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    Jeder Deutsche verliert 2.600 Euro durch Energiekrise in Folge des Ukrainekriegs / Sendetermin  121  0 Kommentare "Panorama" am Donnerstag, 18. April, um 21.45 Uhr im Ersten

    Hamburg (ots) - Nach einer Berechnung der Hans-Böckler-Stiftung für das ARD
    Magazin "Panorama" (NDR) verliert jeder Deutsche im Schnitt etwa 2.600 Euro pro
    Jahr durch die Energiekrise in Folge von Putins Angriffskrieg in der Ukraine.
    Damit schrumpft das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) durch die Kriegsfolgen
    deutlich stärker als das anderer Länder, so Professor Sebastian Dullien,
    Wirtschaftswissenschaftler der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung.
    Deutschland hat demnach fünf Prozent seines BIPs verloren. Umgerechnet ergibt
    das 2.600 Euro pro Kopf. In Schweden sind es 1.700 Euro, in Italien 230 Euro.
    Der Durchschnitt im EU-Raum liegt bei etwa 880 Euro. Die Verluste für Deutsche
    sind damit im Schnitt fast dreimal so hoch wie die anderer Bürgerinnen und
    Bürger.

    Um diese Zahlen zu ermitteln, hat Professor Dullien als Grundlage die Schätzung
    des Internationalen Währungsfonds aus dem Herbst 2021 für das
    Bruttoinlandsprodukt für die Jahre bis 2024 genommen. Diese Schätzung war die
    letzte vor der Ukraine-Invasion und dem Energiepreisanstieg, der schon im Winter
    2021 begann, als Russland begann, weniger Gas zu liefern. Dieses damals
    erwartete BIP hat Dullien mit der aktuellen Schätzung (Januar 2024) des BIPs für
    2024 verglichen. Die Differenz kann man grob als Folge der Ukraine-Invasion
    betrachten, weil diese die größte Veränderung der Rahmendaten seit 2021 ist.

    "Deutschland hat ein paar strukturelle Charakteristika, die es besonders
    verwundbar gemacht haben", sagt Professor Dullien: "Wir haben einen sehr großen
    Industriesektor. Das heißt, wir verbrauchen viel Energie. Zweitens: Sehr viel
    dieser Energie kam in Form von Gas aus Russland. Und drittens hat die deutsche
    Bundesregierung relativ spät eingegriffen in die Gasmärkte." In der Summe ergebe
    sich daraus eine besonders starke Belastung für Deutschland.

    Ließe sich der Verlust also ausgleichen, indem Deutschland wieder in großem Stil
    Gas aus Russland kauft, wie von einigen Parteien wie dem Bündnis Sarah
    Wagenknecht und der AfD gefordert wird? Sarah Wagenknecht sagt, es gebe zu
    russischem Gas "keine realistische Alternative, die sich auf einem ähnlichen
    Preislevel bewegt". Der energiepolitische Sprecher der AfD Steffen Kotré sagt,
    Russland liefere "preiswertes Gas für unsere Wirtschaft. Die haben uns nie im
    Stich gelassen. Es gab keinerlei Einfluss auf die Politik".

    Recherchen zeigen aber: Es würde der deutschen Wirtschaft nur wenig helfen, wenn
    Deutschland wieder Gas aus Russland beziehen würde.

    Österreich etwa bezieht bis heute umfangreich Pipeline-Gas aus Russland. Im
    Januar 2024 kam sogar 97 Prozent des Rohstoffs per Pipeline aus Russland, im
    Februar waren es immer noch 87 Prozent. Billig ist das Gas dort dennoch nicht.
    Laut dem Preismonitor des Instituts für Höhere Studien (IHS) ist der Gaspreis
    für Endkunden in Österreich in den vergangenen Jahren sogar stärker gestiegen
    als in Deutschland. Und: Das gilt auch für die absoluten Preise. In Österreich
    ist Gas sogar teurer als in Deutschland. In Deutschland liegt der Gaspreis für
    Verbraucher 2024 bei etwa 9 Cent pro kWh, in Österreich bei etwa 12 Cent. Bei
    einem Jahresverbrauch von 20.000 kWh zahlt ein Haushalt in Deutschland etwa 1800
    Euro, in Österreich 2.400 Euro im Jahr. (Quelle: HEPI, energypriceindex.com,
    Werte gerundet).

    Viele Gasmarkthändler und Ökonomen glauben zudem, dass eine Rückkehr zu
    russischem Gas Deutschlands Industrie eher schwächen würde und ein
    Standortnachteil wäre. Deutschlands Wirtschaft sei gerade deshalb so stark
    eingebrochen, weil es so abhängig vom russischen Gas war. Ein
    Transformationsschock, der so kurzfristig nicht abgefedert werden konnte.
    Mittlerweile hat Deutschland stabile neue Lieferanten gefunden, die Gaspreise
    sinken wieder.

    Wenn Nordstream voll einsatzfähig wäre und Russland wieder Gas liefern würden,
    würde das laut Professor Dullien wenig bringen: "Für die
    Investitionsentscheidungen der Unternehmen und auch für die Entscheidung, ob
    bestimmte Standorte hier weiterbetrieben werden, ist nicht nur der aktuelle
    Preis wichtig, sondern die Frage: Wie sicher und wie verlässlich ist sowohl die
    Lieferung als auch der Preis in der Zukunft? Russland ist kein verlässlicher
    Partner für Gaslieferungen. Daran ändert sich auch nichts, wenn die Pipelines
    repariert sind." Heißt: Sollte Deutschland wieder große Mengen aus Russland
    importieren, könnte es sogar dazu führen, dass Unternehmen deshalb ihre
    Produktionsstätten nicht hier ansiedeln. Auf Anfrage bleiben das BSW und die AfD
    bei Ihrer Haltung, russisches Gas importieren zu wollen.

    Pressekontakt:

    Norddeutscher Rundfunk
    Unternehmenskommunikation
    Presse und Kommunikation
    Mail: mailto:presse@ndr.de
    http://www.twitter.com/NDRpresse

    Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/69086/5759980
    OTS: NDR / Das Erste



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