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    Drama der Geldpolitik  10801  5 Kommentare Jetzt starten die Helikopter... Dann doch besser 10.000 Euro für Jeden, sofort! - Seite 3

    Die genannten Veränderungen stürzen den Kapitalmarkt in schwerwiegende Turbulenzen. Insbesondere fallen die nominalen oder Geldkurse, während die realen oder effektiven Zinssätze steigen. Es entsteht ein Teufelskreis.

    Fisher nannte die Kombination von Überschuldung und Deflation eine Katastrophe. „Die beiden Krankheiten reagieren aufeinander“, sagte er. Überschuldung führe zu Deflation, und „umgekehrt reagiert eine von Schulden ausgelöste Deflation auf die Verschuldung. Jeder Dollar, der als Kredit aufgenommen und noch nicht zurückgezahlt wurde, wiegt schwerer, und wenn die Ausgangsverschuldung groß genug ist, kann die Rückzahlung oder Liquidation der Schulden nicht mit dem Preisverfall Schritt halten, den sie auslöst. In der Folge verpufft die Wirkung der Schuldenrückzahlung. Sie verringert die Summe der geschuldeten Dollars, aber der dadurch ausgelöste Wertverfall ist schneller".

    Alles, was die Notenbanken seit 2007 getan haben, diente dazu, den Schuldendeflationsprozess zu stoppen. Unangenehme Nebenwirkung: die Schulden wuchsen noch schneller. Man kann nämlich nicht einfach aufhören, neue Schulden zu machen, alleine schon wegen der fälligen Zinsen auf der bereits ausstehenden Schuld. Tiefe Zinsen haben zudem weitere Kreditaufnahme vor allem in den Schwellenländern befeuert. Das ist so, als wenn man bei einem baufälligen Haus Zement in das Fundament spritzt und zeitgleich oben weitere Stockwerke draufsetzt.

    Spätestens wenn alle potentiellen Schuldner keine Verschuldungskapazität mehr haben, ist Schluss. Dann bricht der Schuldenturm und mit ihm die Vermögensillusion in sich zusammen. Deshalb ruht die Hoffnung der Welt auf China. Noch kann das Land die Zinsen deutlich senken und damit das Kreditwachstum nochmals ankurbeln. Das dürfte genügen, um der Weltwirtschaft noch ein paar Jahre zu kaufen. In der Tat spricht einiges dafür, dass die chinesische Führung in diese Richtung geht. Dann wären die Börsenturbulenzen des Sommers 2015 nur ein weiterer Warnschuss, dem ein weiterer Boom folgt.

    Zugleich beginnt der Kampf jeder gegen jeden. Jede Wirtschaftsregion wird versuchen, durch eine möglichst schwache Währung einen relativen Vorteil zu erlangen. Per Definition – und auch das gut in den 1930er Jahren zu beobachten – ein Nullsummenspiel, was letztlich nur die Krise verschärfen wird.

    Am Ende werden die Notenbanken der Welt zur letzten Maßnahme greifen: dem Helikoptergeld. Der direkten Finanzierung von Staatsausgaben durch die Notenbanken um auf diese Weise die Wirtschaft zu stimulieren und zugleich Inflation zu erzeugen. Wie früher schon geschrieben, wäre es besser, dann das Geld doch gleich uns Bürgern zu überweisen. 10.000 Euro für Jeden!

    Zur Freude gibt das keinen Anlass. Schulden in Billionenhöhe können nicht mehr bedient werden. Diese Schulden müssen aus der Welt, entweder durch Pleiten und Konkurse oder durch massive Inflation. Mit den Schulden verschwinden allerdings auch die Vermögen in entsprechender Größenordnung. Die Marktturbulenzen der letzten Wochen geben da nur einen kleinen Vorgeschmack.


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    Daniel Stelter
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    Dr. Daniel Stelter ist Makroökonom und Gründer des Diskussionsforums „Beyond the Obvious“. Von 1990 bis 2013 war Stelter Unternehmensberater bei der Boston Consulting Group (BCG), wo er von 2003 bis 2011 weltweit das Geschäft der BCG Praxisgruppe Corporate Development (Strategie und Corporate Finance) verantwortete.

    Er ist Autor mehrerer Bücher. Sein aktuelles Buch „Das Märchen vom reichen Land - Wie die Politik uns ruiniert“ war auf der SPIEGEL Bestsellerliste. Twitter: @thinkBTO
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    Verfasst von Daniel Stelter
    Drama der Geldpolitik Jetzt starten die Helikopter... Dann doch besser 10.000 Euro für Jeden, sofort! - Seite 3 Wir befinden uns in einem „Endspiel“: Der Kampf Jedes gegen Jeden hat begonnen, und die Helikopter sind gestartet. Vielleicht gelingt es Politik und Notenbanken, das Unvermeidliche nochmals zu verschieben. Verhindern können sie es schon lange nicht mehr.

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