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    ASIEN-TRENDS-Kolumne  1555  0 Kommentare Die heimlichen Gewinnler der Rezession

    Eine Rezession – und in einer solchen befinden wir uns - ist eine ernste Sache. Unternehmen geben auf, Aktienkurse fallen, Menschen verlieren ihren Arbeitsplatz. Oft wird allerdings übersehen, dass es in solchen kritischen Wirtschaftsphasen nicht nur Verlierer, sondern ebenso auch Gewinner gibt.

    Verlierer in einer Rezession sind klassischerweise die überdurchschnittlich Reichen und die überdurchschnittlich Armen. Erstere verlieren in der Regel besonders viel Geld am Aktienmarkt oder mit sonstigen Investments. Letztere verlieren ihre Jobs, oder müssen sich mit niedrigen Löhnen zufrieden geben, da die Konkurrenz um Arbeitsplätze zunimmt. Auch Selbständige und Freiberufler gehören zu dem Opfern einer Wirtschaftskrise, da sie unter der allgemeinen Nachfrageschwäche und der fallenden Kaufbereitschaft ihrer Kunden leiden.

    Viele Millionen Menschen in unserem Land sind aber weder selbständig, noch besonders reich oder arm. Sie verfügen vielmehr über sichere Jobs bei krisenfesten Arbeitgebern oder im öffentlichen Dienst. Die Wirtschaftskrise wird ihnen nichts anhaben, das Gehalt kommt jeden Monat pünktlich aufs Konto. Zwar ist von diesen Menschen zurzeit wenig die Rede, aber es gibt sie zuhauf.

    Gehören auch Sie zu diesen Zeitgenossen? Schätzen Sie sich glücklich! Zumindest unter rein wirtschaftlichen Aspekten könnten die Zeiten für Sie gar nicht besser sein. Denn Ihre Kaufkraft ist heute gefragter denn je. Wo sie auch hinkommen, Sie werden endlich wieder umworben und getätschelt, denn Kunden mit voller Brieftasche sind selten geworden. Und hinzukommt: Ihre Kaufkraft ist deutlich gestiegen, auch wenn sich Ihr Einkommen gar nicht verändert hat. Denn ihr Geld ist endlich wieder etwas wert.

    Erinnern Sie sich noch, als Sie vor einem Jahr dieses tolle Restaurant besuchen wollten? „Da müssen Sie schon vier Wochen im Voraus reservieren“, hat man Ihnen damals hochnäsig erklärt. Inzwischen sind dort wieder die besten Plätze ohne Vorbestellung zu haben. Und nicht nur das - auch die Betreuung ist besser geworden; man nimmt sich wieder Zeit für Sie als Gast. Kleine Vorspeisen gibt es schon unter 10 Euro; und auch die übrigen Preise wurden heimlich, still und leise eingedampft. Die Weinempfehlung des Tages kann man sich jetzt auch als Normalverdiener wieder leisten.

    Apropos leisten können: Die Heizölpreise haben sich seit Sommer nahezu halbiert. Da bleiben jedes Jahr hunderte von Euro für andere Zwecke übrig. An der Zapfsäule sind die Preise um rund ein Drittel gefallen, weil die Amerikaner und Chinesen nun doch nicht mehr soviel Benzin brauchen, wie jeder noch vor kurzem glaubte. Das gesparte Geld kann man jetzt voll in den Konsum stecken, und die Möglichkeiten sind erheblich. Überall werben die Händler mit saftigen Rabatten. PCs, Fernseher, Digitalkameras – alles so günstig wie noch nie. Oder man kauft sich gleich einen der schicken Neuwagen, die beim Händler auf Halde liegen. Angesichts der Krise in der Autoindustrie sind die Verhandlungsspielräume groß. Null-Prozent-Finanzierungen locken allenthalben, und vielleicht legt der Staat ja bald noch eine Verschrottungsprämie für den Gebrauchten drauf.

    Herrliche Zeiten also! Aber so ist es nun einmal. Wer in einer Rezession noch Geld auf den Putz hauen kann, wird zum König der Welt. Denn Rezession heißt in der Regel Preissenkungen und deflationäre Tendenzen. Wo es an Kaufkraft mangelt, werden die Preise attraktiv. Und da Rezessionen in der Regel ein allumfassendes Phänomen sind, werden nahezu alle Güter und Sachwerte zu Schnäppchen; ob es sich nun um Brötchen handelt oder um Kaffeemaschinen, Flachbildschirme und Seegrundstücke. In der Krise bekommt man einfach mehr fürs Geld.

    Für Aktien gilt dies alles in einem noch viel höheren Maße. Ihre Bewertungen hängen stark von den Gewinnen der Unternehmen ab, und die sind in wirtschaftlich schlechten Zeiten eher dürftig. Natürlich bestehen Risiken. Trotz allem ist die Krise für den beherzten Anleger weniger ein Ärgernis, als vielmehr überhaupt die Voraussetzung für den Erfolg. Denn der Gewinn liegt im günstigen Einkauf, und wann, wenn nicht in Krisenzeiten, sind andere Investoren bereit, hochwertige Titel zu Spottpreisen abzugeben?

    Als langfristig orientierter Anleger können Sie im konjunkturellen Jammertal lustwandeln wie einst im Garten Eden. Genießen Sie es, denn niemand weiß, wie lange dieses Glück noch andauern wird. Es wird der Tag kommen, an dem viele Investoren wehmütig an diese Krise zurückdenken werden – und an die fantastischen Einstiegskurse, die es hier gegeben hätte. Fürwahr – es sind herrliche Zeiten, in denen wir leben!

    Der Trading-Dienst ASIEN-TRENDS erscheint immer bei Handlungsbedarf, aber mindestens einmal wöchentlich. Darin erhalten die Leser neben einer umfassenden Marktanalyse vor allem konkrete Aktien- und Derivate-Empfehlungen für die asaitischen Märkte.

    www.asien-trends.de



    Gerhard Heinrich
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    Gerhard Heinrich ist freier Finanzredakteur. Er schreibt unter anderem für den Börsenbrief EMERGING MARKETS TRADER (www.emerging-markets-trader.de).
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    Verfasst von 2Gerhard Heinrich
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