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     3221  0 Kommentare Rohstoffe und die Finanzialisierung der Wirtschaft - Seite 2

    Die Frachtraten sinken ebenfalls. Der für Rohstoffe maßgebliche Baltic Dry Index befindet sich seit 2011 in einer Abwärtsbewegung. Ein Ausbruch hieraus um die Jahreswende 2014/2015 erwies sich als Fehlsignal, ihm ging eine Zwischenerholung der CRB-Rohstoffpreise bis zur Jahresmitte 2014 voraus.

    Der für Containerfracht, also Halbfertig- oder Fertigprodukte, relevante Harpex-Index zeigt ebenfalls nachhaltige Schwäche, eine zu Beginn diesen Jahres eingeleitete Aufwärtsbewegung wurde „zurückgepfiffen“, jetzt notiert der Index wieder nahe bei 400, nicht weit vom Rekordtief bei gut 350.

    Der Preisdruck bei den Frachtraten spiegelt Tempoverlust im Welthandel, aber auch Überkapazitäten wider. Dies lässt sich auch für den Rohstoffsektor konstatieren, Nachfrageschwäche trifft auf Überangebot. Eine Bodenbildung bei Raten und Preisen wird erst einsetzen, wenn das Überangebot etwa durch Firmenpleiten vom Tisch ist.

    Die Zwischenerholung der Rohstoffpreise bis zur Jahresmitte 2014, wie sie sich im CRB-Index widerspiegelt, setzt interessanterweise den drei-Jahres-Ryythmus fort: Nach dem Rekordhoch aus Mitte 2008 bei 471 erreichte das Hoch im Mai 2011 die Marke von 371. Der Hochpunkt von Mitte 2014 kommt auf 312. Mittlerweile ist das Tief aus März 2009 bei 200 unterschritten. Die Hochs aus 2011 und 2014 harmonieren gut mit dem 38er und 62er Retracement des Abwärtsimpulses von Mitte 2008 bis März 2009. Ich will die Rhythmik nicht überstrapazieren, aber sollte sie auch künftig Bestand haben, wäre auf Mitte 2017 zu achten – mit einem lokalen Hoch womöglich in der Nähe von 260 (23,6% Retracement).

    Ist der Verlauf der Rohstoffpreise nun also ein Ergebnis nachlassender Nachfrage oder zunehmenden Angebots? Ich glaube, folgendermaßen wird ein Schuh daraus: In den 1990er Jahren wurden Rohstoffe in zunehmendem Umfang zu Finanzmarktassets. Dies entspricht ganz dem sich in dieser Zeit beschleunigenden Trend zur Finanzialisierung des gesamten Wirtschaftslebens (man denke auch an die Deregulierung der Finanzindustrie vor 2000!). In der zweiten Hälfte der 1990er Jahre setzte der Aufschwung im US-Immobiliensektor ein. Der Rohstoffbedarf stieg deutlich an, die Angebotsseite lief hinterher, die Preise stiegen. Etwas vor dem Topp der Immobilienpreise in der zweiten Jahrenshälfte 2006 erreichte auch der CRB-Index ein lokales Maximum. Danach brach er um über 20% ein, bevor er zusammen mit dem Ausbruch der Finanzkrise in einem Blowoff verrauchte.

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    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
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