Speichersektor unter Beschuss

Ausgelöst durch eine Abstufung von EMC147134, haben sich Investoren wohl die Bewertung der in diesem Bereich aktiven Unternehmen angesehen. Anscheinend sind sie dabei zu dem Schluss gekommen, dass sich hier in besonderem Maße Abwertungsgefahr verbirgt und verkaufen die entsprechenden Aktien.

Nachdem sich die EMC-Aktie bis in den Dezember auf hohem Niveau halten konnte, verlor sie zwischenzeitlich ein Drittel ihres Wertes – heute allein 13%. Der Anbieter von großen, redundanten Speichersystemen ist der Börse aktuell 145 Mrd.$ wert. Das KGV auf Basis der letzten vier Quartale liegt bei über 100.

Auch andere Aktien dieses Bereich geben kräftig ab. So verlieren die Anbieter von Host-Bus Adaptern und anderer Speicherperipherie, und JNI 12 und 19 %. Ihre Marktkapitalisierungen kommen auf 5,6, bzw. 0,5 Mrd.$ bei aktuellen KGVs von knapp 160, bzw. 70.

Der mit 18 Mrd.$ kapitalisierte Hersteller von auf Speicherapplikationen bezogenen dedizierten Servern Network Appliance muss eine Kurseinbuße von fast 20% hinnehmen. Auch hier sprach Robertson Stephens heute eine Abwertung aus. Die NTAP-Aktie ist mit einem aktuellen KGV von knapp 280 ausgestattet.

Der Anbieter von Fiberchannel Switches Brocade verliert 20%, obwohl das Management erst am Wochenende ehrgeizige Ausblicke bekräftigt hat 147179. Das Unternehmen ist an der Börse mit knapp 19 Mrd.$ bewertet und kommt auf ein aktuelles KGV von mehr als 320.

Der im Netzwerkspeicher-Bereich tätige große Dienstleister CNT, der u.a. Produkte der deutschen Pandatel einsetzt, verliert über 20%. Die Marktkapitalisierung von knapp 800 Mio.$ ist bei einem geplanten Jahresumsatz 2001 von etwa 220 Mio.$ nicht auffällig hoch. Jedoch gibt auch hier das aktuelle KGV von 100 zu denken.

Der Hersteller von Chips für SAN-Anwendungen (Storage Area Network) und darauf basierenden Hardware-Modulen Qlogic verliert 10%. Seine Börsenbewertung kommt auf 6,5 Mrd. $. Das aktuelle KGV errechnet sich zu 120.

Das hier verwendete aktuelle KGV ist in "normalen Zeiten" sicher weniger relevant, da es keinerlei Zukunftskomponente beinhaltet. Wenn aber genau die Zukunft, nämlich das Wachstumspotenzial, auf dem Prüfstand steht, fällt das Augenmerk wieder stärker auf gegenwartsbezogene Kennzahlen.

Die heute vollzogenen Abwertungen zahlreicher Aktien des Netzwerk-Speicherbereichs wurden denn auch mit den im Zuge der sich abschwächenden US-Konjunktur unsicheren Zukunftsaussichten begründet, der sich auch die Aktien des Netzwerkspeicher-Segments nicht entziehen könnten.

Selbst wenn man unterstellt, dass die für die Branche prognostizierten Zuwachsraten von jährlich 50% auf Sicht einiger Jahre tatsächlich eintreten, haben verschiedene Aktien dieses Bereichs bereits ein anspruchsvolles Bewertungniveau erreicht. Da sich Werte wie etwa Brocade im Crash-Jahr 2000 sehr gut geschlagen haben, liegt es für deren Anleger angesichts einer ungewissen Zukunft nahe, Gewinne sicher zu stellen.