Brent und WTI
Einigung im Ölpreis auf wackligen Beinen
Die Einigung der OPEC auf eine Förderbegrenzung steht nach Ansicht der meisten Öl-Analysen auf wackligen Beinen. So sieht Barclays eher das Bemühen der OPEC, das Gesicht zu wahren. Mit der in Algier getroffenen Vereinbarung sei zudem lediglich der Status quo festgeschrieben worden. Immerhin sehen die Experten der britischen Großbank jedoch einen positiven Umstand: Der Iran und Saudi-Arabien reden miteinander. Morgan Stanley hingegen sieht eher erhebliche Schwierigkeiten bei der Umsetzung einer Vereinbarung und weist auch auf den Umstand hin, dass Russland lediglich die Bereitschaft zeige, die eigene Produktion auf dem derzeit hohen Niveau zu beschränken, aber nicht zu kürzen. Die Goldman Sachs-Analysten weisen wiederum auf die Uneinigkeit der OPEC hin. So protestierte der Irak energisch gegen die Vereinbarung und sieht sich übervorteilt – auch werden wohl Ausnahmeregelungen für Libyen und Nigeria gefunden werden müssen. Goldman Sachs rechnet vor, dass in der Vergangenheit auch die OPEC-Länder die selbst gesteckten Förderbegrenzungen im Durchschnitt um 4,8% übertroffen haben – bezogen auf die vermeintliche Vereinbarung würde dann selbst das aktuelle Niveau wieder überschritten werden. Als „Akt der Verzweiflung“ interpretieren die Rohstoff-Experten der Commerzbank die Vereinbarung in Algier und sehen das Problem der Überschüsse als nicht gelöst. Die Commerzbanker zeigen sich überzeugt, dass die OPEC-Länder sich nicht an eine Vereinbarung halten werden.
Der Markt ist damit sehr skeptisch gegenüber der Vereinbarung – und dies wohl zu Recht. Der irakische Ölminister Jabar Ali al-Luaibi soll in Algier gegen die Vereinbarung protestiert haben. Die OPEC würde, so Al-Luaibi, die irakische Produktionsmenge deutlich zu niedrig ansetzen. Konfliktpotenzial ist daher noch zu erwarten – und es ist ungewiss, ob im November im Rahmen des nächsten regulären Opec-Treffens eine tragfähige Vereinbarung geschlossen werden kann. Fraglich wäre zudem, ob und wie ein solcher Vertrag eingehalten werden würde.
Lesen Sie auch
Kurzfristig scheint aber die Aussicht auf eine Vereinbarung und das aufeinander Zugehen des Irans und Saudi-Arabiens zu einer Stabilisierung der Ölpreise zu sorgen – auch in Hinblick auf Wartungsarbeiten im vierten Quartal in einigen Ölländern und einem moderaten Rückgang der Exporte Saudi-Arabiens.