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     2086  0 Kommentare Delisten, was geht!

    In den USA hat sich klammheimlich an den Börsen in interessanter Trend etabliert: Beteiligungsgesellschaften kaufen vermehrt etablierte IT- und Elektronikfirmen auf – und nehmen sie von der Börse. Während es hierzulande in geringem Masse eher Klein- und Mittelstandsunternehmen betrifft, gingen in diesem Jahr in New York gleich mehrere Mrd.-Deals von echten Branchenschwergewichten über die Bühne: Geac Computer (1 Mrd. USD), Agilent Chips (2,7 Mrd. USD), Doubleclick (1,1 Mrd. USD), Sungard Data (11 Mrd. USD), Enterasys (390 Mio. USD), Frontrange (200 Mio. USD) und erst vor wenigen Wochen Serena Software (1,2 Mrd. USD).

    Ein Wort, das stets im Zusammenhang mit der Reprivatisierung fällt, ist »unterbewertet«. Meist wird die Schuld an der Kursmisere bei den Investoren gesucht, die sich nicht für die Story eines Unternehmens begeistern können. Auch Kleinaktionäre sind für Werte aus dem IT-Infrastruktursegment nur schwer zu erwärmen, weil ihr Geschäftsmodell komplex und nicht leicht zu verstehen ist. Aber vor allem zeigt es Ihnen auf: Viele Firmen aus dem Hightech-Segment sind wirklich unterbewertet. Die US-Hightech-Börse Nasdaq lief denn auch bedeutend besser als der Dow Jones.

    In Deutschland hatten wir dieses Jahr eine gegensätzliche Entwicklung: Dax, Sdax und Mdax liefen besser als TecDax. Ich schätze aber, dass wir hierzulande nächstes Jahr umgekehrte Vorzeichen sehen. Nur zwei, drei Reprivatisierungen wie in den USA – und die Post geht ab.

    Die US-Private-Equity-Unternehmen haben bei ihrem Vorgehen ein ungemein populäres Erfolgserlebnis der jüngeren Vergangenheit: Der Festplattenlaufwerkshersteller Seagate Technology wurde im Jahr 2000 mit dem Kapital der Investoren von Silver Lake reprivatisiert, und nach einer Restrukturierung und Sanierung Ende 2002 wieder an die Börse gebracht. In dem Going-Private-Zeitraum wurden Software-Unternehmensanteile herausgelöst und separat mit hohen Gewinnen verkauft. Für Silver Lake soll ein Mrd.-Gewinn herausgesprungen sein. Übrig blieb ein schlanker und schlagkräftiger Konzern, der sich nur noch auf das Kerngeschäft fokussierte – und heute in diesem Segment der Marktführer ist. (Seagate ist übrigens auch in dem neuen Storage-Aktien-Zertifikat – WKN: DR0FN3, ISIN: DE000DR0FN35 – enthalten, das die Dresdner Bank in Zusammenarbeit mit mir aufgelegt hat.)

    Für Anleger ist ein Going-Private selten lukrativ. Der Premium-Aufschlag, den die Beteiligungsgesellschaften auf den letzten Aktienkurs zahlen, liegt kaum bei mehr als 10%. Wenn Sie trotzdem spekulieren wollen: In den USA geht schon länger das Gerücht um, dass Sun Microsystems ein typischer Kandidat wäre: zu viele Produkte, zu viele Technologien, zu viele Beteiligungen. Wie üblich soll auch hier die Summe der Einzelteile mehr Wert sein als das Ganze an der Börse.

    Herzlichst
    Ihr Engelbert Hörmannsdorfer


    E. Hörmannsdorfer
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    Engelbert Hörmannsdorfer ist Chefredakteur und gemeinsam mit der BörseGo GmbH Herausgeber des Börsenbriefs BetaFaktor.info (http://www.betafaktor.info).
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    Verfasst von 2Engelbert Hörmannsdorfer
    Delisten, was geht! In den USA hat sich klammheimlich an den Börsen in interessanter Trend etabliert: Beteiligungsgesellschaften kaufen vermehrt etablierte IT- und Elektronikfirmen auf – und nehmen sie von der Börse. Während es hierzulande in geringem Masse eher …

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