Verbio Vereinigte Bioenergie

Kurse bis 18 Euro fundamental zu rechtfertigen

Die Aktie des Biokraftstoffherstellers Verbio Vereinigte Bioenergie hatte Anfang Oktober einen schweren Start an deutschen Börsen. Nach dem verpatzten Börsendebüt der Südzucker-Tochter CropEnergies fielen die zugestandenen Bewertungen wie Blei zu Boden, so dass auch Verbio große Zugeständnisse machen musste. Der aktuelle Kurs von knapp unter 14 Euro liegt unterhalb des Ausgabepreises von 14,50 Euro und bietet damit allen Anlegern auch mehr als zwei Monate nach dem Debüt noch die gleiche Ausgangslage.

Unternehmen

Unter dem Verbio-Verbund vereinigen sich mehrere Biodiesel- und Bioethanolwerke in Mittel- und Ostdeutschland. Biodiesel repräsentiert dabei derzeit noch 75 % der Umsätze, was auf die gegenwärtige Rahmengesetzgebung für Beimischungen in Dieselkraftstoffen zurückzuführen ist. Bis 2010 soll in Europa der Anteil von Biokraftstoffen laut EU-Agenda auf 5,75 % hochgefahren sein. Das mag für Deutschland noch realisierbar erscheinen, für Europa als Durchschnittswert aber kaum. Mehrere Hersteller wittern daher Chancen und kamen mit Börsenplänen an die Öffentlichkeit. Verbio wiederum ist einer der größten mit einer Produktionskapazität von 0,4 Mio. Tonnen Diesel und 0,3 Mio. Tonnen Bioethanol pro Jahr. Andere Hersteller wie die erwähnte CropEnergies fokussieren sich entweder auf Bioethanol oder wie EOP Biodiesel, Biopetrol, Petrotec sowie die Ölmühle Hamburg auf Biodiesel. Die Diversifizierung von Verbio sollte ein Vorteil sein.

Expansion in Deutschland und Osteuropa

Naheliegenderweise soll mit dem Emissionserlös, der geringer als geplant ausfiel, die Expansion innerhalb Deutschlands als auch in Osteuropa finanziert werden. Obwohl hier und da bereits Unkenrufe aufkommen und von absehbaren Überkapazitäten die Rede ist, dürfte bis mindestens 2010 innerhalb Europas ein Angebotsdefizit vorherrschen, Europa bleibt also Nettoimporteur von Biokraftstoffen. Verbio setzt auf zuverlässige Lieferanten für ihre Getreiderohstoffnachfrage, z.B. Archer Daniels Midland oder Bunge, und beliefert andererseits sämtliche europäischen Mineralölgesellschaften, welche die Biokraftstoffe dann vertreiben. Lukrativ wird es ab 2007, wenn in einem ersten Schritt dem normalen Ottokraftstoff 2 % Bioethanol beigemischt werden muss. Wo diese dafür erforderlichen Kapazitäten herkommen sollen, ist noch nicht ganz klar. Unserer Einschätzung nach wird Bioethanol auf mittlere Sicht das Spielfeld der produktionsstärksten Anbieter sein, zu denen Verbio hier in Europa gehört.

9M-Zahlen

Mit den vor wenigen Wochen vorgelegten Neunmonatszahlen belegte Verbio den bisher eingeschlagenen Kurs eindrucksvoll. Demnach kletterten die Erlöse um 14 % auf 325,7 Mio. Euro, während die EBIT-Marge bereinigt um Sondereinflüsse (u.a. die Kosten für den Börsengang) um 5 Prozentpunkte auf 13,8 % zulegte. Das Verhältnis von Biodiesel zu Bioethanol lag bei 234 zu 78. Das Ergebnis je Aktie für die letzten drei Monate belief sich auf 0,13 Euro bzw. 0,51 Euro für die ersten neun Monate.

Pläne

Den Plänen zufolge sollen bis zu 400 Mio. Euro investiert werden, um sowohl die Kosten- als auch Marktführerschaft zu konservieren. So soll im Seehafen von Rostock eine Bioethanolanlage mit einer Jahreskapazität von 200.000 Tonnen Ethanol entstehen, wobei sich die Kosten auf ca. 100 Mio. Euro belaufen dürften. Unsere zum Börsengang kommunizierte Schätzung von 450 Mio. Euro Umsatz 2006 bestätigte Verbio übrigens im Zuge der Bekanntgabe ihrer 9M-Zahlen.

Fazit

Mit einem 2007er KGV von ca. 12 ist Verbio günstig bewertet. Im Branchenvergleich steht das Unternehmen aufgrund seiner Diversifikation in Biodiesel und Bioethanol unserer Meinung nach deutlich am besten da. Der bisherige Höchstkurs von 16,50 Euro sollte im nächsten Jahr locker wieder erreicht werden. Fundamental sind Kurse bis 18 Euro absolut vertretbar.

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