ETF Securities – Ausblick April 2016
Gold sollte vom Negativzinsumfeld profitieren - Seite 2
An historischen Daten lässt sich ablesen, dass es eine Beziehung zwischen negativen Realzinsen und dem Goldpreis gibt. Das obige Diagramm etwa zeigt die 6-Monats-Entwicklung des mittleren Goldpreises in verschiedenen Realzinsumgebungen. In Zeiten negativer Realzinsen entwickelt sich Gold im Vergleich zu normaleren Phasen eindeutig überdurchschnittlich. Zieht man die Entwicklung des S&P500 zum Vergleich heran, wird deutlich, dass die Realzinsen auf die Entwicklung des Aktienmarkts nur geringen Einfluss haben.
Die Banken werden wohl ebenfalls unter den Negativzinsen auf die EZB-Einlagenfazilität leiden, obgleich die vorgeschlagenen Langfristkredit-Auktionen (TLTRO II) noch erheblich günstigere Finanzierungsbedingungen als die ursprüngliche TLTRO-Initiative aufweisen. Im Rahmen von TLTRO II erhalten Banken, deren Kreditvergabe über einer bestimmten Benchmark liegt, eine Prämie, die den „Strafzins“ auf ihre Einlagen teilweise ausgleicht. Die Einführung von TLTRO II und der Aufkauf nicht-finanzieller Unternehmensanleihen durch die EZB beweist, dass die Notenbanken erfreulicherweise weitere alternative Anreize suchen und die Negativzinspolitik nicht unbedingt das letzte Experiment der Zentralbanken ist. Die EZB ist sich der nachteiligen Wirkungen sehr wohl bewusst, die Negativzinsen auf die bereits dürftige Kreditvergabe in Europa haben können.
Die unbeabsichtigten Konsequenzen der Negativzinspolitik
Die Negativzinsen der EZB haben diverse unbeabsichtigte Konsequenzen. Laut Bloomberg denken Großanleger, Sparkassen und Pensionsfonds darüber nach, ob es nicht wirtschaftlicher wäre, die Versicherungs- und Logistikkosten für die Verwahrung von Bargeld zu tragen, da die Zinsen auf Übernachteinlagen unter null fallen und die Renditen beeinträchtigen. Entsprechend suchen sie nach Ausweichmöglichkeiten für ihre Überschussliquidität. Die Münchener Rück zum Beispiel hat ihre Goldbestände aufgestockt.
Die Negativzinspolitik könnte die Terminpreiskurve von Gold umkehren
Zinsen sind ein entscheidender Faktor bei der Preisermittlung eines Rohstoff-Terminkontrakts und bei Anlagen in Total-Return-Futures der Vermögensklasse von entsprechender Bedeutung.
Die Preisfindung für Rohstoff-Terminkontrakte erfolgt auf Basis der Haltekosten, die sich aus den Verwahrungs- und Versicherungskosten sowie den Finanzierungskosten zusammensetzen, die für den Kauf des zugrunde liegenden Rohstoffs anfallen. Infolge der erwarteten niedrigeren und möglicherweise negativen Zinsen gehen die Preise entlang der Terminkurve für Rohstoffe zwangsläufig zurück, da sich die Finanzierung verbilligt. Je tiefer die Zinsen fallen, desto größer ist die Chance, dass sich die Rohstoffkurve umkehrt (Backwardation).
Weil darüber hinaus in einem Negativzinsumfeld das Halten von Bargeld mit Kosten verbunden ist, sollte die steigende Nachfrage nach defensiven oder „monetären Vermögenswerten“ wie Gold die Preise am vorderen Ende der Kurve heben, da die Opportunitätskosten von Bargeldbeständen steigen.
Zusammenfassend ist festzustellen, dass sich Gold in einem Umfeld negativer Realzinsen oder einer Negativzinspolitik im Vergleich zu normalen Phasen wohl überdurchschnittlich entwickeln wird.