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     294  0 Kommentare Eine Frage des Geldes, Kommentar zum G7-Treffen von Mark Schrörs

    Frankfurt (ots) - Der Impuls ist menschlich, er­go: verständlich. Russland soll
    für den von ihm angezettelten Krieg in der Ukraine zahlen und den anstehenden
    Wiederaufbau des Landes mitfinanzieren. Warum also nicht gleich das
    Auslandsvermögen der russischen Zentralbank, das der Westen eingefroren hat,
    kurzerhand beschlagnahmen und für einen Wiederaufbaufonds nutzen? Von 300 Mrd.
    Dollar ist da die Rede. Verständlich heißt aber nicht immer auch klug: Ein
    solcher Schritt bringt nicht nur erhebliche rechtliche Fallstricke mit sich. Er
    birgt auch enorme Risiken für das globale Finanzsystem. Die sollte man zumindest
    nicht leichtfertig eingehen.

    Das Einfrieren der russischen Devisenreserven im Ausland ist die vielleicht
    schärfste Sanktion im Bereich des Finanzsektors - schärfer noch als der
    (Teil-)Ausschluss russischer Banken aus dem Zahlungsinformationsnetzwerk Swift.
    Mit einem Schlag war Russland - zur Überraschung aller - seines wichtigsten
    Instruments beraubt, um am Devisenmarkt den Rubel zu stützen. Ein Novum in der
    Finanzgeschichte und der Zentralbankenkooperation, das politisch gerechtfertigt
    und noch verhältnismäßig erschien - das aber Risiken birgt. Eine Beschlagnahmung
    der Gelder würde diese um ein Vielfaches potenzieren.

    Mehr noch als bei einer Enteignung russischer Oligarchen lauern bei einer
    Beschlagnahmung der Devisenreserven viele juristische Probleme. Viele Ex­perten
    sehen jedenfalls weder im Europa- noch im Völkerrecht eine Rechtsgrundlage für
    einen solchen Schritt. Die Souveränität der Staaten ist ein Grundpfeiler des
    Völkerrechts - und letztlich handelt es sich um Staatsvermögen Russlands. Nicht
    zufällig betont US-Fi­nanzministerin Janet Yellen, dass eine Beschlagnahmung in
    den USA derzeit nicht legal sei. Darüber dürfen die Befürworter nicht
    hinweggehen. Russlands Präsident Wladimir Putin dürfte eine solche Eskalation
    des Wirtschafts- und Finanzkriegs auch nicht unbeantwortet lassen. Und so schwer
    es aktuell vorstellbar erscheint: Nach dem Krieg ist irgendwann auch wieder eine
    (wirtschaftliche) Zu­sammenarbeit nötig.

    Noch wichtiger: Eine solche De-facto-Enteignung dürfte die Bestrebungen von
    Ländern wie Russland oder China, ein alternatives Finanzsystem zur be­stehenden
    globalen Finanz­architektur aufzubauen, deutlich vorantreiben. Damit erhöhte
    sich die Anfälligkeit des Finanzsystems für Krisen erheblich. Zudem würde die
    Fragmentierung der Weltwirtschaft in geopolitische Blöcke forciert - mit der
    Folge hoher ökonomischer (Anpassungs-)Kosten. Daran kann auf Dauer niemandem
    wirklich gelegen sein.

    Pressekontakt:

    Börsen-Zeitung
    Redaktion

    Telefon: 069--2732-0
    www.boersen-zeitung.de

    Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/30377/5227119
    OTS: Börsen-Zeitung



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