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    CFC  1926  0 Kommentare Schluss mit Scheingewinnen - Seite 2



    Nach den früher in Deutschland vorgeschriebenen Richtlinien des Handelsgesetzbuchs (HGB) fielen Gewinne, grob gesagt, dann an, wenn das Geld auf dem Konto war. Die Internationalen IFRS-Rechnungslegungsvorschriften (International Financial Reporting Standards) jedoch erlauben eine recht kreative Art der Buchführung. Wenn ein Beteiligungsunternehmen wie CFC eine sanierungsbedürftige Firma zum symbolischen Preis von einem Euro kauft, kann es aus dem Schnäppchen sofort einen Buchgewinn ziehen. Angenommen ein Wertgutachten besagt, das Unternehmen sei trotz der Schwierigkeiten, in denen es gerade steckt, zehn Millionen Euro wert, macht das (stark vereinfacht) 9.999.999 Euro Aufdeckungsgewinn.

    In guten Börsenzeiten konnte CFC durch diese Praxis die Gewinn- und Verlustrechnung aufblähen, was Linnepe schon immer Bauchgrimmen bereitet hat. Er hält es mehr mit Henry Ford, der einst sagte: „Rechnungen kann man nur mit Bargeld bezahlen, nicht mit Buchgewinnen“. Nur habe er das nicht von Anfang an durchsetzen können, die einige Großaktionäre durchaus an den Aufwertungsgewinnen interessiert waren. Inzwischen habe er sie jedoch überzeugen können.

    Seine Sicht der Dinge sieht er nun durch die Krise bestätigt: Da die Unternehmensbewertungen nicht nur an der Börse stark gefallen sind, rächt sich die Hochschreibungspraxis jetzt. Die Unternehmen aus dem Beteiligungsportfolio müssen kontinuierlich neu bewertet werden. In der Fachsprache heißt das Impairment-Test. Sollte sich bei diesem Test herausstellen, dass der Wert des für einen Euro erworbenen Unternehmens nach heutiger Einschätzung statt bei zehn nur noch bei fünf Millionen Euro liegt, wird eine Wertberichtigung in selbiger Höhe fällig. Macht fünf Millionen Verlust, obwohl sich außer der generellen Bewertung von Unternehmen nichts geändert hat. Ein Sanierungsmisserfolg belastet nach IFRS also das Ergebnis auch dann, wenn der Versuch, das Unternehmen in die schwarzen zahlen zurückzuführen, faktisch nichts gekostet hat.

    Wie paradox die Situation ist, zeigt sich im Fall des Verkaufs. Sollte es gelingen, das Unternehmen nach der Sanierung für fünf Millionen Euro loszuschlagen, macht das einen cashwirksamen Gewinn von 4.999.999 Euro. Buchhalterisch müsste aber wegen der früheren Aufdeckungsgewinne ebenfalls Verlust von fünf Millionen Euro ausgewiesen werden. Linnepe: „Es mag Unternehmen und Branchen geben, für die IFRS Sinn macht. Bei unserem Geschäftsmodell spiegelt es nicht den Wert der Beteiligungen wider.“ Da ein Teilverkauf von 34,3 Prozent am Pfannenhersteller Berndes im April reales Geld in die Kasse gespült hatte, stieg die Liquidität bei CFC zum Halbjahr trotz des nicht cashwirksamen 45-Millionen-Verlustes sogar von 6,1 auf 9,1 Millionen Euro an.

    Die Kernbeteiligungen wie der Pfannenhersteller Berndes und der Telekommunikationszulieferer Elcon laufen Linnepe zufolge recht stabil. Der Küchenhersteller Format hingegen habe mit Umsatzeinbrüchen zu kämpfen, für Rosner, das zweite Textilunternehmen im Portfolio, wird derzeit ein Käufer gesucht. Mit dem derzeitigen Kernportfolio und den beabsichtigten Zukäufen ist Linnepe überzeugt, einigermaßen unbeschadet durch die Krise zu kommen. Nach den Horrorzahlen zum Halbjahr wird die 2009er-Bilanz nicht mehr zu retten sein – ob nun nach HGB oder nach IFRS. Für 2010 strebt Linnepe ein in etwa ausgeglichenes Ergebnis an, ab 2011 sollen dann wieder signifikante Gewinne erzielt werden. Echte Gewinne mit einer sauberen HGB-Bilanz.
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    CFC Schluss mit Scheingewinnen - Seite 2 Die Beteiligungsgesellschaft CFC kehrt zur alten HGB-Bilanzierung zurück und macht sich mit diesem Vorstoß wenig Freunde in der Branche. von Jens Castner Eigentlich hatte Marcus Linnepe befürchtet, auf der derzeit laufenden …

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