Geht der Rallye die Puste aus?

Sehr geehrte Damen und Herren,

in meinem Beitrag „US-Aktien mit Horrorbewertung“ war ich vor zwei Wochen auf das Phänomen der laufenden Börsenrallye eingegangen. Es reicht eben nicht, sich nur die fundamentale Seite des Marktes anzuschauen. Wer die Psychologie der Marktteilnehmer vernachlässigt, geht erhebliche Risiken ein oder verpasst zahlreiche Chancen. Schließlich sind es wir Menschen, die die Kurse machen.

Ein weiser Spekulant sollte sich immer fragen, ob der Markt seine Einschätzung bestätigt. Zwar scheint langfristig ein Zusammenhang zwischen der wirtschaftlichen Entwicklung und dem Kursgeschehen zu bestehen, aber je kürzer der Betrachtungszeitraum, desto wichtiger wird die Psychologie der Marktteilnehmer. Schließlich darf man nicht vergessen, dass bei fundamentalen Überlegungen immer auch Schätzgrößen mit einfließen, die sich später als falsch erweisen können.

Anders als bei den US-Märkten liegt in Europa die Substanzbewertung weit unter dem langfristigen Durchschnitt. Von Überbewertung kann keine Rede sein.



Das KGV deutscher Blue Chips notiert im zweistelligen Bereich. Solange keine schmelzenden Margen die Gewinne der Unternehmen drastisch erodieren, liegt es im vertretbaren Bereich. Der Rentenmarkt glänzt dagegen mit einer Überbewertung und stellt keine Anlagealternative dar. Die Angst der Marktteilnehmer lässt er sich fürstlich belohnen.



Die Dividendenrenditen sind ein gewichtiges Argument. Trotz der mehrmonatigen Rallye locken hier immer noch Erträge, die weit über dem Rentenmarktniveau liegen.



Anders als im Jahre 2002, wo nach einer kräftigen Bärenmarktrallye die Kurse wieder auf Talfahrt geschickt wurden, scheint diesmal die Erwartungshaltung der Marktteilnehmer von der Geschäftentwicklung besser untermauert zu sein.



Die nächste größere Korrektur (vom Kursniveau oder der zeitlichen Ausdehnung her) dürfte zeigen wie tragfähig der Boden wirklich ist. Lassen wir den Markt entscheiden und folgen wir ihm wie bisher. Solange der Weg des geringsten Widerstands nach oben zeigt, gibt es keinen Grund, zum fanatischen Shorty zu mutieren. Einziger Wermutstropfen sind die zunehmend positiven Kommentare und sich häufenden Kaufempfehlungen.

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Ihr Heiko Aschoff
Diplom-Kaufmann
www.institutionell.INFO

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