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     2604  0 Kommentare Pro und Contra - Droht ein Crash in China? - Seite 2



    Diese Argumente sind grundsätzlich stichhaltig. Gerade 2009 wurde Chinas Wirtschaft zu einem guten Teil vom dortigen Investitionsboom vorangepeitscht, denn die Exporte fielen als Wachstumsmotor aus. Der Investitionsboom wiederum wurde von einer stark gestiegenen Kreditvergabe stimuliert, die nun zurückgefahren werden soll. Daneben trifft es auch zu, dass Chinas Immobilienpreise in den letzten Jahren stark gestiegen sind, und dass der Immobiliensektor einer der wichtigsten Wirtschaftszweige des Landes ist. Eine gleichzeitige Drosselung der Kreditvergabe allgemein und des Immobilienmarktes im Besonderen wird für die Wirtschaftsentwicklung sicher nicht ohne Folgen bleiben.

    Anleger sollten aber nicht den Fehler machen, den Immobilienmarkt in China allzu sehr mit dem der USA vor dem Platzen der dortigen Blase zu vergleichen. Das Desaster in den Vereinigten Staaten beruhte nicht auf fallenden Wohnungspreisen an sich. Vielmehr waren die amerikanischen Hausbesitzer häufig so stark überschuldet, so dass die niedrigeren Preise in Millionen von Fällen sofort in die Zwangsversteigerung führten. Dies ist in China nicht der Fall, denn die Chinesen bringen für ihren Hauskauf in der Regel sehr viel Eigenkapital mit. 

    Der volkswirtschaftliche Stellenwert der offenen Immobilienkredite ist deshalb deutlich niedriger als im Westen. Einer Studie von Goldman Sachs zufolge stehen in China lediglich Hypothekendarlehen in Höhe von 14 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. In den USA lag dieses Verhältnis im Vorfeld der Krise bei 70 Prozent des BIP. Daneben darf auch nicht vergessen werden, dass in der Finanzkrise die derivativen Verbriefungen der Hypothekendarlehen (und deren drastischer Wertverfall) einen viel höheren Schaden angerichtet haben als die ausgefallenen Hypotheken selbst. Solche Verbriefungs-Praktiken gibt es China nicht. Dementsprechend verhalten sich die Banken auch bei der Vergabe von Hypothekenkrediten viel vorsichtiger.

    Daneben ist die Tatsache, dass Chinas Regierung die Gefahren der steigenden Kreditvergabe und der hohen Immobilienpreise rechtzeitig erkannt hat, grundsätzlich positiv zu bewerten. Das entschlossene Vorgehen Pekings mag das Wachstum kurzfristig beeinträchtigen, ist aber gleichzeitig eine wichtige Voraussetzung dafür, dass dieses hohe Wachstum auch nachhaltig bleibt. Letztlich wäre niemandem damit gedient gewesen, wenn die politischen Planer der exzessiven Kreditvergabe tatenlos zugesehen hätten. 
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    Gerhard Heinrich
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    Gerhard Heinrich ist freier Finanzredakteur. Er schreibt unter anderem für den Börsenbrief EMERGING MARKETS TRADER (www.emerging-markets-trader.de).
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    Verfasst von 2Gerhard Heinrich
    Pro und Contra - Droht ein Crash in China? - Seite 2 Die Börsianer in China haben zurzeit wahrlich nichts zu lachen. Der Shanghai Composite Index ist seit Jahresbeginn um fast 18 Prozent gefallen, und war damit einer der schlechtesten Indizes weltweit. In den letzten Tagen hat sich die …

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