, dass man schon mehr als zwölf Monate zurück schauen muss, um einen niedrigeren Monatszuwachs zu finden. Vor dem Hintergrund historisch niedriger Zinsen und einer mit Hochdruck laufenden Notenpresse wahrlich kein gutes Zeichen. Da stimmte es wieder versöhnlicher, dass gestern die Industrieaufträge mit einem Monatszuwachs von 0,7 Prozent gemeldet wurden. Das lag im Rahmen der Erwartungen und überstieg den im Vormonat erreichten Wert von 0,4 Prozent deutlich. Außerdem stieg der ISM Dienstleistungsindex nach zuvor 59,9 auf nun 64,8. Hier hatte man einen Bereich von 61,0 bis 63,0 prognostiziert. Es scheint momentan (wieder) so, als ob die Konjunktur-Stimmung besser ist als die Lage.

    Der Ölpreis dürfte aber gestern den hauptsächlichen Beitrag für die kurzfristige Verbesserung der Stimmung an den Aktienmärkten geleistet haben. Der maßgebliche Future fiel zeitweise um 1,4 Prozent. Heute morgen versucht er den Rebound. Die Märkte sind an diesem Punkt zur Zeit außerordentlich sensibel. Jede kleine Meldung wird aufgebauscht, die Reaktionen sind überzogen. Ich werte das als weiteres Anzeichen, dass der Ölpreis nicht mehr viel Entwicklungspotenzial hat.

    Der Dollar tauchte gestern kurz unter die kritische Marke von 1,20 gegenüber dem Euro, was die Aktienmärkte sofort mit Abschlägen beschieden. Dann legte die amerikanische Währung aber den Rückwärtsgang ein und bewegt sich seither oberhalb von 1,2050. Drei-Monatsgeld notiert weiterhin nicht weit unterhalb von 1,5 Prozent und signalisiert damit die Erwartung eines weiteren kleinen Leitzinsschritts der Fed. Die amerikanische Zinskurve ist am langen Ende zuletzt wieder deutlich steiler geworden, so dass das von hier um den 26. Juli herum ausgehende, für die Aktienkurse positive Signal am 2. August revidiert wurde. Ein neuer Versuch ist nicht aus der Welt.
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    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
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