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    Smart Investor Weekly 23/2009  1768  0 Kommentare Opel juchee? – Finanzkrise adé???

    Der Börsenhöhenflug geht ungetrübt weiter, die Finanzkrise scheint in weite Ferne gerückt und jeder noch so kleine Hoffnungsschimmer wird als Erfolg verbucht. Ob dieses Szenario ein gutes Erwachen gibt bleibt weiterhin die Frage.

    Opel ist vorerst gerettet
    In sprichwörtlich letzter Sekunde konnten sich die Verhandlungsteilnehmer am Wochenende einigen und so Opel vorläufig retten, bevor die Muttergesellschaft „Government Motors“ – so wird General Motors seit Montag in den USA spöttisch aufgrund des Staatseinflusses genannt – Insolvenz anmeldete und nach über 84 Jahren aus dem Dow Jones Index flog. Das Tauziehen um die Opel AG schien dabei mehr von politischer Natur geprägt zu sein als von wirtschaftlichem Verständnis. Bundeswirtschaftsminister zu Guttenberg hielt bis zu letzt eine ordentliche Insolvenz des Unternehmens für die beste Lösung und drohte sogar während der Verhandlungen mit seinem Rücktritt. Dass solche marktbereinigten und unpopuläre Schritte in einem Wahljahr nicht zu vertreten sind musste Guttenberg jetzt auch spüren und gab dem politischen Druck schließlich nach. Somit sind im besten Fall nur 2.000 der insgesamt 26.000 Arbeitsplätze in Deutschland gefährdet, was aber meist nur in einem Nebensatz erwähnt wird. Auch sollte jedem bewusst sein, dass die Risiken des Brückenkredits in Höhe von 1,5 Mrd. EUR, der in eine 4,5 Mrd. EUR Anschlussbürgschaft übergehen soll, jetzt der deutsche Staat – genauer gesagt der Steuerzahler – trägt und im Erfolgsfall die Chancen (= zukünftige Gewinne) Magna hält. Ob man dies nun als Erfolg feiern soll ist fraglich. Eine Insolvenz des Unternehmens hätte kurzfristig 1 Mrd. EUR gekostet, aber immerhin langfristig Arbeitsplätze bei den anderen (deutschen) Autobauern geschützt. Ob somit die Bundesregierung den Opel-Mitarbeitern einen Gefallen getan hat oder diesen das gleiche Schicksal wie den ehemaligen Angestellten des Baukonzerns Philipp Holzmann droht, bleibt abzuwarten – zumindest bis nach der Wahl.

    Überhitzende Märkte
    Inzwischen laufen die internationalen Aktienmärkte immer heißer. Der DAX schloss am Montag um 4,1 % höher bei 5.142 Punkten und setzte damit seine Rally seit Anfang März fort. Laut Financial Times Deutschland von heute versuchten Marktteilnehmer „fast panisch die freien Mittel anzulegen, um zu jedem Preis auf den Zug aufzuspringen“. Dass diese emotionale Entscheidung der Anleger mit Vorsicht zu betrachten ist, sollte klar sein. Als zweites Argument für die Performance am Montag wurden die „positiven“ Konjunkturdaten aus Amerika genannt. Der ISM-Index stieg auf 42,8 Zähler im Mai gegenüber 40,1 im April. Der ISM misst dabei die wirtschaftliche Aktivität in verschiedenen Regionen und Branchen, wobei ein Wert von unter 50 Zählern eigentlich sinkende Wirtschaftsleistung anzeigt. Immerhin wurde dieser „Aufwärtstrend“ von den Börsenteilnehmern als positiver Lichtblick empfunden, denn immerhin befinden wir uns in der schwersten Wirtschafts- und Finanzkrise seit Jahrzehnten und jeder noch so kleine Hoffnungsschimmer wird als Erfolg verbucht. Man gewinnt den Eindruck als sei die Finanzkrise in weite Ferne gerückt und man kann sich jetzt wieder um das Tagesgeschäft kümmern. Dabei wird anscheinend ganz vergessen, dass die fundamentalen Probleme des Finanzsystems, vor allem die globale Geldschwemme, nach wie vor gegeben sind. Hier hat es bisher noch keine Antwort seitens der Politik gegeben, die eher ihre Ressourcen einsetzt, um lokale Brandherde wie bei Opel oder Arcandor zu bekämpfen.
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    Verfasst von 2Ralf Flierl
    Smart Investor Weekly 23/2009 Opel juchee? – Finanzkrise adé??? Der Börsenhöhenflug geht ungetrübt weiter, die Finanzkrise scheint in weite Ferne gerückt und jeder noch so kleine Hoffnungsschimmer wird als Erfolg verbucht. Ob dieses Szenario ein gutes Erwachen gibt bleibt weiterhin die Frage. Opel ist …