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    Kontron plus JUMPtec  265  0 Kommentare Das passt!

    Die am Neuen Markt notierten Kontron und JUMPtec wollen fusionieren. Beide Unternehmen bieten sogenannte embedded Computer an. Ist das also eine Fusion, bei der einer den Umsatz des anderen kauft? Das ist gewöhnlich teuer und der Ausgang ungewiss. In diesem Fall aber ist das anders.

    konzentriert sich mit seiner Angebotpalette auf Anwendungen, die recht hohe Leistungsfähigkeit der eingesetzten Komponenten erfordern. JUMPtec bedient hingegen den mittleren bis unteren Performance-Bereich. Kontrons Kunden kommen z.B. aus der Telekommunikation und aus der industriellen Steuerung. JUMPtec bedient Fälle, bei denen das Rechnermodul etwa Geräte des täglichen Bedarfs steuert.

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    Daher unterscheiden sich die Zielmärkte beider Unternehmen: Bei Kontron wird vor allem die Investitionsgüterindustrie angesprochen, bei JUMPtec sind es die (dauerhaften) Verbrauchsgüter. Auch die ergänzenden Dienstleistungen beider Unternehmen unterscheiden sich: Bei Kontron sind sie eher anwendungsbezogen, bei JUMPtec eher auf die Entwicklung kundenspezifischer Hardware ausgerichtet.

    Schließlich unterscheiden sich die Angebote an Computerboards noch in einem wesentlichen Punkt: Kontron legt besonderen Wert darauf, dass die Module auf Systemebene erweiterbar sind und implementiert dazu Busschnittstellen, die eine sehr schnelle Kommunikation der Boards untereinander erlauben. So lassen sich in einem Rack genannten Systemgestell durch Parallelbetrieb mehrerer Rechner sehr hohe Verarbeitungsleistungen erreichen. Bei JUMPtec steht hingegen eher die voll integrierte, miniaturisierte Lösung im Vordergrund.

    Ein Beispiel: Kontron liefert Baugruppen an die amerikanische , die diese zum Bau vom Routern verwendet. In einem solchen Schrank-großen Gerät zur schnellen Datenübertragung im Internet werden etliche Kontron-Boards benötigt. Bleibt man bei der Telekommunikation, könnten die Produkte von JUMPtec eher in intelligenten Endgeräten eingesetzt werden, die über das Internet ferngesteuert werden.

    Wenn beide Unternehmen fusionieren, so ergeben sich enorme Synergiereffekte. Die beiden Anbieter überschneiden sich in Ausstattungs-Merkmalen ihrer Produkte, bei Applikationen und Zielkunden kaum. Entwicklung, Beschaffung und Produktion kann jedoch sehr stark zusammengefasst werden, da die Technologien im Kern gleich sind. Partiell kann auch Marketing und Vertrieb zusammengelegt werden. Das Synergiepotenzial wird denn auch auf 25 Mio. Euro in den nächsten beiden Jahren veranschlagt.

    Für eine Fusion spricht zudem noch, dass die Grenzen zwischen den Segmenten des embedded Computing fließen. Ein verbundenes Unternehmen kann auf solche Verschiebungen sehr viel besser reagieren als zwei getrennte.

    Bei Kontron schätzen Analysten den Umsatzverlauf für 2001_2002 auf 197_304 Mio. Euro. Bei JUMPtec rechnet man mit 83_120 Mio. Der Gewinn je Aktie wird bei Kontron mit 0,48_0,69 Eur, bei JUMptec mit 01,4_0,22 Euro erwartet. Euro. Beide Unternehmen sind mittlerweile von ihren ehrgeizigen Zielen für das laufende Jahr etwas abgerückt. In ihren Kursen ist der schwache Verlauf der Wirtschaft mittlerweile weitgehend eingepreist.

    Auf der Basis eines gemeinsamen vorläufigen Bewertungsgutachtens der Abschlussprüfer wurde, bezogen auf die aktuelle Aktienzahl der beiden Unternehmen, ein vorläufiges Verschmelzungsverhältnis von ca. drei JUMPtec-Aktien zu zwei Kontron-Papieren ermittelt. Die Wertrelation an der neuen Gesellschaft ergibt sich zu etwa ein Drittel JUMPtec zu zwei Drittel Kontron.

    Das einzige größere Problem, was sich gegenwärtig abzeichnet, ist die Tatsache, dass Kontron noch dabei ist, einige größere Übernahmen der letzten Zeit zu verdauen. Das dauert gewöhnlich länger als geplant, kostet Managementkapazität und verzögert das Heben von Synergiepotenzialen der heute gemeldeten Fusion. Begünstigend sollte aber sicher die räumliche Nähe beider Unternehmen wirken.

    Ein weiterer positiver Faktor ist hingegen die Tatsache, dass beide Unternehmen mit ihren Zielkunden im Konunkturzyklus etwas unterschiedlich positioniert sind. Das macht das Geschäft des verbundenen Unternehmens zeitlich ausgeglichener, was wiederum positiv auf die Kosten wirkt.

    Bleibt schließlich festzustellen, dass die Fusion einen Anbieter von embedded Computern schafft, der eine Top-Position der Branche beansprucht. Größe ist nicht aus sich selbst heraus positiv, in diesem Fall ist sie aber ein wichtiges Argument, um ganz neue Geschäftsfelder zu eröffnen.

    Die JUMPtec-Aktie konnte im frühen Handel sehr deutlich profitieren. Von dem anfänglichen 16-Prozent-Gewinn bleiben aktuell noch 5 Prozent übrig. Weniger begeistert scheinen die Kontron-Anleger zu sein. Der Kurs gibt um 1,7 Prozent nach.


    Klaus Singer
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    Kontron plus JUMPtec Das passt! Die am Neuen Markt notierten Kontron und JUMPtec wollen fusionieren. Beide Unternehmen bieten sogenannte embedded Computer an. Ist das also eine Fusion, bei der einer den Umsatz des anderen kauft? Das ist gewöhnlich teuer und der Ausgang ungewiss. …