US-Berichtssaison: Fataler Dreiklang? - Seite 2
Auch der dritte Faktor, der Einbruch der Ölpreise, schlägt sich bereits spürbar in den Zahlen nieder. So verzeichnet der US-Energiesektor einen Umsatzrückgang von 15,3 und einen Gewinnrückgang von 17,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Zum Vergleich: In den vorangegangenen vier Quartalen stiegen die Gewinne noch um durchschnittlich 5,2 %, während die Umsätze im Durchschnitt zumindest um 1,0 % zulegten.
Gewinnrevisionen wie in der Finanzkrise
Dieser Dreiklang aus schwacher Weltkonjunktur, Dollarstärke und Ölpreisschwäche könnte sich möglicherweise für die US-Unternehmen als fatal erweisen. So sehen das zumindest die Analysten, die ihre Schätzungen für 2015 weiter nach unten korrigiert haben:
Quelle: Standard & Poor’s
Einen derartigen Einbruch der Erwartungen gab es allenfalls 2008/2009 auf dem Höhepunkt der Finanzkrise! Geht es also nach den aktuellen Analystenschätzungen, dann müsste man für die US-Konjunktur und damit den Aktienmarkt Schlimmes befürchten. Schließlich hat der S&P 500 diese Abwärtskorrektur bei den Gewinnerwartungen (bisher) kaum nachvollzogen.
Späte Korrektur der Analysten
Seit Anfang Dezember sahen wir zwar eine Konsolidierung, diese fiel aber eher moderat aus. Und so ist es kein Wunder, dass der S&P 500 nach der jüngsten drastischen Reduzierung der Gewinnschätzungen für 2015 mit einem recht hohen KGV von rund 19 bewertet ist.
Heißt das nun, dass uns demnächst eine kräftige Korrektur bevorsteht? Nicht unbedingt. Denn die Reduzierung der Analystenschätzungen ist ganz offensichtlich „ereignisgetrieben“: Erst nach den ersten – negativen – Ergebnissen der laufenden Quartalsberichtssaison begann die Reduzierung. Die jetzt dazu gelieferten „Begründungen“ (Ölpreisverfall, Dollarstärke, schwache Weltkonjunktur) sind aber bereits seit mehreren Monaten bekannt und wurden zumindest in den letzten Wochen des Jahres 2014 bereits ausgiebig im Hinblick auf ihre möglichen Auswirkungen auf die US-Unternehmen diskutiert. Mit anderen Worten: Die Analysten sind – wieder einmal – etwas spät dran mit ihrer Meinungsänderung.