Öl: Erneute Überschüsse
ETF Securities Ausblick 2018
Backwardation
Vor einem Jahr prognostizierten zahlreiche Beobachter, dass die Strategie der OPEC darauf abzielte, das Contango der Futures-Kurve in eine Backwardation umzukehren. Ihrer Argumentation zufolge lieferte das Contango den US-amerikanischen Produzenten von Schieferöl einen Anreiz, trotz der schwachen Preise am Spotmarkt weiter zu produzieren, da die Aussicht auf höhere Preise in der Zukunft es attraktiv erscheinen ließ, das Öl einzulagern und zu einem späteren Zeitpunkt zu verkaufen. Die Folge wäre ein kontinuierlicher Anstieg der Bestände. Nun befindet sich die Kurve in einer Backwardation.
Rückgang der Bestände ...
In der OECD tendieren die Rohölbestände nach unten (auf globaler Ebene werden keine Bestandsdaten erfasst). Insbesondere die (besonders teure) Einlagerung in Tankerschiffen wurde deutlich reduziert.
... aber nur vorübergehend, da die US-Produktion gesteigert ...
Der Abbau der Bestände dürfte allerdings nicht viel länger anhalten. Die aktuellen Preise lassen einen deutlichen Anstieg der US-Produktion erwarten. Die US-amerikanischen Produzenten von Schieferöl erreichen schon bei ca. 40 USD/Barrel die Gewinnschwelle. Bei einem aktuellen WTI-Preis von 55 USD/Barrel besteht also noch reichlich Spielraum für eine rentable Produktion, und wir erwarten eine erhebliche Ausweitung der Produktion.
Im nächsten Jahr dürfte die Produktion in den USA historische Höchstwerte erreichen, wobei aller Voraussicht nach sowohl das Zyklushoch aus der Zeit vor dem Preiskrieg von 2014 als auch die zuletzt 1970 erreichte Marke von 10 Mio. Barrel überschritten werden. Derzeit deutet wenig darauf hin, dass die Backwardation am Futures-Markt eine Ausweitung der US-Produktion verhindern wird.
... und die Einhaltung des OPEC-Abkommens nachlässt
Im Oktober 2017 ließen die Zahlen der OPEC und der zehn beteiligten Nicht-OPEC-Länder die bisher beste Einhaltung der vereinbarten Vorgaben zur Drosselung der Ölproduktion erkennen. Bei genauerer Betrachtung sind es jedoch Länder wie der Irak, die ihre Werte am deutlichsten verbessern konnten. Das Land steigerte die Einhaltung seiner Vorgaben von 22 Prozent im September auf 85 Prozent im Oktober und leistete damit einen erheblichen Beitrag zur Gesamterfüllung der OPEC-Vorgaben (95 Prozent im September bzw. 106 Prozent im Oktober). Angesichts der jüngsten Unterbrechung der Produktion in den irakischen Kurdengebieten nach dem erfolgten Unabhängigkeitsvotum halten wir es für unwahrscheinlich, dass diese starken Werte erneut erreicht werden können. Wir erwarten jedoch nicht ernsthaft eine dauerhafte Unterbrechung der Ölproduktion in den Kurdengebieten. Die Türkei als wichtigster Abnehmer von Öl aus der betroffenen Region hat ihre Drohungen nicht wahr gemacht, die vorhandenen Pipelines zu schließen.