Analyse
DAX: Politische Börsen haben kurze Beine! - Seite 2
Die europäische Zentralbank wird am Donnerstag wieder auf den Plan treten. Allerdings ist dabei sicher, dass kein neues Anleihekaufprogramm verkündet wird. Vielmehr stellt sich die Frage wie Mario Draghi sich zu den steigenden Inflationserwartungen äußert. Bereits jetzt gibt es einige Stimmen, dass das derzeit geplante Anleihekaufprogramm aufgrund der steigenden Inflationserwartungen nicht bis zum Ende gehalten werden kann. Die Schrauben werden tendenziell also eher in eine andere Richtung gedreht als im Frühjahr 2015.
Natürlich kann die Euphorie, wie wir sie im 1. Halbjahr 2015 gesehen haben, auch anders erzeugt werden. Durch Wachstum und Inflation beispielsweise. Nur bedeutet Inflation nicht gleich Wachstum und im Moment wird nur über Inflation gesprochen. Danach werden sich auch die Zentralbanken richten müssen, denn in erster Linie sind diese für Preisstabilität zuständig und nicht für Wachstum. Dies zu erzeugen liegt im Auftrag der Politik. Donald Trump hat sich das auf die Fahne geschrieben. In Europa haben wir wichtige Wahlen in Frankreich, Deutschland und Italien. Da wird viel über Wachstum gesprochen werden, aber um die Umsetzung wird sich zunächst keiner kümmern können. Der politische Machterhalt oder die Machtergreifung steht da erst einmal im Vordergrund.
Eine Inflation im Euroraum werden wir dennoch sehen. Dazu beitragen wird in erster Linie die Entwicklung der Energiepreise. Hier ist die Talfahrt schon seit mehreren Monaten beendet und seit Beginn des vergangenen Jahres hat sich der Rohölpreis mehr als verdoppelt. Beim Thema Inflation rückt diese Entwicklung erst jetzt auf die Agenda, da immer die Entwicklung im Vergleich zum Vorjahr herangezogen wird.
Aufgrund des stark notierenden US-Dollar wird auch das Thema „importierte Inflation“ eine hohe Bedeutung einnehmen. Auch hier hat der Verbraucher weniger in der Tasche, ohne dass von Wachstum in Europa gesprochen werden kann.
Die nötige Euphorie ist daher kein ganz so einfaches Thema. Um den derzeitigen Bullenmarkt zu beenden braucht es aber in der Regel eine euphorische Phase. Auch hierfür gibt es natürlich ein entsprechendes Sprichwort: „Haussen sterben in Euphorie“.
Sie sehen also es gibt Argumente für jedes Szenario. Die gibt es aber immer. Es wird immer Optimisten und Pessimisten geben und in der Regel verdienen auch beide Geld an den Finanzmärkten. Wichtig ist dabei nur, dass sich jeder Anleger aktiv sein eigenes Bild von der Gemengelage macht, offen ist für neue Entwicklungen und sich nicht gegen den Markt stellt.