Bedenken über Wachstum des TK-Equipments mehren sich

Die Zukunft ist glänzend: Der Markt für das Equipment optischer TK-Netze soll bis zum Jahre 2004 auf 45 Mrd. Dollar wachsen. Das sagt eine Studie des Marktforschungsunternehmens RHK. Andere Analysten kommen zu ähnlichen Resultaten.

Die Gegenwart aber ist trist: Erst heute wurden die Aktien von Cisco, Juniper Networks und Redback Networks durch Morgan Stanley zurückgestuft. Natürlich weiten sich die Kursverluste der letzten Wochen daraufhin aus: Viele Aktien aus diesem Bereich stehen schon in Sichtweite ihres 52-Wochentiefs, alle sind entsprechend deutlich von ihren Hochs entfernt.

Der Grund: Kurzfristig wird tatsächlich ein schwächerer Bedarf an Equipment erwartet. Was "schwächer“ heisst, kann alles sein zwischen abnehmendem und negativem Wachstum. Die letzten Zahlen von Cisco, wie schon zuvor die von Nortel Networks, wurden nach Hinweisen auf einen solchen Ausblick hin gründlich abgeklopft. Natürlich wurde man fündig: Bei Cisco war es der Plan des Netzwerkgiganten, sein Eingangslager wieder auf übliche Bestände zurückzufahren.

In einer solchen Situation sind hochbewertete Aktien besonders gefährdet. Wenn der Markt ihnen nicht mehr den Raum zum Wachstum gibt, der die Hoffnung künftiger Größe rechtfertigt, müssen sie sich an üblichen fundamentalen Kennzahlen messen.

Bei der Aktie von Corvis (CORV) ist das besonders offensichtlich. Das Unternehmen produziert fiberoptische Switches, mit denen im Weitverkehrsnetz Verbindungen für den Transport hergestellt und die Weiterleitung der Datenströme bewirkt werden. Als das Unternehmen im Juli an die Börse ging, hatte es keinen zahlenden Kunden, dafür aber ein Portfolio geheimer Produkte. Investoren sprangen förmlich in die Aktie hinein, witterten sie doch die wieder einmal allerletzte Möglichkeit, früh dabei zu sein.

Kürzlich wurde bekannt, dass Broadwing Communications nun tatsächlich Anlagen von Corvis kauft, während Williams Communications und Qwest Communications International weiterhin lediglich testen. Der Umsatz mit Broadwing könnte in diesem Jahr noch auf 200 Mio. Dollar kommen.

Bedingt auch durch offenbar gegenstandslose Gerüchte, das Unternehmen hätte einen großen Kunden verloren, verlor die Corvis-Aktie am letzten Donnesrtag 18, am Tage darauf nochmals 14 Prozent und liegt aktuell mit minus 12,8 Prozent auf 29-3/16 Dollar auf einem neuen Tief. Aber auch die Aktie von Nortel hat am letzten Freitag ein neues 52-Wochentief markiert, kann sich davon aber heute mit plus 3,3 Prozent auf 35-1/8 Dollar wieder deutlich absetzen. Und Cisco tendiert mit minus 2 Prozent auf 51-11/16 Dollar weiter unter dem Stand zu Jahresanfang. Die Aktie von Juniper verliert aufgrund der heutigen Abstufung drastisch: Sie fällt um 17 Prozent auf 127 15/16 Dollar. Ihr aktuelles KGV kommt auf 532. Das von Cisco beträgt 129, das von Wettbewerber Foundry Networks liest sich mit 91 schon fast günstig.

Die Bedenken über einen allgemeinen Abschwung beim Ausbau der TK-Netze bringt Netzwerkbetreiber, TK-Service Anbieter und Equipment-Hersteller gleichermassen unter Druck. Sinkende Gewinne aus dem TK-Geschäft ergeben zusammen mit einer geringer als erwarteten Nachfrage und schwierigerem Kapitalmarkt eine gefährliche Mischung.

Besonders prekär ist die Lage für einige lokale TK-Gesellschaften, die versuchen müssen, sich durch moderne Dienstangebote von den regionalen "Baby-Bells" abzugrenzen. Vermehrt stellt sich die Frage, ob sie in der Lage sein werden, die benötigte Infrastruktur zu finanzieren. Ähnliche Schwierigkeiten werden auch bei Gesellschaften gesehen, die Breitband Internet-Zugang anbieten. Und schließlich scheint manches Geschäft der Equipmenthersteller durch Ausreichung von Krediten an ihre Kunden finanziert worden zu sein. Die könnten sich zusätzlich belastend auswirken.



Redback Networks
Nortel Networks