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    Wöchentlicher Devisenkommentar  1506  0 Kommentare Die Indische Rupie steht vor einem mehrfachen Test

    Anfang des Jahres bot die indisch-pakistanische Grenze ein skurriles Bild: Auf der indischen Seite standen dutzende Lastwagen mit Tomaten, die sich weigerten, ins Nachbarland einzufahren, während die Fahrzeuge auf der pakistanischen Seite Zwiebeln geladen hatten und wegen eines Regierungsbeschlusses nicht mehr nach Indien fahren durften.

    Der Grund für die pakistanische Blockade waren die teilweise extrem gestiegenen Preise im Nachbarland, wodurch die einheimischen Bauern lieber dorthin exportierten, als die Ware im eigenen Land zu lassen. Mitte Januar lag die Inflationsrate für Lebensmittel im Schnitt bei 15 Prozent, während die allgemeine Inflation bei rund acht Prozent stand. Einzelne Produkte wie Zwiebeln kosteten fast das Doppelte ihres Vorjahrespreises.

    „Auch Dank der indischen Zentralbank, die mit Zinserhöhungen gegensteuert, hat sich die Situation seitdem wieder etwas beruhigt“, sagt Torsten Gellert, Managing Director von FXCM Deutschland. „Trotzdem steht die Rupie in den kommenden Monaten weiter unter Druck.“ Denn der Währung droht noch eine zweite Gefahr: die negative Handelsbilanz des Landes. Als Nettoimporteur ist Indien besonders abhängig von einer stabilen Währung. Sollten steigende Rohstoffpreise und die Inflation das Wachstum des Landes einbremsen, könnte das zu einer Spirale aus abwertender Währung und schwächerem Wirtschaftswachstum führen.

    „Die Zentralbank hat im vergangenen Jahr gezeigt, dass sie die Inflation zwar nicht aus dem Ruder laufen lassen möchte, sich jedoch auch ums Wirtschaftswachstum sorgt“, erläutert Gellert. „In den vergangenen zwölf Monaten hat sie sieben Mal die Zinsen erhöht, zuletzt im Januar, als der Inflationsdruck am höchsten war.“ Der aktuelle Zinssatz beträgt nun 6,5 Prozent – und liegt damit immer noch unter der Inflationsrate. Gellert: „Das ist ein eindeutiges Zeichen dafür, dass die Zentralbank sich nicht ausschließlich aufs Inflationsziel konzentriert, sondern auf keinen Fall das Wirtschaftswachstum gefährden möchte.“

    Dennoch erwartet der Experte für das laufende Jahr weitere Anhebungen. „Auch China, Indonesien und Thailand haben 2011 bereits die Leitzinsen erhöht. Wenn die Notenbanken diese Politik fortsetzen, kann das positive Impulse für die Währungsstabilität der gesamten Region auslösen. Es ist aber zu erwarten, dass die Notenbanken immer nur auf Inflationsdruck reagieren werden und sehr vorsichtig agieren, um die Wirtschaft auch nicht durch zu hohe Zinsen abzuwürgen.“

    Kurzfristig ist die Rupie weiter unter Druck. Nachdem die indische Währung im Jahr 2010 rund vier Prozent zum Dollar gewonnen hatte, hat sie in 2011 bereits zwei Prozent verloren. Ein Grund dafür ist, dass die Zentralbank die Leitzinsen im Januar nicht wie erwartet um 50, sondern nur um 25 Basispunkte angehoben hat. Gellerts Rat an die Anleger lautet, die Aktivitäten der indischen Regierung und Zentralbank genau im Auge zu behalten. „Im Moment ist noch nicht sicher, wie schnell Indien seine Inflation in den Griff bekommen kann. Zeichnet sich aber ab, dass die Zentralbank noch einmal deutlich gegensteuern möchte, ist durchaus noch einmal eine Outperformance gegenüber dem Dollar möglich.“




    Torsten Gellert
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    Torsten Gellert ist seit Januar 2015 Head of Germany/Austria bei CMC Markets. Schon von 2007 bis 2009 war er mitverantwortlich für die Geschäfte im deutschsprachigen Raum und etablierte in dieser Zeit CMC Markets als größten Anbieter von CFDs und Forex in Deutschland. Der studierte Diplom-Mathematiker startete seine berufliche Karriere 1997 bei der Allianz Versicherung. Nach zehn Jahren in der Versicherungsbranche wechselte er 2007 zu CMC Markets Deutschland in die Geschäftsleitung. 2010 zog es ihn in seine Heimatstadt zurück und er baute das Deutschland-Geschäft des internationalen Brokers FXCM auf.
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    Verfasst von 2Torsten Gellert
    Wöchentlicher Devisenkommentar Die Indische Rupie steht vor einem mehrfachen Test Anfang des Jahres bot die indisch-pakistanische Grenze ein skurriles Bild: Auf der indischen Seite standen dutzende Lastwagen mit Tomaten, die sich weigerten, ins Nachbarland einzufahren, während die Fahrzeuge auf der pakistanischen Seite Zwiebeln geladen hatten und wegen eines Regierungsbeschlusses nicht mehr nach Indien fahren durften.

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