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     2056  0 Kommentare Viel Raum für Enttäuschungen - Seite 2



    John Mauldin von Investors Insight fasst es kurz und bündig zusammen: „The market is screaming für a rate cut.“ Zur Begründung verweist er auf die sich rapide verschlechternden Makrodaten. Von Seiten der Fed sei zwar wiederholt klar gemacht worden, dass Inflation für sie das Hauptthema sei, auch sehe sie sich nicht als Put-Option der Finanzmärkte. Wenn sie allerdings warte, bis sie die Inflation im Rückspiegel auf unter 2 Prozent sinken sehe, dann sei eine Rezession so gut wie sicher. Zudem sei es gerade die Fed gewesen, die die Akteure auf den Finanzmärkte dazu ermuntert habe, exzessive Risiken einzugehen, schreibt Mauldin. Auch deswegen sei sie in der Verantwortung.

    Martin Feldstein, Wirtschaftsprofessor an Harvard und Präsident des National Bureau of Economic Research, rät der Fed in seiner Rede auf der kürzlich abgehaltenen Jahreskonferenz in Jackson Hole, die Preisstabilität zu vergessen und sich einzig und allein darauf zu konzentrieren, die Leitzinsen zu senken, um einer Rezession entgegenzuwirken. Willem Buiter, Wirtschaftsprofessor in London, hält aus europäischer Sicht dagegen: Eine deutliche Reduktion des amerikanischen Konsums sei genau das, was nötig ist, um das US-Zwillingsdefizit endlich in den Griff zu bekommen. Feldstein kritisiere zwar dauernd, dass der private und der öffentliche Sektor in den USA zu wenig spare, schreibt Buiter und fragt: Wie soll das anders werden, ohne einen signifikanten Rückgang in der Konsumnachfrage der Verbraucher? In dasselbe Horn stößt Allan H. Meltzer im Wall Street Journal.

    Simon Derrick, Bank of New York, vergleicht die aktuelle Situation mit der vom Spätsommer 1998. Damals hatte sich der S&P 500 im September in Erwartung sinkender Leitzinsen zunächst deutlich erholt. Nach dem entscheidenden FOMC-Treffen vom 29. September 1998 seien aber die Fakten verkauft worden, der Index fiel in den folgenden sieben Handelstagen um 13 Prozent. Besonders dramatisch war die Reaktion beim Währungspaar Dollar/Yen, das Anfang Oktober in drei Tagen um 11,4 Prozent abstürzte und damit den dreijährigen Aufwärtstrend jäh beendete. Derrick sieht im Verlauf der vergangenen Wochen einige starke Echos aus 1998. Nach dem Oktober Fed-Funds-Future gebe es eine 50-prozentige Wahrscheinlichkeit für eine Zinsenkung um 50 Basispunkte heute und eine 100-prozentige dafür nach der nächsten FOMC-Sitzung. Mit diesen starken Erwartungen sei viel Raum für Enttäuschungen geschaffen. Da die Märkte zurzeit sehr fragil seien, könne das verheerende Auswirkungen haben. So wie 1998, warnt Derrick.

    Nach der aktuellen Kursentwicklung an den Aktienmärkten zu urteilen, gehen tatsächlich viele Akteure mit Zuversicht der heutigen FOMC-Sitzung entgegen. Zudem arbeiten die “Carry-Trade-Indikatoren” Dollar/Yen und Euro/Yen an ihrem Ausbruch. Dollar/Yen notiert wieder oberhalb des kritischen Bereichs zwischen 114,50 und 155,50, Euro/Yen überwindet die Zone zwischen 159 und 160. Die steigende Rendite für 13-Wochen T-Bills legt nahe, dass Liquidität vom Parkplatz geholt wird. Alles Zeichen von Risikofreude. Der Abverkauf von TBonds weist in dieselbe Richtung.

    Eben: Viel Raum für Enttäuschungen.

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    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
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