Analyse
DAX – Italiener sorgen für Unsicherheit! - Seite 2
Grundsätzlich geht es bei dem Referendum in Italien nur um eine Reform des Parlamentssystems. Da der italienische Regierungschef Matteo Renzi dieses Referendum mit seinem Rücktritt verknüpft hat, bekommt diese Abstimmung eine Tragweite, die für Europa insgesamt dramatisch werden kann.
Sollten die Italiener gegen die Reform stimmen, dürfte Renzi nach bisherigem Stand seinen Rücktritt erklären. Ob dies tatsächlich so kommt, kann zwar diskutiert werden, aber ob ein wortbrüchiger Präsident noch besonders viel Vertrauen bei seiner Partei und der Bevölkerung genießt ist mehr als zweifelhaft. Insofern würde sich dann die Frage stellen, was unterm Strich die bessere Entscheidung ist. EX-Premier David Cameron dürfte hier als Musterbeispiel vorangegangen sein.
Dies hätte zur Folge, dass zunächst eine Übergangsregierung aus Technokraten bis zu den Neuwahlen in 2018 gebildet werden würde. Kurzfristig dürfte Italien dann in eine Regierungskrise fallen, die sicher nicht zur Stabilität Europas beitragen würde. Dass es sofort zu Neuwahlen kommt, ist indes unwahrscheinlich. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die etablierten Parteien ein Erstarken der Protestpartei „Fünf Sterne“ von Beppe Grillo unbedingt vermeiden wollen.
Die ohnehin schon lahmende Wirtschaft und der angeschlagene Bankensektor dürften hieraus dennoch nicht gestärkt hervorgehen, was einen weiteren Aufschwung antieuropäischer Positionen nach sich ziehen dürfte. Langfristig bleiben die Italiener damit eines der größten Sorgenkinder Europas und auch ein Italexit wäre für die Zukunft nicht mehr auszuschließen. Dass es zu solchen Entwicklungen bis zu den Neuwahlen in 2018 kommt, ist zwar durchaus unwahrscheinlich, langfristig hätte Europa einen weiteren weitaus schwerwiegenderen Unsicherheitsfaktor dazu gewonnen.
Ein weiterer Unsicherheitsfaktor stünde den europäischen Finanzmärkten dann ins Haus und dass der Faktor Unsicherheit nicht gerade für Kauflaune an den Aktienmärkten sorgt, ist mit Sicherheit den meisten bekannt.
Die EZB hätte bei einem „No“ der Italiener zu den beabsichtigen Reformen dann die Aufgabe die Märkte zu beruhigen, da dieses Votum wohl einen turbulenten Wochenstart nach sich ziehen dürfte. Insbesondere der angeschlagene italienische Bankensektor könnte im Zuge der Entscheidung wieder stärker unter Druck geraten und lindernde Worte des EZB-Präsidenten Mario Draghi vertragen.