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    Börsen-Zeitung  665  0 Kommentare Wunschzettel für 2018, ein Marktkommentar von Dietegen Müller

    Frankfurt (ots) - Nach einem ausgezeichneten Jahr an den meisten
    Aktienmärkten sind die Auguren zuversichtlich, dass auch 2018 ein
    guter Jahrgang werden könnte. Als einschränkender Zusatz wird nur
    regelmäßig der Hinweis genannt, dies könne dann unter stärker
    ausgeprägten Marktschwankungen geschehen als 2017. Denn anders als in
    den Jahren zuvor dürften die liquiditätsspendenden Maßnahmen der fünf
    großen Notenbanken weltweit zurückgehen. Die Privatbank Pictet
    erwartet einen Rückgang der aggregierten Nettoliquiditätsinjektionen
    von 2,5 Bill. Dollar im laufenden auf noch 0,5 Bill. Dollar im
    nächsten Jahr, bevor es 2019 dann zu einem aggregierten
    Liquiditätsentzug in Höhe von 80 Mrd. Dollar kommen dürfte.

    Da dies dem Markt wohl bekannt ist, sollten daraus kaum größere
    Überraschungen mit Kursfolgen resultieren. Etwas anders sähe dies
    aus, wenn die Zinserwartungen plötzlich hochschnellen würden. Danach
    sieht es momentan aber nicht aus. Laut der Bank of America Merrill
    Lynch geht der Markt von einer Zinserhöhung um 81 Basispunkte durch
    die US-Notenbank bis Dezember 2020 aus und von einem Anstieg von 46
    Basispunkten für die EZB und von 4 Basispunkten für die Bank of
    Japan. Das ist sehr überschaubar.

    Ein Szenario, das im kommenden Jahr den Markt überraschen könnte,
    wäre deshalb, wenn die Inflation stärker als erwartet anzieht. Dies
    könnte zu Turbulenzen auf den Anleihemärkten und damit auch auf den
    Aktienmärkten führen. Dann wären die Zinserwartungen zu zurückhaltend
    gewesen.

    Derzeit ist schwierig zu beurteilen, ob der Markt mit seiner fast
    antiinflatorischen Haltung Recht hat, die zu einer Rendite
    zehnjähriger Bundesanleihen von unter 0,30 Prozent führte. Die
    Bundesbank hatte erst am Freitag erklärt, ihre Wachstumsprognose für
    2018 für die deutsche Wirtschaft zwar von 1,7 Prozent auf
    kalenderbereinigt 2,5 Prozent hochzusetzen. Zugleich geht sie aber
    von einer gegenüber dem laufenden Jahr wenig veränderten
    Kerninflationsrate von 1,7 Prozent aus. Erst 2020 soll sie auf 1,9
    Prozent anziehen. Dies, obwohl die Bundesbank angesichts erwarteter
    Engpässe am Arbeitsmarkt steigende Löhne erwartet. Die kaum noch
    weiter steigenden Energiepreise dürften einen zunehmenden Preisdruck
    bei anderen Waren und Dienstleistungen verdecken, heißt es.

    Unter den Marktakteuren ist das Thema Inflation derzeit also nicht
    vordringlich, zumindest wenn man sich auf Umfragen stützt. Laut einer
    Erhebung des US-Abwicklers DTCC halten 78 Prozent der Befragten
    Cyberrisiken für das größte Risiko im Markt, vor geopolitischen
    Risiken, die von 69 Prozent genannt werden. 45 Prozent sehen in neuen
    regulatorischen Vorschriften und 38 Prozent im Brexit Risiken, 25
    Prozent halten die US-Geldpolitik für eine mögliche Risikoquelle. Ein
    gleich hoher Anteil hält auch ganz allgemein eine plötzliche
    Verwerfung im Finanzmarkt für möglich.

    Daraus lässt sich eine Erkenntnis ziehen. Der Wunschzettel der
    Investoren umfasst für 2018 wohl kaum ein moderates Inflationsumfeld,
    denn dies wird ohnehin erwartet. Mehr Gewicht liegt auf politischen
    Risiken. Diese waren schon für 2017 als zentral identifiziert worden.
    In Realität hat dann aber der Ausgang der französischen Wahlen den
    Euro und die europäischen Aktienmärkte beflügelt.

    Mit stoischem Gleichmut nahm der Markt dafür bisher die schwierige
    Regierungsbildung in Deutschland hin, auch wenn die Tatsache, dass
    eine stabile deutsche Regierung bisher fehlt, zu den Überraschungen
    von 2017 zählte. Ebenso überraschend ist auch, wie trotz der
    Kapriolen der US-Regierung unter Donald Trump die Volatilität am
    US-Markt auf ein Rekordtief gesunken ist.

    2018 muss dies nicht so bleiben. Eine Eskalation zwischen den USA
    und Nordkorea gilt als Extremszenario geringster
    Eintrittswahrscheinlichkeit, doch politische Ereignisse haben die
    Eigenschaft, schlecht einschätzbar zu sein. Risiken bergen auch die
    für März 2018 wahrscheinlichen Wahlen in Italien. Sollten sich
    euroferne Parteien durchsetzen, könnte dies zu neuen Spannungen in
    der Währungsunion führen, die derzeit vom breiten wirtschaftlichen
    Aufschwung übertüncht werden.

    Auf dem Wunschzettel der Aktionäre, ob sie nun, wie Carl
    Fürstenberg gesagt haben soll, dumm und frech sind oder ob sie
    einfach risikobewusst handeln, wird das Trump- und Italien-Risiko
    weit oben stehen - es möge sich bitte nicht materialisieren. Fast
    sicher wird jedoch jenes Risiko, dass 2018 schlagend wird, heute noch
    nicht auf der Liste zu finden sein.

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